Wöller 2017 Trauma Persönlichkeitsstörungen Prien

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Ressourcenbasierte
psychodynamische Therapie
traumaassoziierter
Persönlichkeitsstörungen
Wolfgang Wöller
Heinrich-Heine-Universität
Düsseldorf
Rhein-Klinik Bad Honnef
Persönlichkeitsstörungen
Störungen der interpersonellen
Kommunikation
hohe diagnostische Überlappung der Subtypen von
Persönlichkeitsstörungen
Dimensionen der
Persönlichkeitsgestörtheit sind angemessener als
Diagnosekategorien
Vielzahl interpersoneller Konflikte und
Verwicklungen
Diskrepanz zwischen Selbst- und
Fremdwahrnehmung
Neigung zu dysfunktionalem oder
(auto)destruktivem Verhalten („Agieren“)
Traumatische Belastung bei
Borderline-Persönlichkeitsstörung
Physische, sexuelle oder emotionale Misshandlung bei bis zu 75 % der Patienten mit BPS
alle Formen der Kindesmisshandlung (Herman et al. 1989,
Yen 2003, Zanarini et al. 2002)
insbes. emotionale Misshandlung (Allen 2009, Kaehler u.
Freyd 2009, Lobbestael et al. 2010, Widom et al. 2009)
Komplexe Interaktion mit genetischen Faktoren
Zwillingsstudien (Bornovalova et al. 2009, Distel et al. 2008)
Gen-Umwelt-Interaktionen (z.B. Ni et al. 2006)
Traumatische Belastung bei
anderen Persönlichkeitsstörungen
Dissoziale PS (Gao et al. 2010, Nederlof et al. 2010)
Paranoide PS (Lobbestael et al. 2010)
Schizoide PS (Yen et al. 2003, Lobbestael et al. 2010)
Ängstlich-vermeidende PS: körperl. und emot.
Missbrauch (Rettew et al. 2003), sex. Missbrauch
(Lobbestael et al. 2010) Vernachlässigung (Battle et al. 2004)
Komorbidität der BorderlinePersönlichkeitsstörung mit ...
PTBS: 39,2 bis 51 % (McGlashan et al.,
2000, Golier et al. 2003, Grant et al. 2008, Yen et al.
2002)
dissoziativen Störungen: 53 % (Zittel et al.
2005) bis 72,5 % (Sar et al. 2006)
Traumafolgestörungen
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
Komplexe Traumafolgestörungen mit variabler
Kombination verschiedener
psychischer/psychosomatischer Störungsbilder
depressive Symptome
dissoziative Symptome
PTBS
Somatisierungsstörungen
Essstörungen
Substanzabhängigkeit
Persönlichkeitsstörungen
(Herman 1992, Brown u. Finkelhor 1986, Felitti et al. 2002).
Einfluss von Bindungs- und
Beziehungstraumatisierungen
Ungünstiges familiäres Umfeld, elterliche Psychopathologie und Misshandlung/Missbrauch
prädizieren unabhängig voneinander das spätere
Auftreten einer BPS (Bradley et al. 2005).
Desorganisiertes Bindungsmuster, Misshandlung,
mütterliche Feindseligkeit, unzureichende
Vaterpräsenz und familiärer Stress prädizieren
spätere BPS (Carlson et al. 2009, Sroufe et al. 2005).
Kindesmisshandlung, ungünstige elterliche
Erziehungsstile und Trennung von den Eltern
prädizieren unabhängig voneinander das
Auftreten einer PS (Bandelow et al. 2005).
Problembereiche bei
Persönlichkeitsstörungen
Maladaptive Verhaltensmuster erfassen die
therapeutische Beziehung („schwierige
Patienten“)
Problematische Beziehungsgestaltung mit
rascher und heftiger Übertragungsentwicklung
Feindselig-entwertende-vorwurfsvolle
Beziehungsgestaltung: Gefahr des Beziehungsoder Therapieabbruchs
Abhängig-idealisierende Beziehungsgestaltung:
Gefahr der malignen Abhängigkeitsentwicklung
Traumatisierungsmuster bei schweren
Persönlichkeitsstörungen
Bindungs- und Beziehungstraumatisierungen
Misshandlungs- und Missbrauchstraumen der
Kindheit
Traumatisierungen im Erwachsenenalter
(Retraumatisierungsneigung!)
