Geologie in Ludwigsburg, Jan. 2012

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Geologie in Ludwigsburg
2
Inhalt
1. Einleitung
3
2. Geologischer Bau und Erdgeschichte von Baden-Württemberg
4
2.1
2.2
2.2.1
2.2.2
Krustenbewegung und Landschaftsbild
Der Aufbau des Untergrundes
Grundgebirge
Deckgebirge
4
5
5
7
3. Geologie in Ludwigsburg
13
3.1
3.2
Buntsandstein
Muschelkalk
13
13
3.3
3.4
3.5
3.6
3.7
Keuper
Quartär
Geologische Karte und Profilschnitt von Ludwigsburg
Tektonik - Die Lagerung der Schichten
Lemberg und Hohenasperg als Zeugen der Erdgeschichte
15
17
18
20
21
4. Das Grundwasser im Untergrund von Ludwigsburg
22
5. Anhang
26
5.1
5.2
5.3
5.4
5.5
Geologische Zeittafel, Schichtaufbau und Grundwasser in Ludwigsburg
Gesteinskunde
Gesteinsfarben
Karst
Erdbeben
Herausgeberin
Stadt Ludwigsburg
Fachbereich Tiefbau und Grünflächen
Wilhelmstraße 11
71638 Ludwigsburg
Bearbeitung und Beiträge
Dr. Wolfgang Goos
Januar 2012
26
29
31
32
33
Auskünfte zu Geologie, Grundwasser, Baugrund, Altlasten
und Erdwärmenutzung in Ludwigsburg erteilt:
Fachbereich Tiefbau und Grünflächen
Abteilung Bodenschutz
Telefon: 07141/910-2707
Telefax: 07141/910-2230
Mail: [email protected]
3
1. Einleitung
Dieses Manuskript ist eine Zusammenfassung der landschaftsgeschichtlichen und geologischen Entstehung von Baden-Württemberg und
der geologischen Verhältnisse im Raum Ludwigsburg. Die Gemarkung von Ludwigsburg liegt im Landschaftsraum des ca. 1300 km2
großen Neckarbeckens und umfasst eine Fläche von 4333 ha (Abb. 1). Das Neckarbecken wird im Süden und Südosten von den Keuperbergen des Glemswaldes, der Stuttgarter Bucht, dem Schurwald und den Berglen, im Osten und Nordosten vom Murrhardter Wald und
von den Löwensteiner Bergen und im Nordwesten vom Strom- und Heuchelberg eingerahmt. Der Markungsbereich westlich des Neckars
gehört zur Muschelkalk- und Lettenkeuperfläche des "Strohgäus", dessen östlicher Teil bis zum Neckar "Langes Feld" genannt wird. Der
Bereich östlich des Neckars gehört zur Gäufläche der "Backnanger Bucht". Im Strohgäu wird intensiver Ackerbau auf den fruchtbaren
Lösslehmböden betrieben. Das Neckartal mit seinen Nebentälern und die Gäuhochflächen östlich des Neckars werden auch durch Obstbau und Weinbau geprägt. Die höchste topographische Erhebung in Ludwigsburg ist der Lemberg mit 365,1 mNN, der tiefste Punkt liegt
im Gewann Hofwiesen im Neckartal am Nordrand der Gemarkung mit 195,8 mNN.
Heilbronn
Heuchelberg
Nord
Zabergäu
Zaber
Neckar
Stromberg
Löwensteiner Berge
Murr
Besigheim
Enz
HeckenGäu
Ludwigsburg
GlemsStrudelbachPlatte
PFilder
Backnanger Bucht
Langes Feld
N e c k a r -
S t r o h
-
G ä u
Becken
Rems
Glems
Stuttgart
Rems
Schmidener
Feld
Stuttgarter
Bucht
Esslingen
Glemswald
Sindelfingen
Böblingen
Gäulandschaft,
Zeugenberge
Schönbuch
Keuperbergland
Winnenden
Berglen
Waiblingen
Leonberg
Obere
Gäue
Murrhardter
Wald
Marbach
Vaihingen/E.
Strudelbach
Backnang
Bietigheim/B.
Metter-Platte
Filder
Schurwald
Schurwald
Fils
Fils
Körsch
Albvorland
Filderebene
Abb. 1: Die naturräumliche Gliederung im Mittleren Neckarraum
Abb. 2: Der Aufbau
Aufbau des Schichtstufenlandes
Schichtstufenlandes im Mittleren
Mittleren Neckarraum
Verändert nach: H. Brunner (1998): Erläuterungen zu Blatt Stuttgart und Umgebung, GK 50, LGRB Freiburg
Albvorland
4
2. Geologischer Bau und Erdgeschichte von BadenBaden-Württemberg
Die Geologie ist die Wissenschaft vom Bau und der Entstehungsgeschichte der Erde (gr. gé = Erde, logos = Lehre). Zur Rekonstruktion
der Erdgeschichte sind genaue Kenntnisse der unterschiedlichen Gesteine, ihrer Herkunft und Entwicklung im Laufe der Jahrmillionen
und ihrer physikalischen und chemischen Eigenschaften erforderlich. Durch Studium, Analyse und Kartierung der Art der Gesteine
(Petrographie) und ihrer Lagerungsverhältnisse (Stratigraphie), durch die Erforschung und Klassifizierung der fossilen Lebewelt in den
Gesteinsschichten (Paläontologie) und mit chemischen und physikalischen Methoden (Geochemie, Geophysik) kann eine Systematik und
Altersklassifizierung der Gesteine der oberen Erdkruste vorgenommen werden. Mineralogische, geophysikalische, geographische, kartographische und paläoklimatologische Untersuchungen ergänzen die Geologie und führen zu unserem heutigen Bild von der Entstehung
und Entwicklung der Erde und ihrer Lebewelt. Bevor wir die unterschiedlichen Gesteine unseres Landes näher betrachten, müssen die
dynamischen Vorgänge innerhalb der Erdkruste erläutert werden. Sie sind für die Entstehung der Gesteine und für die Formung der Landschaften von großer Bedeutung.
2.1 Krustenbewegung und Landschaftsbild
Der Aufbau der Erde gliedert sich in Erdkern, Erdmantel und
abgetragen. Im kleinräumigen Maßstab kommt es innerhalb
Erdkruste (Abb. 3). Die zwischen 5 und 50 km mächtige
Erdkruste ist in 7 Großplatten und 7 kleine Platten unterteilt.
der Platten zur Bildung von Schichtverbiegungen, die als
Mulden- und Sattelstrukturen bezeichnet werden und zu
Diese sind, angetrieben durch konvektive Fließbewegungen
horizontalen und vertikalen Schichtversetzungen, die als
des etwa 1.200 °C heißen und zähplastischen Magmas im
Verwerfungen bezeichnet werden. Diese sind oft als Graben-
Erdmantel ständig in langsamer vertikaler und horizontaler
Bewegung Die Vertikalbewegungen der Platten liegen bei
und Horststrukturen angelegt (Abb. 4). Diese dynamischen
Bewegungsvorgänge innerhalb der Erdkruste werden unter
wenigen mm pro Jahr, die Horizontalbewegungen liegen bei
dem Begriff "Tektonik" (= die Baukunst betreffend) zusam-
bis zu 16 cm pro Jahr. In Vulkangebieten und in Bereichen
mengefasst. Sie haben im Zusammenwirken mit der Verwitte-
mit quellfähigen Gesteinen, v,a, Anhydrit, können Vertikalbewegungen im Zentimeterbereich pro Jahr gemessen wer-
rung und der Abtragung der Gesteine maßgeblichen Einfluss
auf die Gestaltung von Flusssystemen und Landschaften.
den. Entlang der Plattengrenzen in den Ozeanen tritt Lava
aus und es kommt zur Neubildung von Meeresboden. Dadurch driften die Platten langsam auseinander (Seafloor-
Das Zusammenspiel dieser Kräfte führte gegen Ende der
erdgeschichtlichen Zeitära des Paläozoikums (Erdaltertum)
Spreading). Es bilden sich weltumspannende Bruchsysteme,
vor etwa 255 Millionen Jahren im Raum des heutigen Europa
die sogenannten ozeanischen Riftsysteme mit mächtigen
zur Bildung des so genannten "Germanischen Beckens" als
mittelozeanischen Gebirgsrücken und Inselketten. Diese
Neubildung von Meeresboden wird an anderer Stelle bei der
flache Einsenkung und Randmeer eines großen Ozeans, der
"Tethys" (Abb. 4). Die Landmassen der Erde waren zu dieser
Kollision der Kontinentalplatten durch Versenkung der Oze-
Zeit zum Großkontinent "Pangäa" vereinigt, der dann im
ankruste (Subduktion) in den oberen Erdmantel, einherge-
Laufe der Zeit zu den heutigen Kontinenten zerfallen ist. Das
hend mit der Bildung von Tiefseerinnen ausgeglichen. Bei
der Kollision von Kontinenten, z.B. Indien mit Asien oder
Germanische Becken erstreckte sich vom heutigen England
und Skandinavien bis nach Polen, Süddeutschland und nach
Afrika mit Europa entstehen Faltengebirge wie z.B. der Hima-
Burgund. Im Laufe der folgenden Jahrmillionen wurden hier
laja und die Alpen. Beim Auseinanderdriften kontinentaler
Platten entstehen kontinentale Riftsysteme wie z. B. das
die an die 1000 m mächtigen Sedimentschichten des Mesozoikums (Erdmittelalter) in den Zeitabschnitten von Trias,
ostafrikanische Grabensystem und das Rote Meer (Abb. 3).
Jura und Kreide abgelagert. Gegen Ende der Jura-Zeit vor
Innerhalb der Platten bilden sich Bruchsysteme wie z.B. das
etwa 145 – 140 Millionen Jahren haben sich Teile dieses
Mitteleuropäische Grabensystem mit Rhone-Graben, BresseGraben und Oberrheingraben und es kommt auch zu weit-
Beckens in Süddeutschland über den Meeresspiegel herausgehoben und unser Land ist seitdem Abtragungsgebiet.
räumigen Hebungen oder Absenkungen der Erdkruste. In die
Durch die stärkere Heraushebung von Vogesen, Schwarzwald
so entstandenen Becken dringen Flüsse oder das Meer ein
und es bilden sich über lange Zeiträume mächtige Sedi-
und Odenwald kam es in der Tertiär-Zeit vor etwa 35 Millionen Jahren zum Einbrechen des Oberrheingrabens als Ge-
mentablagerungen, die von den umgebenden Festlandsge-
wölbescheitelbruch. Innerhalb der europäischen Erdkrusten-
bieten abgetragen werden. Nach tektonischer Hebung und
platte entstand durch tektonische Vorgänge schließlich die
Trockenfallen der Sedimentbecken werden die abgelagerten
Gesteine durch die Erosion von Wasser und Wind wieder
"Süddeutschen Großscholle", die weite Bereiche von BadenWürttemberg und Bayern umfasst (Abb. 4)
5
Abb.3
Abb.3: Blick in das Erdinnere
Die relativ starren Erdkrustenplatten werden durch
langsame Konvektionsströmungen im heißen und
plastischen Erdmantel bewegt.
Aus D. Richter (1992): Allgemeine Geologie,
4. Auflage. De Gruyter, Berlin.
Die tektonische Hebung von Südwestdeutschland führte
nördlichen Landesteilen. Das führte in Verbindung mit der
zum Einschneiden der Flusssysteme von Rhein und Donau
durch rückschreitende Erosion und zur Abtragung der Ge-
unterschiedlichen Abtragungsgeschwindigkeit der unterschiedlich widerstandsfähigen Sedimentgesteine zur Bildung
steine. Im Bereich der Hochgebiete von Schwarzwald und
eines Schichtstufenlandes mit einer asymmetrischen Auffä-
Odenwald wurden die Sedimentschichten so tief abgetragen,
dass die Gneise und Granite des alten Grundgebirges wieder
cherung der Schichtstufen. Dieses Zusammenspiel von Hebung und Schrägstellung durch Krustenbewegungen und
zutage treten. Die starke Hebung von Schwarzwald und
der Abtragung der unterschiedlich harten und wasserdurch-
Odenwald führte zur Verkippung der ehemals weitgehend
lässigen Gesteinsschichten hat im Laufe der Jahrmillionen
horizontal abgelagerten Sedimentschichten nach Südosten.
Wegen der noch stärkeren Hebung des Südschwarzwaldes
das "Schwäbisch-Fränkische Schichtstufenland" mit seinen
Steilstufen und Verebnungsflächen geschaffen, das sich von
fallen die Schichten dort steiler ein, als in den mittleren und
der Donau bis zur Rhön erstreckt. (Abb. 7 und 8).
2.2 Der Aufbau des Untergrundes
Der Geologe nennt den inneren Bau des Untergrundes "Gebirge", auch wenn kein Bergland im geographischen Sinne aufragt. Im oberen
Bereich der Erdkruste sind in Baden-Württemberg zwei übereinander liegende geologische Baueinheiten zu unterscheiden: Das ältere "kristalline Grundgebirge" (Grundgebirgssockel, Basement) und das jüngere "sedimentäre Deckgebirge" (Sedimenthülle).
2.2.1 Grundgebirge
Die Gneise und Granite unter den Sedimentgesteinen werden als Grundgebirge bezeichnet. Es handelt sich um soge-
Die Gneise sind metamorphe Gesteine, die durch die Umwandlung älterer Sedimentgesteine und Magmatite entstan-
nannte Kristallingesteine, bei denen sich die Mineralien bei
den sind. Die Ausgangsgesteine wurden durch tektonische
der Gesteinsentstehung durch Kristallisation aus einer Ge-
Vorgänge in bis zu 15 Kilometer Tiefe versenkt, auf bis zu
steinsschmelze oder durch Umkristallisation bei der Gesteinsmetamorphose (Umwandlung) gebildet haben. Diese
500 °C erhitzt und hohen Drücken ausgesetzt. Durch diese
Beanspruchung haben sich andere Mineraliengefüge gebil-
Mineralien sind im Gegensatz zu den oft sehr kleinen Mine-
det (Rekristallisation), oder es sind vollkommen neue tempe-
ralien der Sedimentgesteine, die durch Verwitterung und
Abtragung zersetzt und zerrieben wurden oder sekundär
ratur- und druckstabile Mineralien entstanden. Alle vorhergehenden Gesteinsstrukturen und Fossilien wurden dabei
neu entstanden sind, im Gestein oft gut sichtbar. In Baden-
zerstört. Es kam aber nicht zur Gesteinsaufschmelzung.
Württemberg sind die Grundgebirgsgesteine die Reste eines
Metamorphe Gesteine sind oft an ihrer Schieferstruktur zu
durch die Abtragung eingeebneten ehemaligen Faltengebirges. Dieses "Variszische Gebirge" bildete im Paläozoikum vor
erkennen, die durch einseitig gerichteten Druck entstanden
ist. Die Granite werden als plutonisch-magmatische Gesteine
300 bis 400 Millionen Jahren über weite Bereiche des heu-
(Tiefengesteine, Erstarrungsgesteine, Intrusionsgesteine)
tigen Europa ein Hochgebirge, ähnlich wie heute die Alpen.
bezeichnet. Sie sind während der variszischen Gebirgsbil-
Bei der Abtragung dieses Gebirges vor etwa 250 - 300 Millionen Jahren sind die in der Tiefe liegenden Kristallingestei-
dung im Bereich von tektonischen Schwächezonen in glutflüssigem Zustand aus großer Tiefe aufgestiegen, haben
ne freigelegt worden. In Baden-Württemberg besteht das
dabei die älteren Gneise durchschmolzen und sind dann
Grundgebirge zu 2/3 aus Gneisen und zu 1/3 aus Graniten.
langsam zu grobkörnigen Festgesteinen erstarrt.
Profilschnitt in Abb. 9, Seite 12
6
Ludwigsburg
Abb. 4: Die tektonischen Strukturen in Süddeutschland
Die Süddeutsche Großscholle zwischen Oberrheingraben, Alpen, Böhmischer Großscholle und Rheinisch-Ardennischer Großscholle nimmt
weite Teile von Baden-Württemberg und Bayern ein. Der tektonische Bau, also Brüche und Gräben, Mulden und Sättel, Gewölbe, Falten,
Abschiebungen und Aufschiebungen und auch Gesteinsklüfte haben maßgeblichen Einfluss auf die Verwitterung und Abtragung und damit
auf die Richtung der Flüsse und auf das Gesicht der Landschaft. Das kleine Bild rechts oben zeigt die Spannungsverhältnisse in Mitteleuropa.
Die weißen Pfeile zeigen die Einspannung der Krustenteile (Blöcke), die schwarzen Pfeile deuten die Bewegung als Reaktion darauf an. Erdbebengebiete sind schraffiert. Der nordwärts gerichtete Druck der afrikanischen Kontinentalplatte, der auch für die Auffaltung der Alpen
verantwortlich ist, zerscherte die Europäische Kontinentalplatte in zahlreiche Brüche und Gräben. Das Schollenmosaik ist in fraktaler Hierarchie vom Satellitenbild bis zur mikroskopischen Probe erkennbar. Die Bewegungen sind auch heute noch aktiv. Im Südschwarzwald können
Hebungen von 0,1 mm pro Jahr gemessen werden, die Alpen heben sich mit ca. 1 mm pro Jahr.
Aus: C. Stier, H. Behmel & U. Schollenberger (1989): Wüsten, Meere und Vulkane, Baden-Württemberg in Bildern aus der Erdgeschichte.
Peter Grohmann, Stuttgart. Nach O.F. Geyer & M.P. Gwinner 1991 und W. Carlè (1950),
7
2.2.2 Deckgebirge
Die über dem kristallinen Grundgebirge abgelagerten Sedimentgesteine (Sedimenthülle) werden als Deckgebirge bezeichnet. Das Grundgebirge und die oft stark verfestigten bis felsartigen Sedimente des Deckgebirges bis zum Ende der Tertiär-Zeit werden als "Grundschichten" bezeichnet. Darüber liegen die meistens locker gelagerten Sedimente aus der Zeit des Quartärs vor 2,6 Mio. Jahren bis heute, die als
"Deckschichten" bezeichnet werden.
Sedimentäre Grundschichten
Während der langsamen Einsenkung des Germanischen
Beckens im Zeitraum des Mesozoikums (Erdmittelalter) kam
Gestein verkittet haben. Die Sedimente des Mesozoikums
werden in die Zeitperioden Trias (Buntsandstein, Muschel-
es zur Ablagerung von stellenweise über 1.000 m mächtigen
kalk, Keuper), Jura und Kreide untergliedert. Im außeralpi-
Sedimentschichten, teils unter flacher Meeresbedeckung
(marine bzw. überwiegend chemische und chemisch-
nen Deutschland wird die Trias als "Germanische Trias"
bezeichnet, im Gegensatz zur "Alpinen Trias", die im weiter
biogene Sedimente) und teils unter dem Einfluss von Fluss-
südlich gelegenen Meeresbecken der Tethys abgelagert
systemen (terrestrische, fluviatile, limnische bzw. überwie-
wurde. Am Übergang von der Jura-Zeit in die Kreide-Zeit vor
gend klastische Sedimente; siehe Erläuterung auf Seite 27).
