Kreuzfahrtschiff oder Firmenzentrale? - Hörnschemeyer

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Foto: Kaffee Partner
Technik
Geschwungene Formen und futuristischer Stil auf dem ehemaligen Militärgelände in Osnabrück. Das neue Gebäude von Kaffee Partner
erstrahlt bei Nacht im eigenen Licht.
Kreuzfahrtschiff oder Firmenzentrale?
Flachdach Der Dachdeckerbetrieb Hörnschemeyer verlegte 10.000 m2 Dach- und Balkonflächen. Das Besondere
an dem Neubauprojekt der Kaffee Partner GmbH aus Wallenhorst: Die Geometrie des Gebäudes ließ kaum gerade
Nathalie Knipp
Linien zu und im Eiltempo mussten die Arbeiten voranschreiten.
G
estapelte Kaffeetassen, ein Cappuccino mit Schaumkrone oder
doch ein Kreuzfahrtschiff – die
Assoziationen der Besucher, die in die neue
Osnabrücker Firmenzentrale von Kaffee
Partner kommen, sind vielfältig. 4.800 m2
Fläche umfasst der terrassenförmig angelegte, viergeschossige Verwaltungsneubau
der Kaffee Partner GmbH auf dem Grundstück der ehemaligen britischen Kasernen
in Osnabrück. Daran angeschlossen sind
weitere 5.000 m2 eingeschossige Lagerfläche für Kaffeevollautomaten, Kaffee und
Zubehör, die täglich an 60.000 Kunden
ausgeliefert werden.
Konzipiert und realisiert wurde das Projekt von der igk Krabbe Industriebau und
Architektur aus Osnabrück. Wichtig war
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den Bauherren, dass kein Standardindustriebau entsteht, sondern etwas, dass den
Markenkern des Unternehmens widerspiegelt. Das Architekturbüro 3deluxe
Wiesbaden hatte sich mit einem ambi-
tionierten und innovativen Entwurf im
Wettbewerb durchgesetzt. Innerhalb
von nur einem Jahr wurde der Neubau
durchgeführt. Insgesamt stecken rund
30.000 Arbeitsstunden in dem Projekt.
❙ ❙ bautafel
Objekt:Neubau der Kaffee Partner GmbH in Osnabrück
Betrieb:Hörnschemeyer GmbH, Wallenhorst (Dachdecker-Innung Osnabrück)
Architekt:Architekturbüro 3deluxe, Wiesbaden
Material: Elastomerbitumen-Schweißbahn Vedaproof F
Sicherheits-Dampfsperrbahn Vedagard FR
Elastomerbitumen-Dampfsperre Vedagard AL-E
FPO-Kunststoff-Dichtungsbahn Vedafin S (mehrschichtig)
Hersteller: Vedag GmbH
Foto: Vedag
Technik
aufgebracht wurden. Wirtschaftlichkeit
bei der Verlegung und eine hohe Qualität
waren für die Materialauswahl entscheidend“, so Dachdeckermeister Pierug.
Asymmetrische „Förmchen“
Eine bituminöse Behelfsdeckung war nötig, um die Rohbeton-Bauteile abzudichten. Eine Durchfeuchtung der Bauteile wurde so verhindert und der Innenausbau konnte starten.
Rohbau im Eiltempo
Entscheident bei der Abdichtung der
organisch geformten Fassadenbänder
waren dabei technische Aspekte und vor
allem das Design. Der Architektenentwurf sieht vor, dass das gesamte Objekt
vorwiegend in Weiß mit kaffeebraunen
Akzenten gehalten ist, ganz im Sinne des
Corporate Identity von Kaffee Partner.
Gleiches galt auch für die Farbgestaltung der Dachabdichtungen. Die Umsetzung der Dacharbeiten erfolgte durch
die Hörnschemeyer Dächer GmbH. Die
Dacharbeiten wurden vom zuständigen
Projektleiter Ludger Pierug und seinen
Mitarbeitern in nur 7 Monaten umgesetzt.
„Wir haben im Juli 2011 mit den 6.000 m2
Dachfläche der Lagerhallen angefangen.
Aufgrund des guten Wetters waren diese
in knapp 5 Wochen verlegt“, erzählt Pierug. „Danach sind wir mit dem Rohbau
gewandert. Das heißt, wir haben zunächst
Behelfsabdichtungen auf den fertiggestellten Rohbauteilen angebracht, damit
der Innenausbau starten konnte. Anfang
September haben wir mit der Folienverlegung auf dem Verwaltungsgebäude und
an den Fassadenbändern begonnen. Diese
Arbeiten sind größtenteils im Januar 2012
abgeschlossen worden. Unproblematisch
gestalteten sich die Dacharbeiten im
Bereich der Lagerhallen. Hier wurde eine
einlagige, hell bestreute Elastomerbitumen-Schweißbahn (Vedaproof F) verlegt.
