Architekturführer Architekturführer Tokio Die exotische und schnelllebige Baukunst in Japans Hauptstadt­begeistert Architekturinteressierte weltweit. Der neue Architekturführer Tokio, der erste Architekturführer zu diesem Thema in deutscher Sprache, präsentiert die faszinierende Architektur der größten Stadt der Welt. In Bild und Text werden 200 der interessantesten Gebäude, die seit 1945 errichtet wurden, vorgestellt. Historische Fotos und Pläne sowie mehrere Register ergänzen den praktischen und handlichen Guide; anhand von detaillierten Karten lassen sich die beschriebenen Bauten leicht auf­ finden. Mit einem Vorwort von Prof. Botond Bognar, einem ausgewiesenen Experten der zeitgenössischen japanischen Architektur. Ulf Meyer, Jg. 1970, Architekturstudium an der TU Berlin und am Illinois Institute of Technology in Chicago. Freier Autor und Journalist für Architektur und Städtebau. Seit 2008 Professor für Architektur und umweltfreundlichen Städtebau an der Kansas State University / USA. Ulf Meyer Chiyoda-ku 38 destens 1,500 Quadratmeter große Plaza südlich vor dem Gebäude schaffen. Eine zeitlose Eleganz bekommt das Hochhaus, das sonst in seiner schlichten Box-Form dem Geist des International Style der 60er Jahre folgt, durch die Fassade, die selbst vor den eingerückten Geschossdecken verglast ist. Die Geschossdecken haben runde Ecken, die Fassade aber nicht. Mit automatisch gesteuerten, innenliegenden Metalllamellen lassen sich die Büroetagen vor Überhitzung schützen. Der aussteifende Aufzugskern mit 16 Fahrstühlen liegt aussermittig und reicht bis an eine der Fassaden. Das Foyer mit Granitboden hat eine lichte Höhe von sieben Metern. Die Stützen wechseln von einem kreisrunden Querschnitt in den unteren Geschossen zu einem quadratischen in den oberen Etagen. Architekturführer Tokio 39 ist voller ekklektischer Symbole und Motive. Die vorspringenden Sonnenschutzflächen über dem Haupteingang erinnern laut Kurokawa an fliegende Untertassen (nicht –hosen!), als Symbol der Zukunft, während eine spiegelnde Skulptur aus rostfreiem Stahl von Tada Minami im Foyer eine Reflektion aus der Vergangenheit darstellen soll. Vor den Fahrstühlen zeigt eine Intarsie im Fußboden ein altes Kompass-Symbol aus Marmor aus den Ländern entlang der Seidenstraße. Im obersten, neunten Stock liegt ein Gastraum mit Blick auf den Kaiserpalast “mit japanischem Spaceshuttle-Design”. Das te- Chiyoda-ku Bunkyo-ku 26 27 Bunkyo-ku Karten 284 03 Ginza leskop-artige Fenster erinnert an traditionelle astrologische Karten des "Ensai Kansho Zusetsu", die Yoshio Shunzo 1826 veröffentlicht hat. Die Deckenleuchten wiederholen das geometrische Muster der acht Richtungen eines Kompasses. Während Details wie die Schiebewände an das alte Kyoto erinnern sollen. Im Konferenzraum im siebten Stock liegt ein kleineres Teleskop-Fenster, das der "Botai HanpiZu" des Philosophen Miura Baien aus der Edo-Zeit nachempfunden ist. Nach Kurokawa ist die vielgestaltige Symbolik des Gebäudes „ein Spiel einer große n Aufführung, 285 Karten 04 Marunouchi Wacoal Building (15 14) Kojimachi 1-1, Chiyoda-ku Architekt: Kisho Kurokawa (1984) 135 × 250 mm ca. 200 Seiten über 200 Abbildungen Softcover mit Gummiband 978-3-938666-60-9 Pacific Century Place (13 03) Marunouchi 1-11-1, Chiyoda-ku Architekt: Nikken Sekkei (2001) Im Bankenviertel Tokios, direkt neben der Tokio-Station gelegen, liegt dieses 31-stöckige Hochhaus. Das Tragwerk ist ein Stahlskelettbau mit gläserner Vorhangfassade aus Aluminium. Die 24 