Vierteljährlich erscheinende Zeitschrift für Kunden 31.März 2013 Rinder News Schmallenbergvirus Ausgabe 25 Wo stehen wir heute? Von Dr. Walter Peinhopf In dieser Ausgabe: Schmallenbergvirus — Wo stehen wir heute Tiertransportgenehmigung Unsere neuen Mitarbeiterinnen Mit dem Milchprogesterontest die Fruchtbarkeit verbessern 1 2 3 4 Nachdem im Herbst 2011 im FriedrichLöffler-Institut (FLI) in Deutschland ein bisher unbekanntes Virus entdeckt wurde, war die Aufregung in Österreich zunächst nicht besonders groß. Wieder einmal – wir kannten die Geschichte vom „Blauzungen-Virus“ – hatten die Betriebe in Deutschland Probleme bei Schafen und teilweise Rindern mit Abortusfällen. Und wieder war es ein Virus, das durch blutsaugende Insekten (Gniezen) übertragen wurde. Die Ähnlichkeit mit Blauzunge war also definitiv gegeben und vermutlich wurde genau aus diesem Grund nicht zu viel Aufhebens gemacht. Nur zu gut waren die Probleme mit Impfungen, Impfverweigerern und Exportsperren in den Köpfen der Verantwortlichen noch verankert. Damals war ja angeblich auch alles nur aufgebauscht worden und in Österreich kommt so etwas sowieso nie vor! barten Bayern. Im Sommer 2012 traten auf einigen unserer Betriebe dann vermehrt Aborte im letzten Trächtigkeitsdrittel auf. Außerdem kam es zu einem Anstieg der Zellzahl und in einigen Betrieben vermuteten wir eine „Sommergrippe“, da es zu Durchfallerkrankungen und Milchrückgang bei den Kühen gekommen war. Alle möglichen Ursachen wurden überlegt, die Fütterung umgestellt, Toxinbinder dem Futter beigemengt und sogar genetische Ursachen für die Aborte (bestimmte Stierlinien könnten dafür verantwortlich sein) wurden gesucht. Virusnachweis in Österreich Letztlich kam es aber dann doch zum Nachweis des Schmallenbergvirus in Mit dieser Einstellung und der Idee, einem abortierten Kalb. Beinahe zeitdass das Schmallenbergvirus von Nord- gleich (August 2012) meldete die AGES westen mit dem Wind zu uns kommen Mödling, dass bei unzähligen Kontrollwürde – falls es überhaupt kommt… proben quer durch Österreich Schmalwarteten wir auf erste Fälle im benach- lenberg-Antikörper gefunden worden waren. Damit war klar, dass uns das Virus erreicht hatte. Die Symptome, die wir in der Praxis zu diesem Zeitpunkt bereits bemerkt hatten, waren vielfältig. Einerseits waren es die Spätaborte, die sich nun häuften, andererseits konnten wir nun auch die übrigen Probleme wie Durchfall, Milchrückgang und Zellgehaltserhöhungen erklären. Virus für embryonalen Fruchttod verantwortlich Eine weitere Auffälligkeit war für mich eine Erhöhung der embryonalen Todesrate. Dies war bisher nicht mit Schmallenbergvirus in Zusammenhang gebracht worden und so konnten wir in Seite 1 Darstellung des fötalen Fruchttodes im Jahresvergleich (Hauptinfektion: August /September 2012) 40,00 Föt. FT in Promille der US-US 35,00 30,00 25,00 2011 20,00 2012 2010 15,00 10,00 5,00 0,00 er nn Jä r ua br Fe z är M ri l Ap ai M ni Ju Zusammenarbeit mit der AGES in Mödling erstmals auch Virusmaterial in abgestorbenen, ca. 2 Monate alten Embryonen nachweisen. Somit ist auch ein klarer Zusammenhang zu einer Verminderung der Fruchtbarkeit gegeben. li Ju r st be m gu te Au p Se O er ob kt r r be be em em ov ez N D bei um verkrüppelt geborene Kälber, die kaum lebensfähig sind und oft auch bei der Geburt Probleme machen. Wenn es nämlich mit ca. 90 Trächtigkeitstagen zu einer Infektion des Fötus kommt, wird dieser nicht abgestoßen, sondern macht häufig selbst eine Infektion durch. Dies führt zu Missbildungen (sogenannten Arthrogryphosen), die sich in Verkrümmungen der Wirbelsäule und Gliedmaßen äußert, hervorgerufen durch Muskelverkürzungen. Seit Anfang März finden wir nun gehäuft solche Missbildungen, die mitunter auch einen Kaiserschnitt nötig machen. Wir möchten sie daher warnen, bei Geburten besonders achtsam zu sein, da es trotz kleiner Kälber immer wieder zu