Informationsarchitektur Von Christo Börner http://www.diktion.de/magazin/artikel/bei073.html Informationsarchitektur bezeichnet den Prozess der Organisation, Labeling (Kennzeichnung), Gestaltung der Navigation und Suchsysteme, kurz, all das, was Benutzern hilft, Informationen erfolgreicher zu finden und zu managen. Gute Informationsarchitektur macht eine Website leicht zu benutzen. Und: Sie macht Kunden glücklich. Wir denken in Beziehungen, Vergleichen, Kontrasten. Wegen eines individuell vorhandenen Wissens-Backgrounds erkennen wir. Aber wenn wir versuchen, einem Freund oder Kollegen ein neues Konzept zu erklären, wundern wir uns bisweilen selbst über die von uns benutzten Wörter und wie wir sie benutzen. Wenn wir verstanden werden wollen, müssen wir noch ein bisschen aufwendiger daran arbeiten. Dinge klar machen, die Spitzen der Informationen schärfen, darum geht es in diesem Beitrag. Wir präsentieren einige unserer Sichtweisen, wie Ideen geformt und präsentiert werden, und wie aufgrund dieser Sichtweisen eine erfolgreiche Website erstellt werden kann. Definition Schauen wir uns die eingangs genannte Definition also noch einmal genauer an: Informationsarchitektur ist der Prozess des Organisierens, das Labeling, die Gestaltung der Navigation und Suchsysteme. Im Detail lassen sich diese Faktoren wie folgt erläutern: * Mit einem Organisationssystem kategorisieren wir das Angebot und den Content einer Website. * Ein Kennzeichnungssystem benennt die einzelnen Rubriken, gibt ihnen also einen Namen und/oder ein Symbol. D:\481341395.doc / Seite 1 von 6 Seiten / 3.11.2002 * Das Navigationssystem mit Navigationsleiste und Sitemap dient dazu, sich durch das Angebot und den Content bewegen und browsen zu können. * Und ein Suchsystem hilft dem Benutzer, Anfragen zu entwickeln, die als Ergebnis relevante Dokumente liefern. Eine gut gestaltete Site sollte demnach gut organisiert und leicht zu navigieren sein. Andere Faktoren wie z. B. aufwendige Grafiken, "coole" Labels und Plugins sind weniger bis gar nicht wichtig und nur für ein spezifisches Publikum interessant. Wissenspool Zu den sicher wichtigsten Qualitäten eines Informationsarchitekten gehört die Fähigkeit non-konformen Denkens, um Probleme anders anzugehen und damit hochwertige Informationssysteme zu gestalten. Idealerweise befinden sich in seinem Wissenspool zusätzlich ein Minimum an Kenntnissen über jedes der folgenden Fachgebiete: * Grafikdesign - um entsprechend dem Ziel der Site die richtige Balance zwischen Grafiken und Informationen festzulegen. * Informationstheorie - um den Inhalt und die Funktionalität festzulegen, die die Site enthalten wird. * Schreiben - um seine Ideen schriftlich klar zu definieren, so dass andere sie einfach verstehen können. * Usability-Technik - um zu beschreiben, wie User Informationen innerhalb der Site finden werden, wobei technologische Alternativen und Suchtools definiert werden. * Marketing - um seine Ideen in einer Weise zu kommunizieren, die aus der Riesenmenge an Informationen im Web herausragt. * Psychologie - um die Bedürfnisse seiner Zielgruppe zu verstehen. * Informatik - um Informationen von Grund auf zu gestalten. * Zukunftsforschung - um Änderungen und Wachstum der Site vorauszusehen und die notwendigen technischen Grundlagen einzuplanen. D:\481341395.doc / Seite 2 von 6 Seiten / 3.11.2002 Organisation Das Internet ist ein herrliches Tool, um Informationen zu finden. Aber wenn all dieser Content nicht von Kontext und Organisation begleitet ist, wäre das Internet keine große Hilfe. Die Art, wie wir Informationen organisieren, bestimmt die Art, wie sie vom User empfangen und verstanden wird. Das Sortieren oder Rubrizieren von Informationen unterliegt einem organisatorischen Schema. Wir können Content alphabetisch, geografisch, nach Themen, aufgabenorientiert usw. sortieren. Wie sich dann unterschiedliche Informationsrubriken aufeinander beziehen, definiert die Struktur einer Site. Wir können eine hierarchische, eine Hypertext- oder relationale Datenbankstruktur anbieten. Navigation definieren Es gibt zwei Arten von Wissen: Wir kennen ein Subjekt selbst oder wir wissen, wo wir Informationen darüber finden können. Dabei unterstützen uns Navigationssysteme. Eine gut gestaltete Site sorgt für intelligente Kennzeichnung, intuitive Pfade, Lesbarkeit und ein klares konzeptionelles Site-Modell. User wollen wissen, wo sie sind, welche Auswahl sie von hier