DOSSIER Klimaschutz MAGAZIN Hitzerekorde und Jahrhundertflut 3 Erneuerbare Energien 7 renewables 2004 Münchner Klimaschutzaktion Münchner Stadtgespräche Nr. 33 5/2004 www.muenchner-stadtgespraeche.de Münchner Stadtgespräche Nr. 33 / Mai 2004 10 Gletscher im Treibhaus 12 Eine Ausstellung im Alpinen Museum 1 Liebe Leserinnen und Leser, der Klimawandel ist in vollem Gange, die häufigen Wetterextreme in den vergangenen Jahren zeigen dies. Ein Indikator dafür ist auch das Abschmelzen des Nordpoleises. Wenn sich nichts ändert, wird es in 100 Jahren weg sein, prognostiziert Josefino Comiso, Klimaforscher am Goddard Space Flight Center der Nasa. Warum und wie der Mensch das Klima auf der Erde beeinflusst, möchten wir Ihnen mit dem Auszug aus Mojib Latifs Buch „Hitzerekorde und Jahrhundertflut“ in unserem Dossier nahebringen. Einen Ausweg aus der Erwärmung der Erdatmosphäre durch die von Menschen verursachten Treibhausgase stellen die Technologien der erneuerbaren Energien dar. Um ihnen zum Durchbruch zu verhelfen, findet Anfang Juni in Bonn die bisher größte internationale Konferenz für Erneuerbare Energien statt (Seite 8). Was die Stadt München unternimmt, um Kohlendioxid-Emissionen zu verringern, stellen wir Ihnen auf den Seiten 10 und 11 vor. Wir müssen nicht bis zum Nordpol gehen, um den Klimawandel am schmelzenden Eis zu sehen: Die Alpengletscher verlieren immer rascher an Volumen und Länge – alleine im heißen Sommer 2003 um 5-10 Prozent, wie Schweizer Glaziologen feststellten. In der Ausstellung „Gletscher im Treibhaus“ zeigt die Gesellschaft für ökologische Forschung dies in 112 Vergleichsbildern mit alten und neuen Aufnahmen. Eine angenehme Lektüre wünscht Ihnen Andrea Reiche Redaktion Münchner Stadtgespräche Übles Pflaster: Steine aus Kinderarbeit MAGAZIN Die Agendakoordination Eine Welt klärt auf Fast die Hälfte aller europäischen Grabsteine kommt aus Indien: Weil Kinder dort als Sklaven arbeiten, sind sie, trotz der Transportkosten, billiger als hier. Für die Grabsteine wird vorrangig Granit verwendet, der bei uns aber auch für Edelfassaden und gehobene Innenausstattung verwendet wird. Aber nicht nur Granit, auch andere Natursteine aus Indien und anderswo werden in unseren Städten verbaut oder zieren unsere Friedhöfe. Die Münchner Kampagne gegen ausbeuterische Kinderarbeit zeigt am 21. Juni um 19.30 Uhr im Gemeindesaal St. Michael in der Maxburgstraße 1, einen halbstündigen Dokumentarfilm zum Thema. Anschließend berichten der Kinderrechtsbeauftragte von Misereor, Benjamin Pütter, und sein Partner aus Indien, der sich vor Ort um die Rechte der ausgebeuteten Kinder kümmert, von der derzeitigen Situation. Gerne werden sie dann Ihre Fragen beantworten. Veranstalter: NordSüdForum München mit dem Koordinierungskreis der Kampagne gegen ausbeuterische Kinderarbeit und dem Sachausschuss Mission, Entwicklung, Frieden. Münchner Stadtgespräche Nr. 33 5/2004 Heinz Schulze, Agendakoordination EineWelt 2 Grabsteine aus indischer Kinderarbeit Montag, 21. Juni, 19.30 Uhr Ort: Gemeindesaal St. Michael, Kaufingerstr. (zwischen Stachus und Marienplatz) Kinderarbeit im Steinbruch: Die 12-jährige Chita Divi bei Alawatugoda in Sri Lanka Foto: www.fotoarchiv.com Information über ausbeuterische Kinderabeit Agendakoordination Eine Welt Heinz Schulze c/o Referat für Gesundheit und Umwelt Bayerstraße 28 a, 80335 München Tel: 089-233 475 61 Fax: 089-233-475 42 E-Mail: [email protected] Geschäftsstelle NordSüdForum Tel: 85 63 75-23 Streetlife-Festival Dieses Jahr geht es früher los mit dem Streetlife-Festival: Schon am 12. und 13. Juni ist das erste der beiden autofreien Wochenenden auf der Leopold-Ludwigstraße; das zweite wird dann am 4./5. September stattfinden. Dann wird wieder Zeit und Platz sein, um die Straße anders zu erleben und neue Impulse für die persönliche Mobilität und die Gestaltung unserer Stadt zu bekommen. „Unsere Vision ist es, dass mehr und mehr Menschen diese Idee mittragen, damit es mehr und mehr lebendige Straßen hier und überall in der Stadt gibt – auch ohne großen Aufwand“, so Benjy Barnhart, Projektleiter von Green City e.V. Letztes Jahr flanierten rund 400.000 Besucherinnen und Besucher an den Wochenenden im August und September bei idealem Wetter über die Leopold- und Ludwigstraße und genossen das bunte Angebot von Kunst und Kultur, Information und Mitmachangeboten, Tanz, Musik, Shows, Lichtinstallationen, Straßengestaltung und internationalen kulinarischen Köstlichkeiten. Hitzerekorde und Jahrhundertflut Mojib Latif Immer neue Hitzerekorde zeigen, dass die Erde Fieber hat, das heißt ihre normale Temperatur von ungefähr 15 Grad vor Beginn der Industrialisierung ist auf heute etwa 15,6 Grad angestiegen. Zurzeit würde man bei diesem Zustand noch von erhöhter Temperatur sprechen. Es gibt aber gute Gründe für die Annahme, dass sich die Erde innerhalb der nächsten Jahrzehnte noch weiter erwärmen wird, also hohes Fieber bekommt. So wie auch wir uns nicht besonders wohl fühlen, wenn wir eine erhöhte Temperatur haben, so gerät auch das Erdsystem immer mehr aus dem Gleichgewicht, wenn es sich mehr und mehr erwärmt. Die Symptome der fiebernden Erde sind Meeresspiegelanstieg, Zunahme von Wetterextremen oder der Rückzug der Gletscher. Mit anderen Worten: Jedes System hat so etwas wie eine optimale Betriebstemperatur, bei der es am besten funktioniert – bei uns Menschen beträgt sie ungefähr 37 Grad, bei der Erde kann man das nicht so genau definieren, aber in den letzten Jahrhunderten lag sie bei 15 Grad und die Menschheit ist damit jedenfalls gut gefahren. für die Pflanzen, die vom Kohlendioxid leben. Durch die Aufnahme von CO2 wird in einem komplizierten Prozess Sauerstoff produziert, den die Pflanzen an die Umwelt abgeben. Wir erhalten dadurch die notwendige Luft zum Atmen. Schon damals wusste man aber auch, dass Kohlendioxid in der Lage ist, Infrarotstrahlen zu absorbieren. Der Physiker und Chemiker folgerte daraus, dass der menschlich verursachte Ausstoß von CO2 zur Aufheizung der Erdatmosphäre führen muss, da das Kohlendioxid die von der Erdoberfläche ausgehende Wärmestrahlung, die Infrarotstrahlung, aufsaugt. Diese Betrachtung veranlasste den schwedischen Forscher, einige Berechnungen anzustellen. Er kam zu dem Ergebnis, dass sich die Erdoberfläche und damit auch die untere Atmosphäre im globalen Mittel um etwa vier bis sechs Grad erwärmen würde, sollte sich der CO2-Gehalt der Atmosphäre verdoppeln. Arrhenius versuchte mit seinen Berechnungen vor allem die Klimaschwankungen in der Vergangenheit, zum Beispiel die Eiszeitzyklen, zu erklären. Wir wissen heute, dass er in der Tat einen wichtigen Mechanismus dafür gefunden hatte. Der weitsichtige Schwede stellte zugleich aber auch Berechnungen für die Zukunft an, um eine mögliche Klimabeeinflussung durch den Menschen zu prognostizieren. Er übersah dabei allerdings einen entscheidenden Punkt: Er konnte sich damals nicht vorstellen, dass der CO2Eintrag durch den Menschen so gewaltige Ausmaße annehmen würde. Bei seinen Kalkulationen ging Arrhenius vom damaligen Ausstoß aus, der nur einen Bruchteil des heutigen betrug. Der Nobelpreisträger von 1903 kam deswegen zu dem Schluss, dass der menschliche Einfluss auf das Klima gering sei, aus seiner damaligen Sicht ein völlig richtiger Schluss. Niemand konnte zu dieser Zeit voraussehen, wie rapide sich der Wohlstand der Menschheit erhöhen würde. Rau- DOSSIER Wie der Mensch das Klima beeinflusst Seit Beginn der Industrialisierung vor etwa zweihundert Jahren beeinflusst der Mensch das Klima. Dies ist keine neue Erkenntnis. Sie wurde schon Ende des vorletzten Jahrhunderts, also vor über hundert Jahren, von dem schwedischen Wissenschaftler Svante August Arrhenius publiziert. Arrhenius ging bei seinen Überlegungen davon aus, dass der Mensch vor allem durch die Verbrennung von Kohle zur Energieerzeugung enorme Mengen von Kohlendioxid (CO2) in die Atmosphäre entlässt. Kohlendioxid ist ein natürlicher Bestandteil der Erdatmosphäre und unentbehrlich Die Elbeflut 2002 und der heißeste Sommer seit Beginn der Messungen ein Jahr darauf sind Wetterextreme, die auch Folgen menschlichen Handelns sind. Münchner Stadtgespräche Nr. 33 5/2004 Fotos: Heyne Verlag, www.bund.net Der Mensch mischt mit 3 DOSSIER chende Schornsteine waren in gewisser Weise Sinnbilder dafür, unsichtbar blieb der damit verbundene erhöhte Ausstoß von Kohlendioxid. Es gab um die Jahrhundertwende noch keine geeigneten Messinstrumente, die den rapiden Anstieg der CO2-Konzentrationen hätten erkennen lassen. Aber auch heute, wo wir genauere Messdaten vorliegen haben, ist eine schnelle Umkehr in Richtung einer kohlenstofffreien Weltwirtschaft nicht in Sicht. Aus diesem Grund wird sich, das ist jedenfalls zu vermuten, noch in dem erst angefangenen neuen Jahrhundert die atmosphärische Konzentration von Kohlendioxid verdoppeln. Wir könnten uns wieder mit den Ausgangsüberlegungen Arrhenius’ beschäftigen und nachsehen, um wie