Stadt, Mobilität und Lebensstile - ein sozial- ökologischer

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Stadt, Mobilität und Lebensstile - ein sozialökologischer Forschungsansatz
Jahn, Thomas; Schultz, Irmgard
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Konferenzbeitrag / conference paper
Empfohlene Zitierung / Suggested Citation:
Jahn, Thomas ; Schultz, Irmgard: Stadt, Mobilität und Lebensstile - ein sozial-ökologischer Forschungsansatz. In:
Sahner, Heinz (Ed.) ; Schwendtner, Stefan (Ed.) ; Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS) (Ed.): 27. Kongreß der
Deutschen Gesellschaft für Soziologie - Gesellschaften im Umbruch: Sektionen und Arbeitsgruppen. Opladen : Westdt.
Verl., 1995. - ISBN 3-531-12836-1, pp. 795-800. URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-140845
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Wie
4.
beeinflußt
Stadt, Mobilität
Thomas Jahn und
die
ökologische
und Lebensstile
Krise
-
gesellschaftliche Beziehungsmuster?
ein
795
sozial-ökologischer Forschungsansatz
Irmgard Schultz
Vorbemerkung
Das Verhältnis
ISOE in einem
von
Ökologie
doppelten
und
bestimmt den Kernbereich
Soziologie
Sinne: einerseits als
unserer
problematische Unterscheidung
von
GeseUschaft, andererseits als Unterschied zwischen einer naturwissenschaftlichen
den Wissenschaften
Zwei für
(vgl.
ten
-
-
das
unsere
von
Arbeit
Ökologie
Arbeit zentrale
Konzepte,
mit denen wir dieses Verhältnis theoretisch bearbei¬
nur
kurz benennen:
als eine
Heuristik, um die Problemdynamik
geseUschaftlichen Handlungsmustem und natürlichen Wirkungsketten zu beschreiben;
mit einer Theorie gesellschaftlicher Naturverhältnisse versuchen wir, die Umorientierung
sozial-ökologische Krisenkonzept fungiert
Gesellschaften auf die Differenz
von
Natur und Gesellschaft
grundlagentheoretisch angelegten
Die
von
zu
von
von
erfassen.
Arbeiten bleiben aber
problemorientierte sozial-ökologische Einzelforschungen,
ziehen
und
der Gesellschaft.
Becker 1992, Jahn 1991), können wir hier
Diese eher
am
Natur und
durchgängig bezogen
haben sich dort
auf
bewähren und be¬
zu
dort ihr Material.
folgenden Ausführungen
Mobilität, das
Stadtökologie
unter
finanziert wird. Es wird als
burg, dem Österreichischen
unter
vom
Forschungsprojekt
BMBF
Verbundprojekt
Ökologie-Institut,
den Kommunen Schwerin und
sammenhang
beziehen sich auf ein
dem Titel "CITY:mobti"
Contract
Freiburg durchgeführt.
aus
zusammen
aus
Projektarbeit
Förderkonzeptes
mit dem Öko-Institut Frei¬
Karlsruhe sowie der ivu Berlin und
Unser Institut bearbeitet in diesem Zu¬
anderem ein sozialwissenschaftlich orientiertes
bildern und Verkehrsverhalten". Die
stadtverträglichen
zur
Mitteln des
Teilprojekt
hat im Mai letzten Jahres
zu
"Mobilitätsleit¬
begonnen
und läuft
bis 1997.
