Warme Strahlen aus dunklen Rohren

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Technik
Warme Strahlen
aus dunklen Rohren
Foto: Gronau
Dunkelstrahler können im Winter für angenehme Temperaturen im Melkstand sorgen.
Wie funktionieren diese Heizsysteme und wann sind sie sinnvoll?
Der rote Kasten ist der Brenner, daneben
sitzt der Abgasventilator.
K
älte und Feuchtigkeit ergeben
bei winterlichen Temperaturen in
Melkständen eine gefährliche
Kombination. Das Laufen wird zur
Rutschpartie, Leitungen können einfrieren und Schäden an der Melktechnik
verursachen. Nicht zuletzt ist die Arbeit
unter solchen Bedingungen ungesund,
Erkältungen sind vorprogrammiert.
Viele Landwirte versuchen sich mit
provisorisch installierten Heizlüftern
oder Gaskanonen zu helfen – mit mäßigem Erfolg. Eine wesentlich elegantere
Lösung sind Dunkelstrahler, die mit Erdoder Flüssiggas betrieben werden.
Einfaches Prinzip: Anders als die
bekannten Hellstrahler, die ihre Wärme
über ein glühendes Gitter abgeben, ist
die Verbrennung bei Dunkelstrahlern
nicht sichtbar, weil sie in einem geschlos-
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senen Rohr stattfindet. Es wird auf 300
bis 400 °C erhitzt und die Wärme in
Form von Infratotstrahlen abgegeben.
Diese heizen nur die angestrahlten
Oberflächen auf und brauchen kein Trägermedium (Luft, Wasser) wie klassische
Raumheizungen. Der Arbeitsbereich in
der Melkergrube wird selbst dann erwärmt, wenn der Melkstand offen ist. Bei
vergleichbarer „gefühlter“ Temperatur
kann die Raumlufttemperatur daher reduziert werden. Dieser Effekt ist vergleichbar mit einem Sonnenbad auf einem Gletscher: Trotz Minusgraden fühlt
man Wärme auf der Haut.
„Gerade aus Sicht der Wirtschaftlichkeit sind Dunkelstrahler sehr gut für
Melkstände geeignet“, sagt Andreas Pelzer von der Landwirtschaftskammer
NRW, „denn bei Gebläseheizungen geht
viel Wärme verloren.“ Auf dem Landwirtschaftszentrum Haus Düsse wird bereits seit zehn Jahren ein Dunkelstrahler
eingesetzt. Bisher läuft das Gerät problemlos, berichtet Pelzer.
Lange Flamme: Ein Dunkelstrahler
besteht im Wesentlichen aus dem Strahlungsrohr, in dem ein Brenner und ein
Ventilator installiert ist. Der Brenner
erzeugt eine Flamme, die weit in das
Rohr hineinreicht und heiße Abgase
erzeugt. Damit die Hitze gleichmäßig
über die gesamte Länge verteilt wird, ist
der Ventilator im Rohr angebracht.
Trotzdem sind die Temperaturen in
Brennernähe systembedingt am höchsten. Daher sind Dunkelstrahler meistens
U-förmig ausgeführt, das heiße und das
„kühlere“ Rohrende liegen so nebeneinander und die Wärme wird gleichmäßig
verteilt. Über dem Strahlungsrohr ist zudem ein Reflektorblech angebaut, das die
Wärme nach unten ablenkt. So sind Gerätelängen von mehr als 18 m möglich.
Einfach ist auch die Installation der
Geräte. Sauerstoff und Abgase werden
über flexible Schläuche zu- und abgeführt. Hinzu kommt ein Anschluss für
das Gas und den Strom zur Brennersteuerung. Auf Betrieben, die keinen Gasanschluss in unmittelbarer Nähe zum Stall
haben, kann ein Vorratstank für Flüssiggas installiert werden.
Licht und Schatten: Ihre Bauform ver-
schafft den Dunkelstrahlern einige Vorteile gegenüber anderen Heizungen:
• Ein einzelnes Gerät erreicht eine gute
Wärmeverteilung über die ganze Melkstandlänge. Bei Hellstrahlern bräuchte
man mehrere Geräte, die einzelne „Hitzespots“ erzeugen.
