Münchner Stadtgespräche - Umweltinstitut München

Werbung
DOSSIER
Klimaschutz
MAGAZIN
Hitzerekorde und
Jahrhundertflut
3
Erneuerbare Energien
7
renewables 2004
Münchner
Klimaschutzaktion
Münchner Stadtgespräche Nr. 33 5/2004
www.muenchner-stadtgespraeche.de
Münchner Stadtgespräche
Nr. 33 / Mai 2004
10
Gletscher im Treibhaus 12
Eine Ausstellung im
Alpinen Museum
1
Liebe Leserinnen und Leser,
der Klimawandel ist in vollem Gange,
die häufigen Wetterextreme in den vergangenen Jahren zeigen dies. Ein Indikator dafür ist auch das Abschmelzen
des Nordpoleises. Wenn sich nichts
ändert, wird es in 100 Jahren weg sein,
prognostiziert Josefino Comiso, Klimaforscher am Goddard Space Flight Center der Nasa.
Warum und wie der Mensch das Klima
auf der Erde beeinflusst, möchten wir
Ihnen mit dem Auszug aus Mojib Latifs
Buch „Hitzerekorde und Jahrhundertflut“ in unserem Dossier nahebringen.
Einen Ausweg aus der Erwärmung der
Erdatmosphäre durch die von Menschen
verursachten Treibhausgase stellen
die Technologien der erneuerbaren
Energien dar. Um ihnen zum Durchbruch
zu verhelfen, findet Anfang Juni in
Bonn die bisher größte internationale
Konferenz für Erneuerbare Energien
statt (Seite 8). Was die Stadt München
unternimmt, um Kohlendioxid-Emissionen zu verringern, stellen wir Ihnen auf
den Seiten 10 und 11 vor.
Wir müssen nicht bis zum Nordpol
gehen, um den Klimawandel am schmelzenden Eis zu sehen: Die Alpengletscher verlieren immer rascher an Volumen und Länge – alleine im heißen
Sommer 2003 um 5-10 Prozent, wie
Schweizer Glaziologen feststellten.
In der Ausstellung „Gletscher im Treibhaus“ zeigt die Gesellschaft für ökologische Forschung dies in 112 Vergleichsbildern mit alten und neuen Aufnahmen.
Eine angenehme Lektüre wünscht Ihnen
Andrea Reiche
Redaktion Münchner Stadtgespräche
Übles Pflaster:
Steine aus Kinderarbeit
MAGAZIN
Die Agendakoordination Eine Welt klärt auf
Fast die Hälfte aller europäischen
Grabsteine kommt aus Indien: Weil
Kinder dort als Sklaven arbeiten,
sind sie, trotz der Transportkosten,
billiger als hier.
Für die Grabsteine wird vorrangig Granit
verwendet, der bei uns aber auch für
Edelfassaden und gehobene Innenausstattung verwendet wird. Aber nicht nur
Granit, auch andere Natursteine aus
Indien und anderswo werden in unseren
Städten verbaut oder zieren unsere
Friedhöfe.
Die Münchner Kampagne gegen ausbeuterische Kinderarbeit zeigt am 21.
Juni um 19.30 Uhr im Gemeindesaal St.
Michael in der Maxburgstraße 1, einen
halbstündigen Dokumentarfilm zum Thema. Anschließend berichten der Kinderrechtsbeauftragte von Misereor, Benjamin Pütter, und sein Partner aus Indien,
der sich vor Ort um die Rechte der ausgebeuteten Kinder kümmert, von der
derzeitigen Situation. Gerne werden sie
dann Ihre Fragen beantworten.
Veranstalter: NordSüdForum München
mit dem Koordinierungskreis der Kampagne gegen ausbeuterische Kinderarbeit und dem Sachausschuss Mission,
Entwicklung, Frieden.
Münchner Stadtgespräche
Nr. 33 5/2004
Heinz Schulze,
Agendakoordination EineWelt
2
Grabsteine aus indischer
Kinderarbeit
Montag, 21. Juni, 19.30 Uhr
Ort: Gemeindesaal St. Michael,
Kaufingerstr. (zwischen Stachus
und Marienplatz)
Kinderarbeit im Steinbruch: Die 12-jährige Chita
Divi bei Alawatugoda in Sri Lanka
Foto: www.fotoarchiv.com
Information über
ausbeuterische Kinderabeit
Agendakoordination Eine Welt
Heinz Schulze
c/o Referat für Gesundheit und Umwelt
Bayerstraße 28 a, 80335 München
Tel: 089-233 475 61
Fax: 089-233-475 42
E-Mail:
[email protected]
Geschäftsstelle NordSüdForum
Tel: 85 63 75-23
Streetlife-Festival
Dieses Jahr geht es früher los mit
dem Streetlife-Festival: Schon am
12. und 13. Juni ist das erste der
beiden autofreien Wochenenden
auf der Leopold-Ludwigstraße; das
zweite wird dann am 4./5. September stattfinden.
Dann wird wieder Zeit und Platz sein,
um die Straße anders zu erleben und
neue Impulse für die persönliche Mobilität und die Gestaltung unserer Stadt
zu bekommen. „Unsere Vision ist es,
dass mehr und mehr Menschen diese
Idee mittragen, damit es mehr und mehr
lebendige Straßen hier und überall in
der Stadt gibt – auch ohne großen Aufwand“, so Benjy Barnhart, Projektleiter
von Green City e.V.
Letztes Jahr flanierten rund 400.000
Besucherinnen und Besucher an den
Wochenenden im August und September bei idealem Wetter über die Leopold- und Ludwigstraße und genossen
das bunte Angebot von Kunst und Kultur, Information und Mitmachangeboten, Tanz, Musik, Shows, Lichtinstallationen, Straßengestaltung und internationalen kulinarischen Köstlichkeiten.
Hitzerekorde und
Jahrhundertflut
Mojib Latif
Immer neue Hitzerekorde zeigen,
dass die Erde Fieber hat, das heißt
ihre normale Temperatur von
ungefähr 15 Grad vor Beginn der
Industrialisierung ist auf heute
etwa 15,6 Grad angestiegen.
Zurzeit würde man bei diesem Zustand
noch von erhöhter Temperatur sprechen. Es gibt aber gute Gründe für die
Annahme, dass sich die Erde innerhalb
der nächsten Jahrzehnte noch weiter
erwärmen wird, also hohes Fieber bekommt. So wie auch wir uns nicht
besonders wohl fühlen, wenn wir eine
erhöhte Temperatur haben, so gerät
auch das Erdsystem immer mehr aus
dem Gleichgewicht, wenn es sich mehr
und mehr erwärmt. Die Symptome der
fiebernden Erde sind Meeresspiegelanstieg, Zunahme von Wetterextremen
oder der Rückzug der Gletscher. Mit
anderen Worten: Jedes System hat so
etwas wie eine optimale Betriebstemperatur, bei der es am besten funktioniert – bei uns Menschen beträgt sie
ungefähr 37 Grad, bei der Erde kann
man das nicht so genau definieren,
aber in den letzten Jahrhunderten lag
sie bei 15 Grad und die Menschheit ist
damit jedenfalls gut gefahren.
für die Pflanzen, die vom Kohlendioxid
leben. Durch die Aufnahme von CO2 wird
in einem komplizierten Prozess Sauerstoff produziert, den die Pflanzen an die
Umwelt abgeben. Wir erhalten dadurch
die notwendige Luft zum Atmen. Schon
damals wusste man aber auch, dass
Kohlendioxid in der Lage ist, Infrarotstrahlen zu absorbieren. Der Physiker
und Chemiker folgerte daraus, dass der
menschlich verursachte Ausstoß von
CO2 zur Aufheizung der Erdatmosphäre
führen muss, da das Kohlendioxid die
von der Erdoberfläche ausgehende
Wärmestrahlung, die Infrarotstrahlung,
aufsaugt. Diese Betrachtung veranlasste den schwedischen Forscher, einige
Berechnungen anzustellen. Er kam zu
dem Ergebnis, dass sich die Erdoberfläche und damit auch die untere Atmosphäre im globalen Mittel um etwa vier
bis sechs Grad erwärmen würde, sollte
sich der CO2-Gehalt der Atmosphäre
verdoppeln. Arrhenius versuchte mit
seinen Berechnungen vor allem die
Klimaschwankungen in der Vergangenheit, zum Beispiel die Eiszeitzyklen, zu
erklären. Wir wissen heute, dass er in
der Tat einen wichtigen Mechanismus
dafür gefunden hatte. Der weitsichtige
Schwede stellte zugleich aber auch
Berechnungen für die Zukunft an, um
eine mögliche Klimabeeinflussung
durch den Menschen zu prognostizieren. Er übersah dabei allerdings einen
entscheidenden Punkt: Er konnte sich
damals nicht vorstellen, dass der CO2Eintrag durch den Menschen so gewaltige Ausmaße annehmen würde. Bei
seinen Kalkulationen ging Arrhenius
vom damaligen Ausstoß aus, der nur
einen Bruchteil des heutigen betrug.
Der Nobelpreisträger von 1903 kam
deswegen zu dem Schluss, dass der
menschliche Einfluss auf das Klima
gering sei, aus seiner damaligen Sicht
ein völlig richtiger Schluss.
Niemand konnte zu dieser Zeit voraussehen, wie rapide sich der Wohlstand
der Menschheit erhöhen würde. Rau-
DOSSIER
Wie der Mensch das Klima beeinflusst
Seit Beginn der Industrialisierung vor
etwa zweihundert Jahren beeinflusst
der Mensch das Klima. Dies ist keine
neue Erkenntnis. Sie wurde schon Ende
des vorletzten Jahrhunderts, also vor
über hundert Jahren, von dem schwedischen Wissenschaftler Svante August
Arrhenius publiziert. Arrhenius ging bei
seinen Überlegungen davon aus, dass
der Mensch vor allem durch die Verbrennung von Kohle zur Energieerzeugung enorme Mengen von Kohlendioxid
(CO2) in die Atmosphäre entlässt. Kohlendioxid ist ein natürlicher Bestandteil
der Erdatmosphäre und unentbehrlich
Die Elbeflut 2002 und der heißeste Sommer seit Beginn der Messungen ein Jahr darauf sind
Wetterextreme, die auch Folgen menschlichen Handelns sind.