Alltagsbelastungen mit traumawertigem
subjektivem Belastungsgrad als Folge der
persönlichkeits-spezifischen Vulnerabilität
Alltagsbelastungen mit traumawertigem
subjektiven Belastungsgrad bei
Borderline-Patienten
Alleingelassenwerden
Identitätsbedrohung
Beschämung, Gefühl völligen Unwerts
Alltagsbelastungen mit traumawertigem
subjektiven Belastungsgrad bei Patienten mit
...
narzisstischer PS: Beschämung
Gefühl der
Wertlosigkeit
histrionischer PS: Nicht- WahrgenommenWerden
Gefühl der Wertlosigkeit
abhängiger PS: Alleingelassenwerden
Existenzangst
unsicher-vermeidender PS: Gefühl der
Wertlosigkeit
schizoider PS: Gefühl der Wertlosigkeit, des
Identitätsverlusts
Plausible und brauchbare Modelle
zur Erklärung klinischer Phänomene bei
schweren Persönlichkeitsstörungen
Psychodynamische Modelle
Modell des unbewussten Konflikts („Konfliktmodell“)
Strukturmodell: Modell des strukturellen Defizits
(„Strukturmodell“)
Neurobiologische Modelle
Bindungstheoretische Modelle
Problembereiche bei
Persönlichkeitsstörungen auf der
Ebene defizitärer Ich-Funktionen
Störung der Emotionsregulierung
Störungen der Fähigkeit zur Mentalisierung,
Impulskontrolle, Selbst-Objekt-Differenzierung,
Objektkonstanz, kognitive Defizite
Unzureichende Integration der Persönlichkeit
(Identitätsstörung, Identitätsdiffusion)
maladaptive Verhaltens- und
Beziehungsmuster
Störung der Emotionsregulierung
bei der Borderline-PS
rasch wechselnde globale und undifferenzierte
Affektzustände und quälende
Spannungszustände
interpersonell reaktiv ausgelöst
können bis zu Stunden andauern
Oszillieren von Depression, Wut, Angst, Leere
und Depression
(Koenigsberg et al. 2002, Lieb et al. 2004, Stiglmayr 2011, Wolff
et al. 2007).
Hyperreagibilität
Borderline-Patienten sind hyperreagibel und
wachsam
überempfindlich gegenüber negativen Stimuli
(Sieswerda et al. 2007).
schon nach schwachen Reizen schnelle und
intensive Erregungsmuster (Jacob et al. 2009).
bemerken oft kleinste mimische Veränderung
im Gesicht
Soziale Wahrnehmung
Die soziale Wahrnehmung ist durch ein
verstärktes Bedrohungserleben charakterisiert.
Borderline-Patienten nehmen neutrale Gesichter
tendenziell als bedrohlich und nicht wohlwollend
wahr (Donegan et al. 2003, Lynch et al. 2006, Scott et al. 2011,
Koenigsberg et al. 2009).
Traumatische Affekte
Verlassensein
Scham
Verzweiflung
Ohnmacht
Schuldgefühle
Leere
Wut
Selbstschädigende Verhaltensweisen
zur Kompensation der gestörten
Emotionsregulierung
Fressattacken
und
selbstindiziertes
Erbrechen
Risikoverhalten
(schnelles
Autofahren)
Substanzmissbrauch
(Alkohol, Drogen)
Selbstverletzendes
Verhalten
Störung der Emotionsregulierung bei
anderen Persönlichkeitsstörungen
Depressive, Angst- oder somatoforme Symptombildung bei Wegfall der kompensatorischen
Abwehr-und Bewältigungsformen, z.B.
