Foto: Kaffee Partner Technik Geschwungene Formen und futuristischer Stil auf dem ehemaligen Militärgelände in Osnabrück. Das neue Gebäude von Kaffee Partner erstrahlt bei Nacht im eigenen Licht. Kreuzfahrtschiff oder Firmenzentrale? Flachdach Der Dachdeckerbetrieb Hörnschemeyer verlegte 10.000 m2 Dach- und Balkonflächen. Das Besondere an dem Neubauprojekt der Kaffee Partner GmbH aus Wallenhorst: Die Geometrie des Gebäudes ließ kaum gerade Nathalie Knipp Linien zu und im Eiltempo mussten die Arbeiten voranschreiten. G estapelte Kaffeetassen, ein Cappuccino mit Schaumkrone oder doch ein Kreuzfahrtschiff – die Assoziationen der Besucher, die in die neue Osnabrücker Firmenzentrale von Kaffee Partner kommen, sind vielfältig. 4.800 m2 Fläche umfasst der terrassenförmig angelegte, viergeschossige Verwaltungsneubau der Kaffee Partner GmbH auf dem Grundstück der ehemaligen britischen Kasernen in Osnabrück. Daran angeschlossen sind weitere 5.000 m2 eingeschossige Lagerfläche für Kaffeevollautomaten, Kaffee und Zubehör, die täglich an 60.000 Kunden ausgeliefert werden. Konzipiert und realisiert wurde das Projekt von der igk Krabbe Industriebau und Architektur aus Osnabrück. Wichtig war 28 DDH 11 . 2012 den Bauherren, dass kein Standardindustriebau entsteht, sondern etwas, dass den Markenkern des Unternehmens widerspiegelt. Das Architekturbüro 3deluxe Wiesbaden hatte sich mit einem ambi- tionierten und innovativen Entwurf im Wettbewerb durchgesetzt. Innerhalb von nur einem Jahr wurde der Neubau durchgeführt. Insgesamt stecken rund 30.000 Arbeitsstunden in dem Projekt. ❙ ❙ bautafel Objekt:Neubau der Kaffee Partner GmbH in Osnabrück Betrieb:Hörnschemeyer GmbH, Wallenhorst (Dachdecker-Innung Osnabrück) Architekt:Architekturbüro 3deluxe, Wiesbaden Material: Elastomerbitumen-Schweißbahn Vedaproof F Sicherheits-Dampfsperrbahn Vedagard FR Elastomerbitumen-Dampfsperre Vedagard AL-E FPO-Kunststoff-Dichtungsbahn Vedafin S (mehrschichtig) Hersteller: Vedag GmbH Foto: Vedag Technik aufgebracht wurden. Wirtschaftlichkeit bei der Verlegung und eine hohe Qualität waren für die Materialauswahl entscheidend“, so Dachdeckermeister Pierug. Asymmetrische „Förmchen“ Eine bituminöse Behelfsdeckung war nötig, um die Rohbeton-Bauteile abzudichten. Eine Durchfeuchtung der Bauteile wurde so verhindert und der Innenausbau konnte starten. Rohbau im Eiltempo Entscheident bei der Abdichtung der organisch geformten Fassadenbänder waren dabei technische Aspekte und vor allem das Design. Der Architektenentwurf sieht vor, dass das gesamte Objekt vorwiegend in Weiß mit kaffeebraunen Akzenten gehalten ist, ganz im Sinne des Corporate Identity von Kaffee Partner. Gleiches galt auch für die Farbgestaltung der Dachabdichtungen. Die Umsetzung der Dacharbeiten erfolgte durch die Hörnschemeyer Dächer GmbH. Die Dacharbeiten wurden vom zuständigen Projektleiter Ludger Pierug und seinen Mitarbeitern in nur 7 Monaten umgesetzt. „Wir haben im Juli 2011 mit den 6.000 m2 Dachfläche der Lagerhallen angefangen. Aufgrund des guten Wetters waren diese in knapp 5 Wochen verlegt“, erzählt Pierug. „Danach sind wir mit dem Rohbau gewandert. Das heißt, wir haben zunächst Behelfsabdichtungen auf den fertiggestellten Rohbauteilen angebracht, damit der Innenausbau starten konnte. Anfang September haben wir mit der Folienverlegung auf dem Verwaltungsgebäude und an den Fassadenbändern begonnen. Diese Arbeiten sind größtenteils im Januar 2012 abgeschlossen worden. Unproblematisch gestalteten sich die Dacharbeiten im Bereich der Lagerhallen. Hier wurde eine einlagige, hell bestreute Elastomerbitumen-Schweißbahn (Vedaproof F) verlegt. Die Unterkonstruktion besteht in diesem Gebäudeteil aus Trapezblech, auf das zunächst eine Sicherheits-Dampfsperre und eine Mineralfaser-Wärmedämmung Die auf der Baustelle verniedlichend als „Förmchen“ bezeichneten, 6 t schweren Fertigbetonelemente mussten zentimetergenau rundlaufend an den Rohbau angepasst werden, um die wellenförmigen Fassadenbänder zu realisieren. Die Fassadenbänder sind wie Balkone aufgebaut, allerdings