viel sich nach seinem Berechnungsmodell die Temperatur der Erde erhöhen würde. Die Antwort wäre: um vier bis sechs Grad. Sollten diese Daten stimmen, dann stünde uns eine gewaltige Klimaänderung bevor, in etwa vergleichbar mit dem Temperaturunterschied von der letzten Eiszeit vor ungefähr 20.000 Jahren bis heute, der vier bis fünf Grad beträgt. Die heutigen, weitaus komplexeren Klimamodelle kommen auf eine nur halb so große Erwärmung, gesetzt den Fall, der atmosphärische CO2-Gehalt würde sich verdoppeln. Aber auch ein solches Ergebnis wäre immer noch enorm, zumal es in einer vergleichsweise kurzen Zeit von fünfzig bis hundert Jahren eintreten könnte. Berücksichtigt man aber noch weitere Gase, die der Mensch in die Atmosphäre entlässt, wäre eine Erwärmung von bis zu sechs Grad in diesem Jahrhundert durchaus denkbar. Die vom Menschen verursachten Treibhausgase – wie Kohlendioxid, Methan, Lachgas und SulfatAerosole – nehmen seit der Industrialisierung in hohem Maße zu. Quelle: Intergovernmental Panel on Climate Change Natürlich gab es in der jüngeren Klimageschichte immer wieder starke Umschwünge. Eine Erdmitteltemperatur von etwa zwanzig Grad wäre aber einmalig in der Geschichte der Menschheit. Während der letzten Eiszeit vor etwa 20.000 Jahren war es deutlich kälter als heute, während der letzten großen Warmzeit vor etwa 120.000 Jahren waren die Temperaturen ähnlich den jetzigen. Träges Klimasystem Das Klimasystem reagiert äußerst träge auf Antriebe von außen, wie etwa auf den Ausstoß von Kohlendioxid und anderer Spurengase durch den Menschen. Das Klima verhält sich vergleichbar mit einem Auto, bei dem wir Vollgas gegeben haben. Jeder weiß, dass es infolge der Masse des Autos dauert, bis es die Endgeschwindigkeit erreicht. Ebenso führt die Trägheit des Autos dazu, dass wenn einmal die Höchstgeschwindigkeit erzielt ist, der Bremsweg sehr lang ist, um das Auto wieder anzuhalten. Übertragen auf das Klima bedeutet dies: Insbesondere die große Wärmekapazität der Weltmeere führt dazu, dass das Klima nur sehr langsam mit einer typischen Zeitverzögerung von einigen Jahrzehnten reagiert. Im Klartext heißt das, dass man zurzeit noch gar nicht erwarten kann, dass wir das volle Aus- Münchner Stadtgespräche Nr. 33 5/2004 Klimarahmenkonvention, Kioto-Protokoll und Emissionshandel 4 Vor zehn Jahren, am 21. März 1994, trat die Klimarahmenkonvention in Kraft – 188 Staaten haben sie ratifiziert, darunter auch die USA und Russland. Damit verpflichten sich die Länder, die von ihnen produzierten Emissionen, die zur Erwärmung des Klimas führen, auf einem ungefährlichen Niveau zu stabilisieren. Kioto-Protokoll Ein Beschluss der Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention ist das 1997 in Japan beschlossene Kioto-Protokoll. Dies haben die USA und Russland bisher nicht ratifiziert – die USA, die für ein Viertel aller Treibhausgase verantwortlich ist, wird dies auch nicht tun. Denn im Kioto-Protokoll verpflich- ten sich die unterzeichnenden Staaten, ihre gemeinsamen Emissionen um fünf Prozent gegenüber 1990 zu senken. Die Europäische Union hat insgesamt eine Senkung von acht Prozent zugesagt – allerdings sind erst 2,2 Prozent davon erreicht. Deutschland, das 21 Prozent zugesagt hatte, hat davon fast 19 erreicht. Bis heute haben das Protokoll 122 Länder mit 44 Prozent der Emissionen vom Jahr 1990 unterschrieben: 55 Prozent müssen es sein, damit das Protokoll in Kraft treten kann. Dazu ist Russlands Beitritt nötig. Emissionshandel Ein Instrument des Kioto-Protokolls ist der Handel mit Emissionen: Firmen, deren Produktion Gase zur Erwärmung des Klimas freisetzt, erhalten Zertifikate mit einer vorgeschriebenen Menge an Emissionen, die sie ausstoßen dürfen. Reduzieren sie ihre Emissionen, können sie die Zertifikate verkaufen – das soll ein Anreiz sein, die Emissionen freiwillig zu verringern. Ab 2005 werden in Deutschland 2.670 Industrie-Unternehmen und Energieversorger am Emissionshandel teilnehmen, europaweit sind es rund 4.500 Unternehmen. Wer ohne Zertifikate zuviel Kohlendioxid in die Luft bläst, muss mit Strafen rechnen: Bis 2007 sind 40 Euro für eine Tonne fällig, ab 2008 dann 100 Euro. Infos: www.unfccc.org, www.bmu.de www.ipcc.ch, www.bund.de Es gibt aber noch weitere Anzeichen für den globalen Klimawandel. Wie sieht es denn mit dem Meeresspiegel aus? Ist er angestiegen und wenn ja um wie viel? Auch für den Meeresspiegel gilt, dass er nur sehr langsam reagiert und die Zeitverzögerung ist sogar noch länger als bei der Temperatur. Pegelmessungen zeigen, dass der Meeresspiegel in den vergangenen hundert Jahren global um zehn bis zwanzig Zentimeter angestiegen ist. Diese Abschätzung aus Pegelmessungen ist aber recht ungenau, was aus der großen Spanne zu erkennen ist. Dennoch ist sicher, dass sich der globale Meeresspiegel erhöht hat: Satellitenmessungen zeigen dies. Satellitenmessungen sind sehr viel genauer als die Pegelmessungen, vor allem aber sind sie flächendeckend. Der Satellit sendet elektromagnetische Radarpulse aus, die an der Meeresoberfläche reflektiert werden. Je höher der Meeresspiegel, umso kürzer ist die Zeit, bis der Satellit das reflektierte Signal empfängt. Aus den Laufzeitmessungen kann man daher sehr genau auf die Höhe des Meeresspiegels schließen. Er ist seit 1993, dem Jahr, in dem mit den Mit der Klimaerwärmung ändert sich auch das Wetter. Durch die Verdunstung werden Niederschläge in wasserreichen Gebieten höher, in ohnehin wasserarmen Gegenden nehmen sie ab. Zunehmende Wetterextreme Infolge der Trägheit des Klimas und des anzunehmenden weiteren Ausstoßes von Treibhausgasen durch uns Menschen wird sich in den nächsten Jahrzehnten unser Klima noch mehr erwärmen. Der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaveränderungen (IPCC) prognostiziert für den Zeitraum bis 2100 eine Erderwärmung von 1,4 bis 5,8 Grad im globalen Mittel. In den Medien wurde vor allem die obere Grenze von 5,8 Grad diskutiert, da sie in der Tat besorgniserregend wäre. Dann hätten wir im Jahre 2100 eine Temperaturänderung realisiert, die noch stärker als der Tempera- Aufforstung mit Gentech-Bäumen turunterschied von der letzten Eiszeit bis heute wäre. Das Forschergremium zum Klimawandel prognostiziert weiterhin, dass sich alle relevanten Wetterextreme häufen werden. So werden wir öfters mit lang anhaltenden sommerlichen Trockenperioden rechnen müssen, aber auch mit häufiger auftretenden sintflutartigen Niederschlägen und damit mit mehr Hochwasser. Die Auswirkungen einer derart starken Erderwärmung sind besonders für die Landwirtschaft unübersehbar. Unwetter verhageln den Bauern schon jetzt überall auf der Welt die Ernten, anderswo sorgen extreme Dürren für Ernteausfälle. Allein die volkswirtschaftlichen Schäden durch Überschwemmungen, Stürme und andere Wetterextreme beliefen sich weltweit auf 36 Milliarden Euro im Jahr 2001. Die Stärke und Geschwindigkeit dieser Klimaveränderung wäre nach allem, was wir heute über Ökosysteme wissen, ein enormer Stress, dem die Natur ausgesetzt wäre. Berechnungen verschiedener Institute kommen zu dem Ergebnis, dass man bei uns in Deutschland auch mit einem Waldsterben rechnen muss. Aber auch für uns Menschen wäre eine Erwärmung von 5,8 Grad alles andere als wohltuend. Es ist festgestellt worden, dass sich die Landregionen stärker erwärmen als die Regionen über dem Meer. Dies bedeutet, dass sich über Deutschland die Temperatur um deutlich mehr als sechs Grad erwärmen würde. Wir müssten daher im Sommer mit DOSSIER Mit gentechnisch veränderten Bäumen wollen Unternehmen in Entwicklungsländern aufforsten. Dies können sie sich im Zertifikatehandel mit Emissionen als CO2-Minderung anrechnen lassen. Welche Auswirkungen diese z.B. gegen bestimmte Herbizide unempfindlichen Bäume auf das Ökosystem haben, ist völlig unbekannt. Die Entwicklungsländer sollen als Versuchskaninchen herhalten. Und dies sogar, ohne dass es ihnen mitgeteilt werden muss. Dass eine solche Strategie nicht aufgehen kann, wusste bereits Albert Einstein: „Man kann ein Problem nicht mit derselben Denkweise lösen, durch die es entstanden ist.