wissenschaft & forschung | Begutachtetes Original Eingereicht: 22. 7. 2008 Akzeptiert: 24. 11. 2008 Öffentliche Einrichtungen wie Grundschulen sind wichtige Orte für präventive Ansätze zur Gesundheitsförderung von Kindern. Für die Ableitung des Bedarfs an präventiven Maßnahmen wie auch zur anschließenden Evaluation stellt das Schulfrühstück einen sehr gut beobachtbaren Teil des Ernährungsverhaltens dar, der zudem auch praktisch erprobt und verbessert werden kann. In dieser Arbeit werden Ergebnisse aus einer Vielzahl von Studien zusammengefasst, mit denen im Hinblick auf Lebensmittelverzehr und Nährstoffzufuhr beim Schulfrühstück die Ist-Situation dargestellt wird. Anamnese des Schulfrühstücks von Grundschulkindern Hintergrund und Fragestellung Aktuelle Daten des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS) des Robert Koch-Instituts zeigen den Stand der Adipositassituation in Deutschland [vgl. 1, 2]. Danach sind in Deutschland 15 % aller Kinder und Jugendlichen im Alter von 3–17 Jahren übergewichtig und 6,3 % adipös. Deshalb werden Forderungen nach einer präventiven Gesundheitsstrategie laut, die die wesentlichen Ursachen von Übergewicht und Adipositas analysiert und gesundheitsförderliche Maßnahmen initiiert [3]. eine wichtige Voraussetzung für Leistungsfähigkeit, Konzentration, Gesundheit und Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen dar. MOLDERINGS [4] fasst verschiedene Untersuchungen zusammen, die diese Zusammenhänge aufzeigen. So gilt die Auswirkung einer Mahlzeit auf den Blutglukosespiegel, der die Gedächtnisleistung des Menschen positiv beeinflusst, als relativ gesichert und eindeutig nachprüfbar. Darüber hinaus findet LOGUE [5] in verschiedenen Studien, dass Nährstoffe bzw. der Verzehr von Lebensmitteln Auswirkungen auf das Aktivitätsniveau und die Leistungsfähigkeit des Menschen haben. Das Schulfrühstück stellt einen wichtigen Ansatzpunkt bei der Umsetzung dieser Forderung dar und ist unter verschiedenen Gesichtspunkten von zentraler Bedeutung. Zum einen ist es eine wichtige Messgröße, da es in einem öffentlichen Raum eingenommen wird und von Lehrern und Wissenschaftlern beobachtet werden kann. Mahlzeiten, die zu Hause eingenommen werden, sind nur schwer einseh- und messbar. Darüber hinaus können nach einer Bestandsaufnahme der Ist-Situation und ihrer sorgfältigen Analyse Empfehlungen ausgesprochen, Präventionsangebote erarbeitet und umgesetzt werden. Insbesondere kann die Wirksamkeit schulischer Maßnahmen hiermit überprüft werden. Das Schulfrühstück stellt darüber hinaus In einer Auswertung von Literaturbefunden [6] zum Zusammenhang zwischen dem Frühstücksverzehr und der Leistungsfähigkeit von Kindern deuten einige Studienergebnisse darauf hin, dass Kinder bestimmte kognitive Fähigkeiten besser einsetzen können, wenn ein Frühstück eingenommen wurde. Des Weiteren scheinen nach einigen Befunden Leistungsfähigkeit, Reaktionsschnelligkeit und Wachheit von einem Frühstücksverzehr abhängig zu sein. DIEBSCHLAG [7] wie auch KAISER & KERSTING [6] merken jedoch an, dass es zwar einige Untersuchungen gibt, die einen Zusammenhang zwischen Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit und Ernährung aufzeigen, dass diese aber häufig methodische Schwächen aufweisen, da sie externe Einflussmöglich- Bedeutung des Schulfrühstücks Univ.-Prof. Dr. Günter Eissing Technische Universität Dortmund Fakultät 14 – Hauswirtschaftswissenschaften Emil-Figge-Str. 50 44227 Dortmund E-Mail: eissing @fk14.tudortmund.de 140 Ernährungs Umschau | 3/09 Weitere Autoren: M. Molderings T. Nolle-Gösser N. Bönnhoff Das Schulfrühstück stellt eine wichtige Voraussetzung für Konzentration, Gesundheit und Wohlbefinden von Kindern dar. keiten wie soziale und psychische Gegebenheiten vernachlässigen. Darüber hinaus können sie kausale Zusammenhänge zwischen Nährstoffen und Wohlbefinden nicht explizit nachweisen. KAISER & KERSTING [6] betonen resümierend, dass die Verbesserung spezifischer Schulleistungen kein Resultat einer erhöhten Einnahme bestimmter Lebensmittel sein kann. Durch eine ausgewogene Ernährung können die physiologischen Bedingungen geschaffen werden, um „normale“ Leistungen der Kinder zu ermöglichen und Fehlernährung zu verhindern. Bezüglich der Flüssigkeitszufuhr und der mentalen Leistungsfähigkeit konnten die Rosbacher Trinkstudien [vgl. 9] den Zusammenhang nachweisen, dass eine bereits geringe Dehydratation sich auf die kognitive Leistungsfähigkeit auswirkt. Bereits temporäre Flüssigkeitsdefizite beeinflussen danach die mentale Leistungsfähigkeit der Schüler sowie die Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses. Eine ausreichende und regelmäßige Flüssigkeitszufuhr beeinflusst die Energieund Nährstoffzufuhr. Weiterhin steigt der Flüssigkeitsbedarf der Schüler bei sportlicher Aktivität und beim Spielen in der Schulpause z. T. auf das Doppelte an [9]. Die Literaturbefunde unterstreichen die Bedeutung des Schulfrühstücks und einer damit verbundenen