Die Klimaverhältnisse waren warm und trocken und oft
etwa 145 bis 140 Mio. Jahren kam es in Süddeutschland zur
Heraushebung der Erdkruste über den Meeresspiegel und
wüstenhaft (arides Klima). Die Ursache für dieses Klima war
damit zum Ende der Sedimentation. Mögliche Ablagerungen
die langsame Wanderung der europäischen Erdkrustenplatte
seit dem Ende der Karbon-Zeit aus der tropisch-feuchten
aus der Kreide-Zeit sind hier der Abtragung zum Opfer gefallen. In der Zeitära des Känozoikums (Erdneuzeit) hat sich vor
Äquatorregion nach Norden in die subtropische Wüsten-
40 bis 5 Millionen Jahren während der Tertiär-Zeit das Al-
zone. Die Absenkung des Beckens wurde durch die Auf-
penvorland der Schweiz, Oberschwabens und Bayerns abge-
schüttung der Sedimente kompensiert, so dass die Sedimentationsoberfläche immer knapp über dem Meeresspiegel oder
senkt. Ursache waren Massenausgleichsvorgänge im Zuge
der alpinen Gebirgsbildung. In diesem so genannten "Nord-
flach darunter lag (Schelfmeer). Die weichen, feinkörnigen
alpinen Molassebecken" (mollis = weich) wurde der Abtra-
und locker gelagerten Sedimente wurden mit der Zeit durch
gungsschutt der rasch aufsteigenden Alpen als bis zu 5.000
den Prozess der "Diagenese" (Verdichtung) verfestigt. Die
Sedimente wurden durch den Druck der überlagernden
m mächtige, sandig-tonige und örtlich konglomeratische
Schichten unter flacher Meeresbedeckung und durch Flüsse
Schichten entwässert und kompaktiert. Dann wurden in den
und Schichtfluten abgelagert. Auch der einbrechende Ober-
winzigen Zwischenräumen der Sedimentkörner durch Lösungsvorgänge und durch Umkristallisation und Sammelkris-
rheingraben wurde in dieser Zeit vom Meer überflutet und
mit bis über 3.000 m mächtigem Abtragungsschutt aufge-
tallisation neue Kristalle gebildet, die das Sediment zu festem
füllt.
Deckschichten
Gegen Ende der Tertiär-Zeit ist das warme Erdklima aus noch
herrschte ein kaltes und trockenes Tundra- und Steppenkli-
nicht genau bekannten Gründen kälter geworden. Während
ma mit bis zu 100 m tiefem Permafrost und einem spärli-
der Zeitperiode des Quartärs (2,6 Mio. Jahre bis heute) wurden im "Pleistozän" (Eiszeitalter) in ganz Deutschland die
chen Bewuchs mit Gräsern und Sträuchern. Auf dieser Landoberfläche haben sich durch sommerliche Frost-/Tau-
vielfältigen Deckschichten-Sedimente der Kaltzeiten und der
wechsel und Verwitterungs-, Umlagerungs- und Fließvorgän-
dazwischen liegenden Warmzeiten auf den wesentlich älteren
Grundschichten abgelagert. In mindestens 8 Kaltzeiten (Gla-
ge Fließerden und Frostschuttdecken gebildet. Darüber wurden in weiten Bereichen feinkörnige Lösssedimente durch
ziale) von jeweils etwa 100.000 bis 200.000 Jahren Dauer
Staubstürme abgelagert. An den Talflanken lagerte sich
schoben sich mächtige Gletscher vom skandinavischen
Hangschutt ab und in den Flusstälern wurden sandige Schot-
Schild nach Norddeutschland vor. In Oberschwaben und
Bayern traten die Gletscher aus den Alpen ins Flachland und
ter sedimentiert. Die Kaltzeiten wurden von den etwa 10.000
bis 20.000 Jahre andauernden Warmzeiten (Interglaziale)
stellenweise bis über die Donau heraus. Der Feldberg im
unterbrochen. Im dann warmen und feuchten Klima waren
Südschwarzwald trug dann ebenfalls eine Eiskappe und die
Hochlagen im Nordschwarzwald waren mit kleinen Kar-
die kaltzeitlichen Ablagerungen besonders intensiv der Verwitterung und Bodenbildung ausgesetzt. Die Jetzt-Zeit wird
Gletschern bedeckt. Die Gletscher hinterließen bei jedem
innerhalb der Quartär-Zeit als "Holozän" bezeichnet und zählt
Vorstoß ihre Ablagerungen aus Moränen, Beckentonen, San-
seit dem Ende der "Würm-Kaltzeit" vor 11.590 Jahren. Das
den und Flussschottern. In den nicht vom Eis bedeckten
sogenannten "Periglazialgebieten", so auch in Ludwigsburg,
Holozän ist eine Warmzeit, auf die in wenigen tausend Jahren vermutlich in die nächste Kaltzeit folgen wird.
8
Mesozoikum
Trias
Perm
Oberjura
Weißer Jura
Mitteljura
Brauner Jura
Unterjura
Schwarzer Jura
Obertrias
Keuper
Mitteltrias
Muschelkalk
237
Untertrias
Buntsandstein
245
Oberperm
Zechstein
Mittel- und
Unterperm
Rotliegendes
Ablagerung des Deckgebirges des
südwestdeutschen Schichtstufenlandes
146
Jura
161
Karbon
lokal Sedimente, Granite
176
200
251
260
299
Vulkanismus
Meeresreptilien
Dinosaurier
Ausgangsgesteine der
Grundgebirgsgneise:
Grauwacken, Tonsedimente,
Tuffe
488
Ordovicium
Kambrium
Präkambrium
542
(Proterozoikum,
Archäikum,
Hadäikum)
Alter der
Erde
ca. 4,55
Milliarden
Jahre
im Raum Ludwigsburg an der Oberfläche anstehende Gesteine
... abgetragene Gesteinsschichten
... in der Tiefe anstehende Gesteine
- sedimentäres Deckgebirge und kristallines Grundgebirge
(Granite und Gneise des Variszischen Gebirges und älterer
Zeit-Perioden)
Metamorphose im heutigen Grundgebirge
Paläozoikum
416
444
Erste Säugetiere
Devon
Gneise, Anatexite
Älteste Wale
Großes Artensterben
durch Meteorit
Dinosaurier sterben
aus
Älteste Affen
Älteste Vögel
359
Silur
Alpidische Gebirgsbildung
100
Variszische Gebirgsbildung
66
Erste Hominiden
Kaledonische G.
Unterkreide
Moderner Mensch
seit ca. 250.000 a
Ältere Gebirgsbildungen
lokal
Sedimente
Entwicklung
der Lebewelt
Weltweite
Gebirgsbildungen
Vulkanismus
Kreide
Pliozän
Miozän
Eozän
Oligozän
Paläozän
Oberkreide
Ereignisse
in Südwestdeutschland
2,6 (1,8)
Auffaltung der Alpen
Tertiär
Alter
in Mio.
Jahre
11.590 a
Oberrheingraben
Pleistozän
(Eiszeiten)
Talauen,
Schuttsedimente,
Löss, Beckentone
Schotter, Moränen
Festland in SW-Deutschland
Holozän
Molasse
Ära
nicht schraffiert
= überwiegend Meer
-> Ablagerung von Sedimenten
schraffiert
= Festland
-> überwiegend Abtragung
gestrichelt
= Tiefland
-> überwiegend Ablagerung
Quartär
Känozoikum
Zeitgruppe
Meeresbedeckung in Südwestdeutschland
Zeitserie
Zeit der landschaftlichen Formung
Zeitsystem
Großes Artensterben
durch Vulkanausbrüche, 90% der
Arten sterben aus
Älteste Reptilien
Kohlesümpfe
Wirbeltiere erobern
das Land
Amphibien
Älteste Fische
Älteste Insekten
Viele neue Arten
entstehen
Organismen ohne
Zellkern, Bakterien
Cyanobakterien
Älteste Lebewesen vor
ca. 3,5 Milliarden
Jahren
= größerer Vereisungsphasen in der Erdgeschichte
= Artensterben-Großereignisse ("Big Five")
= Meteoriteneinschläge von Nördlinger Riss
und Steinheimer Becken vor 15 Ma.
Beide Krater stammen von einem Meteoriten,
der sich geteilt hat.
Abb. 5: Geologische Zeittafel und geologische Ereignisse in Südwestdeutschland
Ergänzt und aktualisiert nach: H. Behmel, M.P. Gwinner, K. Hinkelbein & W. Siewert (1979): Geologie (Eine Einführung für Studierende).
Arb. Inst. Geol. Paläont. Univ. Stuttgart (Hrsg.), N.F. 73.
9
Perm
299-251 Millionen Jahre (Ma)
Buntsandstein
251-243 Ma
Muschelkalk
243-235 Ma
Keuper
235-200 Ma
Kreide
146-66 Ma
Tertiär
66-2,6 Ma
Quartär
2,6 Ma bis heute
Germanisches Becken
Oberjura
157-146 Ma
Dargestellt ist die Situation
im Eiszeitalter (Pleistozän)
Glazialgebiete in
Norddeutschland
eisfrei (periglazial)
?
Alpen-Vergletscherung
Abb. 6: Die Verteilung von Land und Meer in Deutschland
Paläogeographische Karten der Sedimentationsräume im Germanischen Becken für die Zeiträume von Perm bis Quartär.
Seit dem Ende der Jura-Zeit sind weite Teile von Süddeutschland Festland.
Ergänzt nach G. Bloos (1998) aus: E. Villinger (2005): Geo-Poster Baden-Württemberg,
Grafiken zur Geologie und Erdgeschichte. CD-ROM. Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB), Freiburg.
10
Ludwigsburg
Ludwigsburg
Ludwigsburg
Alb
Ludwigsburg
Rheingraben
Molassebecken
Blockbilder nach C. Stier, H. Behmel & U. Schollenberger (1989): Wüsten, Meere und Vulkane,
Baden-Württemberg in Bildern aus der Erdgeschichte. Peter Grohmann, Stuttgart.
Abb. 7: Die Erdgeschichte von BadenBaden-Württemberg
Paläogeographische Blockbilder der Landschaften für die Zeitabschnitte von Bundsandstein, Muschelkalk, Keuper und Tertiär
Während der BuntsandsteinBuntsandstein-Zeit war das Germanische Becken eine Aufschüttungsfläche mit einem
wüstenartigen Klima. Aus den randlichen Hochgebieten haben Flüsse sandige Sedimente mit Tonen und
Geröllen überwiegend als Schichtfluten in die oft abflusslose Tiefebene transportiert. Während der
schelkalk--Zeit drang das Meer in das Becken vor und lagerte Kalk- und Tonschlämme ab. Zur Zeit
Muschelkalk
des Mittleren Muschelkalks war das Randmeer zeitweise vom großen Ozean abgeschnitten, so dass das
Meerwasser im trocken-heißen Klima (arides Klima) verdunstete und sich Evaporitsedimente aus Gips,
Anhydrit und Steinsalz abgesetzt haben. Zur Keuper
Keuper--Zeit herrschten festländische Ablagerungsverhältnisse mit gelegentlichen marinen Einflüssen bei einem oft trockenen und kontinentalen Klima vor. Zur
Zeit des Gipskeupers kam es zur Ausscheidung von Gips und Anhydrit im verdunstenden Meerwasser.
Die höheren Keuperschichten werden von mächtigen Tonmergel-Sedimenten und von Sandsteinlagen
aufgebaut, die von Flusssystemen in das Becken transportiert wurden.
Zur JuraJura-Zeit drang wieder das Meer in das Germanische Becken vor und lagerte in einem flachen bis
tiefen Schelfmeer Ton- und Kalkschlämme und mächtige Riffkalke ab (kein Bild). Gegen Ende der JuraZeit und mit Begin der Kreide
Kreide--Zeit vor etwa 145 bis 140 Mio. Jahren wurde unser Land Abtragungsgebiet
(kein Bild). Auf dem Festland entwickelte sich durch die Erosion der schräg gestellten und unterschiedlich
widerstandsfähigen Sedimentschichten das Schwäbisch-Fränkische-Schichtstufenland. Der Stress der
afrikanisch-europäischen Plattenkollision während der Tertiär
Tertiär--Zeit vor etwa 40 Millionen Jahren führte
zum Einbrechen der europäischen Grabensysteme und zur Heraushebung der Grabenränder von
Schwarzwald und Vogesen. Im Oberrheingraben wurden unter Meeresbedeckung bis zu 3.000 m mächtige Sedimente abgelagert. Im Alpenvorland wurden der bis zu 5.000 m mächtige Abtragungsschutt der
Alpen im teils marinen, teils limnisch-fluviatil geprägten Molassebecken abgelagert.
Rheingraben
Odenwald
Keuper
Quartär +
Tertiär
Bauland
Kraichgau
Murr
Enz
Buntsandstein
Perm,+
Karbon
Stuttgart
Nordschwarzwald
Oberschwaben
Molassebecken
Gneise
+ Granite
Schurwald
Glemswald
Rems
Keuper
Filder
Oberes Gäu
Baar
Klettgau
Grundgebirge
Strohgäu
Nagold
Schwarzwald
Schwäbische
Alb
Hegau
Backnanger
Berglen
Bucht
Ludwigsburg
Murg
Heckengäu
Gäu
OberrheinGraben
Keuper
MeteoritenKrater von
Nördlinger Ries
und
SteinheimerBecken
Deckgebirge
Löwensteiner
Berge
Zabergäu
Stromberg
Muschelkalk,
teils mit
Lettenkeuper
Kraichgau
Schnittlage
in Abb. 9
Keuper
Heuchelberg
Hohenloher Ebene
SchwäbischFränkischer
Wald
Neckarbecken Alb
Neckar
11
Muschelkalk,
teils mit
Lettenkeuper
Fils
Unterjura
Schönbuch
Alb-Vorland
Keuper
Mitteljura
Oberjura
Schwäb. Alb
Geologische Reliefbilder ergänzt nach G. Wagner & A. Koch (1961), bearbeitet durch R. Hüttner. Quelle: LGRB.
Abb. 8: BadenBaden-Württemberg heute - Die geologische Anatomie unseres Lan
La ndes
Östlich der fluviatilen Terrassenlandschaft des Oberrheingrabens erhebt sich das stark zertalte kristalline
Grundgebirge (rot) und bildet das kuppige Mittelgebirge von Schwarzwald und Odenwald. Im Nordschwarzwald und im Odenwald liegt der Buntsandstein (beige) als älteste und erste sedimentäre Schichtstufe auf dem Grundgebirge und leitet den Übergang von der Grundgebirgslandschaft zur nach Osten
folgenden Schichtstufenlandschaft ein. Über dem Buntsandstein folgt die Stufe und Verebnungsfläche des
z.T. verkarsteten Muschelkalks (rosa), der zusammen mit dem geringmächtigen Lettenkeuper (gestichelte
Linie in der Abb. rechts) die weiten Gäuflächen und das Neckarbecken bildet. Darüber folgt die Schichtstufe des Gipskeupers und des Sandsteinkeupers (grün), deren Hochflächen die bewaldeten Keuperbergländer rund um Stuttgart und Heilbronn und den Schwäbisch-Fränkischen Wald bilden. Das Ausgreifen der Keuperschichtstufe nach Westen im Glemswald bei Leonberg wird durch die Reliefumkehr im
Fildergraben verursacht.
Über dem Keuper liegen die geringmächtigen Tonsteine, Mergelsteine und Sandsteine des Unterjuras
(blaugrau).Darüber bilden im Alb-Vorland die mächtigen Tonsteinserien des Mitteljuras (braun) den Anstieg zur markanten Schichtstufe der Schwäbischen Alb. Der Felstrauf der Schwäbischen Alb wird von den
verkarsteten Karbonatgesteinen des Oberjuras (hellblau) gebildet, die den derzeitigen Haupterosionsrand
der Jurastufe in Baden-Württemberg markieren. Die roten Punkte (Auswahl) im Vorland und auf der Alb
sind alte Vulkan
Vulkan--Tuff
Tuff--Schlote des Kirchheim-Uracher Vulkangebiets aus der Tert
Tertiiär
är--Zeit. Die zunächst
kuppige und ab der Klifflinie ebene Hochfläche der Alb geht entlang der Donau in die teils hügelige und
teils flächige Akkumulationslandschaft von Oberschwaben über. Diese wird von den mächtigen Sand- und
Tonschichten des Molassebeckens aus der Tertiär
Tertiär--Zeit (gelb) aufgebaut. Die tertiären Schichten werden
großteils von den Moränenzügen, Schotterflächen, Beckentonablagerungen und Torfflächen des Pleist
PleistooHolo
zäns (Eiszeitalter) und von Ablagerungen des Hol
ozäns (Jetztzeit) (ocker) bedeckt.
12
West
Ost
Nord
Süd
Profil- Knick
Nord-Vogesen
Rheingraben
Nord-Schwarzwald
Gäu
Filder
Merkur
Rhein
Haguenau
Achalm
Murg
Baden-Baden
Schwäbische Alb
Nagold
Liebenzell
Oberschwaben
Tautschbuch
Neckar
Höchsten
Donau
Ludwigsburg Stuttgart
Thurgau
Alpen
Hoher Kasten
Bodensee
Mengen
St. Gallen
Helvetikum
ehemalige Gletscherbedeckung
Grundgebirge
Tertiäre Grabenfüllung
Permokarbon
Buntsandstein
Muschelkalk
Tertiäre Vulkanschlote
Keuper
Süddeutsche Großscholle
Abb. 9: Geologischer
Geologische r Profilschnitt
Profilschnitt Rheingraben - Schichtstufenland - Oberschwaben - Alpen
Der Profilschnitt zeigt vereinfacht und überhöht die Lage der Sedimentschichten über dem Grundgebirge in Baden-Württemberg.
Die Schnittlage ist in Abb. 6 eingezeichnet.