“ Weitere Informationen erhalten Sie auf unserer Homepage: www.umweltinstitut.org/genwald Münchner Stadtgespräche Nr. 33 5/2004 Meeresspiegel steigt an Messungen mit diesem speziellen Satelliten begonnen wurde, deutlich angestiegen. Er beträgt im globalen Mittel etwa 2,4 mm/Jahr. Rechnet man den Meeresspiegelanstieg zurück, ergäbe dies einen Wert von 24 cm für die letzten hundert Jahre, also etwas mehr, als die Pegelmessungen andeuten. Auch wenn der exakte Wert für den Meeresspiegelanstieg durchaus kontrovers diskutiert wird, steht dennoch fest, dass er steigt – was ebenfalls im Einklang mit einer globalen Erderwärmung steht. Beim Meeresspiegelanstieg sind vor allem zwei Prozesse wichtig. Zum einen kann der Meeresspiegel durch das Abschmelzen von Landeis ansteigen, wie es beispielsweise bei den Gebirgsgletschern oder den riesigen Eisschilden in Grönland und der Antarktis passieren kann. Das Eis, das sich bereits im Meer befindet, das man auch als Meereis oder Packeis bezeichnet, lässt beim Schmelzen den Meeresspiegel nicht ansteigen. Sie kennen dies von Ihrem kühlen Drink, den sie im Sommer genießen. Wenn die Eiswürfel in Ihrem Glas schmelzen, läuft das Glas nicht über. Man schätzt, dass im letzten Jahrhundert der Rückzug der Gebirgsgletscher knapp die Hälfte des globalen Meeresspiegelanstiegs verursacht hat. Was die großen Eisschilde dazu beigetragen haben, ist noch unklar, aber vermutlich ist ihr Beitrag dazu eher gering. Zum anderen hat sich in den vergangenen hundert Jahren natürlich auch das Meer erwärmt. Temperaturmessungen aus verschiedenen Tiefen der Meere demonstrieren dies nur zu deutlich. Nun wissen wir, dass sich jeder Körper, der sich erwärmt, ausdehnt. Für das Meer bedeutet dies, dass sich infolge der Erwärmung auch die Wassersäule ausbreitet und damit der Meeresspiegel ansteigt. Foto: Reuters maß des menschlichen Einflusses auf das Klima beobachten können. Umso besorgniserregender ist es, wenn man schon heute nachweisen kann, dass es den menschlichen Einfluss auf das Klima real gibt und dass der Mensch zum größten Teil zur Klimaveränderung der letzten hundert Jahre beigetragen hat. Daraus folgt, dass sich das Klima in den kommenden Jahrzehnten weiter verändern wird, denn wir haben im wahrsten Sinne des Wortes in der Vergangenheit „Vollgas“ gegeben. Und wie gesagt: Die Geschwindigkeit mit der sich unser Klima derzeit verändert, ist bereits recht hoch. Der Bremsweg wird entsprechend lang sein. 5 DOSSIER Langfristig von fossilen Energien unabhängig machen Kurzfristige Maßnahmen über einen Zeitraum von einigen Jahren spielen praktisch keine Rolle für das Klima. Dies erklärt auch, warum das KiotoProtokoll den notwendigen Klimaschutz allein nicht leisten kann. Eine Verringerung des Treibhausgasausstoßes von ungefähr fünf Prozent bis 2012 ist bei den langen Reaktionszeiten des Klimas nahezu belanglos. Nur wenn man den Ausstoß nach 2012 konsequent weiter senkt, die Emissionen allmählich zurückgehen, wird sich der Gehalt von Treibhausgasen in der Atmosphäre stabilisieren – und damit auch das Klima. Deswegen macht es auch wenig Sinn, auf Klimakonferenzen um Prozente zu feilschen. Ob die Reduzierung nun fünf oder sechs Prozent betragen sollte, das ist egal, letztlich bleibt dies ohne großen Einfluss. Wirklich entscheidend sind langfristige Maßnahmen, die von allen Ländern mitgetragen werden. Wir sollten schon heute alles Mögliche Münchner Stadtgespräche Nr. 33 5/2004 Spanien baut erstes Wellenkraftwerk 6 Wellenenergie ist neben Geothermie eine der größten erneuerbaren Energiequellen, die heute noch wenig Beachtung finden. Vor der spanischen Atlantikküste soll Europas erstes Wellenkraftwerk zwischen den beiden nordspanischen Städten Bilbao und Santander entstehen: Die Wellen des Atlantiks treiben zehn Turbinen an, die auf dem Meeresboden stehen. Eine Effizienz von 90 Prozent kann mit voraussichtlich günstigeren Erzeugungskosten als bei Windkraft erreicht werden. Auch an anderen Küstenstandorten Europas wird mit Wellenkraft Energie erzeugt. Ingenieure nutzen den Gezeitenhub oder zapfen wie auf der schottischen Insel Islay die Wellenkraft an. Die Pilotanlage dort, von Technikern der Hochschule Kassel entwickelt, steht an Land und hat drei Schächte, die ans Wasser reichen. Die Luftmassen, die durch die Wellen in den Schächten bewegt werden, treiben die Turbinen an. Wetterextreme nehmen rasant zu: Waren es von 1980 bis 1990 noch 44, ereigneten sich in den nächsten acht Jahren 72 Stürme, Fluten oder Dürren weltweit. Parallel dazu stieg auch der Anteil der Kosten für die von ihnen verursachten Schäden auf 60.000 Millionen Dollar. Versicherungen deckten davon nur ein Bruchteil. Quelle: Intergovernmental Panel on Climate Change. unternehmen, um den Ausstoß von Treibhausgasen in die Atmosphäre zu reduzieren und danach streben, nach regenerativen Energien zu forschen. Dazu wäre es auch wichtig, wenn das Kioto-Protokoll bald in Kraft träte. Noch bedeutsamer ist es aber, in den nächsten Jahrzehnten Technologien zu entwickeln, mit denen wir die fossilen Energien ablösen können. Nur die regenerativen Energien, wie beispielsweise die Sonnenenergie, sind geeignet, den wachsenden Energiehunger der Welt zu befriedigen. Man sollte daher auf Klimakonferenzen überlegen, wie man im Verlauf der kommenden Jahrzehnte die Weltökonomie zu einer kohlenstofffreien Wirtschaft umbauen könnte. Dies liegt im Interesse aller Länder, da die fossilen Energien schließlich begrenzt sind. Es sollte weiterhin überlegt werden, wie man über die Ländergrenzen hinweg den erneuerbaren Energien zum Durchbruch verhelfen kann. Kurzfristige wirtschaftliche Interessen, die bislang für einige Staaten ein Hindernis bei der Ratifizierung des Kioto-Protokolls darstellen, spielen auf den langen Zeitskalen von Jahrzehnten beziehungsweise Jahrhunderten eine untergeordnete Rolle. Deswegen ist es zweckdienlich, den Kioto-Verweigerern – wie den Vereinigten Staaten – entgegenzukommen, da wir langfristig, ob wir es wollen oder nicht, dieselben Interessen haben, nämlich von den fossilen Energien unabhängig zu werden. Verhärtete Fronten helfen wenig, weil das Klimaproblem uns global betrifft. Deutschland kann Vorreiter sein Deutschland könnte beim Klimaschutz eine Vorbildfunktion einnehmen. Wir haben die finanziellen Mittel und das technologische Know-how dazu. Und befinden uns auf einem guten Weg: Seit 1990 haben wir schon zwanzig Prozent unseres CO2-Ausstoßes reduziert. Dies liegt ungefähr zur Hälfte an der Wiedervereinigung, denn durch sie sind veraltete Technologien in den neuen Bundesländern durch hochmoderne ersetzt worden. Die andere Hälfte der Einsparung ist durch eine verbesserte Energieausnutzung und durch den Einsatz erneuerbarer Energien zustande gekommen. In Schleswig-Holstein wird heute zwanzig Prozent der Energieerzeugung durch Windkraftwerke ermöglicht. Wir könnten zusammen mit Ländern der Europäischen Union das Zugpferd sein, andere Staaten förmlich mitzureißen, eine neue Energiepolitik einzuleiten. Der Text ist ein Auszug aus dem 2003 erschienenen Buch „Hitzerekorde und Jahrhundertflut“ des Klimaforschers Mojib Latif Prof. Dr. Mojib Latif ist einer der bekanntesten Klimaexperten Deutschlands. Er wurde im Jahr 2000 mit dem „Max-Planck-Preis für die öffentliche Wissenschaft“ ausgezeichnet. Latif ist Professor am Institut für Meereskunde an der Universität Kiel. Sein Buch „Hitzerekorde und Jahrhundertflut - Herausforderung Klimawandel“ erschien 2003 im Heyne-Verlag, hat 160 Seiten und kostet 10 Euro. Bild: Heyne Verlag Temperaturen von weit über vierzig Grad rechnen und mit einer Schwüle, die wir bisher in unseren Breiten nicht kennen gelernt haben. Unsere Lebensgrundlagen würden sich also drastisch wandeln – und ich fürchte zu unserem Nachteil. Erneuerbare Energien Notwendige Zukunftsinvestition Nicht auf Kosten der Umwelt Erneuerbare Energien sind der Ausweg. Abgesehen von großen Staudämmen, die Umwelt und Menschen mehr schaden als nützen, sind sie in Förderung und Anwendung umweltfreundlich. Gegner monieren, sie seien unzuverlässig, denn einige von ihnen sind abhängig vom Wetter wie Solaranlagen und Windräder. So werden sie im Energiemix mit Biomasse, Erdwärme und Wasserkraft dezentral genutzt. Entscheidend ist aber: Die Kosten für Umwelt- und Gesundheitsbelastungen durch die konventionelle Energieproduktion sind immens – seien es auslaufende Öltanker, Wetterextreme durch den Klimawandel oder die Endlagerung radioaktiven Abfalls, von einem Atomunfall nicht zu reden. Die Auswirkungen unserer fossilen und atomaren Energieproduktion werden aber vor allem die nachfolgenden Generationen zu spüren bekommen. Schon von daher sollte es das Gebot der Stunde sein, den Wandel einzuleiten, nun, da uns die Folgen bekannt sind. ErneuerbareEnergienGesetz Acht Prozent macht der Anteil der Erneuerbaren heute an der Energieproduktion in Deutschland aus. Damit er höher wird, hat das Bundesumweltministerium – in harten Verhandlungen mit dem Die weltweit größte Photovoltaik-Anlage mit 32.000 Wirtschaftsminister – im Solarmodulen und einer Spitzenleistung von vier Megawatt März die Novelle des Eneuerbetreibt die voltwerk AG seit April 2003 im bayerischen bareEnergienGesetzes (EEG) Hemau. durchgesetzt. Es fördert vor Dabei führt kein Weg an ihnen vorbei: allem Offshore-Windanlagen und finanIn einem Sondergutachten hat der Wisziert damit Forschung und Ausbau diesenschaftliche Beirat ‘Globale Umweltser neuen Technologie. Auf 12,5 Proveränderungen’ der Bundesregierung zent bis 2012 und 20 Prozent im Jahr festgestellt, dass gefährliche Klimaän2020 soll der Anteil der erneuerbaren derungen nur noch vermeidbar sind, Energien an der Stromversorgung anwenn die derzeit international vereinwachsen. barten Klimaschutzziele deutlich verschärft werden. Vor allem der