7. Europäischer Kongress EBH 2014 Öffentliche Bauten aus Holz | H. Ronacher Öffentliche Bauten aus Holz Arch. DI Dr. Herwig Ronacher Architekten Ronacher ZT GmbH AT-Hermagor 1 7. Europäischer Kongress EBH 2014 2 Öffentliche Bauten aus Holz | H. Ronacher 7. Europäischer Kongress EBH 2014 Öffentliche Bauten aus Holz | H. Ronacher Öffentliche Bauten aus Holz 1. Grundlagen des ökologischen Bauens mit Holz In der Einleitung des Vortrages werden folgende Schwerpunkte für ökologisches Bauen dargestellt und erläutert: – – – – – Energieeffizienz Nachhaltigkeit durch konstruktiven Holzschutz Solararchitektur Baubiologie Passivhausbauweise 2. Aspekte für die Nachhaltigkeit von Holzbauten Charakteristisch für die gezeigten Beispiele ist, dass sie in vielerlei Hinsicht zwischen Tradition und Moderne stehen. Der Tradition des Holzbaus sind sie insofern verbunden, als der konstruktive Bautenschutz grundsätzlich durch nach außen geneigte entwässerte Dächer und Dachvorstände gegeben ist. Dies gilt nicht nur für Projekte mit Steildächern, sondern auch für Flachdachbauten, bei welchen Dachüberstände in der Regel noch markanter ausgebildet werden können und die Bauwerke gleichsamt gegen Niederschlag als auch gegen sommerliche Überhitzung schützen. Hinsichtlich der Formgebung und Fassadengestaltung haben hier die Art der Bauaufgabe, der Aspekte der solaren Gewinne, die Energieeffizienz, vor allem aber das bauliche Umfeld einen wesentlichen Einfluss darauf, ob eher traditionsbezogene oder moderne Gestaltungsprinzipien zur Anwendung kommen. Der überwiegende Teil der Projekte ist energieeffizient gebaut. Die neueren Bauten wurden in Passivhausstandard errichtet, drei davon innerhalb von Forschungsaufträgen der Programmlinie Haus der Zukunft plus der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie umgesetzt (siehe Literaturnachweis unten). 3. Beispiele für öffentliche Bauten aus Holz Im gegenständlichen Vortrag werden die wichtigsten Holzbauten der Architekten Herwig und Andrea Ronacher der letzten zwei Jahrzehnte vorgestellt und erläutert. Im speziellen werden darin – – – – 3.1. 3.2. 3.3. 3.4. Schulbauten und Turnsäle Veranstaltungs- und Ausstellungsgebäude und sakrale Räume Brückenbauwerke sowie Touristische Bauten und Forschungsprojekte vorgestellt. Mit Ausnahme der Projekte: neue Unternehmensleitung der Österreichischen Bundesforste (Niederösterreich) und das „Huab’n Theater (Steiermark) befinden sich alle im Vortrag präsentierten Projekte im Bundesland Kärnten in Österreich. Grundsätzlich darf festgehalten werden, dass neben der Vielzahl an privaten Bauten, Wohnbauten und Hotelprojekten von Anfang an – wo immer sich die Möglichkeit bot – öffentliche Bauten als Holzkonstruktionen geplant und ausgeführt wurden. Der Inhalt entspricht weitgehend dem 3. Kapitel des neuen Buches des Referenten „Die Mitte und das Ganze“, welches in hohem Maße ein Plädoyer für ein ökologisch ausgerichtetes Bauen, vor allem des Bauens mit Holz darstellt. Literaturnachweis: RONACHER, Herwig: Die Mitte und das Ganze, Salzburg, 2013 RONACHER, Herwig: Forschungsauftrag Energie Plus Haus Weber, 2011/2012 RONACHER, Herwig: Forschungsauftrag Energieeffiziente Schwimmbäder, 2013 3 7. Europäischer Kongress EBH 2014 4 Öffentliche Bauten aus Holz | H. Ronacher 3.1. Schulbauten und Turnsäle Abbildung 1: Turnsaal und Feuerwehr mit Schlauchturm. Foto: Architekten Ronacher ZT GmbH 3.1.1. Turnsaal und Feuerwehr mit Holz-Glas-Turm in Sachsenburg Das Erweiterungsgebäude zur alten Volksschule beinhalte sowohl Turnsaal als auch die Feuerwehr. Es wurde als eigenständiger Baukörper ausgebildet, wobei die