Psychopharmakologie Derzeitige Situation bei autistischen Störungen Luise Poustka Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Zentralinstitut für seelische Gesundheit Mannheim Ulm, 24.09.2010 • Bisher ist in Deutschland kein Medikament offiziell zur Behandlung autistischer Störungen im Kindes- und Jugendalter zugelassen • Große Zurückhaltung gegenüber medikamentöser Behandlung autistischer Patienten • Vergleich USA: in einer Gruppe von 1538 befragten Familien 53,1 % der Betroffenen pharmakologisch behandelt (21,7% Antidepressiva, 16,8% Antipsychotika, 13,9% Stimulantien, davon einige in Mehrfachkombination (Langworthy-Lam et al., 2002) • Deutschland: aus einer Gruppe von 450 autistischen Kinder und Jugendlichen 15% psychopharmakologisch behandelt (1% mit Antidepressiva oder Benzodiazepinen, 11% mit Antipsychotika, 3,5 % mit Psychostimulanzien) Begleitende Störungen 109 Kinder mit ASD, Alter 5-17 Jahre 112 Kinder mit ASD, Alter 10-14 Jahre (Leyfer, Folstein et al., 2006) (Simonoff et al., 2008) • • • • • • • • • • • • Spezifische Phobien (44,3%) Hyperaktivität (ca. 31%, 55% inkl. subsyndromal) Zwangsstörungen (37%) Depressive Störungen (24%) Trennungsängste (11,9%) Oppositionelle Störungen (7%) Soziale Phobien (29,2%) Hyperaktivität (28,1%) Oppositionelle Störungen (28,1%) Generalisierte Angststörungen (13,4%) Panikstörungen (10%) Enuresis (7%) Begleitende Störungen • Komorbide Störungen und Verhaltenauffälligkeiten verursachen zusätzliche Funktionseinschränkungen und Belastung für betroffene Familien • Sind schwierig zu diagnostizieren, da • Sprachliche Defizite • Kognitive Einschränkungen • Neuropsychologische Besonderheiten • Können Therapeutische Interventionen erschweren oder verhindern Beide Untersuchungen geben bei insgesamt 70% der untersuchten Kinder mit mind. eine komorbide Störung an. Wann medizieren??? Medikamentöse Therapie • Begleitende Störungen können das Funktionsniveau autistischer Patienten zusätzlich beeinträchtigen und pädagogische und therapeutische Maßnahmen ernsthaft behindern. • Auch wenn die Kernproblematik autistischer Störungen pharmakologisch nicht ausreichend behebbar ist, sind andere Auffälligkeiten durch Medikamente jedoch häufig erfolgreich beeinflussbar und • können sekundär therapeutische Bemühungen um Verbesserungen im Interaktions- und Kommunikationsverhalten unterstützen. Eine Medikation sollte ins Auge gefasst werden, wenn........ 1. die Zielsymptomatik durch andere therapeutischen Interventionen nicht ausreichend beeinflussbar ist 2. das Funktionsniveau des Patienten empfindlich eingeschränkt ist 3. andere nötige Behandlungen ohne medikamentöse Intervention gar nicht erst greifen können. 4. Die Zielsymptomatik ein durchgehendes und schwerwiegendes Problem darstellt und nicht nur eine punktuelle, milde Auffälligkeit, da sonst der Erfolg eines Medikaments vor allem von den Eltern nicht beurteilt werden kann. 1 Ziele pharmakologischer Interventionen Was steht grundsätzlich zur Verfügung… Externalisierende Verhaltensweisen – Unaufmerksamkeit, Hypermotorik, Impulsivität, Aggression, SIB, Stereotype Verhaltensweisen Internalisierende Verhaltensweisen – Zwänge, erhöhte Ängstlichkeit, Depression, Schlafstörungen Andere Assoziierte Auffälligkeiten • • • • Atyipsche Neuroleptika/niederpotente NL Stimulantien und Atomoxetin Antidepressiva (v.a.SSRI) Stimmungsstabilisatoren/Antikonvulsiva – Epilepsie/ Ausscheidungsstörungen, Esstörungen, Tics Kernsymptomatik? Atypische Neuroleptika Atypische Neuroleptika aggressives und hyperkinetisches Verhalten, Impulsivität, Reizbarkeit Stereotypien, Rigidität, selbstverletzenden Verhaltensweisen (SIB) Früher: Sie finden Anwendung bei: • aggressivem und hyperkinetischem Verhalten • erhöhter Impulsivität und Reizbarkeit • Stereotypien, Rigidität • selbstverletzenden Verhaltensweisen Halperidol, Pimozid, Sulpirid Probleme klassischer Neuroleptika – extrapyramidalmotorische Symptome (EPS): Rigor, Tremor, Akinese; Sitzunruhe, Spätdyskinesien Aktuell • • • • • • Risperidon Olanzapin Quetiapin Ziprasidon Aripiprazol Paliperidon weniger „typische“ Nebenwirkungen (va. EPS) – neues NW-Spektrum: Gewichtszunahme, metabolisches Syndrom Atypische Neuroleptika • • Risperidon (mittlere Dosis 1,8 mg/Tag) • (bisher 13 Studien mit positiven Effekten, 4 randomisierte, plazebokontrollierte Studien (RUPP) Clozapin • (Zuddas et al.196; Chen et al., 2001) • Nur Fallberichte, positive Effekte auf Aggression und Hyperaktivität • Ungünstiges NW Profil (Leukopenie, Senkung der Krampfschwelle) • Aufdosieren nur sehr langsam möglich • Olanzapin (2,5-10 mg/Tag) – Insg. 4 offene Studien, zB Kemner et al. 2002: 10, 7 mg/ Tag; HKS, exzessives Reden, begrenzte Wirksamkeit. • Quetiapin (50-150-350 mg /Tag ) • 2 offene, 1 retrospektive Studie (Martin et al, 1999; Findling et al.,2004; Corson et al 2001), Effekte unbefriedigend Atypische Neuroleptika • Ziprasidon, (mittlere Dosis 59 mg/Tag) - McDougle et al. 2002, offene Studie N= 12 ,(mittleres Alter 11,6), Bei 50% CGI Keine EPS, keine Gewichtszunahme!! • Aripiprazol (mittlere Dosis 12 mg/Tag) - Stigler et al., 2004, Valicenti-McDermott, 2006 Marcus et al, 2009:plazebokontrollierte Studie, n=118 (Dos:5/10/15mg) Signifikant positive Effekte auf Aggression und Reizbarkeit NW+: Keine EPS, geringe Gewichtszunahme (bis 1,5 kg unter 15 mg); NM - : Müdigkeit, Tremor • Paliperidon - Zugelassen seit 2007 zur Behandlung schizophrener Psychosen, bisher keine Untersuchungen zu ASD 2 Studiendesign RUPP: Risperidon bei Autismus Wirkung von Risperidon auf Begleitsymptome – 101 Kinder; 8.8 Jahre (5-17) – frühkindlicher Autismus – 8 Wochen doppelblinde, plazebokontrollierte Studie – schrittweises Eindosieren – mittlere Dosis 1.8 mg (0.5-3.5) RUPP: Risperidon bei Autismus • Jedes Kind wöchentlich eingeschätzt durch 2 Kliniker (blind gegenüber Verum / Placebo) – Ein Kliniker schätzte die Nebenwirkungen ein und passte die Dosierung der Medikation an – Ein weiterer Kliniker schätzte die Behandlungswirkung ein • Messinstrument: – Skalenwerte der ABC Skala (Aberrant Behavior Checklist ) nach 8 Wochen (Elternrating) – CGI-I durch den Kliniker • Bewertung eines Erfolgs: – Mind. 25% Symptomreduktion auf der „Irritability“ Subskala der ABC – Verbessert oder sehr verbessert auf der CGI-I Skala Clinical Global Impression CGI „Irritabilität“ im Studienverlauf Anteil von Respondern d = 1.2 75.5 % Risperidon Plazebo -14% Risperidon Plazebo -57% 11.5 % „stark verbessert“ oder „sehr stark verbessert“ auf der Clinical Global Impressions - Improvement Scale Risperidon: n=49; Plazebo: n=52 RUPP: Risperidon bei Autismus RUPP: Risperidon bei Autismus von Eltern genannte Zielsymptome „Parent-defined target symptoms“ – „familienorientierter Ansatz“ – Symptome, die von Eltern als belastend erlebt werden 5 4 3 – „Welche 1-2 Probleme machen Ihnen bei Ihrem Kind am meisten Sorgen?