Bipolar – Mehr als eine Krankheit

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Manie und Depression –
Die soziale Dimension
bipolarer Störungen
– Berichte und Interviews –
6. Jahrestagung Deutsche Gesellschaft für Bipolare Störungen e.V.
Nürnberg / 15.-16. September 2006
Bipolar –
Mehr als eine
Krankheit
Nürnberger Fachtagung beleuchtete
die dramatischen sozialen Folgen
Nürnberg (hin). Neuesten Schätzungen zufolge erkranken fünf bis sechs Prozent der Menschen im Laufe ihres Lebens an einer bipolaren Störung. Zugleich
ist hier „das Problem der Unterbehandlung gewaltig“, so das Ehrenmitglied der
Deutschen Gesellschaft für Bipolare
Störungen e.V. (DGBS), Prof. Jules
Angst aus Zürich. Oft wird die Störung
erst nach acht- bis zehnjähriger Erkrankung fachgerecht diagnostiziert und behandelt. Dabei sind die sozialen Folgen
enorm und dramatischer als bei reinen
Depressionen: Sie reichen von hohen
Suizid- und Scheidungsraten über eklatante begleitende Alkohol-, Drogen- und
Delinquenzprobleme bis zu einer Verkürzung der allgemeinen Lebensdauer
um circa zehn Jahre sowie schwierigen
sozialen Lebenslagen.
Viele Gründe also, die soziale Dimension manisch-depressiver Erkrankungen
zum Schwerpunktthema der 6. Jahrestagung der DGBS zu machen, die am
15./16. September in der Georg-SimonOhm-Fachhochschule in Nürnberg stattfand. Ein passender Standort: Am Klinikum Nürnberg gibt es seit Gründung im
Jahr 1898 eine eigene psychiatrische Abteilung – damals noch eine absolute Seltenheit in Deutschland, wie der heutige
Chef und Tagungsvorsitzende Dr. Dr.
Günter Niklewski aus Nürnberg eingangs berichtete. Prof. Dr. Peter Bräunig,
Vorsitzender der DGBS, begrüßte als Ehrenmitglieder der Fachgesellschaft neben
Prof. Jules Angst auch Prof. Ehrig Lange
aus Dresden. Als Ziel der Tagung gab er
aus: „Breite trialogische Diskussion über
etablierte Fachkreise hinweg.“
Die Bedeutung des Trialogs dieser Gesellschaft, deren Mitgliedschaft sich zu
circa je einem Drittel aus Angehörigen,
Betroffenen und Professionellen zusammensetzt, machte auch Horst Giesler
deutlich, Vorsitzender der DGBS-Angehörigeninitiative: „Wir fühlen uns berufen, aktiv mitzuarbeiten in dieser Gesellschaft, die uns viel gegeben hat. Wir
verstehen uns als Initiative, nicht als
Konkurrenz zu Selbsthilfegruppen“,
machte er weiter deutlich. Die DGBS sei
ein „Motor“ und ermögliche vor allem
viele Kontakte. Steffen Scharnowski
vom Bipolar Selbsthilfe Netzwerk e.V.
unterstrich die herausragende Bedeutung
der Jahrestagungen: „Mein erster
DGBS-Tagungsbesuch 2003 wurde zu
einem Wendepunkt in meinem Leben.
Da habe ich gemerkt, ich bin nicht allein.“
Als Mann, „dessen Lebenswerk etwas
Riesenhaftes“ habe, kündigte Dr. Dr.
Günter Niklewski das Ehrenmitglied
Prof. Jules Angst an, der das Eröffnungsreferat hielt – und sich ebenfalls von der
Gesellschaft und ihrem trialogischen Ansatz „beeindruckt“ zeigte: „Jeder weiß einen Teilaspekt. Wichtig ist, dass alle ihr
Wissen zusammentragen.“
Angst hob in Zusammenhang mit dem
Tagungsthema die hohen Kosten einer
Nichterkennung und Falschbehandlung
gerade angesichts der sozialen Folgen
hervor. Frühbehandlung sei wichtig,
scheitere aber u.a. daran, dass Bipolare
Störungen oft als Depression beginnen
und spät als Bipolare Störung diagnostiziert, hypomanische Symptome nicht erkannt werden – und die diagnostischen
Kriterien aus seiner Sicht zu eng sind.
Angsts Plädoyer an anderer Stelle,
vom reinen Bezug auf die derzeitigen
diagnostischen Kategorien abzugehen
und diese statt dessen in ein weiteres,
natürlicheres Denkmodell zu integrieren
– einen „drei-dimensionalen Raum mit
den Achsen Angst, Depression und Hypomanie“– bereicherte das Leitthema
„soziale Dimension“ um einen weiteren
Aspekt. Denn: die Stigmatisierung psychiatrisch Erkrankter gründe primär auf
einer vereinfachenden und unwissenschaftlichen Zweiteilung in gesund und
krank, so Angst, die nicht den natürlichen
Gegebenheiten entspreche. Jeder
Mensch habe eine gewisse Depressivität,
Ängstlichkeit und Hypomanie in sich.
Sein Befinden variiere im Laufe eines
Lebens ständig innerhalb eines gewissen
Bereichs und es gebe fließende und nicht
starre Übergänge zwischen niedrigen
und pathologischen Affekt-Werten.
Ein Beispiel: Bei einer Baseler Untersuchung von 100 gesunden Verliebten
kam heraus: Zwei Drittel hatten eine hypomanische Gefühlsstruktur wie sie
sonst bei Bipolar II-Störungen als krankhaft diagnostiziert werde.
Wo die Tagung zur Kunst wurde
D
as Leben ist bunt – jedenfalls aus Sicht der DGBS-Tagungsbesucher, die auf Einladung des Kunstprojekts „Bipolar-Art“ mit Hand anlegten und sich mit Pinsel und Farbe auf einem Gemeinschaftsbild austobten, das am Ende der Veranstaltung an die DGBS überreicht wurde. „Bipol-Art“ bietet
bipolar erkrankten Menschen die Möglichkeit, selbst erstellte Werke aus der bildenden Kunst (Gemälde,
Grafiken, Zeichnungen, Skulpturen etc.) und der Literatur (Lyrik, Prosa) kostenlos auf einer eigenen Homepage zu veröffentlichen. Einfach mal vorbeisurfen unter: www.bipol-art.de
Kritik der Angehörigen
Stellungnahme zu gesundheitspolitischen Veränderungen
Nürnberg (rd). Die mit dem Kostendruck im Gesundheitswesen zusammenhängenden Probleme dürfen sich nicht
auf die Versorgung bipolar erkrankter
Menschen nachteilig auswirken. Das fordert die Angehörigeninitiative der DGBS
e.V.. Kritisiert wird die derzeit unzureichende Honorierung von niedergelassenen Psychiatern und Nervenärzen, die
insbesondere in ländlichen Gegenden
Versorgungslücken befürchten lassen.
Die Budgetdeckelung bei den Arzneimit-
teln führe zu Problemen bei der Verschreibung moderner Medikamente mit
weniger Nebenwirkungen. Umstellungen nach Klinikentlassung auf preisgünstigere Medikamente seien nicht hinnehmbar. Bei der stationären Behandlung
könne häufig die „PsychPV“ nicht eingehalten werden, was dazu führe, dass Angehörigen nicht – wie eigentlich vorgesehen – in die Behandlung eingebunden
und Psychoedukation nur unzureichend
angeboten wird. Versteckte Quersubven-
tionierung der Somatik aus eigentlich für
die Psychiatrie bestimmten Finanzmitteln
müsse unterbunden werden. Die Angehörigen fordern zudem eine bessere
integrierte Versorgung, z.B. durch Zusammenschluss in gemeindepsychiatrischen Verbünden und Einbeziehung der
niedergelassenen Ärzte in entsprechende
Projekte. Ferner drängen sie auf eine
bessere psychiatrische Qualifikation der
Hausärzte, wo psychische Leiden allzu
oft fehldiagnostiziert würden.
Mitglied werden,
Spenden werben!
D
ie DGBS hat sich viel auf
die Fahnen geschrieben:
Forschungsförderung, Wissenstransfer in die Praxis, Information
und Aufklärung, z.B. durch regionale
Symposien. Zudem wurden drei Arbeitskreise etabliert (AK Junge Wissenschaftler, AK psychologische Psychotherapeuten, AK Sozialtherapie und Versorgungsforschung). Mitgliedern bieten
sich ferner folgende Angebote: das Bi-
Gastgeber und Hauptorganisatoren der 6. DGBS-Jahrestagung:
Die Tagungsvorsitzenden Prof. Dr. Peter Bräunig aus Berlin (li.)
und Dr. Dr. Günter Niklewski, Nürnberg (re.) sowie Geschäftsführer Dieter Borchers aus Hamburg.
polar Selbsthilfe-Netzwerk e.V. (BSNe) für bipolar Erfahrene und Angehörige, das Internetforum www.bipolar-forum.de sowie regelmäßige Informationen über das von PD Dr.
Thomas Bock geleitete Mitteilungsorgan „In Balance“. Sitz der Geschäfts-
stelle ist Hamburg-Harburg (Postfach
920249, 21132 Hamburg, Telefon:
040/85408883, e-mail-Adresse: [email protected]). Spenden und neue Mitglieder sind sehr willkommen! Die
Mitgliedschaft kostet 30 Euro im Jahr
(incl. kostenlose „In Balance“-Exemplare und reduzierte Teilnahmegebühren bei DGBS-Veranstaltungen).
Mitgliedsformulare gibt es im Internet
unter www.dgbs.de.