Mobilität als
krisenhaftes gesellschaftliches Naturverhältnis
gemeinsamen Ausgangspunkt hat die Arbeitsgruppe "Soziologie und Ökologie" für
heutigen Diskussionsbeiträge die Frage gestellt: Verändert die ökologische Krise die gesell¬
schaftlichen Beziehungsmuster? Mit Blick auf das Thema Umwelt und Verkehr läßt sich antwor¬
ten: nein. Zwar wird über dieses krisenhafte Verhältnis seit Jahren geredet und das Verkehrspro¬
Als einen
die
blem mit anderen
Umweltproblemen verknüpft:
versiegelungen, Gesundheitsbelastungen
etc.
mit
Energieverbrauch, C02-Emissionen,
Doch
neue
Verhaltensweisen und
Boden¬
eingreifende
Strukturentscheidungen, veränderte gesellschaftliche Mobilitätsmuster also, zeichnen sich bisher
kaum ab. Das Verkehrsproblem wird nicht gelöst, sondern durch Problemlösungen reproduziert
und krisenhaft verschärft.
Wir vermuten einen
Zusammenhang
zwischen dieser Situation und ihrer wissenschaftlichen
Bearbeitung. Die Umwelt- und Verkehrswissenschaften beschäftigen sich sehr detailliert mit
ökologischen Belastungsprofilen, mit Fragen der Infrastruktur und der Optimierung von Ver-
796
AG
Soziologie und Ökologie
kehrstechniken; sie nehmen aber Fragen der sozialen Differenzierung
nicht auf.
Umgekehrt wüd
thematisiert. Die
in der
spärlichen
Debatte Verkehr als
soziologischen
Ansätze
einer
zu
Verkehrssoziologie
haben sich nicht durchsetzen
(vgl. Spiegel 1976)
von
Verkehr und Mobüität
ökologisches Problem nicht
in den 60er und 70er Jahren
können, sind in der Stadt- und Regionalsozio¬
logie aufgegangen.
Daß dies auf
andersetzung
tiefergreifende theoretische
mit dem
Mobilität hat zwei
-
-
im Sinne des
Bedeutungen
Begriff der
an
dem für die Ausein¬
Mobilität deudich machen.
Bewegung
Aspekte
an
-
Ungleichheit,
beziehen könnte). Beide
von
Personen und
Dingen
in Raum und Zeit;
Sich-Bewegen-Rönnens.
enthalten
ökologische Belastungsdiskurs
Diskurs über soziale
Probleme verweist, läßt sich
zentralen
Bedeutungsdimensionen:
im Sinne einer
Fortbewegung
Beweglichkeit
Beide
Verkehrsproblem
Aspekte
und
einer
Aspekte
soziale
physisch-räumlichen
von
Mobüität
-
hier setzt der
sozio-kultureUer Mobilität, auf die sich der
Differenzierung, Status, Prestige,
zielen auf eine materielle und auf eine
etc. bezieht
symboüsche
(bzw.
Dimension
im
Mobüitätsbegriff, die bislang disziplinenspezifisch getrennt bearbeitet werden. Bei einem
ökologischen Problembezug müßte aber gerade in Hinbück auf die motivationalen Ursachen des
Verkehrsverhaltens der
Zusammenhang
zwischen materiellen und
symbolischen Aspekten
thema¬
tisiert werden.
Auf eine ähnüche
Schwierigkeit
stoßen wir bei dem
eine räumlich-materielle Struktur wie auch als eine
Begriff der Stadt.
symbolisch-soziale
Die Stadt ist sowohl als
Struktur
zu
beschreiben:
als
begrenzter Raum für soziale Mobilität. Der historische Satz: "Stadtluft macht frei" erinnert an
die Ausdifferenzierang und räumliche Darstellung des Stadt-Land-Gegensatzes und darin an die
potitische PrivUegierung der Stadt, aber auch an räumlich-physikalische Begrenzungen (durch
Stadtmauern und
-tore), die eine Bedeutung für die soziale Be- und Ausgrenzung hatte (von
Landstreichern, Dirnen, Paupers etc.); schließlich erinnert dieser Satz
an die Hegemonie städti¬
raral-agrarische Mobilitätsmuster, die schüeßlich zur Durchsetzung der funktions¬
getrennten Stadt in den Industriegesellschaften des 20. Jahrhunderts führten.
scher über
räumlich
In dem Maße, wie die historischen räumlichen
und soziale Mobilität über
verschärft sich das
von
neue
Verkehrsproblem
symbolischen Bedeutungen
Begrenzungen
räumliche Mobilitätsmuster
in den
Städten, und
und materiellen
es
Wirkungen
des Städtischen sich auflösen
mitgeprägt
wird (und vice versa),
rückt auch hier der
in den
Mittelpunkt
Zusammenhang
des Interesses.