Wegfall der Selbstwertstabilisatoren bei
narzisstischer PS
Wegfall der steuernden Bezugsperson bei
abhängiger PS
Wegfall der Aufmerksamkeitszufuhr bei histrionischer
PS
Wegfall der Vermeidungsstrategien bei unsichervermeidender PS
Selbstbezogene schädigende
Verhaltensmuster als Ausdruck komplexer
traumabedingter Funktionsdefizite
Gefahren nicht antizipieren (können)
nicht für sich sorgen können (können)
sich nicht abgrenzen (können)
sich nicht schützen (können)
hilflos sein, nicht handeln (können)
erneuter Opferstatus
(Reviktimisierungsneigung)
Interpersonelle schädigende
Verhaltensweisen zur Kompensation
der gestörten Emotionsregulierung
zum Schutz vor Kränkungen, Verletzungen
und Ohnmachtserleben
Aufmerksamkeit oder Zuwendung
erzwingen
unter Druck setzen
erpressen
Drohen
beschuldigen
moralisch unter Druck setzen
sich unangemessen verführerisch verhalten
Neurobiologische Befunde bei BorderlinePersönlichkeitsstörung
präfrontale Dysfunktion beim Anhören
persönlicher Scripts von Verlassenheit und
Misshandlung (Schmahl et al., 2003, 2004, Silbersweig et al. 2007)
Verstärktes Bedrohungserleben
Neurobiologische Befunde bei
Borderline-Persönlichkeitsstörung
Dysfunktionales kortikolimbische Netzwerk
gesteigerte Amygdala-Aktivierung bei Darbietung
emotional aufgeladener Bilder (Herpertz et al., 2001) oder
Gesichtern (Donegan et al., 2003)
Volumenminderungen im Bereich des präfrontalen
Kortex und des Hippokampus (Irle et al. 2005) sowie des
vorderen zingulären Kortex (Minzenberg et al. 2008)
verminderte Aktivität des orbitofrontalen Kortex (OFC)
und des vorderen zingulären Kortex (New et al. 2002,
Silbersweig et al. 2007)
Neurobiologie bei
chronischer PTBS
Neurobiologie der
Borderline-Störung
Überaktivität und erhöhte
Reaktionsbereitschaft der
Amygdala (Shin et al. 2006)
gesteigerte AmygdalaAktivierung bei Darbietung
emotional aufgeladener
Bilder (Donegan et al., 2003)
vermindertes Hippokampus-Volumen (Karl et al.
Volumenminderungen im
Bereich des präfrontalen
Kortex und des Hippokampus (Irle et al. 2005;Tebartz van
Elst et al. 2003) sowie des
vorderen zingulären Kortex
2006)
verminderte Volumina und
Aktivität des präfrontalen
Kortex (PFC) einschl. des
vorderen zingulären Kortex
(ACC) (Rauch et al. 2003, Woodward
et al. 2006).
(Minzenberg et al. 2008)
verminderte Aktivität des
orbitofrontalen Kortex (OFC)
und des vorderen zingulären
Kortex (New et al. 2002)
Modell der erfahrungsabhängigen
Hirnentwicklung
Das Wachstum des
präfrontalen Cortex (als
Zentrum der
Emotionsregulierung) ist
in hohem Maße
abhängig von der
Qualität des mütterlichen
Attunement und der
Bindungserfahrung
Modell der erfahrungsabhängigen
Hirnentwicklung
Unangemessene elterliche Reaktionen auf kindliche
Affektzustände
negative emotionale Zustände des Kindes bleiben
über längere Zeit unreguliert
„chaotische“ biochemische Veränderungen im
kindlichen Gehirn:
dauerhaft erhöhte Cortisonspiegel, exzessive Freisetzung
von Adrenalin und Noradrenalin und anderer toxischer
Substanzen
vermindertes neuronales Wachstum im Bereich der
präfrontalen Strukturen
Rückgang von Synapsen und
Beschleunigen des normalen
Prozesses des programmierten
Zelltodes (Zhang et al. 1997, McLaughlin et
al. 1998).
