Zentralblatt der Bauverwaltung : Nachrichten d. Reichs

Werbung
Zentralblatt der Bauverwaltung.
Nr. U.
601
INHALT: Wettbewerb für ein neueB Uerichtshatis mit Gefängnis in Mainz, —V>rm i s c h t e e ; "Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für eine Friedhof anläge
in Lahr B- — Wettbewerb um die künstlerische Ausgestaltung dts Theaterplatzea zwischen der AugiiBtuebrücte und dem Hotel Bellevue in Dresden.
— Wettbewerb um Entwürfe für die höhere städtische Mädchenschule in Pasewaik, — B ü c h e r u c h a u .
JAlle Reellte vorbehalten.)
Wettbewerb für ein neues Oericlitshaus mit Gefängnis in Mainz.
Das Groß herzogliche Landgericht der Provinz
Rheinhessen, das in dem neuen Gerichtsgebäude
untergebracht werden soll, befindet sich seit dem
Jahre 1827 in einem alten Adelshofe, den damals
der Staat im Tausche gegen das kurfürstliche Schloß
von der Stadt Mainz erwarb. Dieser mit reicher
Barockfassade ausgestattete Hof, im Anfange des
achtzehnten Jahrhunderts von den vier Brüdern
v. Dalberg errichtet und nach ihnen „Dalberger Hof"
genannt, bietet trotz seiner im Jahre 1883 erfolgten
Erweiterung längst nicht mehr genügenden Raum
für alle Abteilungen des Landgerichts, so daß bereits einzelne derselben in benachbarten Häusern
untergebracht werden mußten. Da sich eine nochmalige Erweiterung des Gebäudes aus verschiedenen
Gründen als unzweckmäßig erwies, so beschloß
der Staat, ein neues Gerichtsgebäude an anderer
Stelle zu errichten und das alte unter sorgfältiger
Erhaltung der wertvollen Passade zu einem Gymnasium umzubauen.
Als Platz für den Neubau wurde ein Teil des
südwestlich vom kurfürstlichen Schlosse gelegenen :
Schloßplatzes und des angrenzenden Geländes der
Schloßkaserne in Aussicht genommen (Abb. 5), also
ein Teil desjenigen Stadtgebiets, das im Jahre 19CKJ
Gegenstand eines Wettbewerbs zur Erlangung von
Bebauungsplänen war. Daher dürfte ein Vergleich
des genehmigten Bebauungsplans (Abb. 5) mit den
Abb. 1. Ansicht von der Ernst Ludwigstraße.
preisgekrönten (Jahrg. 1900 d. Bl,, S. 334) von besonderem Interesse sein. Während für die monumentale Ausgestaltung des Schloßplatzes und für
die Aufteilung des ihn südwestlich begrenzenden
Geländes der Pützersche Entwurf allein maßgebend war, erfolgte die Aufteilung des nordwestlieh vom Schlosse gelegenen Geländes auch in Anlehnung an denEuler-Genzmerschen Entwurf, d.h.
es wurde eine möglichst direkte Verbindung zwischen
Kaiserstraße und Rheinbrückenrampe vorgesehen,
die nunmehr ihrer baldigen Vollendung entgegen- :
geht. Denn wie der Plan zeigt, sind die Straßen- .'
züge bereits bis an das Gebiet der Schloßkaserne
heran ausgebaut, letztere aber soll noch im Laufe
dieses Winters niedergelegt werden.
In bezug auf die Ausnutzung des Bauplatzes,
dessen vorläufige Umgrenzung durch die Buchstaben ABG H JE 0 D EF (im Lageplan Abb. 5)
gekennzeichnet ist, wurden mit der Stadt Mainz:
die folgenden Bedingungen vereinbart: „Mit Rück- :;
sieht darauf, daß der verbleibende PJckplatz an der
Kaiser Friedrich-Straße, der Peterskirche gegenüber, für ein städtisches Gebäude — Rathaus —
Abb. 2. Blick vom Gerichtshaus
Abb. 3, Blick in tue Straße zwischen
reserviert bleiben soll, sind auf der Grenze A F E D
gegen das Gefängnis.