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MANIE & DEPRESSION – DIE
SOZIALE
DIMENSION
DER
BIPOLAREN STÖRUNGEN
Ein Leben für die Forschung
Wie die Psychiatrie wurde, was sie heute ist – Interview mit Prof. Jules Angst aus Zürich
Herr Prof. Angst, Sie sind seit langem
emeritiert, aber sie haben sich noch
lange nicht zur Ruhe gesetzt. Warum arbeiten Sie immer noch und woran arbeiten Sie?
Prof. Angst: Ich hatte das Glück,
manchmal sehr wohlhabende bipolare
Patienten behandeln zu dürfen. Ein
sehr bekannter Mann hatte meiner Forschungsabteilung eine halbe Million
Franken gegeben, weil ich ihm helfen
konnte. Und ein zweiter deutscher bipolarer Patient hat eine Stiftung zu meinen Gunsten errichtet, damit ich nach
meiner Emeritierung weiter forschen
kann. Das erlaubt es mir, eine Sekretärin und einen Statistiker zu beschäftigen und ein Büro zu bezahlen,
das in meiner alten Klinik liegt, in der
ich weiter fest verankert bin und unterstützt werde. Hauptprojekt meiner Forschungen ist die Zürich-Studie. Das ist
eine Bevölkerungsstichprobe, eine sogenannte Kohorte, bei der der Gesundheitszustand einer Bevölkerungsgruppe gleichen Alters im Längsschnitt,
über ihr ganzes Leben hinweg, verfolgt
wird. Diese wurde von mir 1978 begonnen und nach meiner Emeritierung
von meinem Nachfolger, Prof. Wulf
Rössler, übernommen. Ich bin aber
weiter mit im Boot, bekomme alle Daten und arbeite in der Projektgruppe
mit.
Sie werden im Dezember 80 Jahre
alt. Was treibt sie an, immer noch zu arbeiten?
Prof. Angst: Arbeit heißt für mich
lernen, ständig mit neuem konfrontiert
zu werden. Es ist ein Faszinosum, an
der Front des rollenden Wissens zu
sein. Das scheint mir das Höchstspannende im Leben. Ich arbeite jeden Tag,
auch sonntags, da ich oft unterwegs
bin. Ich sehe das als ein hohes Privileg
an. Und es ist die beste Therapie gegen
Demenz.
Was fasziniert Sie so an den bipolaren Störungen, dass sie sich seit 40
Jahren einem Krankheitsbild widmen?
Prof. Angst: Mich faszinierte primär
nicht die bipolare Störung, sondern die
Depression. Das ist ein schreckliches
Leiden. Als ich in die Klinik kam, gab
es nur Elektroschocks, Opiumbehandlung, Amphetamin und Schlafmittel.
Viele Depressive lagen monatelang im
Bett. Die Wirkung der Antidepressiva,
die dann aufkamen, war für uns beeindruckend, das hat mich sehr berührt.
Bipolare Störungen sind eine Untergruppe der Depressionen. Und neuere
Studien zeigen auch, dass bipolare Patienten überwiegend depressiv sind, die
depressiven Phasen sind länger, und
das Hauptleid besteht in den depressiven Phasen.
Warum sind sie eigentlich Psychiater
geworden?
Prof. Angst: Ich wollte schon mit
neun Jahren Arzt werden. Mit 14 habe
ich angefangen, mich mit Freud, Jung
und Adler zu beschäftigen. Medizin habe ich studiert, um Psychiater zu werden bzw. Psychotherapeut. Ich habe
schon früh psychoanalytische Vorlesungen besucht und mit 20 meine Lehranalyse begonnen. Ich war Anhänger
der Jungschen Schule, mein Lehrer war
Kurt Binswanger. Parallel dazu habe
ich mich auch in anderen psychoanalytischen Schulen ausbilden lassen. Bevor ich Ordinarius wurde, war ich Psychotherapeut und leitender Oberarzt einer psychotherapeutischen Bettenstation.
Wie kam es dann zum Schwenk in
Richtung biologische Psychiatrie?
Prof. Angst: In die biologische Psy-
nur Krankheitsphasen hat und dazwischen symptomfrei ist, ist eher die Ausnahme.
Neuropsychologische Untersuchungen fallen ja bei bipolaren Patienten
selbst in euthymen Phasen schlecht aus.
Könnte das die Ursache dafür sein,
dass die soziale Dimension der bipolaren Störungen so schlecht ist oder wissen wir das noch nicht?
Prof. Angst: Ich weiß es nicht. Tests
zeigen deutlich, dass kognitive Beeinträchtigungen da sind, dass zum Beispiel Gedächtnisstörungen feststellbar
sind, auch wenn man es gar nicht mehr
erwarten würde. Wie weit sich das
tatsächlich im praktischen Leben auswirkt, weiß ich nicht. Es stellt sicher eine Behinderung dar dergestalt, dass der
Betroffene z.B. Dinge anders wahrnimmt.
Spielt vielleicht auch in Phasen nicht
akuter Erkrankung eine Rolle, dass die
Anforderungen an die Leistungsfähigkeit in der heutigen Gesellschaft größer
sind und manche Schwierigkeiten haben, mit dem Tempo klarzukommen?
Prof. Angst: Ein bipolarer Mensch
leistet in der Hypomanie mehr als andere. Ich hatte einen Patienten, der war
einen Tag depressiv, einen Tag leicht
Er ist fast 80 Jahre alt – aber „Ruhestand“ ist für Prof. Dr. med. Dr. med. hc. Jules Angst ein Fremdwort. Der manisch. Das ging über Jahre auch bei
emeritierte Forschungsdirektor der „Burghölzli“-Klinik in Zürich und DGBS-Ehrenvorsitzende wird nicht der Arbeit unbemerkt gut. Er war an eimüde, nach neuen Erkenntnissen in Sachen Bipolare Störungen zu suchen. Zwischendurch packt er seinen nem Tag leistungsfähig, am anderen
Rucksack und präsentiert seine Ergebnisse auf Kongressen wie jüngst der DGBS-Jahrestagung in Nürnberg. nicht. Aber das kompensierte sich. Es
ist nicht nur alles minus. Aber die Sumchiatrie bin ich aus verschiedenen polaren Depressionen hervor. Das war
Was glauben Sie, woran es liegt, dass me all dessen ist schwer zu beurteilen.
Gründen geraten. Ich hatte ja Schizo- der Durchbruch für die heutige Ent- in der Vergangenheit von staatlicher Viele bipolare Menschen sind sehr erphreniekranke psychoanalytisch be- wicklung. Entscheidend war in den ge- Seite so wenig Geld in die Erforschung folgreich im Leben. Meine wohlhabenhandelt – unter Prof. Gaetano Benedetti netischen Untersuchungen, dass bei de- bipolarer Störungen investiert wurde? den Patienten sind reich geworden, als
aus Basel. Das war ein Rieseneinsatz, pressiven Menschen keine bipolaren Im Bereich Schizophrenie z.B. wird ja sie in manischen oder hypomanischen
jeden Tag eine Stunde Therapie und das Störungen in der Verwandtschaft auf- viel mehr mit staatlicher Unterstützung Phasen mehr gewagt und gute Entscheidungen getroffen haben.
monatelang. Dann gab es eine Katam- traten, dass aber umgekehrt bei Bipola- geforscht.
Aber die heutige Geschwindigkeit
nese und aus der zog mein Lehrer Man- ren beides, Depressionen und bipolare
Prof. Angst: Das ist eine Frage der
fred Bleuler den Schluss, dass der Störungen, in der Familie vorhanden Ökonomie. Die Kliniken waren früher des Alltags, der zunehmende Stress, alKrankheitsverlauf der psychoanaly- sein können.
gefüllt mit schizophren Erkrankten und lein die schnelle Bildfolge im Fernsetisch therapierten Patienten nicht
wenig mit Manisch-Depressiven. hen, das alles hat sicher Einfluss. Das
„Ich wollte repräsentative
vom Spontanverlauf zu unterDiese galten weniger als chronisch kann – je nach Verarbeitungsfähigkeit
Forschung betreiben, so wie krank. Man dachte immer, Schizo- des Gehirns und Stresstoleranz – in die
scheiden war. Ich habe deshalb
in der Zürichstudie, die ich
diese Therapien aufgegeben,
phrenie ist die Geisteskrankheit par bipolare Störung mit hineinspielen.
1978 angefangen habe und
Ist das ein Grund dafür, dass bipolaweil ich schwere Störungen beexcellance Dabei tritt Schizophredie bis heute läuft“
handeln und mich nicht auf Neunie viel seltener auf, und die gesell- re Störungen zunehmen. Nehmen sie
rosen oder mildere Störungen
schaftliche Bedeutung von Affekt- überhaupt zu?
Prof. Angst: Sie werden häufiger erspezialisieren wollte. Ein westörungen ist viel größer. Bei den
sentlicher Grund war die Einführung
Frauen sind es sicher 30 Prozent, die im kannt; ob sie tatsächlich auch zunehder Neuroleptika. Deren Wirkung hat
Wie kamen Sie dann zur Epidemiolo- Laufe ihres Lebens an einer Affekt- men, darüber gibt es keine sicheren Unmich sehr beeindruckt. Als dann die gie?
störung erkranken. 20 Prozent der Af- tersuchungen.
Wenn Sie heute nochmals zum ForAnti-Depressiva kamen, habe ich einProf. Angst: Ich war ja Forschungs- fektstörungen verlaufen chronisch mit
einhalb Jahre nur Depressive behandelt direktor und unglücklich darüber, dass der Tendenz sich verstärkender Periodi- schungsdirektor einer Universitätskliund auch die Hypomanie studiert. Da- die Untersuchungen durch die Patien- zität bis ins Alter. Man kommt nie aus nik berufen werden würden, was würbei habe ich festgestellt, wie viele De- ten, die einbezogen wurden, immer we- dem Risiko heraus, und die Belastung den Sie heute erforschen?
