Hier warten Mäuse und Ratten aufs Experiment

Werbung
Tierversuche
Ein notwendiges Übel? Klar ist: Ohne sie geht heute in der Forschung wenig
«Man macht es sich zu einfach»
In Alternativen zu Tierversuchen wird heute noch zu wenig investiert, kritisiert Tierschützerin Claudia Mertens.
VON SOPHIE RÜESCH
Hier warten
Mäuse und
Ratten aufs
Experiment
Frau Mertens, braucht es
Tierversuche?
Claudia Mertens*: Mit Ja oder Nein
lässt sich diese Frage nicht beantworten. Klar ist aber: Von den vielen Tierversuchen, die heute stattfinden, ist
ein ganz grosser Teil infrage zu stellen.
Auf der biomedizinischen Front wird
geforscht wie wild, mit höchst fragwürdigen Versuchen. Es gibt aber
auch Bereiche, in denen man Tierversuche, zumindest basierend auf der
heutigen gesetzlichen Grundlage,
nicht ablehnen kann.
In Schlieren werden vor allem Nagertiere gehalten. Damit keine eingeschleppten Erreger die Tiere verunreinigen,
gelten strenge Hygienevorschriften.
Da schwingt Skepsis mit. Meinen
Sie: Aus ethischen Gründen schon?
Aus ethischen wie auch wissenschaftlichen Gründen, ja. Schauen wir nur
mal die Labortierhaltung an und lassen Versuche an sich noch vorneweg:
Die ist oft alles andere als tierschutzkonform. Jedoch nicht aus gesetzlicher, sondern aus Sicht des Tiers.
Ist es für Sie vertretbar, Menschenüber Tierwohl zu stellen?
Der gesellschaftliche Konsens, dass
man die Würde des Tieres im Namen
höherer Interessen verletzen darf, ist
sicher infrage zu stellen. Ich respektie-
In Schlieren leben fast so viele Labortiere wie Menschen, seit die Universität Zürich auf dem Wagi-Areal forscht.
VON SOPHIE RÜESCH (TEXT UND FOTOS)
G
regor Fischer hebt eine
Maus aus ihrem Käfig
und setzt sie auf seine
Handfläche. Das Tierchen kraxelt auf dem
Plastikhandschuh hinauf
und hinunter, hält inne, schnuppert in
der Luft herum. Die Maus weckt den Beschützerinstinkt, ob man nun will oder
nicht. «Auch ich finde die Tiere herzig»,
sagt Gregor Fischer. Die Äusserung wäre
weniger erstaunlich, wenn sie nicht aus
dem Mund des Leiters des Laboratory
Animal Services Center (LASC) der Universität Zürich käme — zu Deutsch: dem
Chef des universitären Labortier-Dienstzentrums.
Als solcher ist Fischer Herr über ein
ganzes Heer von Labortieren, die seit
vergangenem Jahr im Bio-Technopark in
Schlieren gezüchtet und gehalten werden, um später in der biomedizinischen
Forschung eingesetzt zu werden. 17 000
der rund 66 000 universitären Versuchstiere warten hier darauf, für die Forschung zu sterben. Platz hat es für weitere 20 000. Die Tiere, hauptsächlich Mäuse, sterben, vereinfacht gesagt, damit die
Menschen länger und auch mit Erkrankungen besser leben können. Doch nicht
nur Menschen, sondern auch andere Tiere, wie Fischer betont: Das Zentrum beliefert nicht nur Forschungsgruppen der
Medizinischen und der Mathematischnaturwissenschaftlichen Fakultät mit Versuchstieren. Auch die Vetsuisse-Fakultät
(also die tiermedizinische) ist auf der
Verteilerliste.
Das ganze Leben einer Labormaus
Im «Maushaus» in Schlieren kann man
fast den ganzen Lebenskreislauf einer Labormaus nachverfolgen. Während im
Parterre alle zwei bis drei Tage neue Nager von externen Importeuren angeliefert werden, werden in den oberen
Stockwerken auch neue Tiere gezüchtet.
Diese werden nach 21 Tagen von der Mutter getrennt; «abgesetzt» heisst das im
Fachjargon. Dann wird entschieden, ob
die Jungtiere für die Forschung geeignet
sind oder nur für die Fortpflanzung —
oder ob sie eingeschläfert werden.
