" TERRAMethode Landschaftsbelastung durch Bebauung Untersuchung vor Ort: Temperaturmessreihe Überprüfen Sie am Beispiel der Stadt, in der Sie leben, die Behauptung, dass Innenstädte „Wärmeinseln“ sind. Vorbereitung – Besorgen Sie das notwendige Material: 1. Topographische Karte des Untersuchungsgebietes im Maßstab 1 : 50 000 oder besser noch 1 : 25 000 2. Digitale Thermometer (einen pro Messpunkt) 3. Uhren 4. Protokollblätter – Gleichen Sie die Temperatur der Thermometer untereinander ab. (Handelsübliche Thermometer sind normalerweise nicht geeicht und weisen deshalb untereinander bei der gleichen zu messenden Temperatur Unterschiede auf.) Markieren Sie dazu ein Thermometer als Referenzthermometer und notieren Sie sich bei verschiedenen Messungen an verschiedenen Punkten im Freien jeweils die Differenzen der anderen Thermometer dazu. Ist die Abweichung jeweils gleich, müssen Sie nichts Weiteres unternehmen. Ansonsten bilden Sie den Mittelwert der Abweichung. – Überlegen Sie sich, welche Punkte Sie untersuchen müssen, um die Behauptung, dass Innenstädte Wärmeinseln sind, zu überprüfen. – Bereiten Sie ein Protokollblatt für die Messung vor. – Legen Sie Termine für die Messungen fest. Beachten Sie dabei die Tageszeit und die jeweilige Wettersituation. (Strahlungsarme winterliche Hochdrucklagen in einer austauscharmen Luftschicht werden andere Ergebnisse bringen als stürmische Westwindlagen, Untersuchungen im Frühjahr andere als im Hochsommer.) 48 Durchführung – Bilden Sie Gruppen für die zu untersuchenden Punkte. – Ermitteln Sie an Ihrem Messpunkt mithilfe der topographischen Karte die Höhenlage. – Notieren Sie die Uhrzeit. – Messen Sie die Temperatur jeweils in etwa 2m über dem Boden im Schatten. – Wiederholen Sie die Messung zu jedem vorher festgelegten Zeitpunkt im Abstand von 10 Minuten zweimal. – Beschreiben Sie auf Ihrem Messprotokoll die Umgebung Ihres Messpunktes (z. B. Innenstadt mit engen Gassen und mehrstöckigen Hauswänden oder Wohnviertel im Vorort mit lockerer Reihenhausbebauung und etwa 40 % Freiflächen). – Nehmen Sie Angaben über die Wetterlage in Ihr Messprotokoll auf (leicht bedeckt, windig, klarer Himmel, leichter Niederschlag …). Auswertung – Ermitteln Sie den Durchschnittswert Ihres Messpunktes. – Berücksichtigen Sie mögliche Temperaturdifferenzen zum Referenzthermometer. – Stellen Sie auf einer geeigneten Karte die abgeglichenen Temperaturen der einzelnen Messpunkte mithilfe einer selbstentworfenen Temperaturskala dar. Interpretation – Analysieren Sie die Ergebnisse und überprüfen Sie, ob die eingangs aufgestellte Behauptung zutrifft. – Berücksichtigen Sie bei Ihrer Analyse Höhenlage (Temperaturgradient pro 100 m etwa 0,5 °C), Bebauung, Wetter und mögliche Messfehler. Mögliche Varianten – Untersuchen Sie Temperaturunterschiede im Umfeld Ihrer Schule. Messen Sie dazu die Temperaturen an Orten mit unterschiedlicher Oberfläche. – Vergleichen Sie die Temperaturen im Bereich eines innerörtlichen Friedhofs mit den Temperaturen im bebauten Gebiet. M13 Temperatur und Windströmungsprofil durch ein Wohnviertel am