LWL-Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen Arbeitshilfe Bauberatung Beispiel: Stadtumbau Herten-Süd Bauberatung zur Fassadengestaltung, Ewaldstr. 59 Arbeitshilfe Bauberatung Beispiel: Stadtumbau Herten-Süd, Bauberatung zur Fassadengestaltung, Ewaldstr. 59 Ausgangssituation Das Gebäude befindet sich auf der Ostseite im nördlichen Bereich der Ewaldstraße und ist mit seinem Erscheinungsbild und der Architektur typisch für die Hauptgeschäftsstraße des Stadtteils Herten-Süd. Der städtebauliche Maßstab wird durch die vorherrschende Dreigeschossigkeit, die aus den Gebäudebreiten resultierende Parzellenstruktur und die Traufenständigkeit der Gebäude bestimmt. Das Gebäude ist kennzeichnend für den zzt. der Jahrhundertwende einsetzenden Zuzug neuer Bevölkerungsschichten aufgrund der Erweiterung der Zeche Ewald und dem daraus resultierenden steigenden Bedarf an Wohn- und Geschäftshäusern. Die Fassadenabwicklung (Ewaldstraße 55-79) zeigt die Gebäude aus der Jahrhundertwende (rot unterstrichen), die in Maßstab, Struktur und Gestalt das Erscheinungsbild des Straßenzuges bestimmen. Vom ursprünglichen Zustand des Gebäudes zur Zeit der Errichtung um 1893 sind die zeittypisch historisierenden Gestaltelemente der Traufen- und Gurtgesimse, die pilasterartigen senkrechten Wandpfeiler und die Fensterumrahmungen mit typischer Ornamentik in Stuck lediglich in den Obergeschossen erhalten. Das Erdgeschoss entsprach bis 1905 in der Fassadengestaltung den Obergeschossen, wurde aber im Zuge eines rückwärtigen Anbaus für eine Bäckerei und der Einrichtung eines kleinen Cafes mit einer Schaufensteranlage und separatem Zugang umgebaut. Verschiedene Nutzungsänderungen und Fassadensanierungen des Erdgeschosses haben zu dem heutigen Buntsteinputz in diesem Bereich geführt. Die großformatigen, ungeteilten Kunststofffenster mit Rollläden sind auf Erneuerungen in den 1990er Jahren zurückzuführen. Ursprüngliche Planung 1893 Umbauplanung 1905 Bestand 2006 1 Arbeitshilfe Bauberatung Beispiel: Stadtumbau Herten-Süd, Bauberatung zur Fassadengestaltung, Ewaldstr. 59 Bauberatung Zielsetzung der Sanierungsmaßnahme war der Erhalt des Gebäudes durch eine entsprechende Nutzung, eine angemessene farbliche Gestaltung der Fassade sowie eine gestalterische Aufwertung der Erdgeschosszone unter Berücksichtigung einer Werbeanlage. In gemeinsamen Gesprächen mit dem Eigentümer und den zukünftigen Nutzern konnte grundsätzlich das Einvernehmen über den Erhalt der Putzfassade mit den einzelnen Gestaltelementen erreicht werden. Für die Gestaltung der Erdgeschosszone wurde mittels einer Skizze folgender Vorschlag unterbreitet: Beratungsskizze zur Gestaltung der Erdgeschossfassade Die Öffnungen werden in ihrer Größe belassen und der Buntsteinputz entfernt. Der ca. 1m hohe Sockel ist durchgängig flächig zu erhalten und bildet mit einem kleinen Vorsprung die Basis. Die Fläche zwischen Sockel und Gurtgesims EG/OG erhält einen neuen Verputz („Quaderbildung“) alternativ eine Fassadenverkleidung mit einem gut sichtbar ausgebildeten waagerechten Fugenbild von großformatigen Einzelelementen. Diese Ausführung hebt die bestehenden vertikalen Mauerpfeiler hervor. In den jeweiligen Sturzbereichen der Fenster und Türen verbleiben zurückliegende Flächen, die für eine dem Gebäude maßstäblich anzupassende Werbung zur Verfügung stehen. Für die farbige Gestaltung der Fassade wurde empfohlen, dass die vorgefundene Gliederung des Gebäudes (Sockel, Stützen, Gesimse) und die Gestaltungselemente der Fensterrahmungen differenziert abgesetzt oder hervorgehoben werden. Den „tragenden" Elementen wie Sockel, Säulen und Gesimse sind dabei die dunkelsten Farbtöne vorbehalten. 2 Arbeitshilfe Bauberatung Beispiel: Stadtumbau Herten-Süd, Bauberatung zur Fassadengestaltung, Ewaldstr. 59 Die Farbgebung der Fassade sowie ein Vorschlag über die Größe und Ausführung der Werbeanlage wurden über eine Fotomontage anschaulich dargestellt. Die Farbgebung der Fassade wurde sowohl unter Berücksichtigung der Umgebung (Farbplan) als auch vom Architekturstil der Fassade abgeleitet. Der Grundfarbton Blau wurde als mögliche frühere Farbgebung eines typischen Wohn- und Geschäftshauses um die Jahrhundertwende und in Abstimmung zu den Fassaden in der direkten Nachbarschaft gewählt und hebt das Gebäude im Straßenbild hervor. Umsetzung Im Ergebnis zeigt die umgesetzte Beratung die gewünschte differenzierte Farbgebung und eine zurückhaltende maßstäbliche Werbeanlage. Das Erscheinungsbild des Gebäudes ist nachhaltig aufwertet. Wünschenswert wäre noch ein Austausch der Fenster mit maßvollen Teilungen. Bestand 2008 Selbst bei genauem Hinsehen lassen sich Fotomontage und Umsetzung kaum voneinander unterscheiden. Abbildungen: LWL-Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 3