Flüssigkeitsaufnahme entsprechend den Empfehlungen der Optimierten Mischkost [vgl. 10] und heben die Wichtigkeit der Untersuchung des Schulfrühstücks von Grundschulkindern hervor. Forschungsbedarf und -hintergrund Von diesen Hinweisen ausgehend, dass das Frühstück eine für die kognitive und physische Leistungsfähigkeit der Kinder wichtige Mahlzeit darstellt, begründet sich die Forderung nach der Evaluation des Schulfrühstücks sowie der Implementierung geeigneter Interventionsprogramme und deren Bewertung. Erstaunlicherweise sind zu diesem Bereich kaum Untersuchungen bekannt und der Evaluation wurde bislang nur wenig Beachtung geschenkt. Eine der wenigen neuen Untersuchungen, die sich eingehender mit dieser Thematik befasst, stammt von MOLDERINGS [4]. Hierbei ging es um die Evaluation verschiedener päda- Methodik Studiendesign Im Rahmen verschiedener Forschungsarbeiten wurden die Frühstücksgewohnheiten in der Schule von 1 554 Grundschulkindern der 1. und 2. Klasse untersucht. Die einzelnen Studien stammen aus den Jahren 2004–2007 (vgl. 쏆 Tabelle 1). In den Untersuchungen wurden beglei- Nr. Studie Erhebungsjahr Schuljahr 1 MOLDERINGS [4] 2004 2005 2 EISSING [12] 3 ROBBEN [13] Literaturtipp zum Thema: Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) (Hg.): Empfehlungen für das Frühstück. Das Frühstücks-Zweimaleins. Dortmund (2006 + erste Auflage 1994) gogisch-didaktischer Ansätze im Rahmen der gesundheitsförderlichen Ernährungserziehung in der Grundschule. Erforscht wurde der Einfluss von Unterrichtsformen, Elterneinbeziehung und Zielvereinbarung hinsichtlich einer Veränderung des Ernährungsverhaltens [vgl. 11]. Der vorliegende Aufsatz richtet sein Augenmerk auf das Frühstück von Grundschulkindern. Dabei stehen die Ergebnisse hinsichtlich des Lebensmittelverzehrs und des Getränkekonsums im Vordergrund. Durch diese wird eine umfassende Betrachtung des Schulfrühstücks in Abhängigkeit von Gewohnheiten, Präferenzen, Abwechslung, Nährstoffversorgung und Energiezufuhr möglich. Anzahl Klassen Anzahl Schüler 1. + 2. Klasse 1. Klasse 12 17 289 403 2006 1. + 2. Klasse 14 306 2005/2006 2006/2007 1. Klasse 1. + 2. Klasse 6 18 148 408 Gesamt 1 554 쑺 Tab. 1: Der Studie zugrundeliegende Untersuchungen Ernährungs Umschau | 3/09 141 wissenschaft & forschung | Begutachtetes Original tend zu schulischen Interventionen Prä- (vor der Intervention), Post- (direkt nach der Intervention) und Follow-up-(ca. 6 Monate nach der Intervention)Frühstücksanamnesen durchgeführt. Da die Datenerhebung jeweils durch eine einwöchige (5-tägige) Protokollierung des Schulfrühstücks der Kinder erfolgte, liegen von 1 554 Schülern insgesamt 22 500 Frühstücksanamnesen vor. Im Rahmen dieses Aufsatzes wurden jedoch nur die Prä-Daten einbezogen, da diese die Frühstücksgewohnheiten von Grundschulkindern ohne Interventionseffekte widerspiegeln. Frühstücksanamnese ben, die dem Brotbelag zugeordnet werden können, wurden meist in Scheiben oder Gramm (g) notiert, die sich an einer standardisierten Vorgabe orientierten. Diese Mengenangaben wurden gewählt, um eine schnellere Notation zu gewährleisten. Bei der späteren Auswertung der Daten wurde eine Umwandlung der Mengen aller Lebensmittel, soweit erforderlich, in Gramm (g) oder Milliliter (ml) anhand der „MONICAMengenliste“ [14] und der „Mengenlehre für die Küche“ [15] vorgenommen [vgl. 4]. Dies diente in erster Linie der Vergleichbarkeit der Daten bei nachfolgenden Analysen und wurde in allen oben genannten Studien angewandt. Die Frühstücksanamnesen erfolgten durch geschulte Mitarbeiter, die vor der Frühstückspause die mitgebrachten Lebensmittel der Kinder mit Hilfe eines Protokoll- bzw. Anamnesebogens notierten. Für eine schnelle Notierung der einzelnen Lebensmittel sind auf dem Anamnesebogen folgende Gruppen vorgegeben: Brot, Cerealien, Belag, Obst, Gemüse, Süßwaren, Milcherzeugnisse, Getränke. In jeder Kategorie können neben den angegebenen Lebensmitteln, die in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet sind, auch weitere Produkte unter der Rubrik „Sonstiges“ eingetragen werden [4]. Bei der Anamnese wurde darauf geachtet, dass ausschließlich die Musterfrühstück nach OptimiX Lebensmittel notiert wurden, die die Schüler von zu Hause mitbrach- Dateneingabe und -auswertung ten. Lebensmittel, die anlässlich eines Geburtstages von Schülern an Mit- Die Dateneingabe der Protokolle erschüler verteilt wurden, wurden dem- folgte zunächst mit der Standardsoftentsprechend nicht berücksichtigt. ware Microsoft Excel. Berechnet Da die Erhebung vor der ersten Früh- wurde zunächst der Wochenmittelstückspause (i. d. R. nach der 2. Un- wert. Die weitere statistische Auswerterrichtsstunde) stattfinden musste tung erfolgte mit dem Statistik-Pround somit zeitlich begrenzt war, gramm SPSS, Version 15.0. wurde von einer Wägung der Le- Um übersichtliche und zusammenbensmittel abgesehen. fassende Aussagen zu ermöglichen, Die Mengenangabe erfolgte in der wurden die meist spezifisch protokolRegel in