Alte Akademie in München

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Alte Akademie in München
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Text Wolfgang Jean Stock
1 Kaufhaus Hettlage
2 Wirtschaftshof
3 Schmuckhof
5
4 Klosterhof
4
2
3
5 Zierhof
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6 Kirche St. Michael
7 Neuhauser Straße
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Die Alte Akademie liegt rund
200 Meter von der Frauenkirche entfernt im Nordwesten der Altstadt
Abbildung: Signa
bankrott verursacht hätte). Inmitten der kleinteiligen Altstadt war die Renaissance-Anlage mit
Innenhöfen damals das größte einheitliche Bauwerk in München. Im 19. Jahrhundert durch einen
Westflügel ergänzt, wurde die Alte Akademie im
Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. Den rekonstruierenden Wiederaufbau leitete Josef Wiedemann, der jedoch anstelle des Westflügels
von 1953 bis 1955 einen kubischen Neubau mit
zeittypischer Fassadenbemalung für das Textilkaufhaus Hettlage errichtete.
München und seine Architektur der NachkriegsNach der Aufhebung des Jesuitenordens im
moderne, das ist ein Kapitel voller Widersprüche. Jahr 1773 wurde das Ensemble in wechselnder
Während bereits mehrere markante Zeugnisse
Folge von staatlichen Einrichtungen genutzt,
geopfert wurden und die Zukunft der Architektur- etwa als Hofbibliothek und Archiv, aber auch als
schule weiterhin ungewiss ist (Bauwelt 3.2016),
Maler- und Bildhauerschule – daher der Name
gab es auch positive Taten. Bemerkenswert ist, Alte Akademie. Zuletzt war dort das Bayerische
dass es in diesen Fällen nicht um Bauten der
Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung
A-Klasse ging. Ein Beispiel ist das „Haus der baye- angesiedelt. Nach dem Abzug des Landesamtes
rischen Landkreise“ im Münchner Regierungsund der Aufgabe des Kaufhauses wurde das
viertel, das Michael Gebhard vom Büro Morpho- Areal für neue Nutzungen frei. Es ehrt den Freilogic nicht nur technisch erneuert und energestaat Bayern, dass er den südlichen Teil der Imtisch ertüchtigt, sondern auch gestalterisch ver- mobilie an der Neuhauser Straße nicht verkaufte,
feinert hat. Ebenfalls den Charakter der 1950er
sondern Ende 2013 in Erbbaurecht für 65 Jahre
Jahre bewahren konnte Josef Meier-Scupin bei
an die österreichische Immobiliengruppe Signa
der Sanierung der „Münchner Bank“ in der Altvergab. Die Stadt München wiederum bestand
stadt: Gegenüber der Frauenkirche strahlt die
darauf, dass sämtliche Bestandsgebäude unter
elegante Fassade noch immer den Geist der
Denkmalschutz bleiben, darunter das frühere
Wiederaufbauzeit aus.
Kaufhaus mit seinen Arkaden. Die städtische PoNur zwei Ecken weiter steht das große Ensem- litik war auch deshalb sensibilisiert, weil der Inble der Alten Akademie, über dessen neue Vervestor Renè Benko, Inhaber von Signa, in Europa
wendung nun in einem Wettbewerb entschieden ja nicht unumstritten ist.
wurde. Diese Konkurrenz wurde mit besondeMit dem Ziel, im Gebäudekomplex eine Mirem Interesse verfolgt, weil es sich bei dem Areal schung aus Einzelhandel, Gastronomie, Büros
um ein prägendes Herzstück der Münchner Altund Wohnungen unterzubringen, lobte der Baustadt handelt. Der Kern der palastartigen Anlage herr Signa einen internationalen Realisierungsentstand im späten 16. Jahrhundert als Jesuitenwettbewerb mit zuletzt elf geladenen Teilnehkolleg, zusammen mit der benachbarten Kirche mern aus. Vor wenigen Wochen hat das PreisgeSt. Michael (deren Bau beinahe einen Staatsricht unter Leitung von David Chipperfield über
Der internationale Wettbewerb zur Umgestaltung
der Alten Akademie in München zeigt, dass Denkmalschutz und Investoreninteressen vereinbar sind
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WETTBEWERBE ENTSCHEIDUNGEN
die eingereichten Entwürfe geurteilt. Wie die
Wettbewerbsausstellung mit Plänen und Modellen zeigte, hat die Jury richtig entschieden, sowohl bei der Auswahl als auch bei der Reihung der
Preisträger. Bereits im zweiten Rundgang wurden sieben Teilnehmer ausgeschieden, ein weiteres Büro (Ortner & Ortner Baukunst, Berlin)
erhielt eine Anerkennung.