Forschungsperspektive ist die Stadt als ein historisch veränderbares Modell der
staltung gesellschaftlicher Naturverhältnisse zu begreifen, wobei Fortbewegung als Faü eines
Aus
unserer
chen Verhältnisses
Wüd die bloß
dann kommt
hang zwischen
sol¬
gilt
physische Bewegung
man
Ge¬
in
Schwierigkeiten
im Raum
mit dem
den materiellen und den
zur physischen und sozialen Mobilität erweitert,
Raumbegriff. Wie kann der faktische Zusammen¬
symbolischen Aspekten von Mobüität selbst nochmals
geometrisch-physikalische Raum um einen sozialen Raum
erweitert werden? Wü sehen hier ein Grundlagenproblem der Soziologie: Eine mögliche Strate¬
gie könnte sein, einen aUgemeüien Raumbegriff zu entwickeln, der beide RaumvorsteUungen
umfaßt, mit dem dann das Verhältnis von physischem und sozialem Raum geklärt werden könnte.
Ähnliche Probleme treten bei der Übertragung anderer Rategorien des Naturverständnisses auf
den Bereich des Sozialen auf: etwa bei Zeit, Energie, Evolution,... Unsere Hoffnung ist, daß sie
räumlich
dargestellt
werden? Muß der
Wie
beeinflußt
im Rahmen einer Theorie
die
ökologische
gesellschaftlicher
halten wir aber eine theoretische
wärtig
Krise
geht
auch
-
empirisch
zu
797
Naturverhältnisse bearbeitet werden können.
Klärung
weiterführend. Vielmehr versuchen wir die
problemorientierten Forschung
gesellschaftliche Beziehungsmuster?
auf einer
aufgeworfenen Fragen
für einzelne Bereiche deutlicher
Gegen¬
abstrakten Ebene nicht für sehr
so
zu
zunächst im Rahmen einer
formulieren und
bearbeiten. Mobilität erscheint dann als ein basales
so
-
weit das
gesellschaftliches
Naturverhältnis.
Um dieses
nicht
Konzept
völlig
im Bereich der
Andeutungen
zu
lassen, wenigstens eine ganz
Menschliche Naturverhältnisse (wie Essen und Trinken,
knappe Erläuterung:
Fortbewegung
und
Mobilität, Arbeit und Produktion, Sexualität und Fortpflanzung) beziehen sich zunächst auf phy¬
sische
Existenzbedingungen,
ökologisch
physiologisch, anthropologisch oder human¬
zu gesellschaftlichen Naturverhältnissen,
deren Naturseite sich
beschreiben läßt. Sie werden aber dadurch
reguliert und
daß sie materiell
Entscheidet
man
kulturell
werden.
symbolisiert
sich dafür, Mobilität als basales
gesellschaftliches
Naturverhältnis
zu
be¬
schreiben, dann hat dies forschungspraktische Folgen, die über die Schwierigkeiten einer Opera¬
der
tionalisierung
gehen.
Denn
zu
untersuchungsleitenden Unterscheidung
einer
tungsmöglichkeiten.