Münchner Stadtgespräche Nr. 33 5/2004
Fotos: Heyne Verlag, www.bund.net
Der Mensch mischt mit
3
DOSSIER
chende Schornsteine waren in gewisser
Weise Sinnbilder dafür, unsichtbar
blieb der damit verbundene erhöhte
Ausstoß von Kohlendioxid. Es gab um
die Jahrhundertwende noch keine geeigneten Messinstrumente, die den
rapiden Anstieg der CO2-Konzentrationen hätten erkennen lassen. Aber auch
heute, wo wir genauere Messdaten
vorliegen haben, ist eine schnelle Umkehr in Richtung einer kohlenstofffreien
Weltwirtschaft nicht in Sicht. Aus diesem Grund wird sich, das ist jedenfalls
zu vermuten, noch in dem erst angefangenen neuen Jahrhundert die atmosphärische Konzentration von Kohlendioxid verdoppeln. Wir könnten uns wieder
mit den Ausgangsüberlegungen Arrhenius’ beschäftigen und nachsehen, um
wie viel sich nach seinem Berechnungsmodell die Temperatur der Erde erhöhen
würde. Die Antwort wäre: um vier bis
sechs Grad. Sollten diese Daten stimmen, dann stünde uns eine gewaltige
Klimaänderung bevor, in etwa vergleichbar mit dem Temperaturunterschied von der letzten Eiszeit vor
ungefähr 20.000 Jahren bis heute, der
vier bis fünf Grad beträgt. Die heutigen,
weitaus komplexeren Klimamodelle
kommen auf eine nur halb so große
Erwärmung, gesetzt den Fall, der atmosphärische CO2-Gehalt würde sich verdoppeln. Aber auch ein solches Ergebnis wäre immer noch enorm, zumal es in
einer vergleichsweise kurzen Zeit von
fünfzig bis hundert Jahren eintreten
könnte. Berücksichtigt man aber noch
weitere Gase, die der Mensch in die
Atmosphäre entlässt, wäre eine Erwärmung von bis zu sechs Grad in diesem
Jahrhundert durchaus denkbar.
Die vom Menschen verursachten Treibhausgase – wie Kohlendioxid, Methan, Lachgas und SulfatAerosole – nehmen seit der Industrialisierung in hohem Maße zu.
Quelle: Intergovernmental Panel on Climate Change
Natürlich gab es in der jüngeren Klimageschichte immer wieder starke Umschwünge. Eine Erdmitteltemperatur
von etwa zwanzig Grad wäre aber einmalig in der Geschichte der Menschheit. Während der letzten Eiszeit vor
etwa 20.000 Jahren war es deutlich
kälter als heute, während der letzten
großen Warmzeit vor etwa 120.000
Jahren waren die Temperaturen ähnlich
den jetzigen.
Träges Klimasystem
Das Klimasystem reagiert äußerst träge
auf Antriebe von außen, wie etwa auf
den Ausstoß von Kohlendioxid und anderer Spurengase durch den Menschen.
Das Klima verhält sich vergleichbar mit
einem Auto, bei dem wir Vollgas gegeben haben. Jeder weiß, dass es infolge
der Masse des Autos dauert, bis es die
Endgeschwindigkeit erreicht. Ebenso
führt die Trägheit des Autos dazu, dass
wenn einmal die Höchstgeschwindigkeit
erzielt ist, der Bremsweg sehr lang ist,
um das Auto wieder anzuhalten. Übertragen auf das Klima bedeutet dies:
Insbesondere die große Wärmekapazität der Weltmeere führt dazu, dass das
Klima nur sehr langsam mit einer typischen Zeitverzögerung von einigen
Jahrzehnten reagiert. Im Klartext heißt
das, dass man zurzeit noch gar nicht
erwarten kann, dass wir das volle Aus-
Münchner Stadtgespräche
Nr. 33 5/2004
Klimarahmenkonvention, Kioto-Protokoll und Emissionshandel
4
Vor zehn Jahren, am 21. März 1994,
trat die Klimarahmenkonvention in
Kraft – 188 Staaten haben sie ratifiziert, darunter auch die USA und Russland. Damit verpflichten sich die Länder, die von ihnen produzierten Emissionen, die zur Erwärmung des Klimas
führen, auf einem ungefährlichen Niveau zu stabilisieren.
Kioto-Protokoll
Ein Beschluss der Vertragsstaaten der
Klimarahmenkonvention ist das 1997
in Japan beschlossene Kioto-Protokoll. Dies haben die USA und Russland
bisher nicht ratifiziert – die USA, die
für ein Viertel aller Treibhausgase
verantwortlich ist, wird dies auch nicht
tun. Denn im Kioto-Protokoll verpflich-
ten sich die unterzeichnenden Staaten,
ihre gemeinsamen Emissionen um fünf
Prozent gegenüber 1990 zu senken. Die
Europäische Union hat insgesamt eine
Senkung von acht Prozent zugesagt –
allerdings sind erst 2,2 Prozent davon
erreicht. Deutschland, das 21 Prozent
zugesagt hatte, hat davon fast 19 erreicht. Bis heute haben das Protokoll
122 Länder mit 44 Prozent der Emissionen vom Jahr 1990 unterschrieben: 55
Prozent müssen es sein, damit das Protokoll in Kraft treten kann. Dazu ist
Russlands Beitritt nötig.
Emissionshandel
Ein Instrument des Kioto-Protokolls ist
der Handel mit Emissionen: Firmen, deren Produktion Gase zur Erwärmung des
Klimas freisetzt, erhalten Zertifikate mit
einer vorgeschriebenen Menge an
Emissionen, die sie ausstoßen dürfen.
Reduzieren sie ihre Emissionen, können
sie die Zertifikate verkaufen – das soll
ein Anreiz sein, die Emissionen freiwillig zu verringern.
Ab 2005 werden in Deutschland 2.670
Industrie-Unternehmen und Energieversorger am Emissionshandel teilnehmen,
europaweit sind es rund 4.500 Unternehmen. Wer ohne Zertifikate zuviel
Kohlendioxid in die Luft bläst, muss mit
Strafen rechnen: Bis 2007 sind 40 Euro
für eine Tonne fällig, ab 2008 dann 100
Euro.
Infos: www.unfccc.org, www.bmu.de
www.ipcc.ch, www.bund.de
Es gibt aber noch weitere Anzeichen für
den globalen Klimawandel. Wie sieht
es denn mit dem Meeresspiegel aus?
Ist er angestiegen und wenn ja um wie
viel? Auch für den Meeresspiegel gilt,
dass er nur sehr langsam reagiert und
die Zeitverzögerung ist sogar noch länger als bei der Temperatur. Pegelmessungen zeigen, dass der Meeresspiegel
in den vergangenen hundert Jahren
global um zehn bis zwanzig Zentimeter
angestiegen ist. Diese Abschätzung aus
Pegelmessungen ist aber recht ungenau, was aus der großen Spanne zu
erkennen ist. Dennoch ist sicher, dass
sich der globale Meeresspiegel erhöht
hat: Satellitenmessungen zeigen dies.
Satellitenmessungen sind sehr viel genauer als die Pegelmessungen, vor allem aber sind sie flächendeckend. Der
Satellit sendet elektromagnetische Radarpulse aus, die an der Meeresoberfläche reflektiert werden. Je höher der
Meeresspiegel, umso kürzer ist die Zeit,
bis der Satellit das reflektierte Signal
empfängt. Aus den Laufzeitmessungen
kann man daher sehr genau auf die
Höhe des Meeresspiegels schließen. Er
ist seit 1993, dem Jahr, in dem mit den
Mit der Klimaerwärmung ändert sich auch das
Wetter. Durch die Verdunstung werden
Niederschläge in wasserreichen Gebieten
höher, in ohnehin wasserarmen Gegenden
nehmen sie ab.
Zunehmende Wetterextreme
Infolge der Trägheit des Klimas und des
anzunehmenden weiteren Ausstoßes
von Treibhausgasen durch uns Menschen wird sich in den nächsten Jahrzehnten unser Klima noch mehr erwärmen. Der Zwischenstaatliche Ausschuss
für Klimaveränderungen (IPCC) prognostiziert für den Zeitraum bis 2100 eine
Erderwärmung von 1,4 bis 5,8 Grad im
globalen Mittel. In den Medien wurde
vor allem die obere Grenze von 5,8 Grad
diskutiert, da sie in der Tat besorgniserregend wäre. Dann hätten wir im Jahre
2100 eine Temperaturänderung realisiert, die noch stärker als der Tempera-
Aufforstung mit
Gentech-Bäumen
turunterschied von der letzten Eiszeit
bis heute wäre. Das Forschergremium
zum Klimawandel prognostiziert
weiterhin, dass sich alle relevanten
Wetterextreme häufen werden. So werden wir öfters mit lang anhaltenden
sommerlichen Trockenperioden rechnen
müssen, aber auch mit häufiger auftretenden sintflutartigen Niederschlägen
und damit mit mehr Hochwasser. Die
Auswirkungen einer derart starken Erderwärmung sind besonders für die
Landwirtschaft unübersehbar. Unwetter
verhageln den Bauern schon jetzt
überall auf der Welt die Ernten,
anderswo sorgen extreme Dürren für
Ernteausfälle. Allein die volkswirtschaftlichen Schäden durch Überschwemmungen, Stürme und andere
Wetterextreme beliefen sich weltweit
auf 36 Milliarden Euro im Jahr 2001.
Die Stärke und Geschwindigkeit dieser
Klimaveränderung wäre nach allem,
was wir heute über Ökosysteme wissen,
ein enormer Stress, dem die Natur ausgesetzt wäre. Berechnungen verschiedener Institute kommen zu dem Ergebnis, dass man bei uns in Deutschland
auch mit einem Waldsterben rechnen
muss.
Aber auch für uns Menschen wäre eine
Erwärmung von 5,8 Grad alles andere
als wohltuend. Es ist festgestellt worden, dass sich die Landregionen stärker
erwärmen als die Regionen über dem
Meer. Dies bedeutet, dass sich über
Deutschland die Temperatur um deutlich mehr als sechs Grad erwärmen würde. Wir müssten daher im Sommer mit
DOSSIER
Mit gentechnisch veränderten Bäumen
wollen Unternehmen in Entwicklungsländern aufforsten. Dies können sie
sich im Zertifikatehandel mit Emissionen als CO2-Minderung anrechnen lassen. Welche Auswirkungen diese z.B.
gegen bestimmte Herbizide unempfindlichen Bäume auf das Ökosystem haben, ist völlig unbekannt. Die Entwicklungsländer sollen als Versuchskaninchen herhalten. Und dies sogar, ohne
dass es ihnen mitgeteilt werden muss.
Dass eine solche Strategie nicht aufgehen kann, wusste bereits Albert Einstein: „Man kann ein Problem nicht mit
derselben Denkweise lösen, durch die
es entstanden ist.“
Weitere Informationen erhalten Sie auf
unserer Homepage:
www.umweltinstitut.org/genwald
Münchner Stadtgespräche Nr. 33 5/2004
Meeresspiegel steigt an
Messungen mit diesem speziellen Satelliten begonnen wurde, deutlich angestiegen. Er beträgt im globalen Mittel
etwa 2,4 mm/Jahr. Rechnet man den
Meeresspiegelanstieg zurück, ergäbe
dies einen Wert von 24 cm für die letzten hundert Jahre, also etwas mehr, als
die Pegelmessungen andeuten. Auch
wenn der exakte Wert für den Meeresspiegelanstieg durchaus kontrovers
diskutiert wird, steht dennoch fest,
dass er steigt – was ebenfalls im Einklang mit einer globalen Erderwärmung
steht.
Beim Meeresspiegelanstieg sind vor
allem zwei Prozesse wichtig. Zum einen
kann der Meeresspiegel durch das Abschmelzen von Landeis ansteigen, wie
es beispielsweise bei den Gebirgsgletschern oder den riesigen Eisschilden in
Grönland und der Antarktis passieren
kann. Das Eis, das sich bereits im Meer
befindet, das man auch als Meereis
oder Packeis bezeichnet, lässt beim
Schmelzen den Meeresspiegel nicht
ansteigen. Sie kennen dies von Ihrem
kühlen Drink, den sie im Sommer genießen. Wenn die Eiswürfel in Ihrem Glas
schmelzen, läuft das Glas nicht über.
