& studio-klangraum Basel MUSIK IM INDUSTRIERAUM 1 Inhalt Seite 3 Die Idee Seite 4 Die Stationen Seite 9 Galerie Seite 12 Partner Seite 13 Biographien 2 Die Idee Inwiefern vermag die Gegebenheit eines bestimmten architektonischen Raumes die Wahrnehmung von Musik zu beeinflussen? Und umgekehrt: Wie verändert Musik die Wahrnehmung eines Raumes? Kann Musik in Räumen und Arealen funktionieren, deren ursprüngliche Zweckbestimmung denkbar kunstund musikfern war? Konkret: Kann man zeitgenössische Musik und industrielle Architektur in einen sinnvollen Zusammenhang bringen? Wohlgemerkt: Es geht uns nicht darum, ehemalige Industriegelände kulturell zu erschliessen. Das ist seit langem und erfolgreich an vielen Orten erprobt worden. Uns geht es um industrielle Areale, die lebendig sind, an denen produziert wird oder an denen Prozesse der Umwidmung im Gange sind. Wir fokussieren im Projekt „Musik im Industrieraum“ auf fünf Industrieräume oder Industrieareale in der Schweiz. Auf jeden Ort werden wir präzise und individuell eingehen. Gemeinsam mit Elisabeth Blum, Architektin und Autorin der Publikation „Atmosphäre. Hypothesen zum Prozess der räumlichen Wahrnehmung“ (Baden 2010), die sich intensiv damit auseinandersetzt, wie die Wahrnehmung auf räumliche Gegebenheiten reagiert, haben studio-klangraum und das Collegium Novum Zürich diese Orte ausgewählt. Im Dialog mit Spezialisten – ArchitektInnen, DenkmalpflegerInnen, HistorikerInnen und natürlich den Betreibern der Areale –, die mit der Geschichte und den Geschichten des ausgewählten Ortes vertraut sind, erstellen wir das Konzept der jeweiligen Veranstaltung. Für jeden der fünf Orte werden eine Komponistin und fünf Komponisten beauftragt, Werke zu schreiben. In intensiver Auseinandersetzung mit der Architektur des Ortes übersetzen die Schaffenden ihre Wahrnehmungen und Eindrücke in Musik. So wird das jeweilige musikalische Werk sowohl Ausdruck ihrer eigenen Erfahrungen und Gefühle als auch eine persönliche Interpretation des speziellen Ortes sein. Sodann werden wir eine Reihe von Werken einbeziehen, die auf flexible räumliche Situationen zugeschnitten oder aber in ihrer akustischen und instrumentatorischen Disposition robust genug sind, um sich unter räumlichen Gegebenheiten, die nicht den Laborbedingungen des Konzertsaales entsprechen, zu behaupten. Manche dieser Werke reisen von Station zu Station und lassen erfahren, wie die Atmosphäre der jeweiligen Räume auf die Wahrnehmung der Musik zurückwirkt. Andere werden nur an einem oder wenigen Orten aufgeführt, weil nur die jeweilige Spezifik eines bestimmten Aufführungsortes die Integration in das Programm rechtfertigt. Die zur Verfügung stehende Ensemblebesetzung ist: 1-1-2-Sax/2-1-1-1/2 Perc, Pf/1-0-1-1-1/Elektronik. Die musikalische Leitung hat Peter Tilling. Die Umsetzung einer solchen, auf einen Raum abgestimmten Musik verlangt von den Musikern eine über das Musizieren hinausgehende Kompetenz: Sie müssen in der Lage sein, über ein genaues Reproduzieren einer Partitur hinaus auch subtil auf den Ort zu reagieren. Das Collegium Novum Zürich hat sich unter anderem auf solche Projekte spezialisiert. Musik im Industrieraum ist eine Kooperation des Collegium Novum Zürich mit studio-klangraum Basel. studio-klangraum will durch das Zusammenführen von zeitgenössischer Musik und spezifischen Orten der Architektur ein neues Hören provozieren – ein Hören, das ebenso auf Räumliches orientiert wie auf Musikalisches. Unsere Partner sind Firmen, die über geeignete Areale verfügen und diese für einen öffentlichen Anlass zur Verfügung stellen. Sie sehen in diesem Projekt eine Chance, ihr Firmengelände beziehungsweise einzelne Gebäude oder Räume für eine kurze Zeit verzaubern zu lassen und unterstützen damit einen ungewöhnlichen Anlass für ihre MitarbeiterInnen, deren Angehörige und Freunde. In einem solchen Projekt sehen sie und wir darüber hinaus die Chance, eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, ihre Tore für jeweils einen Abend zu öffnen und damit nicht zuletzt Werbung in eigener Sache und für die zeitgenössische Musik zu machen. Darüber hinaus kooperieren wir mit örtlichen Kulturveranstaltern, vorab natürlich mit denjenigen, die sich im Bereich der zeitgenössischen Musik in der jeweiligen Region profilieren. 