Verwendung
von
rungen sowie für
immer auch die
problemorientierten Forschung gehört
notwendig, den Forschungsprozeß,
Es ist deshalb
Methoden und
Konzepten
"Leitbild" und Lebensstil" als
uns
für
regionale Konkretisierungen
sprechende, begrenzte Reformulierung
Wir haben
materiell und
von
das
des
handlungs-
offen
zu
eine
Analyse
von
hinaus¬
Gestal¬
die Wahl und konkrete
akteursspezifische
Differenzie¬
halten. Beides setzt zunächst eine ent¬
Ausgangsproblems
Konzepte für
voraus.
sozial-ökologischen Forschung
in den Städten
Verkehrsproblem
und
symbolisch
so
übersetzt, daß
es
als eine
spezifische
Verknüpfung von räumlicher Mobilität und soziokultureller Mobilität beschreibbar
wird, die sich in einem hegemonialen Leitbild von Automobilität ausdrückt. Die vorherrschende
Identifizierung von Mobilität mit Automobilität und ihre Umsetzung als autogebundener Verkehr
ist der harte Kern der Umwelt- und Verkehrsprobleme, die im ökologischen Diskurs als Luftbe¬
Form der
lastungen,
spektive
als Lärm, als Flächenverbrauch und
unserer
Untersuchung
ist damit die
Zersiedelung etc.
Frage
beschrieben werden. Als
Zielper¬
nach den Potentialen (und Hemmnissen) einer
Entkoppelung von Mobilität mit Automobilität angelegt.
Dieser Fragestellung gehen wir in einem mehrstufig angelegten empirischen Untersuchungs¬
projekt
in den beiden Modellstädten Schwerin und
Freiburg nach,
welche wir sowohl im Hinblick
auf die Einwohnerzahl (rund 150 000 Einwohner) als auch im Hinblick auf die
kehrspolitik (starke Orientierung
am
Ausbau des öffentlichen
Verkehrssystems)
praktizierte
für
Ver¬
vergleichbar
halten.
Unter dem
hegemonialen Leitbild der Automobilität
unten" wirkende
homogene Ideologie,
bildelementen, die zunächst in einzelnen
der
fungieren.
Solche
verstehen wir nicht eine "von oben nach
Verknüpfung und Verschmelzung von Leit¬
Handlungskontexten wirksam sind und dort als Leitbil¬
sondern die
kontextgebundenen
Leitbilder sind
"universellen Rennreisemaschine" (Canzler/Knie 1994), das
Stadt
vor
allem das Technikleitbild der
Planungsleitbild
der
autogerechten
(oder Landschaft) und das Konsumleitbild der jederzeit und überall verfügbaren individuel¬
len Mobilität. Solche Leitbilder und Leitbildelemente werden in
gesellschaftlichen
Kommunikati-
798
AG
Soziologie
Ökologie
und
Werbung und Medien, aber auch durch Parteien und
onsprozessen, etwa durch
Verbände
herge¬
stellt bzw. vermittelt
Eine
daß das
wichtige Ausgangsthese für die empirische Untersuchung resultiert aus der Beobachtung,
hegemoniale Leitbild der Automobilität in den siebziger Jahren fast unangefochten vor¬
herrschte, daß
es
heute
jedoch
von
verschiedenen Seiten in
schiedlichsten sozialen Akteuren werden in
Diskursen
wüd. Von den unter¬
Frage gestellt
Teü weit
auseinanderliegenden gesellschaftlichen
Meinungen, Orientierungen, ZukunftsvorsteUungen und Wünsche in bezug auf die
Lebensgestaltung
zum
tätsorientierungen
von
Neben dem
Ausdruck
welche auf eine
gebracht,
Identifizierung
ihrer
zum
Krisendiskurs sind
ökologischen
Entkoppelung
bestimmter Mobili¬
mit dem AutomobUismus schheßen
es vor
lassen.1
allem die immer sichtbarer werdenden Ef¬
des Autoverkehrs, die zu einer solchen Entkoppelung beitragen können. Beide
verfolgen teüweise paraUele, teilweise diametral entgegengesetzte Absichten. In jedem
fizienzgrenzen
Diskurse
FaU sind die Elemente des Leitbildes der Automobilität in
her
einer feststellbaren Reduktion des AutomobUismus
zu
nicht
sungszahlen zeigen,
nur
in den
Bewegung geraten, ohne daß dies bis¬
geführt hätte,
im
Gegenteil,
die Zulas¬
Bundesländern, eine ungebrochene Tendenz
neuen
zur
Zu¬
nahme.
