almere v27.indd - ige - Technische Universität Braunschweig

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20 positionen
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Technische Universität Braunschweig
Institut für Gebäudelehre und Entwerfen
Professor Michael Szyszkowitz
20 Architekturpositonen
Diplomarbeiten für ein experimentelles Museum
Sommer 2002
Katalog zur Ausstellung im Stadthaus Almere, Niederlande vom 12 Februar bis 7 März 2003
Impressum
TU Braunschweig
Institut für Gebäudelehre und Entwerfen
Univ. Prof. Michael Szyszkowitz
Verantwortliche Assistenz
Dipl. Ing. Sonja Zorembik
Redaktion/dtp
Dipl. Ing. Annette Schwarte
Dipl. Ing. Frederic Soldt
Dipl. Ing. Katja Wemhöner
Dipl. Ing. Sonja Zorembik
2
Adresse
Mühlenpfordtstraße 23
D-38106 Braunschweig
T
F
E
+49(0)531-391 35 88
+49(0)531-391 59 50
[email protected]
Februar 2003
Besondereren Dank an den
Braunschweiger Hochschulbund
Inhalt
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Vorwort
Diplomaufgabe
20 Architekturpositionen
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Idee und Konzeption der Aufgabe: Professor Michael Szyszkowitz und Wissenschaftliche Mitarbeiterin Sonja Zorembik. Die Diplomarbeiten entstanden als unbetreute Entwürfe in
drei Monaten von Oktober bis Dezember 2002. Die Kommentare zu den ausgewählten Arbeiten sind Auszüge aus den Beurteilungen von Professor Szyszkowitz.
Referent:
Prof. Michael Szyszkowitz
Koreferent
Prof. Gerhard Auer
Assistenten:
Bernd Ax
Fouad Boulkroune
Stephanie Kuechenmeister
Martin Tamke
Sonja Zorembik
Auf der Suche nach einem aktuellen Thema für unsere Diplomanden sind wir auf die Stadt Almere in Holland aufmerksam geworden. Einst nach dem Gartenstadtmodell von
Ebenezer Howard geplant, machte sie in den letzten Jahren durch ihre experimentelle Architektur von sich reden.
Die Stadt Almere, so sagte man uns, steht nun vor einer Aufgabe ganz anderer Art. Durch das stetige Wachstum auf eine Stadt mit über 140 000 Einwohnern, bedarf es eines autarken
und identitätsbildenden neuen Zentrums. Ein Museum soll dabei die Funktion übernehmen, städtisches Leben zu schaffen und eine Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt zu erwirken.
Diesen hohen Anspruch an ein Gebäude galt es in diesem Diplom in eine architektonische Konzeption zu übersetzten. Fragen tauchten auf:
- Welche Aufgaben hat ein experimentelles Museum?
- Wie definiere ich Öffentlichkeit und ihre Manifestation in der Organisation und Kombination von museumsspezifischen Funktionszusammenhängen?
- Was bedeutet dabei Transparenz?
- Welche Rolle spielt die Kunst?
- Wie interagieren Künstler und Besucher, Fremde und Einheimische?
Vorwort
20 Diplomanden der TU Braunschweig haben sich auf dieses Experiment eingelassen, Antworten auf diese Fragen zu finden und Stellung zu beziehen. Sicherlich keine leichte Aufgabe, doch
wie wir anhand der Ausstellung in Almere und des Symposiums gesehen haben, besteht ein allgemeines Interesse daran, den Begriff des Museums zu überdenken und neu zu definieren.
Univ. Prof. Arch. Dipl.- Ing.
Michael Szyszkowitz
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Almere - Mit der Trockenlegung der Zuiderzee in Holland entstand 1970 auf dem neu gewonnenen Land des niederländischen Nord-Ostpolders die Stadt Almere. Einst als
Garten- und Wohnstadt geplant, war Almere von dem nahegelegenen Amsterdam fast vollständig abhängig. Deshalb gab es zunächst erst einmal keinen Bedarf für ein eigenes
Stadtzentrum mit entsprechenden kulturellen Einrichtungen; die dafür vorgesehen Flächen blieben frei.