3 OEDERLIN AREAL Baden 21. Mai 2016 Der Ort Das Oederlin-Areal befindet sich in Rieden bei Baden unmittelbar am Flusstal der Limmat gelegen. Geprägt ist es durch 150 Jahre Industriegeschichte. Das Areal besteht aus einer Vielzahl von Gebäuden, die z. T. aus der Gründungszeit des Unternehmens stammen bis hin zu neueren Komplexen aus den 1960er/1970er Jahren. Das Areal ist vor allem durch die Art seiner gegenwärtigen Nutzung interessant. Einerseits wird hier noch produziert: Es gibt eine ganz traditionell arbeitende Eisengiesserei, darüber hinaus eine metallverarbeitende moderne Produktionsstätte. Teile des Areals liegen brach, andere sind durch unterschiedlichste Formen der Zwischennutzung erschlossen: als Lagerräume, als verwinkelt verwegener Club, als Probenräume für Bands und Theater-Gruppen, als Studios für Künstler, als nobel saniertes Design-Studio. Anknüpfungspunke für Musik Der unterschiedliche Charakter der Räume provoziert unterschiedlichste Formate von Musik: Der verwegene Club: Ort für Kammermusik, die als eine Art klangliches Mobile funktioniert. Die Giesserei: zentraler Ort des Areals, an dem die Auftragskomposition sowie raumbezogene Kompositionen aufgeführt werden können. Proberaum: Ensemblemusik als konzertantes, puristisches Format. Design-Studio: Kammermusikalische Miniaturen. Studios: Die Sängerin Eva Nievergelt und der Komponist und Klangregisseur Gary Berger, der Mitglied des CNZ ist, haben auf dem Areal Studios angemietet. Das Studio von Eva Nievergelt wird zum Aufführungsort. Gary Berger wird mit elektroakustischen Mitteln einen imaginären Raum auf einer Freifläche des Areals kreieren. Komponistin: Carola Baukholt „Ich würde mich gerne neben metallverarbeitenden Klängen auch auf elektromagnetische Aufnahmen von Christina Kubisch beziehen, weil sie mich sehr inspirieren und auch in diesen Raum gut passen.“ Programm 18.00 Uhr Club Bruno Maderna Serenata per un satellite für variable Besetzung (1969) 18.30 Uhr Probebühne Jorge López Blechbläserquintett für Horn, Wagnertuba, Trompete, Posaune, Tuba und Tonband (2003/04) 19.15 Uhr Studio Eva Nievergelt Adriana Hölszky Gespenster und Lemuren für Sopran, Violine, Flöte, Klarinette, Klavier und Violoncello (2004/05) 19.45 Uhr Eisengiesserei Carola Bauckholt Neues Werk für Ensemble (Uraufführung) 20.30 Uhr Designstudio Frederic Rzweski Spots (Auswahl) für variable Besetzung (1986) 21.15 Uhr Eisengiesserei James Tenney Form I für variable Besetzung mit 16 oder mehr Instrumenten (1993) (Die Aufführung dieses Werks wird in eine Freifläche des Areals übertragen, wo gleichsam ein akustischer Raum imaginiert wird.) 4 Rorschach Parkour 28. Mai 2016 Der Ort Rorschach weist eine lebendige Industriegeschichte auf. Die Stickerei-Fabrik Feldmühle hatte Rorschach einst zu überregionaler Bekanntheit verholfen und das Stadtbild ebenso wie das Selbstverständnis der Bevölkerung geprägt. Spätestens seit der Auflösung der Feldmühle 1987 ist die Stadt im Umbruch. Musik im Industrieraum in Rorschach ist als ein Parkour angelegt, der durch verschiedene Areale führt: die Räumlichkeiten der ehemaligen Feldmühle (heute: Scapa) und das Gelände der Lagero (Selecta, IQAir, Permapack) sowie in weitere, kleine Industriebetriebe in Rorschach (Kornhausbräu, Schmitte Zwisseler). Anknüpfungspunkte für Musik Die Situation in Rorschach ist der im Oederlin Areal in einer Hinsicht vergleichbar: Wir finden unterschiedlichste Räume vor, weitläufige Lagerhallen, Werkstätten, Geschäftsräume, clubartige Anlagen, winzige Räume. Im Unterschied zum Oederlin Areal sind diese Räume aber über die gesamte Innenstadt verteilt, weshalb wir diesmal eine Wanderung von Ort zu Ort veranstalten. Komponistin