Prof. Angst: Ich würde in der Kindepressive bipolar sind. Ich habe mich niger repräsentativ wurden. So kam ich durch Restsymptome ist groß. Und
dann der Genetik gewidmet und Ver- zur Epidemiologie. Ich wollte repräsen- wenn man nicht voll symptomfrei wird, rentwicklung anfangen. Die Vulnerabiwandte untersucht, und aus diesen Stu- tative Forschung betreiben, so wie in vergrößert dies die Rückfallgefahr. Das lität sehr vieler bipolarer Störungen entdien ging 1966 die Monographie zur der Zürichstudie, die ich 1978 angefan- Krankheitsbild gestaltet sich viel wickelt sich schon in der Kindheit. Das
Unterscheidung der unipolaren von bi- gen habe und die bis heute läuft.
ernsthafter als früher gedacht. Dass man läuft verdeckt und unspezifisch ab. Zu
denken ist da etwa an die Problematik
ADHS. Das Ganze im Längsschnitt, also als Entwicklungsstudie über Jahre zu
untersuchen, wäre sehr interessant, und
zwar unter Einbeziehung von Genetik,
ls „bahnbrechend“ und Forschungsabteilung der Psychiatri- bewiesen, dass monopolar depressive
Kognition und Bild gebenden Verfah„immens“ würdigte 2004 schen Universitätsklinik „Burghölzli“ und bipolare Erkrankungen trotz vieren. So etwas ähnliches ist jetzt in Basel
Prof. Dr. med. Dr. h. c. Zürich. Sein wissenschaftliches Werk ler Gemeinsamkeiten unterschiedligeplant. Spannend wäre es, von Geburt
Andreas Marneros das Lebenswerk umfasst mehr als 900 Publikationen, che Störungen sind – Das Ende der
an Risikofälle zu beobachten, also
von Professor Dr. med. Dr. med. h.c. darunter 6 Monographien. Er erhielt Kraepelinschen EinheitlichkeitsanKinder, die erblich belastet sind. 70
Jules Angst in seiner Laudatio anläss- zahlreiche internationale Preise und nahme.
bis 80 Prozent der in unserer Verlich der Ernennung des Spitzenfor- Auszeichnungen.
Weltberühmtheit erlangte später
laufsstudie untersuchten Patienten
schers zum Ehrenmitglied der DeutDie Monographie von 1966 zur vor allem die von Angst initiierte
zeigten schon vor dem 20. Lebensschen Gesellschaft für Bipolare „Ätiologie und Nosologie endogener Zürich-Studie mit 6315 Probanden
jahr Symptome. Und neue Befunde
Störungen e.V. (DGBS e.V.).
depressiver Psychosen“ ist zu einem gleichen Alters, die 20 Jahre lang auf
der Zürich-Studie zeigen, dass die
Jules Angst wurde am 11. Dezem- Meilenstein der modernen Psychiatrie ein breites Spektrum an psychischen
Krankheit nicht nur einfach vererbt
ber 1926 in Zürich geboren, wo er geworden. Mit dieser Monographie und anderen gesundheitlichen Problewird, sondern dass Umwelteinflüsauch aufwuchs und seine akademi- sowie einer kurz darauf folgenden men hin untersucht wurden. Einzigarse, wie schwierige Erfahrungen in
sche Karriere startete: 1952 Approba- Studie von Carlo Perris, publiziert in tig ist ferner die Züricher Verlaufsstuder Kindheit, eine Verletzlichkeit
tion als Arzt, 1953 Promotion, 1966 englischer Sprache in der „Psychiatri- die mit Bipolaren. Dabei wurden 406
schaffen, die die Stresstoleranz herabHabilitation. Von 1969 bis 1994 lehr- ca Scandinavica“, wurde eine neue Patienten seit 1959 alle fünf Jahre unsetzt. Das ist vor allem ein sehr starker
(hin)
te er als Professor für Klinische Psy- Epoche der bipolaren Störungen ein- tersucht.
Chronifizierungsfaktor.
chiatrie und leitete als Direktor die geleitet. Jules Angst und Carlo Perris
Fortsetzung: Seite 3
„Bahnbrechend“ und „immens“
A
MANIE & DEPRESSION – DIE
SOZIALE
DIMENSION
DER
Von Lithium, Herpes
und Hormonen
BIPOLAREN STÖRUNGEN
Se i t e 3
Ratgeber in Sachen
Alternativmedizin
Nutzen und Schaden bei Bipolarität
Neue Ergebnisse aus der Nachwuchs-Forschung
Nürnberg (hin). Um die Erforschung Bipolarer Störungen steht es
insgesamt schlecht. Das war für die
DGBS Anlass, einen Arbeitskreis junger Wissenschaftler ins Leben zu rufen,
aus dessen Kreis in Nürnberg über neue
Erkenntnisse berichtet wurde.
Ein Thema: Lithium. Erstaunlich:
Gerade bezüglich des „Goldstandards“
in der Therapie manisch-depressiver
Erkrankungen ist immer noch vieles
unbekannt. Über das Verhältnis zwischen Dosis und Wirkung berichtete
nun Dr. Emanuel Severus von der Universitätspsychiatrie München. Eine
Aussage: Während in der akutmanischen Phase von dem Prinzip „viel hilft
viel“ ausgegangen werde, sei dies bei
Depressionen unklarer. Offenbar treten
bei niedrigeren Dosierungen weniger
Depressionen auf. Und es kommt offenbar auch zu weniger Behandlungsabbrüchen. Was mit den Nebenwirkungen
zusammenhängen mag, die desto mehr
auftreten, je höher die Dosis ist. Fazit
von Prof. Michael Bauer, Klinik für
Psychiatrie und Psychotherapie an der
Charité-Universitätsmedizin Berlin, der
das Symposium leitete: Bekannt ist seit
langem, dass sich depressive Episoden
mit Lithium nicht so gut verhindern lassen wie manische. „Ein Grund hierfür
könnte sein, dass bisher zu hohe Lithiumspiegel für die Langzeitbehandlung
empfohlen wurden“, so Bauer.
Weiteres Thema, das Dr. Thomas
Stamm, Charité Berlin, vortrug: Der
Einfluss der Schilddrüse auf den Verlauf der Erkrankung. Dass es eine
Schnittmenge zwischen Symptomen
von Schilddrüsenerkrankungen und affektiven Erkrankungen gibt (z.B. gedrückte Stimmung, Verlangsamung,
Konzentrationsmängel) ist seit mehr als
100 Jahren bekannt, wird aber erst seit
circa 40 Jahren beforscht. Auch in der
Behandlung gibt es Gemeinsamkeiten:
Das zum Ausgleich von Schilddrüsen-
unterfunktionen eingesetzte Hormon LThyroxin scheint nämlich auch gegen
Depressionen und als Depressionsprophylaxe wirksam zu sein. Eine doppelblinde, placebokontrollierte Studie gibt
es dazu aber noch nicht, und diese
Lücke wird derzeit durch eine seit 2004
der Firma Lilly gestifteten „Forschungspreises Bipolare Störungen
2005“. Hintergrund: Im Rahmen einer
amerikanischen Studie ergaben sich
erste Hinweise bei schizophrenen und
bipolaren Patienten auf einen Zusammenhang von verminderter kognitiver
Leistungsfähigkeit und einer Infektion
mit dem Herpes Erreger HSV-1. Bei einer Untersuchung von 30 Freiburger
Patienten mit bipolaren Störungen sowie einer 20-köpfigen Kontrollgruppe
kam heraus: Die bipolaren Patienten
wiesen im Zusammenhang mit einer
Herpes-Infektion Störungen im Bereich
Sprache, Aufmerksamkeit und Kurzzeitgedächtnis auf, die auch in symptomfreien Zeiten fortdauerten. Einen
Einfluss der Medikation und der Stimmung schließen die Forscher größtenteils aus. Fazit: „Eventuell ist es sinnvoll, bipolare Patienten antiviral zu behandeln“, so Sonja Gerber. Eine Studie
dazu steht noch aus. Die Entwicklung
eines Impfstoffes gegen den Erreger
Forschungspreisträgerin: Sonja könnte eine weitere Hoffnung darstelGerber aus Freiburg.
len.
Von der Untersuchung der Lebensqualität bipolarer Patienten berichtete
laufende Untersuchung in der Charité schließlich Dr. Jens Langosch, ebenfalls
geschlossen. Weitere Fragen, die sich in von der Universitätspsychiatrie Freidiesem Zusammenhang stellen: Stellt burg. Der Focus lag dabei vor allem auf
eine Unterfunktion eine Disposition für den symptomfreien Zeiten. Ergebnis:
Bipolare Störungen dar? Und: Gibt es 47 Prozent der 32 ambulanten untereventuell einen Zusammenhang mit der suchten Patienten berichteten sechs
Entwicklung sogenannter Rapid-Cyc- Monate nach Eingangsuntersuchung
ling-Verläufe?
von zwischenmenschlichen Problemen,
Sinnvoll scheint der Hormoneinsatz 39 Prozent von Schwierigkeiten bei Bevor allem bei Frauen zu sein, so Dr. rufstätigkeit oder Haushaltsführung.
