Junge Hüpfer über alte Hasen

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DerWesten - 09.10.2009
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Mitglieder des Herdecker Rats
Junge Hüpfer über alte Hasen
Herdecke, 09.10.2009, Klaus Görzel
Herdecke. Kim Quermann und Malte Dürr sind gerade frisch für die SPD in den Rat
gewählt. Christian Brandt (CDU) ist schon fünf Jahre dabei, aber immer noch einer
der jüngsten im Rat. Gemeinsam ist ihnen das Interesse an der Politik - nicht
gerade modisch in der heutigen Zeit.
Warum sie trotzdem gerne dabei sind, was sie mitbringen und wo sie hinwollen, v errieten
sie beim Gespräch in der „Sonne”, wo unter jungen Leuten gerne mal über Politik geredet
wird.
Gibt es eine längere Leine für den Parteinachwuchs?
Kim Quermann: Das hat nichts mit jung und alt zu tun, das hängt eher an der Bekanntheit.
Malte Dürr: Wer Bürgermeisterkandidat wird, ist
schon diskutiert worden. Das hatte aber nichts mit
den Generationen zu tun. Aber es stellt sich schon
die Frage, wie ernst die Kritiker aus den Reihen der
Jusos genommen werden, v ergleicht man sie mit
denen, die v ermeintlich renommiert sind.
Sehen Sie sich im Rat ausschließlich als
Sachverständige für Jugendthemen?
Malte Dürr: Von Themen wie Schule, Sport und
Kultur habe ich einf ach mehr Ahnung als v on
Stadtentwicklung - daher interessiert mich dieser
Ausschuss mehr.
SPD-Ratsherr Malte Dürr.
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Kim Quermann: Ich möchte auf jeden Fall in den
Jugendhilf eausschuss. Ich denke, dass wir, weil wir
jung sind, eben auch besondere Sichtweisen
mitbringen können.
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Aus welcher Ecke kommen Sie, Herr Brandt, und wie haben Sie sich
freigeschwommen?
Christian Brandt: Ich habe v or sechs Jahren als sachkundiger Bürger im
Jugendhilf eausschuss begonnen. Dabei zählte, dass ich in einem großen Jugendv erband
ehrenamtlich aktiv war. Die letzten f ünf Jahre ist noch der Ausschuss f ür Schule Kultur
und Sport hinzugekommen. Klar ist trotzdem: Alle Ratsmitglieder behandeln alle Themen.
Gab's ein Schlüsselerlebnis für Ihr Engagement in der Politik?
Kim Quermann: Bei mir war das eher schleichend. Erstmals richtig politisch aktiv war ich zu
Zeiten des Irak-Krieges, als es auch hier eine Friedensinitiativ e gab. Dann kam das
Kinder- und Jugendparlament, in dem ich auch Sprecherin war, und schließlich die Jusos.
»Ich glaube, dass alle, die sich für andere engagieren, dieses Gen in sich haben«
Christian Brandt: Schlüsselerlebnis? Nein! Der
Einsatz f ür einen Verband war schon lange da. Beim
Engagement auch in der Politik ging es mehr um die
Frage, ob Zeit daf ür da ist. Das sollte man nicht
unterschätzen. Ich glaube, dass alle, die sich in den
Vereinen, Verbänden, Parteien engagieren, dieses
„Gen” haben, sich f ür andere einsetzen zu wollen.
Das KiJuPa gab's zu meiner Zeit noch nicht. Aber
es ist wichtig, weil es Umgang v erschaf f t mit den
Ausschüssen oder dem Bürgermeister...
Kim Quermann: ...auch weil es zeigt, dass man
etwas bewegen kann.
Malte Dürr: Ein Schlüsselerlebnis gab's bei mir
nicht, aber v ielleicht so etwas wie eine
Schlüsselzeit. In der Oberstuf e f ing es an, dass
neben dem Schulalltag v iel zu organisieren war. Als
CDU-Ratsherr Christian Brandt.
gef ragt wurde, wer Schülersprecher werden will,
habe ich gesagt, ich. Wenn man dann sieht, wie
man die Leute motiv ieren kann, bleibt man gerne dabei.
Schreckt die etablierte Politik ab oder finden sich hier Vorbilder?