Leitbilder
begreifen
wir nicht als orientierende
das Verhalten
Handlungskontexten
rungen, die mit bestimmten
knüpft
Handlungsroutinen
besonders deudich. Es ist nicht
Auswahl und des
Umgangs
Kaufwunsch bestimmter
losgelöst
von
situativen
unhüiterfragten Selbstverständlichkeiten
ver¬
Automobil als universeUer Rennreisemaschine
durch Normen und Werte bestimmt, sondern
zugleich durch
in welche die materielle Dimension der
Gestaltung,
mit Stoffen und Materialien sowie mit bestimmten Konstruktionsre¬
Konsumentengrappen bestimmt,
sondern auch durch die mit dem Auto
Nutzungsmuster,
den
symbolischen
Nutzen des
eingeschlossen.
Präzisierung
der
aus
der
zurück. Ohne auf die
zum
einzugehen, begreifen
wü die
Differenzierungen
fen versucht. Beide
welche auf ein
Problemstellung,
als sozio-kulturelle Praxis zielt, die
ist, greifen wü auf das
len
und
vom
kulturellen Verhaltensformen und
Für eine weitere
mus
die
Ebenso sind auch die Konsumleitbüder des Autos nicht bloß durch den
geln prägend eingeht.
verknüpften
nur
einer technischen
Eigenlogik
Vorstellungen,
Individuen "anleiten" würden, sondern als Leitorientie¬
sind. Dies wird beim Technikleitbild
die scheinbare
Autos
von
gesellschaftlich
und
soziologischen Diskussion
Teü sehr unterschiedlichen
Lebensstüforschung
Begreifen
stammende
differenziert
Konzept des Lebensstils
Ausformulierangen
als einen
des AutomobUis¬
geschlechtsspezifisch
dieses Ansatzes näher
Untersuchungsansatz,
der die sozia¬
in einer Gesellschaft im Rontext
von uns aus
der
symbolischer Unterscheidungen zu begrei¬
Soziologie aufgegriffenen Ansätze, den Leitbüdansatz wie
den Lebensstilansatz, verwenden wir nicht als
generalisierende Großkonzepte,
sondern in einer
problemspezifischen Reformulierang.
Diese erreichen wir
vor
allem durch eine
sätzen. Während Leitbilder vielfach
bloß normative
fig
auf rein
Verstärkung
der materieUen Dimension in beiden An¬
(mit einem moralisierend-pädagogischen Beigeschmack) als
Werthaltungen interpretiert werden, werden Lebensstile häu¬
und Abgrenzungen reduziert. Wü verstehen beide
Vermittlungen symbolischer und materieüer Dimensionen. Ähntich
Orientierungen
und
symbolische Unterscheidungen
Ronzepte demgegenüber
als
wie bei den Leitbildern werden Lebensstile nicht
nur
auf die Dimensionen des Wollens und Sol-
lens, also auf Wünsche und Normen reduziert, sondern in ihren situativen Handlungskontexten
Wie
und
beeinflußt die ökologische
Krise
gesellschaftliche Beziehungsmuster?
799
erfaßt. Diese Grandüberlegung schlägt sich in einem eigenen Lebens¬
empirische Untersuchungsdesign nieder, welches durch vier Dimensionen be¬
Rahmenbedingungen
stilkonzept
für das
stimmt ist: die des Wollens, des Sollens, des Könnens und des Müssens.