Stamm. Die zusätzliche Gabe von L- Auch nach Remission akuter KrankThyroxin könne vor allem bei therapie- heitssymptome war die Gesamtfunktiresistenten Patienten eine gute Option onsfähigkeit immer noch etwas niedrisein.
ger als bei den nicht erkrankten KonDer mögliche Zusammenhang zwi- trollpersonen. Fazit: „Besondere Aufschen Infektionen mit Herpes und bipo- merksamkeit sollte auf eine vollstänlaren Störungen ist das Thema von Son- dige Remission depressiver Symptoja Gerber von der Universitätspsychia- me gelegt werden“, so Dr. Jens
trie Freiburg. Sie ist Trägerin des von Langosch.
Welche alternativmedizinischen Methoden helfen? Dr. Heiko Ullrich
empfiehlt hierzu den 2006 erschienenen Ratgeber der Stiftung Warentest „Die andere Medizin“, in dem Methoden bewertet werden.
Nürnberg (hin). Viele Menschen mit
psychischen Problemen suchen Hilfe in
der Alternativmedizin. Ein Bereich, der
angesichts mangelnder Forschung eine
Grauzone darstellt. Für Erhellung sorgte
hier der Workshop von Dr. med. Heiko
Ullrich, Oberarzt der Evangelischen
Kliniken in Gelsenkirchen, der darüber
informierte, wie Alternativmedizin bei
bipolaren Störungen wirkt.
Ullrichs Kernthesen: Grundsätzlich
sollte nicht auf schulmedizinische Behandlung verzichtet werden, bestimmte
alternativmedizinische Verfahren können aber unterstützend helfen. Vor einigen Verfahren sei zu warnen, insbesondere bei teuren Hilfsangeboten sollten
die Alarmlampen angehen. Skepsis sei
zudem immer dann angebracht, wenn
gesagt wird, dass die Methode allein
wirkt und auf Schulmedizin verzichtet
werden solle.
Ullrich selbst hatte während des Studiums „mit viel Enthusiasmus“ in Sri
Lanka Akupunktur gelernt. In der Psychiatrie holte ihn die Realität ein. Akupunktur könne bei leichten Depressionen unterstützend wirken, im Rahmen
einer Studie zur Auswirkung bei Prü-
fungsängsten sei allerdings im Vergleich
zu Placebos kein Unterschied gefunden
worden, warnt er vor zu großen Erwartungen. Als – zusätzlich zur Pharmakound Psychotherapie – hilfreich empfiehlt er etwa Autogenes Training, Yoga,
Massage, Fußreflexzonenmassage und
Hypnose. Gefährlich sei z.B. Ozontherapie und Chiropraktik sowie allgemein
alternative Diagnostik – etwa Iris-Diagnose – weil die Gefahr bestehe, dass
ernste Erkrankungen übersehen werden.
Manches, etwa Bachblüten oder auch
Homöopathie, könne nicht schaden.
„Einiges wirkt vielleicht nur über den
Placebo-Effekt, kann aber einzelnen
subjektiv helfen“, so Ullrich. Aber:
„Nirgendwo ist eine heilende Wirkung
zu erwarten“, macht er deutlich.
Allerdings, schränkt er ein, „mag es
noch anderes geben, was wirkt, aber
nicht untersucht wird, weil es nicht finanziert wird“. Von Alternativmedizinern selbst sei oft zu hören, dass sich die
Wirkung gar nicht untersuchen lasse.
Das sieht Ullrich anders: „Selbst Geisterbeschwörungen lassen sich in placebokontrollierten Doppelblind-Studien
untersuchen.“
„Man verliert die Bremsen und wird impulsiv“
Prof. Jules Angst über die soziale Dimension der Bipolaren Störungen und deren Therapie
Was ist die soziale Dimension, was
genau steckt hinter dem diesjährigen
Tagungsthema der DGBS?
Angst: Wenn man depressiv ist, ist
man schwer beeinträchtigt. In manischen Phasen ist das nicht so. Im Gegenteil, man fühlt sich super, realisiert
nicht, was passiert. Die Selbstwahrnehmung ist verändert. Der depressive
Rückzug stört niemanden, aber Maniker
gehen oft nach außen, stören, belasten
andere, werden auffällig. Zum Beispiel
am Arbeitsplatz. Sie kritisieren alles, was
andere tun, werden laut, sind unkonzentriert, reden viel. Auf persönlicher Ebene
werden Beziehungen zerstört, es kommt
zu vielen Scheidungen. Auch Untreue ist
ein Thema, weil man sich in manischen
Phasen herumtreibt, es gibt Distanzverlust, man verliebt sich schnell, was zu
flüchtigen Beziehungen führt, was wiederum Ansteckungsgefahr nach sich
zieht. Auf lange Sicht bedroht das Arbeitsverhältnisse ebenso wie Ehen.
Außerdem ist die Komorbidität zu nennen. Man raucht mehr, trinkt mehr. Und
gefährdet den öffentlichen Verkehr. Man
ist enthemmt, fährt zu schnell, nimmt alles locker. Bipolare sind immer gefährdet, hohe Risiken einzugehen. Ich kannte
mal einen Bauunternehmer, der kaufte in
einer manischen Phase drei statt einen
Bagger. Man lügt und betrügt auch, tut
Dinge, die man sonst nicht tun würde
und gerät in Konflikt mit dem Gesetz.
Sind das die Gründe, weshalb Sie
dafür plädieren, möglichst früh dauerhaft Medikamente zu geben?
Angst: Ja, und da kommt auch noch
die Selbstgefährdung dazu. Man verliert
die Bremsen, wird impulsiv. So kommt
es auch zu Suizidversuchen. Unsere Verlaufsstudie zeigte, dass es in der Gruppe
derjenigen, die nicht über lange Zeit Medikamente nahmen, drei- bis fünfmal
häufiger zu Suiziden kam. All diese
Komplikationen können durch eine gute
Behandlung gemildert, wenn nicht verhindert werden. Aber Medikamente allein reichen nicht.
Ab wann würden Sie medikamentös
behandeln?
Angst: Da sehe ich keine starren
Richtlinien. Es geht vor allem darum, soziale Folgen zu verhindern. Wenn man
bei einem Jugendlichen weiß, bei der
nächsten Phase fällt er aus der Schule,
dann würde ich Medikamente geben.
Nach der 2. Phase würde ich ganz sicher
Dauermedikamentation empfehlen, aber
nach der ersten Phase noch mal abwarten. Bei Jugendlichen wäre ich insgesamt
zurückhaltender.
Welchen Einfluss hat der Verlauf der
Kindheit auf die Erkrankung?
Angst: Ob die Kindheit entscheidet,
ob man krank wird, weiß man nicht.
Aber sie entscheidet mit, wie schwer
man krank wird. Inwieweit man chronisch erkrankt, wird zum Teil mitbestimmt durch eine in der Kindheit erworbene Verletzlichkeit. Man kann auch ohne ungünstige Verhältnisse bipolar erkranken, das geschieht dann vielleicht
einfach später und braucht womöglich
einen stärkeren Stressor, ein dramatischeres Lebensereignis als Auslöser.
Wichtig ist: Es hängt nicht alles von einem Faktor ab. Alle Faktoren spielen
letztlich zusammen. Und die moderne
Epi-Genetik nimmt ja auch an, dass die
Umweltstressoren einen Einfluss haben
auf die Aktivität der Gene. Jedenfalls ist
eine Interaktion möglich, die man früher
für unmöglich gehalten hat. Es gibt heute
kein Entweder-oder-Denken mehr. Das
gilt auch für die Therapie. Medikamente
allein reichen nicht.
Was, außer Medikamenten, gehört für
Sie noch zu einer guten Therapie?
Angst: Man muss ein Vertrauensverhältnis zum Patienten aufbauen, man
muss ihn gern haben und häufig genug
sehen und man muss von seinen Sachkenntnissen überzeugt sein. Wenn man
selbst nicht glaubwürdig ist in der Beziehung spürt das der Patient und wird die
Medikamente eher absetzen. Das zweite
ist das, was man Psychoedukation nennt,
die Aufklärung über die Krankheit, aber
auch über die Nebenwirkungen der Medikamente. Und dass man in Gruppensitzungen sieht, wie es Mitpatienten geht,
dass man nicht allein ist. Wichtig ist
auch, dass der Lebensstil einem gesunden Rhythmus entspricht, dass man für
genügend Ruhe sorgt. Man kann selbst
viel dazu beitragen, dass es einem besser
geht.
Gibt es auch eine heilende Form von
Psychotherapie?
Angst: Nein, eine alleinige Behandlung bipolarer Störungen mit Psychotherapie würde ich nicht befürworten, das
wäre hinterwäldlerisch. Man hat jetzt in
England untersucht, wie kognitive Therapie bei Bipolaren wirkt, und diese war
allein nicht genügend wirksam. Aber in
Kombination mit Pharmakotherapie sind
psychotherapeutische Verfahren nütz-
lich.
Nun gibt es ja auch unbehandelte
Menschen, die mit bipolaren Störungen
leben. Offenbar sogar sehr viele. Was sagen Sie dazu?
Angst: Ja, das haben wir in unserer Bevölkerungsstudie gesehen, dass es sehr
viele depressive und bipolare Menschen
gibt, die nicht behandelt sind. Das ist die
eigene Entscheidung dieser Menschen.
Und bei der Mehrheit hat das nichts mit
Geld zu tun. Diese Patienten wollen
selbst damit zurecht kommen und keine
Hilfe aufsuchen. Ich habe nie erwartet,
dass die Zahl dieser Patienten so hoch ist.
Ein weiterer Aspekt ist, dass psychische
Erkrankungen immer noch mit Vorliebe
durch Gespräche behandelt werden, in
denen auf Konflikte eingegangen wird,
aber bei denen die biologische Komponente unterschätzt wird. In unserer Studie
war ein Drittel derjenigen, die behandelt
werden, nur in Psychotherapie.
