Michelle Lienhard & Géraldien Wild Aufgabe 4: Gibt es geborene Verbrecher? - nach Gerhard Roth Gerhard Roth unterscheidet zwischen drei Typen von Straftätern, nämlich den instrumentellen, den impulsiv-reaktiven und den proaktiv-psychopathischen Straftätern. Obwohl die instrumentellen Straftäter psychisch normal sind, haben sie gelernt sich für ihre Ziele besonders stark zu machen, d.h. sich rücksichtslos und aggressiv zu verhalten. Eine Behandlung gestaltet sich eher schwer, da sich die Betroffenen ihres Unrechts unbewusst sind. Um den Täter trotzdem zu therapieren hilft oft nur ein Anti-Gewalttraining. Der impulsiv-reaktive Gewalttäter hingegen reagiert auf von ihm als bedrohlich empfundene Situationen unangemessen aggressiv und gewalttätig. Danach zeigt er oft oberflächliche Reue, während er sich jedoch zu rechtfertigen versucht. Mit Training und Therapie können in diesem Fall Erfolge verzeichnet werden. Die Ursachen für dieses Verhalten können biologisch und psychisch sein. Es hängt vom Alter, Geschlecht, Hirnschädigungen (vor, während, oder nach der Geburt), genetischer Prädisposition und dem niedrigen Serotin- und hohen Testosteronspiegel ab. Als letztes beschreibt er die proaktiv-psychopathischen Gewalttäter als feinfühlig, d.h. sie haben ein Gefühl für die Schwächen und Sehnsüchte von ihren Mitmenschen. Trotzdem zeigen weder Mitleid noch Reue. Als Ursprung für dieses Verhalten verweist Roth auf die Kindheit, die oft von Misshandlungen, Vernachlässigung oder Missbrauch geprägt war. Die ersten Anzeichen sind schon im Kindesalter sichtbar. Psychopathische Menschen leiden an einer schweren Persönlichkeits- bzw. Ichstörung, die dazu führt, dass sich die Personen Rache an der Gesellschaft wollen. Es besteht eine deutliche Verbindung zwischen der Gewalt und dem Alter, d. h. in welchem Alter am häufigsten Gewalt herrscht. Falls Personen gewalttätig sind, hat sich dies meist schon früh gezeigt, nämlich ungefähr im Alter von 12 Jahren. Später verdoppelt sich dann die Gewaltbereitschaft im 13. und 14. Lebensjahr. Bis zum Alter von 16/17 Jahren steigt die Gewalt weiter an, bis sie sich dann im 18. Lebensjahr halbiert. Danach findet eine kontinuierliche Abnahme bis zum Alter von 27 Jahren statt. Laut Roth haben Gewalttäter kognitive und emotionale Defizite. Dabei nennt er die motorische Hyperaktivität, welche es sehr schwer macht zu unterscheiden, ob ein Kind nun ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- /Hyperaktivitätsstörung) hat oder ob sie wirklich potentielle impulsive Gewalttäter sind. Früher war dies noch nicht so gut erforscht wie heute, deshalb konnte man diese Unterscheidung auch nur schwer oder gar nicht machen. So sah man viele der ADHS-Kinder als zukünftige Straftäter an. Heute jedoch ist man sich im Klaren darüber, dass es einen Unterschied zwischen den beiden Gruppen gibt. Gewalttätiges Verhalten ist nicht nur rein genetisch veranlagt, meint Roth. Es entsteht aus einer Mischung aus genetischen bzw. epigenetischen Mechanismen und negativen Umwelteinflüssen. Die genetischen Umwelteinflüsse sind meist schon vorgeburtlich oder früh nachgeburtlich erworben worden wie zum Beispiel körperlicher Misshandlung oder sexuellem Missbrauch. Diese Ereignisse beeinträchtigen die Entwicklung des Stressverarbeitungs- und Selbstberuhigungssystem. Daraus folgt, dass viele impulsive Handlungen hervorgerufen werden, welche auch meist gewalttätige Handlungen sind. Zudem wird das gewalttätige Verhalten auch vom Geschlecht, dem Alter und dem Serotoninund Testosteronspiegel beeinflusst. Es können durchaus Parallelen zwischen den Erläuterungen von Roth und den gelesenen Texten gezogen werden. Zum einen werden einige Faktoren der Psychopathie nach PCL-R genannt. Faktor 1: Aggressiver Narzissmus, welcher auch mit einer Cluster B Persönlichkeitsstörung (Narzissmus) viele Gemeinsamkeiten Besitz. Bei Beiden werden das übersteigerte Selbstwertgefühl und die Empathielosigkeit genannt. Bei Roth kommen noch Michelle Lienhard & Géraldien Wild einige