Gerichtshaus und Gefängnis
für beide Gebäude zusammen Lichthöfe
vorzusehen. Die Fassaden des neuen
Justizgebäudes müssen von dieser mindestens 4 m und die des städtischen
Gebäudes mindestens 8 m entfernt bleiben; doch ist es gestattet, Risalite oder
Treppenhäuser, wenn erforderlich, auf
staatlichem Gelände bis zu 1 m, auf
städtischem bis zu 2 in ans den Fassaden
vorspringen ZU lassen. Die Stadt behält sich das Recht vor, auf der Grenze
A F E D und zwar an den drei
Stellen «, 6unde Brandmauern in Längen von 12, 15 und 18 m zu errichten. Die geplante Verlängerung der
Dieter von Isenburg-Straße, welche das
Abb. 4.
Baugelände durchschneidet, kann nach
Erdgeschoß v
Bedarf parallel zu ihrer jetzigen Lage
verschoben werden, muß aber die
Mindestbreite von 12 Meter behalten.
Abb. 1—4. Entwurf der Architekten
Wenn es die endgültige Festlegung
P. u. K. Bonatz in Stuttgart.
des Grundrisses erforderlich macht,
(Erster Preis.)
602
Zentralblatt der Bau Verwaltung.
kann der Bauplatz in nordwestlicher Richtung noch bis zu S m
d. h. bis zur Grenzlinie Ht J± verlängert werden. Die Breite des
vorspringenden Geländeteils d—d in der Bauflucht A B kann nach
Bedarf geändert werden. Endlich sollen die Fassaden des Provktzialarresthauses so gestaltet werden, daß sich das Gebäude mit Rücksicht auf die Umgebung nicht als Gefängnis darstellt."
Diesen Bestimmungen Rechnung tragend, wurde ein Vorentwurf
(Abb. 6) ausgearbeitet, der einerseits die verlangte Lage der Räume
und Raumgruppen zu einander festlegt und anderseits auf möglichste Ausnutzung des Geländes Bedacht nimmt. Die Berücksichtigung aller Forderungen, welche an die Gestaltung des Provinzial arresthauses in seinem Aeußeren und Inneren gestellt werden
mußten, machten diesen Teil der Aufgabe zu dem schwierigsten
der Vorarbeit. Der Wettbewerb brachte hier keine neuen verw e r t b a r e n Gedanken. Eine wesentlich andere Gruppierung der
Räume, als sie der Vorentwurf zeigt, wurde nur von neun Bewerbern versucht. Zwei ließen den Vorhof ganz fallen und rückten
die dem GeVichtsgebäude zugekehrte Fassade bis dicht an die
Straße heran, stellten also zwei sehr hohe Gebäude an eine schmale
Straße; andere wieder sahen mehr als zwei Innenhöfe vor, die
dadurch den Charakter von Lichtschächten erhielten. Es scheint
somit der Vorentwurf mit dem offenen Vorhofe und den beiden
möglichst groß gehaltenen Innenhöfen die günstigste Lösung der
Aufgabe getroffen zu haben.
Nicht nur um beiden an der Verbindungsstraße liegenden Gebäudefronten möglichst viel Licht zuzuführen, sondern auch um
ein architektonisch wirkungsvolles Moment zu gewinnen, war die
Anlage eines Vorhofs mit in das Programm gezogen worden, wie
die Wahl des Standpunktes 0 für das eine Schaubild und die verlangten, den Vorhof einschließenden Straßenüberbrückungen zur
GJ-enüge erkennen lassen. Es sollten hier beide Gebäude trotz der
durchziehenden Straße zu einem
Gesamtbilde von intimem hofartigen Charakter zusammengefaßt
werden. Einige Entwürfe haben
diesen Gedanken auch in wirkungsvoller Weise zum Ausdruck gebracht, so namentlich die preisgekrönten „Lokalton", „Rad"
und „Binnenhof".