Fragen: Prof. Dr. Dr. Michael Bauer, Charité - Universitätsmedizin Berlin, 2. Vorsitzender der DGBS e.V.,
und Anke Hinrichs, Redaktionsleiterin der Psychiatrie-Fachzeitung „Eppendorfer“ .
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MANIE & DEPRESSION – DIE
SOZIALE
DIMENSION
DER
BIPOLAREN STÖRUNGEN
Schwierige Diagnose
Wissenschaftliche Aspekte zu Erkrankungen der Jugend und des Alters sowie bei Schizoaffektivität
Nürnberg (hin). Bipolare Störungen
in der Jugend, im Alter sowie das komplexe Thema Diagnostik – diese Themen zweier weiterer wissenschaftlicher Symposien machten einmal mehr
die schwierige Forschungslage in diesem psychiatrischen Bereich deutlich,
in dem es allerorten an Studien mangelt.
Über Besonderheiten im Kinder- und
Jugendalter informierte Privatdozent
Dr. Hellmuth Braun-Scharm von der
Virngrund-Klinik in Ellwangen. Sein
pointierter Kritikpunkt: „Kinder- und
Jugendpsychiater reden nicht mit Erwachsenenpsychiatern – zum Schaden
der Patienten.“ Von Natur aus schwierig mache die Behandlung, dass die
Frühformen bipolarer Störungen durch
gleichzeitig stattfindende pubertäre
Prozesse beeinflusst werden. Zwar treten auch im jüngeren Alter alle klassischen Symptome auf, besonders häufig
komme es aber zu speziellen Ausformungen, nämlich: Rapid Cycling (4
oder mehr Episoden im Jahr), Ultra Rapid Cycling (4 oder mehr Episoden im
Monat), Ultradian Cycling (täglich
mehrfach wechselnde Schwankungen)
sowie „Mixed States“ (Mischung manischer, depressiver und hypomanischer Symptome oder von Persönlichkeits- und Temperamentszügen sowie
bipolaren Symptomen) und der exzessive Gebrauch illegaler Drogen.
Kontrovers diskutiert wird insbesondere der Überschneidungsbereich Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) und Bipolare
Störungen. Einer Theorie zufolge trete
beides bei Kindern häufig komorbid
auf, so Braun-Scharm. „Schwere
ADHS ist von bipolaren Störungen
nicht unterscheidbar“, so der Privatdozent. Abgrenzungsprobleme gibt es ferner zwischen schizophrenen Psychosen und jugendtypischen bipolaren
Symptomen. Vor dem Hintergrund all
dieser Schwierigkeiten mahnte BraunScharms abschließend mehr Zusammenarbeit zwischen Kinder- und Jugend- sowie Erwachsenenpsychiatrie
an.
Auch das Alter stellt die Behandler
angesichts somatischer Veränderungen
und weiterer Erkrankungen vor spezielle Probleme, auch hinsichtlich der
Diagnostik, wie Prof. Dr. Hans Förstl
vom Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München erläuterte. So könnten Manien in hohem Alter
auch andere Hintergründe haben, z.B.
Delir aufgrund von Alkohol- oder Benzodiazepinmissbrauch, Alzheimererkrankung oder Hirninfarkt. Gar keine
Daten gibt es zu Bipolar II-Störungen
im Alter, so Dr. Thomas Hillemacher
aus Erlangen. „Die meisten Studien unterscheiden nicht zwischen Bipolar I
und II“. Festzustellen sei: „Hypomane
Episoden nehmen im Alter ab, depressive zu.“ Und: „Hypomane Phasen
können die psychosoziale Funktionsfähigkeit verbessern“, so Prof. Förstl.
Die Suizidalität nehme bei Patienten
mit Bipolar-II-Störung mit dem Alter
zu.
Schwierig, insbesondere für die
Nicht-Wissenschaftler im Publikum,
wurde es dann bei dem als Streitgespräch angekündigten Symposium zur
psychiatrischen Diagnostik. Prof. Dr.
Pharmakotherapie auf
dem Prüfstand
Informationen über die Studienlage
Nürnberg (hin). Pharmakotherapie –
ein breites Feld, gerade bei den Bipolaren
Störungen mit ihren verschiedenen Ausprägungen und Phasen. In den vergangenen Jahren hat sich jedoch viel getan. Einen Überblick darüber gab das Symposium „Medikamentöse Therapien auf dem
Prüfstand“.
Unter den neueren Entwicklungen zu
nennen ist insbesondere die in großen
kontrollierten Studien nunmehr gezeigte
Wirksamkeit atypischer Antipsychotika
bei Manien. In jüngster Zeit ins Blickfeld
der Forschung geraten sind zudem – als
alternative Langzeitbehandlung – Atypika wie vor allem Quetiapin (bei bipolarer
Depression) sowie das neuerdings auch
in Deutschland zugelassene Antiepileptikum Lamotrigin. Gezielt mit Blick auf
das bipolare Spektrum beforscht werden
derzeit zudem auch neuere Antidepressiva.
Wonach wird geguckt? Ein Focus liegt
auf dem befürchteten switch, dem Umschlagen der Depression in eine manische
Episode bei Monotherapie mit Antidepressiva, was evt. bei älteren, trizyklischen Präparaten eher geschehe, so Prof.
Jürgen Deckert aus Würzburg. Er verwies
auf einen Paradigmenwechsel: weg von
Monotherapie mit Antidepressiva hin zur
Kombination mit einem Stimmungsstabilisator wie z.B. Lithium. Kontrovers
diskutiert wird, ob eine bipolare Depression primär mit einem Stimmungsstabilisator oder primär mit einem Antidepressivum in Kombination mit einem Stimmungsstabilisator oder einem Antipsychotikum behandelt werden sollte.
Für die Rückfallvorbeugung v.a. bei
Bipolar-I-Störungen ohne psychotische
Symptome bleibe Lithium „Goldstandard“ und Mittel der Wahl, so Prof. Dr.
Dr. Michael Bauer, Berlin. Hier sei die
wirksame Verhütung von Manien nachgewiesen, die Prophylaxe depressiver Rezidive gut belegt. Und: Nur für Lithium
liegen Daten für einen eigenständigen
suizidpräventiven Effekt vor. Insbesondere bei atypischen und schizoaffektiven
Verläufen rückt das v.a. in Nordamerika
breit eingesetzte und kürzlich auch in
Deutschland zur Langzeitbehandlung zugelassene Antiepileptikum Valproat mehr
und mehr in den Vordergrund. Insbesondere Patienten mit Rapid-Cycling und gemischten Episoden scheinen davon zu
profitieren. Einziges zugelassenes Antipsychotikum ist derzeit Olanzapin, insbesondere wirksam in der Verhinderung
manischer Episoden.
Zu bedenken sind immer auch die Nebenwirkungen. Haloperidol, so Privatdozent Dr. Martin Schäfer, Essen, sollte deswegen höchstens kurz, möglichst gar
nicht verwendet werden. Schäfer wies
auch darauf hin, dass Medikamentenstudien trotz positiver Befunde kritisch bewertet werden müssten. Zudem müsse
immer individuell geguckt werden. So sei
Lithium bei Schwangerschaften kontraindiziert. Und auch im Alter sind besondere Aspekte wie Stoffwechselveränderungen sowie Multimorbidität einzubeziehen. Alternativen können mitunter
physikalische Therapien wie Elektrokrampftherapien (EKT) oder neuere Verfahren wie die Transkranielle Magnetstimulation (TMS) darstellen.
Konzentriertes Publikum: Das Plenum im Hörsaal der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule in Nürnberg.
Arno Deister, Ärztlicher Direktor des
Klinikums Itzehoe, hatte die etwas undankbare Aufgabe, einen Vortrag über
die Diagnostik Bipolarer und Schizoaffektiver Störungen zu halten. Dabei
kam er nicht umhin, viele verschiedene
Ansätze und Untergruppen – wiederum
weiter unterteilt nach den zwei Klassifikationssystemen ICD und DSM –
aufzuführen und die Problematik der
Differenzierung bzw. Diagnosestellung
und Einordnung in den einen oder anderen Bereich aufzuzeigen. Für die
Prognose, was mit gewisser Wahrscheinlichkeit passieren wird, sei ein
Denken in Untergruppen sinnvoll, so
Deister auf Kritik an der Vielzahl der
aufgelisteten „Störungen“ aus dem Publikum. Im übrigen stellte der Chefarzt
die Frage in den Raum, ob es eventuell
Berührungsängste gebe, die bipolaren
schizoaffektiven Psychosen in das bipolare Spektrum aufzunehmen – aus
Angst vor Nähe zur stärker stigmatisierten Schizophreniediagnose. Privatdozent Peter Brieger, Kempten, gab zu
bedenken, dass die Untergruppierungen und -einordnungen die Diagnostik
und Pharmakotherapie deutlich verbessert haben.