Seit den 80er Jahren machte Almere durch seine moderne und experimentelle Architektur auf sich aufmerksam. Doch nun will es mehr sein, als ein Experimentierfeld für
Architekten. Die Stadt soll stärkere Emotionen auslösen, als es das „ausgeruhte dahinrollen mit dem Fahrrad zwischen grünen Reihenhausschlangen“ vermag.
1994 beschloß der Stadtrat , der Stadt ein eigenes Zentrum zu geben. Auf der Suche nach einer neuen Identität, einem neuen „Branding“ für die Stadt Almere hat das Büro O.M.A.
ein städtebauliches Konzept zur Erweiterung des Zentrums vorgelegt. Als integrativer Bestandteil des neuen Zentrums soll ein neues Museum das städtische Leben aktivieren und
zu einer Identifikation der Bewohner mit der Stadt beitragen.
Diplomaufgabe
Ort - Das gewählte Grundstück liegt an der Schnittstelle zwischen Land und Wasser und betont die bereits vorhandene städtebauliche Achse vom Bahnhof durch die Stadt
zum Wasser. Als ein Glied in der Kette der geplanten Kulturbauten an der Wasserfront, bieten sich dem experimentellen Museum vielfältige Möglichkeiten der räumlichen
Auseinandersetzung, die impulsgebend für den sich entwickelnden baulichen Kontext aktueller Architektur wirken können. Die Quartiersneuplanung sollte als „Bestand“ für den
eigenen Entwurf als gegeben vorausgesetzt werden. In seiner architektonischen Aktualität lag auch die besondere Herausforderung an den Ort.
Aufgabe - Die Aufgabe war es nun, einen Ort zu schaffen, der zugleich als zeitgenössisches Museum, experimentelles Kulturlabor und Veranstaltungsort fungiert und eher darauf
ausgelegt ist, eigene Werte zu produzieren und für die Öffentlichkeit transparent zu machen, als auf eine bestehende Sammlung zurückzugreifen. So soll im Kontext mit der
neuen städtebaulichen Planung ein Museum entstehen, das mehr ist, als ein weiteres, modernes Kunstmuseum. Der Begriff des „Museums“ soll bei der Erarbeitung des Konzeptes
überdacht und architektonisch ausformuliert werden.
Ziel - Eine Zielsetzung des Entwurfes war es, die kulturellen Bedürftnisse der Bewohner in eine architektonische Form zu übersetzen. Dabei standen Fragen im Raum, welche Rolle
zukünftig dem Besucher zugedacht ist und welche Vorstellung von Öffentlichkeit und Transparenz dem Museumskonzept zugrunde lag. Die Zuordnung von Raumgruppen wie das
Foyer, Veranstaltungsbereich, Ausstellungsräume, Werkstätten, Restauration, sollte dabei die eigene Vorstellungen von einem modernen, experimentellen Museum deutlich machen.
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Nach Vorstellung der Verfasserin ist das von Ihr benannte „horizontale Museum“ als Reaktion auf die Vertikalität der Hochhäuser am anderen Ende der Promenade zu verstehen.
Eine ausgefallene Interpretation, denn das Objekt gleicht mit seinem Eingangstrichter eher einem Schiff, einer Fähre mit geöffneter Einfahrtsschnauze. Dieser Rumpf ist gefällig und
reizvoll strukturiert und auch in der übrigen äußeren Ausformulierung des Objektes zeigt sich ein hohes plastisches Verständnis.
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Ein etwas widersprüchliches Projekt, das als architektonisches Produkt zwar überzeugt, jedoch in Lage und Ausrichtung Orientierungsunsicherheiten aufweist und im
Innenräumlichen zu wenig dreidimensional ausgedacht ist, wodurch sich Einschränkungen in der Benützbarkeit ergeben.