Die meisten der Tiere verlassen den
Neubau auf dem Wagi-Areal jedoch le-
21 LIMMATTAL
LIMMATTALER ZEITUNG
SAMSTAG, 11. APRIL 2015
bend: Erst wenn sie in den Uni-Labors im
Gebäude vis-à-vis landen, oder in einem
weiteren der rund um Zürich verstreuten
Forschungsräume, wird an ihnen experimentiert. Experimentierräume gibt es
zwar auch im LASC-Gebäude; es sind
aber nur ein paar wenige. Dort können
die LASC-Mitarbeiter für die Forscher
zum Beispiel das Applizieren von Tumoren übernehmen, wenn das gewünscht
ist. Dabei werden der Maus oder der Ratte Krebszellen unter die Haut gespritzt.
Die Krebsforschung ist denn auch einer
der Schwerpunkte, welche die Universität Zürich in der angewandten Forschung
setzt. Andere sind in der Alzheimer- oder
in der Multiple-Sklerose-Forschung zu
finden. Rund zwei Drittel der Tierversuche gehen aber auf das Konto der Grundlagenforschung. Dort ist die ethische Güterabwägung besonders schwierig: Die
Forscher müssen dafür belegen können,
dass die Belastung der Tiere durch den
zu erwartenden Erkenntnisgewinn legitimiert wird. Vor dem Versuch, gibt Fischer zu bedenken, sei es aber gerade
dort sehr schwierig abzuschätzen, welche Resultate daraus hervorgehen würden. So ist es vor allem der Anstieg der
Gesuche für die Grundlagenforschung,
der Tierschützern ein Dorn im Auge ist.
«Klar», sagt Fischer, «die Grundlagenforschung liefert keine schnellen und direkten Resultate. Sie führt aber zu Erkenntnissen, welche die angewandte Forschung überhaupt erst ermöglichen.»
Leise Musik soll Tiere beruhigen
Der Tag einer Labormaus im WagiAreal beginnt um 6 Uhr; bis dann wird
das Licht in den fensterlosen Räumen
langsam hochgedimmt. Zwölf Stunden
später geht die künstliche Sonne wieder
unter. Im Hintergrund spielt Musik. Für
das menschliche Ohr ist sie kaum hörbar, doch auf die Tiere soll sie beruhigend wirken. Die Nager leben unter Artgenossen – genug vielen, damit sie ihr
Sozialverhalten ausleben können, genug
wenigen, damit es nicht zu eng wird im
schuhschachtelgrossen Käfig. Bei Mäusen heisst das in der Regel: 3 bis 5, bei
Ratten: je nach Gewicht 2 bis 3 Tiere pro
Käfig. Einzelhaltung ist nur unter speziellen Bedingungen erlaubt, etwa wenn
ein Tier aggressiv ist und die Mitbewohner verletzen könnte.
«Natürlich ist das nicht der natürliche
Lebensraum einer Maus», räumt Fischer
ein, nachdem er diese Haltungsgrundsätze erklärt hat. Und: Natürlich gebe es
Zuchten, zum Beispiel solche, denen ein
aggressiver Tumor eingesetzt wurde, die
stark leiden. «Obwohl wir jede Massnahme treffen, um es zu lindern: Das Leiden
müssen wir mangels Alternativen in Kauf
nehmen», sagt er. Wie fest dieses Leiden
bei den einzelnen Tieren ausgeprägt ist,
wird in regelmässigen Abständen kontrolliert und protokolliert. Das schreibt
das Gesetz vor; die erhobenen Daten
fliessen danach, eingeteilt in BelastungsSchweregrade von 0 bis 3, in die Tierversuchsstatistik des Bundes ein.
Leidet ein Tier stark, wird abgeklärt,
ob es eingeschläfert werden soll. Dann
kommt die Maus in einen luftdichten Behälter, in den langsam Kohlendioxid
strömt – «damit sie nicht erstickt, sondern langsam einschläft». Andere Tiere
sterben erst auf dem Operationstisch,
«natürlich unter Narkose». Gewisse
Wildtypen – niemals transgene, also genetisch veränderte Tiere – gibt das LASC
auch an Zoos oder die Vogelwarte zur
Verfütterung weiter. Wie die Mäuse da
so in ihrem Streu herumwuseln, sich unter einer Eierschachtel verstecken und
sich an der Plexiglaswand recken,
scheint dieses Schicksal noch weit weg.
re die derzeit gültigen Normen. Diese
verlangen aber in jedem einzelnen
Fall eine sorgfältige Güterabwägung.