Bei der Abtragung des variszischen Gebirges in Südwestdeutschland während der Perm-Zeit vor ca. 250 –
300 Mio. Jahren wurden die über dem Grundgebirge liegenden Gesteine aus den Zeitperioden von Devon
und Karbon bis auf örtliche Reste entfernt. Dabei kam es zur Ablagerung von grobkörnigen terrestrischen
Sedimenten in langgestreckten Senken (Rotliegendes) und zu flächenhaften marinen und terrestrischen
Ablagerungen im Norden von Baden-Württemberg (Zechstein). Während der anschließenden Einsenkung
des Germanischen Beckens wurde in den Zeitabschnitten von Trias (Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper)
und Jura eine an die 1000 m mächtige Sedimenthülle flächig auf dem Grundgebirgssockel abgelagert. Ab
dem Ende der Jura-Zeit hat sich das Gebiet des Rheinischen Schildes im Zentrum von Europa aus dem
Meer herausgehoben. Im Bereich des Südschwarzwaldes kam es zu einer lokalen Aufwölbung, verursacht
durch thermische Konvektionsprozesse im oberen Erdmantel (Manteldiapir). Als Folge dieser Heraushebung
ist in der Tertiär-Zeit vor etwa 35 Mio. Jahren der 300 km lange und bis zu 50 km breite Oberrheingraben
als Gewölbescheitelbruch entstanden. Die Sedimentgesteine auf den herausgehobenen Grabenschultern
von Vogesen, Schwarzwald und Odenwald wurden nun rasch abgetragen. Im stärker herausgehobenen
mittleren und südlichen Schwarzwald werden heute weite Teile der Mittelgebirgslandschaft von den Gneisen
und Graniten des Grundgebirges aufgebaut. Im nördlichen und östlichen Schwarzwald bedecken die Sedimentgesteine der Schichtstufe des Buntsandsteins viele Bergrücken und reichen oft bis in die Täler. Der
Rheingraben war während der Tertiär-Zeit vom Meer überflutet und wurde mit bis zu 3.000 m mächtigen
Sedimenten gefüllt. Durch die ungleichmäßige Hebung von Schwarzwald und Odenwald in Verbindung mit
Unter- Mittel- Oberjura
Pleistozäne und holozäne Sedimente
Subalpine Molasse
Profilschnitt verändert nach O.F. Geyer & M.P. Gwinner (1991):
Geologie von Baden-Württemberg. Schweizerbart, Stuttgart.
der Einsenkung des Nordalpinen Molassebeckens wurden die Sedimentschichten in Baden-Württemberg nach
ihrer Ablagerung nach Südosten verkippt. Das hat zusammen mit der Abtragung der unterschiedlich erosionsbeständigen Gesteine zur Bildung eines nach Nordosten asymmetrisch aufgefächerten Schichtstufenlandes geführt. Unter der Schwäbischen Alb und unter Oberschwaben nimmt das Schichtfallen zum Molassebecken hin
zu (Molasseflexur). Das Molassebecken hat sich in der Tertiär-Zeit als Massenausgleichsbewegung zu den rasch
aufsteigenden Alpen eingesenkt und war zeitweise vom Meer überflutet. Diese Akkumulationslandschaft nimmt
bis heute den Abtragungsschutt der Alpen auf, und es wurden sandig-tonige und z.T. konglomeratische Sedimente mit einer Mächtigkeiten von bis zu 5.000 Meter abgelagert. Vor dem Alpenrand biegt die Schichtlagerung
der Molasse um und bildet die "Aufgerichtete Molasse". Ursache dafür sind die sich nach Norden vorschiebenden Alpen, die die Molasseschichten verbiegen, stauchen, falten, abscheren und überschieben. Die gefalteten
und abgescherten Bereiche bilden als alpenparallele Hügelketten eine Schichtrippenlandschaft und werden
"Subalpine Molasse oder Faltenmolasse" genannt. Während der Auffaltung der Alpen wurden ältere FlyschSedimente über die tertiäre Faltenmolasse überschoben. Der Flysch entstand während der Kreide-Zeit durch
marine Trübeströme (Turbidite) im Meeresbecken der Tethys. Auch die Felsgesteine der Helvetischen Decke,
die am Hohen Kasten über dem weichen Flysch liegen, stammen aus der Kreide-Zeit. In Oberschwaben und im
Thurgau werden die Molasseschichten großteils von den Moränen- und Schmelzwassersedimenten und von den
tonig-torfigen Beckenfüllungen des Eiszeitalters(Pleistozän) sowie von den jüngsten Ablagerungen aus der
aktuellen Zeit des Holozäns bedeckt.
13
3. Die Geologie in Ludwigsburg
Ludwigsburg
In den Zeitperioden von Oberkarbon bis Perm vor 326 bis 251 Millionen Jahren wurde das variszische Hochgebirge abgetragen. Die Abtragungsprodukte wurden in Baden-Württemberg als grobkörniger terrestrischer Schutt (Rotliegendes) in langgestreckten Senken abgelagert. Im
nördlichen Baden-Württemberg wurden marine Karbonate und terrestrische Sedimente (Zechstein) in einem Meeresbecken sedimentiert. Eine
Kette von Vulkanen hat große Mengen an Lava und Tuffen ausgestoßen und abgelagert. Im sich dann weiter ausdehnenden und einsinkenden
Germanischen Becken wurden in den Zeiten von Trias und Jura und stellenweise während der Kreide-Zeit abwechselnd kontinentale und
marine Sedimente weitgehend horizontal abgelagert. Die Mächtigkeit dieser Sedimentschichten schwankt zwischen den Randbereichen und
dem Beckeninneren. In der nachfolgenden Beschreibung werden die Schichtmächtigkeiten im Raum Ludwigsburg angegeben.
3.1 Buntsandstein (251 bis 243
243 Millionen Jahre)
Der Buntsandstein ist die älteste und unterste Sedimentstufe im Schichtstufenland. Er bildet die Hochflächen des BuntsandsteinSchwarzwaldes und -Odenwaldes und im Nordschwarzwald die Hochlagen von Schliffkopf, Hornisgrinde, Merkur und Hohloh.
Über der durch Erosion eingeebneten Rumpffläche des
Grundgebirges und den Ablagerungsresten der Karbon- und
schüttet (klastisch-fluviatile Sedimentation). Die Grenze zum
jüngeren Muschelkalk bilden die unter Meereseinfluss abge-
Perm-Zeit wurden die Schichten des Buntsandsteins bei
lagerten Röt-Tone. In Ludwigsburg liegen die knapp 300 m
einem wüstenartigem Klima in einer Landschaft vergleichbar
mit Inner-Australien flächig und diskordant abgelagert. Die
mächtigen Gesteine des Buntsandsteins ca. 140 bis 240 m
unter der Geländeoberfläche. Die obersten Schichten des
oft rötlich gefärbten und grob- bis feinkörnigen Sandsteine
Buntsandsteins, die Röt-Tone und der Plattensandstein wur-
mit Geröllen und Tonsteinlagen wurden von Flüssen aus den
den bei den Mineralwasserbohrungen in Ludwigsburg-
randlichen Hochgebieten in breiten Schwemmfächern als
Schichtfluten in die Ebene des Germanischen Beckens ge-
Hoheneck und im ehemaligen Mathildenhof in der Rosenstraße bei ca. 60 mNN angebohrt (Abb. 20).
3.2 Muschelkalk (243
243 bis 235 Millionen Jahre)
Der Muschelkalk ist die zweite Schichtstufe in Baden-Württemberg und bildet zwischen Klettgau und Bauland die Neckar- und Taubergäuplatten. Während der Muschelkalkzeit kam es durch den Anstieg des Meersspiegels zur Überflutung des Germanischen Beckens durch ein
flaches Randmeer des großen Tethys-Meeres (Meer zwischen dem damaligen Afrika und Eurasien). Bei trocken-warmen Klimaverhältnissen,
ähnlich denen im Persischen Golf wurden in dem stark salzhaltigen Meerwasser feinkörnige Ton- und Karbonatschlämme, karbonatische
Schalenreste von Meerestieren und evaporitische Sedimente abgelagert (chemisch-biogene, bioklastische und chemische Sedimente).
Der Untergrund der Gäuflächen wird von den etwa 55 m
Teil vom 5 - 10 m mächtigen, gelbgrauen und oft kavernösen
mächtigen Mergel-, Kalk- und Dolomitschichten des Unteren
Trigonodusdolomit gebildet. Darunter folgen unterschiedlich
Muschelkalks aufgebaut, der in Ludwigsburg nicht zutage
tritt. Der etwa 65 m mächtige Mittlere Muschelkalk besteht
mächtige, gut gebankte und geklüftete Kalksteine. Diese
bestehen teils aus feinkörnigen kristallinen Kalken, die sich
zu einem großen Teil aus evaporitischen Gesteinen (Anhydrit,
aus sauerstoffarmen Kalkschlämmen gebildet haben und
Gips und Steinsalz) und aus Dolomitsteinbänken. Die Evapo-
teils aus zertrümmerten Gehäuseresten von Meerestieren
rite wurden durch Ausfällung aus dem verdunstenden Meerwasser in einer abgegrenzten Meeresbucht mit verringertem
(bioklastische Kalke, Schalentrümmerkalke). Im Unteren
Hauptmuschelkalk findet man oft Kalksteinbänke, die fast
Wasseraustausch abgelagert. In den Landesteilen, wo heute
vollkommen aus versteinerten Stielgliedern von Seelilien auf-
die Bedeckung durch höhere Gesteinsschichten ganz oder
teilweise abgetragen ist, wurden die Salzgesteine des Mittle-
gebaut sind, sogenannte Trochitenkalke. Die hell- bis dunkelgrauen und graublauen Kalksteinbänke werden durch
ren Muschelkalks durch das Grundwasser ausgelaugt. Hier
dünne und dunkel gefärbte Tonmergelsteinfugen voneinan-
sind nur noch die schluffig-tonigen Lösungsrückstände übrig
der getrennt. Diese Wechsellagerung macht eine gute li-
geblieben. Auch die Gips- und Anhydritgesteine befinden
sich hier im Stadium der Auslaugung (Zellendolomite), was
thostratigraphische Gliederung des Oberen Muschelkalks
über weite Bereiche möglich. Die Strohgäufläche wurde
gelegentlich zur Bildung von Lösungshohlräumen mit Durch-
durch den Schwäbisch-Fränkischen-Sattel tektonisch empor
brüchen bis zur Erdoberfläche führt (Erdfälle, Dolinen). Diese
Verhältnisse treffen auch auf den Raum Ludwigsburg zu. Die
gehoben. Hier mussten sich der Neckar und die Nebenflüsse
tief in das Gestein einschneiden und winden sich in Mäan-
Schichtgrenze zur Basis des Oberen Muschelkalks liegt etwa
dern durch die Täler. An den steilen Prallhängen der Flüsse,
15 - 25 m unter der Talauen-Oberfläche des Neckartals. Der
in Ludwigsburg zwischen Hoheneck und Poppenweiler, tre-
etwa 85 m mächtige und v.a. im Nahbereich zum Vorfluter
oft verkarstete Obere Muschelkalk wird in seinem obersten
ten die Gesteinsformationen des Oberen Muschelkalks als
breite und stark zerklüftete Felsbänder zutage.
14
Stratigraphie
Oberer Muschelkalk
Obere
Dolomitformation
Obere
Sulfatschichten
Salinarformation
Zwischendolomit
SteinsalzSchichten
Untere
Sulfatschichten
Untere
Dolomite
Liegende
Kalkmergel
Untere
Dolomitformation
Unterer Muschelkalk
Abb. 10:
10: Geologische Profile des Mittleren Muschelkalks
Links: Mittlerer Muschelkalk in der Grundwasserbohrung Mathildenhof in Ludwigsburg mit ausgelaugten
Steinsalzschichten und Sulfatschichten in fortschreitender Auslaugung.
Rechts zum Vergleich: Mittlerer Muschelkalk in Stuttgart mit vollständiger Sulfat- und Salinarformation.
Schichtprofile aus: H. Brunner (1998): Geologische Karte von Baden-Württemberg
1 : 50 000, Erläuterungen zum Blatt Stuttgart und Umgebung. LGRB, Freiburg.
Abb. 11:
11: Geologisches Standardprofil
Standardprofil des Oberen Muschelkalks im Raum Stuttgart
15
3.3 Keuper (235 bis 200 Millionen Jahre)
Während der Keuper-Zeit wurden neben vereinzelten marinen Sedimenten überwiegend festländisch geprägte klastisch-fluviatile Sedimente
und Brackwassersedimente in reliefarmen Flussebenen und in Seen bei einem tropisch-warmen und teils feuchten, teils trockenen Kontinentalklima abgelagert. Dieser Ablagerungsraum war nur durch schmale und flache Pforten mit dem Weltmeer verbunden.
Auf den Gäuflächen in Baden-Württemberg, so auch im Be-
den Gipskeuper, z.B. Bochinger Bank, Bleiglanzbank und
reich des Strohgäus und des Langen Feldes wird die breite
Acrodus-Corbula-Horizont. Entlang der zusammenhängenden
Ausstrichsfläche des Oberen Muschelkalks oft von den wech-
Keuperbergländer rund um das Neckarbecken bildet der
selnd mächtigen Erosionsresten des Lettenkeupers flächig
bedeckt. Der Lettenkeuper (Unterkeuper) bildet keine eigene
Gipskeuper den Fuß und Steilansteig der Keuperschichtstufe
mit Streuobstwiesen und Weinbergen.
landschaftliche Schichtstufe und hat im Raum Ludwigsburg je
nach Abtragungszustand eine Mächtigkeit von wenigen Metern
bis maximal 23 m. Er besteht aus einer engen Wechselfolge
Die Kuppe des Lembergs wird vom dort etwa 25 m mächtigen
Schilfsandstein (Mittelkeuper) als Erosionsrest einer ehemals
von geringmächtigen gelbgrauen und dolomitisierten Karbo-
flächigen Bedeckung gebildet. Die Entstehung dieses Zeugen-
natsteinbänken, graugrünen bis roten Tonmergelsteinen und
berges wird in Kapitel 3.7 beschrieben. Den Namen erhielt der
gelbgrauen Sandsteinbänken. Der Lettenkeuper bezeugt den
Wechsel von der rein meeresgeprägten Muschelkalk-Zeit zu
Schilfsandstein von den versteinerten Schachtelhalmresten,
die man früher für Schilf hielt. Die feinkörnigen Sedimente des
den stark festländisch beeinflussten Ablagerungsverhältnissen
Schilfsandsteins wurden von Flüssen aus dem weit entfernten
der Keuper-Zeit. Die Dolomitsteine und Sandsteine sind zum
Teil sehr fossilreich. Im "Hohenecker Kalk", der im Raum
baltisch-skandinavischen Raum herantransportiert und in
einem großen, flachen und weit verzweigten Delta abgelagert
Ludwigsburg eine Flachwasserfazies des Lingula-Dolomits ist,
(interferierendes Flussarmsystem). Wegen dieser Herkunft
wurden zahlreiche Versteinerungen von Muscheln und Wirbel-
wird der Schilfsandstein, der als Grauwacke ausgebildet ist,
tieren gefunden. In der Innenstadt ist der Lettenkeuper im
Bereich des Tälesbachs schon stark abgetragen, während er
auch als "Nordischer Sandstein" bezeichnet. Im Gegensatz
zum grobkörnigen Stubensandstein (Arkose) des höheren
im westlichen und östlichen Markungsgebiet bei Eglosheim
Mittelkeupers, der wegen seine Herkunft aus dem damals
und Neckarweihingen/Poppenweiler und im südlichen Stadt-
näher und südöstlich gelegenen Vindelizischen Land als "Vin-
gebiet bis zum Salonwald oft bis zur vollen Mächtigkeit erhalten ist.
delizischer Sandstein" bezeichnet wird. Der Schilfsandstein
tritt in zwei Faziesausbildungen auf (Fazies = Gesicht): Die
"Flutfazies" wird von den bis zu 35 m mächtigen braunroten
Westlich des Neckars liegen über dem Lettenkeuper stellenweise die Erosionsreste des ursprünglich über 100 m mächti-
und grünlichen Sandsteinformationen gebildet, die innerhalb
der schmalen und lang gestreckten Delta-Arme sedimentiert
gen Gipskeupers (Mittelkeuper). Die Ursache für die starke
wurden. Die Ablagerungen der Delta-Arme haben sich in den
Abtragung der Keuperschichten im westlichen Bereich von
unterlagernden Gipskeuper erosiv eingeschnitten und treten
Ludwigsburg ist der "Schwäbisch-Fränkischen Sattel", der für
die tektonische Hochlage der Schichten gegenüber der Umge-
heute als von Nordosten nach Südwesten verlaufende rinnenförmige Sandsteinstränge an den Rändern der Keuperberglän-
bung und der damit verbundenen verstärkten Abtragung ver-
der morphologisch als Verebnungsflächen in Erscheinung.
antwortlich ist. Die Gips- und Anhydritgesteine der ehemals
Diese Sandsteinstränge zeichnen den ehemaligen Verlauf des
ca. 15 m mächtigen Grundgipsschichten an der Basis des
Gipskeupers wurden durch einsickerndes Niederschlagswas-
Schilfsandstein-Deltas nach und können über weite Bereiche
von Baden-Württemberg verfolgt werden. Die "Stillwasserfa-
ser aufgelöst und abgeführt, so dass hier nur noch bröckelige
zies" wird von 5 - 20 Meter mächtigen dunkelrotbraunen und
Tonsteine und tonig-karbonatische Lösungsrückstände, sogenannte Zellendolomite übrig geblieben sind. Östlich des Ne-
feinsandig-siltigen Tonsteinlagen gebildet, die in den Flachwasserbereichen zwischen den Delta-Armen abgesetzt wur-
ckars ist der Gipskeuper am Lemberg in nahezu vollständiger
den. Der Schilfsandstein am Lemberg besteht aus gut gebank-
Mächtigkeit erhalten. Er wird hier in einer tektonischen Tiefla-
ten und feinkörnigen Sandsteinen der Flutfazies, an deren
ge (Mulden- und Grabenbildung) unter einer Kappe aus Schilfsandstein bis heute vor der Erosion geschützt. Der Gipskeuper
Basis dünnen Lagen der Stillwasserfazies vorkommen (Abb.
17). Die Sandsteine zeigen oft eine Schrägschichtung und
am Lemberg besteht aus mächtigen rotbraunen, grünlichen
Rippelbildung, die durch die Ablagerung im fließenden Wasser
oder olivgrau gefärbten Tonsteinserien mit bankigen und knolligen Lagen aus Sulfatgesteinen. Geringmächtige Dolomitstein-
entstanden ist. Die Verhältnisse zur Schilfsandsteinzeit sind
mit denen im heutigen Mississippi Delta in Louisiana, USA
bänke und Steinmergelbänken durchziehen und untergliedern
vergleichbar. Die unterschiedlichen Farben der Keupergesteine werden im Anhang auf S. 31 erklärt.
Die flächig abgelagerten höheren Keuperschichten aus Schilfsandstein, Bunten Mergeln, Kieselsandstein, Stubensandstein, Knollenmergel
und Rätsandstein bilden die Steillagen, Verebnungsflächen und Hochflächen der oft bewaldeten Keuperbergländer rund um das Neckarbecken. Sie sind in Ludwigsburg aber ebenso abgetragen, wie die noch höher liegenden und jüngeren Schichten des Juras.
16
Abb. 12
12: Geologisches Standardprofil des Lettenkeupers im Raum Stuttgart
Schichtprofile aus: H. Brunner (1998): Geologische Karte von Baden-Württemberg
1 : 50 000, Erläuterungen zum Blatt Stuttgart und Umgebung. LGRB, Freiburg.
Abb. 13
13: Geologisches Standardprofil des Gipskeupers im Raum Stuttgart
17
3.4
3.4 Quartär (2,6 Millionen Jahre bis heute)
Die heutige Landschaftsoberfläche wird fast überall von den
0,5 bis über 10 m mächtigen und überwiegend wenig verfes-
Kaltzeit vor 115.000 - 11.590 Jahren wurde feinkörniger
Staub durch starke Südwestwinde aus den vegetationsfreien
tigten Deckschichten aus der Zeit des Quartärs bedeckt. Das
Schotterebenen des Oberrheingrabens ausgeblasen und auf
Quartär gliedert sich in das Pleistozän = Eiszeitalter vor ca.