Kohlendi- Windkraft erzeugt in Deutschland bisher rund vier Prozent des Stroms, so viel wie zwei große Atomkraftwerke vom Typ Gundremmingen – weltweit tragen sie nur 0,4 Prozent zur Stromerzeugung bei. DOSSIER Ohne Energie keine Entwicklung, so lässt sich deren Bedeutung kurz auf einen Nenner bringen. Doch die Materialien, aus denen wir derzeit unsere Energie gewinnen, geben im Gewinnungsprozess schädliche Stoffe für unsere Atmosphäre und Gesundheit ab – und sind auch nur in begrenztem Ausmaß auf dem Planeten vorhanden. Auch die wegen ihrem Unfallrisiko und dem langfristig strahlenden Atommüll hochgefährliche Atomkraft, ist keine Alternative. Erneuerbare Energien – Strom und Wärme aus Sonnen-, Wind-, und Wasserkraft, aus Biogas und Geothermie – sind weniger umweltbelastend, aber bisher noch ohne große Wirtschaftskraft. oxid-Ausstoß muss bis 2050 global um 45 bis 60 Prozent gegenüber 1990 gesenkt werden. Bereits 120.000 Arbeitsplätze Viel Arbeit bieten sie außerdem – Deutschland könnte sich hier an die Spitze der Entwicklung setzen. Und der Bedarf ist enorm. Gerade für die Entwicklungs- und Schwellenländer, die zusammen genommen heute nur etwa 25 Prozent der Weltenergie verbrauchen, könnten die regenerativen Energien, allen voran die Sonnenenergie, einen Weg aus der Armut bedeuten. Auch wenn die großen Stromkonzerne mit ihrer großen Lobby aus Stein- und Braunkohleindustrie und Atomkraftbefürwortern sich noch vehement wehren: Auch sie haben schon angefangen, sich auf die neue Zeit einzustellen: Shell und BP sind die größten Produzenten von Solarzellen und RWE unterhält die modernste Solarzellenproduktion der Welt. Andrea Reiche Was ist eine ökologische Kultur? Wer intelligente und sachverständige Diskussionen liebt und sich außerdem für die Energieproblematik interessiert, wird mit diesem Buch auf seine Kosten kommen. Moderiert von Christiane Grefe, gehen ihre Gesprächspartner Carl Amery und Hermann Scheer den Prämissen einer ökologischen Kultur auf den Grund. Carl Amery, Hermann Scheer, Christiane Grefe: Klimawechsel - von der fossilen zur solaren Kultur. Kunstmann Verlag, München 2001, 10,12 Euro. Münchner Stadtgespräche Nr. 33 5/2004 Energie bewegt die Welt. Ob der Mixer zuhause, warmes Wasser für die Badewanne oder Züge, Hochleistungsmaschinen und Computer in Industrie und Wirtschaft: All das funktioniert nur mit Energie, meist aus Kohle, Erdöl, Atomkraft oder Gas. 7 Internationale Konferenz für erneuerbare Energien renewables 2004 MAGAZIN Windräder in Marokko, Solarenergie in Ghana und Strom aus Erdwärme in Kenia – Erfolgsbeispiele wie diese sollen auf der bisher größten internationalen Konferenz für erneuerbare Energien deren Verbreitung beflügeln. All diese Projekte sind mit Unterstützung des Entwicklungshilfeministeriums entstanden – aus dem Fonds, den Bundeskanzler Gerhard Schröder auf dem Weltklimagipfel in Johannesburg 2002 versprochen hat: Je 500 Millionen Euro für Projekte mit erneuerbaren Energien und zur Steigerung der Energie-Effizienz in Entwicklungsländern bis 2007. Denn der Bedarf an Energie wird vor allem dort steigen. Im Vergleich zu 2001 wird die Welt im Jahr 2030, so schätzt die Internationale Energie Agentur (IEA) in Paris, 60 Prozent mehr Energie brauchen. Johannesburg Renewable Energy Coalition Vom 1. bis 4. Juni in Bonn suchen über 1.000 Teilnehmer von Regierungen, internationalen Organisationen, Wirtschaftsunternehmen und Nichtregierungsorganisationen aus 85 Ländern nach Möglichkeiten, den Markt für erneuerbare Energien zu bereiten und die vorhandenen Energiequellen effizienter zu nutzen. Schon in Johannesburg hatten sie sich zu diesem Zweck zusammen geschlossen. Vor allem geht es hier aber um den Klimaschutz: „Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist eine der nachhaltigsten Formen des Klimaschutzes. Zugleich schafft er Entwicklungschancen für Länder des Südens“, propagiert Bundesumweltminister Jürgen Trittin die Konferenz, deren Gastgeber er gemeinsam mit Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul ist. Neue Technologien entwickeln Da fossile Brennstoffe knapp und teuer werden und das Klima belasten, soll der Weg für Technologien bereitet werden, die sich auch arme Länder leisten können. Rund zwei Milliarden Menschen gibt es heute auf der Welt, die ganz ohne moderne Energie auskommen müssen, ohne Kühlschrank oder elektrisches Licht. Da viele auf dem Land wohnen, stellen regenerative Energien, die oft dezentral eingesetzt werden, die bessere Lösung dar. Leistungsfähige Stromnetze wie bei uns, sind dort nicht rentabel. Beispiele laufender Projekte sollen Regierungen und private Partner ermuntern, diese neuen Wege zu gehen: Photovoltaik-Anlagen in Ghana ist nur eines davon. Kenia gewinnt immerhin schon 11 Prozent seines Stroms aus dem GeothermieProjekt. Das Potenzial liegt aber bei 2000 Megawatt, dem Doppelten der derzeitigen Stromproduktion. In Nepal kochen die Bauern jetzt mit Biogas statt mit Holz aus den immer spärlicheren Wäldern, was zusätzlich ihre Luft und Lungen entlastet. 12 Millionen Euro hat das Bundesentwicklungsministerium seit 1997 ausgegeben – für 100.000 Biogasanlagen. Bis 2009 sollen es drei Mal so viele sein. 50 Prozent Anteil bis 2050 Weltweit stammt heute weniger als ein Siebtel des Primärenergieverbrauches aus regenerativen Energien. Wenn es gelingt, die vorhandenen Quellen effektiver zu nutzen, sollen es bis 2050 schon mehr als die Hälfte sein. Deshalb ist es auch ein zentrales Anliegen der Konferenz, Wege zu finden, die vorhandene Energie effizienter zu nutzen: 70 Prozent der weltweit verbrauchten Energie geht bei ihrem Einsatz fürs Heizen, Beleuchten und als Antrieb nutzlos verloren. Internationaler Aktionsplan Nr. 33 5/2004 Münchner Stadtgespräche 8 Erfolgsbeispiele Als Ergebnis wünschen sich die Veranstalter konkrete Aktionen und freiwillige Verpflichtungen, die von einer politischen Deklaration gestützt werden. Außerdem soll ein Empfehlungskatalog als Anleitung für erprobte Politik-Strategien erarbeitet werden. Das Potenzial der Erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2050 könnte weltweit bis auf 50 Prozent zunehmen. Andrea Reiche Staffellauf durch Deutschland zur Konferenz Der ideelle Hintergrund der Konferenz sowie des Staffellaufs ist der Schutz des Weltklimas. Organisator dieser Veranstaltung ist das Klima-Bündnis e.V., eine globale Partnerschaft von rund 1200 europäischen Städten und den indigenen Völkern der Regenwälder Amazoniens. Daher birgt das Staffelholz des Klimastaffellaufs auch einen bedeutsamen Inhalt: Die Deklaration der Landesumweltminister, den Einsatz erneuerbarer Energien zu fördern – und damit der Zerstörung des Weltklimas und des Lebensraumes indigener Völker entgegenzuwirken. In drei Wochen durch ganz Deutschland Wenn die Klimastaffel vom 10. Mai bis 1. Juni auf Tour durch alle 16 Bundesländer geht, befördern umwelt- und bewegungsbegeisterte Menschen den Staffelstab mit Hilfe umweltfreundlicher Fortbewegungsmittel, wie Laufen, Radfahren, Skaten sowie Reiten und Rudern von Kiel nach Bonn. Teilnehmen kann jeder, vom Greis bis zum Säugling – Hauptsache man bewegt sich umweltfreundlich. Neben den Landeshauptstädten werden vorbildliche Solaranlagen, Windparks, Erdwärme-, Wasserund Biomassekraftwerke als Etappenziele angesteuert, wobei hier nicht nur die Technik vorgestellt wird, sondern auch die Menschen, die dahinter stehen. Umweltverbände und Laufvereine sowie regionale und lokale Institutionen begleiten die Staffelträger auf den Etappenabschnitten. Umweltgerecht produzierende Unternehmen und Promi- nente fördern und begleiten die Aktion bis zur Eröffnung der Konferenz in Bonn, wo der Staffelstab feierlich an Bundesumweltminister Jürgen Trittin übergeben wird. Gute Beispiele in München Von Thüringen aus erreicht die Klimastaffel ihre elfte Etappe: Bayern. Nach einem langen Weg durch verschiedene bayerische Gemeinden kommt sie schließlich am Samstag, den 22. Mai, in München an. Green City e.V. koordiniert in Zusammenarbeit mit dem Referat für Gesundheit und Umwelt die gesamte Klimastaffel in Bayern. Der Transport des Staffelstabes in München repräsentiert drei Arten von emissionsfreier Mobilität: Laufen, Radfahren und Personenbeförderung mit Fahrzeugen wie Kutsche oder Rikscha. Der Staffellauf beginnt früh morgens am Fröttmaninger Windkraftrad. Er wird entlang der Isarauen und durch den Englischen Garten in die Innenstadt führen. Zum Staffelträger hat sich Umweltreferent Joachim Lorenz, stellvertretender Vorsitzender des Klimabündnisses, bereit erklärt; Münchner Prominente, Politiker und umweltinteressierte Bürger begleiten ihn. Gegen 10 Uhr eröffnet auf dem Rindermarkt die Klimaprinzessin das Klimafest. Die Fahrradtour nach Germering startet um 12 Uhr über den Marsplatz in Richtung Germering. Klimaprinzessin kürt Energie-Ritter Hauptattraktion der Münchner Etappe ist die Klimaprinzessin, die im Rahmen des Klimafestes in der Innenstadt die