“ – „Tantrums“ (Wutanfälle, „Ausraster“) – Aggression – Motorische Unruhe – Selbstverletzendes Verhalten Plazebo Risperidon 2 1 0 Effektstärke Aggression Selbstverl. 1.7 2.1 Tantrums 2.0 motor. Unruhe 1.3 Arnold et al., JAACAP 2003 3 RUPP: Risperidon bei Autismus Wer profitiert? • Unerwünschte Wirkungen - Gewichtszunahme Höhere Schwergrad der Symptomatik (Baseline): • Symptomreduktion stärker unter Risperidon geg. Placebo • Höherer Gewichtszuwachs: • Compliance: • Höhere Dosierung: • Unspezifische Faktoren: • • • • • • • Symptomreduktion stärker unter Placebo als unter Risperidon Korreliert mit Outcome bei Risperidon, nicht Placebo. Korreliert mit schlechterem Outcome für Placebo, nicht Risperidon Bildungsstand der Eltern und Einkommen Niedriger Baseline -Prolaktinspiegel Fehlen von Komorbidität Aktivität der 5-nucleotidase erniedrigtes Zink, assoziiert mit Verbesserung unter Risperidon, nicht Placebo • 2.8 2.9 kg nach 2 Monaten – vs 0.8 kg Plazebo • 5.2 3.9 kg nach 6 Monaten (16.7%) • breite Streuung: -4.0 bis +15.3 kg • kein Einfluss von Dosis, Alter, Geschlecht, Ausgangsgewicht • Prädiktor: Zunahme nach 1 Monat • Folgeerkrankungen ? Arnold et al., 2010 Martin et a., l Am J Psychiatry 2004 RUPP: Risperidon bei Autismus Unerwünschte Nebenwirkungen Unerwünschte Wirkungen – – – – kein Studienabbruch wegen UW kein „serious adverse event“ UW meist mild und vorübergehend häufiger als unter Plazebo • Müdigkeit und Schläfrigkeit • Appetitsteigerung • erhöhter Speichelfluss • Tachykardie • Tremor • sonst keine extrapyramidal-motorischen Symptome Stärkste Gewichtszunahme 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Olanzapin Clozapin Risperidon Quetiapin Ziprasidon Aripiprazol Paliperidon ? • • • • • Müdigkeit Gewichtszunahme Sexuelle Dysfunktionen Extra pyramidale Nebenwirkungen Prolaktinerhöhung (Nicht bei Clozapin und Quetiapin) • Senkung der Krampfschwelle • Seltener: Kardiale Nebenwirkungen Gewichtszunahme (Atypika) • Gefahr des metabolischen Syndroms – Adipositas – Diabetes – Erhöhter Blutdruck Einer der häufigsten Gründe für Therapieabbrüche! 4 Monitoring Guidelines für atypische Neuroleptika Was kann man tun? Kontrolle des Gewichts durch: 1. Konservative Maßnahmen • Diätische Maßnahmen (abgepacktes Essen, Ernährungsberatung, Kochgruppe; Elternberatung) • Sportliche Betätigung 2. Alternative Medikation: – Dosisreduktion – Wechsel zu anderem Präparat – Aripiprazol? (Am Diabetes Assoc., 2005) • (Familien-) Anamnese: – baseline / Jährlich • Gewicht / BMI: – baseline, 4-8-12 Woche / vierteljährich (Gewichtsanstieg zu Anfang richtungsweisend) • Taillenumfang : – baseline, jährlich • Blutdruck : – baseline, 12. Woche , jährlich • Blutzuckerspiegel (Blutzuckertagesprofil): – Baseline, 12, Woche, jährlich • Lipide (Triglyceride, HDL, LDL): – Baseline, 12. Woche, 5-Jährlich Risperidon: Wirkung auf Kernsymptome Atypische Neuroleptika Repetitives, restriktives und stereotypes Verhalten Praktisches Vorgehen • EKG (cave QTc) – V.a. Ziprasidone, Clozapine • EEG • • • • stereotype, ungewöhnliche Handlungen eng begrenzten Spezialinteressen zwanghaftes Festhalten an Handlungen oder Ritualen extrem ängstliche oder beunruhigte Reaktion beim Unterbrechen dieser Handlungen • repetitive motorische