↓
Verminderte Funktionsfähigkeit
der emotionsregulierenden
Struktur des präfrontalen Cortex
Modell der verminderten Top-Down-Modulation basaler
emotionaler Systeme, insbes. der Amygdala
erhöhte Bereitschaft zur Wahrnehmung von Bedrohungssignalen
1 – Orbitofrontaler Cortex
2 – Region des vorderen Cingulum
3 – Amygdala
Lebenslange Möglichkeit der Modifikation und
Neuorganisationen neuronaler Verbindungen in
Abhängigkeit vom Gebrauch (Huether et al. 1999)
Vielfach wiederholte Aktivierung neuronaler
Netzwerke bis zur Etablierung neuer Muster
Üben und Durcharbeiten neuer Muster
Persönlichkeitsstörungen als
Bindungsstörungen
Borderline-PS
unsicher-ambivalente Bindungsstile (Buchheim 2011;
Fonagy et al. 1996; Levy et al. 2006, 2011; Timmerman u. Emmelkamp
2006)
unsicher-desorganisierte Bindungsmuster
(„unresolved“) (Agrawal et al., 2004, Fonagy et al., 1996, 2000;
Patrick et al. 1994)
Übrige Persönlichkeitsstörungen
dissoziale PS: überwiegend unsicher-distanzierte
Bindungsstile (Timmerman u. Emmelkamp 2006).
Clusters C-PS: überwiegend unsicher-ambivalente
Bindungsmuster (Rosenstein & Horowitz 1996, West u. Sheldon
1988).
Desorganisierte Bindungen
entstehen, wenn die Bindungsfigur gleichzeitig
die Quelle von Trost und Angst ist (Main u. Hesse
1990).
Bindungsdesorganisation ist das Ergebnis einer
gleichzeitigen Aktivierung des Bindungs- und des
Bedrohungssystems gegenüber der gleichen
Bezugsperson (Lyons-Ruth u. Jacobvitz 2008).
Annäherungs-Vermeidungskonflikt, der die
Informationsverarbeitung und Problemlösung stört
Hemmung der Mentalisierungsfunktion durch die
Aktivierung des Bedrohungs-Abwehr (fight-flightSystem)
Psychodynamische Therapieansätze
bei Persönlichkeitsstörungen
Übertragungsfokussierende Psychotherapie
(TFP) für Borderline-Patienten (Kernberg 1993;
Clarkin et al. 2001)
Psychoanalytisch-interaktionelle
Psychotherapie (Heigl-Evers u. Ott 1994)
Strukturbezogene Psychotherapie (Rudolf 2004)
Mentalisierungsbasierte Psychotherapie für
Borderline-Patienten (Bateman u. Fonagy 2004)
Psychodynamisch-imaginative
Psychotherapie (PITT) für
komplexe Traumafolgestörungen
(Reddemann 2011, Sachsse 2010)
Phasenorientierung
Imaginative Techniken zur Stabilisierung und
Traumabearbeitung
Keine ausschließliche Heilung durch Beziehung
Nachbeelterung auf der inneren Bühne
Arbeit mit Persönlichkeitsanteilen
Psychodynamische Therapieansätze bei
Persönlichkeitsstörungen
Evidenz auf der Basis von
Übertragungsfokussierte
Psychotherapie (TFP) für BPS
RCT
Clarkin et al.
(2007)
(Kernberg 1993; Clarkin et al. 2001)
Psa.interaktionelle
Psychotherapie (Heigl-Evers u. Ott
kontrollier- Leichsenring
ten Studien (2008)
1994)
Strukturbezogene
Psychotherapie (Rudolf 2004)
kontrollier- Rudolf et al.
ten Studie (2004)
Mentalisierungsbasierte PT für
BPS (Bateman u. Fonagy 2004)
RCT
Bateman &
Fonagy (2002)
Psychodynamische Therapieansätze bei
komplexen Traumafolgestörungen
Evidenz auf der Basis von
PITT (Psychodynamischimaginative Traumatherapie (Reddemann
2011; Sachse 2010)
kontrollier- Sachsse et al.
ten Studien 2006; Lampe et
al. 2008, Kruse
et al. 2010)
35
.
Ressourcenbasierte
Pychodynamische Therapie (RPT)
zur Behandlung von Patienten mit
traumaassoziierten Persönlichkeitsstörungen
Zielgruppen des Konzepts
Primäre Zielgruppe: Persönlichkeitsstörungen
mit Komorbidität
einer Posttraumatischen Belastungsstörung (i. S.
d. ICD-10) und/oder
einer dissoziativen Störung
in zweiter Linie:
Persönlichkeitsstörung ohne komorbide
Posttraumatische Belastungsstörung oder
dissoziative Störung
37
.