Selbständiger zeigten sich die
Bewerber bei der Lösung des
Grundrissrs für das Gerichtsgebäude. Etwa sieben Arbeiten
brachten stark von dem Vorentwurfe abweichende, sehr beachlieber a b e a im
tenswerte Gedanken. VerhältnisII. B, III. Stock der
Schwurgerichtemäßig selten fanden sich dagegen
saal.
monumentale Treppenanlagen vor.
Fast in allen Entwürfen gab der
Erdgeschoß.
Schwurgerichtssaal das Hauptmotiv
für die Fassadengestaltung ab. Es
führte dies bei einigen sonst guten
Arbeiten insofern au unbefriedigenden Grundrißlösungen, als der
sehr tiefe Saal die Flurgiinge gerade an der zeitweise verkehrsreichsten Stelle einengte oder sie
ganz durchschnitt. Die gute Zugänglichkeit des Saals für Richter,
Geschworene, Angeklagte, Zeugen
und Zuhörer, sowie seine zweckmäßige Verbindung mit den zugehörigen Nebenräumen waren bei
mehreren Arbeiten ganz außer
acht gelassen oder nur teilweise
erfüllt worden. Auch auf die
übrigen Sitzungssäle traf das Gesagte mehr oder weniger zu.
Als Hauptfassado für das Gerichtsgebäude sah das Programm
Erdgeschoß.
die der Ernst Ludwigstraße zugekehrte vor und bezeichnete daher
auch den Punkt S als den Standpunkt für das zweite Schaubild,
:,
.;
Hier sei uns gestattet, nochmals
auf den Pützerschen Bebauungsplan hinzuweisen. Ein Vergleich
seines für diesen Straßenzug gedachten überaus anziehenden
Straßenbildes (Jahrg. 1900 d, Bl., S. 335, Abb. 6) mit den Teilstraßenbildern, welche die wiedergegebenen Schaubilder der preisgekrönten
2. Dezember 1003.
Abb. 5. Lageplan.
Ueher e f g h im Dachgeschoß die Kirche.
Abb. 6, Vorentwurf zu einem Gerichtshaus u. Gefängnis in Mainz.
T"
Abb. 7.
Entwurf des Architekten Alfred Meyer
in Charlottenburg. (Ein dritter Preis.)
Entwürfe darstellen, läßt es u. E. wünschenswert erscheinen, das
Gerichtsgebäude durch keinen stark entwickelten Turm hervorzuheben, sondern diese Auszeichnung allein für das als Nachbargebäude vorgesehene Kathaus aufzusparen.
Nr. 00.
Zentralblatt der Bauverwaltung.
603
zeichen „Rad", Verfasser Franz Kuhn in Heidelberg (Abb. 8—10); ein dritter Preis auf den Entwurf mit dem Kennwort „Tip-Top", Verfasser
Alfred Meyer in Charlottenburg (Abb. 7) und ein
anderer dritter Preis auf den Entwurf mit dem Kennwort „Binnenhof41, Verfasser Professor R a t z e l
in Karlsruhe (Abb, 11—13, folgen in der nächsten
Nummer). Zum Ankauf wutden die Entwürfe
mit den Kennworten „Galoppskizze", Verfasser
W. Glogner in Charlottenburg, z.Zt. in Lübeck,
„Gerechtigkeit", Verfasser Emil Rentsch in
Berlin und „Lex" empfohlen, welche das G-utachten
des Preisgerichts wie folgt kennzeichnet: In .Galoppskizze" findet sich der sonst nur noch in
einem Entwürfe vertretene Gedanke eines von
Flurgängen umgebenen Oberlichtraumes als Haupte
treppenhaus und Wandelhalle mit Glück verwertet; auch ist die Anlage der Strafgerichtssäle
mit gesonderter Publikumstreppe ähnlich wie bei
„Tip-Top" als praktisch hervorzuheben. Bei
„Gerechtigkeit" verdient die kernige Behandlung
der Architektur Beachtung und bei „Lex"
Abb. 8. Ansicht von der Ernst Ludwigstraße.
war die für die praktische Verwertung brauchbare Verbindung einzelner Geschäftsräume bestimmend."