direkt beobachtbaren Ein- lierten Lebensmittel in Obergruppen heiten wie Stück (Stk.), Scheibe zusammengefasst. Die vorliegende (Sch.) oder Milliliter (ml). Die Anga- Einteilung und die damit verbun- 142 Ernährungs Umschau | 3/09 dene Begriffsbestimmung der Lebensmittelgruppen zeichnen sich dadurch aus, dass sie größtenteils auf der Grundlage des Lebensmittelrechts [16] gebildet wurden. Die Einordnung der Lebensmittel in die Oberkategorien „wünschenswert“ und „nicht wünschenswert“ erfolgte auf der Basis der D-A-CH-Referenzwerte [17] sowie den Empfehlungen von OptimiX [10]. Lebensmittel mit einer geringen Nährstoffdichte wie z. B. süße und fettreiche Snacks sowie Limonaden werden im Rahmen einer vollwertigen Ernährung als „weniger empfehlenswerte“ Lebensmittel aufgelistet. Lebensmittel mit einer hohen Nährstoffdichte wie z. B. Vollkornbrot, Obst und Gemüse werden im Gegensatz dazu ausdrücklich empfohlen [18–20]. In die Kategorie der „wünschenswerten Lebensmittel“ wurden somit Lebensmittel aufgenommen, die zu einer ausgewogenen und vollwertigen Ernährung der Kinder gehören [4]. Um weitere Aussagen zur Energieund Nährstoffzufuhr treffen zu können, wurden die Mittelwerte der einzelnen Lebensmittel in das Nährwertberechnungsprogramm PRODI, Version 5 expert, eingegeben und differenziert nach einzelnen Nährstoffen ausgewertet. Ergebnisse Stichprobenbeschreibung Für 793 Jungen (51 %) und 761 Mädchen (49 %) liegen die Ergebnisse der Frühstücksanamnesen vor (insgesamt 1 554 Kinder). In die Studie wurden nur die Daten von Schülern der 1. und 2. Klasse einbezogen, dementsprechend waren die Kinder zwischen sechs und acht Jahre alt. Lebensmittelverzehr Einen Überblick über die Verzehrsdaten des Schulfrühstücks der Schülerinnen und Schüler der 1. und 2. Klasse gibt 쏆 Tabelle 2. Die Ergebnisse sind in Anlehnung an die Le- Verzehr von Getreideund Getreideerzeugnissen Getreide und Getreideerzeugnisse wurden differenziert nach ihrem Vollkornanteil betrachtet. Zur Gruppe mit Vollkornanteil wurden z. B. Schwarzbrot, Vollkornbrot/-brötchen, Toastbrot mit Vollkornanteil sowie ungesüßte Frühstückscerealien mit Vollkorn oder Vollkornanteil gezählt. Unter einer zweiten Gruppe wurden Brot- und Brötchensorten ohne Vollkorn oder Vollkornanteil zusammengefasst, z. B. Weißbrot/ -brötchen, Roggenbrot/-brötchen, Milchbrötchen, Fladenbrot und (gesüßte) Frühstückscerealien ohne Vollkorn oder Vollkornanteil. Getreideerzeugnisse ohne Vollkornanteil wurden von den Schülerinnen und Schülern vorwiegend (MW = 37,8 g) und Getreideerzeugnisse mit Vollkorn oder Vollkornanteil dagegen nur in geringer Menge (MW = 3,7 g) verzehrt. Jungen verzehrten insgesamt etwas mehr als Mädchen, konsumierten aber weniger Vollkornprodukte. Die tägliche mittlere Verzehrsmenge an Getreide und Getreideerzeugnissen betrug 41,5 g; diese Menge entspricht etwa einer Scheibe Brot oder einem Brötchen. Obst- und Gemüseverzehr 30,0 25,0 Anteil Schüler (%) bensmittelgruppen der DGE [21] dargestellt, differenziert nach Mädchen und Jungen. Um die Verzehrsdaten später mit den Empfehlungen vergleichen zu können, werden diese in höher aggregierten Lebensmittelgruppen dargestellt. Unter Getreide und Getreideerzeugnisse sind alle Brot- und Brötchensorten sowie Frühstückscerealien gefasst. Konsummilch (verschiedene Fettstufen), Milchmischgetränke (z. B. Kakao, Vanillemilch) und Milcherzeugnisse (z. B. Käse, Jogurt) fallen in die Lebensmittelgruppe Milch- und Milcherzeugnisse. Dementsprechend werden Milch und Milchmischgetränke nicht den Getränken zugeordnet. 20,0 15,0 10,0 5,0 0,0 0 is 1b 50 51 bis 1 10 bis 0 15 1 15 bis 0 20 is 1b 20 0 25 1 25 bis 0 30 M r eh als 0 30 Verzehrsmengen (ml) Abb. 1: Milch und Milchmischgetränke (ml) für das Schulfrühstück Obst und Gemüse verzehrt, diese Menge kommt etwa einem Viertel Apfel oder einem Drittel Möhre gleich. Mengenmäßig überwiegt der Obstverzehr mit 22,8 g. Mädchen verzehrten mit 36,6 g 32 % mehr als Jungen mit 27,6 g. Milch und Milcherzeugnisse Milch und Milcherzeugnisse werden differenziert nach Milch und Milch- mischgetränken (z. B. Konsummilch, Kakao, Vanillemilch) und Milcherzeugnissen (z. B. Käse, Jogurt). Probiotische Getränke sind der Gruppe der Milch und Milchmischgetränke zugeordnet worden. Während die Mädchen weniger Milch und Milchmischgetränke verzehrten (100,7 ml) als die Jungen (121,3 ml), aßen diese weniger Milcherzeugnisse wie Käse oder Jogurt (vgl. 