Carola Bauckholt Programmskizze Station 1: Schmitte Zwissler Carola Baukholt Neues Werk für Ensemble Carola Baukholt wird ein Werk komponieren, das sich einerseits mit metallischen Klängen auseinandersetzt und sich zudem auf die Raumsituationen bezieht, die sowohl in der Eisengiesserei im OederlinAreal als auch in der Schmitte Zwissler klassische konzertante Situationen eher ausschliessen. Station 2: Pavillon im Garten des katholischen Pfarramts Klangmassagen durch Rico Gubler (Saxophon), Johannes Nied (Kontrabass), Simon Lamothe Falarday (Tuba) Einige Mitglieder des CNZ sind selbst Komponisten, viele der Musikerinnen und Musiker sind erfahrene Improvisatoren. In Rorschach laden die Musiker das Publikum in den kleinsten Rorschacher Konzertsaal ein und offerieren Klangmassagen: Ort der Erholung in von Arbeit geprägten Arealen. Station 3: Scapa (ehemals Feldmühle) Efisio Prasciolu, seit über 40 Jahren in den Räumen tätig und heute Mitarbeiter im Bereich Sicherheit der Scapa, führt durch die Räume und der Geschichten der Feldmühle. Barabara Camenzind verabschiedet die in naher Zukunft abgebrochenen Räume mit Musik von Claudio Monteverdi, kontrapunktiert von einer Auswahl aus den Spots von Drederic Rzewski. Station 4: Gelände der Lagero Aufführungen an drei Orten im Gelände der Lagero durch das Collegium Novum Zürich Bruno Maderna Serenata per un satellite für variable Besetzung (1969) John Cage Variations IV für jegliche Zahl von Mitwirkenden und jegliche Art von Klängen (1963) Jorge López Blechbläserquintett für Horn, Wagnertuba, Trompete, Posaune, Tuba und Tonband (2003/04) James Tenney Form I für variable Besetzung von 16 oder mehr Mitwirkenden (1993) Drei der Werke sind Raumkompositionen bzw. Konzeptstücke, die den Mitwirkenden viele Freiheiten gewähren, Kreativität provozieren und an verschiedenste Aufführungssituationen angepasst werden können. Einzig das Blechbläserquintett von Jorge E. López ist ein für eine konzertante Situation konzipiertes Werk, das aber akustisch robust genug ist, um in einem industriellen Kontext zu bestehen. Das Collegium Novum Zürich spielt in folgender Besetzung: Flöte, Oboe, 2 Klarinetten, Saxophon, 2 Hörner, Trompete, Posaune, Tuba, 2 Schlagzeuger, Harfe, Violine, Violoncello, Kontrabass. 5 Bernoulli-Silo Basel 10. September 2016 Der Ort Der Siloturm (Bernoulli-Silo) steht im Basler Rhein-Hafenbecken 1. Die 105 Silozellen sowie die 20 Schüttböden haben zusammen ein Volumen von ca. 14'200 m3 und fassen somit knapp 11'000 Tonnen Getreide wie Hafer, Weizen, Sojabohnen, Gerste und Roggen. Das mittlerweile unter Denkmalschutz stehende Silogebäude wurde im Jahr 1923 vom Architekten Hans Bernoulli erbaut. Die Backsteinhülle dient einerseits der Isolation, widerspiegelt aber auch den damaligen Zeitgeist, Nutzbauten mit einer historisierenden Hülle zu umgeben. Im Dachstock des Bernoulli-Silos wird das Getreide in die verschiedenen Kammern eingelassen. Der grosse, von Rohren durchsetzte Raum weist einen starken Geruch nach Getreide auf. Anknüpfungspunkte für Musik Der Dachstock des Bernoulli-Silos – zu erreichen nach einem langen und beschwerlichen Aufstieg – strahlt eine starke Atmosphäre zwischen Geschichte, Dachstockromantik und Industrieraum aus. Die durch Rohrleitungen, Gebälk und verschiedene Stufungen labyrinthisch anmutende Räumlichkeit provoziert eher kammermusikalische Kompositionen. Angrenzende Räumlichkeiten und Terassen können einbezogen werden. Komponist William Blank Programm Bruno Maderna Serenata per un satellite für variable Besetzung (1969) William Blank Neues Werk John Cage Variations IV für jegliche Zahl von Mitwirkenden und jegliche Art von Klängen (1963) Jorge López Blechbläserquintett für Horn, Wagnertuba, Trompete, Posaune, Tuba und Tonband (2003/04) James Tenney Form I für variable Besetzung von 16 oder mehr Mitwirkenden (1993) John Cage hat in seinen Variations IV sein Konzept einer Befreiung und Enthierarchisierung der Klänge radikal umgesetzt. Nicht die Klänge selbst sind komponiert – sie zu kreieren obliegt den Mitwirkenden – sondern nur eine Methode ist vorgesehen, nach der die Klänge im Raum zu verteilen sind. Nicht Töne sind Objekt der Komposition, sondern der Raum selbst. Mit Bruno Madernas Serenata und Form I von James Tenney finden sich zwei Werke im Programm, die wir auch in allen anderen Arealen spielen werden. Wer also mehrere Ausgaben von Musik im Industrieraum besucht, kann erleben, wie unterschiedlich diese Werke in unterschiedlichen Räumen zu wirken vermögen. 