Ressourcenbasierte
Pychodynamische
Therapie (RPT)
zur Behandlung von
Patienten mit BorderlinePersönlichkeitsstörung
Allgemeines
Spezifika der Beziehungsgestaltung
Komorbide Störungen
Familien- und paartherapeutische
Aspekte
Stationäre Psychotherapie
Phasenorientiertes Therapiekonzept
1.
Sicherheit, Halt und die Stärkung der
Bewältigungskompetenz
2.
Emotionsregulierung und Selbstfürsorge
3.
Mentalisierung und die Entwicklung stabiler
Repräsentanzen
4.
Schonende Traumabearbeitung
5.
Konfliktorientiertes Arbeiten an maladaptiven
Verhaltensmustern
Phase 1:
Sicherheit, Halt und die Stärkung der
Bewältigungskompetenz
Externe Emotionsregulierung zur
Reduktion des erhöhten Bedrohungserlebens: Maximaler Kontrast zur
traumatischen Situation
Traumatische Situation
Therapeutische Situation
Bedrohung, Unsicherheit
Kontrollverlust
Verwirrung, Intransparenz
Alleingelassensein
Sicherheit
Kontrolle
Aufklärung, Transparenz
reale Präsenz
Sicherheit
Äußere Sicherheit (Täterkontakte?)
Soziale Sicherheit
Sicherheitsgefühl in der therapeutischen
Beziehung
Bedingungen der Behandlungssituation (z.B.
Sitzanordnung)
Antizipation des Unsicherheitsgefühls der
Patienten
Kontrolle
Kontrollbedürfnis der Patienten respektieren
Einbezug der Patientin in therapeutische
Entscheidungen
Wahlmöglicheiten anbieten
fortgesetztes Einholen des Einverständnisses
der Patientin
Therapeutische Haltung
Antiregressives Beziehungsangebot mit
Stärkung der Eigenverantwortung der Pat.
Vermittlung von Bindungssicherheit, jedoch
möglichst geringe Aktivierung des NotfallBindungssystems zur Erhaltung der
Mentalisierungsfunktion
möglichst geringe Aktivierung von Retter- oder
Täterübertragungen
dadurch geringere emotionale Belastung der
Therapeuten
Unterstützende Techniken zur
Reduktion des Bedrohungs- und
Spannungserlebens
Bilaterale Stimulationstechniken
(„Butterfly-Hug“)
Klopftechniken der energetischen
Psychologie
Klopfroutinen mit Stimulation
definierter Akupunktur-Punkte (Gallo; TFT
nach Callahan etc.)
Einteilung der Ressourcen
nach Smith & Grawe (2003)
interpersonale
intrapsychische
• z.B. wertschätzende
Beziehungen
• z.B. soziale
Kompetenzen
motivationale
potenziale
• Ziele zur Erreichung
von Grundbedürfnissen
• Kompetenzen zur
Erreichung von
Grundbedürfnissen
Definition von Ressourcen
nach Nestmann (1996)
"Letztlich alles, was von einer bestimmten
Person (ohne selbstschädigend zu sein) in
einer bestimmten Situation wertgeschätzt wird
oder als hilfreich erlebt wird, kann als eine
Ressource betrachtet werden.”
Als Ressource kann alles genutzt werden,
was einen positiven Körperstate
hervorruft!
