ERHOLEN AN DER WASSERBURG HOTEL IN FLORSTADT-STADEN Bachelorthesis WS 2012 / 2013 Johanna Schulte | 719529 BA_A Hochschule Darmstadt Herausgeber: Prof. Frank Oppermann / Prof. Lars-Uwe Bleher Aufgabe In dem kleinen Ort Florstadt-Staden in der Wetterau befindet sich das Hotel-Restaurant Schloss Ysenburg. Der Komplex stammt aus dem 16. Jahrhundert und bildet mit einem Turm, Scheunen und dem Mühlbach einen Hof. Aufgabe war es, dieses Gebäudeensemble um einen Gästekomplex zu erweitern, bei dem meditative und kontemplative Erholung im Mittelpunkt stehen. Dieser Komplex umfasst einen Wohnbereich, sowie Anlagen für Sport, Meditation und kulturelle Angebote. Die Verpflegung findet weiterhin in Schloss Ysenburg statt. Das Entwurfsgebiet wird im Norden durch die Reste einer kleinen Burganlage auf einer Anhöhe sowie der Nidda, im Osten durch eine Landstraße, im Süden durch die denkmalgeschützte Scheune und im Westen durch ein ehemaliges Mühlengebäude sowie den umlaufenden Mühlbach begrenzt. Konzept Das Entwurfskonzept bildet im Bereich nördlich der Scheune zwei in Länge und Höhe differenzierte Riegel quer zur Scheune aus, die die Bestandsgebäude miteinbeziehen und durch einen „Teppich“ zwischen den zwei Gebäudeteilen Grünraum, Neubau, Scheune und Schloss miteinander verbinden. Die länglichen Gebäudevolumen zitieren die typischen, langen Scheunengebäude im Stadener Ortsbild. Durch eingeschobene Volumen werden die Riegel zusammengebunden und der Querbezug des Ensembles erlebbar. Es entsteht – zusammen mit der alten Scheune – ein neuer, offener Hof. Im flacheren, kürzeren Riegel im Osten befinden sich die öffentlichen Funktionen wie Rezeption, Bibliothek, Festsaal und Personalräume. Der höhere und längere Riegel bildet einen klaren Abschluss zur Straße und schafft eine Verbindung zum Grünraum im Norden. Hier sind die privateren Funktionen wie die Wohnbereiche, Sport- und Meditationsangebote untergebracht. Die optische Zweiteilung wird also auch im Raumprogramm erlebbar. Der Bereich zwischen den zwei Baukörpern wird zur „Schnittstelle“ und öffentlichem Treffpunkt. Diverse, den entsprechenden Funktionen zugeordnete, Außenräume bilden gemeinschaftliche wie auch privatere Aufenthaltsorte. Auch durch die vielen Fensterflächen wird der Bezug in die Natur und zu dem Bestand gestärkt. Tiefhöfe schneiden in die Landschaft, um das „sichtbare“ Raumvolumen zu minimieren und so der Körnung Stadens zu einem gewissen Grad gerecht zu werden. Der gesamte Gebäudekomplex ist in ein Raster gefasst, welches sich aus der Scheune entwickelt hat. Dieses Raster ist im Innen- wie Außenraum durch den Stützenrhythmus ablesbar. Generell soll die klare, fast strenge Anmutung des Ensembles dem Geiste der Nutzung gerecht werden, indem es den passenden – wenn nicht gar nötigen – Rahmen für eine kontemplative Nutzung bildet. Die ruhige, rationale, eher repetitive Architektur unterstützt die Erholung von Körper und Geist und lässt den Gast zur Ruhe kommen. Raster „Teppich“ Bezüge Miteinbeziehung Bestandsgebäude Plätze Zuwegung / Parken