Ulrike Klein
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In der Analogie eines am Pier vor Anker gegangenen Schiffes ruht ein länglicher Quader im Wasser, dessen Lage so gewählt ist, dass seine Spitze in die Blickachse der vom
Stadtzentrum kommenden Allee ragt. Somit erfüllt das Projekt die städtische Hinweispflicht auf seine kulturelle Aufgabe, die noch verstärkt werden soll durch eine bewegte, sehr
räumlich interpretierte Plastizität, die sich entlang eines Bandes in reichen Windungen entwickelt. So entsteht eine Reihe von unterschiedlichen und reizvollen Räumlichkeiten, die
auch von außen erkennbar artikuliert sind, die jedoch bezüglich ihrer Größen und kontemplativen Benutzungsmöglichkeiten teilweise eingeschränkt sind.
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Es entsteht ein Museum, das sich selbst als architektonischen Ausdruck einer Epoche sieht, dafür in der Ausformulierung des
Baukörpers jedoch zu wenig Schärfe aufweist und sich letzlich nur als einen schönen, plastischen Rohling darstellt.
Oezbir Aytekin
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Der erste Eindruck ist der einer Baustelle. Auf einem ins Wasser gesetzten Plateau, das sich in seiner Größe am Pendent
des gegenüberliegenden Theaters orientiert, zeigt sich eine unprätentiöse bauliche Struktur, an der man keine typologischen
oder bekannt signifikanten Merkmale feststellen kann, außer jenen, dass es sich offensichtlich bei diesem Objekt um keinen
Endzustand handelt. Das dieses Gebäude nie fertig, nie vollendet wird, liegt aber auch in der Intention des Verfassers, weil
die inhaltliche Thematik Ursache für diesen baulichen aber eben nicht architektonischen Ausdruck sein soll.
Das Experimentelle wird in Gestalt nämlich insofern umgesetzt, als die Bindung an herkömmliche Kriterien aufzulösen
versucht wird. Fuge und Fügung, Masse und Freiraum folgen einem anderen Ziel, nämlich jenem nach hohem Maß an
Flexibilität, um die künstlerischen Möglichkeiten nicht zu beschneiden oder einzuengen.
David Loettel
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Eine breite, ausladende Freitreppe führt von der Uferkante auf das Wasser und endet ohne architektonische Artikulierung, ohne Fassung des Ortes in einer Umlenkung. An dieser
Bruchkante baut sich zur Linken das neue Museum auf. Abgesehen von dieser architektonischen Unausgewogenheit, entwickelt sich dann ein diszipliniertes und kompaktes Projekt
mit einem großen Repertoire an Raumangeboten. Diese sind zwar mitunter zu wenig strukturiert, aber die Zuordnungen haben dafür atmosphärische Dimensionen wie etwa das
Galerierestaurant an der Wasserkante oder die Künstlerateliers als Aussichtskanzeln hoch über dem Wasserspiegel. Ganz generell ist das Innenleben verantwortlich für das äußere
Erscheinungsbild, denn die Funktionen sind von außen ablesbar und bestimmen die Plastizität des Objektes.Und so zeigt sich ein beherrschtes Gebäude, das seinen starken Bezug
zur Lage im Wasser ausnutzt, um mit der besonders bearbeiteten Uferkante ein stadträumlich wirksames Duett zu inszenieren.
Annekarin Michaelis
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Drei Baukörper unterschiedlicher Größe und Ausformung stehen einander in einer Anordnung gegenüber, die laut Vorstellung des Verfassers einen „Formumsplatz“ erzeugen
soll. Dies gelingt nur in sehr eingeschränktem Maße, denn zum einen erweist sich der weite Weg auf einer Zugangsrampe entlang eines Nebengebäudes als effektive Durststrecke,
zum zweiten gibt es keinerlei Sichtverbindung zum sogenannten Forum, weil es hinter Gebäudeecken verborgen liegt und zum dritten liegt der Platz in einer Senke, die de facto
einer atmosphärischen Degradierung entspricht. Auch im inhaltlichen und konzeptionellen Bereich zeigen sich deutliche Dissonanzen im Verständnis der Aufgabe. Dies alles
zeugt von einem Mangel in den Möglichkeiten einer hierarchischen Zuordnung von Gebäuden und Freiräumen. Die Unsicherheiten im Handling des Bedeutungsmaßstabes von
architektonischen Elementen sind offensichtlich.