Ressourcenaktivierung
Aktivierung bisheriger Bewältigungsformen
Aktives Herbeiführen von State-Wechseln im
Sinne positiver emotionaler Zustände durch
positive Aktivitäten
Aktivierung positiver Erinnerungsbilder
imaginative Techniken
Ressourcen- und Traumadiagnostik
zu Behandlungsbeginn
ressourcenreiche Momente des Lebens, Stärken,
Fähigkeiten und hilfreiche Beziehungen
explorieren
Bewältigungsstrategien der Gegenwart und
Vergangenheit erfragen
Keine vertiefte Exploration traumatischer
Ereignisse
spontanes Berichten traumatischer Erfahrungen
eher begrenzen
Ressourcen- und Traumadiagnostik
bei tragfähiger therapeutischer Beziehung und
ausreichender Emotionskontrolle
mit der Erfassung von Alltagsstressoren beginnen
bei Kindheitstraumen subjektiven Belastungsgrad
der Befragung und der Inhalte abschätzen
Patientin bestimmen lassen, ob und was sie erzählt
Distanzierungstechniken vermitteln
in der Phase der Traumabearbeitung
Erfragen von Details nur soweit notwendig
Phase 2:
Emotionsregulierung und
Selbstfürsorge
Selbstwahrnehmung fördern
Kein unmittelbares Handeln, sondern durch
Selbstexploration des gegenwärtigen Erlebens
erkennen, dass das aktuelle Erleben nicht die
Gegenwart widerspiegelt, sondern einem früheren
Zustand zuzuordnen ist
„Sortieren“ des Affekts: Anteile der Gegenwart vs.
Anteile der Vergangenheit
Förderung der Affektwahrnehmung
und Affektdifferenzierung
Differenzierung von Vergangenheits- und
Gegenwartsanteilen undifferenzierter
Affektzustände
Imaginatives „Wegpacken“ der
Vergangenheitsanteile
Förderung der Selbstfürsorge
Arbeit an verinnerlichten Verboten
Bestätigung, dass Selbstfürsorge erlaubt ist
Mahnung, dass Selbstfürsorge geboten ist
Hilfe beim Einüben („was tut Ihnen gut?“)
Konkrete Möglichkeiten selbstfürsorglichen
Umgangs nennen
Regeln, Vereinbarungen, Verträge
zum Schutz der Patientin, der Therapeutin
und der Therapie vor destruktiven Persönlichkeitsanteilen
Einbezug der Patienten bei der Erarbeitung
von Vereinbarungen und Therapieverträgen
(„Schlupflöcher“)
Perspektive reiferer und unreiferer
Persönlichkeitsanteile
Aus ressoucenorientierter Sicht sollen persönlichkeitsgestörte Menschen nicht über ihre unreifen
oder destruktiven Persönlichkeitsanteile definiert
werden, selbst dann nicht, wenn diese aktuell sehr
dominant sind.
Kontextabhängigkeit des Reifenniveaus
Referenzpunkte ist das reifste Organisationsniveau
Perspektive reiferer und unreiferer
Persönlichkeitsanteile
... hilft persönlichkeitsgestörte Patienten nicht
ausschließlich über den momentan
aktualisierten Zustand als Person zu definieren
unter auslösenden Bedingungen Rückgriff auf
regressive Erlebens- und Verhaltensmuster
Rettungswünsche und Vernichtungsängste (z.B.
Kleinkind)
Wutreaktionen (z.B. größeres Kind)
Heftige Entwertungen und gewaltsame Handlungen
(z.B. pubertär, adoleszent)
Umgang mit aggressiven bzw. kindlichen
(verletzten) Persönlichkeitszuständen
Dominanz aggressiver (z.B. täteridentifizierter)
Persönlichkeitsanteile
externe (entschlossene) Begrenzung auf der
Handlungsebene
Aktivierung „erwachsener“ Persönlichkeitsanteile
selbstregulatorische Begrenzung
Dominanz kindlicher (verletzter)
Persönlichkeitsanteile
externe (entschlossene) Begrenzung auf der
Handlungsebene
Aktivierung „erwachsener“ Persönlichkeitsanteile
Hinweis auf die selbstregulatorische Versorgung
(Nachbeelterung) kindlicher verletzter Anteile
Umgang mit aggressiven bzw. kindlichen
(verletzten) Persönlichkeitszuständen
Externe Regulation: Aktivieren der
Erwachsenenebene
Pat. soll erkennen, auslösende Bedingungen dazu
geführt haben, dass
er sich mit einem regressiven (kindlichen, aggressiven usw.)