• Staub und Schmutz werden nicht aufgewirbelt wie bei Umluftheizungen.
• Sie kommen ohne einen unangenehm
heißen Luftstrom oder Gebläselärm aus.
Allerdings gibt es auch Nachteile:
• Bis zur vollen Wärmeabstrahlung brauchen sie eine Vorlaufzeit von bis zu einer
halben Stunde.
• Die Strahlungsintensität ist geringer als
So effizient wird gestrahlt
Ein guter Indikator für die Effizienz
einer Strahlungsheizung ist der
Strahlungswirkungsgrad. Er gibt an,
wie viel Wärme in Form von Strahlung abgegeben wird: je höher der
Wert, desto effizienter ist die Heizung. Moderne Dunkelstrahler
erreichen einen Wirkungsgrad von
50 bis 75 %, Hellstrahler liegen mit
rund 80 % etwas höher.
Mehr Informationen enthält die
Broschüre „Strahlungsheizung
Erdgas-Infrarotheizsysteme“ des
Bundesverbandes der Energie- und
Wasserwirtschaft, die Sie unter
www.bdew.de herunterladen können.
bei Hellstrahlern, weshalb die Geräte etwas größer dimensioniert sein sollten.
Für den Einsatz im Agrarbereich bieten die Hersteller spezielle Geräte aus
Edelstahl, speziellen Stahllegierungen
oder mit hitzebeständigen Beschichtungen an, die korrosionsfest sein sollen.
Nichts für niedrige Räume: Für Melk-
stände mit geringer Bauhöhe sind die
Geräte allerdings weniger geeignet.
Denn sie sollten mindestens in vier
Meter Höhe aufgehängt werden, weil die
Wärme sonst als unangenehm empfunden wird. Eine größere Aufhänghöhe
erweitert auch den Bereich, den der
Strahler erwärmt. Ein Firmenvertreter
brachte dies mit der Faustformel „Aufhänghöhe mal zwei ergibt den Strahlungsbereich“ auf den Punkt. Wird ein
Dunkelstrahler demnach 4 m hoch gehängt, erwärmt er einen Korridor von
etwa 8 m Breite.
Für Dunkelstrahler mit einer Wärmeleistung von etwa 40 kW geben die Hersteller einen Erdgasverbrauch von 3,6 bis
4,5 m3 pro Stunde an. Wegen der niedrigeren Heizleistung und der Vorwärmzeit
liegt der Verbrauch nach Angaben des
Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft damit etwa 10 % über dem
Niveau von Hellstrahlern.
Bei der Regelung des Dunkelstrahlers
gibt es viele Möglichkeiten: Er kann manuell, über eine Zeitschaltuhr oder mit
dem Betrieb der Melkanlage gekoppelt
werden. Machbar ist auch, ihn temperaturabhängig zu steuern.
An Melkstand anpassen: Über die
Dimensionierung der Anlage entscheidet
in erster Linie die Melkstandgröße. Preise sind daher schwer anzugeben. Grobe
Richtung: Ein Dunkelstrahler mit 9 m
Länge und einer Nennwärmeleistung um
die 30 kW liegt bei 2 000 bis 3 000 €
ohne Mwst. Viel Geld, wofür man in
harten Wintern allerdings auch einen
erheblichen Komfortgewinn bekommt.
Tjade Gronau
Schnell gelesen
Foto: Kübler
• Dunkelstrahler beheizen
Melkstände wirkungsvoller als
Gebläseheizungen.
Mit Dunkelstrahlern an der Decke lassen sich große Melkstände effizient beheizen.
Das sorgt für angenehmes und sicheres Arbeiten auch bei niedrigen Temperaturen.
• Durch Infrarotstrahlen
erwärmen sie die Oberflächen direkt, statt die Wärme
über Luft oder Wasser zu
übertragen.
• Ihr Einbau ist einfach, jedoch
sollte der Melkstand mindestens vier Meter hoch sein.
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