Tim Lehmkuhl
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Aus den Flächen des großen Vorplatzes entwickeln sich in Faltungen und Hebungen zwei mehrfach geknickte Dachflächen, die sich nebeneinander aufbauen, in die Wasserfläche
hineinführen und letztlich auch berühren und dadurch Räume unterschiedlicher Dimension und Qualität schaffen sollen. Dies ist ein schlüssiger Grundgedanke, dessen Umsetzung
aber im gegenständlichen Falle unter den Inkonsequenzen leidet, mit denen die Idee weiterverfolgt wurde.
Katja Sachs
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Die Verfasserin möchte, dass sich das Spannungsfeld zwischen Gesellschaft und Individuum an ihrem Entwurf ablesen lässt und bringt dieses in Analogie zu jenem Gegensatz, der die
beiden Elemente Wasser und Land unterscheidet. Daher resultiert aus dem Konzept ein Bauwerk, das sich als Zwischenposition an die Uferkante setzt, noch nicht im Wasser und
doch nicht mehr an Land. Es schiebt sich geradezu aus dem steinernen Sockel des Uferplatzes in die Wasserfläche, also eigenartigerweise im Gegensatz zur primären Intention aus
dem öffentlichen Bereich heraus, wodurch eine große Senke entsteht, eine Zäsur, die eher einer Trennung, eher einer Schwelle entspricht, als dass sie eine vermittelnde Funktion
zwischen Kunst und Bevölkerung darstellt.
So mutet das neue Museum wie ein unöffentliches Gebäude an, es wirkt isoliert. Aber dies scheint auch, ohne das dies artikuliert wurde, der ursächliche Wunsch des Entwurfes
zu sein, denn auch im Inneren des Bauwerkes sind die verwendeten architektonischen Elemente Verstärkungen dieser Haltung, das Museum als eine eigene Welt, eine Enklave im
eigenen Themenkreis zu sehen.
Kathrin Sell
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Als Stadt in der Stadt interpretiert sich dieses räumliche Furioso, das sich nach Interpretation des Verfassers in der Art von Strandgut an der Uferkante angesammelt hat. Ein
Objekt, in dem vieles bis alles „passieren“ können soll, wo der Künstler zum Gaukler wechseln kann, wo das Labyrinthische als Komplementär zur Stadt, nämlich zur straffen
Neuorganisation nach Masterplan, verwendet wird als ein dramaturgischer Einsatz der Architektur. So finden wir Wege und Verbindungen und Raumfolgen unterschiedlichster Art
und als wesentliche Orientierbarkeit soll der von diesem linearen Netzwerk umgebene Innenhof fungieren.
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Als Resümee ergibt sich ein mit großem Gestaltungswillen aufgebautes, komplexes Gerüst, das im Stadium eines Modells seinen plastischen Reiz besitzt. In einer konsequenten
Weiterbearbeitung der architektonischen Erfordernisse, wie Außenhaut und Raumabschlüsse und somit tatsächlichem Erscheinungsbild, verbleibt die Arbeit jedoch im Fragment.
Michael Dücker
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Ganz bewusst einen Bilbao-Effekt strebt die Verfasserin an und liefert ein zeichenhaftes Gebilde mit einer deutlichen, auf zwei bauliche Elemente bezogenen Gestik, die sich aus
dem Gedanken der vor Ort vorhandenen Dualitäten ableitet, nämlich Wasser und Stadt, aber auch Masterplan und Bestand. Dieser Grundwunsch der architektonischen Aussage
führt durch die gewählten spitzwinkeligen Formen zu eingeschränkten Verwertbarkeiten der angebotenen Räume. Dies trifft vor allem auf die Ausstellungsräume zu, die sich als
deutlicher Fingerzeig in die Hauptachse des Ortes schieben und mit dieser Geste die stadträumliche Meldepflicht erfüllen.
Der zweigeteilte Komplex nutzt die angebotenen Chancen nur bedingt, der jeweiligen Position auch die architektonische Entsprechung zuzuteilen. So gibt sich das der Stadt
zugewandte Objekt eher verschlossen und der große voluminöse Raum zwischen den beiden ungleichen Teilen, der prädestiniert für einen experimentellen Ausstellungsort scheint,
verzichtet auf einen derartigen Synergieeffekt und verbleibt im Foyercharakter.