Aus sozialem Blickwinkel gegen das
System der immer weiter gehenden
Einzeldifferenzierung äußerte sich dagegen Prof. Jules Angst, der die künstliche Grenzziehung der – „aus praktischen Gründen nötigen kategorialen
diagnostischen Untergruppen“ – vor allem mit Blick auf Antistigmatisierung
kritisierte. „Man sollte mehr in Übergängen denken, statt in ja und nein.“
Schizophrenien hätten ebenfalls eine
affektive Komponente: „Warum kann
es nicht beides sein“, fragte das DGBSEhrenmitglied. Zumal jeder Mensch
Komponenten der Schizophrenie in
sich trage (siehe auch Seite 1). Schubladendenken wird der Natur nicht gerecht.“
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MANIE & DEPRESSION – DIE
SOZIALE
DIMENSION
DER
BIPOLAREN STÖRUNGEN
Se i t e 5
Entscheidend ist nicht das Konzept, sondern die Zuwendung
Psychotherapie kann Medikamente nicht ersetzen, ist aber begleitend unverzichtbar
Nürnberg (hin). Psychotherapie kann
Medikamente nicht ersetzen, ist aber für
eine gute Behandlung insbesondere hinsichtlich einer Rückfallprophylaxe unverzichtbar. Das war der Tenor des Symposiums zur psychologisch orientierten
Forschung bei bipolaren Störungen.
Auch in diesem Bereich steckt die Forschung in vielen Bereichen noch in den
Kinderschuhen. So wurde der Faktor
Stress, über den Privatdozent Dr. Thomas D. Meyer vom Psychologischen
Institut der Universität Tübingen referierte, als potentieller Auslöser angesichts der Dominanz biologischer Theorien erst Ende der 80-er Jahre in die
systematische Forschung einbezogen.
Dabei gibt es viele Fragen. Zum Beispiel die, ob es spezifische Belastungen
gibt, die depressive oder manische Zustände auslösen oder ob der Einfluss von
Stress im Laufe der Erkrankung ab-
nimmt und dann zunehmend biologische
Prozesse den Verlauf bestimmen. Laut
Meyer führen negative Lebensereignisse
zu einer Zunahme depressiver Symptome, auch im manischen Bereich droht
durch Stress, etwa im Arbeitsalltag, eine
Symptomverstärkung oder gar -auslösung. Insgesamt beklagt der Wissenschaftler einen Mangel an Studien. Zum
Zusammenhang zwischen Stress und Bipolar II-Erkrankung gebe es sogar gar
keine Studien.
Im Rahmen der Forschung sollte dabei aus seiner Sicht nicht nur auf Symptome und Krankheit gesehen werden,
sondern auch auf die Stressbewältigung .
„Wir gucken immer auf die Katastrophen“, so Meyer, wichtige Faktoren seien aber auch Alltagshektik und Arbeitsüberlastung.
Der Stellenwert von Psychotherapie
bei bipolaren Störungen im allgemeinen
war das Thema von Prof. Dr Martin
Hautzinger, ebenfalls aus Tübingen. Er
machte eingangs deutlich, dass Psychotherapie keinen Ersatz zur Pharmakotherapie darstellen könne, aber eine Ergänzung. Er stellte vier psychotherapeutische Konzepte vor, deren Wirkung kontrolliert erforscht sei: Die Interpersonelle
Kurzzeit-Therapie, die sich vor allem für
die Bearbeitung von Beziehungsaspekten anbiete, die familienorientierte Verhaltenstherapie, die sich vor allem für
jüngere Patienten eigne, die kognitive
Verhaltenstherapie sowie die sogenannte
‚psychoeducational therapy’, bei der die
Grenzen zwischen reiner Psychoedukation und Psychotherapie z.T. verschwimmen.
Studien zeigten bessere Ergebnisse für
solche Patienten, die zusätzlich zur Medikamentenvergabe psychotherapeutisch
behandelt wurden. Bei ihnen konnte die
Zeit bis zur nächsten Episode hinausgezögert werden, stationäre Aufenthalte
wurden weniger, die „soziale Anpassung“ gelang besser.
Besonders interessant: Entscheidend
ist offenbar weniger das spezifische
Konzept der Intervention. Wichtig seien
Unterstützung und Anleitung zum
Selbstmanagement überhaupt sowie Zuwendung und vor allem rasche Hilfe. Es
gilt das Prinzip: „Je früher desto wirksamer“, so Hautzinger und Meyer.
Gruppenpsychotherapie war schließlich das Thema von Privatdozent Thomas Bock von der Universitätspsychiatrie Hamburg. Bock warnte vor „simplen
Modellen“ und wandte sich gegen eine
„eindimensionale“ Orientierung begleitender Psychotherapie in Richtung pathologischer Erklärung und Psychoedukation. Es gehe auch um ein anthropologisches Verständnis, darum, etwas aus
der Krankheit zu lernen, statt sie nur zu
bekämpfen. So sei bei bipolaren Patienten „eher zu viel Anpassung als zuwenig“ im Spiel, weshalb es auch darum
gehen müsse, in gesunden Phasen „ein
Stück Ungewöhnlichkeit in den Alltag zu
integrieren“.
Ziel von Psychotherapie müsse auch
sein, ein neues Selbstkonzept zu entwickeln, zu „gucken, welche Wünsche
und Fähigkeiten schlummern in mir“
und eigene Maßstäbe zu entwickeln. Der
Vorteil von Gruppen liege darin, dass sie
„dazu zwingen, in anderen wahrzunehmen, was ich bei mir selbst verdränge.“
Zudem sei „Sinn nie in sich allein zu finden“, zitierte Bock Viktor Frankl. Und
eine Gruppe sei nicht nur ein Zusammenschluss von Leidenden, sondern
auch von Helfenden.
Unbehandelt – aber mit System
Workshop mit Oliver V. – einem Betroffenen, der gewollt ohne Medizin auskommt
Nürnberg. Er war nie in der Psychiatrie. Er hat nie Drogen genommen, im
Leben noch keine Zigarette geraucht,
und Medikamente nimmt er auch keine.
Oliver V. ist beruflich erfolgreich. Er lebt
ein „normales“ Familienleben, ist glücklicher Vater einer Tochter. Und er ist bipolar. So jedenfalls würden ihn Mediziner einordnen. Er selbst lehnt es ab, sich
als krank zu bezeichnen. Er spricht von
extremen Gefühlen und Stimmungen,
deren Hauptproblem in der Unfähigkeit
liegt, sie zu steuern. Doch das kriegt der
Informatiker allein in den Griff. Und
zwar so, wie es ihm entspricht: mit einem
eigenen System.
Oliver V. ist ein sogenannter „Unbehandelter“. Einer von vielen. Wie sich
dies auswirkt und welche Steuerungsinstrumente er entwickelt hat, das präsentierte Oliver V. in Form einer PowerPoint-Präsentation im Rahmen eines
Workshops der DGBS-Jahrestagung.
Impressum
Initiiert worden war dieser von Privatdozent Dr. Thomas Bock von der Universitätspsychiatrie Hamburg-Eppendorf.
Er hatte Oliver V. bei der Vorjahrestagung in Bonn kennen gelernt, wohin es
den eigentlich selbst Betroffenen nur verschlagen hatte, weil seine Schwester erkrankt war. Erst durch ihre vor zwei Jahren diagnostizierte Erkrankung war ihm
bewusst geworden, dass auch er eigentlich in diese medizinische Schublade
gehört. Zugleich setzte er sich kritisch
mit der Grenze gesund/normal auseinander – und entwickelte ein eigenes „Gesundheitssystem“, das er dem Krankheitsmodell entgegensetzt, nach dem die
Schwester behandelt wurde.
„Mein Interesse ist die Frage: Was
können wir von ihm lernen, wie man
besser mit der Behandlung zurechtkommt und die Behandlung optimieren
kann?“, machte Thomas Bock zu Beginn
des Workshops deutlich. „Die Botschaft
lautet nicht: Keine Behandlung und sie
werden gesund“, stellte er klar.
Eine elementare Lern-Erkenntnis: Ne-
Herausgeber:
Deutsche Gesellschaft für
Bipolare Störungen e.V.
(DGBS e.V.), Postfach 920249
21132 Hamburg
Tel.: (040) 8540 88 83
E-mail: [email protected]
www.dgbs.de
Redaktionsleitung (ViSdP):
PD Dr. Thomas Bock
Universitätsklinik HamburgEppendorf, Martinistr. 52,
20246 Hamburg
Texte/Fotos/Gestaltung:
Anke Hinrichs (hin)
Redaktionsbüro NORDWORT
Große Brunnenstr. 137
22763 Hamburg
Tel.: 040 / 41358524
Fax: 040 / 41358528
e-mail: [email protected]
Beilage der Fachzeitung
„Eppendorfer“ (Ausg.11/2006),
Sonderdruck auch im Internet
unter www.dgbs.de abrufbar
Druck: Beig-Verlag, Pinneberg
Auflagenhöhe: 11.000
Mit freundlicher
Unterstützung der
HEXALAG
Lernte Oliver V. bei der DGBSJahrestagung im Vorjahr kennen:
PD Dr. Thomas Bock.
Nürnberg (rd). Im Rahmen der
Mitgliederversammlung der DGBS
in Nürnberg wurde vereinbart, einen
Arbeitskreis „Sozialpsychiatrie und
Versorgung“ zu gründen. Ziel dieses
Arbeitskreises ist es, spezialisierte
Hilfsangebote für Menschen mit bipolar affektiven Störungen (und ihre
Angehörigen) in der „Versorgungsrealität“ des psychiatrisch-psychotherapeutischen Hilfesystems zu analysieren, zu koordinieren und zu verbessern.
In der Sozialpsychiatrie und Versorgungsforschung in Deutschland
fanden bipolar affektive Erkrankungen bislang eher geringe Beachtung,
trotz deren bekannter sozialmedizini-
gative Prognosen sind wenig hilfreich.
Seine Schwester habe sich schon damit
abgefunden, „dass sie keine Arbeit
kriegt, ein hohes Suizidrisiko in sich trägt
und keine normale Beziehung führen
kann“. Er dagegen genieße die Schwankungen, sagt Oliver V.: „Sie bereichern
mein Leben.“ Er habe sich früh an
Künstlerbiographien orientiert, die ähnliche „Macken“ aufwiesen wie er. Sein
Selbstverständnis ist das eines Erfinders
und Künstlers, nicht das eines Patienten.