쏆 Tabelle 2). Insgesamt lag die Zufuhrmenge von Milch Lebensmittel Geschlecht männlich (n = 793) – x s Gesamt – x weiblich (n = 761) (n = 1 554) s – x s Getreide u. Getreideerzeugnisse (g) Getreide/Getreideerzeugnisse mit Vollkorn oder Vollkornanteil (g) Getreide/Getreideerzeugnisse ohne Vollkorn oder Vollkornanteil (g) 42,5 25,4 40,4 22,8 41,5 24,2 3,4 8,6 4,0 9,8 3,7 9,2 39,1 25,9 36,4 23,1 37,8 24,6 Obst und Gemüse Gesamt (g) Gemüse (g) Obst (g) 27,6 7,4 20,2 37,8 17,8 32,3 36,6 11,1 25,5 43,4 23,1 33,6 32,0 9,2 22,8 40,9 20,7 33,1 Milch und Milcherzeugnisse (ml) Milch und Milchmischgetränke (ml) Milcherzeugnisse (g) 133,0 121,3 11,7 119,8 118,2 23,5 114,8 100,7 14,1 119,4 116,9 25,3 124,1 111,2 12,9 119,9 118,0 24,4 Getränke (gesamt) (ml) Ungesüßte Getränke (ml) Gesüßte Getränke (ml) 223,9 140,0 83,8 180,1 163,2 130,4 239,0 167,6 71,4 174,2 166,2 111,0 231,3 153,6 77,7 177,4 165,2 121,4 13,3 13,8 12,7 11,7 13,0 12,8 6,1 5,1 5,9 4,7 6,0 4,9 13,1 25,7 12,8 16,7 13,0 21,8 Fleisch und Wurstwaren (g) Streichfett (g) Süßwaren und Backwaren (g) Durchschnittlich wurden von den Schülerinnen und Schülern 32,0 g 0 10 Tab. 2: Lebensmittelmengen des Schulfrühstücks nach Lebensmittelgruppen Ernährungs Umschau | 3/09 143 쑺 wissenschaft & forschung | Begutachtetes Original Schule gebracht. Im Gesamt-Durchschnitt betrug die Menge 231,3 ml. 쏆 Abbildung 2 zeigt die durchschnittlich mitgebrachte Menge an Getränken, differenziert nach Mineralwasser, Fruchtsäften (z. B. Apfelsaft, Orangensaft, Multivitaminsaft und Bananensaft), Fruchtsaftgetränken (alle Getränke mit Zuckerzusatz und geringem Fruchtsaftanteil), stark zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken (Colagetränk, Limonaden, Eistee und Energy-Drinks), Fruchtschorlen, Tees (Kräuter- und Früchtetees) und sonstigen Getränken (Vitaminbrause, Gummibärchentee). Es zeigt sich, dass Mineralwasser (49,4 ml) und Fruchtsäfte (49,2 ml) die mengenmäßig am häufigsten mitgebrachten Getränke sind. Weiterhin werden diverse Fruchtsaftgetränke und Limonaden, also Getränke mit zugesetztem Zucker mitgebracht. Fruchtsaftgetränke liegen bei einer mittleren Verzehrsmenge von 40,4 ml und Limonaden von 34,8 ml. Tees werden mit 20,3 ml deutlich weniger konsumiert. und Milcherzeugnissen bei 124,1 ml. 쏆 Abbildung 1 zeigt die Verteilung der Verzehrsmengen von Milch und Milchmischgetränken. 20 % der Schüler trinken in der Schule keine Milch oder Milchmischgetränke. Ein Viertel trinkt bis zu 50 ml, etwa 15 % konsumieren zwischen 50 ml und 200 ml. Von 35 % werden 200 bis 300 ml verzehrt. Nur eine geringe Anzahl der Schüler konsumiert mehr als 300 ml (3,2 %). Verzehrsspitzen finden sich einmal in der Kategorie 201 ml bis 250 ml, da hier die Schulmilch mit 250 ml zum Tragen kommt. Eine weitere Spitze liegt bei der Kategorie 1 ml bis 50 ml vor, die sich vornehmlich durch gelegentlichen Verzehr probiotischer Drinks (meist 125 ml) erklärt. Getränke Getränke wurden unterteilt in ungesüßte (z. B. Wasser, Kräuter- und Früchtetees, Fruchtsaftschorlen und Fruchtsäfte) sowie gesüßte Getränke (z. B. Limonaden, Fruchtsaftgetränke). Die mittlere Verzehrsmenge an mitgebrachten Getränken beträgt 223,9 ml bei den Jungen und 239,0 ml bei den Mädchen. 쏆 Tabelle 2 zeigt, dass Mädchen etwas weniger gesüßte Getränke zu sich nahmen als Jungen, die dementsprechend weniger ungesüßte Getränke tranken. Etwa 78 % der Schülerinnen und Schüler haben Getränke mit in die Süßwaren und Backwaren Die Gruppe der Süß- und Backwaren umfasst verschiedene Sorten Süßigkeiten mit und ohne Schokolade sowie süße Brotbeläge (z. B. Schaumkuss, Nuss-Nougat-Creme, Marmelade), gesüßte Cornflakessorten, Müsliriegel, verschiedene Sorten Gebäck 60 Verzehr (ml) 50 40 Im Mittel wurden von den Schülern mit dem Schulfrühstück 486 kcal (2035 kJ) aufgenommen. Eine Auswertung der Verzehrsdaten wurde weiterhin nach Nährstoffen durchgeführt (쏆 Tabelle 3). In der Auswertung wurde hinsichtlich Jungen und Mädchen nicht unterschieden, da sich die Referenzwerte lediglich in Bezug auf die Energiezufuhr und dementsprechend auf die energieliefernden Nährstoffe hinsichtlich des Geschlechts unterscheiden. Weiterhin ist der relative Anteil an dem Referenzwert für den Tag angeführt. Die Energiezufuhr beträgt 27 % des Tagesreferenzwertes. Für die Betrachtung der Nährstoffe wird ein Toleranzfeld von 20–30 % zugrunde gelegt. Im Vergleich hierzu weisen Protein mit 50 %, gesättigte Fettsäuren mit 47 % sowie Phosphor mit 32 % und Magnesium mit 43 % höhere Werte auf. Sehr hoch sind die Werte für Natrium mit 103 % und Vitamin K mit 91 %. Niedriger als das Toleranzfeld sind die Werte für mehrfach ungesättigte Fettsäuren mit 12 %, Cholesterin mit 9 %, Jod mit 12 % sowie Folsäure mit 10 % und Vitamin D mit 6 %. 20 Diskussion 10 Das Erhebungsverfahren se as lw a r e ) ml r( c u Fr ) ml ft ( a hts u Fr ts ch nk ä etr g aft ) * ke än etr sg g un ch s fri Er l (m l) (m h uc Fr tsc ) ml ( le r ho e Te l) (m e eG g sti on ) ml ( ke n trä S Getränkeart Abb. 2: Getränke des Schulfrühstücks differenziert nach verschiedenen Getränkearten (* inkl. Eistee und Energy-Drinks) 144 Energie- und Nährstoffzufuhr 30 0 n Mi (Zwieback, Waffeln, Crepes, Donuts, Muffins, Nussecken, Kekse, Rührkuchen), süße Brötchen (Schokoladenbrötchen und (Schokoladen-)Croissants). Die mittlere Verzehrsmenge dieser Produkte lag bei 13,0 mg. Jungen und Mädchen unterschieden sich hinsichtlich der mitgebrachten Menge fast nicht (vgl. 