6 blueFACTORY Fribourg 1. Oktober 2016 Der Ort Das erste CO2-neutrale Quartier der Schweiz öffnet 2015 auf dem Cardinal-Areal seine Tore. Das 53`000 m2 grosse Gelände wird durch den Kanton Fribourg stark gefördert, um die Innovation und die Wirtschaftsentwicklung anzukurbeln. Es wurde ein Ideen-Forum eröffnet, das zu einer breiten Teilnahme der Fribourger Bevölkerung einlädt. Zur Erinnerung an die Industrietätigkeit, die das Cardinal-Areal durch das ganze 20. Jahrhundert hindurch prägte, wird der Technologiepark als Factory bezeichnet. Die Farbe Blue steht für die Ambition, als energetisches Vorbild zu dienen, das einen Vorgeschmack auf die Industrie der Zukunft gibt. Vier vorrangige technologische Bereiche sind festgelegt: • • • • Gesundheitswesen und Biomedizin Materialtechnik, Kunststoffverarbeitung und Nanotechnologie Energie und Zero-Carbon-Technik T-Sicherheit und E-Governance Anknüpfungspunke für Musik Die zwei sehr grossen Hallen laden ein, den Raum exzessiv zu nutzen. Die BlueFactory ist ein Ideenpark und zurzeit findet dort eine lebendige Entwicklung statt. Es bieten sich viele Chancen für Kooperationen. Wir erstreben eine Öffnung über die Grenzen der Musik hinaus: Einbezug von Tanz, von lokalen, nicht professionellen Gruppen. Komponisten Benedikt Hayoz und Beat Gysin werden ihre Werke für das CNZ und die DA MOTUS! Tanzcompagnie entwickeln, Beat Gysin zudem eine grosse Zahl Laienmusikerinnen und -musiker einbeziehen. Programm Bruno Maderna Serenata per un satellite für variable Besetzung (1969) Benedikt Hayoz Neues Werk für Ensemble James Tenney Form I für variable Besetzung von 16 oder mehr Mitwirkenden (1993) Beat Gysin Neues Werk für Ensemble und Laienmusiker Karlheinz Stockhausen YLEM für 19 oder mehr Musiker (1971) Neben den Neukompositionen sind drei Werke in das Programm integriert, die an flexible Raukmsituationen angepasst werden können: In Madernas Serenata sind die Musiker im Raum verteilt. James Tenneys Form I sieht die Positionierung von vier Instrumentalgruppen um das Publikum herum vor. In Karlheinz Stockhausens YLEM schliesslich sind die Musiker in Bewegung und bespielen ausgehend von einem Nukleus schliesslich den gesamten Raum und gehen selbst über diesen noch hinaus. 7 Eternit (Schweiz) AG Niederurnen 6. Mai 2017 Der Ort Mit Erfindergeist und Expertenwissen entwickelt die Swisspearl Eternit (Schweiz) AG aus natürlichen Rohstoffen innovative und nachhaltige Produkte für die Gebäudebauhülle, den Innenbau und den Garten – ganz im Zeichen von Ästhetik, Qualität und Verantwortung gegenüber Mensch und Umwelt. Andererseits bleibt der Name Eternit auch mit der Asbest-Geschichte der Firma verknüpft ist (obwohl das letzte asbesthaltige Produkt 1994 angefertigt wurde). Das Firmenareal weist mehrere grosse und recht unterschiedliche Hallen auf, in denen produziert wird oder die Produkte zur Trocknung oder für den Transport gelagert werden. Swisspearl – Eternit ist in der kleinen Gemeinde Niederurnen stark verankert, das Schicksal der Gemeinde eng mit dem Schicksal der Firma verbunden. Der Reiz des Areals besteht auch in seiner Lage: Die Industrieanlagen erheben sich mitten in einer idyllisch anmutenden Landschaft. Anknüpfungspunke für Musik Das Gelände der Swisspearl Eternit ist vor allem durch zweierlei Arten industrieller Architektur geprägt: einerseits die eigentlichen Produktionshallen mit den angrenzenden Gebäudeteilen, andererseits weitläufige und architektonisch