Komplikationen kommen kann. Es ist anzunehmen, dass wir auch im April und Mai noch mit solchen Missgeburten rechnen müssen. Abschließend bleibt mir jedoch die Hoffnung, dass wir die größten Probleme bereits hinter uns haben und das Jahr 2013 ein ruhigeres und für sie erfolgreiches Jahr sein wird. Auch wenn es den erlittenen Schaden nicht mindert, so gibt die Tatsache, dass die bisher bereits infizierten Tiere vermutlich zeitlebens immun sein werden, uns doch die Hoffnung, dass wir im kommenden Jahr deutlich weniger Erkrankungsfälle und Symptome dieser Infektion sehen werden. Missgebildete Kälber, als Folge der Virusinfektion Zurzeit macht uns aber eine weitere Auswirkung der Infektionen im letzten Herbst zu schaffen. Es handelt sich daKälbchen mit missgebildeten, versteiften Gelenken an den Vorderexträmitäten Achtung: Verlängerung der Tiertransportgenehmigungen Im Jahr 2007 wurde für viele Landwirte erstmals die Zulassung als Transportunternehmer „Kurzstrecke“ mit der Befristung auf 5 Jahre ausgestellt. Für viele Landwirte bedeutet das, dass die Genehmigung im letzten Jahr ausgelaufen ist. Da dies derzeit bei Verkehrskontrollen vermehrt geprüft wird, möchten wir sie darauf aufmerksam machen, dass die Zulassung bei der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde verlängert werden muss. Wir wünschen Ihnen und Ihren Tieren eine unfallfreie und sichere Fahrt! Seite 2 Vierteljährlich erscheinende Zeitschrift Unsere neuen Mitarbeiterinnen Mag. Silvana Klammer Hier nun ein paar Worte zu meinem beruflichen Werdegang: Nach erfolgreich bestandener Matura habe ich mich dazu entschlossen, mir meinen Kindheitswunsch zu erfüllen und Tierärztin zu werden. Nach einigen Jahren auf der veterinärmedizinischen Uni Wien in denen ich das Tätigkeitsfeld eines modernen Tierarztes kennen lernte, fiel mir die Wahl des Vertiefungsfaches zum Ende des Studiums gar nicht schwer. Die Rindermedizin, in Kombination mit Lebensmittelwissenschaften wurde auserkoren. Liebe Zeitungsleser, ich möchte hiermit die Gelegenheit beim Schopf packen und mich kurz vorstellen. Mein Name ist Silvana Klammer und ich stamme ursprünglich aus Wien. Bin dort aufgewachsen, zur Schule und später auch zur Uni gegangen. In meiner Freizeit bin ich gerne mit Freunden, dem Rad oder auf Skiern unterwegs. schiedensten Problemen, angefangen vom Wehwechen des Hamsters über Meine Praktika absolvierte ich teilweise Skikantenverletzungen des Urlaubshunbei österreichischen Tierärzten und teil- des und nichtfressende Lieblingskätzweise in Deutschland, in einer Tierklinik chen, kranke Kälbchen und Kühe bis zum lahmen Pferdchen. Zwischendurch mit großem Rinderzweig. Zudem fand ließ sich der Besuch der einen oder anich im Studentenleben nebenbei noch deren Fortbildung auch noch unterbrinZeit das Leben etwas zu genießen und gen. ein wenig Geld zu verdienen. Vorbei mit dem Studentendasein ging es dann für etwas mehr als ein Jahr in eine Gemischtpraxis in den schönen Pongau im Salzburgerland. Dort beschäftigte ich mich mit den ver- Seit Anfang März dieses Jahres freue ich mich jetzt hier zu sein und neue Aufgaben in einem größeren Team wahrnehmen zu können. Mag. Michaela Maurer le und BORG mit musisch-kreativem dieser Ausbildung beschäftigte ich mich Zweig) absolvierte ich im Pongau. intensiv mit dem Volkstanz. Seit dieser Zeit unterrichtete ich Volkstanz auf diSeit meinem 13. Lebensjahr verspürte versen Seminaren in Salzburg, OberösSehr geehrte Leserinnen und Leser, ich den Wunsch Tierärztin zu werden. terreich und Niederösterreich, leitete ich möchte diese Ausgabe der Rinder Dieser wurde immer stärker. So bewarb einen Kinderchor und sang mit ErwachNews nutzen um mich bei Ihnen vorzu- ich mich an den Universitäten in Wien senen in kleinen Ensembles. Mein Leund München. Meine Wahl fiel schließstellen. ben gestaltet sich also sehr abwechslich auf ein Studium in unserer Bundeslungsreich und genau das schätze ich hauptstadt, welches ich im Oktober am aller Meisten daran. 