Gesamtansicht von Turnsaal, Schlauchturm und Fahrzeughalle durch die Tieferlegung des Saales zu einer ruhigen Gesamtsituation mit einheitlicher Dachtraufe führen. Alle Baukörper sind in Mischbauweise konzipiert, d. h., dass sich die Gebäude ab Geländeoberkante (Turnsaal), ab Parapethöhe (Schlauchturm) oder ab Höhe des Erdgeschoßes (Fahrzeughalle) in eine Holzkonstruktion bzw. Holz-Glas-Konstruktion auflösen. Die Konstruktionen über Turnsaal und Fahrzeughalle sind gleichartig konzipiert. Es handelt sich um eine Holzprimärkonstruktion mit insgesamt vier Feldern mit Trägern in Form von Holzfachwerksbindern, wobei das mittlere Dreieck den First des Walmdaches durchdringt. Dies bringt statische Vorteile und ermöglicht eine ausgewogene Belichtung des Innenraumes. Der Schlauchturm wurde als Holz-Glas-Turm geplant und errichtet. Im Zwischenbereich zwischen Turmfronten und Pyramidendach wird die Entlüftung über Holzlamellen gewährleistet. Abbildung 2, 3: die Unterspannte Holzkonstruktion im Turnsaal und Feuerwehrdach bildet mit dem Fachwerk des Oberlichtes eine konstruktive Einheit. Fotos: Architekten Ronacher ZT GmbH Abbildung 4: Längsschnitt durch Bindeglied, Turnsaal und Feuerwehr 7. Europäischer Kongress EBH 2014 Öffentliche Bauten aus Holz | H. Ronacher Abbildung 5: Die Volksschule von Süden. Turnsaal und Schulgebäude definieren gemeinsam den Pausenhof. Foto: Architekten Ronacher ZT GmbH 3.1.2. Volksschule Hermagor Ein Pilotprojekt für ökologischen u. baubiologischen Holzbau Der Neubau der Volksschule Hermagor wurde als Pilotprojekt für ökologisch und baubiologisch einwandfreies Bauen konzipiert. Mit dem Gebäude sollte einerseits ein Höchstmaß an Behaglichkeit und ein gesundes Umfeld für die Kinder geschaffen werden, andererseits das Bewusstsein für ressourcenschonendes Bauen und ressourcenschonende Energiegewinnung geschärft werden. Zum Einsatz kamen vor allem der Baustoff Holz und Lehmputz in allen Klassenräumen als Klimaregulator und Schadstoffumwandler, das Gründach als Wärmespeicher. Das Gebäude ist als kompakter Baukörper mit einer zentralen, von oben belichteten Halle und mit einem schiffsförmigen Luftraum über alle Geschoße konzipiert. Die Klassenräume sind direkt von der Halle aus erreichbar. Alle Klassenräume sind rund um diesen zentralen Erschließungsbereich angeordnet. Der Schulbau ist als konstruktiver Holzbau konzipiert. Die Decken wurden aus Massivleimholzpaneelen errichtet. Decken mit größeren Spannweiten wurden durch Holzrippen an der Unterseite verstärkt. Abbildung 6: Dreigeschoßige Aula im Zentrum der Schule. Foto: Christian Theny Abbildung 7: Längsschnitte durch Schule und Turnsaal 5 7. Europäischer Kongress EBH 2014 6 Öffentliche Bauten aus Holz | H. Ronacher Abbildung 8: Die neue Musikschule bildet einen Hof zum bestehenden Gemeindehaus. Foto: Architekten Ronacher ZT GmbH 3.1.3. Musikschule Feistritz Musikschule und Veranstaltungssaal in Holz- und Passivhausbauweise Dieses Projekt ist das erste in Kärnten von der öffentlichen Hand errichtete Gebäude in Passivhausbauweise. Es besteht zur Gänze aus Holz. Als Besonderheit darf auch der Gebäudetypus angesehen werden: Um die Bauherrenwünsche innerhalb des vorgegebenen Kostenrahmens erfüllen zu können, wurde ein sehr kompakter, quadratischer Gebäudetypus entwickelt, welcher die Funktionen einer Musikschule mit jenen eines kleinen Veranstaltungsgebäudes einer Landgemeinde in Einklang bringt. Im Gebäudekonzept sind daher die Anforderungen an einen Veranstaltungssaal mit denen an eine Musikschule derart verschmolzen, dass alle Erschließungszonen für die Klassenräume gleichzeitig als