Runde macht. Sie wird Menschen, die sich in München um erneuerbare Energien verdient gemacht haben, zum Energie-Ritter schlagen. Die Prinzessin wird von einem Hofstaat umringt, der aus Mitgliedern von Umweltverbänden und firmen, kleinen und großen aktiven Münchnerinnen und Münchnern in passenden Kostümen gebildet werden kann. Die Übergabe des Staffelstabs an den bayerischen Umweltminister Werner Schnappauf oder an Bürgermeister Hep Monatzeder (beide angefragt) sowie die Unterzeichnung der Klimaschutz-Deklaration wird mit entsprechendem Pathos in die höfischen Zeremonien integriert. Bei der Veranstaltung können sich die Münchner auf eine spielerische Art und Weise über die Möglichkeiten der erneuerbaren Energien aus Sonne, Wind, Wasser und Biomasse und über die Vielfalt von Mobilität ohne Emission informieren. Da auch Kinder als zukünftige Bürger möglichst früh in die Bewusstseinsbildung eingebunden werden sollen, wird im Rahmen dieses Familienfests ein Solarquiz ausgegeben. Kinder und Erwachsene können ihr Wissen zum Thema Sonnenenergie testen, erweitern und mit Losglück attraktive Preise gewinnen. Mit dem solaren Eisradl, ebenfalls einem Projekt von Green City, wird Solarenergie anschaulich gemacht: Speiseeis wird mit Sonnenenergie gekühlt. Außerdem sollen die angesteuerten guten Beispiele, nämlich Energieanlagen, wie etwa das Windkraftrad in Fröttmaning, das Wasserkraftwerk in Oberföhring und die Brennstoffzelle am Marsplatz, am 22. Mai für öffentliche Besichtigungen zugänglich gemacht werden. Weitergabe an Baden-Württemberg Am Sonntag, den 23. Mai, verlässt die Klimastaffel Bayern und das Staffelholz wird an Baden-Württemberg weitergegeben. Von dort aus durchläuft sie die restlichen fünf Bundesländer bis sie in Nordrhein-Westfalen ihr endgültiges Ziel erreicht. Andrea Fleischhauer Green City e.V. Nicola Holtmann, Green City e.V. Klenzestr. 54, 80469 München Tel.: 089-89 06 68-0 www.greencity.de E-Mail: [email protected] Münchner Stadtgespräche Nr. 33 5/2004 Am 22. Mai erreicht sie München: die Klimastaffel, organisiert anlässlich der internationalen Konferenz für erneuerbare Energien „renewables 2004“. Bis dahin hat sie bereits mehr als die Hälfte der insgesamt 3600 km langen Route quer durch Deutschland hinter sich, bevor sie am 1. Juni ihr Ziel in Bonn erreichen wird. MAGAZIN Klimaprinzessin und Energieritter 9 Münchner Klimaschutzaktion Was die Stadt zur CO2-Minimierung tut Richtfest am Heizkraftwerk Süd: Mit der Kesseldruckprobe und dem symbolischen Andrehen der Gasturbine hat Oberbürgermeister Christian Ude am 29. April das Startsignal für Münchens größte Umweltinvestition in der neueren Zeit gegeben. MAGAZIN Ab Herbst produziert das Heizkraftwerk Süd bis zu 450 Megawatt Strom und rund 500 Megawatt für Fernwärme. Energiequelle ist Erdgas, im Notfall kann es auch mit Heizöl betrieben werden. Die erzeugte Fernwärme versorgt Heizungen in der Innenstadt, Perlach und Sendling. 300 Millionen Euro, 200 davon in das Kraftwerk und 100 in die Umstellung des Fernwärmenetzes von Dampf auf Heißwasser, hat die Stadt investiert – Geld, das Münchner Arbeitsplätzen zugute kam. Eine Million Tonnen Kohlendioxid erspart die Stadt mit der Abwärmenutzung in den Heiz- Am 29. April drehten OB Christian Ude und der Vorsitzende der kraftwerken Süd und Nord der SWM-Geschäftsführung Kurt Mühlhäuser mit Stephan Schwarz, Stadtwerke-Geschäftsführer im Bereich Versorgung, die Münchner Luft – zu fast 90 Gasturbine im Heizkraftwerk Süd in der Brudermühlstraße an. Prozent wird der Brennstoff nun genutzt. Mittlerweile gehört das Münchner FernKlimaschonende Energieerzeugung wärmenetz zu den größten in Europa. Die Umstellung des Heizkraftwerk Süd Mit der neuen Gas- und Dampfturbinenauf Kraft-Wärmekopplung ist das jüngsanlage macht sich München auch unabte Beispiel der Anstrengungen, die die hängig in der Stromproduktion: Mit 8,5 Stadt für den Klimaschutz unternimmt. Milliarden insgesamt erzeugter KiloImmerhin will München seinen Kohlenwattstunden kann sich die Stadt selbst dioxid-Ausstoß bis 2010 auf die Hälfte versorgen – das ist einmalig in des Wertes von 1987 reduzieren; so hat Deutschland. Die neun WasserkraftwerUmweltschutzreferent Lorenz dies beim ke mit 360 Millionen Kilowattstunden Beitritt zum Klimabündnis 1991 versproStromleistung (CO2-Ersparnis: 244,800 chen. Tonnen pro Jahr) tragen dazu ebenso bei wie das Windrad in Fröttmaning auf der ehemaligen Deponie Großlappen – 2,2 Millionen Kilowattstunden erzeugt es im Jahr, genug für 1.000 Münchner Haushalte. Umweltschutz in der Wirtschaft: Mit Ökoprofit viel Geld gespart 10 Foto und Grafik: Stadtwerke München Münchner Stadtgespräche Nr. 33 5/2004 Eine Zwischenbilanz, die sich sehen lassen kann: Die 27 Münchner Betriebe, die derzeit beim Ökoprofit teilnehmen, sparen zusammen 132.000 Euro, fast 49 Tonnen Kohlendioxid-Ausstoß und 180.000 Kilowattstunden Strom. All dies, weil sie Maßnahmen ergriffen haben, Energie effizienter zu nutzen – und wenn es nur um das Herausdrehen von unnötigen Leuchtstoffröhren wie bei der Fachhochschule München und den Einbau von Bewegungsmeldern geht oder um bessere Mülltrennung. Beraten lassen sich in dieser Runde u.a. auch das Deutsche Patent- und Markenamt, das Dantebad, die Firma Oberländer GmbH, die Ludwig-Maximilians-Universität und das Städtische Krankenhaus Thalkirchner Straße. Ökoprofit – ÖKOogisches PROjekt für Integrierte UmweltTechnik – ist eine der erfolgreichsten Maßnahmen der Stadt München zum Umweltschutz, denn es zeigt hervorragend, wie sehr sich eine ökologisch orientierte Unternehmensführung auszahlt. Seit fünf Jahren haben dies schon insgesamt rund 100 Unternehmen erfahren: Sie bekommen im Beratungsprozess Ideen, die sich in barer Münze auszahlen – was neue Investitionen möglich macht. Ökoprofit ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Landeshauptstadt München (Referat für Gesundheit und Umwelt und Referat für Arbeit und Wirtschaft, Abfallwirtschaftsbetrieb), der Industrie und Handelskammer für München und Oberbayern, der Handwerkskammer für München und Oberbayern und Münchner Betrieben. Weitere Informationen: Ökoprofit-Hotline 089-12 10 99 46 Referat für Arbeit und Wirtschaft, Ulfried Müller, Tel.: 089-2 33-2 76 68, Referat für Gesundheit und Umwelt, Petra Ritson, Telefon 2 33-4 77 46 Biomasse ausbaufähig „Bei der Windenergie ist damit unser Potenzial ausgeschöpft“ erklärte Umwelt- und Gesundheitsreferent Joachim Lorenz auf dem Expertenhearing Biomasse im Bauzentrum Ende April: „Das größte Ausbaupotenzial, was die erneuerbaren Energien betrifft, sehe ich bei der Biomasse. Die Wirtschaftlichkeit spielt hier eine große Rolle.“ Laut Stadtratsbeschluss vom 27. April strebt München bei Produktion und Nutzung von Energie aus Biomasse eine Spitzenposition an. Die städtischen Betriebe sind hier schon auf dem Weg: In der Biogasanlage des Städtischen Gutes Karlshof bei Ismaning beispielsweise wird aus der Gülle der Ochsenmast rund 500.000 Kilowattstunden Strom jährlich erzeugt, die Abwärme wird zum Heizen genutzt. Gut Buchhof bei Starnberg betreibt eine Hackschnitzelheizung mit 90 Kilowatt und spart mit diesem nachwachsenden Rohstoff ca. 10.000 Liter Heizöl und 39 Tonnen Kohlendioxid ein. Auch der Tierpark Hellabrunn versorgt sich mit der eigenen Biogasanlage, die mit dem Mist der Tiere „gefüttert“ wird, 2000 Tonnen jährlich fallen an. In der Müll-Deponie Nord-West sondert der bis 1993 gelagerte Abfall immer noch methanhaltiges Gas ab – das die Stadtwerke seit 1997 zur Stromerzeugung nutzen. 25 Millionen Kubikmeter Biogas gewinnen die Stadtentwässerungswerke aus dem Klärschlamm in den Faultürmen zu Heizzwecken und Stromerzeugung – 43 Millionen Kilowattstunden sind es pro Jahr. Wärme aus der Erde Im Energiemix der erneuerbaren Energi- Energieberatung im Bauzentrum Seit Mitte Januar ist das Bauzentrum – das dieses Jahr sein 50jähriges Bestehen feiert – in der neuen Messestadt Riem. Auf sechs Stockwerken mit 1400 m² Ausstellungsfläche bietet es kostenlose Beratung für Häuslebauer und Energieinteressierte in allen Energiebereichen an. Willy-Brandt-Allee 10 81829 München Mo - So: 9 bis 19 Uhr U2/U7, Messestadt West oder S6 Riem und Bus 91/38 Tel: 089- 50 505 85 E-Mail: [email protected] www.muenchen.de Förderprogramm Energieeinsparung Seit 15 Jahren unterstützt die Stadt mit dem Förderprogramm Energieeinsparung (FES) Münchnerinnen und Münchner bei Energiesparmaßnahmen und dem Umstieg auf erneuerbare Energieträger. Neben der Umweltentlastung sind die Beschäftigungswirkung und die Wirtschaftsbelebung wichtige Kriterien zur Bewertung der Effizienz des Förderprogramms. 