Fachwissenschaftliches Seminar zur Zahlentheorie Vortragsunterlagen zum Thema: Das Münzproblem“ ” Mit unseren Euromünzen sind wir in der Lage, jeden beliebigen Geldbetrag zu kombinieren. Falls wir jedoch z.B. den einen 1 Cent ausschließen würden, dann würde uns das nicht mehr gelingen. Mathematisch formaler gesehen führt uns dieses Beispiel auf folgendes: Wir betrachten eine k-elementige Teilmenge A von N und wollen wissen, welche natürlichen Zahlen als Linearkombinationen aus Elementen von A darstellbar sind. Das Münzproblem besteht nun konkret darin, die größte Zahl g(A), die nicht als Summe von Zahlen aus A zu schreiben ist, zu bestimmen. "'r1fi ,,il Das Münzproblem I ','' Wollen wir Mit unserenMänzen könnenwir jeden Geldbetragzusarnmenstellen. ohne die l-Pf-Mtinze auskomrnen,so gelingt dies nicht mehr mit den Beträigen 1 Pf und 3 Pf, ab 4 Pf, ist aber wieder jeder Betrag darstellbar. Ohne die KupfermänLen1 Pf und 2 Pf kann man aber nur durch 5 teilbare Pfennigbetr:ige erreichen Teilmengevon lN. Dann Es sei nun .d : {ar, a2t...rakl eine lc-elementige erhebt sich die Fbage,welchenatürlichen Zahlen als Summevon Elementenaus l, darstellbar sind, für welchen e IN also gilt: k S n - /r ;a; mit r; € INo. d=l Sicher gilt dies nur für solche n, die durch ggT(ar, azt. . . rak) teilbar sind, wir wollen uns daher auf BgT(ora , z t . .. , a * ) : L beschränken. Zunächst gilt k r n -- lt;ai i=1 mit x; e.Z ,i l I vll.g DasMünzproblem und das Briefmarkenproblem 4Bb (vgl. I.6 Satz 11). Ist dann x;: !;aplr; m i t Q ;€ V u n d 0 1 r ; 1 a p ( i : 1 ,2 r . . . , ß - 1 ) u n d ß_r r7,i: r* * D g;q, d=l so folgt & n -la;a; i-f &-1 : I(qto* * r;)a; * cra* i=l ß-1 ß-1 & = D r;a;* (t* + Dqtot)or - Ir,o,. ,i=l d=l i=l Es ist zu prüfen, unter welchervoraussetzungr3 ) 0 gilt. Es ist &-1 ß-r d=l d=l :n - I rPaP Für r ; a ;2 ' - ( o * - 1 )I " r ' fr-t n)(ap-1)tai-ak ,i=l ist daher r1 ) -1, also rp ) 0. Bezeichnetman mit g(A) die größte Zahl, die nicht als Summe von Zahlen aus A nt schreibenist, so gilt daher ß-r s(A)S(or-1)Da;-ah. i=1 Da die Zahlen in .4 nicht der Größe nach angeordnetsein müssen,wird man in der Abschätzung ar als die kleinste Zahl aus A wählen. Man sollte daher vielleicht besser : ', ,' 9S(a1-1)Id;-e1 i=2 ,i I schreiben. Da'sMünzproblemoder Problernuon FRonpnrus (nach FnRoweND GEoRc FnosuNrus, 1.849-1917) besteht in der Bestimmungder FnoseNruszolzlg(A) für eine vorgelegteMenge /. Ist I e A, dann ist diesesProblem offensichtlich trivial und man setzt g(A) - -1, damit obige Formel mit a; : I bzw. dr : L gültig bleibt. Für die Anzahl der nicht darstellba^ren Zahlen gilt "(A) g ( Ä )+ t n- \/ Ar \) a\ T i 'ir '.ti i|1l '1 der AdditivenZahlentheorie Vll Elemente 436 'i 'ii I' lil i g(A) ist mindedenn von zwei Zahlenna,n mit 0 Sm,n S g(A) und m *n: stenseine nicht darstellbar, da andernfalb g(Ä) darstellbar wäre. Ist k:2, alsoA: {at,o2} mit 88T(ar,or) :1, so ist g(A): a{12'o,r - dz und n(A): e(Ä)+ 1 .:, ,:i ii1 i (Aufgabe 13). Im folgendenBeispiel