Mit den Methoden der
gung
(pro
Stadt
je
1000
qualitativen Befragung (pro
Befragungen)
Stadt
und der
je 50)
quantitativen
können die Dimensionen des Wollens
Befra¬
(Wünsche) und des
Sollens (Werte) gut erfaßt werden. Die Dimensionen des Könnens und des Müssens, d.h. die
situativen Faktoren der
ment
jedoch
denen
nicht
nur
Verkehrsausstattung
durch den Filter
auf
nur
tagebuches,
sondern
Einstellungen,
das
von
mit all den bekannten damit verbun¬
erfaßt. Die
Verzerrungsproblemen
ermitteln. Dem dient in
und der Lebensweisen, werden mit diesem Instru¬
subjektiver Selbstaussagen
Ergänzung
zu
empirischen Untersuchungen im Projekt zielen jedoch
versuchen, symbolische Orientierungen und Verhalten zu
den Befragungen vor allem das Instrument eines Verkehrs¬
denselben Probanden 14
tiv
befragt worden sind.
gebnisse werden parallel
Tage lang geführt wird, welche ausführlich qualita¬
Untersuchungsinstramente sind aufeinander abgestimmt. Die Er¬
dann noch einmal vergleichend ausgewertet, so daß die Selbstaus¬
Beide
und
sagen über situative Faktoren mit den im
Verkehrstagebuch festgehaltenen
Abläufen kontrastiert
werden können.
Der Suchscheinwerfer
zierung
von
unserer
Forschungen
Lebensstiltypen angelegt,
ist
vor
sondern auf die
diesem
Hintergrund
Verknüpfung der
nicht auf die Identifi¬
Elemente
von
Mobilitäts¬
leitbildern mit Lebensstilen:
-
-
-
Aus welchen Elementen setzen sich Mobilitätsleitbilder zusammen?
Welchen
Auf welche
der
haben Mobilitätsleitbilder und Mobilitätsleitbild-Elemente?
Ausprägung
bestimmter Lebensstile Mobilitätsleitbilder
umgeformt
und
zusammengesetzt?
neu
-
Lebensstil-Hintergrand
Wie werden mit der
Handlungsbereitschaft kann
Grundlage
solcher
anhand einer
Typologie
von
"Mobilitätsstilen", die auf
Verknüpfungen extrapoliert werden, geschlossen werden?
Eruierang attraktiver, stadtverträglicher Mobilitätsstile (vor
neuen
Ziel des Projektes ist die
dem
Hintergrund einer mobilitätsverträglichen Stadtentwicklung) und auf kommunaler Ebene die Er¬
arbeitung einer sozial differenzierten Interventionsstrategie, welche die Brüche innerhalb der he¬
gemonialen Leitbild-Verknüpfungen verstärkend aufnimmt und für eine Umweltaufklärungskam¬
pagne bzw. für neue Angebote an kommunalen Mobilitätsdienstleistungen fruchtbar macht.
Zur Verdeutlichung unseres Vorgehens möchten wir abschließend noch einmal hervorheben,
daß wir weder
nen
Leitbildern
von uns
von
kohärenten und
ausgehen,
reformulierte
Falsifizierang
dann läßt
es
einer
Problembeschreibung,
"großen
Art
problembezogen
so
daß sie auf
unser
wenn
wir
Verallgemeinerbarkeit
und
Begrifflichkeiten
und
einer
Ergebnisse
reflektieren.
Verifizierung
oder
Methoden, die in der
am
zu
Antworten
rekontextualisierenden
Formulierung
unsere
homoge¬
forschungsstrategisches Vorgehen,
sozial-ökologische Fragestellungen
letzdich nicht auch unerläßlich ist für die
Hinblick auf ihre
kohärenten und
weit auszudehnen, in einzelnen Momenten
problemorientiert-exemplarischen
wir vielleicht absehen können,
von
verwenden im Hinblick auf die
nicht aber im Hinblick auf die
sich als Versuch beschreiben, bestimmte
verknüpfen,
der
Lebensstilen noch
Theorie". Reflektieren wir
Soziologie gebräuchlich sind,
neu zu
homogenen
sondern beide Ansätze
tragfähigen
Ende des
verstärken und
geben.