쏆 Tabelle 2). Ernährungs Umschau | 3/09 Als Erhebungsverfahren wurde ein prospektives Verfahren gewählt, welches den laufenden Lebensmittelverzehr bzw. die mitgebrachten Lebensmittel, die zum Verzehr bestimmt sind, protokolliert [vgl. 9]. Demnach werden die zu verzehrenden Lebensmittel aufgeschrieben, nicht aber die verzehrten. Jedoch kann davon ausgegangen werden, dass die angege- Nährstoff % TagesReferenzwert Energiezufuhr 486 kcal Nährstoff 27 Natrium % TagesReferenzwert 475,0 mg 103 2,0 mg 21 Energiezufuhr 2 036 kJ 27 Eisen Kohlenhydrate 69,0 g 25 Jod Fett 17,0 g 29 Zink 1,9 mg 27 Protein 12,0 g 50 Vitamin B1 (Thiamin) 0,2 mg 20 Gesättigte Fettsäuren 7,0 g 47 Vitamin B2 (Riboflavin) 0,3 mg 27 Einfach ungesättigte Fettsäuren 6,3 g 26 Niacin-Äquivalent Mehrfach ungesättigte Fettsäuren 2,3 g 12 Vitamin B6 (Pyridoxin) 26,0 mg 9 Cholesterin Wasser Ballaststoffe 366,0 g 23 17,0 μg Folsäure Vitamin B12 (Cobalamin) 4,0 g 22 Vitamin C (Ascorbinsäure) 249,0 mg 28 Retinol-Äquivalent Kalium 516,0 mg 32 74,0 mg 254,0 mg Phosphor 0,2 mg 29,9 μg Calcium Magnesium 3 451,3 μg 12 29 29 10 0,7 μg 22,9 mg 29 188,4 μg 24 Vitamin D (Calciferol) 0,3 μg 6 43 Vitamin E (Tocopherol) 2,3 mg 24 32 Vitamin K (Phyllochinon) 27,4 μg 91 Tab. 3: Mittlere Nährstoffzufuhr durch das Schulfrühstück benen bzw. vorgezeigten Lebensmittel auch verzehrt werden, weil Eltern oder Erziehungsberechtigte in der Regel Art und Menge der Lebensmittel anpassen, wenn diese gehäuft wieder mit nach Hause gebracht werden. Diese direkte Methode [22] wurde einer retrospektiven Erhebungsmethode, bei der nach der vergangenen Lebensmittelaufnahme gefragt wird, vorgezogen. Das Ernährungsprotokoll oder die Ernährungsanamnese kann als eine genauere Erhebungsmethode im Vergleich zur eine retrospektiven Methode oder einer schriftlichen sowie mündlichen Befragung angesehen werden, da sie den methodischen Vorteil besitzt, dass sie nicht auf eine Erinnerungsfähigkeit der Probanden angewiesen ist, bei der es häufig zu unvollständigen oder falschen Angaben kommt. Darüber hinaus fehlt den Schülern für eine eigenständige Protokollierung in diesem Alter die nötige Sachkundigkeit und Schreibkompetenz. Der Einsatz dieser Methode eignet sich daher besonders für die Ernährungserhebung bei Kindern und kommt somit der Forderung nach einer objektiven Erhebungsmethode im Bereich der Er- nährung nach [22]. Außerdem unterscheiden sich aufgrund dieses Vorgehens die vorliegenden Studien von vielen anderen, die meist nur eine schriftliche Befragung mittels Fragebögen als Erhebungsmethode zugrunde legen. OLTERSDORF [22] macht aber auch auf die Nachteile einer Protokoll-Methode aufmerksam, bei der allein durch die Anwesenheit der protokollierenden Personen und die Tatsache, dass sich die Probanden beobachtet und überprüft fühlen, eine Verhaltensänderung eintritt. Diese Tatsache hat in der vorliegenden Studie insofern nur eine geringe Bedeutung, da davon ausgegangen wird, dass die Frühstückslebensmittel vorrangig von den Eltern bestimmt werden und die direkte Ankündigung der Anamnese über eine Woche vermieden wurde. Empfohlene Lebensmittelverzehrsmengen Für das 1. und 2. Frühstück wurden die Richtwerte anhand der empfohlenen Lebensmittelverzehrsmengen der Optimierten Mischkost berechnet1. 쏆 Tabelle 4 gibt die daran orientierten empfohlenen Frühstücksverzehrsmengen der 6- bis 7-Jährigen wieder. Sie sollen dem Vergleich mit den hier erhobenen Daten dienen. Die durch die Frühstücksanamnesen erfassten Verzehrsmengen für das Schulfrühstück werden mit den Empfehlungen verglichen. Die Menge der mitgebrachten Getreide und Getreideerzeugnisse (41,5 g) lag mit 21 % unter den Empfehlungen (50,57 g). Bei Obst und Gemüse wurden nur ein Drittel der Empfehlungen verzehrt. Die mitgebrachte Menge und somit der Konsum sollte hier deutlich höher liegen (+ 66 g). Milch und Milcherzeugnisse lagen mit 124,1 g/ ml weit über den Vergleichswerten, was insbesondere im Hinblick auf die Calciumversorgung positiv zu bewerten ist. Getränke lagen mit 231,3 ml ebenfalls über den Empfehlungen von 205 ml. Die Flüssigkeitsversorgung ist somit als ausreichend zu bewerten. Ebenfalls positiv ist zu bewer1 Dr. KERSTING und Dr. CLAUSEN (FKE Dortmund) gilt unser Dank für die Bereitstellung der Daten. Ernährungs Umschau | 3/09 145 쑺 wissenschaft & forschung | Begutachtetes Original OptimiX Lebensmittelverzehrsmengen (FKE) Empfohlene Verzehrsmenge für das 1. & 2. Frühstück (g bzw. ml) Empfohlene Verzehrsmenge für das 2. Frühstück (g bzw. ml) Schulfrühstück Mittlere Verzehrsmenge aus Anamnese Schulfrühstück (g bzw. ml) Lebensmittelgruppe Getreide/Getreideerzeugnisse 118 51 42 Obst und Gemüse 195 99 32 Milch/Milcherzeugnisse 185 26 124 Getränke 334 206 231 13 – 13 Gesamtmenge 845 381 442 sonstige, nicht in Lebensmittelgruppen erfasste Lebensmittel (Nüsse, Wurstwaren, Streichfett etc.) 24 4 8 869 385 449 zucker- und fettreiche Lebensmittel Tab. 4: Empfohlene Lebensmittelverzehrsmengen der Optimierten Mischkost1 und ermittelte Lebensmittelverzehrsmengen des Schulfrühstücks ten, dass doppelt so