Das heisst: Das Versuchsziel muss relevant und erreichbar sein, Alternativen
müssen nachweislich fehlen. Nur
dann sind Tierversuche vertretbar.
Das steht aber ja heute schon
im Gesetz.
Ja, aber es wird nicht sauber umgesetzt. Das Problem ist: Die Forscher
müssen diese Güterabwägung im
Rahmen des Bewilligungsverfahrens
selbst vornehmen. Sie sind dabei natürlich stark befangen. Das Forschungsziel steht für sie über allem.
Und die Bewilligungsorgane teilen
diese Sicht meistens. Ich gebe zu: Die
Prüfung dieser Gesuche ist alles andere als einfach. Aber man macht es
sich heute auch viel zu einfach.
Um das Tierleid tief zu halten, hat
sich die Forschung aber doch dem
sogenannten 3-R-Grundsatz («replace, reduce, refine») verschrieben. Greift diese Strategie nicht?
Doch, bis zu einem gewissen Punkt
schon. Vor allem in der akademischen
Forschung wird das Prinzip aber, obwohl es ständig beschworen wird,
noch viel zu wenig angewendet. Zudem wird es viel zu oft zum Vorteil
des Forschenden und nicht des Tiers
ausgelegt: Beim Gebot «Refine» etwa
wird häufig die wissenschaftliche Verbesserung des Versuchs und nicht die
Schonung des Tiers geltend gemacht.
Gemeint wäre aber Letzteres.
Gregor Fischer ist Herr über
17 000 Labortiere.
ZVG
3R
Irritierende Doppelmoral
UZH-STANDORT SCHLIEREN
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
Eine Zwischenlösung
Die Universität Zürich bezog im
Herbst 2013 ihren neuen Standort
für Life Sciences im Bio-Technopark
in Schlieren, um die zunehmende
Platznot an den universitären Forschungsstandorten zu entschärfen.
Auf drei angemieteten Stockwerken
werden hier seit Juli 2014 auch Labortiere gezüchtet und gehalten.
Schlieren ist für die UZH aber keine
langfristige Lösung. Auch für das
Laboratory Animal Services Center
ist es nur Zwischenstation: Letztes
Jahr erst gebaut, soll das Gebäude
in 10 bis 15 Jahren bereits wieder
verlassen werden. Danach soll die
Labortierhaltung in einem eigenen
Bau am Irchel zentral angesiedelt
werden. Spruchreif ist dieses Projekt noch nicht. Seit drei Jahren ist
es in Planung, Gespräche mit dem
Kanton laufen. Für nichts soll das
Gebäude in Schlieren aber dennoch nicht errichtet worden sein: Im
obersten Stock ist ein Pharmakonzern eingemietet; so könnte sich die
Möglichkeit einer Nachmiete ergeben, sind die Räume doch spezifisch für die Forschung mittels Tierversuchen ausgebaut worden.
Als Verantwortlicher für den Labortierbereich ist es sich Fischer gewohnt,
stets aus der Defensive heraus zu argumentieren. Ganz im Sinne der 2010 —
unter anderem vom heutigen Uni-Rektor
Michael Hengartner — ins Leben gerufenen «Basler Deklaration» erachtet er es
aber als wichtig, eben das zu tun: zu argumentieren. «Wir müssen proaktiver
werden», sagt Fischer. Mehr Transparenz: Das könne für mehr Verständnis in
der Öffentlichkeit sorgen, hofft er. Auf
deren Gunst sind die Hochschulforscher
auch angewiesen, immerhin fliessen
jährlich Millionen an Bundesgeldern in
die Finanzierung von Tierversuchsprojekten. 118 Millionen Franken waren es
gemäss dem Schweizerischen Nationalfonds im Jahr 2013. Dabei sei aber zu bedenken, dass auch Millionen in die Forschung mit bereits entwickelten Alternativmethoden fliesse; dies würden die
steht für:
■
■
■
«Reduce» (Reduzieren):
Die Zahl der verwendeten
Tiere soll möglichst tief gehalten werden;
«Refine» (Verbessern): Forschungsmethoden sollen
stetig weiterentwickelt werden mit dem Ziel, dass Tiere
beim Versuch möglichst wenig belastet werden;
«Replace» (Ersetzen): Tierversuche sollen wenn möglich durch eine Alternativmethode ersetzt werden.