Man schätzt, dass im letzten Jahrhundert der Rückzug der Gebirgsgletscher
knapp die Hälfte des globalen Meeresspiegelanstiegs verursacht hat. Was
die großen Eisschilde dazu beigetragen
haben, ist noch unklar, aber vermutlich
ist ihr Beitrag dazu eher gering.
Zum anderen hat sich in den vergangenen hundert Jahren natürlich auch das
Meer erwärmt. Temperaturmessungen
aus verschiedenen Tiefen der Meere
demonstrieren dies nur zu deutlich. Nun
wissen wir, dass sich jeder Körper, der
sich erwärmt, ausdehnt. Für das Meer
bedeutet dies, dass sich infolge der
Erwärmung auch die Wassersäule ausbreitet und damit der Meeresspiegel
ansteigt.
Foto: Reuters
maß des menschlichen Einflusses auf
das Klima beobachten können. Umso
besorgniserregender ist es, wenn man
schon heute nachweisen kann, dass es
den menschlichen Einfluss auf das Klima real gibt und dass der Mensch zum
größten Teil zur Klimaveränderung der
letzten hundert Jahre beigetragen hat.
Daraus folgt, dass sich das Klima in den
kommenden Jahrzehnten weiter verändern wird, denn wir haben im wahrsten
Sinne des Wortes in der Vergangenheit
„Vollgas“ gegeben. Und wie gesagt: Die
Geschwindigkeit mit der sich unser Klima derzeit verändert, ist bereits recht
hoch. Der Bremsweg wird entsprechend
lang sein.
5
DOSSIER
Langfristig von fossilen Energien
unabhängig machen
Kurzfristige Maßnahmen über einen
Zeitraum von einigen Jahren spielen
praktisch keine Rolle für das Klima.
Dies erklärt auch, warum das KiotoProtokoll den notwendigen Klimaschutz
allein nicht leisten kann. Eine Verringerung des Treibhausgasausstoßes von
ungefähr fünf Prozent bis 2012 ist bei
den langen Reaktionszeiten des Klimas
nahezu belanglos. Nur wenn man den
Ausstoß nach 2012 konsequent weiter
senkt, die Emissionen allmählich zurückgehen, wird sich der Gehalt von
Treibhausgasen in der Atmosphäre stabilisieren – und damit auch das Klima.
Deswegen macht es auch wenig Sinn,
auf Klimakonferenzen um Prozente zu
feilschen. Ob die Reduzierung nun fünf
oder sechs Prozent betragen sollte, das
ist egal, letztlich bleibt dies ohne großen Einfluss. Wirklich entscheidend
sind langfristige Maßnahmen, die von
allen Ländern mitgetragen werden.
Wir sollten schon heute alles Mögliche
Münchner Stadtgespräche
Nr. 33 5/2004
Spanien baut erstes
Wellenkraftwerk
6
Wellenenergie ist neben Geothermie
eine der größten erneuerbaren Energiequellen, die heute noch wenig Beachtung finden. Vor der spanischen Atlantikküste soll Europas erstes Wellenkraftwerk zwischen den beiden nordspanischen Städten Bilbao und Santander entstehen: Die Wellen des Atlantiks
treiben zehn Turbinen an, die auf dem
Meeresboden stehen. Eine Effizienz von
90 Prozent kann mit voraussichtlich
günstigeren Erzeugungskosten als bei
Windkraft erreicht werden.
Auch an anderen Küstenstandorten
Europas wird mit Wellenkraft Energie
erzeugt. Ingenieure nutzen den Gezeitenhub oder zapfen wie auf der schottischen Insel Islay die Wellenkraft an.
Die Pilotanlage dort, von Technikern der
Hochschule Kassel entwickelt, steht an
Land und hat drei Schächte, die ans
Wasser reichen. Die Luftmassen, die
durch die Wellen in den Schächten bewegt werden, treiben die Turbinen an.
Wetterextreme
nehmen rasant zu:
Waren es von 1980
bis 1990 noch 44,
ereigneten sich in
den nächsten acht
Jahren 72 Stürme,
Fluten oder Dürren
weltweit. Parallel
dazu stieg auch der
Anteil der Kosten
für die von ihnen
verursachten
Schäden auf 60.000
Millionen Dollar.
Versicherungen
deckten davon nur
ein Bruchteil.
Quelle:
Intergovernmental
Panel on Climate
Change.
unternehmen, um den Ausstoß von
Treibhausgasen in die Atmosphäre zu
reduzieren und danach streben, nach
regenerativen Energien zu forschen.
Dazu wäre es auch wichtig, wenn das
Kioto-Protokoll bald in Kraft träte. Noch
bedeutsamer ist es aber, in den nächsten Jahrzehnten Technologien zu entwickeln, mit denen wir die fossilen Energien ablösen können. Nur die regenerativen Energien, wie beispielsweise die
Sonnenenergie, sind geeignet, den
wachsenden Energiehunger der Welt zu
befriedigen. Man sollte daher auf Klimakonferenzen überlegen, wie man im
Verlauf der kommenden Jahrzehnte die
Weltökonomie zu einer kohlenstofffreien Wirtschaft umbauen könnte. Dies
liegt im Interesse aller Länder, da die
fossilen Energien schließlich begrenzt
sind. Es sollte weiterhin überlegt werden, wie man über die Ländergrenzen
hinweg den erneuerbaren Energien zum
Durchbruch verhelfen kann. Kurzfristige
wirtschaftliche Interessen, die bislang
für einige Staaten ein Hindernis bei der
Ratifizierung des Kioto-Protokolls darstellen, spielen auf den langen Zeitskalen von Jahrzehnten beziehungsweise
Jahrhunderten eine untergeordnete
Rolle. Deswegen ist es zweckdienlich,
den Kioto-Verweigerern – wie den Vereinigten Staaten – entgegenzukommen,
da wir langfristig, ob wir es wollen oder
nicht, dieselben Interessen haben, nämlich von den fossilen Energien unabhängig zu werden. Verhärtete Fronten helfen wenig, weil das Klimaproblem uns
global betrifft.
Deutschland kann Vorreiter sein
Deutschland könnte beim Klimaschutz
eine Vorbildfunktion einnehmen. Wir
haben die finanziellen Mittel und das
technologische Know-how dazu. Und
befinden uns auf einem guten Weg:
Seit 1990 haben wir schon zwanzig
Prozent unseres CO2-Ausstoßes reduziert. Dies liegt ungefähr zur Hälfte an
der Wiedervereinigung, denn durch sie
sind veraltete Technologien in den neuen Bundesländern durch hochmoderne
ersetzt worden. Die andere Hälfte der
Einsparung ist durch eine verbesserte
Energieausnutzung und durch den Einsatz erneuerbarer Energien zustande
gekommen. In Schleswig-Holstein wird
heute zwanzig Prozent der Energieerzeugung durch Windkraftwerke ermöglicht. Wir könnten zusammen mit Ländern der Europäischen Union das Zugpferd sein, andere Staaten förmlich
mitzureißen, eine neue Energiepolitik
einzuleiten.
Der Text ist ein Auszug
aus dem 2003
erschienenen Buch
„Hitzerekorde und
Jahrhundertflut“ des
Klimaforschers Mojib
Latif
Prof. Dr. Mojib
Latif
ist einer der bekanntesten Klimaexperten Deutschlands. Er wurde im
Jahr 2000 mit dem „Max-Planck-Preis
für die öffentliche Wissenschaft“ ausgezeichnet. Latif ist Professor am Institut für Meereskunde an der Universität
Kiel. Sein Buch „Hitzerekorde und Jahrhundertflut - Herausforderung Klimawandel“ erschien 2003 im Heyne-Verlag, hat 160 Seiten und kostet
10 Euro.
Bild: Heyne Verlag
Temperaturen von weit über vierzig
Grad rechnen und mit einer Schwüle,
die wir bisher in unseren Breiten nicht
kennen gelernt haben. Unsere Lebensgrundlagen würden sich also drastisch
wandeln – und ich fürchte zu unserem
Nachteil.
Erneuerbare Energien
Notwendige Zukunftsinvestition
Nicht auf Kosten der Umwelt
Erneuerbare Energien sind der Ausweg.
Abgesehen von großen Staudämmen,
die Umwelt und Menschen mehr schaden als nützen, sind sie in Förderung
und Anwendung umweltfreundlich. Gegner monieren, sie seien unzuverlässig,
denn einige von ihnen sind abhängig
vom Wetter wie Solaranlagen und
Windräder. So werden sie im Energiemix mit Biomasse, Erdwärme und Wasserkraft dezentral genutzt.
Entscheidend ist aber: Die Kosten für
Umwelt- und Gesundheitsbelastungen
durch die konventionelle Energieproduktion sind immens – seien es auslaufende Öltanker, Wetterextreme durch
den Klimawandel oder die Endlagerung
radioaktiven Abfalls, von einem Atomunfall nicht zu reden. Die Auswirkungen
unserer fossilen und atomaren Energieproduktion werden aber vor allem die
nachfolgenden Generationen
zu spüren bekommen. Schon
von daher sollte es das Gebot der Stunde sein, den
Wandel einzuleiten, nun, da
uns die Folgen bekannt sind.
ErneuerbareEnergienGesetz
Acht Prozent macht der Anteil der Erneuerbaren heute
an der Energieproduktion in
Deutschland aus. Damit er
höher wird, hat das Bundesumweltministerium – in harten Verhandlungen mit dem
Die weltweit größte Photovoltaik-Anlage mit 32.000
Wirtschaftsminister – im
Solarmodulen und einer Spitzenleistung von vier Megawatt
März die Novelle des Eneuerbetreibt die voltwerk AG seit April 2003 im bayerischen
bareEnergienGesetzes (EEG)
Hemau.
durchgesetzt. Es fördert vor
Dabei führt kein Weg an ihnen vorbei:
allem Offshore-Windanlagen und finanIn einem Sondergutachten hat der Wisziert damit Forschung und Ausbau diesenschaftliche Beirat ‘Globale Umweltser neuen Technologie. Auf 12,5 Proveränderungen’ der Bundesregierung
zent bis 2012 und 20 Prozent im Jahr
festgestellt, dass gefährliche Klimaän2020 soll der Anteil der erneuerbaren
derungen nur noch vermeidbar sind,
Energien an der Stromversorgung anwenn die derzeit international vereinwachsen.
barten Klimaschutzziele deutlich verschärft werden. Vor allem der Kohlendi-
Windkraft erzeugt in Deutschland bisher rund
vier Prozent des Stroms, so viel wie zwei große
Atomkraftwerke vom Typ Gundremmingen –
weltweit tragen sie nur 0,4 Prozent zur
Stromerzeugung bei.
DOSSIER
Ohne Energie keine Entwicklung, so
lässt sich deren Bedeutung kurz auf
einen Nenner bringen. Doch die Materialien, aus denen wir derzeit unsere
Energie gewinnen, geben im Gewinnungsprozess schädliche Stoffe für
unsere Atmosphäre und Gesundheit ab
– und sind auch nur in begrenztem
Ausmaß auf dem Planeten vorhanden.