Mitunter schläft er nur ein bis zwei Stunden, aber er spricht nicht von Schlafstörungen, sondern von individuellem
Schlafverhalten. „Depression – ja und?“,
sagt er. „Ich muss mich nicht noch
schlechter fühlen, weil ich mich schlecht
fühle“. Er habe seine Depressionen
schon früh, im Studium ausgelebt, sich
zurückgezogen. Und fast immer helfe
vor allem menschliche Anteilnahme, einfach in den Arm genommen und getröstet zu werden. Seine Depressionen
seien offenbar nicht so tief, wie sie andere Betroffene schilderten, kommentierte
Thomas Bock – ob dies, „ketzerisch“
angemerkt, vielleicht daran liegen könne, dass er eben nicht behandelt wurde?
Auch die Arbeit hat Oliver V. offenbar
im Griff. Extreme Tiefstimmungen überstehe er, indem er nur so tut, als ob er arbeitet und durch sehr viel Unterstützung
aus seiner familiären Umgebung. Die
Hochstimmungen verhelfen ihm zu
manch guter Lösung im Beruf. Zum
Herunterkommen verhelfe ihm Selbstkritik und das Feedback seiner Umgebung. Das Zuviel an Ideen und Gedanken sortiere er später mit kühlem Kopf
wieder aus.
Sein größtes Problem ist es, die Stimmungsschwankungen nicht selbst regu-
Er hat sein eigenes System entwickelt, das er in Nürnberg im Rahmen einer „Power-Point-Präsentation“ vorstellte: Oliver V.
lieren zu können. Seine Lösung: Er nutzt
Einflüsse der Umgebung zur Stimulation: So wirken Licht, Wärme, Frischluft,
Bewegung und Kontakt stimmungshebend. Bei Hochphasen senkend wirksam
seien dagegen: Dunkelheit, Kälte, enge
Räume, Untätigkeit, Rückzug.
„Das Gehirn ist ein kollektives Körperteil, durchdrungen von sozialer und
gesellschaftlicher Wechselwirkung“, so
ein weiteres Credo des 43-Jährigen. Er
hat auch viel an sich selbst gearbeitet.So
habe er sich mühsam ein Mitgefühl für
andere erarbeitet, nachdem er an sich eine „Empathiestörung“, ein anderes
Wahrnehmen als die Umgebung festgestellt hatte.
Alles in allem kein einfacher Weg und
Neuer Arbeitskreis will Versorgung
analysieren und verbessern
Mitstreiter gesucht !
scher Relevanz. Die wachsende Bedeutung der Ökonomie, der Ausbau
außerklinischer Angebote an Stellen
von stationären psychiatrischen Betten, die zunehmende Multiprofessionalität und die Humanisierung der
Psychiatrie einschließlich der Betonung der Autonomie psychisch kranker Menschen und ihrer Angehörigen
sind aber Aspekte, die die Notwendigkeit Sozialpsychiatrie und Versorgung (-sforschung) stärker zu
berücksichtigen, untermauern. Der
Arbeitskreis wird zum einen bestehende störungsspezifische Versorgungskonzepte erfassen und zu entwickeln helfen, zum anderen aber
auch Kontakte zu Entscheidungsträgern und zu sozialpsychiatrisch orientierten Verbänden herstellen.
Geplant ist, dass der Arbeitskreis
sich erstmalig Anfang 2007 trifft.
Aktuell hat Privatdozent Dr. Peter
Brieger, Ärztlicher Direktor des Be-
schon wahrlich keiner, der für jeden Betroffenen gangbar wäre, wie auch die Reaktionen der Workshop-Teilnehmer
zeigten, die vor allem das Durchstehen
extremer Tief- und Hochphasen angesichts nicht mehr steuerbarer „Spitzen“
mehrheitlich als nicht für sich vorstellbar
darstellten. Doch ist Oliver V.’s Ansatz
tröstlich und für jeden hilfreich – vor allem hinsichtlich der Grundeinstellung
gegenüber den eigenen Problemen. Elementar dabei: Geduld und ein pfleglicher
Umgang mit sich selbst und seinen Gefühlen. Und noch etwas gab Oliver V.
den Teilnehmern abschließend eindringlich mit auf den Weg: „Ich versuche
nicht, gegen mich anzukämpfen, dabei
würde ich verlieren.“ Anke Hinrichs
zirkskrankenhauses Kempten, den
Auftrag des Vorstandes erhalten, die
Gründung vorzubereiten.
Es geht nun in einem ersten
Schritt darum, Mitstreiter zu gewinnen, die in dem Bereich Sozialpsychiatrie / Versorgungsforschung aktiv arbeiten. Wer in diesem Arbeitskreis mitarbeiten will,
ist ganz herzlich dazu eingeladen.
Ort und Zeit eines ersten Treffens
werden mit den Mitgliedern abgestimmt. Kontakt sollte über die Geschäftsstelle der DGBS, Dieter Borchers ([email protected]) oder über Privatdozent Dr. Peter Brieger
([email protected]) erfolgen.
(rd)
Seite 6
MANIE & DEPRESSION – DIE
SOZIALE
DIMENSION
DER
BIPOLAREN STÖRUNGEN
Politik auf dem Prüfstand
Buchtipps
Diskussion über die Auswirkungen gesundheitspolitischer Veränderungen
Weißbuch
überarbeitet
Nürnberg (hin). Auf der einen Seite:
Eher zuviel als zuwenig Betten und ein
sich im Zuge fortschreitender Privatisierung abzeichnender Trend, mit psychiatrischen Krankenhausbetten Gewinne zu
machen, diese durch störungsspezifische
Angebote aus- statt abzubauen. Während
zugleich mancherorts für Psychiatrie bestimmte Gelder genutzt werden, um
Lücken in somatischen Bereichen zu
stopfen. Auf der anderen Seite: Zu wenig
integrierte Versorgung und schnittstellenübergreifende ambulante Versorgung,
Mangel an intensiver Betreuung und Gesprächen sowie enge Budgets. Dazwischen: Patienten, die sich fürchten, ob sie
ihre guten, aber teuren Medikamente
weiter verschrieben bekommen. Angehörige, die sich sorgen, dass im Zuge
von Einsparungen, aber auch neuer Modelle wie Hometreatment noch mehr
Lasten auf ihre Schultern geladen werden. Diese und weitere Kritikpunkte kamen bei einer Podiumsdiskussion zu den
Auswirkungen gesundheitspolitischer
Veränderungen auf bipolar Erkrankte zur
Sprache.
Eingangs zog Dr. Dr. Günter Niklewski, Ärztlicher Direktor des Klinikums
Nürnberg und Chefarzt der dortigen Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
am Klinikum Nürnberg, eine kritische
Bilanz des „Bündnis gegen Depressionen“, das in Nürnberg seinen Ausgang
nahm und inzwischen überall in
Deutschland Nachfolgemodelle gefunden hat. „Ich würde nie wieder gegen etwas sein“, stellte er den Namen in Frage.
Hinter der Anti-Depressions-Öffentlichkeitskampagne verberge sich die Gefahr
einer teils unrealistischen Heilungsvision
– Niklewski verwies auf eine Schlagzeile
der Süddeutschen Zeitung, in der es hieß
„Die Krankheit ist besiegt.“ So etwas
berge die Gefahr einer Restigmatisierung
schwer Kranker, für die es vielmehr gelte, Wege zu finden, „wie sie mit ihrer
Krankheit ein Leben in hoher Lebensqualität führen können.“ Wirksam bei der
Filmtipp
D
Diskussion nach Diskussion: Dieter Borchers (v.li.), Dr. Norbert Mönter, Prof. Dr. Arno Deister, Dr.
Hans Peter Unger, Günther Möhrmann, Prof. Dr. Peter Bräunig und Dr. Dr. Günter Niklewski.
Bündnisarbeit sei vor allem die Auf- chende Medizin, zuviel Apparatemediklärung der Hausärzte gewesen.
zin, so Prof. Arno Deister. In den KliniAls das Kernanliegen bipolar Erkrank- ken gebe es zu viele Betten, „weil das anter an eine gute Behandlung nannte Ar- dere nicht finanziert wird“, so der Vertremin Kahlert, Mitglied des DGBS-Vor- ter des Modellprojekts Regionalbudget
stands und der Selbsthilfegruppe „Die in Itzehoe, in dessen Rahmen die BettenPolarbären“ in München vor allem mehr zahl deutlich reduziert werden konnte.
Einzelgespräche mit einem Arzt: Dr. Dr. Günter Niklewski sprach sich für
während der Akutbehandlung von An- sparsameren Ressourcenverbrauch aus.
fang an täglich, später
Lange
Klinikverwöchentlich. Doch dies
weildauern bei Per„Die Patienten, die sönlichkeitsstörungen
decke sich leider nicht
mit der Psychiatrie-Per- bei mir am besten z.B. wiesen aus seiner
sonalverordnung, die bei- fahren, sind die, die Sicht auf „Kreatispielsweise für Ge- oft kommen können“ vitätslücken“ hin.
spräche mit Angehörigen
Die Einsparungen
10 Minuten pro Woche vorsehe. Dabei aus dem Bettenabbau der vergangenen
geht es intensiv betreuten Patienten ein- Jahre seien nicht in die Nachsorge geflosdeutig besser, wie auch Prof. Dr. Peter sen, beklagte Günther Möhrmann vom
Bräunig, Psychiatrische Klinik am Vi- Landesverband der Angehörigen in Bayvantes Humboldt-Klinikum Berlin, deut- ern: „Und an wem bleibt es hängen? An
lich machte: „Die Patienten, die bei mir den Angehörigen!“ Aus seiner Sicht
am besten fahren, sind die, die oft kom- droht eine Verschlechterung der Versormen können.“ Seine „Generalforde- gung. Die Privatisierung berge die Gerung“: „Bipolare brauchen hochfrequen- fahr einer Gewinnoptimierung zu Lasten
te Möglichkeiten, sich Ärzten vorzustel- chronisch Kranker. Andererseits könne
len.“
eine stärkere Konkurrenz auch Vorteile
Es gebe nicht zu wenig Geld, sondern haben.
eine falsche Verteilung: Zu wenig spre80 bis 90 Prozent der Bipolaren wer-
den allerdings von niedergelassenen
Fach- und Hausärzten behandelt, machte
Dr. Norbert Mönter, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie in Berlin, deutlich.