2,6 Millionen Jahren bis 11.590 Jahren und in das Holozän =
den östlich gelegenen Steppen- und Tundraflächen des
heutigen Strohgäus als Löss abgelagert. Wegen der perma-
Jetztzeit und Warmzeit seit 11.590 Jahren. Während der
nenten tektonischen Hebung unseres Landes schnitten sich
Kaltzeiten im Pleistozän gab es im heutigen Strohgäu nie
die Flüsse vor allem während der schmelzwasserreichen
eine Gletscherbedeckung. Der Boden in diesem Periglazialgebiet mit Klimaverhältnissen wie heute in Nordsibirien war
Phasen zu Beginn und am Ende der Kaltzeiten in die Landschaft ein und hinterließen auf den Hochflächen und an den
aber bis zu 100 m tief gefroren und mit Gräsern und niedri-
Talflanken Reste ihrer Schotterablagerungen als Höhen- und
gen Sträuchern bewachsen. In den kurzen Sommern tauten
die Permafrostböden oberflächlich zu einer breiigen Masse
Terrassenschotter. Die sandigen Schotter in der Aue des
Neckartals stammen aus der Würm-Kaltzeit und aus dem
auf und wurden durch Fließvorgänge (Solifluktion) im was-
Holozän. Die 15 bis 20 m über der Talaue liegenden Schot-
sergesättigten Boden und durch Frost-Tauwechsel aufgear-
terterrassen stammen aus den Riß-Kaltzeiten, die höher
beitet und zu steinig-tonigen Fließerden und Schuttdecken
umgelagert. Ton- und Mergelsteine wurden oberflächennah
liegenden Schotterreste stammen aus älteren Kaltzeiten
(Abb. 14). Der über dem Neckarschotter liegende braune
zu Verwitterungslehmen entfestigt. An den Talflanken ent-
und feinsandige Auenlehm wurde durch Hochwasserereig-
standen durch Frostverwitterung steinig-tonige Hanglehme
nisse vor allem im Altertum und im Mittelalter abgelagert.
und steiniger Hang- und Talschutt. Während der 2 bis 3 RißKaltzeiten vor 400.000 - 125.000 Jahren und der Würm-
Ursache war die damals großflächig betriebene Waldrodung,
die zu starken Bodenabschwemmungen geführt hat.
Östlich von Poppenweiler an der Straße nach Hochdorf wurde früher in einer kleinen Kiesgrube Travertin abgebaut. Travertin (Sauerwasserkalk, Lapis
tiburtinus, ein Werkstein, der auch östlich von Rom in Tibur abgebaut wurde) ist eine Quellkalkablagerung, die überwiegend während der Warmzeiten
gebildet wurde. Das Grundwasser war hier mit aufsteigendem Kohlendioxid (CO2) aus dem Erdmantel angereichert und ist als kohlensaures Wasser
(H2CO3) an einer tektonischen Störungszone ausgetreten. Durch das Entweichen des Kohlendioxids am Quellaustritt infolge der Temperaturzunahme
und des Druckabfalls haben sich die eisenhaltigen und gelbbraun gebänderten Sauerwasserkalke, oft mit Einschlüssen von Pflanzen- und Tierresten
gebildet. Das heute zugeschüttete Kiesvorkommen ist der Rest einer Schotterterrasse aus einer Kaltzeit vor den Riß-Kaltzeiten. Sehr bekannt sind die
Travertinvorkommen von Stuttgart (Innenstadt, Bad Cannstatt, Münster), die als Werksteine abgebaut wurden. Der Travertin wurde dort an den Austrittstellen der kohlesäurehaltigen Mineralquellen großflächig abgelagert. Diese Quellen sind seit etwa 500.000 Jahren im Bereich von Störungszonen des
Fildergrabens aktiv und bilden das bedeutendste Mineralwassservorkommen in Deutschland.
Höhenschotter
Lösslehm
Löss
Gäuflächen, Innenstadt
Fließerden,
Wanderschutt Auffüllung
Neckartal
Abschwemmmassen,
Bachablagerungen,
Talauen
Hanglehm
Hangschutt
Kaltzeitliche Terrassenschotter:
- Höhenschotter links (Wende Teriär/Pleistozän)
- Höhere Terrassenschotter (älter als Riß)
- Hochterrassenschotter der Riß-Kaltzeiten
- Niederterrassenschotter der Würm-Kaltzeit
Reste von Gipskeuper und Lettenkeuper
Auffüllung: Lehmig-sandiger Schutt, Steine, Schlacken, Schadstoffe.
Auenlehm
Lösslehm: Entkalkter und verlehmter gelblich-brauner Löss
(toniger Schluff).
Löss: Während der Kaltzeiten durch Wind transportierter kalkhaltiger,
gelblicher und poröser Schluff (= Korngröße zwischen Ton und Sand).
Sandige Talkiese mit Schlicklinsen,
Schotter von Würm-Kaltzeit
und Holozän
Neckar
Oberer
Muschelkalk
Abschwemmmassen, Bachablagerungen, Talauen:
Schluffig-tonige Zusammenschwemmungen mit Sand und Kies, weich bis breiig,
oft mit organischen Bestandteilen, alte blombierte Tälchen.
Fließerden und Wanderschutt: Kaltzeitliche Solifluktionsböden mit umgelagerten
Keuper- und Muschelkalksteinen in bindiger Matrix aus feinsandigem Ton und Schluff.
Kaltzeitliche Terrassenschotter: Sandige Flussschotter in unterschiedlicher Höhenlage
über der Talaue, oft konglomeratisch verfestigt.
Mittlerer- und
Unterer Muschelkalk
Hanglehm: Wie Fließerde, aber an Abhängen und gelegentlich rutschend.
Hangschutt: Wie Fließerde, aber mit höherem Steinanteil (Steingerüst).
Talschutt: Grobe kaltzeitliche Schuttmassen am Talfuß (Gesteinsschutt) in tonig-, sandig-, schluffiger Grundmasse.
Auenlehm: Feinsandig-tonige Schluffe mit organischen Bestandteilen (Hochflutsedimente).
Großteils im Altertum und Mittelalter infolge von Waldrodung und Ackerbau abgelagerte Abschwemmungen.
Talkiese: Sandige, wenig gerundete Kiese mit Schlicklinsen (Neckarschotter). Teils während der Würm-Kaltzeit abgelagert.
Abb. 14: Quartäre Deckschichten auf den Gäuflächen, in Hangbereichen und im Neckartal
(schematisch und überhöht)
18
3.4.1 Löss und Lösslehm
Lössleh m
Löss ist ein weit verbreitetes Lockersediment und nimmt etwa
und der Filderebene abgelagert, die im Windschatten lagen
10 % der Landoberfläche der Erde ein. Im Strohgäu ist Löss
und das Verwitterungsprodukt Lösslehm flächig weit verbrei-
(Leegebiete). Unterstützt wurde die Sedimentation durch das
Einfangen des Staubes von den Gräsern und Sträuchern der
tet und begründet die hohe Fruchtbarkeit dieser Landschaft.
Steppe und Tundra. Mit zunehmender Sedimentbildung
Löss besteht aus 60 - 80% Quarzkörnern und bis zu 30%
wurde die Vegetation zugeschüttet und hat nach ihrem Ab-
Karbonaten (Kalk und Dolomit) mit Beimengungen von 10 20% Feldspäten und anderen Mineralien. Das graugelbe bis
sterben und Auflösung in vielen Lössablagerungen eine vertikal-röhrenförmige Textur hinterlassen. Dadurch und durch
fahlbraune und staubartige Sediment hat eine poröse Struk-
sekundäre Kalkzementation ist Löss in seiner ursprünglich
tur mit einem Porenvolumen von bis zu 40% und ist unge-
abgelagerten Form auch an hohen Steilwänden sehr stand-
schichtet und nur schwach verfestigt. Die Korngröße liegt je
nach dem Ausgangsgestein des Liefergebietes und der Ent-
fest und eignet sich zur Anlage von Löss-Hohlwegen mit
senkrechten Wänden. Wird der Löss jedoch umgelagert und
fernung zur Ablagerung im Mittel- bis Grobschluffbereich
verwittert, verliert er diese Eigenschaft. Im Löss werden oft
(0,006 bis 0,063 mm) und oft mit Beimengungen von Feinsand und Ton.
Reste von Schneckengehäusen und gelegentlich Zähne und
Knochen von Säugetieren gefunden. Im feuchten und warmen Klima der Warmzeiten (Eem-Warmzeit und Jetztzeit)
Löss wurde vor allem in den kalten und trockenen Phasen
verwitterten die oberen 0,5 - 2 m des Lösses zu gelbbraun
der Hochglazialzeit während der Kaltzeiten aus den vegetationsarmen und vegetationsfreien Schotterflächen (Kältewüs-
bis rostbraun gefärbtem, schluffig-tonigem Lösslehm mit
hoher Kapillarität. Hier kann sich die Bodenfeuchte gut hal-
ten) vor den Gletschern und aus weitläufigen Flussebenen
ten, was mit ausschlaggebend für die Fruchtbarkeit des
durch starke und beständig wehende Winde ausgeblasen.
Strohgäus ist. Bei der Verwitterung werden die Karbonate
Löss wird daher als "äolisches Sediment" bezeichnet. Der
Löss im Raum Ludwigsburg stammt aus den vegetationsar-
durch das kohlensäurehaltige Niederschlagswasser und
durch die Humussäuren der Waldböden gelöst und in tiefere
men Überschwemmungsgebieten der Schotterebenen des
Bodenhorizonte verlagert. Dort werden sie oft in Kalkkongre-
Oberrheingrabens und in geringem Umfang von den Hochflächen des Schwarzwaldes. Heutzutage findet Lösssedimen-
tionen als sogenannte Lösskindel ausgeschieden. Durch die
Oxidation der Eisenverbindungen in den Mineralien kommt
tation z.B. in Zentralasien statt, wo Staub aus Wüstengebie-
es zur Braunfärbung des Bodens. Die Feldspäte und andere
ten in die randlichen Grassteppen ausgeblasen wird. Bei
Silikate werden zersetzt und in Tonmineralien umgewandelt.
diesem luftgetragenen Transport wurden die großen und
schweren Sandpartikel schon nach kurzer Transportstrecke
Durch weitere bodenbildende Prozesse entstehen schließlich
die fruchtbaren Braunerden, Parabraunerden und Schwarz-
wieder abgelagert, wie z.B. die Dünen bei Hockenheim und
erden. Der Lösslehm ist oft feucht und dann rutschgefährdet,
Schwetzingen, während die feinen und leichten Schluff- und
Tonpartikel weiter transportiert wurden. Mit nachlassender
durch den Tongehalt plastisch und hat eine geringere Standfestigkeit und schlechtere Baugrundeigenschaften als unver-
Windgeschwindigkeit wurde der Staub bevorzugt in Becken-
witterter Löss. Bei Austrocknung wird Lösslehm rissig und
gebieten und auf Verebungsflächen der Gäulandschaften
zerfällt in kleine Stücke.
In der Grünanlage-Hungerberg in Ludwigsburg-Hoheneck sind Löss, Lösslehm und Schotter der Würm- und Riss-Kaltzeiten in einem geologischen Fenster zu sehen und auf einer Schautafel beschrieben.
3.5 Geologische Karte und geologischer Profilschnitt von Ludwigsburg
Die geologische Karte in Abb.15 zeigt den Ausstrich (das Auftreten) der unterschiedlich alten geologischen Schichten an der Erdoberfläche
bzw. unterhalb der Deckschichten. Die Übersichtskarte vom Raum Ludwigsburg zeigt die sedimentären Grundschichten der Trias-Zeit und die
Talauen-Sedimente der Quartär-Zeit. Die 0,5 bis über 10 m mächtigen pleistozänen Deckschichten aus Lösslehm, Löss, Fließerden und
Schuttmassen, die die Grundschichten flächig bedecken, sind hier aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht dargestellt.
Der geologische Profilschnitt
Profilschnitt in Abb. 16 zeigt schematisch und überhöht die bis ca. 600 m mächtigen Sedimente des Deckgebirges auf dem
kristallinen Grundgebirgssockel. Die Sedimentschichten liegen flachwellig auf dem Grundgebirge und werden von Verwerfungen gegeneinander versetzt. Im Bereich von Hohenasperg und Lemberg sieht man die Muldenlage und die tektonische Grabenstruktur, die für die Reliefumkehr dieser Zeugenberge verantwortlich sind. Im Bereich des Neckartals sieht man die Hochlage der Muschelkalkschichten, die durch den
von Südwesten nach Osten verlaufenden "Schwäbisch-Fränkischen Sattel" verursacht wird (siehe auch Abb. 2 und 15). Die Lage des Profilschnittes ist in der geologischen Karte mit einer Strich-Punkt-Signatur markiert. Der Vergleich beider Darstellungen soll die räumliche Lage der
geologischen Schichten in Ludwigsburg veranschaulichen.
19
Abb. 15
15: Geologische Übersichtskarte
der Grundschichten von Ludwigs
Ludwig sburg
Marbach
Freiberg
Tamm
Neckartal
L 1129
Talauen (holozäne Tallehme, im Neckartal über Schottern
L 1130
Monrepos
Lemberg
Profilschnitt
der Würm-Kaltzeit), Heilwasserbrunnen Hoheneck
Affalterbach
B 27
Bekannte Reste kaltzeitlicher Terrassenschotter unter
den lehmigen Deckschichten (sandige Kiese der RißKaltzeiten und älterer Kaltzeiten, oft konglomeratisch verfestigt)
Schilfsandstein
(Sandsteine und feinsandige Tonsteine)
?
Neckarweihingen
Hohenasperg
Gipskeuper (Tonmergelsteine und einzelne Karbonatstein-
Hoheneck
Eglosheim
bänke, Sulfatgesteine, Gipsauslaugungsreste)
Asperg
Lettenkeuper (enge Wechsellagerung von Karbonatsteinen,
Poppenweiler
Tonmergelsteinen und Sandsteinen)
Oberer Muschelkalk (im oberen Bereich Dolomitsteinbänke,
BAB A 81
darunter Kalksteinbänke, getrennt durch dünne Tonsteinlagen)
Bekannte Erdfälle (verstürzte Gesteinsmassen, lehmige
Schloss
Füllungen und Hohlräume im Untergrund)
Wn-Bittenfeld
L u d w i g s b u r g
Verwerfungen (Schichtversatz), z.T. vermutet
Lage des Profilschnitts
L 1100
Oßweil
Die 0,5 m bis über 10 m mächtigen quartären Deckschichten aus
Lösslehm, Löss, Fließerden und Hangschutt sind aus Gründen
Möglingen
Pflugfelden
der Übersichtlichkeit nicht dargestellt.
L 1140
Pflugfelden
Leudelsbach
Remseck
K 1692
Pattonville
Kornwestheim
West
ASPERG
Hohenasperg
Nord
Grünbühl
1 km
0
AFFALTERBACH Ost
Lemberg
LUDWIGSBURG
Eglosheim
Hoheneck
1 km
Neckar Neckarweihingen
mNN
Schilfsandstein
Schilfsandstein
350
Deckschichten der Kaltzeiten
Terrassenschotter
300
Gipskeuper
250
200
300
Talaue
Lettenkeuper
Lettenkeuper
150
Oberer Muschelkalk
100
Mittlerer Muschelkalk
Oberer Muschelkalk
Mittlerer Muschelkalk
50
Unterer Muschelkalk
Unterer Muschelkalk
Heilwasserbrunnen
Hoheneck (Sole)
0
Lettenkeuper
-50
Buntsandstein
Buntsandstein
-100
mNN
350
Verwerfung
-150
Gipskeuper
Perm ?
-250
200
Gestrichelte Linien: Grundwasseroberflächen in den drei Haupt-
150
grundwasserstockwerken bzw. Druckfläche im Oberen
100
50
Bundstandstein (Abb. 18).
Im Neckartal ist der Heilwasser-Sole-Brunnen mit dem artesi-
0
schen Aufstieg des gespannten Grundwassers aus dem
-50
Buntsandstein eingezeichnet.
-100
Grundgebirge
-300
0
-200
-250
Perm ?
1
2 km
(4-fach überhöht)
250
-150
-200
Abb. 16
16: Geologischer Profilschnitt
von Ludwigsburg
-300
20
3.6 Tektonik – Die Lagerung der Schichten
Das tektonische Hauptelement in Ludwigsburg ist der
"Schwäbisch-Fränkische Sattel" (SFS). Es handelt sich um
wurde der Keuper hier oft stärker abgetragen, während die
Flanken vom Keuperstufenrand umsäumt werden. Am Nord-
eine etwa 30 km breite linienhafte Aufwölbung der Sediment-
westrand des Schwäbisch-Fränkischen Sattels verlaufen klei-
schichten, deren Achse sich von der Hornisgrinde im Nord-
nere Mulden- und Sattelstrukturen, wie z.B. die Pleidelshei-
schwarzwald bis zum Kocher im Welzheimer Wald verfolgen
lässt. Die Sattelachse verläuft von Südwesten nach Ostnordos-
mer Mulde, der Heutingsheimer Sattel und die markante
Neckar-Jagst-Furche. Im Osten von Ludwigsburg ist die Ver-
ten quer durch die Ludwigsburger Markung. Der SFS wird im
werfungszone zu sehen, die für die Tieflage der Keuper-
Norden von der Stromberg Mulde und der Neckar-JagstFurche und im Süden vom Fildergraben eingerahmt (Abb. 2).
schichten und für die Reliefumkehr am Lemberg verantwortlich ist.
Wegen der Hochlage der Schichten im Bereich des Sattels
PM
NJF
Marbach
Freiberg
HS
SFS
Lemberg
SFS
SB
Hoh.
Nwh.
E-heim
Ppw.
HM
HHS
Oßw.
Bittenfeld
Ludwigsburg
Neckar
Pfld.
Grünb.
1 km
SFS
250
Nord
Höhenlage (mNN) des Bezugshorizontes Ob. Muschelkalk/Lettenkeuper mit Fallrichtung
Neckarrems
Verwerfung (gestrichelt = vermutet)
Sattelachse
Muldenachse
HHS
Hirschberg-Hoheneck Störungszone
PM
Pleidelsheimer Mulde
SB
Säubrunnen Störung
HS
Heutingsheimer Sattel
HM
Hochdorfer Mulde
SFS
Schwäbisch-Fränkischer Sattel
NJF
Neckar-Jagst-Furche
Abb. 17
17: Schichtlagerung und tektonische Strukturen im Raum Ludwigsburg
Die wellige Lagerung der geologischen Schichten (Mulden- und Sattelstrukturen) wird durch Linien gleicher Höhe an der Schichtgrenze Oberer Muschelkalk/Lettenkeuper dargestellt. Dieser Bezugshorizont wurde durch zahlreiche Baugrundbohrungen punktuell erfasst und ist auch im Gelände oft zu finden. Durch rechnerische Interpolation der einzelnen Punkte erhält man eine flächige Darstellung der Höhenlage dieser Schichtgrenze. Die tektonischen Störungszonen (Verwerfungen, Auf- und Abschiebungen)
sind am Versatz der Höhenlinien erkennbar.