Manierismen – Einmalig, nach 1 Monat (Clozapin mind. halbjährlich) • Körperliche Untersuchung – Inkl. Gynäkomastie/Galaktorrhö – Familienanamnese (Kardiale Probleme,plötzliche Todesfälle, Synkopen) – Extrapyramidale oder sonstige Bewegungsstörungen – Erektionsstörungen • Labor – Blutbild/ Leberfunktionen/ Blutzucker/Blutfette, Prolatkinspiegel (6 M monatlich), Clozapin wöchentlich!! • Skala für Zwangssymptome (Scahill et al 2006) modifizierte Yale-Brown Obsessive Compulsive Scale (YBOCS) + Stereotypien, repetitives Verhalten - Widerstand leisten Handlung darf nicht unangenehm sein Ergebnisse In der Praxis: Kombinationstherapie häufig • Penzner et al., 2009 Wenige Untersuchungen zu Kombinationstherapien (Aman et al., 2004, Kronenberger et al. 2007; Calarge et al., 2009, ) • Frage: Effekte Atypischer Neuroleptika als Monotherapie vs. Kombination mit Stimulantien Ausgleichen der NW? 1. Keine Interaktion der Stimulantien mit Atyp. – – Kein physischer Effekt: BMI Kein metabolischer Effekt: Cholesterin, HDL-C, Triglyceride, HDL-ratio, Insulinspiegel oder -Resistenz, Prolaktinspiegel •Penzner et al, 2009: Naturalistische Studie, N=153 Kindern, 4-19 Jahre (11,3 +/- 3,0) •Indikation: ausagierendes Verhalten mit Aggression •Diagnosen: Opp. Strg, Ver. / “disruptives Verhalten“ / Impuls-Kontrollstörung „Intermittierende, explosive Störung“ / Tourette Syndrom / Autismus-Spektrum-Störung (ASD) 2. Über die Hälfte erhielt der Kinder mit ADHD erhielt nur Atypikum – Komb. (+ Stimulantien): 71 Pat. (davon 94% mit komorb. ADHD) nur Atypikum: 82 Pat. (davon 67 % mit komorb. ADHD) 5 Stimulantien Autismus und ADHS und andere Stoffgruppen zur Behandlung von Hyperaktivität • Autismus ist Ausschlußkriterium für ADHS – ICD-10: Bedingung für ADS: „Die Störung erfüllt nicht die Kriterien für eine tiefgreifende Entwicklungsstörung (F84)“ Zur Verfügung stehen: • Lang-und kurzwirksame Methylphenidatpräparate • Atomoxetin • Amphetamine • A2-Agonisten – ähnlich in DSM-IV-TR RUPP: Methylphenidat bei Autismus Autismus und ADHS Behandlung von komorbider ADHS bei Autismus Methylphenidat – Stimulanzienbehandlung - eines der am besten erforschten Gebiete der Psychopharmakologie bei Kindern – 49 % MPH-Responder (35/72) – 18 % (!) Abbrecher wg. intolerabler NW (13/72) – Methylphenidat: Wirksamkeit in unabhängigen Studien an über 5.000 Patienten belegt Reizbarkeit, emotionale Durchbrüche, Schlafstörung, Appetitverlust – wirksam bei 70-80% normal entwickelter Kinder (MTA-Studie) – gepoolte Effekstärke 0.9-1.8 (Banaschewski et al 2006) – Fazit: effektiv bei der Hälfte der Patienten, bei Autismus ~ 10x häufiger unerwünschte Wirkungen klinischer Eindruck: geringeres Ansprechen und mehr Nebenwirkungen – Besser in Kombination mit Risperidon? – RUPP Autism Network. Arch Gen Psychiatry. 2005 Nov;62:1266-74. Atomoxetin bei Autismus Atomoxetin Behandlung von komorbider ADHS bei Autismus Behandlung von komorbider ADHS bei Autismus – gehört nicht in die Gruppe der Stimulanzien – selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer – zugelassen seit 2005 (Strattera®) – keine missbrauchstypischen Verhaltensmuster in klinischen Studien – fällt nicht unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) – Pilotstudie n = 16 (Arnold et al. (2006) JAACAP 45:1196-1205) – 6 Wochen Atomoxetin, 6 Wochen Plazebo (crossover) – Dosis: 44.2 (21.9) mg/d (range 20-100mg) – 43 % Responder (vs ~60 % bei nicht-autistischen ADHS-Patienten) – 7 % Abbrecher wg. intolerabler NW (1/16) – Fazit: effektiv bei knapp der Hälfte der Patienten – Wirksamkeit bei ADHS in 6 Studien belegt – gepoolte Effekstärke d = 0.7 (Banaschewski et al 2006) Posey et al. (2006) J Child Adolesc Psychopharmacol. 