Also finden Sie, dass es beim
Lippenbekenntnis bleibt?
Ein Stück weit, ja. Man muss auch sehen: Nur eines der drei R-Prinzipien –
das «Replace» – betrifft den kompletten Ersatz des Versuchstiers, was unser eigentliches Ziel ist. In den letzten
20 Jahren wurde in der Forschung
nach Alternativen zwar viel erreicht.
Wir glauben aber, dass noch viel mehr
möglich ist. Dafür braucht es Dreierlei: wissenschaftlichen Fortschritt,
Geld für die Forschung nach Alternativen und vor allem ein Umdenken.
Gäbe es denn heute schon
gleichwertige Alternativen zu
Tierversuchen?
Ja, und zwar nicht wenige. Doch das
Tiermodell ist noch derart in den Köpfen zementiert, dass Alternativen gar
nicht in Betracht gezogen werden.
Auch alternative Methoden müssen erst mal entwickelt werden.
Wird dafür genug Geld investiert?
Nein, definitiv nicht. 100 bis 200 Millionen Franken — nur schon an staatlichen Geldern — fliessen jährlich in
die akademische biomedizinische
Forschung. Vergleicht man das mit
den 500 000 Franken für die Stiftung
«Forschung 3R», sieht man, wo die
Prioritäten gesetzt werden.
Tierschützer bemängeln auch, dass
Erkenntnisse aus Tierversuchen –
selbst die vielversprechendsten –
gar nicht auf Menschen übertragbar sind.
Tierschützer gerne mal unterschlagen,
wenn sie Forschungsbeiträge gegeneinander ausspielen, so Fischer.
Was ihn «wirklich irritiert», ist die
Doppelmoral, die in Diskussionen über
Tierversuche häufig im Spiel ist: Man
wolle zwar sich selbst und seine Liebsten stets auf dem höchsten medizinischen Niveau versorgt wissen, empöre
sich dann aber über die Forschung, die
dafür nötig sei. «Ich kenne niemanden,
der dann auf ein Medikament verzichten
würde, wenn er selbst betroffen ist»,
sagt er. «Und das ist einfach nicht konsequent.» Auch missverstanden fühlen
sich Fischer und die Forscher. Ihr Ziel
seien ja nicht die Versuche, sondern die
Resultate – welche die Gesellschaft auch
von ihnen verlange.
Überhaupt: Tierversuche seien nicht
nur aus tierschützerischen Überlegungen, sondern auch aus finanziellen nie
die erste Wahl. «Kein vernünftiger
Mensch würde die Versuche, die unglaublich teuer sind, durchführen, wenn
es echte Alternativen gäbe.» Doch genau
da liege das Problem: «Falsch» nennt er
die Position der Tierschützer, dass Tierversuche für die meisten Forschungszwecke heute nicht mehr nötig seien.
Wo es Alternativen gebe, werde auf die
Versuche verzichtet, sagt Fischer, das sei
auch im Bewilligungsprozess so vorgesehen. Für einzelne Fragestellungen seien
Experimente an isolierten Zellen –
sprich: toten Organismen – auch durchaus sinnvoll. «Doch sobald man komplexere Zusammenhänge testen will, ist die
Arbeit an Reagenzglas und Computer
eben keine echte Alternative.»
Fischer verweist auf das sogenannte
3R-Prinzip (siehe Einschub), welches das
LASC aktiv lebe. «Wir fragen uns ständig,
was wir besser machen können», sagt er.