ist & : 3' folgt Beispiel 1: Es sei Ä : {6,10,15}. Aus obiger aüg9m3ine1f'bryhäitzung g(A) < llg, wenn *""t o, : 6 seizt. Es gilt aber g(/) :29, wie man folgendermaßenfindet: Die kleinste Zahl rr.6*rz'10*rg'15 mit rr ttztrs € INo in der Restklasse 0mod6 1mod6 2mod6 SmodG 4mod6 SmodG ergibtt*rrt {' ft : 0, ft:0, rt : 0, |"l:0, ft:0r ft = 0, Tz:0, TZ:L, Tz:Zt f2:0r tz:\, r2:2, fs : 0 fe:1 rg : 0 fg:1' rs:0 fs : 1 0 25 20 15 10 35 Die jeweils folgendenZahlen der Restklassesind dann nattirlich auch darstellbar, da man nur eine C addieren muß. Die größte nicht darstellbare Zahl liegt in 5 mod 6 und lautet 29. Es folgt n(Ä) > 15. Nachzählenergibt "(A): 15. Das in Beispiel 1 benutzte Verfahren kann man allgemein zur Berechnung von g(.4) und n(Ä) verwenden,wie folgenderSatz besagt' Satz 19: Es sei Ä : {@r, ..., @ß}eine Mengevon k natürlichen Zahlen mit ggT(ar, ... , ar) : 1. Für j : L, ... r dk sei rr' die kleinstenatärliche Zahl mit dargestellt werden lcanD. ;= mod a1, die als Summevon Zahlen aus .4 \ {"t} Dann gilt s(A): ,S15,ri - e1 und n(A):*,ä,,,j-+ Beweis: Ist n : 0 mod o1, dann ist n (als Vielfaches von a1) in Ä darstellbar. Ist n = j = r; moda1, dann ist n genau dann in Ä darstellbart wenn n2'ii - a1. Es folgt die größie niÄt-darstellbare Zahl dieser Restklasse ist r; s(A): ,ä.%,("j - ot) : ,*?ä, "j - a1' Vff.9 Das Münzproblem und das Briefmarkenproblem 4gT Färi l 0 mod al gibt esgenau jmod al und 0 1 n 1 ri. [3] z"ttt"n n mit n = Wegenl<j(orist ri- j [t..| : a1 Lcr J und damit n(A):,ä, [ä] - : *,;,,, :t)a,. ].(a, o Beispiel 2: Wir betrachten A : {5, 7, 13} mit dr : 5. 1mod5 2mod5 3mod5 4mod5 L, 6, 11.,1.6,21 2r7 3,8,13 4r9,L4 l"1 : 21 n2: 7 13:13 t4 "4: Es ergibt sich s(A):21- b: lG und n(A): * .5b- 2 - 9. o Man kann das Problem der Bestimmung von g(.4) und n(Ä) auf den Fall zurückftihren, daß j" ß - 1 der Zahlen aus Ä teilerfremd sind. Es gilt näirnlich: satz 2o: Es sei Ä : {or, ..., as} eine Mengevon ft natürlichenZahlenmit BBT(or, ... , a*) :_1 und ggT(az, ... , o*) : d. Dann gilt für die Menge A': {or,3, ...,fft s(A)- d. s(A')+ (d- r)a' und n(A)- d.n(A') *+.(o, - 1). Beweis: Es seien r; die in Satz 19 eingeführten Zatrlen und rl die analog definierten Zahlen für die Menge .A'. Die Zahl n ist genau dann in der Menge Qk, r taz ..., darstellbar, wenn dn in {or, ... , ah| darstellbar ist. Wegen li, äI g g T (a r,d ) : BgT( art a2t ... , or ) : 1 durchläuft dn mit n ebenfalls ein vollständiges Restsystem mod o1. Ist n:imodol und dn=jmodal (0 < i, j ( ar), dann ist rl : dr'i' Vll Elementeder AdditivenZahlentheorie 438 Es folgt aus Satz 19 - ,.r, - = @,) s(A): ,Bä rl - ar=,ä25, ltn{.,+l+ 7 ", woraus sich die erste Behauptung ergibt. Ferner ist nach Satz 19 t +-+:){'@)*+), n(A'):+ 'b\ra't I ,i-o':L=1 o' ,&.o, d 2 at tft't woraus sich auch die zweite Behauptung ergibt' ? Beispiel 3: wir betrachtennochmalsdie Menge A : {6,10,15} aus Beispiel 1. Mit Gr :6 folgt s(A): 5 . e({6,2,3}) + 24. von satz ofiensichtlichist 9({6,2,3}) : g({2,3}) : 1, was sich auch mit Hilfe 20 ergibt: : l" : s ( { 2 , 3 , 6 } )= 3 ' s ( { 2 , 1 } )+ 4 3 ' ( - 1 ) * 4 Es folgt s(A):5.1 *24=29. Ferner liefert Satz 20 n(A):5'rz({2'3}) + t$: 15. Die Elementevon A seiennun der Größenach numeriert, es sei also 0(ar ferner sei 1a2 1.