Bürogeschosse liegen über einem “Tisch” in dreißig Metern Höhe. Darunter liegt ein 5-Sterne-Hotel mit 57 Zimmern und zwei Ladenetagen. Bauherr ist der erfolgreiche Hongkonger IT-Unternehmer Richard Lee. Das 150 Meter hohe Hochhaus genügt den höchsten Erdbebensicherheitsanforderungen. Das 4,800 Quadratmeter große Grundstück direkt an Japans wichtigster Shinkansen-Trasse hat er von der Japan Railway Settlement Corporation (JRSC) gekauft und mit dem Nachbargrundstück, das der East Japan Railway (JRE) gehört, zusammengelegt. Ein Entlüftungsturm und der Zugang zu einem Bahnhof der ykk- Privatbahn mussten frei bleiben. Die Architekten mussten deshalb eine min- Shibuya-ku Der Hauptsitz eines berühmten japanischen Herstellers von Damenunterwäsche liegt direkt neben dem Kaiserpalast. Zwei runde Fenster auf der Schmalseite des Gebäudes wurden wie zu einem Kolben einer Maschine zusammengefasst, um dem Gebäude die Erscheinungsform eines Gerätes oder Apparates zu geben. Die unteren Geschosse springen vor und nehmen Lagerräume und Büros auf. In der obersten Etage befindet sich ein Empfangsraum mit Tonnendach. Alle Fassaden sind mit weißen Emaille- und Aluminiumpaneelen verkleidet. Das Gebäude dient zugleich als Kreativ-Atelier, Büro, Showroom und Lager. Anders als bei anderen Hauptsitzen hat der Architekt den Räumen deshalb hybride Nutzungen zugeschrieben: Die Lagerräume können auch für Präsentationen genutzt werden, während die Showrooms auch als Atelier dienen können und Ateliers als Büro. Kurokawa beschrieb die Rolle des Gebäudes so: Als Zentrum des Modedesigns fungiert das Gebäude wie ein Ausguck in die Zukunft der Haute Couture. Deshalb gibt es verschiedene Stimuli wie die weiße Wand der Hauptfassade, die als Hintergrund für Formen von Issey Miyakes "Bodyworks". Das ganze Gebäude 200 28 Gucci Ginza 42 Swatch Ginza / Nicolas-Hayek-Centre 32 San-Ai Dream Center 45 Shizuoka Presse- und Rundfunkgebäude Das „große Ei“ des Tokyo Dome war das erste überdachte Superstadion in Japan. Die charakteristische weiße, über fünfzig Meter hohe Dachform der Traglufthalle wird von einer luftgestützten Membran aus PTFE-beschichteter Glasfaser gebildet und ist leicht zu einer Seite gekippt. 201 Shibuya-ku Shibuya-ku GYRE (146) 2007 Jingumae 5-10-1, Shibuya-ku Architekt: MVRDV Der Neubau „GYRE“ von MVRDV aus Rotterdam an der Omotesando. GYRE (übersetzt etwa „Wirbel“ oder „Kreisel“) ist das erste Gebäude, das MVRDV in Tokio bauen. Sie reihen sich damit ein in die Liste prominenter Architekten, die den Boulevard zu einer kleinen Bauaustellung spektakulärer Einkaufsarchitektur machen. Dabei ist GYRE nicht einem einzigen Label gewidmet, sondern ni mmt unterschiedliche Boutiquen und Restaurants auf. Ein aufwändiges Marketingkonzept „Shop&Think“, das auf die hochwertige Verarbeitung und Herstellung der Produkte sowie die „Sicherheit“ der angebotenen Lebensmittel hinweist und das verschiedene Künstler in die Shop-Inszenierung einbindet, soll dem Konsumenten ein „bewusstes Einkaufserlebnis“ vermitteln: „Kaufen Sie ein und tun Sie dabei Gutes.” (GYRE) Zentrum des Neubaus ist 47 Nihonbashi MS Building 51 International Forum 16 Bürohaus der »Tokyo Marine and Fire Insurance« Möglicherweise sollte sich hier das Gebäude der Mitsui Marine and Fire Insurance befinden? 