Bettina Dietz
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Einen Ort der Interaktion zwischen Künstlern und Besuchern soll das neue Bauwerk darstellen. Es will als Teil eines urbanen Ensembles sozusagen enpassent erlebt werden, man
soll es wie zufällig beschreiten, ja auch seine gestuften Dachflächen besteigen können, weil die spannungsvolle Komposition des Komplexes in zwei Teilen durch eine öffentliche
Durchwegung erlebbar gemacht werden soll. Dieses Ziel wird nur eingeschränkt erreicht, denn was Anfangs so klar aussieht und mit gekonnter Flüssigkeit und offensichtlichem
Formverständnis arrangiert ist, erhält mit zunehmender Beschäftigung mit dem Entwurf leichte Dissonanzen in den funktionellen Zuordnungen. Der entwurfbestimmende Gedanke
der öffentlichen Durchwegung verspricht Ausblicke auf die Stadt und den See und gewährt Einblicke in die Ausstellung, das großzügig gestaltete Foyer mit seinen optischen
und räumlichen Orientierungshilfen und in die Werkstätten. Auch der Vorschlag, das öffentlich begehbare Dach als Freifläche für die Künstlerateliers zu nutzen entspricht dem
Entwurfskonzept, wäre jedoch durch eine zusätzliche Wegeführung noch gestärkt worden.
Julia Bösche
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Der sehr eigenständige städtebauliche Ansatz sieht vor, dass das Gebäude zum integrativen Bestandteil des städtischen Lebens werden soll, ein experimentelles Museum hat
sich in den Dienst des öffentlichen Raumes zu stellen. Und das tut es auch tatsächlich: Wie ein Pfropfen steckt das neue Museum an einer Engstelle zwischen Wasser und
Bebauung und erzeugt ganz bewusst zwei Engstellen, die durchlaufen werden müssen, womit also fast automatisch eine Auseinandersetzung mit der Thematik im Inneren des
Objektes, in der Art eines leisen Zwanges, erfolgen muss.
Die Themen sind sehr vielfältig. Denn in einem sehr gut strukturierten inneren Aufbau wird eine große Zahl von Ideen und Angeboten vermittelt, die die Bespielbarkeit
nachweisen und die in einer variantenreichen Palette von Nutzungsvorschlägen resultieren. Diese haben dann auch ihren entsprechenden räumlichen und architektonischen
Background. So sehen wir unterschiedliche Struktur und serielle Elemente, die auch den atmosphärischen Hintergrund für das Erlebnis künstlerischer Experimente ergeben.
Christian Dirumdam
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Das zweigeteilte Gebäude möchte die Schnittkante zwischen der Wasserfläche und dem Ufer akzentuieren und verstärkt diese Betonung durch eine besondere Höhe des einen
Bauteils, der sich wie ein Schild vor das zweite Element, eine flache ausladende Halbinsel stellt. Die Baukörpersprache drückt somit eine Isolation der platzähnlichen Plattform aus, was
durch die reduzierten Zugänglichkeiten noch verstärkt wird. Denn dort in den schiefen Ebenen des Sockels sind die Ausstellungsräume untergebracht, dort ist der Schauplatz für die
Öffentlichkeit situiert, während im zweiten Objekt, in der vertikal orientierten Scheibe in den Obergeschossen vorwiegend die internen Nutzungen und Funktionen gestapelt sind.
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Im Gegensatz zu dieser etwas zwiespältigen Grundkonzeption erstaunt die hohe Funktionalität und sinnvolle Gliederung des Gesamtkomplexes, die mit Rampen, Treppen,
Lufträumen und vielfältigen räumlichen und visuellen Verknüpfungen hergestellt wurde und eine zwanglose Verbindung der beiden Volumina erreicht.