16: 599-610. Troost et al. (2006) J Child Adolesc Psychopharmacol. 16: 611-619. Arnold et al. (2006) JAACAP 45: 1196-1205. 6 Stimulantien Andere ....... Praktisches Vorgehen • Insgesamt größeres Risiko für NW als bei „nur“-ADHS- Kindern, auch für Entwicklung von Tics unter MPH • • • • langsamer aufdosieren als gewöhnlich Dosis etwas niedriger planen Wachstum alle 4-6 Monate Kontrollieren (McCracken , 2005) Kurzwirksame Präparate werden schnell absorbiert und erreichen schnell hohe Plasmakonzentrationen fallen auch schnell wieder ab Diese Konzentrationsspitzen-und Abfälle könne das Risiko von NW erhöhen Retardpräparate? •Amphetamine -Häufig Alternative zu MPH (Barkley et al., 1990) -Derzeit keine Studie, die Wirksamkeit bei autistischen Kindern und Jugendlichen belegt -Zunahme von motorischen Stereotypien? •Alpha-2 Agonisten (Clonidin + Guanfacin) • • -Retrospektive Studien (Posey et al., 2004) -positive Effekte auf ADS-Sympt. -Müdigkeit und Blutdruckabfall häufige unerwünschte NW • SSRI und ASD Antidepressiva - Fluoxetin (Hollaender et al., 2005) - Sie finden Anwendung bei: • Depressionen • Angst• Zwangstörungen • Einnässen • Aggressionen • Stereotypien • repetitiven Verhaltensweisen - - Fluvoxamin (McDougle et al., 1996, Posey et al., 2000, Sugie et al., 2005)) - - Erwachsene: positive Effekte auf Angst – und Zwangssymptomatik Kinder: Niedrig dosiert, positiver Effekt geg. Placebo für repetitives Verh., NW wie Placebo, Kein Verbesserung der globalen Anpassung Erwachsene positive Effekte auf Rep Verhalten und Aggression Kinder : Kaum Effekt, ungünstiges NW Profil Citalopram (King et al., 2009) - Randomisierte, Placebokontrollierte Studie (n= 149), keine Überlegenheit geg. Placebo bei Stereotypien und in der globalen Anpassung; deutl. erhöhtes Vorkommen von unerwünschten NW - Sertralin (Steingard er at.,1997) - Escitalopram (Owley et al., 2001) - - Bisher nur kleine, offen Studie, kaum Effekt Bisher nur offene Studie, Hinweise aus Wirksamkeit auf Irritabilität, Hyperaktivität, Stereotypien, Aggression SSRI SSRI Praktisches Vorgehen - Im Kindesalter bisher in kein Wirkungsnachweis im Hinblick auf Kernsymptomatik, Verbesserung der Globalen Anpassung oder Aggression, NW ungünstig (ausser Fluoxetin) Aber: - Bisher wenig kontrollierte Untersuchungen, kleine Stichproben, outcome measures sehr variabel, geringe Dosen - Escitalopram und Sertralin bisher nicht evaluiert - NW deutlich günstiger geg. Trizyklischen AD • • Keine Unterschiede zwischen einzelnen Präparaten bezüglich der Wirksamkeit (Metaaanylse von Moore et al., 2004) Aber: – Unterschiede in der Non-Linearität Berechenbarkeit der NW – Halbwertszeit – Affinität zu Cytochrom P-450 Familien Kombination mit Neuroleptika • Cave Kombinationsbehandlungen: – Schwindel in Komb. mit Vitaminpräparaten – Homöopathische Mittel erhöhen freie Verfügbarkeit oder vermindern den Abbau Größte Non-Linearität Längste HWZ Paroxetin Fluoxetin Citalopram Escitalopram Sertralin Fluvoxamin Geringste Linearität Kürzeste HWZ Willimiams et al., 2010; West et al., 2009 