Die fünf wesentlichen Kriterien bei der Preisvergabe waren: Rücksicht auf die geschützten
Fassaden, Erhalt der Arkaden, funktionale Grundrisse in den kommerziellen Bereichen, Erschließung des bislang unzugänglichen Schmuckhofes, Organisation von Wohnungen am Hof in
Vereinbarkeit mit dort vorgesehener Gastronomie. So war es nur konsequent, dass der 1. Preis
fast einstimmig an Morger Partner Architekten
aus Basel ging, an jenes Büro, das den Bestand
sehr behutsam weiterentwickelt. Im Urteil der
Jury: „Die Verfasser verstehen sich nicht als Autoren, sondern als Interpreten des Gebäudeensembles – und es gelingt ihnen. Minimale Eingriffe oder Adaptionen reichen aus, um den Geist
der unterschiedlichen Historie der Gebäude hervorzuheben.“ So werden etwa die Wohnungen
am Hof mit Loggien ausgebildet, wobei Arkaden
über der Gastronomie nicht nur Schatten spenden, sondern auch vor Lärm schützen.
Der 2. Preis wurde an Christ & Gantenbein Architekten, ebenfalls aus Basel, vor allem mit dem
Vorbehalt vergeben, dass die Neuinterpretation
der Kaufhaus-Fassade mit dem Denkmalschutz
nicht vereinbar sei. Dem Betrachter erscheinen
die eingestanzten Öffnungen (analog zu den
Fensterachsen im benachbarten RenaissanceGiebel) als formalistisch, ja fast brutal.
Den 3. Preis erhielten Caruso St John Architects
aus London für einen Entwurf, dem die Jury einerseits eine hervorragende Rücksicht auf die
Bauwelt 23.2016
Einstufiger Realisierungswettbewerb im kooperativen
Verfahren mit 11 eingeladenen Teilnehmern
1. Preis (80.000 Euro) Morger Partner Architekten, Basel,
mit Maurus Schifferli Landschaftsarchitekt, Bern
2. Preis (48.000 Euro) Christ & Gantenbein Architekten,
Basel, mit Müller Illien Landschaftsarchitekten, Zürich
3. Preis (32.000 Euro) Caruso St John Architects, London,
mit Vogt Landscape, London
Anerkennung Ortner & Ortner Baukunst, Berlin,
mit Topotek 1, Berlin
Ausloberin
München, Alte Akademie Immobilien GmbH & Co. KG,
ein Unternehmen der SIGNA-Gruppe
Wettbewerbsbetreuung
bgsm Architekten Stadtplaner
Fachpreisrichter
David Chipperfield (Vorsitz), Elke Delugan-Meissl,
Gert F. Goergens, Wolfgang Lorch, Elisabeth Merk,
Heinz Neumann, Peter Wich
Bauwelt 23.2016
1. Preis Mit minimalen Eingriffen, so die Jury, heben
Morger Partner Architekten
den Geist der Historie der
Gebäude hervor.
Oben: Kaufhaus Südwestecke; daneben: Kopfbau der Akademie, unten:
Schmuck hof Nordostecke
Grundrisse EG und 5. OG
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denkmalpflegerischen Belange bescheinigte, dem
andererseits „allerdings die Komponente einer
zukunftsorientierten, über das Gebotene hinausgehenden Vision fehlt“.
Sofern, was zu erwarten ist, die Verfasser des
1. Preises mit der Realisierung beauftragt werden, kann neben der Stadt München auch die
Öffentlichkeit sehr zufrieden sein. Ein prägnanter Teil des urbanen Gefüges wird modernisiert,
ohne den Anschluss an die Geschichte zu verlieren. Eines aber fällt auf: Während die beiden Teilnehmer aus München leer ausgingen, kam hier
wieder einmal ein Schweizer Büro bei einer großen
städtebaulichen Reparatur zum Zuge – nach
Herzog und de Meuron bei den „Fünf Höfen“ und
Meili Peter bei der „Hofstatt“ auf dem früheren
Gelände des Süddeutschen Verlags.
2. Preis Die Neuinterpretation der Kaufhausfassade (oben), wie sie Christ und
Gantenbein vorschlagen,
sei, so die Jury, mit dem
Denkmalschutz nicht vereinbar
Grundrisse EG und 3. OG
im Maßstab 1:1500, Schnitt
1:750
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3. Preis Eine „hervorragende Rücksicht auf denkmalpflegerische Belange“
bescheinigte die Jury
dem Vorschlag von Caruso
St John. Sie vermisste jedoch eine zukunftsorientierte Vision.
Grundrisse EG und 3. OG
im Maßstab 1:1500
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WETTBEWERBE ENTSCHEIDUNGEN
Bauwelt 23.2016
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