Frederic Soldt
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Eine Art Forschungslabor, ein Zentrum für noch Unbekanntes soll dieser Entwurf darstellen. Und seine Architektur möge wie eine Einladung zur Suche nach dem künstlerischen
Experiment, fern ab von musealen Strukturen wirken. Und so wird ein im ersten Eindruck simpler, L-förmiger Baukörper, der weder als Solitär noch als Blockrandbebauung
identifizierbar ist, als vermeintlich skulpturales Fragment auf die Uferkante gesetzt. Aber sie sind genau gewählt und präzise formuliert die komplexen Schritte, die zu dieser kühlen
architektonischen Aussage führen: Nämlich in der Achse der Allee laufen wir auf das signifikante Fenster zu, wobei sich dieses Hinweisschild nicht in den Weg stellt, sondern über
dem Straßenraum schwebt und somit den Blick auf die Wasserfläche frei und offen lässt.
Und in ähnlich subtiler Art baut sich der Gebäudekörper in einer doppelten Geometrie in weiter Folge an die Wasserkante entlang auf. Die Härte der Ortogonalität wird durch
eine Winkelüberlagerung, durch schräg angesetzte Bauteile gebrochen, die als leitendes und lenkendes architektonisches Merkmal ein vielfältiges Raumangebot zusammenstellen,
das hohe Erlebniswerte garantiert. Diesem differenzierten Interieur folgt auch die variantenreiche und wohltemperierte Fassade, die in Entsprechung der Innenräume mit ihren
Schlitzen und Konturen stets skulpturale Lichtführungen berücksichtigt und nie ins ornamentale abgleitet.
Katja Wemhöner
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Mit einem Kaleidoskop vergleicht die Verfasserin ihr experimentelles Museum und in dieser Interpretation entwickelt sich ein lineares Gebäude in Verlängerung der Allee hinaus
auf die Wasserfläche. In einer reizvollen Umkehr werden die zwei parallelen Wegekonturen der Allee an der Wasserkante zu zwei schmalen und langen Baukörpern verändert, die
zwischen sich einen Raum mit einem hohen Öffentlichkeitsgrad aufspannen.
Das könnte in der Tat die gewünschte Flaniermeile sein, die dem Experimentierfeld aktuellen Kunstgeschehens den richtigen Rahmen gibt, denn dieser Raum ist bereits der
geforderte Ausstellungsraum, er besitzt bereits all die verlangten Möglichkeiten und Qualitäten. Aber nun geschieht in Verkennung des bereits vorhandenen architektonischen
Kapitals etwas Überraschendes: In diese klare Komposition werden längliche Ausstellungsröhren quer und schräg in die beiden tragenden schlanken Längskörper gesteckt. Diese
sollen durch ihre unkonventionelle Form und Lage das experimentelle ausdrücken, aber abgesehen von ihrer funktionell eingeschränkten Brauchbarkeit, mindern sie eher den
räumlichen Eindruck des Komplexes.
Katrin Petersen
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Ein klares Konzept wird zu einem in rechteckiger Form zugeschnittenen Landschaftsteil, der sich in Verlängerung der aus der Stadt führenden Allee folgerichtig und konsequent
in das Wasser hinausschiebt und somit zu diesem einem besonderen, allgegenwärtigen Bezug sucht. Die Oberfläche dieses Areals faltet sich spielerisch in geometrische Linien
und Muster zu einem wechselvollen Dach- und Hof- Prinzip, wird zu einer artifiziellen Topografie, wobei man aber über die jeweiligen materiellen Definitionen leider im Unklaren
gelassen wird.
Auch die innenräumlichen Möglichkeiten sind widersprechend dem reichen Ansatz nicht vollständig ausgenutzt, womit die Qualität des Entwurfes weitgehend in dem
überzeugenden stadträumlichen Ansatz zu finden ist, der auch als Analogie mit verkehrten Vorzeichen zum benachbarten Theater interpretiert und verstanden werden kann.
Niels Fehlig
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Zwei ungleich große schwarze Container sind der Uferzone vorgelagert und mit einem schmalen Steg mit dieser verbunden. So überraschend die Unausgewogenheit dieser beiden
Volumina, dieser ungleichen Geschwister ist, sitzt auch der Steg am Ufer ohne besondere Bindung an. Diese Umstände könnte man als von der Verfasserin bewusst gewählte
Artikulation der Beliebigkeit des Standortes geradezu für ein experimentelles Museum auffassen.