erweiterte Zuhörer- bzw. Zuseherbereiche zur Verfügung stehen. Die Musikschule samt Veranstaltungssaal wurde nördlich des bestehenden Gemeindehauses und Kindergartengebäudes der Gemeinde Feistritz an der Gail errichtet und bildet gemeinsam mit dem Bestandsgebäude einen hofartigen Vorplatz. Abbildung 9: Der zweigeschoßiger Veranstaltungsraum Foto: Hannes Pacheiner Abbildung 10: Lageplan der Gesamtanlage 7. Europäischer Kongress EBH 2014 Öffentliche Bauten aus Holz | H. Ronacher 3.2. Veranstaltungs- und Ausstellungsgebäude Abbildung 11: Wilhelm-Swarovski-Aussichtswarte im Nationalpark Hohe Tauern. Foto: Popp & Hackner 3.2.1. Der Kristall Ein Bergkristall als Symbol für die Erhabenheit der Natur Grundidee des Gebäudes war es, für die Besucher der Großglockner Hochalpenstraße und des Nationalparks einen witterungsgeschützten, transparenten Raum zu schaffen, um in Ruhe die einmalige Hochgebirgslandschaft des Großglocknermassivs betrachten zu können, und durch gezielte Information im Inneren Wissen zu vermitteln. Das Objekt besteht aus vier Ebenen, wobei das Erdgeschoß und das 1. Obergeschoß fast zur Gänze geschlossen sind. Dennoch dringt das Licht, das durch die transparenten Fassaden der oberen Geschoße fällt, über die offenen Lufträume in die Mitte des Kristalls bis in das Erdgeschoß. Obwohl diese Bauaufgabe bei extremen klimatischen Bedingungen auf circa 2.500 Metern Seehöhe mit 1.000 Kilogramm Schneelast, enormen Windkräften, Eis und Hitze höchste Ansprüche in Bezug auf Konstruktion und Detailgenauigkeit stellte, wurde für die Primärkonstruktion und auch für wesentliche Teile des Innenausbaus der Baustoff Holz verwendet. Abbildung 12:Innenansicht der 4-gesch. Holzkonstruktion Foto: Architekten Ronacher ZT GmbH Abbildung 13: Schnitt durch das Gebäude 7 7. Europäischer Kongress EBH 2014 8 Öffentliche Bauten aus Holz | H. Ronacher Abbildung 14: Veranstaltungssaal mit Blick von der Bühne in den Publikumsbereich samt Galerie. Foto: Christian Theny 3.2.2. Das Weißensee-Haus Ein Veranstaltungszentrum mit Tourismusinfo, Restaurants und Geschäften Die bauliche Entwicklung am Weißensee seit der Nachkriegszeit zeigt im Gegensatz zu anderen Tourismusregionen ein hohes Maß an Kontinuität und Harmonie trotz reger Bautätigkeit. Große Bausünden blieben den Orten rund um den Weißensee erspart. Diese Situation stand im Mittelpunkt der Auseinandersetzung bei der Entscheidung, welcher der Wettbewerbsentwürfe umgesetzt werden sollte. Die Entwurfsidee des Weißensee-Hauses ist gekennzeichnet durch die Auflösung des vorgegebenen Raumprogramms in zwei Baukörper (von denen einer teilweise bereits bestand). Diese definieren einen unteren „Vorplatz“ sowie einen zentralen Dorfplatz für Veranstaltungen in der Mitte zwischen beiden. Der neue Veranstaltungssaal bildet den südlichen Abschluss des Hauptbaukörpers, dessen Satteldach bis zur Bühnenvorderfront weitergeführt wurde. Dadurch war innenräumlich die Ausbildung einer Zweigeschoßigkeit des Saales mit einer Galerie und einem von der Galerie abtrennbaren Seminarraum möglich. Der trapezförmige Saal lässt sich durch die Miteinbeziehung der Galerie im Obergeschoß auf circa 270 Quadratmeter erweitern. Der Innenraum des neuen Veranstaltungssaales ist durch die vier Pilzkonstruktionen aus Holz geprägt. Diese übernehmen die gesamte Dachlast des Saales. Abbildung 15, 16: Das Weißensee-Haus bildet einen Gebäudekomplex aus 2 Häusern mit einem zentralen Platz. Foto: Weißensee Information 7. Europäischer Kongress EBH 2014 Öffentliche Bauten aus Holz | H. Ronacher Abbildung 17: Vorderansicht des 4-gesch. Bürogebäudes. Das ausladende Vordach