Von den nicht ausgezeichneten Entwürfen mit den Kennworten: „Saum cuique tribut", „Turmstraße", .„Entweder —
oder" und „Heimatsklänge* verdient der Entwurf „Entweder
— oder" besonders hervorgehoben zu werden. Er zeichnet sich
durch klare Grundriß anläge, schlanke neuzeitliche Barockfassaden
und flotte Darstellung aus. Der Entwurf „Turinstraße", Verfasser Paul Meissner in Darmstadt, sucht durch, einen wuchtigen,
beide Gebäude verbindenden Torturm, der in die Flucht der
Kaiser Friedrichstraße gerückt ist, ein wirkungsvolles Straßenbild zu schaffen, gibt ihm aber als Bauglied nur die Bedeutung
einer Straiienüberbrückung. Der Entwurf „Suum cuique t r i b u t "
zeigt vornehme Barockarchitektur. Der Grundriß des Provinzialarresthauses sieht drei Innenhöfe vor Die gegen die Verbindungsstraße gerichteten Fassaden beider Gebäude sind in ihren Mittelteilen zurückgesetzt. Für das Gerichtsgebäude ist hier eine Zufahrtsrampe vorgesehen. Der Entwurf „ H e i m a t s k l ä n g e " ist in
deutscher Renaissance gehalten. Der Grundriß des Provinzialarresthauses weist vier Innenhöfe auf. Die einander zugekehrten
Fassaden beider Gebäude stehen hart an der nur 12 m breit gehaltenen Verbindungsstraße. Die Ecke des Gerichtsgebäudes an
der Ernst Ludwigstraße ist durch zwei hohe Giebelaufbauten und
Abb. 9. Blick vom Gerichtsbaus gegen das Gefängnis.
einen daraus hervor wachsen den massigen Turm ausgezeichnet. Sehr
gut durchgearbeitete Entwürfe sind u. a. noch „Carmen" und
Es waren im ganzen 24 Entwürfe eingelaufen, die eine außer, J a c t a est alea", beide in sehr ansprechender Barockarchitektur
ordentlich große Arbeitsleistung bedeuten, da das Programm
gehalten; ersterer mit Haupteingang und darüber liegendem Schwur23 Einzeldarstellungen zum Teil im Maßstabe 1:100 verlangte. Elf
gerichtssaal in der Mittelachse der Fassade an der Ernst Ludwigdieser Entwürfe konnten in die engere Wahl gestellt, vier davon
straße, letzterer mit schönem Turm an der Ecke dieser Straße.
mit Preisen ausgezeichnet und drei zum Ankauf empfohlen werden.
Von den vier preisgekrönten Entwür_ . .
fen schließt sich „Lokalton" (Abb. 1-4)
in bezug auf die Grundrißbildung beider
Gebäude den Vorentwürfen ziemlich eng
an. „Der Grundriß des Gerichtsgebäudes
zeigt, abgesehen von einer nicht einwandfreien Anordnung des Schwurgerichtssaales, keine erheblichen Mängel. Anzuerkennen ist der Versuch, den Hauptein"M
gang durch eine hübsche Rotunde, deren
t~J
• 1. J a m n — ni 1
Verbindung mit der Haupttreppe freilich
i... i )H" L J
nicht befriedigt, würdig zu gestalten."
."1*1 t;^
Der große Vorzug dieses Entwurfs liegt
aber in seiner Fassadenbildung. „In ihm
fr 1
ist nach Ansicht des Preisgerichts der Chak~^4
rakter eines Gerichtsgebäudes am besten
getroffen. Sein wuchtiger und geschlossen
wirkender Aufbau befriedigt an sich in
hohem Maße, doch darf nicht verschwiegen
werden, daß gegen den Turm, insbesondere in Rücksicht auf. die Umgebung, geAbb. 8—10. Entwurf des
wichtige Bedenken erhoben wurden."