16 Millionen Euro hat sie bisher dafür aufgebracht – und insgesamt 205.000 Tonnen Kohlendioxid-Emissionen verhindert. Fit for Sun München will auch Solarstadt werden und hat, neben kleineren Anlagen, mit dem Bau der weltweit größten Photovoltaik-Aufdachanlage auf der Messe Riem schon mal begonnen. Unternehmen, die ihr Dach der Sonnenstromerzeugung widmen wollen, fördert die Stadt mit einem kostenlosen Solarcheck und hilft bei der Suche nach potenziellen Anteilnehmern von Bürgerbeteiligungsanlagen. Münchens Ökologischer Fußabdruck Die Münchnerinnen und Münchner leben auf zu großem Fuße – zumindest was den ökologischen Fußabdruck angeht. Mit anderen Worten: Wir verbrauchen viel zu viel an Fläche – Fläche, die von der Natur bereit gestellt werden muss für all die Dinge, die wir täglich essen und verbrauchen. Mehr als ein Hektar „betritt“ jeder Münchner; alle zusammen 3,9 Millionen Hektar – ein Fußabdruck, der von Regensburg bis Innsbruck oder Augsburg bis Salzburg reicht, mit einem Radius von 133 km. Das jedenfalls hat Rafael Treffny in seiner Diplomarbeit für das Fach Geographie an der Ludwigs-MaximiliansUniversität ausgerechnet. Den meisten „Verbrauch“ haben wir beim Abfall mit 32 Prozent, gefolgt von Ernährung (26 Prozent), Verkehr, Wohnen und Konsum mit 15, 14 und 13 Prozent. Doppelt so viel, als wir eigentlich in Anspruch nehmen dürften von der bioproduktiven Fläche, die weltweit zu Verfügung steht – wenn denn jeder Erdenbürger gleich viel haben könnte. „Auch wenn es sehr schwierig ist, jeden Faktor zu berücksichtigen, so wird doch klar, dass wir uns einfach zuviel nehmen“, sagt Treffny. „Wenn Münchner Bürger nachhaltiger leben wollen, empfehle ich: Reduziert den Müll und vor allem: Esst weniger Fleisch.“ MAGAZIN Energie aus Mist und Abfall en gibt es seit diesem Jahr auch eine Geothermie-Anlage: Aus 2500 Meter Tiefe befördern die Stadtwerke in der Messestadt Riem 80 Grad heißes Wasser – und decken damit die Hälfte des Bedarfs des neuen Stadtviertels, 6 bis 10 Megawatt Fernwärme ist die Leistung. Das kalte Wasser wird wieder zurück in die Erde gebracht. Heizöl würde dafür 12.000 Tonnen Kohlendioxid jährlich produzieren. Wärmeschutz Auch im Jahr 2004 fördert die Stadt Altbausanierung und Passivbauweise mit 1, 5 Millionen Euro. Neu dabei ist, dass fachliche Begleitung für eine energetische Modernisierung Das über 2.500 m tiefe Gundwasser mit einer Temperatur von 80°C wird mittels einer Pumpe durch eine Bohrung nach oben gefördert, gibt angeboten wird, die seine Wärme über Wärmetauscher an das Nahwärmenetz ab und wird über die gesetzlichen durch die zweite Bohrung wieder zurückgeführt. Mindestanforderungen bezüglich des Wärmeschutzes hinausgeht. Stadtwerke München Wer mehr über die Aktivitäten und FörDie Anlagen der SWM können besichdermaßnahmen der Stadt wissen will, tigt werden. Hierzu bitte einen Termin dem sei ein Besuch des neuen Bauzenvereinbaren mit Frau Gabriele Meixner, trums in der Messestadt Riem ans Herz Stadtwerke München, gelegt. Tel: 089-23 61-2020, E-Mail: [email protected] Andrea Reiche www.swm.de Münchner Stadtgespräche Nr. 33 5/2004 Das Abfallwirtschaftsamt betreibt eine Biogas-Pilotanlage im Entsorgungspark Freimann. Hier werden rund 20 Prozent des Münchner Bioabfalls, u.a. aus den braunen Biotonnen und dem Grünschnitt der Stadtgärtnerei, zu energiereichem Biogas und hochwertigem Kompost verarbeitet. Bis 2006 soll sie mit einer Kapazität von 6.500 Tonnen Bioabfällen pro Jahr getestet werden. „Es entfallen lange Transportwege, wodurch sich der Energieverbrauch, die CO2-Emissionen und Kosten reduzieren,“ erklärte Kommunalreferentin Gabriele Friderich bei der Eröffnung im Juli letzten Jahres. Rund 150 Haushalte können das ganze Jahr über mit dem aus Biogas erzeugten Strom versorgt werden. Daneben entsteht in der Trockenfermentation aus dem so genannten Gärrest hochwertiger Kompost, der in der Landwirtschaft und im Gartenbau Verwendung findet. 11 Gletscher im Treibhaus Eine Ausstellung der Gesellschaft für ökologische Forschung zeigt die Folgen der Klimaerwärmung in den Alpen „Die Gletscherschmelze ist ein Symbol für die Folgen der Klimaerwärmung“, sagt Sylvia Hamberger von der Gesellschaft für ökologische Forschung. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Dr. Wolfgang Zängl fotografiert sie seit vier Jahren den Zustand der Gletscher. MAGAZIN „Auf die Idee der Vergleiche kamen wir bei unserer letzten Ausstellung ‘Schöne neue Alpen’“, erläutert Zängl, „es war ganz logisch, dass wir die Veränderungen in den Bergen weiter verfolgen wollten – und am geeignetsten erschienen uns dabei die Gletscher. Wir haben wochenlang in Archiven gesessen, um nach alten Postkarten und Fotos von den Gletschern zu forschen, über 5.000 haben wir bis heute gesammelt.“ Vergleich mit Postkarten von früher Um dem Betrachter der Bilder die Unterschiede deutlich zu machen, kam es darauf an, dieselbe Position zu finden, die der Fotograf vor hundert Jahren 12 Fotos: Sammlung Schweizerisches Alpines Museum Bern, Gesellschaft für ökologische Forschung / Sylvia Hamberger Münchner Stadtgespräche Nr. 33 5/2004 Bergforum 2004 27. Mai 2004: Die Zukunft des Klimas – Was geschieht in Politik und Technik? 8. Juli 2004: Alpenkonvention – Markstein auf dem Weg zur Nachhaltigkeit 14. September 2004: Alpentourismus in der Postmoderne 13. Oktober 2004: Die Zukunft der Gletscher 13. November 2004: Ski und Rodel gut? Wintersport in Zeiten der Klimaänderung. Frühzeitige Kartenbestellung (kostenfrei) wird empfohlen über: Alpines Museum des Deutschen Alpenvereins e.V., Praterinsel 5 Tel: 089-21 12 24-0 Di.-Fr. 9-12 Uhr, Do. 13-18 Uhr E-Mail: [email protected] hatte. Das war nicht immer möglich: „Beim Aletschgletscher (siehe Fotos) ist der Vorsprung, auf dem die Fußgänger auf der Postkarte stehen, heute nicht mehr da – abgebröckelt oder weggesprengt“, erklärt Hamberger: „Bei diesem Vergleich sieht man deutlich, wie viel der größte Alpengletscher (23 km Länge) an Masse eingebüßt hat: 300 Meter tief geht der Blick heute, wo früher Eis war – um drei Kilometer ist der Gletscher seit Mitte des 19. Jahrhunderts zurückgegangen. Im heißen Sommer 2003 konnte man die Gletscher deutlich schmelzen hören!“ Und noch etwas ist den Gletscherfotografen aufgefallen: „Früher war es offensichtlich nicht so dunstig in den Bergen. Wir haben kaum einmal Wetterbedingungen wie auf den Postkarten vorgefunden“, sagt Zängl. „Und: die Gletscher sind durch die Luftverschmutzung grau geworden, daher absorbieren sie die Sonnenstrahlung anstatt sie zu reflektieren – was natürlich auch zur Schmelze beiträgt.“ 112 Vergleiche Seit 1999 ist das Gletscherarchiv auf rund 2000 Fotos aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und Italien angewachsen. 112 Vergleiche sind nun bis zum 16. Januar 2005 im Alpinen Museum auf der Praterinsel ausgestellt. Auf weiteren Tafeln werden Ursachen und Folgen gezeigt, wenn Gletscher schmelzen und Permafrostgebiete auftauen: Wasserverlust, Erdrutsche (Muren), Steinschläge, Lawinen, die Veränderung der Vegetation. Auch für Kinder Museumsleiterin Friederike Kaiser hat sich ausgedacht, wie auch Kindern die Bedeutung von Gletschern vermittelt Der Aletschgletscher von Belalp/Wallis aus gesehen. Die obere Aufnahme ist um 1900 gemacht, die untere im Jahr 2001. werden kann: „Wir haben zwei Spiele in der Ausstellung – einmal ein Gletschermemory und das Gletscherzungenspiel. Dabei sollen die Kinder die Gletscher, die wir aus Filz nachgeschnitten haben, per Klettklebeband den entsprechenden Bergen zuordnen.“ Aufwändiger Buchkatalog Wer sich in Ruhe zu Hause noch einmal die Fotos – und noch einige mehr, 460 sind es insgesamt – ansehen will, kann dies im sorgfältig gestalteten gleichnamigen Katalog „Gletscher im Treibhaus - Eine fotografische Zeitreise in 39,80 Euro kostet der 270 Seiten starke Buchkatalog die alpine Eiswelt“ aus dem Tecklenborg aus dem Tecklenborg Verlag. Verlag. Hier schildern die Autoren ihre Erfahrungen und hochrangige Fachleute berichten über den Aufbau und Zustand der Gletscherwelt und den Einfluss des Klimawandels. Andrea Reiche Gesellschaft für ökologische Forschung e.V. Frohschammerstr. 14, 80807 München Tel: 089-359 85 86, Fax:089-359 66 22 E-Mail: [email protected] www.oekologische-forschung.de Fünf Jahre Ökosteuer Umweltverschmutzung muss kosten Foto: FÖS Finanzierung der Rente Christian Ude befürwortete die Verwendung der Ökosteuereinnahmen zur Senkung der Rentenversicherungsbeiträge. Er erinnerte an die „beklemmende Logik“ der Bild-Zeitung, die zur Abschaffung der Ökosteuer aufrief, nachdem die Beiträge trotzdem gestiegen waren, wenn auch weitaus geringer als ohne Ökosteuer. Dabei dürften gerade in ökonomisch schwierigen Zeiten ökologische Ideen nicht als „Teufelszeug“ diffamiert werden, wie dies derzeit durch „Wirtschaftsminister auf unterschiedlichen staatlichen Ebenen“ geschehe. Um jeglichem Verdacht entgegenzuwirken, er beginge „Verrat an kommunalen Interessen“ rechnete der OB die Beund Entlastungen durch die Ökologische Steuerreform am Beispiel Münchens vor. Im Fünfjahreszeitraum von 1999 bis 2003 musste die Stadt insgesamt knapp Umweltschutz schafft Arbeitsplätze Gegen eine undifferenzierte Wachstumsdiskussion, in der Umwelt und Arbeit als unvereinbare Gegensätze dargestellt würden, wehrte sich Hubert Weiger. „Der Umweltschutz ist der einzige Bereich, in dem in den letzten Jahren Jobs geschaffen wurden.