sorgt für konstr. Holzschutz. Foto: ÖBF AG 3.2.3. Neue Unternehmensleitung der Österreichischen Bundesforste Die Vorgabe war ein viergeschoßiges Holzgebäude zu planen, obwohl in Wien zum damaligen Zeitpunkt die Bauordnung ein Holzgebäude dieser Größe nicht zugelassen hätte. Aber auch in Purkersdorf (Niederösterreich, wo es letztlich gebaut wurde) war es nur unter der Voraussetzung äußerst kooperativer Gespräche mit der Stadt, der Baubehörde und dem Sachverständigen möglich, ein Gebäude mit einem derart hohen Anteil an Holz zu errichten. Dass die Sockelzone dieses Bauwerks nach außen hin nicht in Holz erscheint, ist aber keineswegs dadurch begründet, dass man auf die Errichtung eines echten Viergeschoßers in Holz verzichtet hätte. Das konstruktive Grundkonzept der Mitte besteht aus vier „Bäumen“, welche frei über alle Geschoße aufstreben und deren „Äste“ den Fuß- und Mittelpfettenkranz sowie das Holzgespärre der Glaspyramiden tragen. Abbildung 18, 19, 20, 21, 22: 4-gesch. Atrium – Innenfoto – Grundriss und Schnitt – Eingangsbereich – Dachverglasung von unten. Fotos: Abb. 18 Thyssenkrupp Materials Austria GmbH, Abb. 21, 22 ÖBF AG 9 7. Europäischer Kongress EBH 2014 10 Öffentliche Bauten aus Holz | H. Ronacher Abbildung 23: 3D-Rendering der Freilichtbühne. Ersteller: M.3D Manhartsberger KG 3.2.4. Das „Huabn-Theater“ - überdachte Freilichtbühne aus Holz Die nicht überdachte Tribünenlandschaft wurde im Frühjahr 2013 durch diese überdachte Freilufttheaterbühne für ca. 510 Pers. ersetzt. Die Idee des Baugefüges ist einerseits durch den polygonal ausgeformten Grundriss, zum anderen durch die Vertiefung im vorderen Bereich charakterisiert. Weiters wurde die Lage und Ausrichtung der Tribüne derart konzipiert, dass sich das Bauwerk zwar zur „Huabn“ (altes Bauernhaus mit der Funktion der Bühne) hin orientiert, gleichzeitig aber in einem offenen Winkel stark aus der Mittelachse gedreht wurde. Die Haupttragkonstruktion wurde auf betonierte Streifenfundamente gesetzt. Als Tribünendach fungiert eine Brettsperrholzplatte, welche auf vier V-förmigen Leimholzstützen bzw. dem statischen Verlauf entsprechenden fischbauchförmigen DoppelPrimärträgern und auf Holzbalken aufgelagert ist. Die gewählte Sekundärkonstruktion (Deckenbalken polygonal bzw. parallel zu den Sitzreihen) wird durch dazwischen positionierte Akustikpaneelen (Plattenabsorber) zurückgenommen. Abbildung 24, 25: Grundriss und Schnitt (samt der alten „Huabn“) des Bauwerks Abbildung 26, 27: Die Trbüne kurz vor Fertigstellung (links) sowie zur Eröffnung (rechts). Fotos: Architekten Ronacher ZT GmbH 7. Europäischer Kongress EBH 2014 Öffentliche Bauten aus Holz | H. Ronacher 3.3. Brücken und Brückenbaukörper Abbildung 28: Vorgefertigter Fußgängerbrücke am Pressegger See – Dach- und Brückenkörper bilden eine statische Einheit, das Dach sorgt für konstruktiven Holzschutz. Foto: Architekten Ronacher ZT GmbH 3.3.1. Fuß- und Radbrücke Pressegger See Die alte – nicht überdachte – Holzbrücke aus den 70er Jahren war schadhaft geworden. Eine Sanierung wäre aus wirtschaftlicher Sicht nicht mehr vertretbar gewesen. Der Bauherr ist daher mit dem Ersuchen an den Planverfasser herangetreten, eine kostengünstige, neue Holzbrücke zu konzipieren. Daher wurden auch die bestehenden Fundamente für das neue Brückentragwerk wiederverwendet bzw. zum Teil erweitert. Die Brücke musste einerseits die lichte Durchfahrtshöhe von über 5 m erfüllen, andererseits sollte sie ein angenehm flaches Steigungsverhältnis aufweisen, damit Räder und Kinderwägen geschoben werden können. Dafür bot sich die leicht geschwungene Form an. Die vollständige