reizvolle Lagerhallen. Gerade letztere bieten geradezu bizarr anmutende Ausblicke auf die umgebende idyllische Landschaft. Diese Gegebenheiten provozieren die Aufführung von auf die Bedingungen des Ortes eingehenden Konzeptstücken bzw. Werken, die Bewegungen innerhalb und ausserhalb von Räumen implizieren oder auf weiträumige Aufführungssituationen zugeschnitten sind. Komponisten Daniel Ott und Manos Tsangaris werden jeweils Aufführungskonzepte erarbeiten, die sich direkt auf die Produktionsräume und -prozesse (Manos Tsangaris) oder auf eine der Lagerhallen und das Verhältnis Industrie – Natur (Daniel Ott) beziehen. Programm Bruno Maderna Serenata per un satellite für variable Besetzung (1969) Manos Tsangaris Neues Werk für Ensemble James Tenney Form I für variable Besetzung von 16 oder mehr Mitwirkenden (1993) Daniel Ott Neues Werk für Ensemble Karlheinz Stockhausen YLEM für 19 oder mehr Musiker (1971) 8 Galerie OEDERLIN AREAL Baden (AG), Giesserei Ehemalige Feldmühle Rorschach, heute Scapa 9 Bernoulli-Silo Basel Ehemalige Cardinal Brauerei Fribourg, Abfüllhalle 10 Swisspearl Eternit AG, Einblick Swisspearl Eternit AG, Ausblick 11 Partner OEDERLIN AREAL OEDERLIN AG GNOM Gruppe für neue Musik Baden Oederlin Giesserei AG Bogen Design GmbH Rorschach Parkour new art music / contrapunkt St. Gallen Scapa (Schweiz) AG, Feldmühlenstrasse, Rorschach Schmitte Zwissler, Lindenplatz, Rorschach Lagero, Feldmühlenstrasse, Rorschach Kornhausbräu, Industriestrasse, Rorschach Bernoulli Silo Basel Rhenus Port Logistics IGNM Basel (angefragt) BlueFactory Fribourg blueFACTORY SA eclat concerts fribourg DA MOTUS! danse performance Swisspearl Eternit Niederurnen Eternit (Schweiz) AG 12 Biographien Carola Bauckholt Geboren 1959 in Krefeld. Nach mehrjähriger Mitarbeit im Krefelder Theater am Marienplatz TAM studierte sie von 1978 bis 1984 an der Musikhochschule Köln bei Mauricio Kagel. 1985 gründete sie mit anderen den Thürmchen Verlag, seit 1991 arbeitet sie auch im Thürmchen Ensemble mit. Sie erhielt zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen (u. a. beim B.-A.-Zimmermann-Wettbewerb Kölner Gesellschaft für Neue Musik 1987 und beim Carl-Maria-von-Weber-Wettbewerb, Dresden 1992/93) und vertrat Deutschland bei den Weltmusiktagen in Kopenhagen 1996 und Seoul 1997.Ein zentrales Moment der Werke von Bauckholt ist das Nachdenken über das Phänomen der Wahrnehmung und des Verstehens. Ihre Kompositionen vermischen oft Elemente aus Performance, Musiktheater und konzertanter Musik. Dafür bedient sie sich gerne geräuschhafter Klänge, die oft mit ungewohnten Mitteln erzeugt werden und nicht in ein vorgegebenes Kompositionsraster einarbeitet, sondern in ihrer freien Entfaltung beobachtet und fortgeführt werden. Bauckholt wurde auf der Frühjahrs-Mitgliederversammlung der Akademie der Künste Berlin am 25. Mai 2013 als neues Mitglied in die Sektion Musik gewählt. William Blank William Blank wurde 1957 in Montreux geboren. Er studierte Schlagzeug, Klavier und Komposition am Concervatoire Supérieur de Musique de Genève. Mit der Aufführung seiner Hesse-Lieder für Sopran und Ensemble machte er 1977 erstmals als Komponist auf sich aufmerksam. Seitdem hat sich William Blank sowohl als ausübender Musiker (Dirigent, Schlagzeug) und als Komponist von nahezu 50 Werken vor allem im Bereich der Kammer-, Ensemble- und Orchestermusik profiliert. William Blank ist seit jahrzehnten ein angesehener Lehrer und leitet gegenwärtig die Klasse für Komposition und Orchetration am Concervatoire de Lausanne. Collegium Novum Zürich 1993 gegründet, macht sich das Collegium Novum Zürich zum Ziel, Musik der Gegenwart zu fördern und zur Aufführung zu bringen. Gleichzeitig wird das zeitgenössische Musikschaffen in Kontext zur Musik vergangener Epochen gestellt. Wichtiger Bestandteil der künstlerischen Arbeit ist der direkte Kontakt mit den Komponistinnen und Komponisten sowie der Austausch mit Kooperationspartnern. Das 25 Mitglieder umfassende Solistenensemble kann