Architekten Franz Knhn in HeidelDie Stärke des Entwurfs mit dem Kennberg. (Zweiter Preis.)
zeichen „Rad" (Abb.8, 9u.lO) liegt dagegen
in der selbständigen Lösung des Grundrisses für das Gerichtsgebäude, wenngleich die Bestimmungen des
Wie bereits an anderer Stelle (Nr. 92, S. 579 ds. Jahrg.) mitgeProgramms nicht immer die wünschenswerte Beachtung gefunden
teilt, fiel der erste Preis auf den Entwurf mit dem Kennhaben, Nach dem Urteil des Preisgerichts zeichnet sich der Entwort „Lokalton", Verfasser P. und K. Bonatz in Stuttgart
wurf „durch den alleinstehenden Versuch aus, bei der Grundriß(Abb. 1^4); der zweite Preis auf den Entwurf mit dem Kenn-
Jnniliiiiiiik^
li
13
tu
öl 13
[;}W iiiniii
tilnuTiiiil
604
Zentralblatt der Bauverwaltung,
anläge alle geschlossenen Höfe zu vermeiden und die Fronten
gegen die Straßen hin zu öffnen, was zu einer lebhaften Gruppierung und einer wirkungsvollen Platzgestaltung z-wischen den beiden
Gebäuden geführt hat. Das Äeußere erscheint einfach und wirkungsvoll. Leider findet die wuchtige Betonung des Haupteingangs
im Inneren keine entsprechende Fortsetzung in Vestibül und
Treppenanlage.*
Der Entwurf „Tip-Top" (Abb. 7) schließt sich wieder in der
Form der Grundrisse den Vorentwürfen an. „Als Hauptvorzug
desselben wurde die vergleichsweise gute Anordnung der Strafgerichtssäle mit einer besonderen Publikumstreppe und zweckmäßiger Anlage der Nebenräume erkannt, wogegen der bürgerliche
Charakter der Architektur nicht befriedigen konnte".
Der Entwurf „Binnenhof" (Abb. 11, 12 u. 13, folgen in der
nächsten Nummer d. Bl.) endlich zeichnet sich dagegen wieder
durch selbständige Behandlung des Grundrisses für das Gerichtsgebäude aus. „Er gibt mit seiner an sich fein empfundenen zierlichen Renaissancearchitektur zu gleichen Ausstellungen (wie „TipTop") Anlaß. Die Anlage eines ausgedehnten Binnenhofes, welcher
2. Dezember 1903.
für eine große Anzahl der Räume eine ruhige, dem Straßengeräusch
entrückte Lage der Diensträume ermöglicht, wurde dagegen als verdienstlich anerkannt." Durch das Zurücklegen eines Teils der Gerichtsgebäudefront an der Verbinduugsstraße gewinnt er im Verein
mit dem Vorhof des Provinzialarresthauses einen zweiten großen
Hof, dem er einen schloßartigen Charakter zu verleihen gesucht hat.
Zum Schlüsse sei noch in bezug auf die Baukosten das folgende erwähnt. Das Programm hatte keine bestimmte Bausumme
festgesetzt, sondern nur angegeben, daß der Inhalt des umbauten
Raumes von Kellersohle bis Hauptgesimsoberkante, unter entsprechenden Zuschlägen für Erker, Giebel, Türme usw. zu berechnen
und für das Justizgebäude mit 20 Mark, für das Provinzialarresthaus dagegen mit 18 Mark für 1 cbm in Ansatz zu bringen sei.
Hiernach berechnen sich die Baukosten für den Entwurf
„Lokalton* auf 1 462 000 -+- 836 000 = 2 298 000 Mark
„Rad"
„ 1 500 000 4- 860 000 *= 2 360 000 „
„Tip-Top"
„ 1 545 00O + 800 000 = 2 345 000 „
„Bianenhof" w 1 500 000 + 850 000 = 2 350 000 „ .
Vermischtes.
Bei dem Wettbewerb znr JJriang-nng von Entwürfen für eine
Friedhofanlage in Lahr i. B. (S. 416 u. 428 d. Jahrg.) sind im
ganzen 47 Entwürfe eingegangen. Den ersten Preis (1000 Mark)
erhielten die Architekten Oskar und Johannes Grothe in Berlin,
(„Vita nostra brevis est"), den zweiten Preis (500 Mark) der Regierungs-Bauführer Wolfgang Geßner in Berlin („Grabgeläut*)
und den dritten Preis (300 Mark) der Diplom-Architekt G. Obert h ü r in Straßburg. („Friedhof".) Die Arbeit des Architekten
Franz Geiges in Freiburg i B. („Stätte des Friedens") ist zum
Ankauf empfohlen. Sämtliche Entwürfe sind bis zum 12. Dezember
von 10 bis 12 Uhr Vormittags und von 1 bis 3 Uhr Nachmittags
in der Aula der Luisenschule, Ecke Luisen- und Marktstraße in
Lahr, öffentlich ausgestellt.