Material + Konstruktion Das reduzierte Materialkonzept aus qualitativ hochwertigen, alterungsfähigen Materialien entspricht diesem Ansatz und verleiht dem Gebäude trotz der äußeren Strenge eine gewisse Sinnlichkeit. Die zurückhaltenden, leisen Materialien wie Sichtbeton, Muschelkalk, Eichenholz und Ausbauelemente in Filz bleiben in einer Tonigkeit und lassen das Gebäude „nach innen“ weicher und haptischer werden. Die Konstruktion besteht aus Fertigbetonstützen, die in einen lastabtragenden Teil (innen) und ein Fassadenelement (außen) geteilt und thermisch getrennt sind. Die Räume werden von Betonrippendecken (Pi-Platten) im Rhythmus des Rasters überspannt. Die Stützenzwischenräume sind entweder mit Fenster- oder Betonelementen (faserverstärkt) ausgefüllt. Somit wird die Nutzung auch nach außen ablesbar. Durch Form und Materialität wirkt das Gebäudeensemble wie in die Landschaft „hineinmodelliert“; Höhen und Tiefen zeichnen sich ab. Wie ein Netz bildet sich der Gebäudekomplex auf verschiedenen Ebenen und verschiedenen Dichten in Längs- und Querrichtung aus. Mit Respekt vor Ortsstruktur und historischem Bestand in die Landschaft eingefügt, wird trotzdem das Neue deutlich: ein Ort, um zur Ruhe zu kommen. LAGEPLAN 1 | 1000 1 2 3 4 1 Neue Hofbildung mit Scheune 2 Anpassen von Höhe und Länge 3 Einschieben von zwei Quervolumen 4 Hinzufügen von negativen und positiven Volumen FORMFINDUNG SCHWARZPLAN 1 | 5000 PIKTOGRAMME KONZEPT UND STÄDTEBAU 719529 |||||||| Personal C Meditation Eingangsbereich Hotelzimmer Wasserbecken B B Eingangsbereich Wellnessbereich Parken Bibliothek Eingangsbereich Hotelzimmer A Besprechung / Büro Umkleide A Rezeption Kofferlager Bewegungshalle C Gerätelager Anlieferung Ausstellung GRUNDRISS ERDGESCHOSS 1| 200 719529 |||||||| C SCHNITT A 1| 200 Aromabad Schwimmbad Lounge Information B Wärmesitzflächen B Whirlpool Veranstaltungssaal Duschen Bar A A Umkleide Massage C Sauna GRUNDRISS UNTERGESCHOSS 1| 200 ANSICHT NORD 1| 200 719529 |||||||| C SCHNITT B 1| 200 Lesebereich Etagenservice B A C A B GRUNDRISS 1. OBERGESCHOSS 1| 200 ANSICHT OST 1| 200 719529 |||||||| C SCHNITT C 1| 200 Lesebereich Etagenservice B A C A B GRUNDRISS 2. OBERGESCHOSS 1| 200 ANSICHT SÜD 1| 200 719529 |||||||| FUNKTIONSVERTEILUNG Schematischer Schnitt von West nach Ost ANSICHT WEST 1| 200 719529 |||||||| Fuge GESCHLOSSENER FASSADENTEIL Stahlbeton mit Muschelkalksplittzuschlag, Oberfläche gestrahlt 20cm Dampfsperre Wärmedämmung EPS 12cm Fassadentafel Stahlebton faserverstärkt 7,5cm HORIZONTALSCHNITT 1| 10 ATTIKA Betonfertigteil x cm mit Muschelkalksplitt-Zuschlag, Oberfläche gestrahlt und hydrophobiert, Oberflächenneigung ca. 2% Wärmedämmung 10cm Blechabdeckung, Tropfblech gekantet DACHAUFBAU Stahlbetonrippendecke 50cm (Druckplatte 25cm, Rippen 25cm) mit Lichtfuge für Beleuchtungselement 0,6cm Elastomerbitumen-Dampfschweißbahn (vollflächig auf Rohdecke aufgeschweißt) 0,35cm PUR-Dämmung 20cm, 2% Gefälle i.M. Kunststoffdichtungsbahn (gem. DIN 18195/18531) UV-und bitumenbeständig, schrumpfrei, Rohglasvlies, Auflast durch Belag 0,2cm Kombinierte Drainage-und Bautenschutzmatte 1,5cm Betonplatten 4cm FENSTER Holzfenster Eiche 3-fach-Verglasung (Float 8mm+SZR 16mm+TVG 6mm+SZR 14mm+VSG 8mm) UNILUX o.