dank seiner mobilen Struktur flexibel auf jede Besetzung vom Solo bis zum grossen Ensemble zurückgreifen. So kann sich die Programmgestaltung ganz nach inhaltlichen Kriterien ausrichten. Die Mitglieder treten mit dem Ensemble auch solistisch in Erscheinung und nehmen neben ihrer Tätigkeit beim Collegium Novum Zürich führende Rollen im Schweizer Kulturleben ein. Das Collegium Novum Zürich, das von der Stadt und dem Kanton Zürich subventioniert wird, unterhält seit Jahren eine eigene Konzertreihe in Zürich, bei der regelmässig Ensemble-Projekte in der Tonhalle und an anderen Konzertorten in der Stadt realisiert werden. Weitere Konzertreihen suchen gezielt die spartenübergreifende Vernetzung der Künste sowie sinnfällige Verbindungen von musikalischem Programm und Konzertort. Das Collegium Novum Zürich brachte zahlreiche Werke zur Uraufführung, darunter Kompositionen von Marc Barden, Gary Berger, Anne Cleare, Xavier Dayer, Beat Furrer, Georg Friedrich Haas, Edu Haubensak, Hans Werner Henze, Klaus Huber, Martin Jaggi, Michael Jarrell, Arthur Kampela, Mischa Käser, Hermann Keller, Rudolf Kelterborn, Jorge López, Cécile Marti, Emmanuel Nunes, Helmut Oehring, Klaus Ospald, Enno Poppe, Philippe Racine, Andrea Lorenzo Scartazzini, Annette Schmucki, Nadir Vassena, Stefan Wirth und Gérard Zinsstag. Am Pult des Ensembles standen Dirigenten wie Pierre Boulez, Sylvain Cambreling, Friedrich Cerha, Mark Foster, Beat Furrer, Pablo Heras-Casado, Peter Hirsch, Heinz Holliger, Mauricio Kagel, Johannes Kalitzke, Roland Kluttig, Susanna Mälkki, Emilio Pomarìco, Enno Poppe, Peter Rundel, Jonathan Stockhammer, Michael Wendeberg, Jörg Widmann und Jürg Wyttenbach. Seit der Saison 2013/2014 arbeitet das Ensemble mit Jonathan Stockhammer als Conductor in Residence zusammen. Das Collegium Novum Zürich tritt regelmässig im In- und Ausland auf und gastiert bei renommierten Festivals und Veranstaltern wie Muziekgebouw Amsterdam, Berliner Festspiele/MaerzMusik, Ultraschall Berlin, Bregenzer Festspiele, Lucerne Festival, Philharmonie Luxembourg, November Music ’s-Hertogenbosch, Kölner Philharmonie, WDR Köln, Klangspuren Schwaz, Schwetzinger Festspiele, Wiener 13 Konzerthaus, Wittener Tage für neue Kammermusik, Warschauer Herbst und Tage für Neue Musik Zürich. DA MOTUS! danse performance DA MOTUS! wurde 1987 von Antonio Bühler und Brigitte Meuwly gegründet und ist seitdem in mehr 200 Städten in 44 Ländern aufgetreten. 2014 hat DA MOTUS! den Kulturpreis des Kantos Fribourg erhalten. Die Tänzerinnen und Tänzer sind in die Entwicklung der choreographischen Arbeiten einbezogen. Im Ergebnis entstehen Choreographien jenseits von flüchtigen Trends und Moden als Resultate eines ernsthaften und intensiven kreativen Prozesses. Oft reagieren die Arbeiten auf die spezifischen Gegebenheiten eines Raumes oder einer Out Door-Situation. Im Laufe der Jahre hat sich DA MOTUS! ein einzigartiges gestisches Vokabular erarbeitet, das oft genug in den Grenzbereichen der Tanz-Kunst angesiedelt ist, weshalb die Compagnie häufig in Produktionen ausserhalb der Tanzszene im engeren Sinne involviert war und ist. Aufgrund der Qualität der Arbeit erhält DA MOTUS! seit 2003 eine regelmässige Förderung durch den Kanton Fribourg und seit 2006 zusätzlich durch die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia und die Fondation Equilibre-Nuithonie Fribourg. DA MOTUS! wird ausserdem unterstützt durch die Loterie Romande, CORODIS Commission Romande de Diffusion des Spectacles und die Gemeinde Givisiez. Beat Gysin Beat Gysin (*1968) studierte in Basel Klavier, Chemie, Komposition (Thomas Kessler, Hanspeter Kyburz) und Musiktheorie (Roland Moser, Detlev Müller-Siemens). Der Komponist stammt aus einer Musikerfamilie und schrieb seit seiner Jugend über fünfzig (z.T. preisgekrönte) Werke für verschiedene Besetzungen. Hervorgehoben seien Aufführungen durch das Arditti-Quartett, die Basler Madrigalisten und die vielen Aufführungen durch die Ensembles Windspiel und umsn`jip. Ein