nicht begehbar. „Dennoch mussten diese natürlich auch abgedichtet werden“, so Ludger Pierug. „Dabei ist vorwiegend mit einer mehrschichtigen KunststoffDichtungsbahn auf FPO-Basis (Vedafin S) gearbeitet worden. Diese anthrazitfarbene Bahn wird einlagig verklebt verlegt. Der generelle Vorteil einer Kunststoff-Dichtungsbahn ist, dass größere Flächen mit weniger Schweißnähten verlegt werden können. Das ist natürlich immer dann wichtig, wenn die Optik später eine große Rolle spielt“, erklärt Pierug. „Bei den Abdichtungsarbeiten bereitete insbesondere die runde, asymmetrische Form der Fassadenbänder etwas Kopfzerbrechen. Zumal die wellenförmigen Rundgänge auf allen vier Etagen jeweils eine andere Form haben. Die Gefälleberechnungen der Wärmedämmung auf diesen Flächen sind sehr kompliziert. Dadurch, dass die Rundläufe aus Fertigteilen zusammengesetzt sind, gab es so manche Schwierigkeiten bei der ❙ ❙ Statement Funktionalität vor Ort prüfen Dachdeckermeister Ludger Pierug: „Bei diesem anspruchsvollen Gebäude hat sich gezeigt, dass entgegen der ursprünglichen Planung auf der Bau­ stelle einiges geändert werden musste. Gerade wenn es um Dinge geht, die aus dem Standard herausfallen, muss man erst ausprobieren, was funktional machbar ist. Dass trotz dieser Unwägbarkeiten der eng gesteckte Zeitplan ohne größere Schwierigkeiten eingehalten werden konnte, lag an der professionellen Zusammenarbeit mit den Flachdachexperten von Vedag und der igk Krabbe. Wir hatten wirklich sehr kurze, schnelle Kommunikationswege vor Ort und die verantwortlichen Architekten von 3deluxe und igk Krabbe haben uns weitgehend freie Hand bei den nötigen Veränderungen gelassen.“ Foto: Vedag Technik Abdichtung von Anschlüssen und schwer zugänglichen Stahlrohren. Hier mussten wir richtige Tüftelarbeit verrichten, aber eine fachgerchte Verarbeitung gelang uns auch hier.“ Um den optischen Gesamteindruck zu wahren, wurde nach Abschluss der Abdichtungsarbeiten als Auflast ein marmorfarbener Split auf die Oberlagsbahn aufgeschüttet. Weißes Dach wird grün Foto: Vedag Die wellenförmigen Fassadenbänder wurden mit einer Kunststoff-Dichtungsbahn auf FPO-Basis ausgeführt. Asymmetrische Formen der Beton-Bauteile erforderten eine Verlegung quer zum Gebäudekörper. Die Bahnen wurden vollflächig verklebt und im Heißluft-­Verfahren homogen verschweißt. Auf dem Flachdach des Verwaltungsgebäudes wurde ebenfalls eine Kunststoff-Dachbahn verlegt. Auch hier kam vorwiegend eine mehrschichtige Dichtungsbahn auf FPO-Basis (Vedafin L/F) in einem cremeweißen Farbton zum Einsatz. Die Unterkonstruktion des Verwaltungsgebäudes besteht aus Stahlbeton. Auf diesem wurde zunächst eine schweißbare Elastomerbitumen-Dampfsperre angebracht. Darüber kam dann die Wärmedämmung, auf die direkt die Oberlagsbahn befestigt werden konnte. Aber es gab auch unvorhergesehene Änderungen der ursprünglich geplanten Dachaufbauten. Die aufgrund des Gesamtgebäude-Designs gewählte cremeweiße Kunststoff bahn wurde im Nachgang durch einen Gründachaufbau verdeckt. Markus Sindermann, Projektleiter der Kaffee Partner GmbH: „Anders als geplant, sind mittlerweile 90 % der Dachfläche begrünt, sodass die eigens gewählte cremeweiße Bahn nur noch auf den restlichen 10 % sichtbar sind. Das war eine Vorgabe der Stadt und bei der Projektausschreibung noch nicht absehbar. Dennoch ist das gewünschte Farbspiel auch so gelungen. Aus unserer Sicht haben die Umsetzung und die Arbeit vor Ort hervorragend funktioniert und bisher haben alle Mitarbeiter einen trockenen Kopf “, bestätigt Markus Sindermann. ❮❮ Autorin Nathalie Knipp arbeitet als freie Fachjournalistin mit dem Schwerpunkt Bau und Sanierung, Energie und Nachhaltigkeit. Die Stahltrapez-Dächer der riesigen Lagerhallen wurden mit Elastomerbitumen-Oberlagsbahnen abgedichtet. Vorbildlich auch die Anzahl der Lichtkuppeln, welche der DIN 5034-6 (Tageslichtbedarf am Arbeitsplatz) entsprechen müssen. 30 DDH 11 . 2012 Schlagworte fürs DDH Online-Archiv auf www.ddh.de: Bitumen, Bitumenbahn, Dachabdichtung, Flachdach, Kunststoff-Dachbahn.