ENNEPE-RUHR-KREIS Fachbereich Gesundheit Gesundheitsaufsicht und gesundheitlicher Umweltschutz Merkblatt Schimmelpilzbefall in Innenräumen URSACHEN FÜR EINE SCHIMMELPILZBILDUNG IN INNENRÄUMEN 1. 2. Bauliche bzw. bauphysikalische Mängel - eindringende Feuchtigkeit durch Schäden am Außenputz oder Mauerwerk - Wärmebrücke, d.h. Abfließen von Wärme durch schlecht oder nicht isolierte Wände - aufsteigende Feuchtigkeit durch fehlende Horizontalsperre - eindringende Feuchtigkeit durch defekte Trinkwasser- oder Abwasserleitungen - von oben eindringende Feuchtigkeit durch defektes Flachdach. Wohnhygienische Mängel - zu geringe Lüftung der Wohnräume - zu niedrige Raumtemperatur (relative Luftfeuchte steigt dann an) - zu starke Feuchtigkeitsentwicklung durch die Wohnnutzung (z.B. Waschen und Trocknen von Wäsche in Wohnräumen) - Eindringen von warmer und feuchter Luft in kältere Bauteile mit der Folge, dass sich Kondenswasser bildet. MAßNAHMEN ZUR PROPHYLAXE UND BEKÄMPFUNG VON SCHIMMELPILZBEFALL 1. 2. Erkennung und Beseitigung baulicher und bauphysikalischer Mängel - Verhinderung des Eindringens von Feuchtigkeit durch Sanierung festgestellter Bauschäden. Eine Austrocknung der betroffenen Bauteile ist nach jeder Baumaßnahme zwingend erforderlich. - Beseitigung von Wärmebrücken durch fachgerechte Isolierung von Außenwänden. - Für die Ursachenermittlung ist ggf. ein Bausachverständiger hinzuzuziehen. Wohnungshygienische Bekämpfungsmaßnahmen - Veränderung der Lüftungsgewohnheiten. Ausreichende Lüftung aller Räume zur Abfuhr von Luftfeuchtigkeit. Die insbesondere von Küche und Bad ausgehende Feuchtigkeitsbelastung der Raumluft ist möglichst unmittelbar ins Freie abzuführen. - Als Regel gilt, zeitlich mindestens so lange zu lüften, wie der feuchtigkeitsverdunstende Vorgang gedauert hat. Stand: Oktober 2004 Gesundheitsaufsicht und gesundheitlicher Umweltschutz Merkblatt: Schimmelpilz Seite: 2 - Mindestens 3 - 5 mal täglich sollten die Wohnräume durch Öffnen der Fenster (Stoßlüftung) gelüftet werden. - Günstiger ist die Querlüftung (Öffnen gegenüberliegender Fenster), da hierdurch die Lufterneuerung beschleunigt und ein größerer Effekt erzielt wird. - Möbelstücke nie direkt an die Außenwand stellen. Es ist ein Abstand von mindestens 5 cm von der Wand einzuhalten, um eine Luftzirkulation zu ermöglichen. - Während der Heizperiode ist eine Beheizung aller Wohn- und Schlafräume erforderlich. In nicht beheizte Wohnräume dringt Luft aus den beheizten Zimmern ein. Diese erwärmte feuchtigkeitsbeladene Luft führt dazu, dass Feuchtigkeit an kälteren Wänden auskondensiert. - Die relative Luftfeuchtigkeit kann durch ein Hygrometer kontrolliert werden. Sie sollte in Wohnungen in einem Bereich zwischen 30 und 65 % liegen. - Bei Verkleidungen der Decken- oder Wandbereiche (z.B. Holzvertäfelungen) ist unbedingt dafür Sorge zu tragen, dass solche Konstruktionen hinterlüftet werden. WIRKUNGEN VON SCHIMMELPILZEN AUF DEN MENSCHEN Schimmelpilze, die in Wohnungen auftreten, können zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen und Erkrankungen führen. Durch das Einatmen von Schimmelpilzsporen können allergische Erkrankungen hervorgerufen werden. Zu nennen wäre hier beispielsweise das allergische Asthmabronchiale. Die häufigsten Mykosen durch Schimmelpilze sind die Aspergillosen, die vor allem bei immungeschwächten Personen festgestellt wurden. Die bekanntesten pathogenen Aspergillusarten sind Aspergillus fumigatus oder auch Aspergillus flavus und Aspergillus niger. Ca. 10% der Patienten mit einer vermuteten Inhalationsallergie haben eine Sensibilisierung gegen Pilzsporen. Im Vergleich zur Pollen- oder Hausstaubmilbenallergie ist jedoch die Schimmelpilzallergie noch wenig erforscht. Eine reine Pilzsporensensibilisierung ist eher selten. Häufig tritt eine sekundäre Sensibilisierung bei bereits bestehender Pollen- oder Hausstauballergie auf. Im Vergleich zur