Im Inneren jedoch entwickelt jeder Körper seine Qualitäten. Dort verflechten sich Räume zu originellen Raumkombinationen, die durch zwei übersichtliche und dennoch
überraschungsreiche Wegeführungen, nämlich einen äußeren und einen inneren Weg, ergänzt werden. Und auch der Zugang, der Verbindungssteg besitzt räumliche Attraktivitäten,
in der Absicht, die Hemmschwelle zu reduzieren. In der Summe erweist sich die Komposition als ein eigenständiger Beitrag zur Aufarbeitung der Thematik, wobei durch die
prinzipiellen Entscheidungen im Entwurf die künstlerischen Elemente im elitären Bereich der isolierten, fast unnahbaren schwarzen Körper verbleiben.
Karin Mank
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Losgelöst aus einer stadträumlichen Standortproblematik hat sich dieses Projekt in der Art einer Bohrinsel vor dem Ufer festgesetzt, wobei der gewählte Ankerplatz bewusst
möglichst zufällig erscheinen sollte. Einziges Kriterium war jedoch sicherlich, dass das Objekt vom Stadtzentrum aus zu sehen sein sollte, wenn man in der Achse der Allee auf die
Wasserfläche blickt. In einer ähnlichen, auf Wirkung ausgerichteten, Interpretation gibt sich auch der formale Ausdruck, den das Bauwerk vermitteln soll.
Es handelt sich weniger um ein architektonisches Gebilde, sondern vielmehr um eine Maschine, ein skelettiertes Gefüge aus Strukturen unterschiedlicher Maschenweite, ein Gerüst
mit einer Zelebration eines statischen Aufbaus. Ganz anders als etwa die konstruktive Raffinesse eines Centre-Pompidou aus den sechziger Jahren. Somit lebt dieses Museum für
experimentelle Kunst vor allem von der kulissenhaften Vermittlung seines spröden Charmes und seiner atmosphärischen Ausstrahlung.
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Eva Sommerin
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Delikat ausgearbeitete Pläne mit einer Reihe von eindrucksvollen Perspektiven zeugen von der großen Sensibilität des Verfassers für architektonische Themen. Ebenso überzeugen
die Arbeitsmodelle, die Vorstufen, die im Ansatz konsequenter sind als das letztlich gewählte und ausgearbeitete Projekt. Dieses nämlich hat sich trotz des großen Formgefühls, das
die einzelnen Entwurfsbestandteile ja nachweisen, verselbstständigt und die Konzentration auf wesentliche konzeptive Kriterien hinten angestellt.
Als Resumée verbleibt, dass die Dominanz der Form in ihrer Selbstbezogenheit den Entwurf zu sehr prägt, so dass städtebaulich und funktionelle Hierarchien hinten angestellt
wurden, wodurch sich somit das fremd anmutende, selbstständige Objekt im Stadtraum nicht verankern kann.
Thorsten Weber
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Durch einen in drei Teile gegliederten Baukomplex, der in Größe und Dimensionierung sein Gegenüber, nämlich den Theaterbau, bei weitem übertrumpft, wird ein stadträumlich
qualitätvoller Platz geschaffen. Die beiden Halbinseln flankieren eine Wasserfläche, die somit dreiseitig umschlossen ist und den Erlebniswert an der Uferkante erheblich steigern.
Das neue Museum besteht nun zum Ersten aus einem Ausstellungsgebäude, dem Herzstück der Anlage, in dem sich Flächen konzentrisch in die Höhe schrauben. Zum Zweiten
ist diesem ein größerer Baukörper vorgelagert mit Foyer und Veranstaltungssaal und zum Dritten finden wir auf der anderen Seite den strengsten Bauteil mit Wohnungen,
Werkstätten und Ateliers.
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Die drei Körper sind als gefällig und routiniert entwickelte Formen aber funktionell und räumlich zu eigenständig. Es gibt sie kaum, die symbiotischen Qualitäten, die
verschiedenartige Bauteile miteinander aufbauen können. So wird aus dem üppigen Raumangebot, das sich durch die Aufständerung ergibt, kein Nutzen gezogen, wie auch die
Objekte nicht räumlich, sondern nur durch Stege miteinander in Verbindung treten. Um nämlich nicht in geschmäcklerischen Beliebigkeiten abzudriften, müsste die Plastizität der
Baukörper noch eine strukturelle Aussage erhalten, die dem mit ausgezeichnetem graphischen und bildnerischen Vermögen präsentierten Entwurf auch eine tektonische und somit
architektonische Grundlage verleiht.