viele ungesüßte Getränke konsumiert wurden wie gesüßte. Der Konsum von gesüßten Getränken kann aber durchaus noch reduziert werden. Zucker- und fettreiche Lebensmittel in Form von Süßigkeiten und Backwaren sind in den Empfehlungen für das 2. Frühstück nicht vorgesehen, werden aber häufig verzehrt. Da es sich bei der Gruppe der sonstigen Lebensmittel (Nüsse, Wurstwaren, Streichfette etc.) um sehr fettreiche Produkte handelt, könnte diese auch der Gruppe der zucker- und fettreichen Lebensmittel zugeordnet werden, so dass diese dann entsprechend anders zu bewerten ist. Der Konsum von zucker- und fettreichen Lebensmitteln läge dann mit 20,7 g über den Empfehlungen von 4,29 g (+ 16,4 g). Nährstoff Anteil der Energiezufuhr (%) Referenzwerte Schulfrühstück Kohlenhydrate 50–55 58 Fett 30 32 Protein 15–20 10 Tab. 5: Anteil der Energiezufuhr durch die energieliefernden Nährstoffe nach Referenzwerten [17] und Schulfrühstückanamnese 146 Ernährungs Umschau | 3/09 Bei der Bewertung und Interpretation der vorliegenden Verzehrsmengen muss beachtet werden, dass diese mitunter nicht nur das 2. Frühstück widerspiegeln, sondern als Bestandteil des 1. Frühstücks und Mittagessens zu berücksichtigen sind. Die Schüler sind bei der Erhebung nicht gefragt worden, ob sie bereits gefrühstückt haben oder wie lange sie an der Schule verweilen und ob das mitgebrachte Frühstück mehrere Mahlzeiten abdecken muss. Energiezufuhr Es werden im Mittel 70 g Kohlenhydrate (58 % der Energiezufuhr; auf 쏆 Tabellen 3 und 5), 17 g Fett (32 % der Energiezufuhr) und 12 g Protein (10 % der Energiezufuhr) aufgenommen. Als Empfehlungen für die Verteilung der Energie [vgl. 17] auf die energieliefernden Nährstoffe gilt, dass 50–55 % der Energie aus Kohlenhydraten, 30 % aus Fett und 15– 20 % aus Protein stammen sollten (쏆 Tabelle 5). Der Vergleich der Werte zeigt, dass die erhobenen Werte nur geringfügig von den Referenzwerten abweichen. Besonders die Energieversorgung aus Protein liegt etwas unter den Empfehlungen. Die berechnete Energiezufuhr lag bei den Schülern bei 486 kcal (2 036 kJ). Der Energiebedarf für das 2. Frühstück wird von OptimiX mit 200 kcal angegeben (der Tagesenergiebedarf für 6- bis 7-Jährige wurde aus den Referenzwerten interpoliert). Das sind 12,5 % des Tagesenergiebedarfes von 1 600 kcal. Bezogen auf die einzelnen Mahlzeiten sollten das 1. und 2. Frühstück etwa 37,5 % der Gesamtenergiezufuhr ausmachen [23]. Im Vergleich zu diesen Empfehlungen lag die Energiezufuhr der Schüler mit 486 kcal um mehr als das Doppelte über dem empfohlenen Wert für das 2. Frühstück; andererseits betrug die Energiezufuhr 81 % des Referenzwertes für das 1. und 2. Frühstück. Dieses Ergebnis lässt verschiedene Schlüsse zu: Zum einen könnte für einige Schüler das mitgenommene Schulfrühstück eine Kombination aus erstem und zweitem Frühstück sein. Viele Menschen mögen direkt nach dem Aufstehen noch nichts essen (Frühstücksmuffel). Für andere wiederum könnte das mitgebrachte Frühstück auch die Mittagsmahlzeit teilweise abdecken, da einige Schüler angaben, nach der Schule noch Ganztagsangebote zu nutzen, so dass sie erst nachmittags nach Hause kämen. Möglich ist auch eine Veränderung der Verzehrsgewohnheiten, indem das 1. Frühstück reduziert und das 2. Frühstück aufgrund der sozialen Situation des Klassenfrühstücks ausgeweitet wird. Durch das gemeinsame Schulfrühstück in der Klassengemeinschaft und im Klassenraum besteht eine hohe soziale Kontrolle durch die Klassengemeinschaft und die Lehrkraft. Kinder und Eltern werden daher eher für ein ausreichendes Schulfrühstück als für ein 1. Frühstück zu Hause sorgen, um die sozialen Normen zu erfüllen. Dies kann eine Begründung für das umfangreiche und in allen Klassen von allen Schülern bis auf ein oder zwei Schüler mitgebrachte Frühstück angesehen werden. Die angewendete Methodik ließ es nicht zu, zugleich auch das 1. Frühstück zu erheben. 쏆 Tabelle 6 zeigt ein typisches Frühstück, wie es von vielen Schülern mitgebracht wurde. Die für diese Mahlzeit berechnete Energiezufuhr liegt bei 453 kcal/1 904 kJ. Diese Angabe deckt sich ziemlich genau mit den Empfehlungen für ein erstes Frühstück. 50 g Vollkornbrot , Brötchen mit Rosinen 100 g Obst und Gemüse frisch 26 g 138 g 70 g 5g Kuhmilch Trinkmilch fettarm Natürliches Mineralwasser mit Kohlensäure Kalbsleberwurst Tab. 7: OptimiX empfohlenes Musterfrühstück für das 2. Frühstück (Basis: Empfohlene Lebensmittelverzehrsmengen der Optimierten Mischkost; [19]) Der Vergleich des typischen Frühstücks der Studie mit einem Musterfrühstück der Empfehlung aus OptimiX zeigt, dass aufgrund der bestehenden Verzehrsgewohnheiten Wurst und Streichfett regelmäßig vorzufinden sind. Die empfohlenen Mengen können aufgrund des niedrigen Wertes nur im Wochendurchschnitt erreicht werden. Dies verlangt hohe Fleischwurst / Stadtwurst 30 g Apfel frisch 250 g 25 g Milchmischgetränk (3,5 %) Sandkuchen Tab. 6: Typisches Frühstück, wie es von den Schülern häufig verzehrt wird Verzehr (g/ml) 20 g Für die Variablen „Wünschenswerte Lebensmittel“ lag der Verzehr bei den Jungen mit 343 g/ml niedriger 400 Graubrot-Mehrkornbrot Margarine Es konnten geschlechtsspezifische Unterschiede im Ernährungsverhalten der Schüler ermittelt werden, die auf ein gesundheitsförderlicheres Verhalten der Mädchen im Vergleich zu den Jungen hinweisen. Dies zeigt sich am Beispiel von Gemüse und Obst, Getreideerzeugnissen aus Vollkorn oder mit Vollkornanteil, hier jedoch nur geringfügig und am Konsum von gesüßten bzw. ungesüßten Getränken. Im Folgenden werden anhand einzelner Lebensmittelgruppen die Mittelwertsangaben sowie statistisch bedeutsame Unterschiede für die Jungen und Mädchen beschrieben. Apfelsaft männlich weiblich 300 6g Unterschiede des Frühstücksverhaltens der Schüler im Hinblick auf das Geschlecht kcal 204; kJ 856; KH 38 g; F 2,6 g; EW 5,8 g Menge/ Zutaten Einheit 30 g Kompetenz in der Zubereitung, die häufig nicht vorausgesetzt werden kann. Daher ist die Schulung der Eltern [11] ein wichtiger Ansatzpunkt der Prävention. Menge/ Zutaten Einheit 200 *** * *** * 100 * 0 *** ** ** * n rz. rn ke se se se ke st se ke ke LM e LM e/-e are än än än än nis nis llko Ob emü mü t d i etr Getr Getr ackw r etr ug ug Vo G Ge e e g e e G r e z h t z w w d s s er er sc un dB ßte üßte Ge .ohn en en mi lch st sü un ilch s rz ch ch Mi ge /M Milch Ob ns Ge aren /-e ns n h ü e ü c / U l w id W Mi lch ßw ht tre Mi Sü Ge Nic e ert Legt man die Empfehlungen nach OptimiX (s. 쏆 Tabelle 4) zugrunde, kann aus den Empfehlungen für das 2. Frühstück aus der Optimierten Mischkost [19] das in 쏆 Tabelle 7 angegebene Musterfrühstück zusammengestellt werden. Für dieses Musterfrühstück ergibt sich eine Energiezufuhr von 204 kcal. Lebensmittelgruppen Abb. 3: Signifikante Unterschiede hinsichtlich der Variable „Geschlecht“ in Bezug auf den Verzehr einzelner Lebensmittelgruppen (LM = Lebensmittel); * p ≤ 0,5 (signifikant); ** p ≤ 0,1 (sehr signifikant); *** p ≤ 0,01 (hochsignifikant) Ernährungs Umschau | 3/09 147 쑺 wissenschaft & forschung | Begutachtetes Original als bei den Mädchen (360 g/ml). Obst und Gemüse wurden von den Mädchen (36,6 g) mehr verzehrt als von den Jungen (27,6 g). Der Unterschied ist hoch signifikant. Der Gesamtgetränkeverzehr unterschied sich nur geringfügig. Während er bei den Jungen bei durchschnittlich 224 ml lag, betrug der Mittelwert bei den Mädchen 240 ml. Wie die Mittelwerte zeigen, tranken die Mädchen weniger gesüßte Getränke (71 ml) als die Jungen (84 ml) und mehr ungesüßte Getränke (168 ml) als diese (140 ml). Die Unterschiede sind für die ungesüßten Getränke hoch signifikant (p ≤ 0,01) und für die gesüßten signifikant (p ≤ 0,43). Bezüglich der Milch und Milcherzeugnisse zeigten die Jungen (133 ml) einen sehr signifikant höheren (p ≤ 0,03) durchschnittlichen Wert als die Mädchen (115 ml). Milch- und Milchmischgetränke wurden von den Jungen (121 ml) hoch signifikant mehr (p ≤ 0,01) verzehrt als von den Mädchen (101 ml). Milcherzeugnisse wurden hingegen von den Mädchen (14,1 g) im Vergleich zu den Jungen (11,7 g) bevorzugt verzehrt; dieser Unterschied ist signifikant (p ≤ 0,49). Resümee Die ermittelten Daten zum Schulfrühstück von Grundschulkindern zeigen, dass die Schüler insgesamt ein weitgehend ausgewogenes Schulfrühstück in der Schule einnehmen, indem das Schulfrühstück zunächst alle wichtigen Lebensmittelgruppen enthält. Die Verzehrsmengen entsprechen dabei allerdings nicht in jedem Fall den empfohlenen Lebensmittelverzehrsmengen der Optimierten Mischkost. Als positiv kann die angemessene Flüssigkeitszufuhr durch Getränke (23 % der Empfehlungen) sowie der Verzehr von Milch und Milchmischgetränken der Schüler hervorgehoben werden, die einen großen Teil der Empfehlungen für das 1. und 2. Frühstück abdecken. Handlungsbedarf besteht vorrangig hinsichtlich des Obst- und Gemüse- 148 Ernährungs Umschau | 3/09 verzehrs, dessen Zufuhr weit unter den Empfehlungen liegt. Dabei zeigten sich bezüglich fast jeder Lebensmittelgruppe geschlechtsspezifische Unterschiede. Zusammenfassend kann hier festgestellt werden, dass die ernährungsphysiologisch günstigen Lebensmittel signifikant mehr von den Schülerinnen verzehrt wurden als von den Schülern. Der Vergleich der hier erhobenen Daten mit den beispielhaften Speiseplänen für das 2. Frühstück bzw. das Schulfrühstück der Optimierten Mischkost lassen den Schluss zu, dass diese für Schüler schwer umsetzbar sind; dies begründet sich vor allem durch die empfohlenen Mengenangaben. Besonders der Milch bzw. Milchmischgetränkeverzehr wird in der Schulfrühstückspause durch die subventionierte Schulmilch in 250 mlVerpackungen bestimmt. Die Betrachtung der Energiezufuhr zeigt darüber hinaus eine Überschreitung der Empfehlungen. Die erhöhte Energiezufuhr kann dabei auf verschiedene Begründungen zurückgeführt werden. Als erstes ergibt sich der bereits diskutierte Aspekt der Zusammenführung des 1. und 2. Frühstücks. Viele Schüler haben voraussichtlich nichts