Persönlichkeitsanteil identifiziert hat
er dem entsprechenden emotionalen Zustand (kindlichabhängig bzw. aggressiv) die Dominanz überlassen hat
Wiederherstellen des Erwachsenen-States
Aufforderung zur Selbstbegrenzung und
Nachbeelterung auf der inneren Bühne
Phase 3:
Mentalisierung und die Entwicklung
stabiler Repräsentanzen
Ich-Funktionsdefizite
Eingeschränkte Fähigkeit zu ...
Impulskontrolle
Kognitive Funktionen, u.a. Mentalisierung
Objektkonstanz
Erzeugung kohärenter Narrative
Lösung interpersoneller Konflikte
Inanspruchnahme von Hilfe
Abgrenzung von schädigenden
Interaktionen
Artikulation eigener Bedürfnisse
Motivation zu konstanter Arbeit
Allgemeines zu Ich-Funktionsdefiziten
Kompetenzen wurden in einem beziehungstraumatischen Umfeld nicht ausreichend erlernt
Kompetenzen sind andauernd oder vorübergehend situations- und kontextabhängig nicht
verfügbar
als Folge eines allgemein verminderten
Kompetenzgefühls
als Folge einer Blockade durch verinnerlichte
Verbote
Aufbau spezifischer Ich-Funktionen mit
Hilfe ressourcenaktivierender Techniken
Wie hoch ist die subjektive Belastung durch den aktuellen
Stressor? (SUD 1-10).
Welche Fähigkeit/Kompetenz brauchen Sie zur Bewältigung des aktuellen Stressors?
Wann in Ihrem Leben stand Ihnen diese Kompetenz
einmal zur Verfügung?
Erinnern Sie diese Situation möglichst lebendig. Spüren
Sie auch das zugehörige positive Körpergefühl.
Verankerung der Ressourcenerinnerung und des positiven
Körpergefühls mittels Stimulationstechniken
Wie hoch ist die subjektive Stressbelastung jetzt?
Arbeit mit dem „Inneren Kind“
Mitarbeit der akzeptierenden und nicht
verurteilenden Erwachsenenanteile
gewinnen
Versuch, mit einem mitfühlenden Blick auf
das Kind zu schauen, das man selbst war
Bestehen negative Gefühle beim Gedanken
an das Kind?
Angst? Scham? Ekel? Tendenz, das Kind zu
beschuldigen oder zu entwerten?
Klärung der „Gegenübertragung“
gegenüber dem inneren Kind aus der
Erwachsenenperspektive
Arbeit mit dem „Inneren Kind“
Eigene Angst vor Überflutung durch traumatische
Erinnerungen?
Distanzierungstechnik: das Kind von der
Ferne betrachten
Eigene Angst vor eigener Überforderung durch
eigene Instabilität?
Hinzuziehung imaginärer Helferfiguren
Eigene Angst vor der Ansprüchlichkeit des „Kindes“?
Selbstschutz und Begrenzung des Kindes
Arbeit mit dem „Inneren Kind“
Angst des „Kindes“ vor der „Erwachsenen“
(Täter-Übertragung auf der inneren Bühne)
Sicherheitsbedürfnis des „Kindes“ vor dem
Hintergrund seiner Bindungsängste beachten
Kontaktaufnahme aus der Distanz
Schutzmaßnahmen für das innere Kind,
z.B. Unterbringung an „sicherem Kinderort“
vorsichtige Kontaktaufnahme
dem „Kind“ entsprechend seinem
„Lebensalter“ symbolisch das geben, was es
braucht
Typische Gegenübertragungsmanifestationen bei
traumatisierten und persönlichkeitsgestörten Patienten
Mitgefühl, intensive Wut auf Täter
Rettungsimpulse
Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit
Gefühle des Ungenügens oder der Inkompetenz
sexuelle Wünsche und Handlungsimpulse
Gefühl der Abneigung und des Abgestoßenseins
keinen Glauben schenken und Schuld zuweisen
Gefühl, manipuliert und kontrolliert zu werden
Impuls, die Patientin meiden zu wollen
Schuldgefühle
Schamgefühle
Quellen der Gegenübertragung
Übertragungsangebot der Patienten
aktualisiertes Bindungsverhalten der Patienten
reale Aspekte der Beziehung zu den Patienten
die Tatsache und Qualität der Traumatisierung
eigene Übertragungen auf die Patienten
Gegenübertragungsreaktionen
im Täter-Opfer-Retter-Schema
Patientin als
Therapeutin als
zu Rettende
Retterin
Opfer
Täterin
Täterin
Opfer
Retterin
zu Rettende
Projektive Identifizierung:
Unbewusste Emotionsregulierung zu
Lasten der Interaktionspartner
unerträgliche emotionale Zustände werden zur inneren
Druckentlastung in Interaktionspartner „deponiert“
Interaktionspartner werden subtil so manipuliert, dass
sie sich für die Projektionen eigener unerträglicher
Emotionszustände eignen
negative Emotionen unterschiedlichster Art in
der Gegenübertragung (Ärger, Hilflosigkeit,
Lähmung usw.)