Überdachung der Brücke war nicht nur aus statischen, sondern vor allem auch aus Gründen des konstruktiven Holzschutzes von vorne herein tragender Gedanke des Brückenbauwerkes. Das Dach besteht aus einer 4,2 cm starken Kerto-Q-Platte und ist vollflächig mit Blechbahnen in Längsrichtung des Brückenbauwerkes überdacht. Abbildung 29: Querschnitt, Längsschnitt und Grundriss der Holzbrücke 11 7. Europäischer Kongress EBH 2014 12 Öffentliche Bauten aus Holz | H. Ronacher Abbildung 30: Ein Brückenbauwerk dient als Ausstellungsraum und verbindet den Parkplatz mit dem bestehenden, zylinderförmigen Baukörper. Foto: Architekten Ronacher ZT GmbH 3.3.2. Brückenbauwerk Malta Ein Brückenbaukörper in Holzbauweise als Ausstellungsgebäude Das kreisrunde Bestandsgebäude wurde im Jahr 1973 auf 1.933 Meter Seehöhe als Unterkunft für die Arbeiter des Staudammes errichtet und später zu einem einfachen Berghotel adaptiert. 2009 wurde es generalsaniert und durch ein Ausstellungs-Brückenbauwerk aus Holz erweitert. Es wurde ein Ausstellungsgebäude innerhalb eines Brückenbaukörpers konzeptioniert, welcher vom Parkplatz aus erschlossen wird und direkt in den zylinderförmigen Hotel- und Restaurantbaukörpers führt. Die Erschließung des neuen Gesamtprojektes erfolgt sowohl über eine Treppenanlage im Inneren des Brückenbaukörpers als auch durch einen Lift, welcher für die barrierefreie Erreichbarkeit des zentralen Ausstellungsraumes sorgt. Durch das Heranrücken dieses Brückenbaukörpers unmittelbar an den Altbestand ist es möglich, die gesamte – schiffsförmige – Dachfläche des Ausstellungsgebäudes als große Aussichtsterrasse zu nutzen. Das Brückenbauwerk ist als konstruktiver Holzfachwerkbau konzipiert. Windgeschwindigkeiten bis zu 200 km/h, Schneelasten von 1.100 kg/m² und eine freie Spannweite von ca. 40 m waren die zu bewältigende Herausforderung. Das zylinderförmige Bestandsgebäude wurde thermisch saniert und mit Schifferplatten beplankt. Die ursprünglich unsymmetrische Fensteranordnung wurde durch wechselnde, schräge Fensterleibungen aus Blech in eine neue, ruhigere Ordnung gebracht. Abbildung 31, 32: 3D-Rendering und Lageplan des Brückenbauwerkes Malta (an der Kölnbreinsperre). 7. Europäischer Kongress EBH 2014 Öffentliche Bauten aus Holz | H. Ronacher 3.4. Touristische Bauten und Forschungsprojekte Abbildung 33: Das Mountain Resort Feuerberg als gesamte Anlage nach acht Baustufen. Foto: Mountain Resort Feuerberg 3.4.1. Mountain Resort Feuerberg Eine moderne Interpretation alpiner Bauformen Erwin und Isabella Berger bewirtschaften das Resort in der vierten Generation. Mit ihnen wurden acht Baustufen, u. a. die Bade- und Wohlfühlwelt, der neue Speisesaalpavillon (2007 und 2008), die neue Eingangshalle samt Schwimmbaderweiterung (2009), eine weitere Wellnesserweiterung (2010), eine neue Rezeption (2011) realisiert, sowie die vollständige thermische und architektonische Sanierung der Bestandsbauten (2012). Grundidee der ersten Erweiterung des Bestandes, welcher an der Hauptaussichtsseite keinerlei gut nutzbare Außenräume besaß, war die Neuerrichtung des Wellness- und Erlebnisbereiches, einschließlich eines großen Schwimmteiches an der Vorderfront. Bei allen acht Baustufen, die innerhalb der letzten acht Jahre realisiert wurden, stand der Baustoff Holz sowohl im konstruktiven Bereich als auch für die Ausgestaltung des Hotels im Mittelpunkt. In statischer Hinsicht war vor allem die Erweiterung der zentralen Bestandsbaukörper durch Wintergärten aus Holz und Glas für fast alle bestehenden Zimmer die größte Herausforderung. Abbildung 34: Südansicht des Hotels Foto: Mountain Resort