In dem Wettbewerb um die künstlerische Ausgestaltung- des
Theaterplatzes zwischen der Angnstnsbrttcke und dem Hotel Bellevne in Dresden (S. 323 d. Jahrg.), sind 48 Entwürfe eingegangen.
Unter den Entwürfen war nach Ansicht des Preisgerichts keine
Arbeit, die den für die endgültige Lösung wesentlich erscheinenden Grundlagen vollständig Rechnung getragen hatte. Deshalb hat
das Preisgericht davon absehen müssen, einen ersten Preis zuzuerkennen; es hat dagegen 3 zweite Preise von je 1000 Mark und
6 dritte Preise von je 500 Mark verliehen. Je einen zweiten Preis
im Betrage von je 1000 Mark haben erhalten der Architekt Richard
Schleinitz in Dresden (Doppelring um 1 und 2), die Architekten
Paul L u t h e r u. Paul Kretzschmar in Blasewitz („Der Vortrag
allein machts nicht") und die Architekten Ernst Kühn u. Otto
Beyrich in Dresden („Prestissimo"). Je ein dritter Preis (500 Mark)
ist zuerkannt worden den Architekten P. Winkler in Loschwitz
(„Semper"), Paul Schnartz in Leipzig (Situationsplan von Semper),
Alfred R. Schmidt aus Dresden z. Z. in Berlin (Rote vierblättrige
Sternblume), Max Hans Kühne in Dresden („Graf Brühl"), Baurat
Kumpel u. Architekt Krutzsch in Dresden („Freie Aussicht"),
sowie Otto S c h n a r t z in München („nur die Idee"). Sämtliche
Entwürfe sind bis zum 20, Dezember von 10-3 Uhr im AussteUungsgebäude an der Stübelallee öffentlich ausgestellt, (Vergl. den Anzeiger dieser Nummer.)
litt Wettbewerb um Entwürfe für die höhere städtische
Mädchenschule in Fasewalk wird mit Frist bis zum 15. Januar 1904
vom Magistrat ausgeschrieben. Drei Preise von Ö00, 400 und
200 Mark sind ausgesetzt. Der Ankauf weiterer Entwürfe für je
100 Mark bleibt vorbehalten. Dem neungliedrigen Preisgericht
gehören u. a. an der Stadtverordneten-Vorsteher, früher Mauermeister H e n s c h e l , Stadtverordneter Zimmermeister Q-Ötsch und
der Rektor der höheren Mädchenschule Groth, sämtlich in Pasewalk, ferner die Königl. Bauräte F r e u d e in Anklftm und Mannsdorf in Stettin. Für den Neubau steht ein Grundstück an der
Ecke der Grün- und Klosterstraße, dem Königlichen Amtsgericht
gegenüber, zur Verfügung. Die Schule soll 10 Klassen zu je
40 bezw. 50 Schülerinnen enthalten. Bänke mit mehr als 4 Sitzen
sind ausgeschlossen. Außer den sonstigen noch erforderlichen
Räumen für Schulzwecke wird noch eine kleine Wohnung für den
Schuldiener verlangt. Der Baustil ist freigestellt, jedoch soll
für die Fronten Ziegelrohbau in Anwendung kommen. Die Zeichnungen werden im Maßstabe 1 : 100 verlangt. Die Gesamtbaukosten von nicht Über 90000 Mark sind nach Kubikmetern umbauten Raumes nachzuweisen.
fiücherschaa.
Denkmäler der Baukunst. Zusammengestellt, gezeichnet und
herausgegeben vom Zeichenausschusse der Studierenden (früher
Autographien-Kommission) der Königl. Technischen Hochschule in
Berlin (Abt. i Architektur). 29. Lieferung. Deutsche Renaissance.