Therapeuten-Selbstfürsorge (1)
Allgemeine psychohygienische Grundsätze
beachten
nicht zu viele schwer gestörte Patienten gleichzeitig
behandeln
ausreichende Pausen etc.
Distanz zum Gegenübertragungsaffekt anstreben
mit der Möglichkeit deponierter Patientenaffekte
rechnen
Verständnis eigener emotionaler Dysregulationen in der
Gegenübertragung als Resultat projektiv-identifikatorischer Vorgänge des Pat. wirkt entlastend
Phase 4:
Schonende Traumabearbeitung
Interventionen auf der Basis des Modells
der adaptiven Informationsverarbeitung
Ziel: Verarbeitung dysfunktionaler Erinnerungen
durch Einbindung in funktionale Netzwerke
Voraussetzung: Es müssen genügend funktionale
Netzwerke vorhanden sein
Traumaspezifische Stabilisierung: Aktivierung
funktionaler Netzwerke („Ressourcennetzwerke“)
Traumabearbeitung: Verknüpfung der
dysfunktionalen Erinnerungen mit funktionalen
Netzwerken
Reden über traumatische Erfahrungen?
„Normale“ Informationsverarbeitung mit hoher
Stressbelastung
entlastende Wirkung
„Traumatische“ Informationsverarbeitung mit hoher
Stressbelastung
Aktivierung weiterer Traumanetzwerke
Verschlechterung
EMDR (Eye Movement Desensitization
and Reprocessing) (Shapiro 1989)
Identifikation der traumatischen Szene sowie der
zugehörigen stehenden negativen Überzeugung über
die eigene Person
Prozessieren der traumatischen Szene durch
„bilaterale Stimulation“
Sequenzen von 20-30 seitenalternierenden
Augenbewegungen (oder akustischen bzw.
haptischen Reizen) unter Beachtung unter
Beachtung des subjektiven Erlebens des Patienten
und der Körperempfindungen
Reduktion der subjektiven Stressbelastung der
traumatischen Szene
Modifikation der negativen Überzeugungen
EMDR
Ideal bei einfacher PTBS nach Monotraumen bei
prämorbid gesunden Patienten
Beachtung der Indikationskriterien und der
Kontraindikationen
Gefahr der Überflutung durch traumatisches Material
bei nicht sachgemäßer Anwendung, inbes. bei
unzureichender Stabilität des Patienten
schwerer dissoziativer Komorbidität
anhaltendem Täterkontakt mit Traumatisierungsrisiko
Schonende Traumabearbeitung
Beginn mit
klar umschriebenen und gut erinnerbaren
Traumen oder belastenden Erfahrungen der
jüngeren Vergangenheit
mit persönlichkeitsspezifischen
Alltagsstressoren mit traumawertigem
Belastungsgrad
später
klar erinnerte Traumen der Kindheit (mit
Anfang und Ende)
zuletzt
unscharf erinnerte Traumen bei dissoziativer
Komorbidität
5
Phase 5:
Konfliktorientiertes Arbeiten an
maladaptiven Verhaltensmustern
Konfliktorientierte Arbeit
Arbeit an unbewussten Konflikten
Klarifizierung, Konfrontation, Deutung von
unbewussten Inszenierungen zur Abwehr
früher Ängste
Analyse früher Abwehrmechanismen
thematische Fokussierung von Identität und
Intimität
ggf. therapeutische Nutzung von
Übertragungsphänomenen
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