Pflege und Zucht von ,,Haplochromis" cf. ,,Thick Skin"

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restlichen sechs. Heute, nach fünf Monaten, ist sicher, daß es sich hier um sechs Buntbarsche aus dem Pseudotropheus-elongantus-Komplex und vier cichliden aus dem
Pseudotropheus+ropheops-Komplex handelt. Damit haben wir ein Beispiel für gemischte Bruten auch von Mbunas im natürlichen Lebensraum gefunden.
Literatur
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Pflege und Zucht von
,,Haplochromis" cf. ,,Thick Skin"
Ruth Tietz
vor langer zeit erwarb ich im Zoofachhandel ein pärchen ,,Haplochromis" cf. ,,Thick
Skin" aus dem viktoriasee. Als ich die Tiere nach Hause mitnahm, wußte ich noch nicht,
was ich da genau gekauft hatte. Der verkäufer meinte, es wiiren wohl
,,Fische in Richtung
Astatotilapia burtoni". Er kannte ihren Namen nicht und hatte auch nur diese beiden
Exemplare in seinem Laden.
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DCG-Info 21 (5) 1996:104-107
@
Oben: Männchen der P-Generation einer als,,Haplochromis" sp. ,,44" gehandelten
Art aus der,,H."-,,Thick-Skin"-Gruppe. Unten: Männchen der ersten Filialgeneration; yergleiche die unterschiedliche Ausprägung des Rot in der Dorsale
@ ,.o-trb
27 (s) 1ee6:
lo4-ro7
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Ich setzte die Buntbarsche sofbrt in mein 420-Liter-Aquarium, das mit MalawiseeCichliden bevölkert war. Ich dachte. daß das Weibchen auf diese Weise eine bessere
Chance haben rnüßte, den Aggressionen des Männchens zu entgehen. Dennoch war es alr
nächsten Morgen totl Das Männchen blieb in dem Becken und entwickelte sich hervorragend.
Ein Jahr später konnte ich zutällig fünf halbwüchsige Tiere von ,,11. " cf. ,,Thick Skin"
kaufen. Mittlerweile hatte ich mich schlau gemacht und trotz der Unkenrufe einiger Leute
über diese Fische, die ich damals fljr ,,Haplochromis" obliquiderz.s hielt, beschlossen,
mich näher mit ihnen zu beschäftigen. Die tünf Tiere bezogen ein 150-Liter-Aquarium,
das mit Steinaufbauten und Kies eingerichtet war. Sie erwiesen sich als zwei Männchen
und drei Weibchen.
Bald darauf erhielt ich von einem Bekannten ein Männchen und drei Weibchen von ,,1L "
cf. ,,Thick Skin" Wir setzten sie zu den anderen fünf Fischen in das 150-Liter-Becken.
Von der Größe her waren die Tiere fast gleich (fünf bis sieben Zentimeter Gesamtlänge).
Ich sorgte dafür, daß die Steinaulbauten so standen, daß kein Tier eine Höhle für sich
beanspruchen konnte. Dadurch läßt sich nach meinen Beobachtungen die Aggressivität
der Fische spürbar senken Es ging auch alles gut in diesem Aquarium, so dalS ich das
inzwischen etwa zwö1f Zentimeter lange alte Männchen ebenfalls dazusetzte. Meine
Befürchtung, daß dieses Tier nun erst einmal ,,aufräumen" würde, bewahrheitete sich zu
meinem Erstaunen nicht.
Jeden Tag waren zwei oder drei Männchen prächtig ausgefärbt und boten einen wundervollen Anblick. Kein Fisch wurde ernsthaft verletzt, und keiner wurde ständig unterdrückt. Schon bald konnte ich eines der Weibchen mit gefülltem Maul herausfangen Ich
setzte es in ein kleines Becken, wo es in Ruhe seinem Brutgeschäft nachgehen konnte.