2007 begann. Vor kurzem absolvierte ich die letzten Prüfungen und reichte Nun freue ich mich auf eine herrliche meine Diplomarbeit ein. Während mei- Zeit in der Steiermark und auf eine gute nes Studiums absolvierte ich diverse und angenehme Zusammenarbeit mit Praktika bei Tierärzten im Pongau. Ihnen. Meine Freizeit verbringe ich am liebsten auf den Bergen. Egal ob zu Fuß o- Ihre Michaela der mit dem Moutainbike- die herrliche Aussicht ist die Anstrengung jedes Mal wert. Wenn ich nicht gerade an der frischen Luft bin, trifft man mich des Öfteren in der Kirche an, wo ich zusammen mit meiner Schwester und einer Freundin viele Hochzeiten musikalisch umrahme. Das Singen wurde mir in die Wiege gelegt und es ist noch heute eines meiner liebsten Hobbys. Mein Name ist Michaela Maurer, ich bin 24 Jahre alt und komme aus Wagrain im Salzburger Pongau. Umringt von unseren herrlichen Bergen verbrachte ich zusammen mit meinen zwei Geschwis- Mit 16 Jahren absolvierte ich das brontern meine Kindheit. Die schulische Aus- zene und silberne „Leistungsabzeichen bildung (Volksschule, Musikhauptschu- für Heimat und Brauchtum“. Im Rahmen Ausgabe 25 Seite 3 Mit dem Milchprogesterontest die Fruchtbarkeit verbessern Von Mag. Georg Stieg Die regelmäßige Anwendung eines Milchprogesterontests kann durchaus ein wertvolles Hilfsmittel sein, um die Zwischenkalbezeit zu verkürzen, Fehlbesamungen zu vermeiden und Sterilitätsbehandlungen zu sparen. Milchprogesterontest und der Zyklus der Kuh Um die Anwendung des Tests zu erklären muss man sich kurz dem Sexualzyklus der Kühe widmen. Wenn die Kuh in Brunst ist, befindet sich auf ihrem Eierstock ein großes Eibläschen, ein sogenannter dominanter Follikel, der am Ende der Brunst zerplatzt und das Ei in den Eileiter entlässt. Dieser dominante Follikel bildet das Hormon Östrogen, das für das Brunstverhalten der Kuh verantwortlich ist. An der Stelle des Eisprungs bildet sich in den Tagen darauf ein sogenannter Gelbkörper der das sogenannte „Trächtigkeitsschutzhormon“ Progesteron bildet. auch durch eine rektale Untersuchung nicht von einer richtigen Brunst zu unterscheiden. Mittels Milchprogesterontest wäre dies aber möglich. Wie funktioniert nun ein Milchprogesterontest? Es wird einfach eine kleine Menge Milch aus dem Nachgemelk der Kuh mit einer bestimmten Menge an Testflüssigkeit vermischt und nach ca. 15 min kann das Ergebnis abgelesen werden. Eine starke Verfärbung weißt auf das Vorhandensein eines Gelbkörpers hin und die Kuh kann somit keine richtige Brunst haben - höchsten eine Zwischenbrunst. Außerdem könnte dieses Ergebnis 21 Tage nach der Besamung eine Stillbrunst ausschließen. Wenn keine Verfärbung eintritt, ist auch kein aktiver Gelbkörper vorhanden. Ein solches Testergebnis 18-21 Tage nach dem Besamen würde bedeuten, dass die Kuh wieder nachstiert. Rinder News DR.VET -Die Tierärzte Jöss 6a, 8403 Lebring Für den Inhalt verantwortlich: Assoc. Prof. Dr. Walter Peinhopf Mag. Georg Stieg Dr. Andrea Wehowar Mag. Silvana Klammer Mag. Michaela Maurer Telefon: 03182 4166 E-Mail: [email protected] Z u m Wo h l e u ns e r e r Ku nd e n Sie finden uns auch im Web www.dr-vet.at Gelbkörper aus einem Schlachttier Testergebnisse von Milchprogesterontests Ist nun die Kuh nicht trächtig veranlasst ein Signal aus der Gebärmutter ca. am 18.Zyklustag die Rückbildung des Gelbkörpers. Daraufhin kann der nächste Dominante Follikel zur Sprungreife gelangen, was in Anwesenheit eines Gelbkörpers nicht möglich wäre. Follikel reifen auch während einer Gelbkörperphase heran und können dabei Brunstsymptome verursachen. Allerdings kommt es hier zu keinem Eisprung. Man spricht in diesem Fall von einer Zwischenbrunst. Eine solche Zwischenbrunst ist in manchen Fällen Progesteronspiegel im Blut Seite 4 Vierteljährlich erscheinende Zeitschrift