Zu diesem Zweck entwickelte die Universität bereits die Software «iRats». Das
umfangreiche Tierverwaltungssystem erlaubt ihnen einerseits, den Überblick
über sämtliche Versuchstiere zu behalten. Andererseits könnten damit «Synergien zwischen verschiedenen Forschungsteams genutzt werden», was einen möglichst sparsamen Umgang mit
den Tieren gewährleisten soll. Zudem
diene das ganze neue Gebäude in Schlieren dem Zweck, die Uni in Sachen Tierversuche nicht nur fachlich, sondern
Eine gewisse Übertragbarkeit ist natürlich schon gegeben. Doch sie ist limitiert und wird in der heutigen Forschung massiv überschätzt. In vielen
Forschungsbereichen wäre Tier wie
auch Mensch sehr damit geholfen,
wenn man auf humanes Zellmaterial
zurückgreifen würde.
In Bern lancierten Tierschützer gerade ein Referendum gegen einen
Laborneubau. Auch am Irchel soll
langfristig mehr Platz für die Tierhaltung geschaffen werden. Wird
der Zürcher Tierschutz hier aktiv?
Das ist offen. Klar ist: Solche Pläne zeigen, dass die Tierversuchsbranche
nicht daran ist, sich zu verkleinern, im
Gegenteil. Das behagt uns natürlich
nicht. Bei solch hochpolitischen Entscheiden wie der Erweiterung am Irchel hat ein Tierschutzverein aber nur
beschränkte Möglichkeiten, Einfluss
zu nehmen. Im Moment nutzen wir
die Möglichkeit, über den Einsitz in
der kantonalen Tierversuchskommission möglichst viel Tierschutz in den
Vollzug einzubringen.
*Claudia Mertens ist diplomierte Biologin, Tierversuchsexpertin beim Verein
Zürcher Tierschutz und Präsidentin der
Stiftung Animalfree Research.
Zudem hatte sie
13 Jahre lang
Einsitz in der
kantonalen Tierversuchskommission.
möglichst auch in Bezug auf den Tierschutz an die Spitze zu bringen, so Fischer. So hält und züchtet das LASC
nicht nur, sondern bildet auch Forscher
und Pfleger im Umgang mit den Labortieren aus. Zudem überwacht es die Umsetzung der gesetzlichen Auflagen und
internen Regeln.
Hygienevorschriften sind streng
Fischer sagt zwar, er wünschte sich,
dass der Gesetzgeber weniger pauschale
Auflagen für die Haltung erlassen würde.
Denn in der Praxis diene längst nicht jede
dieser Vorschriften, wie zum Beispiel die
erhöhte Kontrollfrequenz, auch tatsächlich dem Tierwohl. Andere Auflagen hingegen setzt sich die Universität gemäss internem Leitfaden selbst — und zwar
strengere als diejenige, die ihr der Gesetzgeber vorschreibt. So wäre es heute
etwa legal, «deutlich mehr Tiere» in einem Käfig unterzubringen. Auch hat die
Universität Zürich, schon lange bevor der
Gesetzgeber dies vorschrieb, den Tieren
Nest- und Spielmaterial in den Käfigen
bereitgestellt. «Forschung auf hohem Niveau impliziert auch Tierschutz auf hohem Niveau», sagt Fischer. «Wir wollen
im Sinne des Tierschutzes deshalb bewusst eine Vorreiterrolle einnehmen.»
Dieser Anspruch äussert sich im neuen Gebäude auch in den allgegenwärtigen und strengen Hygienevorschriften.
In den sterilen Teil der Anlage kommt
niemand, der nicht Ganzkörperanzug,
Gummihandschuhe und Mundschutz
trägt. Gegenstände müssen desinfiziert
werden und am Schluss, da muss alles
zusammen noch durch die Luftdusche,
die einem den Atem verschlägt, dafür
aber auch verbleibende Keime wegfegt.
«Hygiene hat sehr viel mit Tierschutz
zu tun», sagt Fischer. Denn wird eine
Maus, die in aufwendigen Verfahren auf
einen bestimmten Forschungszweck hingezüchtet wurde, von einem Erreger infiziert, ist sie für die Forscher in der Regel nicht mehr einsetzbar. «Und in diesem Fall – wenn keine verwertbaren Resultate zu erwarten sind – wäre der Gebrauch der Tiere aus meiner Sicht
ethisch nicht mehr vertretbar.»
Weitere Bilder finden Sie auf
www.limmattalerzeitung.ch
Herunterladen