Auch die wegen ihrem Unfallrisiko und
dem langfristig strahlenden Atommüll
hochgefährliche Atomkraft, ist keine
Alternative.
Erneuerbare Energien – Strom und Wärme aus Sonnen-, Wind-, und Wasserkraft, aus Biogas und Geothermie – sind
weniger umweltbelastend, aber bisher
noch ohne große Wirtschaftskraft.
oxid-Ausstoß muss bis 2050 global um
45 bis 60 Prozent gegenüber 1990 gesenkt werden.
Bereits 120.000 Arbeitsplätze
Viel Arbeit bieten sie außerdem –
Deutschland könnte sich hier an die
Spitze der Entwicklung setzen. Und der
Bedarf ist enorm. Gerade für die Entwicklungs- und Schwellenländer, die
zusammen genommen heute nur etwa
25 Prozent der Weltenergie verbrauchen, könnten die regenerativen Energien, allen voran die Sonnenenergie, einen Weg aus der Armut bedeuten.
Auch wenn die großen Stromkonzerne
mit ihrer großen Lobby aus Stein- und
Braunkohleindustrie und Atomkraftbefürwortern sich noch vehement wehren:
Auch sie haben schon angefangen, sich
auf die neue Zeit einzustellen: Shell
und BP sind die größten Produzenten
von Solarzellen und RWE unterhält die
modernste Solarzellenproduktion der
Welt.
Andrea Reiche
Was ist eine
ökologische
Kultur?
Wer intelligente und
sachverständige Diskussionen liebt und
sich außerdem für die
Energieproblematik
interessiert, wird mit diesem Buch auf
seine Kosten kommen. Moderiert von
Christiane Grefe, gehen ihre Gesprächspartner Carl Amery und Hermann Scheer
den Prämissen einer ökologischen
Kultur auf den Grund.
Carl Amery, Hermann Scheer, Christiane
Grefe: Klimawechsel - von der fossilen
zur solaren Kultur. Kunstmann Verlag,
München 2001, 10,12 Euro.
Münchner Stadtgespräche Nr. 33 5/2004
Energie bewegt die Welt. Ob der
Mixer zuhause, warmes Wasser für
die Badewanne oder Züge, Hochleistungsmaschinen und Computer
in Industrie und Wirtschaft: All das
funktioniert nur mit Energie, meist
aus Kohle, Erdöl, Atomkraft oder
Gas.
7
Internationale Konferenz
für erneuerbare Energien
renewables 2004
MAGAZIN
Windräder in Marokko, Solarenergie in Ghana und Strom aus Erdwärme in Kenia – Erfolgsbeispiele wie
diese sollen auf der bisher größten
internationalen Konferenz für erneuerbare Energien deren Verbreitung beflügeln.
All diese Projekte sind mit Unterstützung des Entwicklungshilfeministeriums
entstanden – aus dem Fonds, den Bundeskanzler Gerhard Schröder auf dem
Weltklimagipfel in Johannesburg 2002
versprochen hat: Je 500 Millionen Euro
für Projekte mit erneuerbaren Energien
und zur Steigerung der Energie-Effizienz
in Entwicklungsländern bis 2007. Denn
der Bedarf an Energie wird vor allem
dort steigen. Im Vergleich zu 2001 wird
die Welt im Jahr 2030, so schätzt die
Internationale Energie Agentur (IEA) in
Paris, 60 Prozent mehr Energie brauchen.
Johannesburg Renewable Energy
Coalition
Vom 1. bis 4. Juni in Bonn suchen über
1.000 Teilnehmer von Regierungen,
internationalen Organisationen, Wirtschaftsunternehmen und Nichtregierungsorganisationen aus 85 Ländern
nach Möglichkeiten, den Markt für erneuerbare Energien zu bereiten und die
vorhandenen Energiequellen effizienter
zu nutzen. Schon in Johannesburg hatten sie sich zu diesem Zweck zusammen
geschlossen. Vor allem geht es hier
aber um den Klimaschutz: „Der Ausbau
der erneuerbaren Energien ist eine der
nachhaltigsten Formen des Klimaschutzes. Zugleich schafft er Entwicklungschancen für Länder des Südens“, propagiert Bundesumweltminister Jürgen
Trittin die Konferenz, deren Gastgeber
er gemeinsam mit Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul ist.
Neue Technologien entwickeln
Da fossile Brennstoffe knapp und teuer
werden und das Klima belasten, soll der
Weg für Technologien bereitet werden,
die sich auch arme Länder leisten können. Rund zwei Milliarden Menschen
gibt es heute auf der Welt, die ganz
ohne moderne Energie auskommen müssen, ohne Kühlschrank oder elektrisches Licht. Da viele auf dem Land wohnen, stellen regenerative Energien, die
oft dezentral eingesetzt werden, die
bessere Lösung dar. Leistungsfähige
Stromnetze wie bei uns, sind dort nicht
rentabel.
Beispiele laufender Projekte sollen Regierungen
und private Partner ermuntern,
diese neuen
Wege zu gehen: Photovoltaik-Anlagen
in Ghana ist nur eines davon. Kenia
gewinnt immerhin schon 11 Prozent
seines Stroms aus dem GeothermieProjekt. Das Potenzial liegt aber bei
2000 Megawatt, dem Doppelten der
derzeitigen Stromproduktion. In Nepal
kochen die Bauern jetzt mit Biogas statt
mit Holz aus den immer spärlicheren
Wäldern, was zusätzlich ihre Luft und
Lungen entlastet. 12 Millionen Euro hat
das Bundesentwicklungsministerium
seit 1997 ausgegeben – für 100.000
Biogasanlagen. Bis 2009 sollen es drei
Mal so viele sein.
50 Prozent Anteil bis 2050
Weltweit stammt heute weniger als ein
Siebtel des Primärenergieverbrauches
aus regenerativen Energien. Wenn es
gelingt, die vorhandenen Quellen effektiver zu nutzen, sollen es bis 2050
schon mehr als die Hälfte sein. Deshalb
ist es auch ein zentrales Anliegen der
Konferenz, Wege zu finden, die vorhandene Energie effizienter zu nutzen: 70
Prozent der weltweit verbrauchten Energie geht bei ihrem Einsatz fürs Heizen,
Beleuchten und als Antrieb nutzlos verloren.
Internationaler Aktionsplan
Nr. 33 5/2004
Münchner Stadtgespräche
8
Erfolgsbeispiele
Als Ergebnis wünschen sich die Veranstalter konkrete Aktionen und freiwillige Verpflichtungen, die von einer politischen Deklaration gestützt werden.
Außerdem soll ein Empfehlungskatalog
als Anleitung für erprobte Politik-Strategien erarbeitet werden.
Das Potenzial der Erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2050 könnte weltweit bis auf 50 Prozent zunehmen.
Andrea Reiche
Staffellauf durch Deutschland
zur Konferenz
Der ideelle Hintergrund der Konferenz
sowie des Staffellaufs ist der Schutz
des Weltklimas. Organisator dieser Veranstaltung ist das Klima-Bündnis e.V.,
eine globale Partnerschaft von rund
1200 europäischen Städten und den indigenen Völkern der Regenwälder Amazoniens. Daher birgt das Staffelholz des
Klimastaffellaufs auch einen bedeutsamen Inhalt: Die Deklaration der Landesumweltminister, den Einsatz erneuerbarer Energien zu fördern – und damit der
Zerstörung des Weltklimas und des Lebensraumes indigener Völker entgegenzuwirken.
In drei Wochen durch ganz
Deutschland
Wenn die Klimastaffel vom 10. Mai bis
1. Juni auf Tour durch alle 16 Bundesländer geht, befördern umwelt- und bewegungsbegeisterte Menschen den
Staffelstab mit Hilfe umweltfreundlicher
Fortbewegungsmittel, wie Laufen, Radfahren, Skaten sowie Reiten und Rudern
von Kiel nach Bonn. Teilnehmen kann
jeder, vom Greis bis zum Säugling –
Hauptsache man bewegt sich umweltfreundlich. Neben den Landeshauptstädten werden vorbildliche Solaranlagen, Windparks, Erdwärme-, Wasserund Biomassekraftwerke als Etappenziele angesteuert, wobei hier nicht nur
die Technik vorgestellt wird, sondern
auch die Menschen, die dahinter stehen. Umweltverbände und Laufvereine
sowie regionale und lokale Institutionen
begleiten die Staffelträger auf den
Etappenabschnitten. Umweltgerecht
produzierende Unternehmen und Promi-
nente fördern und begleiten die Aktion
bis zur Eröffnung der Konferenz in
Bonn, wo der Staffelstab feierlich an
Bundesumweltminister Jürgen Trittin
übergeben wird.
Gute Beispiele in München
Von Thüringen aus erreicht die Klimastaffel ihre elfte Etappe: Bayern. Nach
einem langen Weg durch verschiedene
bayerische Gemeinden kommt sie
schließlich am Samstag, den 22. Mai, in
München an. Green City e.V. koordiniert
in Zusammenarbeit mit dem Referat für
Gesundheit und Umwelt die gesamte
Klimastaffel in Bayern. Der Transport
des Staffelstabes in München repräsentiert drei Arten von emissionsfreier
Mobilität: Laufen, Radfahren und Personenbeförderung mit Fahrzeugen wie
Kutsche oder Rikscha.
Der Staffellauf beginnt früh morgens
am Fröttmaninger Windkraftrad. Er wird
entlang der Isarauen und durch den
Englischen Garten in die Innenstadt
führen. Zum Staffelträger hat sich Umweltreferent Joachim Lorenz, stellvertretender Vorsitzender des Klimabündnisses, bereit erklärt; Münchner Prominente, Politiker und umweltinteressierte
Bürger begleiten ihn. Gegen 10 Uhr eröffnet auf dem Rindermarkt die Klimaprinzessin das Klimafest. Die Fahrradtour nach Germering startet um 12 Uhr
über den Marsplatz in Richtung Germering.
Klimaprinzessin kürt Energie-Ritter
Hauptattraktion der Münchner Etappe
ist die Klimaprinzessin, die im Rahmen
des Klimafestes in der Innenstadt die
Runde macht. Sie wird Menschen, die
sich in München um erneuerbare Energien verdient gemacht haben, zum Energie-Ritter schlagen. Die Prinzessin wird
von einem Hofstaat umringt, der aus
Mitgliedern von Umweltverbänden und firmen, kleinen und großen aktiven
Münchnerinnen und Münchnern in passenden Kostümen gebildet werden
kann. Die Übergabe des Staffelstabs an
den bayerischen Umweltminister Werner Schnappauf oder an Bürgermeister
Hep Monatzeder (beide angefragt) sowie die Unterzeichnung der Klimaschutz-Deklaration wird mit entsprechendem Pathos in die höfischen Zeremonien integriert.
