Wem gehören - Paul B. Beeson

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PERISKOP
Schweiz Med Forum 2007;7:118
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Periskop
Paul B. Beeson – hab’ ich den Namen schon gehört? Richtig: als
Co-Editor der Textbücher von Cecil-Loeb und Harrison. Beeson
ist mit 97 Jahren gestorben. Er war gewissermassen ein zweiter William Osler: Beide stammten aus ländlichen Gegenden,
gingen nach McGill, dann nach Pennsylvania, waren Chefs prominenter Medizinschulen an der Ostküste, und beide zogen nach
Oxford – Beeson für zehn Jahre. Zurück in Seattle setzte er sich
für geriatrische Belange ein, unterstützte die «Physicians for
Social Responsibility» – ein Mann mit einer unfehlbaren Integrität und einmaligen Hingabe an das, was er zu tun hatte – was
nicht zuletzt die beiden «fetten» Textbücher belegen! – Paul B.
Beeson – giant of medicine. Lancet. 2006;368:1232.
Pest – gibt es sie noch? Selbstverständlich: in den USA wurden
2006 bisher 13, von 1990 bis 2005 107 Fälle – alle in den
südwestlichen Staaten, zwei davon tödlich, gemeldet. Fünf von
13 Infizierten hatten eine septikämische, acht eine Beulenpest
und zwei sekundär eine Lungenpest. Natürliches Reservoir sind
wilde Nager, aber auch infizierte Katzen – allenfalls durch engen
Kontakt mit infizierten Menschen. Die häufige Bubonenpest ist
durch einen Status febrilis mit einem oder mehreren, schmerzhaft vergrösserten Lymphknoten, die septikämische Form durch
gastrointestinale Beschwerden, Erbrechen, Diarrhoe und abdominale Schmerzen gekennzeichnet. Bei Verdacht in endemischen Gebieten sollte – ohne Resultate abzuwarten – sofort
antibiotisch (Tetrazykline, Streptomycin) behandelt werden. –
Bertram-Sosa L, et al. Human plague – four states 2006.
MMWR. 2006;55:1–3 (JAMA. 2006;296:1722–4).
Die FDA hat atypische Antipsychotika bei Alzheimer mit einer
Black-Box-Warnung versehen: «Ältere Patienten mit demenzbedingter Psychose haben unter atypischen Antipsychotika ein
erhöhtes Todesfallrisiko.» Sie werden trotzdem verschrieben. –
421 nichthospitalisierte Alzheimer-Patienten mit Psychose, Aggression oder Agitation wurden mit Olanzapin, Quetiapin, Risperidon oder Plazebo behandelt und über 36 Wochen kontrolliert. Zwischen Plazebo, Risperidon, Quetiapin oder Olanzapin
wurden keine signifikanten Unterschiede der Wirkung festgestellt. Die Zeit bis zum Therapieabbruch fiel zugunsten von
Olanzapin und Risperidon (22,1 bzw. 26,7 Tage) aus. Ungünstige
Nebenwirkungen gleichen die fragliche Wirkung atypischer Antipsychotika aus! – Schneider LS, et al. Effectiveness of atypical
antipsychotic drugs in patients with Alzheimer’s disease. N Engl
J Med. 2006;355:1525–38.
Karotisstenosen – Endarterektomie oder Karotisstenting? Das
letztere wird mehr und mehr verwendet, obwohl seine Superiorität noch nicht nachgewiesen wurde. Wie steht’s? In eine Studie wurden 605 Stentingpatienten mit 595 Endarterektomien
nach TIA oder mildem Schlaganfall während der ersten 30 Tage
auf Reinfarkt oder Todesfall verglichen 3 die Rate von Todesfällen oder Reinfarkt betrug in den ersten 30 Tagen 6,84%
für Stenting und 6,34% für Endarterektomie; der p-Wert für
«non-inferiority» lag bei 0,09. Eine weitere Pattsituation! Ob die
zu erwartenden 6- und 24-Monate-Resultate Klarheit schaffen?
Der «Überlauf» zum Stenting ist vorerst nicht gerechtfertigt –
und Patienten sollten weiterhin für ICSS und CREST randomisiert werden. – Hacke W for the SPACE-Group. 30 days results
from the SPACE trial of stent-protected angioplasty versus
carotid endarterectomy in symptomatic patients. Lancet. 2006;
368:1239–47.
Assoziation? Eine 16jährige Jugendliche kommt wegen gewaltigen Übergewichts. Adoptiert im ersten Lebensmonat, war sie
nur gerade bei Geburt «normalgewichtig» und brachte es allen
Versuchen (Pädiater, Psychiater, Medikamente, Psychotherapie)
zum Trotz auf einen BMI von 47 kg/m2. Mit sieben Jahren noch
schien ihr Essverhalten normal – aber sie ass heimlich und viel.
In einem Camp nahm sie 20 kg ab – und holte sie im folgenden
Jahr wieder auf. Schnarchen, unruhiger Schlaf, zunehmende
obstruktive Schlafapnoe, Schlafen bei Tag, Hypertonie, Acanthosis nigricans, Menarche mit 14 Jahren, unregelmässiger
Menstruationszyklus usw. GOT und GPT sind leicht erhöht, die
Glukose mit 141 mg/dl leicht, das Insulin mit 166,5 µU/ml stark
erhöht, die Triglyceride betragen 218 mg/dl – alles übrige geht
in Ordnung. Was ist los? (Auflösung siehe unten)
Nein, das ist keine komplexe metabolische oder endokrine
Erkrankung, keine Störung des Leptins oder des Leptinrezeptors – das ist schlicht eine enorme Obesitas: Schlafapnoe,
Insulinresistenz, Hypertonie, Dyslipidämie, nichtalkoholische
Fettleber und selbst das polyzystische ovarielle Syndrom –
alles sind bekannte Folgen der, oder Assoziationen mit der
Obesitas. Mit 19 Jahren wird ihr laparoskopisch ein Roux-enY-Magenbypass angelegt. Im ersten postoperativen Monat
nimmt sie 13 kg ab. Fortsetzung folgt?! – Hoppin AG, et al. A
15-year-old girl with severe obesity. N Engl J Med. 2006;355:
1593–602.
Wem gehören all die «bits and pieces» unseres Körpers, die in
der Pathologie, in Hygienelabors, Museen, Archiven, Spermabanken, Befruchtungskliniken, in der Gerichtsmedizin usw.
liegen? Wer entscheidet, was damit passiert? Wem gehört ein
allfälliger kommerzieller Gewinn? So lange «bits and pieces» zu
unserem Körper gehören, ist die Sache klar. Ist es auch so klar,
wenn das Gewebe einmal aus dem Körper entfernt ist? Ist die
Praxis, auf «alle Rechte» am Gewebe zu verzichten, gültig? Umgekehrt: wenn ich mein Gewebe «besitze», habe ich dann auch
das Recht, das mit Eigentum verbunden ist? «Wir sind in eine
Zeit eingetreten, die das Verständnis der legalen Rechte und
die Beziehung zu unserem Körper und unseren Zellen verlangt.»
– Gewiss! aber wer entscheidet was? wie weit und wie lang? –
Charo A. Body of research. Ownership and use of human tissue.
N Engl J Med. 2006;355:1517–9.
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