Ob diese
Gestaltungsforschung
Theorie
-
das werden
Forschungsprojektes
im
AG
800
Soziologie und Ökologie
Anmerkung
1) Mit der Methode einer diskursorientierten Inhaltsanalyse haben wü solche Tendenzen der Entkoppelung wie
Neuverkoppelung von Mobilität und Automobilität anhand ausgesuchter Werbeanzeigen für das Auto
von Veröffendichungen verkehrspolitischer Meinungsbildner herausgearbeitet.
auch der
und die Bahn sowie anhand
Literatur
Becker, E. (1992), Wissenschaft als ökologisches Risiko. In: Becker, E. (Hg.), Jahrbuch 2 für
Frankfurt/Main.
sozial-ökologische Forschung.
Canzler, W./A. Knie (1994), Das Ende des Automobils. Fakten und Trends
Umbau der Au¬
zum
togesellschaft. Heidelberg.
Jahn, T. (1991), Das Problemverständnis sozial-ökologischer Forschung. Umrisse einer kritischen
Theorie
gesellschaftlicher
Naturverhältnisse. In: Becker, E.
ökologische Forschung. Frankfurt/Main.
Spiegel, E. (1976), Zur gegenwärtigen Situation
In: Stadt,
Region,
der
(Hg.),
Verkehrssoziologie
1
Jahrbuch
in der
für sozial¬
Bundesrepublik.
Land. Schriftenreihe des Instituts für Städtebauwesen der RWTH Aachen,
H.36.
Irmgard Schultz, Institut
Hamburger Allee 45, D-60486 Frankfurt/Main.
Dr. Thomas Jahn und Dr.
5.
Sustainability
-
ein
Weg
für
sozial-ökologische Forschung (ISOE),
der Krise
aus
zu
neuen,
sozial-ökologischen
Lebensstilen?
Eckart Hildebrandt
Im
che
folgenden Beitrag
Problemlagen,
eines
derungen
soU in einer kurzen Problemskizze versucht werden,
wie sie
aus
der aktueUen Wende in der
grundlegenden, sozial-ökologischen
Umbaus
zu
geseUschaftli¬
neue
Tarifpolitik resultieren,
mit den Anfor¬
verbinden. Daraus erwachsen
Problemlagen, die alte Analysekonzep¬
te in Frage stellen und neue, grundlegende Fragen aufwerfen. Im Mittelpunkt meiner Überlegun¬
gen steht der Ansatz einer "ökologisch erweiterten Arbeitspolitik".
eine Reihe
Der
von
Beginn
wird auf
arbeitssoziologischen
eines breiten
Anfang
hineingezogen
der
Konstellationen und
umweltpoütischen
siebziger
Diskurses in der
worden. Einerseits sah
man
re
Deutschland
sie als Vertreter der industrieUen Produzenten in der
RoUe der Mitverantwortlichen für die wachsenden
nen
Bundesrepublik
Jahre angesetzt. Die Gewerkschaften sind früh in diese Debatte
im Sinne eines umfassenden Eintretens für die
Umweltschäden, andererseits wurden
Lebensqualität der Bevölkerung
von
ih¬
entschlossene¬
Initiativen im Umweltschutz erwartet
In den
folgenden Jahren heß sich nur ein sehr zögerlicher und brachstückhafter Fortschritt
gewerkschaftlichen Umweltschutzpolitik erkennen. Einzelne, prägnante Um¬
beim Aufbau einer
weltschutzinitiativen (insbesondere im Schadstoffbereich) stehen neben FäUen entschiedener Ab¬
lehnung
ten
von
erhöhten
Umweltschutzanforderungen (z.
B. im Bereich der
Chlorchemie) und wei¬
Bereichen unentschlossenen Lavierens (z. B. im Bereich Verkehr und
Energieherstellung).
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