Er forderte ein „vernünftiges Nebeneinander von Klinik und Ambulanz, und ein
sektorübergreifendes komplexes therapeutisches Angebot sowie mehr Modelle
Integrierter Versorgung (IV). Derer gibt
es in der Psychiatrie nicht viele: Von insgesamt 700 bis 800 Millionen Euro, die
dafür zur Verfügung standen, seien nur
circa zehn Prozent in psychiatrische Modelle geflossen, so Dr. Hans Peter Unger,
Chefarzt der Psychiatrischen Abteilung
der Asklepios Klinik Hamburg-Harburg.
Dort wurde ein IV-Modell auf die Beine
gestellt – nach circa 40 Gesprächen mit
den Krankenkassen,wie Unger berichtete, wo die größten Mauern zu überwinden gewesen seien. Als Chance dieses
Modells hob er u.a. die Zusammenarbeit
in regionalen Netzen sowie die schnittstellenübergreifende Steuerung von Geldern hervor. Beides schütze auch vor
negativen Folgen von Privatisierung,
zu denen u.a. zähle, dass durch den
Rückzug des Staats ein Vakuum entstanden sei.
as von der DGBS e.V. herausgegebene „Weißbuch
Bipolare Störungen in
Deutschland “ (Redaktion: Michael
Bauer) – ein unentbehrliches Handbuch für die Forschung, Patientenversorgung, Gesundheitspolitik und Öffentlichkeit, dessen Erstausgabe 2002
auf ein großes Echo stieß – ist in einer
2. überarbeiteten Auflage erschienen.
Das Weißbuch versammelt in 15 Kapiteln den aktuellen Stand des Wissens, zeigt Defizite und Veränderungsbedarf auf. Die Verfasser sind renommierte Expertengruppen aus den Bereichen Genetik, neurofunktionale
Grundlagen, medikamentöse Therapie, Psychotherapie und Psychoedukation. Neu aufgenommen wurden in
die aktuelle Ausgabe zwei Beiträge
aus dem Bereich der Versorgung.
DGBS e.V. (Hrsg.): Weißbuch Bipolare
Störungen in Deutschland, 2. überarb.
Aufl., Red: Michael Bauer, Bod GmbH
Norderstedt, ISBN 3-8334-4781-8
„Vademecum“
als Neuauflage
V
ademecum bipolare Störungen. Die Pharmakotherapie
bei bipolaren, affektiven
Störungen“ von M. Langosch ist soeben in einer 2. überarbeiteten Auflage erschienen. Das Buch bietet eine
kompakte und aktuelle Übersicht der
wichtigsten Therapiemöglichkeiten
bei bipolaren Störungen. Die neue, erweiterte Auflage enthält zusätzlich Informationen zur Differentialdiagnose,
zum Vorgehen bei Therapieresistenz
und zu Gewichtsveränderungen unter
Psychopharmaka. Ein Arbeitsbuch für
Psychiater, Allgemeinärzte, Therapeuten, Patienten und Angehörige.
M. Langosch: „Vademecum bipolare
Störungen. Die Pharmakotherapie bei bipolaren, affektiven Störungen“, 84 Seiten,
9,80 EURO, BoD GmbH, Norderstedt,
2006, ISBN 3-8311-4518-0.
Trialog: Ziel, Realität – und ein Weg
Eine Fachtagung im Auf und Ab der Gefühle
G
D
ie Pole des Saturn, Bipolar
– Leben zwischen Manie
und Depression“ lautet der
Titel einer Doku-Collage, in der Betroffene und Angehörige über
Höhenflüge und Abstürze berichten.
Zu sehen sind sensible Portraits,
eingefangen von Nicole Plinz und
Oliver Hermann. Neben den bewegend subjektiven Beschreibungen
der Protagonisten gibt die DokuCollage auch Querverweise auf
Auseinandersetzungen mit dem
Thema Manie und Depression in
der Kulturgeschichte.
DVD, 60 Minuten, 19,90 EURO, Psychiatrie Verlag, Bonn, ISBN 978-388414-453-4
egen Ende des ersten Ta- schließend in einem Punkt Besserung: will gelernt sein.“
gungstages platzte die Span- Das wieder „zu vollgestopfte ProUnd sonst? Die Tagung war hervorragend“, bedankte sich hinterher eine benung: „Ich fühle mich zuge- gramm“ solle abgespeckt werden.
ballert mit Diagrammen, Statistiken und
„Wir haben präsentiert, was wir sein troffene Teilnehmerin, die zum ersten
Studien. Aber wo sind die Gefühle?“, wollen: trialogisch – mit allen Spannun- Mal dabei war, mit einem „großen Lob“
meldete sich eine Psychotherapeutin gen, die sein müssen“, so das ab- bei den Organisatoren. Die „Mischung
und Mutter einer betroffenen Tochter zu schließende Fazit des Vorsitzenden. „Es aus Ärzten, anderen Experten (KrankenWort. Die Abhandlung diagnostischer gibt viele verschiedene Kräfte, und wir schwestern, Mitarbeiter des sozialpsyKriterien empfinde sie als „Entindividu- werden es nie schaffen, alle unter einen chiatrischen Diensts etc.), Angehörigen
alisierung der Patienten“. Weitere Kritik Hut zu bringen und es jedes Jahr anders und Betroffenen“ habe zu lebhaften und
aus der Zuhörerschaft gab es an teils zu machen.“ Der zweite Tagungsvorsit- sehr spannenden Diskussionen beigetramangelnder Verständlichkeit der wis- zende und Nürnberger Gastgeber Dr. Dr. gen, schrieb sie an die DGBS. „Ich habe
Günter Niklewski äußerte sich beein- viele interessante Menschen kennen gesenschaftlichen Vorträge.
Die Tagung diene nun einmal auch druckt vom Verlauf und der Atmosphäre lernt, die zu einem sehr offenen Ausdem fachlichen Austausch und das Pro- der zweitägigen Veranstaltung. „Den tausch bereit waren. Beeindruckt hat
gramm sei so angelegt, dass am ersten Spannungsbogen sollten wir halten.“ mich ganz besonders die Stimmung und
Tag wissenschaftliche Informationen Wenn es Krach gebe, sei das nicht die Atmosphäre unter den Menschen,
und Themen und am zweiten Tag pati- schlimm, sondern produktiv: „Streiten die von Herzlichkeit, Offenheit, manchmal Ernsthaftigkeit und Ratlosigenten- und angehörigenorientiertere
keit, oftmals aber auch von Humor
Angebote im Vordergrund stünden,
und Zuversicht geprägt war. „Ich
erklärte dazu der DGBS-Vorsitzenhabe viele Menschen, die in irgendde Prof. Peter Bräunig. Und in der
einer Art und Weise mit bipolaren
Tat: Am zweiten Tag wechselte die
Stimmung. Nachmittags gab es die
Störungen leben müssen, als lebensfrohe und starke PersönlichkeiAuswahl unter 13 verschiedenen
Workshops, die allesamt trialogisch
ten erlebt, denen man im positiven
Sinne anmerkt, dass sie noch eine
angelegt waren. Und die Tagung
Schublade mehr haben als Menschloss mit einem ungewöhnlich gut
besuchten kulturellen Abschluss, bei
schen, die noch nie mit dieser
Krankheit konfrontiert waren. Diedem u.a. die DGBS-Filmpremiere
ser Kongress hat mir wieder einen
„Die Pole des Saturn“ (s. Meldung
links) auf viel Beifall stieß. Er sei Horst Giesler von Vertrat die Position Schritt weitergeholfen beim Um„tief beeindruckt“ lobte Prof. Peter der
DGBS-An- der Betroffenen: Ar- gang mit dieser schwierigen, oftmals
Bräunig den Film. Und gelobte ab- gehörigeninitiative. min Kahlert.
unbegreiflichen Krankheit.“ (hin)
Auf Wiedersehen
in Bochum!
D
ie 7. DGBS-Jahrestagung
findet vom 20.-22. September 2007 im Audimax
der Ruhr Universität Bochum statt.
Sie wird gemeinsam veranstaltet
mit dem Westfälischen Zentrum
Bochum, Klinik der Ruhr-Universität, dem Ev. Huyssenstift, Kliniken Essen-Mitte, sowie dem Bipolar Selbsthilfe-Netzwerk e.V. Thema
im kommenden Jahr ist: „Manie und
Depression – Krisen- und Belastungssituationen bei bipolaren
Störungen“. Die wissenschaftliche
Leitung haben: Prof. Dr. Georg
Juckel, Bochum, PD Dr. Martin
Schäfer, Essen, PD Dr. Hans-Jörg
Assion, Bochum sowie Prof. Dr.
Peter Bräunig, Berlin.
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