haben, wie sie ihr ursprüngliches Ziel erreichen und evtl. von dort wieder zurückkommen. Ihm dies zu ermöglichen, gehört zu den Aufgaben des Informationsarchitekten, wenn er das Navigationssystem der Site plant. Das Design eines guten und damit erfolgreichen Navigationssystems hängt von einigen Faktoren ab: * es bietet Feedback an, das heißt, die Erwartungen des Besuchers werden erfüllt * das Labeling der diversen Kategorien ist klar verständlich * wenn überhaupt notwendig, ist es leicht erlernbar * es verfügt über verschiedene Suchmöglichkeiten und * die Suchergebnisse sind eindeutig und relevant D:\481341395.doc / Seite 3 von 6 Seiten / 3.11.2002 Was ist ein Label? Durch ein Labeling-System symbolisieren wir unsere Konzepte. Achten Sie einmal auf Ihrem Heimweg oder beim nächsten Shopping auf Symbole, die sich Ihnen ständig präsentieren, und urteilen Sie selbst, wie klar diese Symbole sind. Wenn Sie beispielsweise an ein Stopschild kommen, wissen Sie genau (und ohne lange darüber nachdenken zu müssen), was zu tun ist. Es geht ums Abbilden: Wir lernen, ein Symbol mit der Aussage zu verbinden, die es symbolisiert. Es geht allerdings nicht ausschließlich um Symbole; auch bei reiner Textnavigation ist die Kennzeichnung mit den richtigen Schlagworten wichtig, um ein Feedback des Besuchers anzuregen. Die gewählten Symbole sind also einfach, klar und attraktiv - testen Sie sie mit Menschen in Ihrer Firma. Das Symbol selbst hat keine Bedeutung, es symbolisiert nur den Inhalt, den Sie auf einer Seite innerhalb Ihrer Site platziert haben. Es ist gleichbedeutend mit dem ersten Eindruck, den wir von Menschen bekommen. Das Label entscheidet darüber, ob der User mit der Seite, auf die das Icon verweist, fortsetzt und weiter durch Ihre Site browst oder ob er den Zurück-Button anklickt. Konsequenzen der Gestaltung eines schlechten Labeling-Systems sind unter anderem: * die Zeit, die ein User auf solchen Sites verbringt, ist kurz * es hinterlässt einen schlechten Eindruck und lässt ein Unternehmen dadurch wenig zuverlässig aussehen * es zeigt, dass die Bedürfnisse der Nutzer nicht verstanden wurden Der Prozess Der Designprozess einer effektiven Website kann in drei Hauptstufen unterteilt werden: 1. Recherche 2. Konzeption D:\481341395.doc / Seite 4 von 6 Seiten / 3.11.2002 3. Produktion und Ausführung Wir betrachten hier nur die ersten beiden Stufen und ihre Rollen, die sie im Designprozess spielen. Die dritte Stufe ist eher technischer Natur, und wir werden sie lieber bei einer anderen Gelegenheit besprechen. Recherche In der Recherche-Stufe konzentrieren wir uns auf Informationssammlung. In dieser Stufe geht es um Fragen und die Analyse der Antworten. Einige der Fragen, die Sie stellen müssen: * Was sind die Ziele und der Auftrag des Projekts? * Welche Zielgruppe wird mit der Site angesprochen? * Welche Art von Content sollte oder sollte nicht Teil der Site sein? * Welche Tools müssen Sie einsetzen, um den Content in der Site zu präsentieren? * Wer ist Ihre Konkurrenz? Wie sieht deren Site aus? * Welche Arten von Interaktionen müssen und wollen Sie Ihren Kunden anbieten? * Was sind die kurzfristigen und was die langfristigen Ziele der Site? * Wie sehen Sie die Site Ihres Unternehmens ein Jahr später? * Wie wird Erfolg gemessen? Einige der Techniken, die in dieser Stufe der Informationssammlung angewendet werden, sind individuelle Interviews, Site-Kritiken und Erstellen von Wunschlisten, um den in der Site enthaltenen Content zu bestimmen. Konzeption Nach einem Brainstorming über den Inhalt, die Architektur, das Erscheinungsbild und das Labeling-System, die Struktur und alle anderen Aspekte der Site organisieren Sie Ihre Ideen und bestimmen, was die Site einmal enthalten soll. Halten Sie alles auf einem Whiteboard fest. Diesen Anforderungen entsprechend definieren Sie das grafische Interface. Am Ende sind Sie in der Lage, Größe und Umfang des Projekts zu berechnen und können dadurch festlegen, welche und wieviele Mitarbeiter Sie zur Realisation benötigen. D:\481341395.doc / Seite 5 von 6 Seiten / 3.11.2002 Anmerkung: Mit diesem Beitrag haben wir Ihnen einige wichtige Gedanken zur Informationsarchitektur aufgezeigt. Wenn Sie in dieses Thema tiefer einsteigen möchten, verweisen wir auf unsere Rubrik " Ausführliche Studien", in der Sie Artikel u. a. zu Navigation und zur Planung einer Internetpräsentation finden. D:\481341395.doc / Seite 6 von 6 Seiten / 3.11.2002