Die Unterkonstruktion besteht in diesem
Gebäudeteil aus Trapezblech, auf das
zunächst eine Sicherheits-Dampfsperre
und eine Mineralfaser-Wärmedämmung
Die auf der Baustelle verniedlichend als
„Förmchen“ bezeichneten, 6 t schweren
Fertigbetonelemente mussten zentimetergenau rundlaufend an den Rohbau angepasst werden, um die wellenförmigen Fassadenbänder zu realisieren. Die Fassadenbänder sind wie Balkone aufgebaut, allerdings nicht begehbar. „Dennoch mussten
diese natürlich auch abgedichtet werden“,
so Ludger Pierug. „Dabei ist vorwiegend
mit einer mehrschichtigen KunststoffDichtungsbahn auf FPO-Basis (Vedafin S)
gearbeitet worden. Diese anthrazitfarbene
Bahn wird einlagig verklebt verlegt. Der
generelle Vorteil einer Kunststoff-Dichtungsbahn ist, dass größere Flächen mit
weniger Schweißnähten verlegt werden
können. Das ist natürlich immer dann
wichtig, wenn die Optik später eine große Rolle spielt“, erklärt Pierug. „Bei den
Abdichtungsarbeiten bereitete insbesondere die runde, asymmetrische Form der
Fassadenbänder etwas Kopfzerbrechen.
Zumal die wellenförmigen Rundgänge auf
allen vier Etagen jeweils eine andere Form
haben. Die Gefälleberechnungen der Wärmedämmung auf diesen Flächen sind sehr
kompliziert. Dadurch, dass die Rundläufe aus Fertigteilen zusammengesetzt sind,
gab es so manche Schwierigkeiten bei der
❙ ❙ Statement
Funktionalität vor Ort prüfen
Dachdeckermeister Ludger Pierug: „Bei diesem
anspruchsvollen Gebäude hat sich gezeigt, dass
entgegen der ursprünglichen Planung auf der Bau­
stelle einiges geändert werden musste. Gerade wenn
es um Dinge geht, die aus dem Standard herausfallen,
muss man erst ausprobieren, was funktional machbar
ist. Dass trotz dieser Unwägbarkeiten der eng gesteckte Zeitplan ohne größere Schwierigkeiten eingehalten
werden konnte, lag an der professionellen Zusammenarbeit mit den Flachdachexperten von Vedag und der
igk Krabbe. Wir hatten wirklich sehr kurze, schnelle
Kommunikationswege vor Ort und die verantwortlichen Architekten von 3deluxe und igk Krabbe haben
uns weitgehend freie Hand bei den nötigen Veränderungen gelassen.“
Foto: Vedag
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Abdichtung von Anschlüssen und schwer
zugänglichen Stahlrohren. Hier mussten
wir richtige Tüftelarbeit verrichten, aber
eine fachgerchte Verarbeitung gelang uns
auch hier.“
Um den optischen Gesamteindruck
zu wahren, wurde nach Abschluss der
Abdichtungsarbeiten als Auflast ein marmorfarbener Split auf die Oberlagsbahn
aufgeschüttet.
Weißes Dach wird grün
Foto: Vedag
Die wellenförmigen Fassadenbänder wurden mit einer Kunststoff-Dichtungsbahn auf FPO-Basis ausgeführt. Asymmetrische Formen der Beton-Bauteile erforderten eine Verlegung quer zum Gebäudekörper. Die Bahnen wurden vollflächig verklebt und im Heißluft-­Verfahren homogen verschweißt.
Auf dem Flachdach des Verwaltungsgebäudes wurde ebenfalls eine Kunststoff-Dachbahn verlegt. Auch hier kam vorwiegend
eine mehrschichtige Dichtungsbahn auf
FPO-Basis (Vedafin L/F) in einem cremeweißen Farbton zum Einsatz. Die Unterkonstruktion des Verwaltungsgebäudes
besteht aus Stahlbeton. Auf diesem wurde
zunächst eine schweißbare Elastomerbitumen-Dampfsperre angebracht. Darüber
kam dann die Wärmedämmung, auf die
direkt die Oberlagsbahn befestigt werden konnte. Aber es gab auch unvorhergesehene Änderungen der ursprünglich
geplanten Dachaufbauten. Die aufgrund
des Gesamtgebäude-Designs gewählte
cremeweiße Kunststoff bahn wurde im
Nachgang durch einen Gründachaufbau
verdeckt. Markus Sindermann, Projektleiter der Kaffee Partner GmbH: „Anders als
geplant, sind mittlerweile 90 % der Dachfläche begrünt, sodass die eigens gewählte
cremeweiße Bahn nur noch auf den restlichen 10 % sichtbar sind. Das war eine
Vorgabe der Stadt und bei der Projektausschreibung noch nicht absehbar. Dennoch ist das gewünschte Farbspiel auch
so gelungen. Aus unserer Sicht haben die
Umsetzung und die Arbeit vor Ort hervorragend funktioniert und bisher haben
alle Mitarbeiter einen trockenen Kopf “,
bestätigt Markus Sindermann. ❮❮
Autorin
Nathalie Knipp
arbeitet als freie Fachjournalistin mit dem Schwerpunkt
Bau und Sanierung, Energie
und Nachhaltigkeit.
Die Stahltrapez-Dächer der riesigen Lagerhallen wurden mit Elastomerbitumen-Oberlagsbahnen abgedichtet. Vorbildlich auch die Anzahl der Lichtkuppeln, welche der DIN 5034-6 (Tageslichtbedarf am
Arbeitsplatz) entsprechen müssen.
30 DDH 11 . 2012
Schlagworte fürs DDH Online-Archiv
auf www.ddh.de:
Bitumen, Bitumenbahn, Dachabdichtung,
Flachdach, Kunststoff-Dachbahn.
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