-.<axi d, : ggT( art'zs.. . , di) 1962]) für i : L,.2,... ,k. Dann gitt ([Brauer/Shockley s(A)=Edi+r.h, In obigen Beispiel 2 ergibt sich damit s(A)st'l+13'i:ot. Es gilt ferner ([ErdOs/Graham 1972]) s(A)ltar-rl+l "-. L'EJ Vlf .9 Das Münzproblemund das Brie{markenproblem 439 Dies liefert für die Menge in Beispiel 2 s ( A ) < L 4 . 4- 1 3: 4 3 . Ist & - 2 und o2 ürrgeräde,dann ergibt sich s(A) 1 Zar + - a2: ar(az - \) - or., so daß in diesem Fall das Gleichheitszeichengilt (s.o.). Explizite Formeln ftir 9(Ä) ähnlich wie im Fall l,al : 2 erhält man unter geeigneten Voraussetzungen über die Menge A; vgl. z.B. [Hofmeister 1966], [Selmer 1986]. In VII.3 haben wir im Fall, daß die Elemente von A paarweise teilerfremd sind, eine Formel für die Anzahl po(") der Darstellungen von n als Linearkombination von Elementen aus ,4 mit nicht-negativen Koeffizienten hergeleitet. Im Fall & : 3 mit A : {a,,ä,c} ergab sich L (( a*b+"\' :#f("*T) p,a(n) ozatz ' -z\ J+'rt"l Es gilt pa(n) ) 0, falls -ry "r Also gilt wegen +z la(")ls;'(o*b*c) (vgl. VU.3) für die FnonENIUSzahl +ä * c)- *Y s(A)= /#t"z 1gz* ",)+ |nob"or(o Diese Abschätzung ist nicht sonderlichscharf; z.B. für A: g(A) < 56, während 9(,a) : 16 gilt (Beispiel 2). {5,7,13} liefert sie Bezeichnet man für r € INo mit 9,(Ä) die größte natürliche Zahl, die höchstens r Partitionen in Ä besitzt. also s,(A ): max{ n € E[ | pa( n) S r ] (und insbesonderege(Ä) - g(A)), dann erhält man folgendes Resultat: Satz 21: Es sei Ä - {o,, b, c}, wobei die natürlichen ZahLena,b,c paarweise teilerfremd sind. Dann gilt s , ( A )3 | u @ 2 + b 2* " r ) + z a b c ( ^ ( a* b + c ) * r ) - -a'* b + c ; Vll Elemente der AdditivenZahlentheorie Beispiel 4: Wir betrachtennochmalsdie MengeÄ = {5, 7, 13} aus Beispiel 2 und gebenfür 0 ( r ( 12 die Werte von g,(Ä) und die SchrankegemäißSatz 21 an: ? r A twl e | 1 0 1 1 L2 0l 7l2l 3l4l5l6l 7l8l 1 6 12 e1 3 7l 4 4 l 5 1 I 5 8 | 6 4 17 1I 7 6I 8 1 | 8 6 89 94 56I 62| 68| 73| 78I 83| 881e2| e6I 101| 104 108 ttz TeoTes 100 104 (r * m) habenwir in der letzten Zeileder Tabelle Wegeng,(A) - ,ffi noch tffm1 angegeben. Sa t z 2 2 zE s se i Ä : {a r, ..., a*} , wobei die natär lichenZahlenal, ...t ak paarweise teilerfremd sind. Dann gilt für r + oo g,(A),^,-@.' Beweis:Aus VII.3 Satz 9 folgt nk-l pA(r):ffi(L+u"), , , ln wobei (u,.) eine Nullfolgeist. Da pe(n) bis auf ein O(l)-Glied ein Polynom ist, gibt es ein ns € N, so daß die Folge (be(")) für n 2 no monoton wachsendist. Fär 9,(Ä) 2 no ist dann r - p'ok,(A)+1)> r - c('t=)' P'a(s,(A))2 wobei t'n die Ableitung von p,4 bedeutet und c eine Konstante ist. Also gilt wegenpe(g,(A)) S, (, c '\'-W)> \ -. s,(A)k-t (F=Io''- woraus sich die Behauptung ergibt. tr ) r(, .* (t +un,1t13