Kolevzon et a., 2006; Posey et al., 2006 7 Andere Stoffgruppen...... Stimmungsstabilisatoren – Naltrexon • Opoidantagonist • Valproat • Kontrollierte Studien: nur milde Effekte auf Hyperakt. (Kolmen et al, 1995 & 1997,Willemsen-Swinkels 1995 & 1996), Feldman, 1998: Kein Effekt!!!!!!!!!!! • Positive Effekte auf affektive Instabilität, Aggressionen, Impulsivität (Hollander et al., 2006) • Symons et al., 2004 (Review): positive Effekte auf SIB • Lamotrigin • Keine Wirksamkeit (Belsito et al., 2001), kaum untersucht – Buspiron • Anxiolytikum, Agonist an 5HT1A- R.,zugelassen für Gen. Angststörungen • Lithium • Pos. Effekte auf Hyperaktivität, Angst und Irritabilität bei Pat zw. 6-17 Jahren (Buitelaar et al., 1998; Realmutoet al., 1989), kleine, nicht kontrollierte Studien • Nur einzelne Fallberichte (Martinez et al., 1985),außerhalb der ASD gute Wirksamkeit auf aggressive VW nachgewiesen. • Carbamazepin, Topimarat – Cholinesterase- Inhibitoren • Nicht untersucht • Vorläufige Daten, unkontrollierte Studien (Hardan, 2002; Chez , 2004) • Schwache Effekte auf Hyperaktivität und expressive Sprache Schlafstörungen Placebokontrollierte Studien: • Melatonin (Circadin 0,5-10mg): – schlafanstoßende Wirkung, Verbesserung hinsichtl. Einschlaflatenz und der Schlafdauer , positive Effekte auf Angst und Verhaltensprobleme(Wright et al., 2010, Wasdell et a., 2008; Garstang et al., 2006) Open-Label mit kleinen Stichproben, Fallberichte • Clonidin (Ming et al., 2008, ) • Mirtazepin (Posey et al., 2001) • Ramelteon (Stigler et al., 2006) Biologische Behandlungsansätze? Glutamat- bzw GABA- Stoffwechsel • • Amantadin/ Memantin: positiven Effekten auf Aufmerksamkeit und Rückzugverhalten (Erickson et al. 2007) und Gedächtnisfunktionen (Owley et al.,2006) D-Cycloserin: positive Wirkung auf einige Aspekte der sozialen Beeinträchtigungen bei autistischen Störungen (Posey et al, 2004) Neuropeptide • Oxytocin und Vasopressin (sozialen Ängsten, sozialer Kognition, Kernsympomatik autistischer Störungen (aktuelle Übersichten bei Bartz & Hollander, 2008 und MeyerLindenberg, 2008) Omega-3 Fettsäuren • geringer Effekt auf Hyperaktivität in einer Placebo-kontrollierten Studie, (Amminger et al., 2007) ; ebenso Bent et al., 2010 Möglichkeit frühzeitiger pharmakologischer Interventionen in sensiblen Phasen erhöhter Plastizität des Gehirns?. Unwirksame Medikation -Sekretin: Völlige Unwirksamkeit Und sonst….. • Gluten (Bird 1977, Einzelfallstudie mit Gluten), -Peptidhormon, Erhöhung von Natriumhydrogencarbonat im GIT, Hemmt Gastrinskretion - Fallberichte von 3 autistische Kindern bezüglich Verbesserungen der sozialen und sprachl. Fähigkeiten nach Sekretingabe -Roberts et al, 2001 – Alter der Untersuchten: 2-7 Jahre; 55 Jungen und 9 Mädchen mit sehr unterschiedlichen intellektuellen und verbalen Leistungsvermögen: kein Effekt -Coniglio et al. 2001 – randomisierte, Plazebo-kontrollierte Doppelblindstudie mit intravenös applizierten Sekretin (60 Fälle und Kontrollgruppe, ergab randständige Verbesserungen in Einzelfällen, aber keinerlei Unterschiede zwischen der Autismusgruppe und der Kontrollgruppe). -Ähnliche Untersuchungen mit negativen Resultaten fahnden sich bei: Owley et al. 1999, 2001; Chez et al. 2000 oder Sandler et al. 1999. •Diäten und Vitamingaben: • Salizylate u.a. (Feingold, 1975) • Oder : das Weglassen von Nahrungsmittelzusätzen, die den