Feuerberg Abbildung 35: Ruheraum „Abendrot“ Foto: Mountain Resort Feuerberg 13 7. Europäischer Kongress EBH 2014 14 Öffentliche Bauten aus Holz | H. Ronacher Abbildung 36: Südostansicht des Gebäudes mit überdachtem Glashaus. Foto: Hannes Pacheiner 3.4.2. Der Weber – Haus der Zukunft Plus Metamorphose eines alten Bauernhauses zu einem Energie-Plus-Haus Das Forschungsprojekt wurde zwischen 2009 und 2010 in Form einer Sondierung innerhalb der Programmlinie „Haus der Zukunft plus“ durchgeführt. Es beinhaltet die Hochrüstung einer regionaltypischen und kulturhistorisch wertvollen Bausubstanz unter Einsatz von Solarthermie und Photovoltaik zu einem Passivhaus bzw. Energie-Plus-Haus. Für das Ergebnis waren eine Fülle von Innovationen erforderlich, z.B. eine 40 cm starke Innendämmung ohne Dampfbremse im Steinmauerwerk. Die Herausforderung lag in der Innendämmung im Bereich des 60 cm starken Steinmauerwerkes. Für diese Art der Innendämmung wurde ein Feldversuch gestartet, mit dem Ergebnis, dass entgegen dem Stand der Technik in der Bauphysik eine insgesamt 40 cm starke Innendämmung von Zellulose, Heraklith-Platten und Lehmputz ohne Dampfbremse sich als durchführbar erwies. Umgesetzt wurde dieses Konzept mit baubiologisch hochwertigen Materialien. Das Gebäude beinhaltet seit der Renovierung drei Ferienwohnungen und einen Seminarraum im neuen Dachgeschoß. Seit Herbst 2011 steht das Haus für Seminare, Vorträge und Veranstaltungen zur Verfügung. Die Errichtung eines speziellen Glashaustyps deckt die Energieversorgung des Energie-Plus-Hauses Weber ab. Die Kombination der Schrägverglasung mit der Integration von thermischen Solarkollektoren und PV-Elementen wurde optimiert. Abbildung 37: Alle Wohnungen haben Eichenböden und lehmverputzte Wände. Foto: Hannes Pacheiner Abbildung 38: Seminarraum im Energie Plus Haus Foto: Harald Eisenberger 7. Europäischer Kongress EBH 2014 Öffentliche Bauten aus Holz | H. Ronacher Abbildung 39: Kärnten Badehaus, Millstatt. Ersteller: M3D Manhartsberger KG 3.4.3. Holzkonstruktionen für Schwimmbäder in Passivhausbauweise Errichtung des Kärnten Badehauses (sowie eines weiteren PHSchwimmbades) innerhalb des Forschungsprojektes „Energieeffiziente Schwimmbäder“ Darf ein Schwimmbad mit 300 m² Innenraumfläche nach derzeitigem Standard das 20Fache an Energie eines Passivwohnhauses gleicher Größe verbrauchen? Zu diesem Thema wurde ein Forschungsauftrag bei der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft eingebracht und durchgeführt, mit dem Inhalt, ein Pflichtenheft zur Planung und Ausführung energieeffizienter, ökologischer Schwimmbäder und Wellnesseinrichtungen für den Tourismus zu erstellen. Nach der Planung und Umsetzung des ersten PH-Schwimmbades aus Holz im Hotel Edelweiß in Wagrain im Jahre 2010, wurde für das Kärntner Badehaus ein Bautypus entworfen, welcher hinsichtlich seiner Längsstreckung und Lage zum See die Architektursprache der Seenarchitektur aus der alten Jahrhundertwende aufnimmt. Zum einen wurde die bauliche Hülle in reiner Holzbauweise und in PH-Qualität ausgeführt, zum anderen wurde auf die Ausschöpfung möglichst vieler technischer Erkenntnisse in Bezug auf eine energieeffiziente Heizungs-, Lüftungs- und Schwimmbadtechnik Wert gelegt. Die gesamte Dachfläche zur Südwestseite hin konnte mit Solarthermie ausgestattet werden, um einen beträchtlichen Teil der erforderlichen Energie durch solare Gewinne abzudecken. Es ist vorgesehen, noch weitere Badehäuser dieser Art an den Kärntner Seen zu errichten. Abbildung 40, 41: zentraler Ruheraum und Lageplan des Kärnten Badehauses in Millstatt. Foto: Hannes Pacheiner 15