Bei der Veranstaltung können sich die
Münchner auf eine spielerische Art und
Weise über die Möglichkeiten der erneuerbaren Energien aus Sonne, Wind,
Wasser und Biomasse und über die
Vielfalt von Mobilität ohne Emission informieren. Da auch Kinder als zukünftige Bürger möglichst früh in die Bewusstseinsbildung eingebunden werden sollen, wird im Rahmen dieses Familienfests ein Solarquiz ausgegeben.
Kinder und Erwachsene können ihr Wissen zum Thema Sonnenenergie testen,
erweitern und mit Losglück attraktive
Preise gewinnen. Mit dem solaren Eisradl, ebenfalls einem Projekt von Green
City, wird Solarenergie anschaulich gemacht: Speiseeis wird mit Sonnenenergie gekühlt. Außerdem sollen die angesteuerten guten Beispiele, nämlich
Energieanlagen, wie etwa das Windkraftrad in Fröttmaning, das Wasserkraftwerk in Oberföhring und die Brennstoffzelle am Marsplatz, am 22. Mai für
öffentliche Besichtigungen zugänglich
gemacht werden.
Weitergabe an Baden-Württemberg
Am Sonntag, den 23. Mai, verlässt die
Klimastaffel Bayern und das Staffelholz
wird an Baden-Württemberg weitergegeben. Von dort aus durchläuft sie die
restlichen fünf Bundesländer bis sie in
Nordrhein-Westfalen ihr endgültiges
Ziel erreicht.
Andrea Fleischhauer
Green City e.V.
Nicola Holtmann, Green City e.V.
Klenzestr. 54, 80469 München
Tel.: 089-89 06 68-0
www.greencity.de
E-Mail: [email protected]
Münchner Stadtgespräche Nr. 33 5/2004
Am 22. Mai erreicht sie München:
die Klimastaffel, organisiert anlässlich der internationalen Konferenz
für erneuerbare Energien „renewables 2004“. Bis dahin hat sie
bereits mehr als die Hälfte der
insgesamt 3600 km langen Route
quer durch Deutschland hinter sich,
bevor sie am 1. Juni ihr Ziel in Bonn
erreichen wird.
MAGAZIN
Klimaprinzessin und
Energieritter
9
Münchner
Klimaschutzaktion
Was die Stadt zur
CO2-Minimierung tut
Richtfest am Heizkraftwerk Süd: Mit
der Kesseldruckprobe und dem
symbolischen Andrehen der Gasturbine hat Oberbürgermeister
Christian Ude am 29. April das Startsignal für Münchens größte Umweltinvestition in der neueren Zeit
gegeben.
MAGAZIN
Ab Herbst produziert das Heizkraftwerk
Süd bis zu 450 Megawatt Strom und
rund 500 Megawatt für Fernwärme.
Energiequelle ist Erdgas, im Notfall
kann es auch mit Heizöl betrieben werden. Die erzeugte Fernwärme versorgt
Heizungen in der Innenstadt, Perlach
und Sendling. 300 Millionen Euro, 200
davon in das Kraftwerk und 100 in die
Umstellung des Fernwärmenetzes von
Dampf auf Heißwasser, hat die Stadt
investiert – Geld, das Münchner Arbeitsplätzen zugute kam.
Eine Million Tonnen Kohlendioxid erspart die Stadt mit der
Abwärmenutzung in den Heiz- Am 29. April drehten OB Christian Ude und der Vorsitzende der
kraftwerken Süd und Nord der SWM-Geschäftsführung Kurt Mühlhäuser mit Stephan Schwarz,
Stadtwerke-Geschäftsführer im Bereich Versorgung, die
Münchner Luft – zu fast 90
Gasturbine im Heizkraftwerk Süd in der Brudermühlstraße an.
Prozent wird der Brennstoff
nun genutzt. Mittlerweile
gehört das Münchner FernKlimaschonende Energieerzeugung
wärmenetz zu den größten in Europa.
Die Umstellung des Heizkraftwerk Süd
Mit der neuen Gas- und Dampfturbinenauf Kraft-Wärmekopplung ist das jüngsanlage macht sich München auch unabte Beispiel der Anstrengungen, die die
hängig in der Stromproduktion: Mit 8,5
Stadt für den Klimaschutz unternimmt.
Milliarden insgesamt erzeugter KiloImmerhin will München seinen Kohlenwattstunden kann sich die Stadt selbst
dioxid-Ausstoß bis 2010 auf die Hälfte
versorgen – das ist einmalig in
des Wertes von 1987 reduzieren; so hat
Deutschland. Die neun WasserkraftwerUmweltschutzreferent Lorenz dies beim
ke mit 360 Millionen Kilowattstunden
Beitritt zum Klimabündnis 1991 versproStromleistung (CO2-Ersparnis: 244,800
chen.
Tonnen pro Jahr) tragen dazu ebenso
bei wie das Windrad in Fröttmaning auf
der ehemaligen Deponie Großlappen –
2,2 Millionen Kilowattstunden erzeugt
es im Jahr, genug für 1.000 Münchner
Haushalte.
Umweltschutz in der Wirtschaft:
Mit Ökoprofit viel Geld gespart
10
Foto und Grafik: Stadtwerke München
Münchner Stadtgespräche
Nr. 33 5/2004
Eine Zwischenbilanz, die sich
sehen lassen kann:
Die 27 Münchner Betriebe, die derzeit
beim Ökoprofit teilnehmen, sparen zusammen 132.000 Euro, fast 49 Tonnen
Kohlendioxid-Ausstoß und 180.000 Kilowattstunden Strom. All dies, weil sie
Maßnahmen ergriffen haben, Energie
effizienter zu nutzen – und wenn es nur
um das Herausdrehen von unnötigen
Leuchtstoffröhren wie bei der Fachhochschule München und den Einbau
von Bewegungsmeldern geht oder um
bessere Mülltrennung. Beraten lassen
sich in dieser Runde u.a. auch das
Deutsche Patent- und Markenamt, das
Dantebad, die Firma Oberländer GmbH,
die Ludwig-Maximilians-Universität und
das Städtische Krankenhaus Thalkirchner Straße.
Ökoprofit – ÖKOogisches PROjekt für
Integrierte UmweltTechnik – ist eine der
erfolgreichsten Maßnahmen der Stadt
München zum Umweltschutz, denn es
zeigt hervorragend, wie sehr sich eine
ökologisch orientierte Unternehmensführung auszahlt. Seit fünf Jahren haben dies schon insgesamt rund 100
Unternehmen erfahren: Sie bekommen
im Beratungsprozess Ideen, die sich in
barer Münze auszahlen – was neue
Investitionen möglich macht.
Ökoprofit ist ein Kooperationsprojekt
zwischen der Landeshauptstadt München (Referat für Gesundheit und Umwelt und Referat für Arbeit und Wirtschaft, Abfallwirtschaftsbetrieb), der
Industrie und Handelskammer für München und Oberbayern, der Handwerkskammer für München und Oberbayern
und Münchner Betrieben.
Weitere Informationen:
Ökoprofit-Hotline 089-12 10 99 46
Referat für Arbeit und Wirtschaft, Ulfried Müller, Tel.: 089-2 33-2 76 68,
Referat für Gesundheit und Umwelt,
Petra Ritson, Telefon 2 33-4 77 46
Biomasse ausbaufähig
„Bei der Windenergie ist damit unser
Potenzial ausgeschöpft“ erklärte Umwelt- und Gesundheitsreferent Joachim
Lorenz auf dem Expertenhearing Biomasse im Bauzentrum Ende April: „Das
größte Ausbaupotenzial, was die erneuerbaren Energien betrifft, sehe ich bei
der Biomasse. Die Wirtschaftlichkeit
spielt hier eine große Rolle.“ Laut
Stadtratsbeschluss vom 27. April strebt
München bei Produktion und Nutzung
von Energie aus Biomasse eine Spitzenposition an. Die städtischen Betriebe
sind hier schon auf dem Weg: In der
Biogasanlage des Städtischen Gutes
Karlshof bei Ismaning beispielsweise
wird aus der Gülle der Ochsenmast rund
500.000 Kilowattstunden Strom jährlich
erzeugt, die Abwärme wird zum Heizen
genutzt. Gut Buchhof bei Starnberg
betreibt eine Hackschnitzelheizung mit
90 Kilowatt und spart mit diesem nachwachsenden Rohstoff ca. 10.000 Liter
Heizöl und 39 Tonnen Kohlendioxid ein.
Auch der Tierpark Hellabrunn versorgt
sich mit der eigenen Biogasanlage, die
mit dem Mist der Tiere „gefüttert“ wird,
2000 Tonnen jährlich fallen an. In der
Müll-Deponie Nord-West sondert der
bis 1993 gelagerte Abfall immer noch
methanhaltiges Gas ab – das die Stadtwerke seit 1997 zur Stromerzeugung
nutzen. 25 Millionen Kubikmeter Biogas
gewinnen die Stadtentwässerungswerke aus dem Klärschlamm in den Faultürmen zu Heizzwecken und Stromerzeugung – 43 Millionen Kilowattstunden
sind es pro Jahr.
Wärme aus der Erde
Im Energiemix der erneuerbaren Energi-
Energieberatung im
Bauzentrum
Seit Mitte Januar ist das Bauzentrum –
das dieses Jahr sein 50jähriges Bestehen feiert – in der neuen Messestadt
Riem. Auf sechs Stockwerken mit
1400 m² Ausstellungsfläche bietet es
kostenlose Beratung für Häuslebauer
und Energieinteressierte in allen Energiebereichen an.
Willy-Brandt-Allee 10
81829 München
Mo - So: 9 bis 19 Uhr
U2/U7, Messestadt West
oder S6 Riem und Bus 91/38
Tel: 089- 50 505 85
E-Mail:
[email protected]
www.muenchen.de
Förderprogramm
Energieeinsparung
Seit 15 Jahren unterstützt die Stadt mit
dem Förderprogramm Energieeinsparung (FES) Münchnerinnen und Münchner bei Energiesparmaßnahmen und
dem Umstieg auf erneuerbare Energieträger. Neben der Umweltentlastung
sind die Beschäftigungswirkung und
die Wirtschaftsbelebung wichtige Kriterien zur Bewertung der Effizienz des
Förderprogramms. 16 Millionen Euro
hat sie bisher dafür aufgebracht – und
insgesamt 205.000 Tonnen Kohlendioxid-Emissionen verhindert.
Fit for Sun
München will auch Solarstadt werden
und hat, neben kleineren Anlagen, mit
dem Bau der weltweit größten Photovoltaik-Aufdachanlage auf der Messe
Riem schon mal begonnen. Unternehmen, die ihr Dach der Sonnenstromerzeugung widmen wollen, fördert die
Stadt mit einem kostenlosen Solarcheck und hilft bei der
Suche nach potenziellen
Anteilnehmern von Bürgerbeteiligungsanlagen.
Münchens Ökologischer
Fußabdruck
Die Münchnerinnen und Münchner leben auf zu großem Fuße – zumindest
was den ökologischen Fußabdruck angeht. Mit anderen Worten: Wir verbrauchen viel zu viel an Fläche – Fläche, die
von der Natur bereit gestellt werden
muss für all die Dinge, die wir täglich
essen und verbrauchen. Mehr als ein
Hektar „betritt“ jeder Münchner; alle
zusammen 3,9 Millionen Hektar – ein
Fußabdruck, der von Regensburg bis
Innsbruck oder Augsburg bis Salzburg
reicht, mit einem Radius von 133 km.