Geschmack, die Farbe oder die Haltbarkeit beeinflussen • sowie Untersuchungen mit Zucker, Koffein, Tryptophan ohne Bedeutung. Manche dieser Diätvorschriften wie etwa die nach Feingold oder auch die Beimischungen nach Rimland waren zeitweise sehr populär ohne je gesicherte Erfolge aufweisen zu können (Ellis et al. 1999). -zb. bei den sog. „U“ Serien (Turkel, 1961, 1975): Vitamine, Mineralien, Enzyme ; -Harrell (1981) schlug die Gaben von Vitaminen (Megavitamine, Mineralien, Folsäure Vitamin B6 (+Magnesium) mit Schilddrüsenhormon vor ohne gesicherten Erfolg (Übersicht in Ellis et al., 1999). 8 Und als nächstes…… Elterntraining + Risperidon (COMB) vs Risperidon Monotherapie (MED) Pharmakotherapie autistischer Störungen – Pharmakotherapie wird nicht isoliert genutzt – 124 Kinder mit ASD (4-13 Jahre) – aus RUPP wird RUPP-PI: psycho-social – 24 Wochen, randomisierte, kontrollierte Studie – Welchen Benefit bringen psychosoziale – schrittweises Eindosieren von Risp. (0,5-3,5 mg/Tag) in beiden Gruppen Interventionen zusätzlich zur Pharmakotherapie? – MED n=49; COMB n=75 (mit 10 Elterntrainingssitzungen zusätzlich) – Medikament alleine vs Medikament + Verhaltenstherapie Signifikant höhere Reduktion von Irritabilität (p=.01), Stereotypien (p=.04) und Hyperaktivität (p=.04) in der COMB-Gruppe bei geringerer Risperidon-Dosierung (2,26mg/Tag vs 1,98mg/Tag) + Aman et al., J Am Ac Child Adolesc Psychiatry Dez 2009 1. Zusammenfassung I Zusammenfassung II Pharmakotherapie autistischer Störungen Pharmakotherapie autistischer Störungen Pharmakologische Behandlung begleitender Auffälligkeiten als ergänzende Maßnahme sinnvoll 2. • gute Wirksamkeit auf begleitende Aggression, Selbstverletzungen, Wutanfälle (v.a. Risperidon und Aripiprazol) • Hyperaktivität: Methylphenidat, Atomoxetin • Kontrollierte Untersuchungen zu Atypischen NL mit günstigerem NW-Profil erforderlich Kausale Behandlung der Kernsymptome autistischer • Aufklärung der Eltern über begrenzte Ziele der Behandlung Störungen ist bislang nicht möglich, Ausnahme: • Kombination pharmakotherapeutischer Maßnahmen und psychotherapeutischer Interventionen sinnvoll! Kann nach klinischem Eindruck Ansprechen auf pädagogische und psychotherapeutische Interventionen deutlich verbessern 3. 4. 5. Verringert den Leidensdruck des Patienten Stereotype und repetitive Veraltensweisen sind begrenzt beeinflussbar Literatur Parikh MS, Kolevzon A &Hollander E (2008) psychopharmacology of aggression in children and adolescents with autism: a crticial review of efficacy and tolerability . J Child Adolesc Psychopharmacol. 2008 Apr;18(2):157-78. Poustka L & Poustka F (2007) Psychopharmakologie Autistischer Störungen. Zeitschrift für Kinder-und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie 35 (2), 87-94 King BH & Bostic JQ (2006). An update on pharmacologic treatments for autism spectrum disorders. Child Adolesc Psychiatr Clin N Am. 15, 1, 161-175. Findling RL (2005) Pharmacologic treatment of behavioral symptoms in autism and pervasive developmental disorders. J Clin Psychiatry. 2005;66 Suppl 10, 26-31. McCracken JT. (2005) Safety issues with drug therapies for autism spectrum disorders. J Clin Psychiatry. 66 Suppl 10, 32-37. Buitelaaar JK, Willemsen-Swinkels SH (2000) Medication treatment in subjects with autistic spectrum disorders. Eur Child Adolesc Psychiatry. 9 Suppl 1, I85-97. 9