SW-Rand von Ludwigshafen (m über Niveau) 100 1,5 - 4,5 m/s NW SO (m ) Höhenströmung 100 Regionalströmung lokale und regionale Strömung 50 0,8 - 1,0 20 0,9 - 1,5 17,6° 10 1,0 - 1,2 18,5° 0,4 - 0,7 0,7 - 1,0 0,2 - 0,5 14,7° 17,6° Freiraum 18,8° Innenhof 19,0° 0,8 - 1,0 18,8° 17,2° Freifläche Stadtviertel mit Grünanteil ≤ 40% 18,8° 50 bodennahe Strömung an Bebauungsrändern 20 Absinkbewegungen über Grünräumen 10 15,8° 18,8° Lufttemperatur (°C) 0,8 - 1,0 Strömungsge- Gärten schwindigkeit (m/s) Viertel mit Grünanteil > 40% Wärmeinsel Nach Fritz Fezer: Das Klima der Städte. Gotha 1994, S. 96 Wärmeinsel Stadt Was sind die Ursachen für die Überwärmung? Die Einstrahlung im Bereich von Städten ist bis zu einem Fünftel geringer als in den umliegenden ländlichen Gebieten. Durch einen hohen Anteil an Stäuben, Schadstoffen und Kohlenstoffdioxid in der Luftschicht über der Stadt wird die Sonnenscheindauer und damit auch die Sonneneinstrahlung verringert. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Sonnenscheindauer in den Städten im Sommer um fast 25 Stunden im Monat gegenüber dem Umland verringert sein kann. Dennoch verzeichnen Städte trotz der geringeren Einstrahlung einen Nettogewinn an Wärme. Dieser Nettogewinn an Wärme (positive Temperaturanomalie) lässt sich wie folgt erklären. Durch die Anreicherung von Spurengasen und Wasserdampf in der Luftschicht über der Stadt bildet sich eine „Dunstglocke“, die wie das Glasdach eines Treibhauses die Durchschnittstemperaturen in den stark besiedelten Gebieten erhöht („Treibhauseffekt“). Die Stadtoberfläche absorbiert nämlich das eintreffende Sonnenlicht, erwärmt sich durch die aufgenommene Energie und sendet langwellige Wärme- oder Infrarotstrahlung aus. Diese kann jedoch die Dunstglocke, das Glasdach, nicht durchdringen, so dass die Wärme in der Stadt erhalten bleibt. Aber auch die Baukörper tragen zur Temperaturerhöhung bei, da sie die eingestrahlte Energie besonders gut absorbieren und an die Umgebung abstrahlen können. Ein dritter Faktor zur Erklärung der positiven Temperaturanomalie städtischer Räume sind schließlich die Wärmeemissionen, die bei der Gebäudeheizung, beim Betrieb von Maschinen oder aus dem KFZ-Verkehr anfallen. Generell gilt: Der städtische Wärmeinseleffekt, also die von den genannten Faktoren verursachte Überwärmung der bodennahen Luft, verstärkt sich mit zunehmendem Versiegelungsgrad der Stadtlandschaft. Je geringer der Anteil vegetationsbedeckter Flächen in einer Stadt ist, desto höher sind auch die Temperaturen. Ursache dafür ist die fehlende Verdunstung durch die Vegetation. Bis zu 400 Liter Wasser kann nämlich ein Baum an einem Sommertag verdunsten. Weil die Verdunstung von Wasser Wärme benötigt, kühlt sich die Umgebung ab. Gleichzeitig erhöht sich im Umfeld der Baumkrone die Luftfeuchtigkeit um bis zu 10 Prozent. 49 Mittelwerte maximaler Temperaturdifferenzen zwischen Stadt und Umland bei europäischen Großstädten in Abhängigkeit von der Einwohnerzahl Einwohnerzahl TemperaturdifferenzStadtkern Umland 10 000 100 000 1 000 000 10 000 000 4° C 6° C 8° C 10° C www.g-o.de