Das jedenfalls hat Rafael Treffny in
seiner Diplomarbeit für das Fach Geographie an der Ludwigs-MaximiliansUniversität ausgerechnet. Den meisten
„Verbrauch“ haben wir beim Abfall mit
32 Prozent, gefolgt von Ernährung (26
Prozent), Verkehr, Wohnen und Konsum
mit 15, 14 und 13 Prozent. Doppelt so
viel, als wir eigentlich in Anspruch nehmen dürften von der bioproduktiven
Fläche, die weltweit zu Verfügung steht
– wenn denn jeder Erdenbürger gleich
viel haben könnte. „Auch wenn es sehr
schwierig ist, jeden Faktor zu berücksichtigen, so wird doch klar, dass wir
uns einfach zuviel nehmen“, sagt Treffny. „Wenn Münchner Bürger nachhaltiger leben wollen, empfehle ich: Reduziert den Müll und vor allem: Esst weniger Fleisch.“
MAGAZIN
Energie aus Mist und Abfall
en gibt es seit diesem Jahr auch eine
Geothermie-Anlage: Aus 2500 Meter
Tiefe befördern die Stadtwerke in der
Messestadt Riem 80 Grad heißes Wasser – und decken damit die Hälfte des
Bedarfs des neuen Stadtviertels, 6 bis
10 Megawatt Fernwärme ist die Leistung. Das kalte Wasser wird wieder
zurück in die Erde gebracht. Heizöl würde dafür 12.000 Tonnen Kohlendioxid
jährlich produzieren.
Wärmeschutz
Auch im Jahr 2004 fördert die Stadt Altbausanierung und Passivbauweise mit 1, 5 Millionen
Euro. Neu dabei ist,
dass fachliche Begleitung für eine energetische Modernisierung
Das über 2.500 m tiefe Gundwasser mit einer Temperatur von 80°C wird
mittels einer Pumpe durch eine Bohrung nach oben gefördert, gibt
angeboten wird, die
seine Wärme über Wärmetauscher an das Nahwärmenetz ab und wird
über die gesetzlichen
durch die zweite Bohrung wieder zurückgeführt.
Mindestanforderungen
bezüglich des Wärmeschutzes hinausgeht.
Stadtwerke München
Wer mehr über die Aktivitäten und FörDie Anlagen der SWM können besichdermaßnahmen der Stadt wissen will,
tigt werden. Hierzu bitte einen Termin
dem sei ein Besuch des neuen Bauzenvereinbaren mit Frau Gabriele Meixner,
trums in der Messestadt Riem ans Herz
Stadtwerke München,
gelegt.
Tel: 089-23 61-2020,
E-Mail: [email protected]
Andrea Reiche
www.swm.de
Münchner Stadtgespräche Nr. 33 5/2004
Das Abfallwirtschaftsamt betreibt eine
Biogas-Pilotanlage im Entsorgungspark
Freimann. Hier werden rund 20 Prozent
des Münchner Bioabfalls, u.a. aus den
braunen Biotonnen und dem Grünschnitt der Stadtgärtnerei, zu energiereichem Biogas und hochwertigem Kompost verarbeitet. Bis 2006 soll sie mit
einer Kapazität von 6.500 Tonnen Bioabfällen pro Jahr getestet werden. „Es
entfallen lange Transportwege, wodurch sich der Energieverbrauch, die
CO2-Emissionen und Kosten reduzieren,“ erklärte Kommunalreferentin Gabriele Friderich bei der Eröffnung im Juli
letzten Jahres. Rund 150 Haushalte
können das ganze Jahr über mit dem
aus Biogas erzeugten Strom versorgt
werden. Daneben entsteht in der Trockenfermentation aus dem so genannten Gärrest hochwertiger Kompost, der
in der Landwirtschaft und im Gartenbau
Verwendung findet.
11
Gletscher im
Treibhaus
Eine Ausstellung der Gesellschaft für
ökologische Forschung zeigt die Folgen
der Klimaerwärmung in den Alpen
„Die Gletscherschmelze ist ein
Symbol für die Folgen der Klimaerwärmung“, sagt Sylvia Hamberger
von der Gesellschaft für ökologische Forschung. Gemeinsam mit
ihrem Kollegen Dr. Wolfgang Zängl
fotografiert sie seit vier Jahren
den Zustand der Gletscher.
MAGAZIN
„Auf die Idee der Vergleiche kamen wir
bei unserer letzten Ausstellung ‘Schöne neue Alpen’“, erläutert Zängl, „es
war ganz logisch, dass wir die Veränderungen in den Bergen weiter verfolgen
wollten – und am geeignetsten erschienen uns dabei die Gletscher. Wir
haben wochenlang in Archiven gesessen, um nach alten Postkarten und Fotos von den Gletschern zu forschen,
über 5.000 haben wir bis heute gesammelt.“
Vergleich mit Postkarten von früher
Um dem Betrachter der Bilder die Unterschiede deutlich zu machen, kam es
darauf an, dieselbe Position zu finden,
die der Fotograf vor hundert Jahren
12
Fotos: Sammlung Schweizerisches Alpines Museum Bern,
Gesellschaft für ökologische Forschung / Sylvia Hamberger
Münchner Stadtgespräche
Nr. 33 5/2004
Bergforum 2004
27. Mai 2004: Die Zukunft des Klimas –
Was geschieht in Politik und Technik?
8. Juli 2004: Alpenkonvention – Markstein auf dem Weg zur Nachhaltigkeit
14. September 2004:
Alpentourismus in der Postmoderne
13. Oktober 2004:
Die Zukunft der Gletscher
13. November 2004: Ski und Rodel
gut? Wintersport in Zeiten der Klimaänderung.
Frühzeitige Kartenbestellung (kostenfrei) wird empfohlen über:
Alpines Museum des Deutschen Alpenvereins e.V., Praterinsel 5
Tel: 089-21 12 24-0
Di.-Fr. 9-12 Uhr, Do. 13-18 Uhr
E-Mail:
[email protected]
hatte. Das war nicht immer
möglich: „Beim Aletschgletscher (siehe Fotos) ist der
Vorsprung, auf dem die Fußgänger auf der Postkarte stehen, heute nicht mehr da –
abgebröckelt oder weggesprengt“, erklärt Hamberger:
„Bei diesem Vergleich sieht
man deutlich, wie viel der größte Alpengletscher (23 km Länge) an Masse
eingebüßt hat: 300 Meter tief geht der
Blick heute, wo früher Eis war – um
drei Kilometer ist der Gletscher seit
Mitte des 19. Jahrhunderts zurückgegangen. Im heißen Sommer 2003 konnte man die Gletscher deutlich schmelzen hören!“
Und noch etwas ist den Gletscherfotografen aufgefallen: „Früher war es offensichtlich nicht so dunstig in den
Bergen. Wir haben kaum einmal Wetterbedingungen wie auf den Postkarten
vorgefunden“, sagt Zängl. „Und: die
Gletscher sind durch die Luftverschmutzung grau geworden, daher absorbieren sie die Sonnenstrahlung anstatt sie
zu reflektieren – was natürlich auch zur
Schmelze beiträgt.“
112 Vergleiche
Seit 1999 ist das Gletscherarchiv auf
rund 2000 Fotos aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und
Italien angewachsen. 112 Vergleiche
sind nun bis zum 16. Januar 2005 im
Alpinen Museum auf der Praterinsel
ausgestellt. Auf weiteren Tafeln werden Ursachen und Folgen gezeigt,
wenn Gletscher schmelzen und Permafrostgebiete auftauen: Wasserverlust,
Erdrutsche (Muren), Steinschläge, Lawinen, die Veränderung der Vegetation.
Auch für Kinder
Museumsleiterin Friederike Kaiser hat
sich ausgedacht, wie auch Kindern die
Bedeutung von Gletschern vermittelt
Der Aletschgletscher von Belalp/Wallis aus
gesehen. Die obere Aufnahme ist um 1900
gemacht, die untere im Jahr 2001.
werden kann: „Wir haben zwei Spiele
in der Ausstellung – einmal ein Gletschermemory und das Gletscherzungenspiel. Dabei sollen die Kinder die Gletscher, die wir aus Filz nachgeschnitten
haben, per Klettklebeband den entsprechenden Bergen zuordnen.“
Aufwändiger Buchkatalog
Wer sich in Ruhe zu
Hause noch einmal die
Fotos – und noch einige mehr, 460 sind es
insgesamt – ansehen
will, kann dies im
sorgfältig gestalteten
gleichnamigen Katalog „Gletscher im
Treibhaus - Eine fotografische Zeitreise in 39,80 Euro kostet der 270
Seiten starke Buchkatalog
die alpine Eiswelt“
aus dem Tecklenborg
aus dem Tecklenborg Verlag.
Verlag. Hier schildern
die Autoren ihre Erfahrungen und hochrangige Fachleute berichten über den
Aufbau und Zustand der Gletscherwelt
und den Einfluss des Klimawandels.
Andrea Reiche
Gesellschaft für ökologische
Forschung e.V.
Frohschammerstr. 14, 80807 München
Tel: 089-359 85 86, Fax:089-359 66 22
E-Mail: [email protected]
www.oekologische-forschung.de
Fünf Jahre Ökosteuer
Umweltverschmutzung
muss kosten
Foto: FÖS
Finanzierung der Rente
Christian Ude befürwortete die Verwendung der Ökosteuereinnahmen zur Senkung der Rentenversicherungsbeiträge.
Er erinnerte an die „beklemmende Logik“ der Bild-Zeitung, die zur Abschaffung der Ökosteuer aufrief, nachdem
die Beiträge trotzdem gestiegen waren,
wenn auch weitaus geringer als ohne
Ökosteuer. Dabei dürften gerade in ökonomisch schwierigen Zeiten ökologische Ideen nicht als „Teufelszeug“ diffamiert werden, wie dies derzeit durch
„Wirtschaftsminister auf unterschiedlichen staatlichen Ebenen“ geschehe.