Ergänzt nach H. Brunner (1998): Geologische Karte von Baden-Württemberg
1 : 50 000, Erläuterungen zum Blatt Stuttgart und Umgebung. LGRB, Freiburg.
21
3.7 Lemberg und Hohenasperg als Zeugen der Erdgeschichte
Der Lemberg und der Hohenasperg ragen als inselartig iso-
fungssystems auf gleicher Höhe mit den älteren Tonstein-
lierte "Zeugenberge" aus der Gäufläche auf und bilden cha-
schichten des Gipskeupers. Wegen ihrer Härte und vor allem
rakteristische Landmarken. Im Bereich dieser heutigen Erhebungen verliefen im Zeitabschnitt des Schilfsandsteins vor
wegen ihrer guten Wasserdurchlässigkeit sind die Sandsteine
aber widerstandsfähiger gegenüber der Abtragung, als die
ca. 226 Mio. Jahren die Strömungsarme eines weit verzweig-
weichen und wasserstauenden Tonsteine. In den folgenden
ten und in den Untergrund eingeschnittenen Flussdeltas. In
Jahrmillionen wurde der Schilfsandstein daher weniger stark
diesen Deltaarmen wurden mächtige Sandschichten abgelagert, die später zu hartem Sandstein der sogenannten Flutfa-
abgetragen als die weichere Gipskeuper-Umgebung und
schützt so bis heute den unterlagernden Gipskeuper vor der
zies verfestigt wurden. Im Bereich des heutigen Lembergs
Erosion. Auf diese Weise wurden im Bereich der tektoni-
wurden diese Gesteinsschichten nach ihrer Ablagerung
schen Eintiefungen der Lemberg und der Hohenasperg als
durch ein mulden- und grabenartiges Verwerfungssystem,
und im Bereich des Hohenaspers durch Muldenbildung in
Hochgebiete erosiv herauspräpariert und belegen als "Zeugenberge" die ehemals weiter ausgedehnte Verbreitung des
jüngeren Schichtpakets. Diese Vorgänge werden als "Reliefumkehr" bezeichnet und haben in größerer Ausdehnung auch
einem eng umgrenzten Bereich gegenüber der Umgebung
um ca. 20 bis 50 m tiefer gelegt. Die Ursache waren tektonische Beanspruchungen in der Erdkruste durch die ständige
maßgeblich zum Erhalt der Schichten des höheren Keupers
Bewegung der Kontinente. Hier spielte vor allem die Bewe-
(Stubensandstein etc.) am Stromberg und Heuchelberg, der
gung der afrikanischen Platte in Richtung Norden gegen die
Löwensteiner Berge und der Keuperberge und Filderhochflä-
europäische Platte eine Rolle. Nach der tektonischen Eintiefung lagen die Sandsteinschichten am Rand des Verwer-
che im Raum Stuttgart und Leonberg beigetragen (Fildergraben).
Abtragung
Grabenbildung
Reliefumkehr
Abb. 18
18: Die Entstehung des Lembergs durch Reliefumkehr in einem tektonischen Graben
Geomorphologische Umwandlung von einer Tieflage zu einer Erhebung durch Abtragung des umgebenden weichen Gesteins
N
Zustand am Ende des Oberjuras nach der Heraushebung aus dem Meer.
Einmuldung und Abtragung, vermutlich seit der Tertiär-Zeit.
Weitere Abtragung. Entstehung des ersten Zeugenbergs aus Jura-Gesteinen.
Fortschreitende Abtragung. Nach Entfernung der harten Oberjura-Gesteine und
der weichen Mitteljura-Gesteine entstand eine Verebnung auf den harten
Schwarzjura-Gesteinen, ähnlich der heutigen Filderfläche südlich von Stuttgart.
Nach weiterer Abtragung entstand in der Mulde erneut ein Zeugenberg, zunächst
noch mit einer Kappe aus Unterjura.
Heutiger Zustand. Schilfsandstein und Stubensandstein bilden die schützende
Kappe. In der Umgebung Abtragung bis auf die Keuper-Muschelkalk Gäufläche.
Möglicher Zustand in der geologischen Zukunft. Nach der Abtragung der harten
Keupersandsteine bildet sich auf dem Oberen Muschelkalk wieder eine Verebnung in einer Mulde.
Abb. 19:
19: Die Entstehung von Stromberg und Heuchelberg durch Rel
Re liefumkeh
ie fumkehr
fumkehr in einer tektonischen Mul
Mulde
Hypothetisch und schematisch. Verändert nach O.F. Geyer & M.P. Gwinner (1991): Geologie von Baden-Württemberg. 4. Auflage. – Schweizerbart, Stuttgart.
22
4. Das Grundwasser im Untergrund von Ludwigsburg
Ludwigsburg
In Ludwigsburg fallen im langjährigen Durchschnitt etwa 750 mm Niederschläge pro Jahr mit Schwankungen von 500 bis 1100 mm/a. Davon
verdunsten etwa 60 - 75 % teils direkt und teils über die pflanzliche Transpiration (Evapotranspiration). Ein Teil wird über Bäche und Flüsse
abgeführt. Etwa 10 - 25 % versickert im Boden und sammeln sich in den Poren und Klüften der Gesteine als Grundwasser. Die verschiedenen
Gesteine haben unterschiedliche Eigenschaften hinsichtlich der Speicher- und Leitfähigkeit des Grundwassers. Die locker gelagerten und grob
bis feinkörnigen Deckschichten des Quartärs speichern das Grundwasser in den Zwischenräumen der Sedimentkörner und werden als Po
Poren
ren-ren
Lockergesteins--Grundwasserleiter bezeichnet. Die Kiese und Sande im Neckartal sind gute Grundwasserspeicher
G rundwasserleiter oder Lockergesteins
und -leiter und haben oft eine hohe Ergiebigkeit. Je größer aber der Feinkornanteil (Schluff und Ton) eines Sedimentes ist, desto geringer ist
die Wasserdurchlässigkeit. Der in Ludwigsburg weit verbreitete Lösslehm wird wegen seines hohen Schluff- und Tonanteils als Grundwas
Grundwas serserG eringleiter bezeichnet. Hier halten starke Kapillarkräfte das Wasser fest. Das ist auch der Grund, warum die Versickerung von Oberflächenwasser in Ludwigsburg nur eingeschränkt sinnvoll ist. Die Festgesteine von Keuper, Muschelkalk und Buntsandstein speichern das Grundwasser in den zahlreichen engen Klüften und Schichtfugen, die durch tektonische Beanspruchung und durch Auflockerung in Oberflächennähe entstanden sind. Diese Gesteine werden als Kluft
Kluft--G rundwasserleiter oder Festgesteins
Festgesteins--Grundwasserleiter bezeichnet. Die Karbonatgesteine und Sandsteine sind Grundwasserleiter mit oft mittlerer bis hoher Ergiebigkeit, während die Tonsteine Grundwassergeringleiter sind.
In den Karbonatgesteinen des Muschelkalks und im Oberjura der Schwäbischen Alb kommt es auch zu stärkeren Lösungsvorgängen im
Gestein und zur Bildung von weiten Klüften und Hohlräumen (Verkarstung). Dann spricht man von einem KarstKarst-G rundwasserleiter.
rundwasserleiter Durchgehende Lagen von Gips und Anhydrit sind Grundwassergeringleiter. Salzgesteine, die noch nicht von Auflösung betroffen sind und weiche
Tone sind so dicht, dass sie auch als Grundwassernichtleiter bezeichnet werden, obwohl auch hier geringe Fließbewegungen stattfinden
können.
Im Raum Ludwigsburg gibt es drei Hauptgrundwasserstockwerke:
Das obere Grundwasserstockwerk wird von den feinkörnigen
Das untere Grundwasserstockwerk wird bei ca. 50 mNN vom
quartären Deckschichten im Verbund mit den klüftigen Ge-
klüftigen Plattensandstein des Oberen Buntsandsteins unter
steinen des Gipskeupers und des schichtiger Kluftgrundwas-
den abdichtenden Röttonen gebildet. Im Neckartal in Hohe-
serleiters des Lettenkeupers gebildet. Das Grundwasser zirkuliert in den Poren der Deckschichten und in den Klüften
neck wird aus einer 177 m tiefen Bohrung eine stark salzund sulfathaltige Heilwasser-Sole mit 29.000 mg/l gelöste
und Schichtfugen der Festgesteine. Das Niederschlagswas-
Feststoffe mit geringer Ergiebigkeit gefördert. Dieses Wasser
ser sickert durch die oberste Humusschicht und durch die
Deckschichten, wo es durch Filtrations- und Sorptionspro-
steht dort unter artesischem Druck und steigt im Bohrloch
bis auf ca. 198 bis 203 mNN auf. Der artesische Druck wird
zesse gereinigt wird. Dann speist es die Klüfte und Poren des
durch den höheren Grundwasserspiegel im Bereich des
ausgelaugten Gipskeupers und die Klüfte der Karbonatstein-
Einsickerungsgebietes am Rande des Nordschwarzwalds
und Sandsteinbänke des Lettenkeupers. An der Basis des
Lettenkeupers bilden die Tonsteine der Esterienschichten die
verursacht. Das Grundwasser im Plattensandstein kann dabei nicht durch die abdichtenden Röttone durchsickern, so
Abdichtung zum Oberen Muschelkalk. Dort, wo diese
dass die Grundwasserdruckfläche im Neckartal ca. 150 m
Schichtgrenze zum Oberen Muschelkalk in Oberflächennähe
ausstreicht, kommt es bevorzugt zu Versickerungen in das
über dem Grundwasserleiter liegt. Das Alter dieses Grundwassers wird auf ca. 30.000 Jahre und älter geschätzt.
nächst tiefere Stockwerk oder zu Quellaustritten. Das obere
Die oberflächennahen Grundwasserstände liegen in Ludwigs-
Grundwasserstockwerk ist von geringer bis mittlerer Ergiebig-
burg in den Tälern und in flachen Senken von Pflugfelden,
keit und ist im Bereich der Innenstadt und der Weststadt oft
mit "leichtflüchtigen halogenierten Kohlenwasserstoffen"
Monrepos, Innenstadt und Neckartal bei ca. 2 - 5 m unter
Gelände. Auf den Flächen und auf Kuppen in Eglosheim, in
(LHKW) verunreinigt.
der Weststadt, Oststadt, Favoritepark, Hoheneck und östlich
Das mittlere Grundwasserstockwerk wird von den klüftigen
von Neckarweihingen liegen sie bei 5 bis über 10 m unter
und v.a. in Talnähe oft verkarsteten Gesteinen des Oberen
Muschelkalks zusammen mit den Oberen Dolomiten des
Gelände. Die Grundwasserstände schwanken in Abhängigkeit
der Niederschläge und der Jahreszeiten zwischen ca. 0,5 -
Mittleren Muschelkalks gebildet. Hier sind der Mineralbrun-
1,5 Meter in Tallagen und bis über 3 Meter im Bereich von
nen von Hoheneck mit knapp über 1.000 mg/l gelöste Feststoffe, der Brunnen des Freibades und Teile der Notwasser-
Hochflächen und Kuppen. Im Frühjahr und im Frühsommer
liegen die Grundwasserstände oft am höchsten, im Herbst
versorgung von Ludwigsburg im Neckartal bei Oßweil gefasst.
und im Frühwinter am niedrigsten. Die Grundwasseroberflä-
Die Ergiebigkeit dieses Grundwasserleiters ist, abhängig von
che im Oberen Muschelkalk liegt zwischen 192 mNN im
der Anbindung an ein Kluft- oder Karstsystem, gering bis
mittel und gelegentlich hoch. Der wasserführende Kieskörper
Neckartal und ca. 220 - 225 mNN im Südwesten der Gemarkung.
(Porengrundwasserleiter) im Neckartal bildet ein Drainagesystem für das Grundwasser des Muschelkalks.
23
Westen
Osten
mNN
mNN
320
A 81
Eglosheim
Favoritepark
Hoheneck
Neckarweihingen
Nußbäumle
300
320
300
L
km1
280
hm
Hg
260
Neckartal
km1
280
mit Mineralwasserbrunnen
und Solebrunnen
ku
260
ku
240
240
Steinbr.
Hubele
220
h
mo
Hg
200
220
200
mo
180
180
160
160
mm
140
mm
120
140
120
mu
mu
100
100
80
0
1000 m
10-fach überhöht
60
40
Quartäre Deckschichten (in Ludwigsburg bis ca. 200.000 Jahre alt, vereinzelt älter)
20
h
0
hm
L
H, g
Bach- und Talsedimente: Sandige Tone und Schluffe
und sandig-schluffige Kiese mit Schlicklinsen
Anmoor: Tone mit Pflanzenresten.
Lösslehm, Löss, Wanderschutt/Fließerde, Hangschutt.
Kaltzeitliche Schotterreste: Sandige Konglomerate, oft kantengerundet.
so
Verwerfung/vermutet
Deckschichten (Quartär) aus Lösslehm, Löss, Fließerden und Hangschutt etc.
Im Neckartal mittelalterliche Auenlehme über sandig-schluffigen
Kiesen von Würmeiszeit und Holozän. Reste rißzeitlicher Schotter.
Reste kaltzeitlicher Terrassenschotter (Riß-Kaltzeiten und Älter).
Mesozoische Grundschichten (in Ludwigsburg ca. 224 – 251 Mio. Jahre alt)
Grundschichten (Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper).
km2
km1
Bekannte Gesteinsbereiche mit zusammenhängender Grundwasserführung in
Poren und Klüften (Grundwasserstockwerke). Im Lettenkeuper schichtiger Kluftgrundwasserleiter, gekoppelt mit Porengrundwasserleiter in den Deckschichten.
Im Oberen Muschelkalk gibt es schwebende Grundwasserhorizonte. Das Grundwasser im Oberen Buntsandstein ist im Solebrunnen im Neckartal artesisch
gespannt.
ku
mo
mm
mu
so
Schilfsandstein: Am Lemberg gebankte Sandsteine, überwiegend in der Flutfazies.
Gipskeuper: Im Stadtbereich tonig-karbonatische Auslaugungsreste, vereinzelt Gipsreste.
Am Lemberg Wechselfolge von Ton(mergel)steinen mit Karbonatsteinbänken und Gips/Anhydritlagen.
Lettenkeuper: Enge Wechsellagerung von Tonmergelsteinen, Karbonatsteinen und Sandsteinen.
Oberer Muschelkalk: Dolomitsteinbänke und Kalksteinbänke mit Tonsteinfugen.
Mittlerer Muschelkalk: Kalk- und Dolomitsteinbänke, Sulfatgesteine, Auslaugungsreste der
Salinar- und Sulfatgesteine, Tonmegelsteine.
Unterer Muschelkalk: Kalk- und Dolomitsteinbänke Tonmergelsteine.
Oberer Buntsandstein: Röttone, Plattensandstein. In der Tiefe weitere Sandsteinbänke mit Tonsteinlagen.
Haßmersheimer Schichten im Oberen Muschelkalk. Mergelschichten und
einzelne dünne Trochitenkalkbänke mit eingeschränkter hydraulischer Stockwerksverbindung.
Abb. 20: Hydrogeologischer Profilschnitt Eglosheim - Neckarweihingen
Der Profilschnitt zeigt die drei Hauptgrundwasserstockwerke im Raum Ludwigsburg
- Oberes Stockwerk:
Quartäre Deckschichten, Gipskeuper, Lettenkeuper (Porengrundwasserleiter und schichtiger Kluftgrundwasserleiter)
- Mittleres Stockwerk:
- Unteres Stockwerk:
Oberer Muschelkalk mit den Oberen Dolomiten des Mittleren Muschelkalks (Kluftgrundwasserleiter, z.T. verkarstet), Neckarkiese (Porengrundwasserleiter)
Plattensandstein im Oberen Buntsandstein (gespannter Kluftgrundwasserleiter)
24
ku
*
Hohenasperg
Eglosheim
Favoritepark
Hoheneck
Neckar Neckarweih
mo
ku
km2
km1
km1
km1
?
ku
km1
ku
km2
ku
mo
*
km1
mo
ku
mo
mo
ku
ku
ku
Legende
km1
geologische Geländeaufschlüsse
km1
bekannte Erdfälle
Steinschlag und Felssturz
km1
ku
Der Schilfsandstein
Sch ilfsandstein am Lemberg
Lemberg
Steinschlag
km1
* = Baumschlag
Grenzen der Grundschichten,
teils vermutet
Fußweg
Weinberge
Flutfazies
Stillwasserfazies
ku
Abb. 21:
21: Geologische Geländeaufschlüsse,
Geländea ufschlüsse, Erdfälle, Steinschläg
Steinschlä ge und Felssturz
Gipskeuper
km2
km1
ku
mo
=
=
=
=
Schilfsandstein
Gipskeuper
Lettenkeuper
Oberer Muschelkalk
25
A) Obermiozän bis
Unterpliozän
B) Mittel- bis
Oberpliozän
vor 5 - 6 Mio. Jahren
Nordsee
C) Pleistozän und Holozän
vor 1 Mio. Jahren bis heutige Zeit
vor 3 - 4 Mio. Jahren
Wasserscheiden
Ludwigsburg
Einzugsgebiete
Ems/Weser/Elbe
Main
Rhein
Rhein
Einzugsgebiet
Deutschland
Frankreich
Neckar
Altmühl
Mosel
*
Einzugsgebiet Donau
Lech
Donau
Iller
Ur-Donau
Einzugsgebiet Maas
Lahn
Einzugsgebiet Rhone
Doubs
Aare
Schweiz
Einzugsgebiet Po
Rhone
Alpenrhein
Alpenrand
Alpenrand
Inn
Österreich
Italien
Abb. 22
2 2 : Die Flussgeschichte von Südwestdeutschland
Die Veränderung der Einzugsgebiete der Flüsse
Vor etwa 145 Mio. Jahren wurde das Mitteldeutsche Festland zusammen mit dem nördlichen Teil von Süd-
Die rückschreitende Erosion der Flüsse geht hier schneller voran als im Donau-System, so dass vor etwa 3- 4 Mio.
deutschland aus dem Jurameer herausgehoben und der Abtragung durch das sich bildende Flusssystem ausgesetzt. An seinem Südrand sind die Flüsse zum sogenannten Tethys-Meer geflossen, aus dem sich später das
Jahren der Doubs die Alpenflüsse Aare und Reuss bei Waldshut erreicht hat und durch den Sundgau zum Mittel-
Molasse-Meer im Bereich des heutigen Schweizer Mittellandes, Oberschwabens und des Allgäus gebildet hat.
zapft und zum Mittelmeer umgelenkt. In dieser Zeit wurden auch die Flusssysteme von Neckar und Main vom
Oberrheingraben her angezapft, zum Teil in ihren Fließrichtungen umgekehrt und der Nordsee zugeführt.