andere Aspekte dazu, von welchen im Text <<Persönlichkeitsstörungen>> nicht die Rede war. Beispiele dazu sind: Kein Verantwortungsgefühl für das eigene Handeln und die sprachliche Gewandtheit sowie das Betrügen und Manipulieren. Diesen Faktor 1 würden wir ebenfalls zum Narzissmus zählen, jedoch stellt sich für uns die Frage in wie weit diese aggressiv ist. Die einzige teilweise aggressive Handlung könnte das Betrügen und das pathologische Lügen sein. Man könnte auch sagen, dass der Faktor 1 eine Mischung aus der narzisstischen, sowie aus der histrionischen Persönlichkeitsstörung ist. Das manipulative Verhalten tritt häufig bei der letzteren Persönlichkeitsstörung auf. Ein zweiter Faktor ist das sozial abweichende Verhalten. Dieser Faktor ähnelt sehr der antisozialen Persönlichkeitsstörung. Die Betroffenen handeln oft verantwortungslos und haben ihr Verhalten schlecht unter Kontrolle, genau so wird auch der zweite Faktor von Roth beschrieben. Eine weitere Gemeinsamkeit ist die frühe Verhaltensauffälligkeit. Es wird ein vermehrtes Auftreten von Tierquälerei, Lügen, Stehlen, Sachbeschädigung und Diebstahl genannt. Einige neue Faktoren, die beim Faktor 2 genannt werden und im Text <<Persönlichkeitsstörungen>> nicht vorkommen sind zum Beispiel: die Ausrichtung auf maximale Trieb- und Bedürfnisbefriedigung sowie die Gier nach Stimulation und Aufregung. Im Gegensatz zum Faktor 1 kann man schon viel eher von einem aggressiven Verhalten sprechen. Zudem trifft hier die Beschreibung des sozial abweichenden Verhaltens recht gut zu. Jedoch wenn man es kritisch betrachtet, kann man auch wiederum an der Definition von sozial abweichenden Verhalten zweifeln, was denn nun wirklich als von der Norm abweichend bezeichnet wird und wer oder was überhaupt die Norm festlegt und definiert. Roth spricht auch von den psychopathischen Gewalttätern, welche in ihrer frühen Jugend Opfer von Gewalt, wie zum Beispiel sexuellem Missbrauch oder Beschämungs- und Ausgrenzungserlebnisse. Zudem spricht er auch von einem brutalem Vater und einer gefügigen Mutter, die das Kind verhätschelt. Die betroffene Person will sich nun an der Gesellschaft rächen. Roth sagt hier ganz klar, dass es sich um eine Persönlichkeitsstörung handelt. Jedoch nennt er nicht welche er meint. Auf der Basis unseres Fachwissens über die Bedingungen einer solchen Störung aus dem Text <<Persönlichkeitsstörungen>> können wir auf die narzisstische Persönlichkeitsstörung schliessen. Im Text wurde ebenfalls genannt, dass diese Störung in der Kindheit ihren Ursprung findet und durch zu viel oder auch zu wenig Wertschätzung der Bezugspersonen ausgelöst werden kann. Diese Aussage von Roth widerspricht jedoch leicht seinen zuvor genannten Voraussetzungen für ein gewalttätiges Verhalten. In diesem Fall gibt es nur negative Umwelteinflüsse, die genetischen Faktoren spielen hier keine Rolle oder werden einfach aussenvor gelassen. „Strafe wird nur selten als gerecht, sondern vielmehr als demütigend empfunden, und dies ruft das Gefühl nach Rache hervor.“ Bringt man diese Aussage von Roth nun in den Zusammenhang mit dem Standford Prisoner Experiment, heisst das, dass die Freiwilligen, welche ohne Grund eingesperrt wurden, ihren Gefängnisaufenthalt als demütigend empfunden haben. Aus den Auszügen aus dem Text ging jedoch hervor, dass die „Gefangenen“ sich nicht durch den Gefängnisaufenthalt an sich gedemütigt gefühlt haben, sondern durch die Art wie sie behandelt wurden. Die respektlose Behandlung der Wärter, die Anonymisierung sowie die Depersonalisierung machten ihnen das Leben schwer. Roth nennt auch einige Lösungsvorschläge welche man anwenden kann, um die Straftäter zu bessern, jedoch sind die wenigsten genügen gut erforscht, um ihnen wirklichen Erfolg zu garantieren. Zudem ist jeder Straftäter ein Individuum, das auch als solches behandelt Michelle Lienhard & Géraldien Wild werden muss. Das heisst die Straftäter als Ganzes ist eine solch heterogene Masse, dass man nur schwer eine allgemeingültige Lösung finden kann.