oder wenig zu Hause zum Frühstück verzehrt, sodass sich eine logische Erhöhung des Verzehrs bezüglich des Schulfrühstücks ergibt. Die zweite Begründung betrifft die Zusammensetzung des Schulfrühstücks der Schüler im Zusammenhang mit der vergleichenden Betrachtung der Nährstoffzufuhr sowie der Art des Lebensmittelverzehrs. Dabei kann die hohe Zufuhr gesättigter Fettsäuren besonders auf den Verzehr von Wurst sowie weiteren süßen und fettreichen Brotbelägen zurückgeführt werden. Insgesamt kann die Fettzufuhr durch den Verzehr fettarmer Milch reduziert werden. Die Proteinzufuhr mit 50 % des Tagesreferenzwertes erklärt sich vorrangig durch den hohen Anteil von Milch bzw. Milchmischgetränken. Auch der Ernährungsbericht 2004 [24] weist auf die hohe Proteinzufuhr hin. Bei dem Schulfrühstück erfolgt die Proteinzufuhr durch den Milchverzehr; dies ist als positiv zu werten, da hiermit dem Mangel an Calcium entgegengewirkt wird (28 % des Tagesreferenzwerts). Diese Zufuhr könnte nur durch wenige Lebensmittel ersetzt werden. Der summierte Anteil an gesüßten Getränken und Milchmischgetränken (hier ist der zugesetzte Zucker zu berücksichtigen) erklärt die hohe Kohlenhydratzufuhr im Rahmen des Schulfrühstücks. Der hohe Anteil gesättigter und der niedrige Anteil mehrfach ungesättigter Fettsäuren ist auf die für ein Frühstück typische Lebensmittelauswahl zurückzuführen. Eine Kompensation kann nur durch andere Mahlzeiten erfolgen. Aus den Ergebnissen der Studie ergibt sich die Forderung nach geeigneten schulischen Interventionsprogrammen, die an dem beschriebenen Handlungsbedarf ansetzen und zu einer Verbesserung des Schulfrühstücks von Grundschulkindern sinnvoll beitragen können. Molderings [4] und Eissing [12] konnten dahingehend geeignete Interventionsansätze empirisch nachweisen, die zu einer Verbesserung des Schulfrühstücks von Grundschulkindern führten sowie die Zusammensetzung des Frühstücks positiv beeinflussten. Entsprechende Unterrichtsmaterialien liegen bereits in veröffentlichter Form vor [vgl. 11]. Literatur 왎 1. Kurth BM, Schaffrath Rosario A (2007) Die Verbreitung von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Ergebnisse des bundesweiten Kinderund Jugendgesundheitssurveys (KIGGS). In: Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz 5/6: 736–743 2. Fankhänel S (2007) Epidemie Adipositas. Ernährung 9: 418–420 3. Lob-Corzilius T (2002) Übergewicht und Adipositas – eine Herausforderung für die öffentliche Gesundheit. Umwelt – medizin – gesellschaft 20, 3: 180–184 4. Molderings M. Evaluation pädagogisch-didaktischer Ansätze im Rahmen der gesundheitsförderlichen Ernährungserziehung der Grundschule. Einfluss von Unterrichtsformen, Elterneinbeziehung und Zielvereinbarung hinsichtlich einer Veränderung des Ernährungsverhaltens. SchneiderVerl. Hohengehren, Baltmannsweiler (2007) 5. Logue AW. Die Psychologie des Essens und Trinkens. Spektrum, Berlin (1995) 6. Kaiser B, Kersting M (2001) Frühstücksverzehr und kognitive Leistungsfähigkeit von Kindern – Eine Auswertung von Literaturbefunden. In: Ernährung im Fokus 1, H. 1: 5– 13 7. Diebschlag U. Ernährung und Wohlbefinden. In: Abele A, Becker P (Hg): Wohlbefinden. Theorie-EmpirieDiagnostik. Juventa Verlag, München (1991) 267–277 8. Wagner G, Lehrl S, Schröder U, Bönnhoff N (2004) Richtig trinken im Unterricht. 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Die Verzehrsmengen werden für die einzelnen Lebensmittelgruppen dargestellt und können damit in Zukunft als Vergleichswerte Anwendung finden. Weiterhin wird die berechnete Energie- und Nährstoffzufuhr dargestellt und mit den Empfehlungen von OptimiX verglichen. Die Werte des Schulfrühstücks liegen über den Empfehlungen für die erste Zwischenmahlzeit, aber unter den Empfehlungen für das erste und zweite Frühstück. Eine mögliche Verschiebung des Verzehrs vom ersten zum zweiten Frühstück wird diskutiert. Summary Anamnesis of primary school breakfasts Eissing G, Molderings M, Nolle-Gösser T, Bönnhoff N, Dortmund The school breakfast has been used as an evaluation parameter in several intervention studies. The results from 67 first and second primary school classes – a total of 1,554 children – were summarised. In a prospective approach, trained observers recorded the food the children brought with them over the course of a week. The quantities consumed of the individual groups of food were recorded for future comparison. The calculated energy and nutrient supply was recorded and compared with the OptimiX recommendations. The values for the school breakfast are greater than the recommendations for the first snack between meals, but less than the recommendations for the first or second breakfast. The possibility is considered that consumption is shifted from the first to the second breakfast. Key words: school breakfast, optimised mixed diet, balanced nutrition, KiGGS, breakfast consumption, school performance Ernährungs Umschau 56 (2009) S. 140–149 Ernährungs Umschau | 3/09 149 쎱