Nachdem das Molassebecken vor 6 bis 7 Mio. Jahren wegen der ständigen Hebung der Erdkruste trocken gefallen war, hat sich dort eine Seenlandschaft mit einem Flusssystem mit Hauptabflussrichtungen nach Südwesten
meer umgelenken konnte. Die Walliser Rhone wurde im Bereich des heutigen Genfer Sees von Westen her ange-
Pontischen Meer, dem Vorläufer des Schwarzen Meeres durchgesetzt, und es ist die Ur-Donau als Hauptent-
Bild C: Vor etwa 2,5 Mio. Jahren hat dann die Erosionsfront des Rheins das Aare-Doubs-System bei Basel und am
heutigen Hochrhein erreicht und zur Nordsee umgelenkt. Durch weitere rückschreitende Erosion vor etwa 1,5 Mio.
wässerung von Süddeutschland und des nördlichen Alpenraumes entstanden.
Jahren wurde der Ur-Alpenrhein im Bereich des Bodenseebeckens der Donau entrissen und ebenfalls der Nordsee
gebildet. Durch die spätere dauerhafte Verkippung der Erdkruste hat sich die Fließrichtung nach Osten zum
zugeführt. Auch die Gletschervorstöße und deren Ablagerungen in den Kaltzeiten haben hier eine Rolle gespielt.
Bild A: Vor etwa 5- 6 Mio. Jahren sind die nördlichen Alpenflüsse der Schweiz, Ur-Rhone des Walliser Rhonetals,
Ur-Aare, Ur-Reuss und Ur-Alpenrhein nach Norden und Nordosten zur Donau geflossen. Ebenso haben der UrNeckar über die Ur-Lohne (Fils), die Ur-Brenz (Jagst) und der Ur-Main nach Südosten zur Donau entwässert.
Bild B: Das Gefälle der Donau auf ihrem langen Weg zum Schwarzen Meer war und ist aber recht flach, so dass
das Donau-System in Süddeutschland eine relativ geringe erosive Kraft hat. Das Rhone-System mit der Ur-Doubs
Der Rhein konnte sich wegen seiner starken Erosionskraft also weite Gebiete des Donau- und Rhone-Systeme
einverleiben. Damit waren die Grundlagen für die heutige Flusslandschaft in Südwestdeutschland mit den europäischen Hauptwasserscheiden und den Zuflüssen zur Nordsee und zum Schwarzen Meer geschaffen. Zeugnisse
dieser grundlegenden Veränderungen der Flusssysteme sind Schotterablagerungen in exponierten Hochlagen, alte
geköpfte Talböden am Nordrand der Schwäbische Alb und die scharfen Richtungsänderungen von Aare, Rhein,
im Südwesten und das Rhein-System mit dem Ur-Neckar im Norden haben auch durch das Einbrechen von
Neckar und deren Nebenflüsse im Bereich der Anzapfgebiete. Der Kampf der Flusssysteme von Rhein und Donau
Rhone- und Rheingraben und durch die bis heute andauernde Hebung von Schwarzwald und Vogesen ein größeres Gefälle und eine höhere Erosionskraft.
um das Einzugsgebiet dauert an und ist heute in der Wutachschlucht bei Blumberg gut zu sehen. Dort hat das
Rhein-System mit der Wutach die sogenannte Feldbergdonau angezapft und wird sich in Zukunft die beiden Quellflüsse der heutigen Donau - Brigach und Breg - einverleiben (*).
26
5. Anhang 5.1 Geologische Zeittafel, Schichtaufbau und Grundwasserverhältnisse im Raum Ludwigsburg
Chronostratigraphische
und lithostratigraphische
Gliederung1)
Känozoikum
Erdneuzeit (0 – 66 Ma)
Deckschichten
überw.Lockergesteine
Allgemeine
Gebirgs- und
Schichtgliederung
Quartär
Holozän
= heutige Zeit
bis 11.590 Jahre
Pleistozän
= Eiszeitalter
0,012 – 2,6 (1,8) Ma
Geologische Stufen
Ma = Alter in Millionen Jahren
4)
Ablagerungsbedingungen
Holozän
bis 11.590 Jahre
Pleistozän
Würm-Kaltzeit 0,012 - 0,115 Ma
Eem-Warmzeit 0,115 - 0,126 Ma
Riß-Kaltzeiten 0,126 - 0,4 Ma
Ältere Warmzeiten
und Kaltzeiten 0,4 - 2,6 (1,8) Ma
periglazial, äolisch, fluviatil.
Schichtmächtigkeit in
Ludwigsburg
Lithologische Charakterisierung
der Gesteine im Raum Ludwigsburg
Grundwasserleiter 2)
im Raum Ludwigsburg
Grundwasserstockwerke und
Grundwassernutzung 2)
im Raum Ludwigsburg
0,5 - 10 m,
örtlich bis 18 m.
Ablagerungen des Periglazialbereichs (= Frostbereiche außerhalb der
Eisbedeckung) während der Würm- und Riß-Kaltzeiten. Löss, der an der
Oberfläche ca. 0,5 bis 1,5 m tief zu gelbbraunem Lösslehm verwittert
ist. Schwemmlehme, Schuttbildungen, Auelehme, Talkiese, organische
Ablagerungen (Anmoor, Schlicklinsen), kaltzeitliche Terrassenschotter.
Die "Höheren Terrassenschotter" sind älter als 0,4 Millionen Jahre.
Porengrundwasserleiter (LockergesteinsGrundwasserleiter).
Je nach Tonanteil auch GrundwasserGeringleiter. Kopplung mit Gipskeuper
und Lettenkeuper.
Oberes Grundwasserstockwerk
Gekoppelter Grundwasserleiter in Quartär,
Gipskeuper und Lettenkeuper.
Niedrig mineralisiertes Grundwasser mit geringer
bis mittlerer, selten auch hoher Ergiebigkeit.
Örtlich, v.a. in Tallagen sind gespannte Grundwasserverhältnisse möglich. In der Innenstadt und
in der Weststadt oft mit "leichtflüchtigen halogenierten Kohlenwasserstoffen" (LHKW) verunreinigt. Nutzung nach Reinigung im Stadtbad. In
früherer Zeit private und öffentliche Wasserversorgung von Ludwigsburg.
Tertiär (66 - 2,6 Ma) Schichten der Tertiärzeit wurden im Raum Ludwigsburg nicht abgelagert. Mächtige Sedimente gibt es in Oberschwaben und im Oberrheingraben.
Kreide (146 - 66 Ma) Schichten der Kreidezeit sind in Baden-Württemberg nicht bekannt, wurde aber vermutlich stellenweise abgelagert und später wieder abgetragen.
Unter-, Mittel-, Obertrias
Muschelkalk
Buntsandstein
Trias (251 - 200 Ma)
Mesozoikum Erdmittelalter (251 - 66 Ma)
Grundschichten überwiegend Festgesteine
Deckgebirge Sedimentgesteine
Keuper
Jura (200 - 146 Ma) Die Schichten der Jurazeit wurden im Raum Ludwigsburg abgetragen. Mächtige Sedimente gibt es im Albvorland und im Bereich der Schwäbischen Alb.
Die höheren Schichten von Mittelkeuper und Oberkeuper (Obertrias) - Bunte Mergel, Kieselsandstein, Stubensandstein, Knollenmergel, Rätsandstein wurden im Raum Ludwigsburg in den vergangenen 145
Millionen Jahren abgetragen. Sie bilden heute die bewaldeten Höhenzüge rund um Stuttgart, die Löwensteiner Berge und den Strom- und Heuchelberg.
Schilfsandstein (Stuttgart-Formation) Auf der Kuppe des
Massige braunrote und grüne Sandsteinbänke (Flutfazies) und
Kluftgrundwasserleiter
Mittelkeuper
(224 - 233 Ma)
224 - 226/229 Ma,
Lembergs ca. 25 m
feinsandig-schluffige Tonsteine (Stillwasserfazies) am Lemberg und
(Festgesteins-Grundwasserleiter)
terrestrisch-fluviatil,
terrestrisch-fluviatile
Erosionsrest.
am Hohen Asperg. Im Schilfsandstein werden oft Pflanzenreste von
mit geringer Wasserführung.
teilweise flachmariner und
Delta-Ablagerungen.
Schachtelhalmen gefunden.
In Ludwigsburg ohne Bedeutung.
evaporitischer Einfluss.
Gipskeuper (Grabfeld-Formation)
Im Stadtgebiet wenige Rotgaue und olivgrüne Tonmergel mit einzelnen Dolomitsteinbänken
Im unausgelaugten Bereich Kluftgrundwas226/229 - 233 Ma,
Meter bis ca. 35 m
und Gipslagen. An der Basis ca. 15 m Grundgipsschichten (Gips,
serleiter mit geringer Grundwasserführung.
terrestrisch, limnisch,
am Salonwald. Am
Anhydrit), die v.a. westlich des Neckars zu bröckeligen Tonsteinen
Im ausgelaugten Bereich
teils flachmarin, teils evaporitisch.
Lemberg ca. 100m.
und Zellendolomiten verwittert und ausgelaugt sind.
Kluft- und Porengrundwasserleiter.
Unterkeuper
Wenige Meter
Graugrüne Ton(mergel)steine, graue Dolomitsteine und Sandsteine in
Kluftgrundwasserleiter
Lettenkeuper
(233 - 235 Ma)
(Erfurt-Formation)
bis ca. 23 m.
Wechsellagerung, oberflächennah verwittert. Der Hohenecker Kalk ist mit schichtiger Gliederung.
flachmarin, fluviatil.
stellenweise fossilreich.
Trigonodusdolomit (Rottweil-,F.)
Im Neckartal unter
An der Obergrenze 5 – 10 m massiger gelbgrauer Trigonodusdolomit. Kluftgrundwasserleiter mit verkarsteten
Oberer Muschelkalk
(235 - 239 Ma)
Ob. Hauptmuka (Meissner-,F.)
der Talaue ca. 10 m,
Darunter blaugraue und graue, gebankte, bioklastische und kristalline
Bereichen. Schwebende Horizonte über
flachmarin-lagunär.
Unt. Hauptmuka (Trochitenkalk- F.) sonst bis ca. 85 m.
Kalksteine, getrennt durch dünne Ton(Mergel)steinfugen.
Tonsteinfugen.
Mittlerer Muschelkalk
(239 - 240 Ma)
flachmarin-lagunär
und evaporitisch.
Oberer Dolomite
(Deimel-Formation)
Salinargesteine
(Heilbronn-Formation)
Untere Dolomite
(Karlstadt-Formation)
Ca. 65 m.
Nicht an der Oberfläche aufgeschlossen!
An der Obergrenze ca. 6 - 10 m Obere Dolomite.
Darunter Auslaugungsreste der Evaporitgesteine (Salz- und Sulfatgesteine) und Dolomitsteine und Tonsteine. Die Salze sind im Raum
Ludwigsburg ausgelaugt. Die Sulfatgesteine (Gips und Anhydrit)
befinden sich im Stadium der Auslaugung.
Unterer Muschelkalk
(240 - 243 Ma)
flachmarin.
Oberer-, Mittlerer- und
Unterer Buntsandstein
(243 - 251 Ma)
terrestrisch-fluviatile
Sedimente, teilweise
flachmariner Einfluss.
Jena-Formation (Kalksteine)
Freudenstadt-Formation
(Dolomitsteine)
Rötton-Formation
Ca. 55 m.
Mergel, dünne Kalksteinbänke und Dolomitsteine in Wechsellagerung.
Knapp 300 m.
An der Obergrenze ca. 5 m Röttone. Darunter mächtige Sandsteinformationen mit Geröllen und Tonsteinlagen.
Grundgebirge
Kristallingesteine
Paläozoikum
Erdaltertum (251 bis 542 Ma)
Perm, Karbon, Devon, Silur, Ordovicium,
Kambrium.
Präkambrium
(Proterozoikum, Archäikum, Hadäikum)
Erdfrühzeit (älter als 542 Ma).
Plattensandstein-Formation
...weitere Sandstein-Formationen
Der Buntstandstein tritt im Schwarzwald und im Odenwald zutage
und bildet im mittleren und nördlichen Schwarzwald viele
Höhenzüge.
Obere Dolomite, Untere Dolomite:
Kluft- und Karstgrundwasserleiter.
Evaporitgesteine: GrundwasserGeringleiter, bei Gipsauslaugung Kluftgrundwasserleiter.
Auslaugungstone:
Grundwasser-Geringleiter.
Kluftgrundwasserleiter, mit geringer
Wasserführung, gering durchlässig.
Kluftgrundwasserleiter mit geringer
Ergiebigkeit. Im Mittleren- und Unteren
Buntsandstein auch größere Ergiebigkeit.
Das Grundwasser im Plattensandstein ist im
Raum Ludwigsburg mindestens 30.000
Jahre alt.
Zwischen Buntsandstein und Grundgebirge gibt es in Baden-Württemberg rinnenförmig verlaufende Senken mit Sedimenten aus der Zeit des Karbons und des Perms.
Diese wurden im Raum Ludwigsburg bisher aber nicht nachgewiesen.
Obere Erdkruste mit
Prävariszische Gneise (v.a. metamorph umgewandelte GrauwackenseIm Grundgebirge von Schwarzwald und
Grundgebirgssockel
(älter als 300 Ma)
Übergang in die
dimente und Magmatite), die von granitischen Intrusionen während der Odenwald Kluftgrundwasserleiter mit
metamorph, plutonisch.
untere Erdkruste.
variszischen Gebirgsbildung vor 300 - 400 Millionen Jahren durchMineral- und Thermalwässern, ,korrespon3)
Hier insgesamt
dierend mit dem Grundwasser im Buntsandschmolzen wurden.
24 - 30 km dick.
stein.
Das Grundgebirge tritt im Schwarzwald und im Odenwald zutage und
bildet im mittleren und südlichen Schwarzwald viele Höhenzüge.
Die Grundwasserflurabstände liegen in
Mulden- und Tallagen 1 bis 4 m unter Gelände
und in Hang- und Kuppenlagen 4 bis über 10 m
u.G. Die jahreszeitlichen Schwankungen der
Grundwasserstände liegen oft im Bereich von 0,5
bis 2 Metern, selten über 5 Meter.
Mittleres Grundwasserstockwerk
Höher mineralisiertes Grundwasser, je nach
Kluftanbindung mit geringer bis mittlerer und
gelegentlich hoher Ergiebigkeit. In Hoheneck
Mineralwasserbrunnen mit über 1.000 mg/l
gelöste Feststoffe. Nutzung im Freibad-Hoheneck
und zur Notwasserversorgung.
Grundwasserstand bei 195 bis 225 mNN.
Unteres Grundwasserstockwerk
Im Plattensandstein des Oberen Buntsandsteins
hoch mineralisierte und im Neckartal artesisch
gespannte Sole mit 29.000 mg/l Natriumchlorid
und Sulfat. Geringe Ergiebigkeit. Therapeutische
Nutzung im Heilbad-Hoheneck. Gespannter
Grundwasserspiegel bei ca. 50 mNN. Aufstieg im
Bohrloch auf ca. 198 – 203 mNN.
?
Stadt Ludwigsburg
FB Tiefbau und Grünflächen 2012
27
Fußnoten zur geologischen Zeittafel
1) - Präkambrium, Paläozoikum, Mesozoikum und Känozoikum sind übergeordnete chronostratigraphische Zeitabschnitte in der
Erdgeschichte, die als Ära bezeichnet werden.
- Kambrium, Ordovicium, Silur, Devon, Karbon, Perm (Paläozoikum) - Trias, Jura, Kreide (Mesozoikum) - und Tertiär, Quartär
(Känozoikum) sind den Ären untergeordnete Zeit-Systeme.
- Unter- Mittel- und Obertrias (Trias) und Pleistozän, Holozän (Quartär) sind den Zeit-Perioden untergeordnete Zeit-Serien.
- Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper sind lithostratigraphische Gruppen.
- Lettenkeuper, Gipskeuper, Schilfsandstein, Riß-Kaltzeit, Eem-Warmzeit, Würm-Kaltzeit sind den Serien und Gruppen
untergeordnete geologische Einheiten bzw. Stufen.
2) Über das obere- und mittlere Grundwasserstockwerk liegen gute Erkenntnisse vor. Die tieferen Schichten sind nur aus den Tiefbohrungen in Hoheneck und Mathildenhof rudimentär bekannt.
3) Als Variszikum wird der Zeitraum einer Gebirgsbildung von Devon bis Perm bezeichnet (Variszisches Gebirge).
Die Kristallingesteine (Gneise und Granite) von Schwarzwald, Odenwald und Vogesen sind die Erosionsreste dieses vor etwa 250 - 300
Millionen Jahren abgetragenen Gebirges.
4) Die EntstehungsEntstehungs - und Ablagerungsbedingungen der drei Hauptgesteinsarten
Sedimente (Schicht- und Absetzgesteine):
kontinental
terrestrisch
klastisch
=
=
=
konglomeratisch
=
brekziös
=
Fanglomerat
limnisch
=
=
fluviatil
=
lakustrin
äolisch
periglazial
=
=
=
glazial
=
glazi-fluvial
=
glazi-lakustrin
=
chemisch (biogen) =
brackisch
=
auf dem Festland abgelagerte Sedimente.
unter festländischem Einfluss entstandene und abgelagerte Sedimente.
durch physikalisch-chemische Verwitterung, mechanische Zerstörung, Zerkleinerung (Erosion) und
Sedimentation entstandene Trümmergesteine (Gerölle, Sande, Schluffe, Tone).
verfestigte klastische Sedimente aus gerundeten Kiesen und Geröllen mit längeren Transportwegen (z.B. Nagelfluh
im Oberallgäu).
verfestigte klastische Sedimente aus kantigen Geröllen mit kurzen Transportwegen (z.B. Gesteinsbildungen bei
Vulkanausbrüchen und Bergstürzen).
Schlammbrekzie, oft im ariden Klimabereich. Schlammfächer mit unsortiertem Material aller Korngrößen, oft eckig.
in den Gewässern des Festlandes gebildete Sedimente (fluviatil = Flüsse, lakustrin = Seen).
durch Flüsse abgelagerte Sedimente (Kiese, Sande, Tone, Schlick, Konglomerate und Schuttbildungen, DeltaSedimente).
in Seen abgelagerte Sedimente (Tone, Schlick, Sande, Kiese, Deltasedimente).
durch Wind transportierte, sortierte und abgelagerte terrestrische Sedimente (Löss, Dünensand).
im Eiszeitalter während der Kaltzeiten und rezent in den Polargebieten außerhalb des Einflussbereichs der Gletscher durch Windverfrachtung, Frost-Tauwechsel und fluviatile Vorgänge entstandene oder umgelagerte Sedimente
(Löss-Sedimente, Solifluktionsböden, Fließerden, Schuttsedimente, Schotter, Tone und Torflager).
im Eiszeitalter während der Kaltzeiten und rezent im Einflussbereich der Gletscher abgelagerte oder umgelagerte
Sedimente (Moränen, Geschiebelehm, Beckentone, Schmelzwassersedimente).
durch Schmelzwässer von Gletschern in fließendem Wasser (Schmelzwasserrinnen) transportierte und abgelagerte
Sedimente (Blöcke und Schotter, Bändertone).
durch Schmelzwässer von Gletschern in ehemalige Gletscherstauseen transportierte und abgelagerte
Beckensedimente (Sande und Tone, Deltasedimente, Driftblöcke).