Um jeglichem Verdacht entgegenzuwirken, er beginge „Verrat an kommunalen
Interessen“ rechnete der OB die Beund Entlastungen durch die Ökologische
Steuerreform am Beispiel Münchens
vor. Im Fünfjahreszeitraum von 1999 bis
2003 musste die Stadt insgesamt knapp
Umweltschutz schafft Arbeitsplätze
Gegen eine undifferenzierte Wachstumsdiskussion, in der Umwelt und Arbeit als unvereinbare Gegensätze dargestellt würden, wehrte sich Hubert
Weiger. „Der Umweltschutz ist der einzige Bereich, in dem in den letzten Jahren Jobs geschaffen wurden.“ Deshalb
plädierte der Vorsitzende des Bund Na-
Mit Bio-Buffet und Geburtstagstorte feierten die
Freunde der Ökosteuer die erfolgreiche Maßnahme.
turschutz in Bayern für einen gesonderten Posten „Ökosteuer-Rückerstattung“
in Rentenbescheiden und Lohnabrechnungen, um den Bürgern ihren individuellen Nutzen zu verdeutlichen: „Seit
dem Elbe- und Donauhochwasser 2002
und dem Dürrejahr 2003 sollte ohnehin
jedem klar geworden sein, dass wir
selbst von globalen Klimaveränderungen unmittelbar betroffen sind.“
Schließlich sei das Jahrhunderthochwasser mit 14 Milliarden Euro der drittgrößte Schadensfall der Versicherungsgeschichte gewesen. Ergänzend zur bisherigen Ökosteuer plädierte Hubert Weiger außerdem für eine Abgabe auf Kerosin: „Es ist absurd, dass die Zugfahrt
von Hof nach München teurer ist als ein
Flug von Hof nach Mallorca.“
MAGAZIN
Wer freut sich denn schon darüber,
dass man mehr fürs Benzin zahlen
muss? Zum Beispiel die Teilnehmer der
Veranstaltung, die vom Förderverein
Ökologische Steuerreform e.V. (FÖS) zusammen mit der Landeshauptstadt
München, der Louisoder-Stiftung und
einigen Umweltverbänden organisiert
wurde. Prominente Redner wie die Bürgermeister von München und Landshut,
Christian Ude und Josef Deimer, sowie
Prof. Hubert Weiger, Vorsitzender des
Bund Naturschutz in Bayern, betonten
die Wirksamkeit und Notwendigkeit einer Besteuerung nach ökologischen Gesichtspunkten. Als Motto der Feier diente ein Ausspruch von Josef Deimer: „Für
Geld tun die Leute alles – auch das
Gute.“
27 Millionen Euro zusätzlich aufwenden, wurde jedoch durch die Senkung
der Rentenversicherungsbeiträge um
24,5 Millionen Euro weniger belastet.
Drei Millionen Euro in fünf Jahren – nur
ein Bruchteil dessen, was der Stadtkämmerei jährlich vom Gesetzgeber in
Berlin versehentlich aufgebürdet werde. Als Vorsitzender der Gremien des
MVV mahnte Ude allerdings eine Weiterentwicklung der Ökosteuer an: „Gewisse Teilbereiche des Wirtschaftslebens und Verkehrsgeschehens müssen
differenziert behandelt werden. Vor allem für den ÖPNV müssen Ausnahmeregelungen gelten.“ Unterstützung erhielt
Udes Forderung von Anselm Görres,
dem Vorsitzenden des FÖS.
Der als umweltpolitischer Vordenker innerhalb der CSU bekannte Josef Deimer setzte sich kritisch mit den bislang
eingetretenen Umwelteffekten der
Steuer auseinander. Nachdem die Rentenversicherungsbeiträge trotz Ökosteuer gestiegen seien, könne man
zudem eine breitere Akzeptanz in der
Bevölkerung erreichen, wenn der größte Anteil der Einnahmen für Umweltprojekte verwendet würde: „Vor zehn Jahren habe ich gesagt, dass Strom zu billig ist. Dafür habe ich Prügel bezogen,
aber die Forderung nach einer Verteuerung erhebe ich heute immer noch.
Preise müssen die ökologische und soziale Wahrheit aussagen, sonst kommt
es zu effizienter Umweltzerstörung“.
Der Bürgermeister von Landshut, der
„historischen Hauptstadt Altbayerns,
umgeben von der strahlenden Schönheit der Kernkraftwerke“, forderte von
seiner eigenen Partei eine „wertkonservative“ Politik mit verstärkter Berücksichtigung von Umweltthemen.
Emissionshandel
notwendige Ergänzung
Anselm Görres ging vertiefend auf das
Thema Emissionshandel ein. Dieser sei
kein konkurrierendes Instrument zur
Ökosteuer sondern eine notwendige Ergänzung. In Berlin wünsche er sich in
Zukunft „etwas mehr Trittin und etwas
weniger Clement“, innerhalb von CDU/
CSU ein stärkeres Verantwortungsbewusstsein für eine intakte Umwelt. Gerade die Bayerische Staatskanzlei nehme ökologische Probleme kaum wahr.
„Die Schönheit Bayerns ist vielleicht
Teil unseres Problems“, konstatierte
Görres. Auch deshalb werde der FÖS
spätestens 2005 einen mit 5000 Euro
dotierten „Adam-Smith-Preis für ökologische Marktwirtschaft“ ins Leben rufen, der an Vordenker im umwelt- und
finanzpolitischen Bereich vergeben werden soll.
Stefan Vetter, FÖS
Förderverein Ökologische Steuerreform
Brienner Straße 44, 80333 München
Tel: 089-520 113-13, Fax: -14
E-Mail: [email protected]
www.foes-ev.de
Münchner Stadtgespräche Nr. 33 5/2004
Am 1. April feierten 120 „ÖkosteuerFans“ im großen Sitzungssaal des
Münchner Rathauses deren fünften
Geburtstag. Gerade zwei Tage zuvor
hatte Michael Rogowski, Präsident
des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), im Deutschlandradio die Ökosteuer in ihrer
jetzigen Form als „etwas völlig Falsches“ bezeichnet.
13
Prima Klima im eigenen Heim
Wer Stellplätze sät, wird
mehr Autoverkehr ernten
Was Sie zum Klimaschutz beitragen können
Der Verein Wohnen ohne Auto
weist auf Änderung der bayerischen Bauordnung hin
Mit 29 Prozent sind die privaten
Haushalte am Stromverbrauch in
München beteiligt; der beträgt
übrigens 7,5 Milliarden Kilowattstunden im Jahr.
„Wer umweltfreundliche Mobilität
und damit Klimaschutz will, muss
auch die Stellplätze rar machen“,
sagen die Mitglieder von Wohnen
ohne Auto.
Nicht nur der Umwelt kommt zugute,
wenn Sie zuhause ans Energiesparen
denken – auch in Ihrem Geldbeutel
macht sich dies langfristig bemerkbar.
Mit einigen einfachen Methoden können Sie eine Menge Strom und Geld
sparen.
1. Geräte aus - Stecker raus
MAGAZIN
Fernseher, Video, Stereoanlagen und
Computer verbrauchen, auch wenn sie
ausgeschaltet sind, im Stand-By-Modus
Strom. Eine Steckdosenleiste mit Kippschalter stellt sicher, dass „aus“ ist,
was nicht läuft.
2. Nicht mit 95 Grad waschen
Fast doppelt so viel Strom braucht ein
Waschgang mit 95 Grad im Vergleich
Mit M-Natur erneuerbare
Energien fördern
Die einfachste Methode, erneuerbare
Energien in München zu unterstützen,
geht über die Stromrechnung. Sie zahlen 1,78 Cent mehr für die Kilowattstunde, bekommen dafür TÜV-garantiert
Strom aus Münchens regenerativen
Energieanlagen wie Wasserkraftwerken, Deponiegas- und Photovoltaiksowie Windkraftanlagen und fördern
deren Ausbau.
Hotline: 0 18 02 - 796 796
E-Mail: [email protected]
www.swm.de
mit der 60-Grad-Wäsche, nämlich 1,65
Kilowattstunden. Die Wäsche wird dank
zeitgemäßer Waschmittel auch mit der
niedrigeren Temperatur sauber.
3. Energiesparlampen
verwenden
Energiesparlampen halten bis zu zehnmal länger als eine normale Glühbirne.
Eine 20-Watt-Energiesparlampe bietet
Ihnen die gleiche Helligkeit wie eine
100-Watt-Glühbirne.
4. Entkalken und Abtauen
Halten Sie Ihre Geräte sauber: Verkalkte
Waschmaschinen und Wasserkocher
sowie vereiste Kühlschränke verbrauchen mehr Strom.
5. Auf Energielabel achten
14
Dissertation über das Ökologische Bildungszentrum
Foto: www.dieblen.de
Münchner Stadtgespräche
Nr. 33 5/2004
Am besten rausdrehen – und durch eine
Energiesparlampe ersetzen.
Je niedriger die Anschlussleistung,
desto geringer der Stromverbrauch.
Auch wenn die Geräte ein bisschen
teurer sind, lohnt sich der Kauf eines
„A“-Gerätes mit niedrigem Verbrauch.
Später sparen Sie dann bei Strom und
Wasserverbrauch.
Das Ökologische Bildungszentrum (ÖBZ)
ist Münchens größte Umweltbildungseinrichtung. In ihrer Dissertation über
außerschulische Umweltbildung im
Fachbereich Geographie der Universität
Freiburg hat Veronika Bräse das 2001
eröffnete Zentrum untersucht. Festgestellt hat sie dabei, dass das ÖBZ mit
seinem Angebot zu 57 Prozent Erwachsene und zu 36 Prozent Kinder und Jugendliche anspricht. Unter den 8000
Besuchern im Jahr 2002 waren auch
viele Schulklassen. Nachteil des ÖBZ
sei seine schwere Erreichbarkeit. Erschienen ist die Arbeit im Peter Lang
Verlag und kostet 42,50 Euro.
Denn noch gilt im Wohnungsbau, dass
Stellplätze gebaut werden müssen, egal
ob sie gebraucht werden oder nicht.
Grundanliegen der Stellplatzpflicht ist
eigentlich die Gefahrenabwehr. Der „ruhende Verkehr“ soll außerhalb der öffentlichen Verkehrsflächen untergebracht werden, um diese zu entlasten
und die „Sicherheit und Leichtigkeit des
fließenden Verkehrs“ zu gewährleisten.
Diese rein sicherheitsrechtliche Betrachtung verkennt jedoch das mit der
steigenden Motorisierung verbundene
städtebauliche und ökologische Problem: Es erweist sich als nahezu unmöglich, auf die zunehmende Zahl an
Kraftfahrzeugen mit einem entsprechend erhöhten Angebot an Stellplätzen zu reagieren: Versiegelung, eine
Massierung von Stellplätzen und ein
wieder erhöhter Verkehrsandrang wären die Folge. Außerdem wird der öffentliche Raum durch die Stellplatzpflicht kaum entlastet, weil die Benutzung der errichteten Stellplätze nicht
erzwungen werden kann. So lange das
Parken nicht generell kostenpflichtig
wird, sind öffentliche Straßen ohnehin
nutzbar für jedermann.
Vor allem autofreie Wohnbauvorhaben,
deren Bewohner auf die Haltung eines
Kraftfahrzeuges verzichten, werden unangemessen benachteiligt.
Nun soll die Bayerische Bauordnung geändert werden, weniger aus ökologischen Gründen, sondern zur Verwaltungsvereinfachung. Der Entwurf erweitert den Handlungsspielraum der Gemeinden bei der Ausgestaltung der
Stellplatzpflicht, ohne diese jedoch aufzuheben. Hoffentlich nutzen die Gemeinden die damit verbundenen Chancen und befreien autofreie Wohnprojekte von der Stellplatzpflicht.
Gunhild Preuß-Bayer
„Wohnen ohne Auto“, c/o VCD
Jägerwirtstr. 3, 81373 München
Mo + Mi. 9 bis 11 Uhr
Tel. 201 18 98 , Fax: 201 53 13
Rendite für Bürger und Klima
Sonnendach für Alle!