Berlin 1903. Selbstverlag des Zeichenausschusses; für den Buchhandel und Vertrieb "Wilhelm Erost u. Sohn. 12 Blatt Umdrucke
in gr. Folio. Preis bJC,
Die Lieferung bringt, nachdem zwischendurch ein Heft Antike
in vierter Auflage erschienen ist 1 ), den Schluß der Renaissance in
Deutschland, Der Inhalt besteht diesmal in der Hauptsache aus
namhaften Stadthäusern, Voran die berühmten Bathäuser von
Bremen und Emden, von Lübeck, Danzig, Münden, Posen und
Mülhausen i. E., die beiden letztgenannten besonders bemerkenswert durch ihre Komposition auf Bemalung, die in Mülhausen
noch gut erhalten geblieben, während sie bei dem Posener Rathause fast ganz verschwunden ist und bei der diesem Bauwerke
bevorstehenden Instandsetzung dem Vernehmen nach leider nicht
wiederhergestellt werden soll.
Unter den übrigen Stadthäusern, mehr als einem Dutzend an
der Zahl, ragen das Zeughaus in Danzig, das Leibnizhaus in Hannover und das Knochenhauer Amtshaus in Hildesheim, auch das
Krameramthaus in Bremen, das Gewandhaus in Braunschweig und
das Stadtweinhaus in Münster an architekturgeschichtlicher Bedeutung hervor. — Die, wie schon gelegentlich der Anzeige der
28. Lieferung 2 ) erwähnt wurde, in. der Zeit der deutschen Renaissance hinter dem Profanbau erheblich zurücktretende kirchliche
Baukunst ist diesmal durch ihre Hauptbeispiele, die Marienkirche
in Wolfenbüttel mit dem ursprünglich geplanten, aber nicht zur Ausführung gelangten Turme und die schon zum Barocken hinneigende
Stadtkirche in Bückeburg vertreten. So willkommen es gewesen wäre,
neben diesen beiden für das mehr äußerliche Wesen der Renaissance
bezeichnenden Werken auch etwas von den in diese Zeit fallenden
Anfängen der bewußt protestantischen Kirchenbaukunst zu finden, es
ist zuzugeben, daü damit der Rahmen, den sich die „Denkmäler der
Baukunst" gesteckt haben, überschritten worden wäre. — Ben Rest
der Darstellungen bilden nennenswerte Einzelheiten, wie Erker,
Giebel, Treppentürme, Portale, Vorhallen u. dgl. m. Wir heben
aus ihnen den Treppenturm im Hofe des Hauses Alt-Limpurg auf
dem Römerberge in Frankfurt a. M. sowie die Erker der Rathäuser
in Halberstadt, Lemgo und Lübeck heraus. Vornehmlich aber verdienen die berühmten Vorbauten der Rathäuser in Köln und Halberstadt Beachtung, für deren letzteren der Zeichenausschuß den
Aufwand der eigens zu dem Zwecke dieser Veröffentlichung veranlaßten Aufnahme nicht gescheut hat.
Die Vorzüge der Herausgabe sind die alten. Hier und da
fallen einzelne Abbildungen durch etwas zu derbe Behandlung
heraus; sonst ist die zeichnerische Darstellung einwandfrei. Wo
die Abbildungen infolge des verdienstlichen, FeEthaltens am einheitlichen Maßstabe etwas klein werden, ist dem Uebelstande
zumeist durch Beigabe der wichtigsten Einzelheiten in angemessener Vergrößerung abgeholfen. Alles in allem stellt sich das Heft
seinen Vorgängern ebenbürtig an die Seite,
1) S. Jahrg. 1901, S. 636 d. Bl.
) S. Jahrg. 1900, S. 156 d. Bl.
Verlag von Wilhelm Ernit & Sohn, Berlin. Für dem nichtamtlichen Teil verantwortlich: 0. S a r r a z i n , Berlin.— Druck: Q-. SohenckN»ehflg., P.M. Weber« Berlia.
2
Kr. 96.
Herunterladen