“ Deshalb plädierte der Vorsitzende des Bund Na- Mit Bio-Buffet und Geburtstagstorte feierten die Freunde der Ökosteuer die erfolgreiche Maßnahme. turschutz in Bayern für einen gesonderten Posten „Ökosteuer-Rückerstattung“ in Rentenbescheiden und Lohnabrechnungen, um den Bürgern ihren individuellen Nutzen zu verdeutlichen: „Seit dem Elbe- und Donauhochwasser 2002 und dem Dürrejahr 2003 sollte ohnehin jedem klar geworden sein, dass wir selbst von globalen Klimaveränderungen unmittelbar betroffen sind.“ Schließlich sei das Jahrhunderthochwasser mit 14 Milliarden Euro der drittgrößte Schadensfall der Versicherungsgeschichte gewesen. Ergänzend zur bisherigen Ökosteuer plädierte Hubert Weiger außerdem für eine Abgabe auf Kerosin: „Es ist absurd, dass die Zugfahrt von Hof nach München teurer ist als ein Flug von Hof nach Mallorca.“ MAGAZIN Wer freut sich denn schon darüber, dass man mehr fürs Benzin zahlen muss? Zum Beispiel die Teilnehmer der Veranstaltung, die vom Förderverein Ökologische Steuerreform e.V. (FÖS) zusammen mit der Landeshauptstadt München, der Louisoder-Stiftung und einigen Umweltverbänden organisiert wurde. Prominente Redner wie die Bürgermeister von München und Landshut, Christian Ude und Josef Deimer, sowie Prof. Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern, betonten die Wirksamkeit und Notwendigkeit einer Besteuerung nach ökologischen Gesichtspunkten. Als Motto der Feier diente ein Ausspruch von Josef Deimer: „Für Geld tun die Leute alles – auch das Gute.“ 27 Millionen Euro zusätzlich aufwenden, wurde jedoch durch die Senkung der Rentenversicherungsbeiträge um 24,5 Millionen Euro weniger belastet. Drei Millionen Euro in fünf Jahren – nur ein Bruchteil dessen, was der Stadtkämmerei jährlich vom Gesetzgeber in Berlin versehentlich aufgebürdet werde. Als Vorsitzender der Gremien des MVV mahnte Ude allerdings eine Weiterentwicklung der Ökosteuer an: „Gewisse Teilbereiche des Wirtschaftslebens und Verkehrsgeschehens müssen differenziert behandelt werden. Vor allem für den ÖPNV müssen Ausnahmeregelungen gelten.“ Unterstützung erhielt Udes Forderung von Anselm Görres, dem Vorsitzenden des FÖS. Der als umweltpolitischer Vordenker innerhalb der CSU bekannte Josef Deimer setzte sich kritisch mit den bislang eingetretenen Umwelteffekten der Steuer auseinander. Nachdem die Rentenversicherungsbeiträge trotz Ökosteuer gestiegen seien, könne man zudem eine breitere Akzeptanz in der Bevölkerung erreichen, wenn der größte Anteil der Einnahmen für Umweltprojekte verwendet würde: „Vor zehn Jahren habe ich gesagt, dass Strom zu billig ist. Dafür habe ich Prügel bezogen, aber die Forderung nach einer Verteuerung erhebe ich heute immer noch. Preise müssen die ökologische und soziale Wahrheit aussagen, sonst kommt es zu effizienter Umweltzerstörung“. Der Bürgermeister von Landshut, der „historischen Hauptstadt Altbayerns, umgeben von der strahlenden Schönheit der Kernkraftwerke“, forderte von seiner eigenen Partei eine „wertkonservative“ Politik mit verstärkter Berücksichtigung von Umweltthemen. Emissionshandel notwendige Ergänzung Anselm Görres ging vertiefend auf das Thema Emissionshandel ein. Dieser sei kein konkurrierendes Instrument zur Ökosteuer sondern eine notwendige Ergänzung. In Berlin wünsche er sich in Zukunft „etwas mehr Trittin und etwas weniger Clement“, innerhalb von CDU/ CSU ein stärkeres Verantwortungsbewusstsein für eine intakte Umwelt. Gerade die Bayerische Staatskanzlei nehme ökologische Probleme kaum wahr. „Die Schönheit Bayerns ist vielleicht Teil unseres Problems“, konstatierte Görres. Auch deshalb werde der FÖS spätestens 2005 einen mit 5000 Euro dotierten „Adam-Smith-Preis für ökologische Marktwirtschaft“ ins Leben rufen, der an Vordenker im umwelt- und finanzpolitischen Bereich vergeben werden soll. Stefan Vetter, FÖS Förderverein Ökologische Steuerreform Brienner Straße 44, 80333 München Tel: 089-520 113-13, Fax: -14 E-Mail: [email protected] www.foes-ev.de Münchner Stadtgespräche Nr. 33 5/2004 Am 1. April feierten 120 „ÖkosteuerFans“ im großen Sitzungssaal des Münchner Rathauses deren fünften Geburtstag. Gerade zwei Tage zuvor hatte Michael Rogowski, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), im Deutschlandradio die Ökosteuer in ihrer jetzigen Form als „etwas völlig Falsches“ bezeichnet. 13 Prima Klima im eigenen Heim Wer Stellplätze sät, wird mehr Autoverkehr ernten Was Sie zum Klimaschutz beitragen können Der Verein Wohnen ohne Auto weist auf Änderung der bayerischen Bauordnung hin Mit 29 Prozent sind die privaten Haushalte am Stromverbrauch in München beteiligt; der beträgt übrigens 7,5 Milliarden Kilowattstunden im Jahr. „Wer umweltfreundliche Mobilität und damit Klimaschutz will, muss auch die Stellplätze rar machen“, sagen die Mitglieder von Wohnen ohne Auto. Nicht nur der Umwelt kommt zugute, wenn Sie zuhause ans Energiesparen denken – auch in Ihrem Geldbeutel macht sich dies langfristig bemerkbar. Mit einigen einfachen Methoden können Sie eine Menge Strom und Geld sparen. 1. Geräte aus - Stecker raus MAGAZIN Fernseher, Video, Stereoanlagen und Computer verbrauchen, auch wenn sie ausgeschaltet sind, im Stand-By-Modus Strom. Eine Steckdosenleiste mit Kippschalter stellt sicher, dass „aus“ ist, was nicht läuft. 2. Nicht mit 95 Grad waschen Fast doppelt so viel Strom braucht ein Waschgang mit 95 Grad im Vergleich Mit M-Natur erneuerbare Energien fördern Die einfachste Methode, erneuerbare Energien in München zu unterstützen, geht über die Stromrechnung. Sie zahlen 1,78 Cent mehr für die Kilowattstunde, bekommen dafür TÜV-garantiert Strom aus Münchens regenerativen Energieanlagen wie Wasserkraftwerken, Deponiegas- und Photovoltaiksowie Windkraftanlagen und fördern deren Ausbau. Hotline: 0 18 02 - 796 796 E-Mail: [email protected] www.swm.de mit der 60-Grad-Wäsche, nämlich 1,65 Kilowattstunden. Die Wäsche wird dank zeitgemäßer Waschmittel auch mit der niedrigeren Temperatur sauber. 3. Energiesparlampen verwenden Energiesparlampen halten bis zu zehnmal länger als eine normale Glühbirne. Eine 20-Watt-Energiesparlampe bietet Ihnen die gleiche Helligkeit wie eine 100-Watt-Glühbirne. 4. Entkalken und Abtauen Halten Sie Ihre Geräte sauber: Verkalkte Waschmaschinen und Wasserkocher sowie vereiste Kühlschränke verbrauchen mehr Strom. 5. Auf Energielabel achten 14 Dissertation über das Ökologische Bildungszentrum Foto: www.dieblen.de Münchner Stadtgespräche Nr. 33 5/2004 Am besten rausdrehen – und durch eine Energiesparlampe ersetzen. Je niedriger die Anschlussleistung, desto geringer der Stromverbrauch. Auch wenn die Geräte ein bisschen teurer sind, lohnt sich der Kauf eines „A“-Gerätes mit niedrigem Verbrauch. Später sparen Sie dann bei Strom und Wasserverbrauch. Das Ökologische Bildungszentrum (ÖBZ) ist Münchens größte Umweltbildungseinrichtung. In ihrer Dissertation über außerschulische Umweltbildung im Fachbereich Geographie der Universität Freiburg hat Veronika Bräse das 2001 eröffnete Zentrum untersucht. Festgestellt hat sie dabei, dass das ÖBZ mit seinem Angebot zu 57 Prozent Erwachsene und zu 36 Prozent Kinder und Jugendliche anspricht. Unter den 8000 Besuchern im Jahr 2002 waren auch viele Schulklassen. Nachteil des ÖBZ sei seine schwere Erreichbarkeit. Erschienen ist die Arbeit im Peter Lang Verlag und kostet 42,50 Euro. Denn noch gilt im Wohnungsbau, dass Stellplätze gebaut werden müssen, egal ob sie gebraucht werden oder nicht. Grundanliegen der Stellplatzpflicht ist eigentlich die Gefahrenabwehr. Der „ruhende Verkehr“ soll außerhalb der öffentlichen Verkehrsflächen untergebracht werden, um diese zu entlasten und die „Sicherheit und Leichtigkeit des fließenden Verkehrs“ zu gewährleisten. Diese rein sicherheitsrechtliche Betrachtung verkennt jedoch das mit der steigenden Motorisierung verbundene städtebauliche und ökologische Problem: Es erweist sich als nahezu unmöglich, auf die zunehmende Zahl an Kraftfahrzeugen mit einem entsprechend erhöhten Angebot an Stellplätzen zu reagieren: Versiegelung, eine Massierung von Stellplätzen und ein wieder erhöhter Verkehrsandrang wären die Folge. Außerdem wird der öffentliche Raum durch die Stellplatzpflicht kaum entlastet, weil die Benutzung der errichteten Stellplätze nicht erzwungen werden kann. So lange das Parken nicht generell kostenpflichtig wird, sind öffentliche Straßen ohnehin nutzbar für jedermann. Vor allem autofreie Wohnbauvorhaben, deren Bewohner auf die Haltung eines Kraftfahrzeuges verzichten, werden unangemessen benachteiligt. Nun soll die Bayerische Bauordnung geändert werden, weniger aus ökologischen Gründen, sondern zur Verwaltungsvereinfachung. Der Entwurf erweitert den Handlungsspielraum der Gemeinden bei der Ausgestaltung der Stellplatzpflicht, ohne diese jedoch aufzuheben. Hoffentlich nutzen die Gemeinden die damit verbundenen Chancen und befreien autofreie Wohnprojekte von der Stellplatzpflicht. Gunhild Preuß-Bayer „Wohnen ohne Auto“, c/o VCD Jägerwirtstr. 