Nach zwei Wochen präsentiefie mir das Tier 19 kerngesunde Jungfische, die es fünfTage
lang pflegte. Danach erlosch der Brutpflegetrieb. Aus Sicherheitsgründen setzte ich das
Weibchen zu seiner Gruppe zurück
Die kleinen Fische bekamen vom ersten Tag an fein geriebenes Flockenfutter, später auch
Cycktps und Bosminiden (gefrostet). Sie gediehen gut bei dieser Kost
Beim Herausfangen zweier anderer brütender Weibchen ereignete sich ein Untäll: Eines
der Tiere spuckte sechs Eier aus und war nicht dazu zu bewegen, sie wieder aufzunehmen
Um die Eier,,künstlich" zu erbrüten, band ich etnArtemia-Sieb mit einigen Gummiringen
an die Umwälzpumpe, und zwar so, daß es immer halb im Wasser hing und ständig
Frischwasser hindurch floß. So wollte ich die kauenden Bewegungen der Weibchen nachahmen. Ich plazierte die gelblichen Eier in das Sieb und hielt die Temperatur konstant auf
21 "C. In den ersten Tagen starben drei Eier ab und später noch ein weiteres.
ZweiBier entwickelten sich. Bald sprengten die Larven die Eischalen und schwammen in
der Strömung, die in dem Sieb herrschte. Sie wurden von Tag zu Tag kräftiger, und ihr
Dottersack nahm zusehends ab. Zur selben Zeit beobachtete ich auch heftige Bewegungen
der im mütterlichen Kehlsack gebliebenen Larven. Also nahm ich an, daß sich meine beiden Pfleglinge in dem Sieb wohl altersgemäß entwickelten. Da ich nicht wußte, ob Larven
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DCC-Infb
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(5) 1996:104-107
(@
,,Haplochromis" tlavipinnis, Holotypus (aus Boulenger, ,,Fishes of the Nile,,)
im Maul ihrer Mutter feine Nährstoffe zusätzlich aufnehmen, begann ich vom elften Tag
ihrer Entwickiung an, hin und wieder einen ,,Hauch" Staubfutter in das Wasser zu geben.
Die Kleinen jagten tatsächlich dem Staub nach und llitzten munter durch ihr ArteniuNetz.
Zwei Tage später spuckten die beiden Weibchen ihre Jungen aus. Ein Weibchen pflegte
seine Brut gar nicht, und das andere Tier übernahm die Brutpflege aller Jungfische in dem
kleinen Aquarium. Ich entfernte das desinteressierte Tier aus dem Becken. Das andere
betreute die Jungen etwa eine Woche lang.
Die beiden Zöglinge aus dem Artemia-Siel: können einem Vergleich mit ihren Geschwistern gut standhalten. Sie sind sogar etwas krättiger als die anderen Jungfische, vielleicht, weil sie nicht soviel Konkurrenz hatten. lch halte sie von den anderen getrennr, um
zusehen,obihrVerhaltenvondemihrerGeschwisterabweicht
lchhofl'e,daßwenigstens
ein Weibchen darunter ist. weil ich imrner Verhaltensstörungen bei Fischen feststellen
konnte, die der Mutter durch ,,Ausschütteln" des Maules vorzeitig en[rissen wurden. Ein
künstlich aufgezogenes Weibchen wäre geeignet, meine diesbezüglichen Beobachtungen
zu überprüfen.
Leider haben viele geschäftstüchtige Leute vergessen, daß gerade die Maulbrutpflege das
Spannende an diesen Fischen ist. Wer einmal die Brutpflege bei Maulbrütern richtig beobachtet hat, wird mir zustimmen, wenn ich behaupte, daß dies ein faszinierendes Erlebnis
r
st.
Uber,,/7.'' cf.,,Thick Skin" kann ich abschließend nur sagen, daß es sich um einen sehr
interessanten und verträglichen Buntbarsch handelt vorausgesetzt, er wird in einem
dicht besetzten Aquarium gehalten, das keine Höhlen enthä1t. Das spricht eigentlich gegen
seinen Ruf, der wahrscheinlich auf falsche Haltungsbedingungen zurückzuführen ist.
DCC-lntb 21 (5't 1996: 104-107
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