Seit der Novellierung des Gesetzes
zur Förderung Erneuerbarer Energien Anfang 2004 haben sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen
für die Nutzung von Solarstrom
deutlich verbessert. Damit ist jetzt
die Investition in Solarstromanlagen nicht nur ökologisch sinnvoll
sondern auch wirtschaftlich interessant.
Die neuen Vergütungssätze für Solarstrom liegen erheblich über der bisherigen Vergütung. Für Anlagen bis zu einer
Leistung von 30 kWp beträgt die Einspeisevergütung 57,4 Eurocent pro kWh
im Jahr 2004, für größere Anlagen ist
die Vergütung etwas geringer.
Sonnenkraftwerk Haar II
Im Jahr 2000 hat die Gehrlicher GmbH
zusammen mit Green City e.V und dem
Umweltinstitut München e.V. die damals
größte Photovoltaik-Anlage mit Bürgerbeteiligung realisiert. Im letzten Jahr
ging eine weitere große Anlage ans
Netz, der Solarpark München 2003.
Dieses Jahr bietet das Unternehmen
Beteiligungen am Sonnenkraftwerk
Haar II (SKH II) an. Es hat eine Gesamtgröße von 178,36 kWp, aufgeteilt in
Schritte von mindestens 1 kWp. Rund
150 kWp davon sind auf dem Parkdeck
West der Messe Riem, an der auch
neue Technologien erforscht werden. In
Haar befinden sich weitere Einheiten,
die dem Sonnenstand nachgeführt werden (ca. 25 kWp).
Die Montagearbeiten für alle Solaranlagen in Riem sind annähernd abgeschlossen, die Solaranlage der SKH II
ist noch in 2003 ans Netz gegangen.
Die ein- und zweiachsig dem Sonnenstand im Tagesverlauf nachgeführten
Informationen bei:
Gehrlicher GmbH
Guerickestr. 35, 80805 München
Tel.: 089-36 10 00 80
Fax: 089-36 10 00 90
E-Mail: [email protected]
www.gehrlicher.com
Solarpark 2004 mit Green City
Auch bei der Umweltschutzorganisation
Green City e.V. laufen die Vorbereitungen für die nächste solare Bürgerbeteiligungsanlage bereits auf vollen Touren. Bei den von Green City e.V. initiierten Anlagen werden bei pessimistischer
Berechnung ca. 3,8 Prozent Rendite
erwirtschaftet und bei optimistischer
Sichtweise ca. 6,2 Prozent erreicht.
Der Solarpark 2004 hat eine Größe von
200 kWp. Jede/r kann sich finanziell
beteiligen. Ein Anteil kostet 2.500 Euro.
MAGAZIN
Die Gemeinschafts-Photovoltaik-Anlage in der Schluderstraße München.
PV-Einheiten („Sonnensegel“) werden
südlich des Bauhofes in Ottendichl und
weithin sichtbar als „solares Wahrzeichen“ im Laufe des Jahres 2004 errichtet.
Eine Obergrenze für die Beteiligung gibt
es nicht. Die wirtschaftlichen Rahmendaten für die Gesamtanlage liegen bei
1.440,- Euro Eigenkapital pro kWp und
einer prognostizierten Eigenkapitalrendite von 6,3 Prozent vor Steuer.
Weitere Informationen
Green City e.V.
Thomas Prudlo oder Marcus Burkert
Tel.: 089-890 66 8 52 oder
E-Mail: [email protected]
www.greencity.de
M-Solarpaket Strom
SWM Förderprogramm Photovoltaik
Für ihre Kunden hält die Stadtwerke
München ein Photovoltaik-Komplett-Angebot bereit: Eine Solaranlage inklusive
Beratung, Lieferung und betriebsfertiger Montage. Fünf verschiedene Paketgrößen von 1,65 kWp bis 4,95 kWp werden angeboten. Mit einem kWp kann
man in München durchschnittlich rund
850 Kilowattstunden Sonnenstrom pro
Jahr erzeugen. Geeignet ist das M-Solarpaket Strom für Ein- und Mehrfamilienhäuser sowie für gewerblich genutzte
Bauten. Die Kosten für das KomplettPaket liegen je nach Anlagengröße zwischen 9.990 und 27.650 Euro.
Auf Antrag der Grünen-Fraktion im
Münchner Rathaus haben die Stadtwerke das SWM Förderprogramm Photovoltaik ins Leben gerufen: Für jede neu gebaute Solaranlage bezahlen die SWM
einen Zuschuss in Höhe von 500 Euro
pro Kilowatt. Die Förderung wird bis zu
einer maximalen Leistung von 5 kW pro
Anlage gewährt. Den Zuschuss erhalten
alle, die bereits 12 Monate lang das
SWM Ökostrom-Produkt M-Natur beziehen oder seit fünf Jahren Stromkunde
der SWM sind. Den SWM ist lediglich
der Nachweis über die Inbetriebnahme
sowie die Rechnung der neuen Photo-
Beispiel einer Solaranlage der SWM.
voltaik-Anlage vorzulegen. Finanziert
wird dieses Förderprogramm aus den
Einnahmen von M-Natur.
Informationen im SWM Shop: Marienplatz-Zwischengeschoss und
www.swm.de
Beratung der SWM zu allen Solarprodukten: Tel: 089/23 61-20 30 und
Bauzentrum, Willy-Brandt-Allee 10
Mo bis Sa: 9 - 17 Uhr
Münchner Stadtgespräche Nr. 33 5/2004
Foto: Green City e.V., Stadtwerke München
Sonnenstrom auf’s eigene Dach mit den
Stadtwerken München
15
Impressum
Kontakte
Umweltinstitut München e.V.
Herausgegeben vom Umweltinstitut München e.V.
Anschrift für Verlag, verantwortlichen Redakteur
und Anzeigenverantwortlichen:
Umweltinstitut München e.V.
Verein zur Erforschung und Verminderung der
Umweltbelastung
Schwere-Reiter-Str. 35/1b
80797 München
Tel.: (089) 30 77 49-0
Fax: (089) 30 77 49-20
e-mail: [email protected]
www.umweltinstitut.org
Redaktion
Druck
Anzeigen
Versand
Auflage
Andrea Reiche, Christina
Hacker, Hans Ulrich-Raithel
(verantwortlich für Redaktion
und Anzeigen)
Ulenspiegel Druck und Verlag
GmbH, Besengassl 4
82346 Andechs
Es gilt die Anzeigenliste 2004
Klebeck und Partner,
Kolbermoor
7.000
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe:
10. August 2004.
Unterstützen Sie die Agenda-Zeitung! Schalten Sie eine Anzeige oder spenden Sie an
folgendes
Spendenkonto:
Umweltinstitut München e.V.
Bank für Sozialwirtschaft München
BLZ 700 205 00 - Konto 88 311 01
Stichwort AGENDA 21
Münchner Stadtgespräche
Nr. 33 5/2004
Info
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung der Verfasserin/des Verfassers wieder. Für
nicht gekennzeichnete Artikel ist die Redaktion
verantwortlich.
Zitieren erwünscht, bitte mit Quellenangabe!
Bildnachweis Titelbild: www.kersten-online.com
16
Das Agenda 21-Büro hat eine neue
Adresse:
Referat für Gesundheit und Umwelt
Agenda 21-Büro
Bayerstr. 28a, 80335 München
E-Mail: [email protected]
www.agenda21.muenchen.de
Tel.: Angelika Lintzmeyer: 233-47 560
Ralf Bumann: T.233-47 558
Anja Zimmermann: T 233-47 559
Fax: 233-47 542 oder -47 557
Agenda 21- Koordination Eine Welt
c/o RGU
Heinz Schulze
Bayerstraße 28 a, 80335 München
Zimmer 5029
Telefon: 233-47561, Fax: 233-47542
E-Mail:
[email protected]
Ökologisches Bildungszentrum
c/o Münchner Volkshochschule
Winfried Eckardt
Postfach 801164
81611 München
Tel.: 089-93 94 89- 61
Fax: 089-93 94 89 81
E-Mail: [email protected]
Bürgerstiftung
Zukunftsfähiges München
Klenzestraße 37/Rgb.,
80469 München
Tel.: 089-202 38-111
Fax: 089-202 38-113
E-Mail: [email protected]
www.bszm.de
www.lifeguide-muenchen.de
Regelmäßige Information über
Agenda-Termine im kostenfreien
Newsletter:
www.muenchner-stadtgespraeche.de
Termine
Aktionstag Ernährung: Rindermarkt
Freitag, 23. Juli, 11 bis 19 Uhr
Die Münchner Stadtgespräche entstehen
in Zusammenarbeit mit dem Agenda21-Büro.
Sie werden aus Mitteln des Referates für
Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt
München gefördert.
100% Recyclingpapier
Dieses Jahr geht es beim Aktionstag
Ernährung auch um die Themen Gentechnik und Lebensmittelüberwachung.
Info: Tel: 089-233 47 528
E-Mail: [email protected]
Multikultureller Reisestammtisch
Zimbabwe
Mittwoch, 19. Mai, 19 Uhr
Wer sich für das Land, dessen Hauptstadt Harare Münchens Partnerstadt ist,
interessiert, ist herzlich eingeladen.
Ort: EineWeltHaus München,
Schwanthalerstr. 80,
Info: [email protected]
Eva und Harald Hackländer
Fest für Kinder von 6 bis 12 Jahren
mit und ohne Behinderungen
Sonntag, 23. Mai, 15 Uhr
Ab 14 Uhr erproben die Kinder in der
Vier-Elemente-Rallye mit Barfußparcours, Dunkelkammer und Geschmackstest ihre Sinne. Um 16 Uhr weiht Münchens 2. Bürgermeisterin, Dr. Gertraud
Burkert, ein Naturkunstwerk ein und
nimmt die Wünsche der Kinder für die
Eine Erde entgegen. Der Saxophonist
Klaus Kreuzeder bietet anschließend
Jazz vom Feinsten. Für das leibliche
Wohl sorgen Köstlichkeiten aus der
grünen Küche.
Ort: Spielhaus boomerang, Pelkovenstr.
128, München-Moosach,
Info: www.wasserwiese.muc.kobis.de
Veranstalter: Spielhaus boomerang
Ökoprojekt MobilSpiel e.V.,
Tel. 089-769 60 25, Fax 089-769 36 51,
E-Mail: [email protected]
Fest der Kulturen auf dem HansMielich-Platz in Untergiesing
Sonntag, 20. Juni, 14 bis 23 Uhr
Klezmer-Musik im Sandgebirge hören
oder Tango vom Pony aus betrachten –
zumindest die Kinder können das auf
dem Fest des alten Arbeiterviertels Giesing. An die 100 Initiativen, Vereine,
Künstler und Aussteller machen mit,
eine breite Palette an Musik- und Tanzgruppen zeigen das heute vielfältige
Multikulti-Leben im immer noch städtebaulich benachteiligten Viertel. Darauf
wollen die Veranstalter der Bürgerinitiative „Mehr Platz zum Leben“ aufmerksam machen: Um 19.30 Uhr kann man es
in einer Rundfahrt im offenen Doppeldeckerbus besichtigen. Von 22 Uhr an
zeigt das autonome Wüstenkino internationale Kurzfilme.
Infos: Tel: 089-654492, Melanie Kieweg
Herunterladen