3, 81373 München Mo + Mi. 9 bis 11 Uhr Tel. 201 18 98 , Fax: 201 53 13 Rendite für Bürger und Klima Sonnendach für Alle! Seit der Novellierung des Gesetzes zur Förderung Erneuerbarer Energien Anfang 2004 haben sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Nutzung von Solarstrom deutlich verbessert. Damit ist jetzt die Investition in Solarstromanlagen nicht nur ökologisch sinnvoll sondern auch wirtschaftlich interessant. Die neuen Vergütungssätze für Solarstrom liegen erheblich über der bisherigen Vergütung. Für Anlagen bis zu einer Leistung von 30 kWp beträgt die Einspeisevergütung 57,4 Eurocent pro kWh im Jahr 2004, für größere Anlagen ist die Vergütung etwas geringer. Sonnenkraftwerk Haar II Im Jahr 2000 hat die Gehrlicher GmbH zusammen mit Green City e.V und dem Umweltinstitut München e.V. die damals größte Photovoltaik-Anlage mit Bürgerbeteiligung realisiert. Im letzten Jahr ging eine weitere große Anlage ans Netz, der Solarpark München 2003. Dieses Jahr bietet das Unternehmen Beteiligungen am Sonnenkraftwerk Haar II (SKH II) an. Es hat eine Gesamtgröße von 178,36 kWp, aufgeteilt in Schritte von mindestens 1 kWp. Rund 150 kWp davon sind auf dem Parkdeck West der Messe Riem, an der auch neue Technologien erforscht werden. In Haar befinden sich weitere Einheiten, die dem Sonnenstand nachgeführt werden (ca. 25 kWp). Die Montagearbeiten für alle Solaranlagen in Riem sind annähernd abgeschlossen, die Solaranlage der SKH II ist noch in 2003 ans Netz gegangen. Die ein- und zweiachsig dem Sonnenstand im Tagesverlauf nachgeführten Informationen bei: Gehrlicher GmbH Guerickestr. 35, 80805 München Tel.: 089-36 10 00 80 Fax: 089-36 10 00 90 E-Mail: [email protected] www.gehrlicher.com Solarpark 2004 mit Green City Auch bei der Umweltschutzorganisation Green City e.V. laufen die Vorbereitungen für die nächste solare Bürgerbeteiligungsanlage bereits auf vollen Touren. Bei den von Green City e.V. initiierten Anlagen werden bei pessimistischer Berechnung ca. 3,8 Prozent Rendite erwirtschaftet und bei optimistischer Sichtweise ca. 6,2 Prozent erreicht. Der Solarpark 2004 hat eine Größe von 200 kWp. Jede/r kann sich finanziell beteiligen. Ein Anteil kostet 2.500 Euro. MAGAZIN Die Gemeinschafts-Photovoltaik-Anlage in der Schluderstraße München. PV-Einheiten („Sonnensegel“) werden südlich des Bauhofes in Ottendichl und weithin sichtbar als „solares Wahrzeichen“ im Laufe des Jahres 2004 errichtet. Eine Obergrenze für die Beteiligung gibt es nicht. Die wirtschaftlichen Rahmendaten für die Gesamtanlage liegen bei 1.440,- Euro Eigenkapital pro kWp und einer prognostizierten Eigenkapitalrendite von 6,3 Prozent vor Steuer. Weitere Informationen Green City e.V. Thomas Prudlo oder Marcus Burkert Tel.: 089-890 66 8 52 oder E-Mail: [email protected] www.greencity.de M-Solarpaket Strom SWM Förderprogramm Photovoltaik Für ihre Kunden hält die Stadtwerke München ein Photovoltaik-Komplett-Angebot bereit: Eine Solaranlage inklusive Beratung, Lieferung und betriebsfertiger Montage. Fünf verschiedene Paketgrößen von 1,65 kWp bis 4,95 kWp werden angeboten. Mit einem kWp kann man in München durchschnittlich rund 850 Kilowattstunden Sonnenstrom pro Jahr erzeugen. Geeignet ist das M-Solarpaket Strom für Ein- und Mehrfamilienhäuser sowie für gewerblich genutzte Bauten. Die Kosten für das KomplettPaket liegen je nach Anlagengröße zwischen 9.990 und 27.650 Euro. Auf Antrag der Grünen-Fraktion im Münchner Rathaus haben die Stadtwerke das SWM Förderprogramm Photovoltaik ins Leben gerufen: Für jede neu gebaute Solaranlage bezahlen die SWM einen Zuschuss in Höhe von 500 Euro pro Kilowatt. Die Förderung wird bis zu einer maximalen Leistung von 5 kW pro Anlage gewährt. Den Zuschuss erhalten alle, die bereits 12 Monate lang das SWM Ökostrom-Produkt M-Natur beziehen oder seit fünf Jahren Stromkunde der SWM sind. Den SWM ist lediglich der Nachweis über die Inbetriebnahme sowie die Rechnung der neuen Photo- Beispiel einer Solaranlage der SWM. voltaik-Anlage vorzulegen. Finanziert wird dieses Förderprogramm aus den Einnahmen von M-Natur. Informationen im SWM Shop: Marienplatz-Zwischengeschoss und www.swm.de Beratung der SWM zu allen Solarprodukten: Tel: 089/23 61-20 30 und Bauzentrum, Willy-Brandt-Allee 10 Mo bis Sa: 9 - 17 Uhr Münchner Stadtgespräche Nr. 33 5/2004 Foto: Green City e.V., Stadtwerke München Sonnenstrom auf’s eigene Dach mit den Stadtwerken München 15 Impressum Kontakte Umweltinstitut München e.V. Herausgegeben vom Umweltinstitut München e.V. Anschrift für Verlag, verantwortlichen Redakteur und Anzeigenverantwortlichen: Umweltinstitut München e.V. Verein zur Erforschung und Verminderung der Umweltbelastung Schwere-Reiter-Str. 35/1b 80797 München Tel.: (089) 30 77 49-0 Fax: (089) 30 77 49-20 e-mail: [email protected] www.umweltinstitut.org Redaktion Druck Anzeigen Versand Auflage Andrea Reiche, Christina Hacker, Hans Ulrich-Raithel (verantwortlich für Redaktion und Anzeigen) Ulenspiegel Druck und Verlag GmbH, Besengassl 4 82346 Andechs Es gilt die Anzeigenliste 2004 Klebeck und Partner, Kolbermoor 7.000 Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 10. August 2004. Unterstützen Sie die Agenda-Zeitung! Schalten Sie eine Anzeige oder spenden Sie an folgendes Spendenkonto: Umweltinstitut München e.V. Bank für Sozialwirtschaft München BLZ 700 205 00 - Konto 88 311 01 Stichwort AGENDA 21 Münchner Stadtgespräche Nr. 33 5/2004 Info Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung der Verfasserin/des Verfassers wieder. Für nicht gekennzeichnete Artikel ist die Redaktion verantwortlich. Zitieren erwünscht, bitte mit Quellenangabe! Bildnachweis Titelbild: www.kersten-online.com 16 Das Agenda 21-Büro hat eine neue Adresse: Referat für Gesundheit und Umwelt Agenda 21-Büro Bayerstr. 28a, 80335 München E-Mail: [email protected] www.agenda21.muenchen.de Tel.: Angelika Lintzmeyer: 233-47 560 Ralf Bumann: T.233-47 558 Anja Zimmermann: T 233-47 559 Fax: 233-47 542 oder -47 557 Agenda 21- Koordination Eine Welt c/o RGU Heinz Schulze Bayerstraße 28 a, 80335 München Zimmer 5029 Telefon: 233-47561, Fax: 233-47542 E-Mail: [email protected] Ökologisches Bildungszentrum c/o Münchner Volkshochschule Winfried Eckardt Postfach 801164 81611 München Tel.: 089-93 94 89- 61 Fax: 089-93 94 89 81 E-Mail: [email protected] Bürgerstiftung Zukunftsfähiges München Klenzestraße 37/Rgb., 80469 München Tel.: 089-202 38-111 Fax: 089-202 38-113 E-Mail: [email protected] www.bszm.de www.lifeguide-muenchen.de Regelmäßige Information über Agenda-Termine im kostenfreien Newsletter: www.muenchner-stadtgespraeche.de Termine Aktionstag Ernährung: Rindermarkt Freitag, 23. Juli, 11 bis 19 Uhr Die Münchner Stadtgespräche entstehen in Zusammenarbeit mit dem Agenda21-Büro. Sie werden aus Mitteln des Referates für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München gefördert. 100% Recyclingpapier Dieses Jahr geht es beim Aktionstag Ernährung auch um die Themen Gentechnik und Lebensmittelüberwachung. Info: Tel: 089-233 47 528 E-Mail: [email protected] Multikultureller Reisestammtisch Zimbabwe Mittwoch, 19. Mai, 19 Uhr Wer sich für das Land, dessen Hauptstadt Harare Münchens Partnerstadt ist, interessiert, ist herzlich eingeladen. Ort: EineWeltHaus München, Schwanthalerstr. 80, Info: [email protected] Eva und Harald Hackländer Fest für Kinder von 6 bis 12 Jahren mit und ohne Behinderungen Sonntag, 23. Mai, 15 Uhr Ab 14 Uhr erproben die Kinder in der Vier-Elemente-Rallye mit Barfußparcours, Dunkelkammer und Geschmackstest ihre Sinne. Um 16 Uhr weiht Münchens 2. Bürgermeisterin, Dr. Gertraud Burkert, ein Naturkunstwerk ein und nimmt die Wünsche der Kinder für die Eine Erde entgegen. Der Saxophonist Klaus Kreuzeder bietet anschließend Jazz vom Feinsten. Für das leibliche Wohl sorgen Köstlichkeiten aus der grünen Küche. Ort: Spielhaus boomerang, Pelkovenstr. 128, München-Moosach, Info: www.wasserwiese.muc.kobis.de Veranstalter: Spielhaus boomerang Ökoprojekt MobilSpiel e.V., Tel. 089-769 60 25, Fax 089-769 36 51, E-Mail: [email protected] Fest der Kulturen auf dem HansMielich-Platz in Untergiesing Sonntag, 20. Juni, 14 bis 23 Uhr Klezmer-Musik im Sandgebirge hören oder Tango vom Pony aus betrachten – zumindest die Kinder können das auf dem Fest des alten Arbeiterviertels Giesing. An die 100 Initiativen, Vereine, Künstler und Aussteller machen mit, eine breite Palette an Musik- und Tanzgruppen zeigen das heute vielfältige Multikulti-Leben im immer noch städtebaulich benachteiligten Viertel. Darauf wollen die Veranstalter der Bürgerinitiative „Mehr Platz zum Leben“ aufmerksam machen: Um 19.30 Uhr kann man es in einer Rundfahrt im offenen Doppeldeckerbus besichtigen. Von 22 Uhr an zeigt das autonome Wüstenkino internationale Kurzfilme. Infos: Tel: 089-654492, Melanie Kieweg