besonderes Interesse von Beat Gysin gilt – über das klassische Komponieren hinaus – der Räumlichkeit klingender Phänomene. Ungewohnte Aufstellung der Instrumente und Mehrkanal-Tonband-Kompositionen erschaffen in seinen Werken überraschende Klangraumgebilde, welche die Musik in sich einbetten und verstärkt ein „euklidisches“, dreidimensionales Hören herausfordern, so zum Beispiel im Wahrnehmungsspiel „Hinter einer Glaswand“ oder in der Kammeroper „Marienglas“. Beat Gysin realisierte und realisiert an ausgewählten Orten Musiktheater, die sich mit dem Zusammenwirken zwischen der Szenerie des Ortes und den musikalischen Inhalten befassen, so zum Beispiel die Unterwasseroper „Skamander“ oder das Klang-Raum-Stück „Wasserreservoir“. Als weiteres Resultat seiner langjährigen Beschäftigung mit dem Themenkreis Musik und Raum hat Beat Gysin zwei Serien von Musikräumen entwickelt und mitentwickelt, „Adyton“ und „Modula“, die variabel sind und sich direkt zur Musik verändern, respektive bewegen können und die als Leichtbauten transportabel sind. Vorträge an verschiedenen Fachhochschulen, Vorstandsarbeit im Schweizerischen Tonkünstlerverein und dem Festival ZeitRäume Basel für Musik und Architektur runden seine Arbeit ab. Beat Gysin ist ein Gründungsmitglied der Biennale ZeitRäume Basel. Benedikt Hayoz Der 1984 geborene Komponist und Dirigent studierte Komposition, Dirigieren und Horn bei Isabel Mundry, Daniel Glaus, Jean-Claude Kolly und Matteo Ravarelli in Zürich, Fribourg und London. Hayoz arbeitet mit Solisten wie Christopher Redgate, Noëlle-Anne Darbellay, Samuel Stoll, Eveline Noth, Sarah Chardonnens-Lehmann und Dirigenten wie Johannes Kalitzke und Michael Wendeberg. Sein Schaffen führte zur Zusammenarbeit mit dem Ensemble Resonanz Hamburg, dem Saarländischen Rundfunkorchester Saarbrücken, dem Ensemble Chroma London und dem Ensemble Contrechamps Genf. Er ist Preisträger des Musikpreises 2012 der Kiefer Hablitzel Stiftung des Schweizer Tonkünstlervereins und erhielt das Stipendium 2010/11 der Kulturstiftung Landis & Gyr. Er gewann Preise bei den Kompositionswettbewerben Alan Bush London (1. Preis), Eric Coats Composition Prize London (3. Preis) und der Kompositionswerkstatt Saarbrücken. 14 Daniel Ott Geboren 1960 in Grub/Appenzell, arbeitet als Komponist, Pianist, Theaterschaffender und Autor landschaftsbezogener Werke. Klavierstudium, Aufbau freier Theatergruppen, Strassentheater mit Wagenbühne und Pferden, Theaterstudien in Paris und London. Kompositionsstudium bei Nicolaus A. Huber und Klaus Huber. Vor allem und das seit 25 Jahren: Arbeit als Komponist, Pianist, Innovator im Bereich Neues Musiktheater, interdisziplinär und situationsbezogen. Gründung des Festivals neue musik rümlingen. Zehn Jahre Lehrauftrag für Experimentelle Musik in Berlin. Musiktheater u.a. für die Staatsoper Stuttgart, das Theater Bielefeld, für die Donaueschinger Musiktage und die Wittener Tage für Neue Kammermusik. Situationsbezogene Arbeiten für die Expo Hannover (Musik zum Schweizer Pavillon von Peter Zumthor), für das Museum für Moderne Kunst MMK Frankfurt am Main, das Festival Alpentöne/Altdorf und den Wasserturm Berlin/Prenzlauer Berg. Landschaftskompositionen für den Hafen Sassnitz/Rügen, den Wallfahrtsort Heiligkreuz/Entlebuech, die Neisse zwischen Görlitz und Zgorzelec, den Rheinhafen Basel, die Elbe bei Hitzacker und die Ruhr bei Witten. Seit 2005 Professor für Komposition und Experimentelles Musiktheater an der Universität der Künste Berlin, seit 2015 Mitglied der Akademie der Künste Berlin. Ab 2016 gemeinsam mit Manos Tsangaris künstlerische Leitung der Münchener Biennale – Festival für neues Musiktheater. studio-klangraum studio-klangraum wurde 2008 von den Komponisten Lukas Langlotz und Beat Gysin gegründet. studioklangraum untersucht das Zusammenwirken von Raum und Musik. Raum wird im Sinn von Raumakustik und der Positionierung von Schallquellen verstanden, aber auch im Sinn von Ort und Szenerie. studioklangraum setzt sich