Christian Brandt: Wir erleben natürlich alles: Leute, die einen Tunnelblick haben wie auch
solche, die sich sehr extrem f ür andere einsetzen. Für mich sehr demotiv ierend waren die
ersten dreieinhalb Jahre im Rat, als es noch eine f este Koalititon aus SPD und Grünen
gab. Egal wie gut die Vorschläge der anderern Parteien waren, sie wurden abgelehnt.
Fürchten junge SPD-Politiker, dass es ihnen jetzt umgekehrt genauso ergeht?
Malte Dürr: Ich habe das in den Fraktionssitzungen erlebt: Wenn nach dem Bruch wirklich
gute Ideen v on den Grünen kamen, wurden diese mit einem Federstrich abgebügelt. Das
demotiv iert nicht nur die anderen, das demotiv iert auch innerhalb der Partei.
»Es ist der Vorteil der Jüngeren, dass sie unbeleckt an die Sache herangehen
können«
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Kim Quermann: Ich habe f ür das KiJuPa im
Jugendhilf eausschuss gesessen und noch gar nicht
an Parteipolitik gedacht. Bei der konstitutierenden
Sitzung habe ich mein Späßchen gehabt, weil sich
da Fraktionen zerf leischt haben um des
Zerf leischens willen. Für mich war das mehr
motiv ierend zu sagen: So geht's nicht - machen wir
es doch einmal anders.
Stehen wir am Anfang einer
unvoreingenommeneren Art, in Herdecke
Politik zu machen?
Malte Dürr: Von Leuten, die über 40 Jahre eine
absolute Mehrheit gewohnt waren, kann man nicht
erwarten, dass sie v on einem Tag auf den anderen
of f en sind f ür Anderes. Da ist es ein Vorteil der
Jüngeren, dass wir unbeleckt an die Sache
herangehen können.
SPD-Ratsfrau Kim Quermann.
Ist der Austausch zwischen den Generationen
auf Augenhöhe oder gibt es Bevormundung?
Malte Dürr: Am Anf ang ist das schon schwierig,
wenn man mit 18 oder 19 Jahren in einer Fraktionssitzung zwischen Leuten sitzt, die die
Stadt als Eigentum gesehen haben - da kann man noch so gute Ideen haben, das bringt
dann nichts. Dadurch, dass man überhaupt in den Rat gekommen ist, auch durch das
gute Wahlergebnis gerade der jungen Kandidaten, hat man eine ganz andere Reputation.
Kim Quermann: Ich denke, das Ansehen nach der Wahl ist dasselbe wie v orher. Es war
aber schwierig, überhaupt erst einmal so weit in die Partei hineinzukommen.
»Es ist nicht unbedingt ein Partyknüller, wenn ich erzähle, dass ich Politik mache«
Christian Brandt: Die Erwartung an die jüngeren Ratsmitglieder in der CDU geht schon in
die Richtung: Ihr müsst irgendwann das Ruder übernehmen - also macht mit und haltet
euch nicht zurück.
Wie wichtig sind Parteien für die Politik?
Malte Dürr: Wir müssen uns alle nicht daf ür schämen, dass wir in politischen Parteien
sind, auch wenn Kim und ich in unserer Altersklasse da noch etwas exotisch wirken. Es ist
nicht unbedingt der Party knüller, wenn ich erzähle, dass ich Kommunalpolitiker bin. Zwei
Jahre Neuseeland bieten mehr Gesprächsstof f .
Christian Brandt: Nur weil wir Mitglieder einer Partei sind, heißt das ja noch lange nicht,
dass wir so was wie Leibeigene und mit allem einv erstanden sind.
Wie weit soll Sie der Weg in der Politik führen?
Malte Dürr: Ich bin jetzt seit sieben Jahren in der SPD, habe immer alles auf mich
zukommen lassen und bin damit sehr gut gef ahren. Politische Karriereplanung am
Reißbrett kommt f ür mich nicht in Frage.
Kim Quermann: Ich studiere ganz bewusst nicht Politikwissenschaf ten oder irgendetwas
Vergleichbares. Beruf spolitik ist jedenf alls nichts, was ich anstrebe, ich bleibe da bei
meiner Inf ormatik.
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Christian Brandt: Das ist das Schöne: Es ist immer noch ein Hobby , ein Ehrenamt und
kein Beruf .
Mit den „ jungen Hüpfern” im Rat, Kim Quermann, Malte Dürr und Christian Brandt, sprach
Redakteur Klaus Görzel. Ein Gespräch mit den „ alten Hasen” lesen Sie hier .
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