Pollen-, Hausstaubmilben oder Tierallergie ist die Diagnose einer Pilzsporenallergie bedeutend schwieriger zu stellen. Hier ist unbedingt anzuraten, einen erfahrenen Allergologen aufzusuchen. Bei einer festgestellten Hausstaubmilbenallergie ist es sehr wahrscheinlich, dass auch eine Schimmelpilzbelastung in der Wohnung gegeben ist. Dies ist damit zu erklären, dass Milben und Schimmelpilze im Hausstaub in einem komplizierten Ökosystem zusammenleben. Hausstaubmilben ernähren sich vorwiegend von menschlichen Hautschuppen. Sie sind aber auf die Symbiose mit Schimmelpilzen angewiesen, um Hautschuppen verwerten zu können. Auch Vorratsmilben ernähren sich vorwiegend von Schimmelpilzen und sind daher vermehrt in Wohnungen mit Schimmelpilzbefall zu finden. Verschiedene Schimmelpilzgattungen (Penicillum, Aspergillus, Cladosporium, Mucor und Alternaria) stellen bedeutende Inhalationsallergene dar und können bei entsprechend sensibilisierten Personen bereits bei geringen Raumbelastungen zur Auslösung eines akuten Asthma-Anfalles führen. Weitere Symptome für Raumluftbelastungen durch Schimmelpilzsporen sind Reizungen der Nasenschleimhäute, Hautreizungen, Kopfschmerzen, Lethargie, Konzentrationsschwäche oder auch Augenirritationen. Stand: Oktober 2004 Gesundheitsaufsicht und gesundheitlicher Umweltschutz Merkblatt: Schimmelpilz Seite: 3 GERUCHSBELASTUNGEN DURCH SCHIMMELPILZ IN WOHNUNGEN Schimmelpilze können eine Vielzahl flüchtiger organischer Verbindungen produzieren. Diese sind geruchlich wahrnehmbar. Die wichtigsten Substanzen dieser sog. mikrobiellen flüchtigen organischen Verbindungen (MVOC) sind langkettige Alkoholverbindungen, Ketone und Terpene. Zur Zeit wird diskutiert, ob diese MVOC Reizungen der Atemwege und Kopfschmerzen beim Menschen verursachen könnten. MYKOTOXINE Einige Schimmelpilzarten sind in der Lage, Toxine zu bilden, die eine medizinische Bedeutung haben. Mykotoxine in Innenräumen entstehen durch Schimmelpilzbefall mit toxinproduzierenden Arten. Da Mykotoxine ein hohes Molekulargewicht haben, ist eine Belastung des Menschen primär durch Inhalation mykotoxinhaltiger Partikel (z.B. Pilzsporen, Hausstaub) gegeben. In der Literatur werden nachstehende Krankheitserscheinungen durch Inhalation von Mykotoxinen beschrieben: - Infektanfälligkeit, - Kopf- und Gliederschmerzen, - Schleimhautreizungen. Die gesundheitliche Bedeutung der inhalativen Belastung durch Mykotoxine wird z.Zt. kontrovers diskutiert und kann abschließend noch nicht beurteilt werden. WOHNUNGSAUFSICHT Nach dem Gesetz zur Erhaltung und Pflege von Wohnraum für das Land Nordrhein-Westfalen (Wohnungsgesetz) ist jeder Vermieter von Wohnraum verpflichtet, diesen zu erhalten und zu pflegen. Die Gemeinden haben die Aufgaben, auf die Erfüllung von Mindestanforderungen und die ordnungsgemäße Nutzung von Wohngebäuden, Wohnungen und Wohnräumen hinzuwirken. Sollten Feuchtigkeitsschäden oder Schimmelpilzbildung in einer Wohnung vorliegen, ist die Nutzung erheblich beeinträchtigt. Liegt die Ursache in einem baulichen Mangel begründet, so hat der Mieter gegenüber dem Vermieter einen Anspruch auf sachgerechte Beseitigung des Feuchtigkeitsschadens bzw. des Schimmelpilzbefalls. Scheitert eine gütliche Einigung zwischen Mieter und Vermieter und erfolgt trotz schriftlicher Aufforderung keine Mängelbeseitigung durch den Vermieter, so können die baulichen Mängel der Gemeinde (z.B. Amt für Wohnungswesen) angezeigt werden. Aufgrund des Wohnungsgesetzes hat die Gemeinde die Möglichkeit bei baulich bedingten Feuchtigkeitsschäden öffentlich-rechtlich einzuschreiten und kann gegenüber der Eigentümerin / dem Eigentümer Anordnungen treffen. Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne beratend zur Verfügung: Gesundheitsamt des Ennepe-Ruhr-Kreises In Schwelm: Herr Schwedes: 02336 / 93-2448 oder Herr Schwabeland: 02336 / 93-2449 In Witten: Frau Eising: 02302 / 922-234 Stand: Oktober 2004