Kalksinter, Kalktuffe, Tropfsteine, Travertin und Kieselsinter -> terrestrische chemisch-biogene Sedimente.
Ablagerungen im Grenzbereich zwischen Süß- und Salzwasser. Kennzeichnend ist eine artenarme jedoch
individuenreiche Fauna.
marin
=
im Meer abgelagerte Sedimente.
glazio-marin
epikontinental
flachmarin
=
=
=
von Treibeismassen im Meer ausgeschmolzene und abgelagerte Sedimente (Driftblöcke).
in einem Flachmeer abgelagerte Sedimente, das flache Bereiche des Festlandes zeitweise überflutet hat.
im Flachmeer (Schelfmeer) festlandsnah abgelagerte Sedimente (Tonmergelsteine, Kalksteine, Dolomitsteine,
Delta-Sedimente).
in der Uferregion (Küstenbereich) von Seen und Meeren und in Lagunen abgelagerte Sedimente.
litoral
=
lagunär
=
neritisch
bathyal
hemipelagisch
=
=
=
in lagunenartigen und flachen Buchten abgelagerte Sedimente (litoral) (z.B. Riffkalke, Kalk- und Dolomitsteine und
Evaporite).
in seichtem und lichtdurchflutetem Flachmeer abgelagerte Sedimente.
in tiefem und lichtlosem Flachmeer abgelagerte Sedimente.
im Bereich der Kontinentalabhänge abgelagerte Sedimente in 200 bis 4000 m Tiefe (Trübeströme).
28
pelagisch
eupelagisch
euxinisch
=
=
=
Flysch
=
bioklastisch
=
chemisch
=
chemisch-biogen
=
evaporitisch
=
salinar
=
im Bereich der Tiefsee festlandsfern abgelagerte Sedimente (Tiefseetone).
in Tiefen unter 2700 m abgelagerte Sedimente.
in sehr sauerstoffarmen Bereichen eines Meeres abgelagerte Sedimente. Schwefelwasserstoffreiches Wasser, sehr
lebensfeindlich, Faulschlämme, Erdölmuttergesteine (z.B. tiefe Teile des Schwarzes Meeres).
zyklische Abfolge von dünnen, fossilarmen Ton-, Kalk- und Sandsteinschichten. Oft als marine Trübeströme
(Turbidite) als Erosionsprodukte der Gebirgsbildung entstanden (z.B. Gesteine im Bregenzer Wald -> Grauwacken).
durch Schalentrümmer z.B. von Muscheln, Seelilien, Brachiopoden oder Riffbildnern (Korallen, Schwämme) geprägte Sedimente (bioklastische Kalksteine, Schalentrümmerkalke, z.B. Trochitenkalke im Oberen Muschelkalk).
unter warmen Klimaverhältnissen durch Ausfällung aus einer übersättigten Meerwasser-Lösung entstandene und
abgelagerte Sedimente (Kalksteine, Dolomitsteine, Evaporite).
durch Tier- und Pflanzenreste geprägte kontinentale und marine Sedimente (bioklastische Sedimente, biogene
Riffe, Kalktuff, Hornstein -> Feuerstein/Opal/Kieselerde/Radiolarit, Schlick, Phosphatlagerstätten, Torf, Kohle,
Bitumina -> Öl/Gas/Harze, Bändereisenerze, Bone-Beds).
unter ariden Klimaverhältnissen (heiß und trocken) durch Verdunstung (Eindampfung) von Meerwasser
ausgeschiedene Sulfat- und Salinargesteine (Evaporite = Gips, und Anhydrit, Steinsalz und Kalisalz).
Ablagerung von Salzgesteinen (Halogenide, Chlorid- und Kaligesteine) bei starker Verdunstung von Meerwasser.
Magmatite (Intrusiv- und Eruptivgesteine):
magmatisch
= Erstarrungsgesteine (Vulkanite und Plutonite).
vulkanisch
=
Vulkanite -> Ergussgesteine, Eruptivgesteine, Effusivgesteine: Durch vulkanische Vorgänge ausgestoßene Aschen,
Tuffe (Pyroklasten) und ausgeflossene Gesteine (Lava). Oft feinkristallin oder glasig durch die rasche Abkühlung
oder mit kristallinen Einsprenglingen (Tuff, Quarzporphyr, Rhyolith, Andestlt, Trachyt, Basalt, Obsidian etc.).
Ignimbrite -> Gesteine aus pyroklastischen Strömen, Bimsablagerungen und Aschen.
plutonisch
=
Pegmatite
=
Ganggesteine
=
Plutonite -> Tiefengesteine, Intrusivgesteine: In großer Tiefe aus zähflüssigem Magma entstandene Gesteine. Oft
grobkristallin durch die langsame Abkühlung innerhalb der Erdkruste (Granit, Syenit, Diorit, Gabro).
Groß- bis riesenkörnige Gesteine, auskristallisiert aus einer an flüchtigen Bestandteilen reichen plutonischen
Restschmelze.
Übergangsmagmatite und Intrusionsgesteine in schmalen Gängen im Umgebungsgestein (Mineralgänge, Erzgänge,
Lamporphyr, Lamproit und Kimberlit).
Metamorphite (Umwandlungsgesteine):
metamorph
= Entstehung aus Sedimenten (Paragesteine) und aus Magmatiten (Orthogesteine), die tektonisch in große Tiefen von
2 bis z.T. 40 km versenkt wurden. Dort wurden sie unter hohen Druck- und Temperaturbedingungen in ihrer
Minralzusammensetzung und in ihrem Gesteinsgefüge verändert, aber nicht aufgeschmolzen. Metamorphite haben
oft eine geschieferte Textur (Foliation). Es gibt aber auch ungeschieferte Metamorphite wie z.B. Quarzit und
Marmor. Unter bestimmten Bedingungen bilden sich großkristalline Porphyroblasten in einer feinkristallinen Matrix.
Anatexite
=
Aufschmelzung tief versenkter Metamorphite durch hohe Temperaturen (> 650 – 750°C).
Begriffe, die im Zusammenhang mit verwitterten Keuperböden und quartären Sedimenten verwendet werden
• Ton
=
• Schieferton
• Schluff
=
=
Ablagerungen und Verwitterungsprodukte mit einer Korngröße von < 0,002 mm.
Umwandlung der Silikatmineralien in Tonmineralien.
Ton mit schiefriger Textur entlang von Schichtflächen.
Ablagerungen mit einer Korngröße von 0,002 – 0,06 mm.
Silt
Löss
Lösslehm
Lehm
Mergel
=
=
=
=
=
Gemisch aus Schluff und Staubsand.
kalkhaltiger Schluff, z.T. mit Feinsand, durch Wind (äolisch) ausgeblasen und abgelagert.
entkalkter und verlehmter Löss.
Gemisch aus Ton, Schluff und Sand, kalkarm bis entkalkt.
Gemisch aus kalkhaltigem Ton, z.T. mit Schluff, Sand und Gips.
=
sandig-schluffiger Ton mit geringem Kalkgehalt.
•
•
•
•
•
• Letten
29
5.2 Gesteinskunde, der Kreislauf der Gesteine
Sedimentgesteine (lat. sedimentum = Bodensatz). Man unter-
und phosphorhaltige Gesteine (Phosphorite). Chemisch-
scheidet klastische Sedimente, die durch den mechanischen
Absatz der Reste verwitterter und erodierter Gesteine entste-
biogene Sedimente i.e.S. entstehen unter Mitwirkung von
hen (physikalisch-chemische Verwitterung, Transport, mecha-
Organismen, so z.B. Kalksteine aus Kalkschalen des Planktons, von Muscheln, Brachiopoden, Ammoniten, Seelilien
nische Zerkleinerung) und chemisch-biogene Sedimente, die
und Korallen. Kreide aus Foraminiferenschalen und Kiesel-
durch chemische oder biogene Ablagerungen, Ausscheidung
und Ausfällung entstehen. Die oft in großen Becken abgelager-
gesteine aus Skelette der Kieselalgen. Hornstein, auch
Feuerstein genannt, kann sowohl rein chemisch, als auch
ten Lockersedimente werden mit der Zeit tiefer versenkt und
biochemisch aus Kieselsäure (SiO2) gebildet werden. Rein
dabei verdichtet und entwässert. Sie verfestigen sich unter
dem Druck der überlagernden Schichten zu Festgesteinen wie
biogene Sedimente sind durch pflanzliche Ablagerungen
z.B. Konglomeraten, Sandsteinen, Schluff- und Tonsteinen,
entstandene Torfablagerungen, Faulschlamm, Kohlegesteine (Braunkohle, Steinkohle) und Erdöl inkl. Erdgas als
Kalk- und Dolomitsteinen. Dieser 'Diagenese' genannte Pro-
Produkt der Verwesung von tierischem Gewebe und Flüs-
zess führt auch zur Neubildung von Mineralien als zementartige Verbindung (Matrix) zwischen den einzelnen Sedimentkör-
sigkeiten in Sedimentgesteinen.
nern (Kompaktion, Zementation, Sammelkristallisation etc.).
Metamorphe Gesteine (Metamorphite; gr. metamorphoos =
Eingeschlossene Skelett- und Schalenreste von Lebewesen
werden dabei oft in versteinerte Fossilien umgewandelt. Durch
umgestaltet) entstehen bei der Absenkung von Gesteinspa-
die stetige und gleichmäßige Subsidenz (Absenkung) der
bei Kontinentalkollisionen wie z.B. Himalaja und Alpen. Die
Druck- und Temperaturzunahme im Erdinneren von 2 - 12
Erdkruste im Sedimentationsbecken und wegen der in etwa
keten in die Erdkruste in ca. 2 km bis z.T. 40 km Tiefe und
gleichhohen Sedimentationsrate entsteht ein Gleichgewicht,
durch das Sedimentbildungen von hunderten bis tausenden
kbar und 150 - 700 °C führt zu einer Umwandlung, Wachs-
Meter Mächtigkeit entstehen können. Ein wichtiges Erken-
Mineralien und der Strukturen durch Rekristallisation. Alle
vorhergehenden Strukturen wie z.B. Schichtung und Fossi-
nungsmerkmal der Sedimentgesteine ist ihre Schichtung, die
durch geringfügige oder auch markantere Wechsel der Ablagerungsbedingungen oder durch Windablagerung aus unterschiedlichen Richtungen entsteht, z.B. bei Sanddünen.
tum und Neubildung der sedimentären und magmatischen
lien gehen dabei verloren. Typische Vertreter der metamorphen Gesteine sind Marmor, Quarzit, alle Schiefergesteine,
Phyllite und Gneise. Ein wichtiges Erkennungsmerkmal ist
oft eine mehr oder weniger ausgeprägte Schieferung (Folia-
Klastische Sedimente (gr. klasis = zerbrechen) entstehen
durch physikalische und chemische Verwitterung und Abtragung der Gesteinskomplexe und Transport durch Flüsse, Wind
und Eis. Die zerkleinerten Erosionsprodukte Blöcke, Kies,
Sand, Schluff und Ton werden in Flusstälern, im Vorland von
Gletschergebieten, in terrestrischen Becken, oder landnah im
Meer z.B. als Flussdelta abgelagert und mit der Zeit zu Schottern, Konglomeraten, Sandsteinen, Schluff- und Tonsteinen
diagenetisch verfestigt. Löss ist ein durch Wind verfrachtetes
(-> äolisches) Lockersediment, das v.a. während der Eiszeiten
abgelagert wurde.
Chemische und chemisch-biogene Sedimente werden hauptsächlich im marinen Milieu ausgeschieden. Rein chemische
Sedimente entstehen durch Verwitterung, Lösung und anschließender Ausfällung in sehr warmem, an Salzen übersättigtem Wasser. Wichtige Vertreter sind Karbonatgesteine wie
z.B. Kalksteine, Kalksinter und Dolomitsteine (durch Magnesiumeinlagerung umgewandelte Kalksteine) und die als Evaporite (lat. "aus Verdunstung") bezeichneten Sulfatgesteine (Gips
und Anhydrit) und Salzgesteine (Stein- und Kalisalz). Weitere
anorganisch-chemische Sedimente sind Bändereisenerze
tion), die durch die Mineralneubildung und Einregelung
unter gerichtetem Druck entsteht. Es gibt aber auch ungeschieferte Metamorphite, wie z.B. Marmor, der aus Dolomitund Kalkstein entsteht, Quarzite aus quarzreichem Sandstein und Hornfelse, die bei der Kontaktmetamorphose
entstehen. Metamorphite aus Sedimenten bezeichnet man
als Paragesteine, aus Magmatiten als Orthogesteine. Sehr
tief versenkte Metamorphite schmelzen ab ca. 650 - 750 °C
auf und werden dann Anatexite genannt. Durch Hebung im
Rahmen von Gebirgsbildungen und durch Abtragung kommen viele Metamorphite mit der Zeit an die Erdoberfläche
und werden abgetragen.
Magmatische Gesteine (Magmatite; gr. magma = geknetete
Masse) entstehen beim Aufstieg sehr tief liegender und
über 700 °C heißer zähplastischer Magmen in die überlagernden Gesteine innerhalb von Schwächezonen der oberen Erdkruste und durch vulkanische Aktivitäten an der
Erdoberfläche. Die überlagernden Gesteine werden dabei
oft mit aufgeschmolzen. In Abhängigkeit der Ausgangsgesteine werden beim Aufstieg und bei der Abkühlung neue
Kristalle und Strukturen gebildet (Kristallisationsdifferentiation).
30
Die langsam erstarrenden und ungeregelt grobkristallinen
Übergangsmagmatite und Intrusionsgesteine in schmalen
Tiefengesteine, die als Intrusivgesteine in die höherliegenden
Gängen im Umgebungsgestein, z.B. Mineralgänge, Erzgän-
Gesteine eindringen, werden Plutonite genannt, z.B. Granit
und Diorit. Durch Hebung im Rahmen von Gebirgsbildungen
ge, Lamporphyr, Lamproit und Kimberlit. Die bei Vulkanausbrüchen ausfließenden und ausgeworfenen Gesteine
und durch Abtragung kommen viele Plutonite mit der Zeit an
werden Vulkanite oder Eruptivgesteine genannt, z.B.
die Erdoberfläche und werden abgetragen. Zu den Plutoniten
gehören auch die Pegmatite -> groß- bis riesenkörnige Gestei-
Porphyr, Basalt, pyroklastische Aschen und Tuffe. Vulkanite
sind wegen ihrer schnellen Erstarrung an der Erdoberfläche
ne, auskristallisiert aus einer an flüchtigen Bestandteilen rei-
meistens ungeregelt feinkristallin oder als Gesteinsglas
chen plutonischen Restschmelze und die Ganggesteine ->
ausgebildet. Sie können aber auch mit grobkristallinen
Einsprenglingen versehenen sein.
Die in Ludwigsburg vom kristallinen Grundgebirge bis zur Erdoberfläche anstehenden Gesteinsschichten gehören zu den
Sedimenten:
•
•
Deckschichten der Quartärzeit = äolische Lösssedimente, klastische Fluss- und Auensedimente, klastische Verwitterungsbildungen.
Schilfsandstein, Gipskeuper und Lettenkeuper = terrestrisch-klastische Sedimente und marine chemische, chemisch-biogene
•
•
und evaporitische Sedimente.
Muschelkalk = überwiegend marine chemische, chemisch-biogene und evaporitische Sedimente.
Buntsandstein und Permokarbon = überwiegend klastische Sedimente, teils mit marinen Einflüssen.
Gletscher
Vulkanite
VulPlutonite Bergland und Flachland
Verwitterung und Abtragung
der Sedimentgesteine, metamorphen
Gesteine und magmatischen Gesteine
Magmakammer
Flüsse, Schlammfluten,
Sedimentation
Ausfällung
Eindampfung
Sedimente
Temperatur- und Druckabnahme
Lockergesteine
Magmatite
Vulkanite an der
Erdoberfläche,
Plutonite in der Tiefe
Aufstieg,
Durchschmelzung,
Abkühlung
Versenkung,
Verfestigung
und Diagenese
Sedimente
verfestigt
Hebung
Metamorphite
2 - 40 km tief,
150 - 700 °C,
2 - 12 kbar Druck
Magma
Intrussion
Abb. 23
23: Der Kreislauf der Gesteine
Anatexite
Aufschmelzung
> 700 °C
Erdkruste
Oberer Erdmantel
Temperatur- und Druckzunahme
Meere, Seen,
Sedimentbecken
31
5.4 Gesteinsfarben
Die sedimentären Tonsteine und Tonmergelsteine im Lettenkeuper
und v.a. im Mittleren Keuper zeigen im Geländeaufschluss oft
lebhafte Gesteinsfarben. Graue Gesteine wechseln sich ab mit
Glaukonit (grünlich) und organische Kohlenstoffverbindungen,
rötlichen, rotbraunen, grünlichen und violetten Gesteinen. Die
Gesteinsfarben entstehen durch die unterschiedlichen gesteins-
Die grau-weißen Lehrbergschichten an der Basis des Kieselsandsteins setzen sich aus baryt-, bleiglanz- und malachitfüh-
bildenden Mineralien. Sie sind an den Oberflächen aber oft sekundär durch Verwitterung verändert. Verwitterte und sedimentier-
renden Steinmergeln zusammen.
te Gesteine erhalten abhängig vom Ausgangsgestein, von den
Sedimentationsbedingungen und von den Klimaverhältnissen zur
Sehr feldspatreiche Gesteine verwittern unter vollhumiden
Zeit der Verwitterung und Sedimentation unterschiedliche Färbungen. Hier sind komplexe chemisch-physikalische Vorgänge maßgebend. Diagenetische Vorgänge nach der Sedimentation können
ebenfalls einen Einfluss auf die Gesteinsfarben haben. Gelegentlich kommt es zu sekundären Farbveränderungen im Gestein, z.B.
durch zirkulierende Wässer.
Bitumina und fein verteilter Pyrit (grau bis schwarz).
(ganzjährig feuchten) Klimabedingungen oft zu dem weißen bis
cremfarbenen Tonmineral Kaolinit. Der aluminiumhaltige Kaolinit ist ein wichtiger Rohstoff für die Keramikproduktion.