Edgardo Martinez-Noel
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Aus dem Lageplan entwickelt sich vorerst in alliterativer Beziehungssuche ein quadratischer Grundriss als deutliche Analogie zum bestehenden Theaterbau, aber auch als ein
extrem reduziertes Fundament für den folgenden, fulminanten, dreidimensionalen Aufbau. Denn die räumliche Entwicklung des neuen Objektes erfährt ihre Ableitung aus den
stadträumlichen Wege- und Blickachsen in Überlagerung mit neuen Bedeutungslinien, die den Quader zerschneiden, zerlegen und mittels Aushöhlung und Addition zu einer
komplexen und geradezu spannenden Außen- und Innenräumlichkeit führen. Und gerade die Raffinesse der plastischen Höhenentwicklung ist es, die auf einer relativ kleinen
Grundfläche aufbauend den holländischen Traum des Raumzugewinnes, nämlich des Auswertens der Vertikalen verwirklicht. Hiermit weist sich dieser Entwurf auch als passgenaue
mentalitäts- und ortsbezogene Interpretation aus.
Aber abgesehen von der Stimmigkeit dieser Parameter, ist es die innenräumliche Fügung von differenzierten Raumformationen, die eine beziehungsvolle, eine reiche Erlebniswelt
entstehen lässt. Man wird als Besucher selbst Teil des Experimentes, die Grenzen zwischen Künstler und Kunst und andererseits Betroffenem oder Konsumenten werden
aufzuheben versucht durch den Katalysator einer architektonischen Komposition. Eine äußerst originäre und gelungene Auslegung dieser anspruchsvollen Entwurfsausgabe.
Annette Schwarte
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Wir bedanken uns bei allen Diplomanden für die Bereitstellung ihrer Bilder.
Ort - Das gewählte Grundstück liegt an der Schnittstelle zwischen Land und Wasser und betont die bereits vorhandene städtebauliche Achse vom Bahnhof durch die Stadt
zum Wasser. Als ein Glied in der Kette der geplanten Kulturbauten an der Wasserfront, bieten sich dem experimentellen Museum vielfältige Möglichkeiten der räumlichen
Auseinandersetzung, die impulsgebend für den sich entwickelnden baulichen Kontext aktueller Architektur wirken können. Die Quartiersneuplanung sollte als „Bestand“ für den
eigenen Entwurf als gegeben vorausgesetzt werden. In seiner architektonischen Aktualität lag auch die besondere Herausforderung an den Ort.
Aufgabe - Die Aufgabe war es nun, einen Ort zu schaffen, der zugleich als zeitgenössisches Museum, experimentelles Kulturlabor und Veranstaltungsort fungiert und eher darauf
ausgelegt ist, eigene Werte zu produzieren und für die Öffentlichkeit transparent zu machen, als auf eine bestehende Sammlung zurückzugreifen. So soll im Kontext mit der
neuen städtebaulichen Planung ein Museum entstehen, das mehr ist, als ein weiteres, modernes Kunstmuseum. Der Begriff des „Museums“ soll bei der Erarbeitung des Konzeptes
überdacht und architektonisch ausformuliert werden.
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Ziel - Eine Zielsetzung des Entwurfes war es, die kulturellen Bedürftnisse der Bewohner in eine architektonische Form zu übersetzen. Dabei standen Fragen im Raum, welche Rolle
zukünftig dem Besucher zugedacht ist und welche Vorstellung von Öffentlichkeit und Transparenz dem Museumskonzept zugrunde lag. Die Zuordnung von Raumgruppen wie das
Foyer, Veranstaltungsbereich, Ausstellungsräume, Werkstätten, Restauration, sollte dabei die eigene Vorstellungen von einem modernen, experimentellen Museum deutlich machen.
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