mit wahrnehmungspsychologischen Problematiken die im Zusammenspiel von Klang und Raum entstehen, intensiv auseinander. Der Verein studio-klangraum bezweckt die Produktion, Durchführung und Finanzierung von Veranstaltunge und experimentiert gezielt in verschiedenartigen Räumen in der Schweiz und dem angrenzenden Ausland. Kathedralen, (unterirdische) Gangsysteme, Industrieanlagen, Schlösser: Wir untersuchen, welche Wirkung die Akustik solcher Räume, ihre Architektur, ihre Innengestaltung aber auch ihr geschichtlicher Hintergrund auf die Musik entfalten. Projektbezogen arbeitet studio-klangraum mit Ensembles, Solistinnen und Solisten zusammen. Die von studio-klangraum entworfenen Konzepte entstehen in enger Zusammenarbeit mit den Interpreten vor Ort. Unsere Erfahrungen fassen wir in Berichten zusammen. Sie verdichten sich von Zeit zu Zeit zu theoretischen Texten zum Thema Musik und Raum. Darüber hinaus veranstalten wir in regelmässigen Abständen Aufführungen, in welchen wir unsere Gedanken kompositorisch umsetzen Peter Tilling Geboren in Mainz, ist Peter Tilling Dirigent, Violoncellist und Pianist und gegenwärtig stellvertretender GMD und 1. Kapellmeister am Staatstheater Nürnberg. Er studierte Dirigieren bei Peter Eötvös, Violoncello bei Martin Ostertag, beides an der Musikhochschule Karlsruhe, sowie Klavier bei Paul Dan an der Musikhochschule Mannheim. Weitere Studien führten ihn zu Sylvain Cambreling, Franz Welser-Möst, Christoph Prick und Jorma Panula. Seinen ersten, prägenden Dirigierunterricht erhielt er durch GMD Prof. K. Eisenmann. Wichtige erste Klavierstudien begann er bei Prof. S. Panzer an der Musikhochschule Mannheim. Als Musiker, für den die Tradition und der historische Kontext ebenso wichtig sind wie die zeitgenössische und aktuelle Musik, hat Peter Tilling sowohl eine Karriere im deutschen Kapellmeister – und Opern-System verfolgt wie auch eine rege freie Tätigkeit mit Ensembles für Neue und alte Musik. Von 2003 – 2006 war er Kapellmeister und Solo-Repetitor am Badischen Staatstheater Karlsruhe. Direkt anschliessend war er 1. Kapellmeister am Theater St.Gallen. Neben seiner Tätigkeit als Operndirigent gilt sein besonderes Interesse der zeitgenössischen Musik. Er dirigierte Sciarrinos „Infinito Nero“ und Peter Maxwell Davies „Eight songs for a mad king“ am Theater Coburg, leitete Konzerte der Ensemble KNM Berlin mit neuen Werken von Anno Schreier und Johannes Motschmann wie Stücken von Ligeti, Xenakis und Rihm. Er ist Gründer und Initiator des ensemble risonanze erranti, einem Ensemble für Neue Musik. Er dirigierte dort bislang Musik von Feldman, Eimert, Schreier, Rihm, Berg, Stockhausen sowie Ur- und Erstaufführungen von Wolfgang Rihm, Jens Joneleit, Johannes Motschmann und Ernst 15 Krenek (2. Symphonische Musik op. 23). Eine CD mit Werken von Krenek ist in Vorbereitung. Manos Tsangaris Manos Tsangaris (*1956), Komponist, Trommler und Installationskünstler, zählt zu den bedeutendsten Vertretern des neuen Musiktheaters. Seine Werke finden international Beachtung und wurden u.a. auf zahlreichen renommierten Festivals aufgeführt. 2009 wurde er zum Professor für Komposition an die Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden berufen, im selben Jahr zum Mitglied der Akademie der Künste Berlin gewählt (2011 zum Direktor der Sektion Musik). Seit 2010 ist er Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste. Im Studienjahr 2012/13 war Tsangaris Artist In Residence der Zürcher Hochschule der Künste, seit Oktober 2012 ist er designierter künstlerischer Leiter der Münchener Biennale für Neues Musiktheater ab 2016 (zusammen mit Daniel Ott). Er gründete im Jahr 2011 das „Internationale Institut für Kunstermittlung“ (www.iike.de) und widmete sich Forschungen auf dem Gebiet der szenischen Anthropologie. Seit den 1970er Jahren hat Manos Tsangaris immer wieder innerhalb unterschiedlicher künstlerischer Formate die Bedingungen der Aufführung zum wesentlichen Gegenstand von Komposition gemacht. 16