48 Seiyo Hotel Ginza Dieses schmale, 38 Meter hohe Mini-Hochhaus enthält Läden, Restaurants und Büros. Die neun Etagen lassen sich an der Fassade nicht ablesen, denn ein unregelmäßiges Muster aus ovalen Fenstern überzieht die Fassade. Die Grundrisse sind so offen wie möglich gestaltet, alle Nebenräume sind in einer Reihe entlang der Schmalseite hintereinander aufgereiht. Zum Eingang hin bildet die geschwungene Fassade eine einladende Geste. Die Nord- und Südfassaden sind ausgesteift. Die Fassaden sind mit dunkelrotbraunen Mosaikfliesen verkleidet, die nach Wunsch des Architekten eine “erotische Ausstrahlung” verströmen sollen. Juni 2010 DN Tower 13 Pacific Century Place 46 Daigaku Megane Building 34 Nagakin Capsule Tower Das fast umlaufende Foyer liegt unter einem diagonalen, gläsernen Dach, das eine attraktive Passage bildet, die von Baumstützen getragen wird. Unter der 28.000 Quadratmeter großen Dachmembran finden 55.000 Besucher Platz. Der Tokyo Dome wird hauptsächlich für Baseball, aber auch für andere Sportveranstaltungen wie Boxen und Snowboarding, Konzerte und Messen genutzt. Pneumatisch gestützte Konstruktionen sind verglichen mit allen anderen Konstruktionsprinzi- 220 pien die leichtesten. Ein gegenüber der Umgebung nur leicht erhöhter Luftdruck ist in der Lage, eine luftdichte Membran zu tragen und zu stabilisieren. Verstärkt z. B. durch ein Seilnetz sind größte Spannweiten erreichbar. Der Tokyo Dome erreicht durch das Zusammenwirken von Membran und Seilnetz eine Spannweite von 201 m. Das Widerlager besteht aus einem Betondruckring und liegt oberhalb der Tribünen. Das Heimstadion der Yomiuri Giants wurde an der alten Stätte des 221 Korakuen-Stadiums errichtet. als konzipiert: Ständig wird Luft in den Innenraum geblasen, so dass der Luftdruck dort etwa 0,3% über dem Außendruck liegt. Japanese Baseball Hall of Fame. Der Tokyo Dome ist der Anker des umliegenden Unterhaltungsviertels Tokyo Dome City mit Vergnügungspark mit Achterbahn und Riesenrad, Onzen, Läden und Restaurants. Es ist die größte Konzerthalle in Japan. Shibuya-ku 35 Christian Dior Ginza Building ACHTUNG! IM PLAN DOPPELT! das „Eye of Gyre“, das „Auge des Wirbels“: Hier befindet sich ein Ausstellungsraum, in dem einzelne Kunstwerke – insbesondere Fotokunst – gezeigt werden, die auch auf den diversen Bildschirmen innerhalb des Gebäudes zu sehen sind. Die Architektur spiegelt dieses Konzept – reduziert – in der Stapelung einzelner flacher kubischer Körper wieder, die leicht versetzt zu einander angeordnet sind und in die große Öffungen eingeschnitten wurden. Auf der Fußgängerebene präsentiert sich der Neubau dagegen eher als klassische Ladenarchitektur mit zentralem Eingang und großen Schaufenstern. DOM publishers Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Caroline-von-Humboldt-Weg 20 10117 Berlin T +49. 30. 20 69 69 30 F +49. 30. 20 69 69 32 E-Mail: [email protected] www.dom-publishers.com 49 Chanel Ginza 36 Mikimoto Ginza 2-Building 50 Tokyo Ginza Shiseido Building 37 Spazio Brera 100 Nippon Television Network Corporation Tower 21 Mizuho Corporate Bank (ehem. Industrial Bank of Japan) 39 Armani-Hochhaus 30 The Japan P.E.N. Club Headquarters 107 Dentsu Headquarters Building 40 Maison Hermes 31 Nihonbashi Mitsui Tower 41 SONY-Building 43 Coredo Nihonbashi Chiyoda-ku Pacific square Miyamasuzakajo (147) 2006 Shibuya 2-1-12, Shibuya-ku Architekt: Hiroyuki Wakabayashi EUR 28,00 9 11 Kaiserliches Konzerthaus 33 Louis Vuitton Ginza Namiki Tokyo Dome Kouraku 1, Bunkyo-ku Architekten: Nikken Sekkei Company, Takenaka Corporation (1988) 40 41 Chiyoda-ku National Diet Library und Annex (17 14) Nagatacho 1-10-1, Chiyoda-ku Architekt: Kunio Maekawa (1961 und 1986) Bürohaus der »Tokyo Marine