Gelb-braune bis braune und ocker-gelbe Gesteinsfarben kommen oft durch das eisenhaltige Mineral Limonit (FeOOH) zustande. Im Strohgäu sind braun-rötlich bis braun-gelblich gefärbte Lösslehmböden über hellgelb gefärbtem unverwittertem
Die hauptsächlich grau-grünen und grünlichen Gesteine des Lettenkeupers sind durch die oxidative Zersetzung organischen Mate-
Löss charakteristisch. Hier wurden die eisenhaltigen Mineralien
im Lösslehm im Zuge der Verwitterung oxidiert. Gelbe Gesteins-
rials in einem relativ flachen Meeresbecken entstanden. Das
führte zu einem reduzierenden, d.h. sauerstoffarmen Milieu, in
farben kommen auch durch das Mineral Pyrit zustande, so z.B.
im Stubensandstein. Bräunliche Farben kommen auch oft von
Glaukonit, wenn dieser zu dem Mineral Goethit oxidiert wird.
dem es dann zur Bildung der grünlich-blauen Mineralien Glaukonit gekommen ist. Das Schichtsilikat Glaukonit ist durch untermeerische Verwitterung von Feldspat und Biotit entstanden. Das
sind Mineralien aus der terrestrischen Gesteinsverwitterung, z.B.
Granite und Gneise. Zur Glaukonitbildung kommt es darüber
hinaus auch im Verdauungstrakt einiger Meereslebewesen. Wegen
der reduzierenden Verhältnisse im Meerwasser war eine Bildung
von rötlichem Eisen-III-Oxid nicht möglich, so dass Eisen-II-Oxid
(FeO) entstanden ist.
In trockenen und warmen Wüstengebieten kommt es zur Bildung eines dünnen und braun-schwarz gefärbten Überzugs
(Kruste) der Gesteine an der Oberfläche, dem sogenannten
Wüstenlack. Er besteht aus Eisenoxidhydraten und Manganoxiden, die durch kapillares Aufsaugen von Lösungen aus dem
Gestein und Niederschlag des Lösungsinhaltes auf der Gesteinsoberfläche infolge starker Verdunstung entstanden sind.
Rötliche und violette Farben bilden sich unter rein oxidierenden,
Graue bis dunkle und nahezu schwarze Gesteinsfarben deuten
d.h. sauerstoffreichen Verhältnisse bei der Verwitterung von eisenhaltigen Mineralien in den Gesteinen in einem semiariden
auf organisches Material, kohlige Pflanzenreste und bituminöse
Einschlüsse hin. Unter Sauerstoffabschluss zersetzten Schwefelbakterien direkt nach der Sedimentation das organische
(trockenen) Steppenklima auf dem Festland. Farbbildend ist hier
Eisen-III-Oxid (Fe2O3 = Hämatit), das bei der vollständigen Oxidation des Eisens der Mineralien entsteht. Diese Farben sind v.a. bei
den bunten Tonmergeln des Mittleren Keupers oft zu sehen
(Gipskeuper, Dunkelrote Mergel, Esterienschichten, Knollenmergel). Violette Farben entstehen auch in Schichten, in denen eine
Material der in die Sedimente abgesunkenen toten Lebewesen
und wandeln es in dunkle Sulfide um, z.B. Faulschlämme im
Schwarzen Meer. Hier kann es auch zur Bildung von goldfarbenen Pyritkristallen und pyritisierten Fossilien kommen. Kohle
Bodenbildung stattgefunden hat.
und kohlige Pflanzenreste können in geringen Tiefen entstehen. Bitumina entstehen in größerer Tiefe unter erhöhten
Auch die unterschiedliche Färbung der Sandsteine des Keupers
Druck- und Temperaturbedingungen aus organischem Material.
ist so zu erklären. Weiß gefärbte Sandsteine sind durch sekundäre
Entfärbung (Bleichung) der Mineralkörner durch zirkulierende
Bei magmatischen und metamorphen Gesteinen bestimmt der
Wässer nach der Ablagerung und Verfestigung entstanden.
Hellgelbe Sandsteine haben oft einen erhöhten Anteil des Minerals
Anteil unterschiedlich gefärbter Mineralien die Gesteinsfarbe.
Granite und Gneise sind gesprenkelt und bestehen aus milchigdurchsichtigem Quarz, rötlich-weißem Feldspat und schwar-
Feldspat (Arkose-Sandstein).
Intensiv rot gefärbte eisen- und aluminiumhaltige Lateritböden als
Reste nach der Verwitterung von Tonmineralien bilden sich in
tropischen und subtropischen Gebieten mit ausgeprägten Niederschlägen. Das Aluminiummineral Bauxit ist ein fossiler Laterit. Bei
Kalksteinen und Tonsteinen sind die färbenden Beimengungen
die Minerale Limonit (braun bis gelb), Hämatit (rötlich),
zem und hellem Glimmer. Je weniger Quarz und Feldspat diese
Gesteine enthalten, desto dunkler sind sie. Gesteine mit vielen
Amphibol-, Pyroxen- und Olivinmineralien sind sehr dunkel.
Marmor besteht aus weißen bis durchsichtigen Calcitkristallen
(CaCO3), die durch die Metamorphose grobkristallin gewachsen
sind. Marmor enthält oft eingeschalteten dunklen Tonanteile
oder Färbungen durch Eisen- und Manganoxide.
32
5.3 Karst
Spaltensysteme, die sich mit der Zeit zu großen HöhlensysGesteine, die durch chemische Lösungsprozesse stark ange-
temen ausweiten können. In diese sickert das Nieder-
griffen und gelöst werden, werden als Karstgesteine bezeichnet. Der Name Karst kommt vom indogermanischen "Karre" =
schlags- und Oberflächenwasser rasch ein und bildet einen
ergiebigen aber verschmutzungsempfindlichen Grundwas-
Stein oder karg und gibt einer Landschaft in Kroatien an der
serleiter. Das Grundwasser tritt oft an Quelltöpfen in den
Nordwestadria ihren Namen. Man unterscheidet die Subrosion
von Sulfat- und Chloridgesteinen (Salinarkarst) und die Korro-
Tälern in großer Menge zutage, so z.B. am Blautopf und am
Aachtopf am Südrand der Schwäbischen Alb. Oberflächen-
sion von Karbonatgesteinen (Karbonatkarst). Kalkgesteine
gewässer sind in Karstgebieten selten, bzw. versickern nach
(Kalziumkarbonat = CaC03) werden durch kohlendioxidhaltiges
kurzer Fließstrecke, so dass die Oberflächen von Karstge-
Niederschlagswasser entlang von tektonischen Klüften und
Schichtfugen aufgelöst (Kohlensäureverwitterung). Der natürli-
bieten trocken sind. Es bilden sich charakteristische Landschaftsformen mit Dolinen, Poljen (große, geschlossene
che C02 - Gehalt der Atmosphäre bildet mit Regenwasser
Becken), Trockentälern und Bachschwinden, wie z.B. die
Kohlensäure (H20 + C02 = H2C03). Die chemische Gleichung
der Kalklösung lautet: CaC03 + H2C03 = Ca2+ + 2HC03- (Kalzi-
Donauversickerung bei Immendingen. Besonders von der
Verkarstung betroffen sind unbedeckte oder mit gering-
umkarbonat (Kalk) + Kohlensäure = Kalzium-Ion + Hydrogen-
mächtigen Gesteinsschichten und Verwitterungsbildungen
karbonat-Ion). Das Kalzium-Ion und das Hydrogenkarbonat-
bedeckte Kalksteinschichten, wie z.B. die Schwäbische Alb,
Ion sind besser wasserlöslich als Kalk, gehen im Wasser in
Lösung und werden abgeführt. Der umgekehrte Prozess dieser
das Heckengäu und teilweise auch das Strohgäu. Auch
Talhänge und Talböden sind wegen der Auflockerung der
Gleichung ist die Kalkausfällung, z.B. bei der Tropfsteinbil-
Gesteine durch Hangentlastung oft stärker verkarstet. ln
dung, bei der Bildung von Kalksinter oder großflächig bei der
Gebirgen verkarsten Karbonatgesteinen an der Oberfläche
Kalksedimentation in warmen Meeresbecken, wie es aktuell im
Bereich der Bahama-Inseln und im Persischen Golf zu beo-
oft zu Karren und Schratten, wie z.B. auf dem GottesackerPlateau. Selten kommt es auch in Sandsteinen zu Karster-
bachten ist. Im Laufe von Jahrtausenden bilden sich, auch
scheinungen, so z.B. in Süd- und Mittelamerika und in
abhängig vom Klima, im Kalkgestein durch die Kalklösung
immer größer werdende zusammenhängende
Australien.
Abb. 24
24: Karstformen
Quelle: Geographie-Infothek,
Klett-Verlag, Stuttgart
33
5.5 Erdbeben
Bei der Erdbebentätigkeit in Deutschland handelt es sich
und der östliche Teil nach Norden bewegt. Die Erdbebenakti-
nicht um die weltweit häufig vorkommenden Plattenrandbeben, wo große Erdkrustenplatten untereinander abtauchen
vitäten im Oberrheingraben finden ihre Fortsetzung nach
Nordwesten und Westen bis in die Niederrheinische Bucht
oder horizontal aneinander vorbei gleiten, wie z.B. in Kalifor-
(Raum Köln) und nach Belgien und Holland, wo weitere
nien, Japan, Sumatra und Chile, sondern um die selteneren
Intraplattenbeben. Die Erdbeben in Deutschland können als
Erdbebenschwerpunkte in Deutschland und Europa liegen.
An der Landesgrenze von Sachsen und Thüringen im Vogt-
Auswirkungen lokaler Spannungskonzentrationen oder
land liegt ebenfalls ein Gebiet mit erhöhter Erdbebentätigkeit.
Schwächezonen, hervorgerufen durch geologische Heterogenitäten in der Erdkruste verstanden werden. Übersteigen die
Spannungen die Festigkeit der Gesteine im Untergrund, so
In den vergangenen 200 Jahren wurden in Baden- Württemberg Erdbeben mit einer Magnitude bis zur Stärke M = 5,7
kommt es zum Bruch der Gesteine. Ein Teil der aufgestauten
und mit einer Schadensintensität nach der Makroseismi-
Energie wird in Form von seismischen Wellen freigesetzt und
bei entsprechender Stärke an der Oberfläche als Erdbeben
schen Skala von bis zu I = 7 registriert. In Basel hat sich
1356 ein verheerendes Erdbeben mit der Magnitude M = 6,5
wahrgenommen. Als Hauptmotor für diese Vorgänge wird die
- 7 und der Schadensintensität I = 9 ereignet. Entlang des
Bewegung der afrikanischen Platte nach Norden gegen die
Oberrheingrabens kommt es häufiger zu mittelstarken Erd-
Europäische Platte vermutet. Diese seit über 60 Mio. Jahren
andauernde Bewegung hat auch zur Auffaltung der Alpen
stößen. Beim bisher stärksten Beben auf der Schwäbischen
Alb im Jahr 1911 mit einer Magnitude von M = 5,6 sind im
geführt (siehe Abb. 9 oben).
Raum Ludwigsburg Schäden der Intensität I = 6 aufgetreten.
Die Fachleute gehen davon aus, daß in Südwestdeutschland
Die Energie eines Erdbebens im Erdbebenherd wurde früher
nach der logarithmischen "Richter-Skala ML" berechnet.
maximale Erdbebenstärken der Magnitude M = 6 auftreten
können. Dann wäre mit Schäden der Intensität um I = 7 zu
Heute wird überwiegend die logarithmische "Moment-
rechnen. In Baden-Württemberg ist etwa alle 10 Jahre mit
Magnituden-Skala MO“ verwendet, welche die Erdbebenstärke
im Erdbebenherd mathematisch-physikalisch besser be-
einem mittelstarken Erdbeben mit Gebäudeschäden und
Betriebsstörungen in größerem Umfang zu rechnen (EMS 6 -
schreibt und über große Entfernungen anwendbar ist. Beide
7).
Skalen sind mathematisch-theoretisch nach oben offen,
wobei aus physikalischen Gründen eine Erdbebenstärke über
MO = 10,5 nicht möglich ist und die Richter-Scala ab ML = 7
Im April 2005 ist die neuen DIN 4149, "Bauten in deutschen
Erdbebengebieten" erschienen: Im Vergleich zur alten Norm
ungenau wird. Die Erdbebenskalen sind logarithmisch. Ein
wurde der Inhalt vollständig überarbeitet und umstrukturiert.
Magnitudensprung, z.B. von 4 nach 5 bedeutet eine 10-fach
stärkere Bodenbewegung und die 33-fache Energie. Die
Die erdbebengefährdeten Gebiete in Deutschland (Bayern,
Baden- Württemberg, Thüringen, Sachsen und entlang des
Schäden an der Oberfläche (Schadensintensität = IO) sind
Rheins) werden in 4 Erdbebenzonen (Zone 0 bis 3) mit
von der Entfernung zum Erdbebenherd, aber auch vom geo-
unterschiedlichen Intensitätsintervallen und Bemessungswer-
logischen Aufbau des Untergrundes abhängig. Sie werden
nach der 12-teiligen "Europäischen Makroseismischen Skala -
ten für die Boden-beschleunigung (ag) unterteilt. Innerhalb
der Zonen werden 3 geologische Untergrundklassen unter-
EMS-" bewertet, die aus der Mercalli-Scala entwickelt wurde.
schieden: R = Gebiete mit felsartigem Gesteinsuntergrund, T
Bei Erdbeben im Meeresbereich kommt es gelegentlich zu
= Übergangsbereich zwischen R und S und S = Gebiete mit
verheerenden Flutwellen (Tsunami), die viele Todesopfer
fordern können.
tiefer Beckenstruktur und mächtiger Sedimentfüllung. Nach
der Festigkeit des Untergrundes werden 3 Baugrundklassen
unterschieden: A = unverwitterte Festgesteine mit hoher
Die beiden Hauptzentren der Baden-Württembergischen
Erdbebentätigkeit liegen im Dreiländereck im Raum Lör-
Festigkeit, B = mäßig verwitterte Festgesteine bzw. Festgesteine mit geringer Festigkeit oder grob- und gemischtkörni-
rach/Basel und seit Anfang des 20. Jahrhunderts auch im
ge, dicht gelagerte Lockergesteine in fester Konsistenz und
Zollernalbkreis bei Albstadt und Balingen. Innerhalb der
C = stark bis völlig verwitterte Festgesteine oder grob- und
durch Bruchtektonik geprägten südwestdeutschen Großscholle werden zwei in Süd-Nord-Richtung verlaufende
gemischtkörnige, mitteldicht gelagerte, sowie feinkörnige
Lockergesteine in mindestens steifer Konsistenz. Die Unter-
Scherzonen vermutet: Die Kaiserstuhl-Scherzone von Basel
grundklassen und die Baugrundklassen werden kombiniert
bis Lorsch und die Albstadt-Scherzone. Die Erdbeben führen
(z.B. A-R). Für Hochbauten werden 4 Bedeutungskategorien
in Südwestdeutschland zu Blattverschiebungen, wobei sich
der westliche Teil der Scherfläche nach Süden
Die Ludwigsburger Gemarkung liegt innerhalb der Erdbeben-
angegeben, denen Bedeutungsbeiwerte (γI) zugeordnet sind.
zone 0 (Warnzone) und innerhalb der geologischen Unter-
34
grundklasse R. Für die Erdbebenzone 0 gilt das Intensitätsin-
Die weiteren Details zur Einstufung und zu den vielfältigen
tervall (I) 6 <= I < 6,5. Für den rechnerischen Erdbeben-
Berechnungsmöglichkeiten sind ggf. in der DIN nachzulesen.
nachweis ist in Zone 0 kein Bemessungswert der Bodenbeschleunigung (ag) anzusetzen. Die DIN 4149 muss nur in
den Erdbebenzonen 1 bis 3 angewendet werden.
Schadensintensität IO nach der Europäischen Makroseismischen Skala - 1998
Spitzenbeschleunigung g
2–3
~ 0,01
3–4
Geothermiebohrung
Basel 2006
~ 4,25
~5
keine nennenswerte Gefährdung
Momentmagnitude
MO
.
Erdbebenzonen
A
A
0
1 g = 0,98 m/s2
0,015 – 0,02
0,02 -0,03
0,06 – 0,07
1
~6
2
Beben von
Albstadt 1911
3
Erdbebengefährdung
(EMS-98 Kurzfassung, abgeleitet von der Mercalli-Scala)
Schadens- Charakter- Wahrnehmungen und Schäden
(Die Bauschäden beziehen sich auf eine solide mittelintensität isierung
europäische Bauweise.)
IO
nicht
1
fühlbar
kaum
Nur sehr vereinzelt von ruhenden Personen
2
bemerkbar
wahrgenommen.
schwach
Von wenigen Personen in Gebäuden wahrge3
nommen. Ruhende Personen fühlen ein leichtes
Schwingen oder Erschüttern.
deutlich
Im Freien vereinzelt, in Gebäuden von vielen
4
Personen wahrgenommen. Einige Schlafende
erwachen. Geschirr und Fenster klirren, Türen
klappern.
stark
Im Freien von wenigen, in Gebäuden von den
5
meisten Personen wahrgenommen.
Viele Schlafende erwachen. Wenige werden
verängstigt. Gebäude werden insgesamt erschüttert. Hängende Gegenstände pendeln stark,
kleine Objekte werden verschoben. Türen und
Fenster schlagen auf und zu.
leichte
Viele Personen erschrecken und flüchten ins
6
GebäudeFreie. Einige Gegenstände fallen um. An vielen
schäden
Häusern, vornehmlich in schlechterem Zustand
entstehen leichte Schäden, wie feine Mauerrisse
und das Abfallen von z.B. kleinen Verputzteilen.
GebäudeDie meisten Personen erschrecken und flüchten
7
schäden
ins Freie. Möbel werden verschoben. Gegenstände fallen in großen Mengen aus den Regalen.
An vielen Häusern solider Bauart treten mäßige
Schäden auf (kleine Mauerrisse, abfallen von
Putz, herabfallen von Schornsteinteilen). Vornehmlich Gebäude in schlechtem Zustand zeigen größere Mauerrisse und Einsturz von Zwischenwänden.
schwere
Viele Personen verlieren das Gleichgewicht. An
8
Gebäudevielen Gebäuden einfacher Bausubstanz treten
schäden
schwere Schäden auf; d.h. Giebelteile und
Dachgesimse stürzen ein. Einige Gebäude sehr
einfacher Bauart stürzen ein.
zerstörend
Allgemeine Panik unter den Betroffenen. Sogar
9
gut gebaute gewöhnliche Bauten zeigen sehr
schwere Schäden und teilweisen Einsturz tragender Bauteile. Viele schwächere Bauten stürzen ein.
sehr
Viele gut gebaute Häuser werden zerstört oder
10
zerstörend
erleiden schwere Beschädigungen.
verwüstend
Die meisten Bauwerke, selbst einige mit gutem
11
erdbebengerechtem Konstruktionsentwurf und
Ausführung werden zerstört.
vollständig
Nahezu alle Konstruktionen werden zerstört.
12
verwüstend
0,1 - 0,2
6–7
0,2 – 0,3
7 - 7,5
0,3 – 0,5
Beben von
Basel 1356
~8
0,6 – 0,7
~ 8,5
0,8 – über 1
Beben im Pazific
vor Japan 2011
9 – 10
Beben im Ind. Ozean
vor Sumatra 2004
1-2
35
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