ä. Fensterbank Aluminiumblech gekantet eloxiert 0,2cm Sonnenschutz außenliegend (elektrisch betrieben) Aluminiumlamellen beschichtet schienengeführt GESCHOSSDECKE Stahlbetonrippendecke 50cm (Druckplatte 25cm, Rippen 25cm) mit Lichtfuge für Beleuchtungselement 0,6cm STÜTZENAUFBAU Stütze innen: Stahlbetonfertigteil 40x20cm mit Muschelkalksplitt-Zuschlag, Oberfläche gestrahlt (tragend) Wärmedämmung EPS 12cm Dampfsperre Stütze außen: Stahlbetonfertigteil 40x20cm mit Muschelkalksplitt-Zuschlag, Oberfläche gestrahlt und hydrophobiert (mit Innenstütze kraftschlüssig verbunden) Brüstungsbänder (Stahlbetonfertigteil mit MuschelkalksplittZuschlag, Oberfläche gestrahlt und hydrophobiert) FUSSBODENAUFBAU Trennlage (Feuchtigkeitssperre) Trittschalldämmung 3cm Trennlage Estrich (schwimmend) mit Fußbodenheizung 9cm Parkett Eiche im Klebebett FUSSPUNKT Dämmung XPS 16cm Stahlbetondecke wasserdicht 30cm PE-Folie 0,2mm Streifenfundament Stahlbeton, frostfrei gegründet Sockelelement (Stahlbetonfertigteil) FASSADENSCHNITT 1| 20 1 Der Entwurf ist in einem Raster von 2,50m x 2.50m geordnet, welches sich aus den Abmessungen der alten Scheune entwickelt hat, die mit dem neuen Gebäudekomplex ein Hof-Ensemble bildet. 2 In diesem Raster bildet ein axial positioniertes Stützenskelett aus Stahlbetonfertigteilen das Tragsystem. Dabei ist der im Gebäude liegende Stützenteil (20cm x 40 cm) lastabtragend und thermisch getrennt von dem Fassaddenelement (20cm x 40 cm). 3 Dieses ist ein T-förmiges, über zwei Geschosse reichendes Betonfertigteil, das vertikales Stützenelement und horizontale Brüstungsbänder zugleich ausbildet. Durch Aufstecken auf Fixierungszapfen des darunterliegenden Elementes und Rückverhängung am oberen Ende wird es an die Tragstruktur befestigt. 4 In der Dämmebene zwischen den zwei Stützenteilen befinden sich Fensterelemente. PRINZIP TRAGSTRUKTUR 719529 |||||||| OG 2 Hotelzimmer OG 1 Hotelzimmer Terrasse Rezeption Bibliothek EG Meditation Zugang Hotelzimmer Zugang Schwimmbad Bewegungshalle STÜTZENAUFBAU Stütze innen: Stahlbetonfertigteil 40x20cm mit Muschelkalksplitt-Zuschlag, Oberfläche gestrahlt (tragend) Wärmedämmung EPS 12cm Dampfsperre Stütze außen: Stahlbetonfertigteil 40x20cm mit Muschelkalksplitt-Zuschlag, Oberfläche gestrahlt und hydrophobiert (mit Innenstütze kraftschlüssig verbunden) Veranstaltungssaal UG Schwimmbad Sauna Physiotherapie nicht tragend tragend / aussteifend ÜBERSICHT TRAGSTRUKTUR FASSADENSCHNITT / -ANSICHT 1| 20 5 In geschlossenen Fassadenbereichen wird der Stützenzwischenraum durch faserverstärkte Sichtbetonplatten gefüllt. 6 Tragende Kerne und Wände dienen der Aussteifung. 7 Stahlbetonrippendecken (h= 50cm) überspannen die Räume und bilden das Raster auch in der horizontalen Ebene ab. Die Druckplatte ist dabei längs über die kürzere Entfernung gespannt, die Rippen laufen quer. 719529 ||||||||