and Fire Insurance« (16 03) Marunouchi 1-2-1, Chiyoda-ku Architekt: Kunio Maekawa (1974) Aufgrund der Kontroversen um seine Realisierung begannen die Arbeiten an diesem 1965 genehmigten Projekt erst gut sechs Jahre später. Im Stadtteil Marunouchi, der fast ausschließlich Mitsubishi Real Estate gehört, war das knallrote Hochhaus der Tokyo Marine and Fire-Versicherung das erste Gebäude, dessen Höhe die Baubegrenzung rund um den Kaiserpalast von 31 Metern überstieg. Durch die Höhenbegrenzung hatte das östlich des Palastes gelegenen Geschäftsviertel eine homogene Skyline herausgebildet, die von dem Versicherungshochhaus erstmals gebrochen wurde. Die Höhenbeschränkungen waren 1950 und erneut 1963 aufgeweicht worden. Nach dem ursprünglichen Entwurf von 127 m Höhe einigte man sich auf eine Gebäudehöhe von hundert Metern. Da der Grundriss jedoch gleich groß blieb, veränderte sich die Proportion des Turmes ungünstig. Außen ist das Hochhaus mit Spannbetonplatten mit eingelassenen Terrakottakacheln verkleidet. Die roten Fliesen sollen an die Klinkerfassade des nahen Hauptbahnhofs Tokyo erinnern. Der Grundriss des Turms nimmt nur etwa ein Drittel des Grundstücks ein und lässt Raum für eine Plaza. Das Tragwerk liegt in der Ebene der Fassade, um stützenfreie Büroräume zu ermöglichen. Die zurückgesetzten Fenster bilden eine streng gerasterte Lochfas- Die japanische Parlamentsbibliothek ist zugleich die Nationalbibliothek und als solche für jedermann zugänglich (ab 20 Jahre). Sie vereint seit 1948 die Bibliotheken der beiden Kammern des Parlaments mit der kaiserlichen Hofbibliothek. Für den Bau war der erste große staatliche Architekturwettbewerb der Nachkriegszeit ausgelobt worden. Das Hauptgebäude von 1961, direkt neben dem Parlament von 1936 gelegen, nimmt mehr als sechs Millionen Bücher auf. Es ist im Grundriss quadratisch mit streng horizontal komponierten Fassaden. Lange Balkone dienen als Brise-Soleil. Die Nebenräume bilden einen Ring um das zentrale Bücherhaus. Der Anbau von20Maekawa von 1986 ist mit dem 60er-Jahre-Bau verbunden und liegt großenteils unter der Erde. Die öffentlichen Bereiche wurden um ein viergeschossiges Atrium herum organisiert. Nippon Budokan (18 02) Kitanomaru Koen 2-3, Chiyoda-ku Architekt: Mamoru Yamada (1964) Das 42 Meter hohe, okotogonale Dach der Sportanlage erinnert architektonisch an buddhistische Tempel. Der achteckige Grundriss ist innen von wiederkehrenden Dreiecken geprägt. Nippon Budokan wurde ursprünglich für die Judowettkämpfe bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio erbaut und besteht aus drei achteckigen Hallen, von denen die größte der Yumedono-Halle des Horyu-ji-Tempels in Nara nachgebildet wurde und 14.000 Besucher fasst. Das Budokan befindet sich im Kitanomaru-Park. Im Budokan finden regelmäßig Wettkämpfe in verschiedenen Kampfkünsten statt, so einmal jährlich die nationalen japanischen Wettkämpfe in Judo, Kendo, Karate, Aikido, Shorinji-Kempo, Kyudo und Naginata. Kurse in Kampfkünsten werden andauernd dort abgehalten, und Besucher können beim Training zusehen. Ebenso finden dort große Wrestling-Wettbewerbe statt. Das Budokan ist beliebt als Austragungsort für Konzerte. Jeweils am 15. August findet im Budokan eine nationale Zeremonie zum Gedenken an die Toten des Zweiten Weltkriegs statt, an der der japanische Premierminister sowie der Tenno und dessen Gemahlin teilnehmen. In die Geschichte eingegangen ist das Budokan jedoch auch als der Ort, an dem die Beatles erstmals in Japan auftraten.