KONTAKTOPTIK KONTAKTOPTIK: Übersicht Kontaktlinsen Grundlagen Kontaktlinsentypen Flächen Zonen Formstabilität Kennzeichnung Spezialkontaktlinsen Medizinproduktegesetz 175 175 176 176 176 176 177 Kontaktlinsen mit sphärischer Wirkung Konstruktionsarten Flächen Kennzeichnung Sonderformen 178 178 179 180 Kontaktlinsen mit astigmatischer Wirkung Konstruktionsarten Flächen Markierung Kennzeichnung 181 181 181 182 Mehrstärkenkontaktlinsen Bezeichnungsweise Konstruktionsarten 183 183 Abbildungseigenschaften Sphärische Aberration Farbsaum Dezentration Sphärische und astigmatische Abweichung 185 185 185 185 Lichttechnische Eigenschaften Lichtdämpfung Reflexionsgrad 187 187 KONTAKTOPTIK: Übersicht OO OO OO OO System Kontaktlinse - A u g e Grundlagen Kontaktlinsenanpassung Kontaktlinsenkorrektion Harte Kontaktlinsen und sphärische Ametropie Kontaktlinse und Auge Tränenlinse Näherungsformel Kontaktlinse und Tränenlinse 190 190 191 192 Harte Kontaktlinsen und astigmatische Ametropie Regelmäßiger Astigmatismus Kontaktlinse und Tränenlinse Unregelmäßiger Astigmatismus 193 193 194 Weiche Kontaktlinsen Optische Besonderheiten Astigmatismus 195 195 Optische Unterschiede zur Brillenglaskorrektion Ursachen Blickfeld und Gesichtsfeld Netzhautbildgröße Akkommodationsaufwand und -erfolg Konvergenzbedarf Anisometropie Aniseikonie 196 196 197 198 199 200 200 Anwendungen Optische Gründe Ästhetische und psychologische Gründe Medizinisch-therapeutische Gründe Beruf und Freizeit Kontaktlinsenverordnung 201 202 202 202 203 Reinigungs- und Pflegemittel Reinigung und Pflege Pflegesysteme für harte Kontaktlinsen Pflegesysteme für weiche wasserhaltige Kontaktlinsen 204 204 204 KONTAKTOPTIK: Kontaktlinsen Kontaktlinsen Grundlagen Kontaktlinsentypen Der Oberbegriff Kontaktlinse steht für alle Sehhilfen, die einen direkten Kontakt mit dem vorderen Augenabschnitt haben. Kontaktlinsen werden unterschieden nach 1. ihrer Ausdehnung auf dem Auge in korneal (Bild 129a), korneoskleral und skleral (Bild 129b); 2. ihrer Flächenform in sphärisch, asphärisch, sphärischasphärisch, torisch und periphertorisch; 3. ihrem Flächenaufbau in einkurvig, mehrkurvig und asphärisch; 4. ihren Materialeigenschaften in hart (formstabil) und weich, in gasundurchlässig und gasdurchlässig, sowie bei den weichen in wasserhaltig und nicht wasserhaltig; 5. ihrer Auswirkung auf das Aussehen des Auges in kosmetische Kontaktlinsen und Iriskontaktlinsen; 6. der Dauer ihrer Anwendung in Tagestragelinsen und Linsen für verlängertes Tragen; 7. Austauschrhythmen zur einmaligen oder mehrmaligen Verwendung in Tageslinsen, 14-Tagelinsen, Monatslinsen, 3-Monatslinsen, 6-Monatslinsen und Linsen ohne geregelten Austausch. Bild 129 Schematisches Beispiel einer: a) Kornealkontaktlinse. h) Skleralkontaktlinse Flächen Die dem Objekt zugewandte Fläche einer Kontaktlinse heißt Vorderfläche, die dem Auge zugewandte Fläche Rückfläche. Besitzt eine Vorder- oder Rückfläche mehrere unterschiedliche sphärische koaxiale Krümmungsradien, dann heißt sie mehrkurvig. Eine rotationssymetrische Vorder- oder Rückfläche, deren Krümmungsradius sich vom Zentrum ausgehend zum Rand hin kontinuierlich ändert, ist eine rotationssymetrische asphärische Fläche. Kontaktlinsen werden im allgemeinen über die Form der Rückfläche charakterisiert. KONTAKTOPTIK: Kontaktlinsen Zonen Der Bereich einer Kontaktlinse, der die für die Korrektion benötigte dioptrische Wirkung aufweist, heißt optische Zone. Angaben zur optischen Zone beziehen sich in der Regel auf deren Durchmesser auf der Vorderfläche. Periphere Zonen sind Zonen im äußeren Bereich der Vorder- oder Rückfläche; sie können sphärisch, asphärisch oder konisch sein. Eine asphärische Zone ist ein gekrümmter Flächenbereich, der weder kugelförmig noch kegelförmig ist; die Form dieser Zone kann zum Beispiel ellipsoidisch, paraboloidisch oder hyperboloidisch sein (siehe Bild 132, S. 179). Eine Übergangszone (Verblendung) ist ein Bereich zwischen zwei Zonen (Kurven). Formstabilität Als Kriterium zur Unterscheidung zwischen harten und weichen Kontaktlinsen dient die Formstabilität. Diese wird im wesentlichen durch Materialkomponenten bestimmt. Harte (formstabile) Kontaktlinsen sind Linsen, die unter Normalbedingungen ihre Form ohne Unterstützung beibehalten. Weiche Kontaktlinsen verändern ohne unterstützende Hilfsmittel ihre Form. Hydrogellinsen sind weiche Kontaktlinsen, die aus wasserhaltigen Materialien hergestellt sind. Kennzeichnung Zur Kennzeichnung von Kontaktlinsen sind in jedem Fall Angaben notwendig zum Kontaktlinsentyp, Rückflächenradius, Scheitelbrechwert und Gesamtdurchmesser. In spezielleren Fällen sind außerdem Angaben erforderlich zur Exzentrizität, zur Torizität, zu verschiedenen Randkurven, zum Optikdurchmesser und zu sonstigen individuellen Kenngrößen. Spezialkontaktlinsen Spezialkontaktlinsen unterscheiden sich in ihren Aufgaben oder in ihrer Konstruktion deutlich von den gewöhnlichen Kontaktlinsentypen. Es gibt 1. Spezialkontaktlinsen, die sich in Material und Form nicht von normalen Linsen unterscheiden, die aber getönt, stärker gefärbt oder mit einer Irisstruktur versehen zur Anwendung kommen, 2. Spezialkontaktlinsen mit deutlich von normalen Kontaktlinsen abweichenden Profilen. Dazu gehören Kontaktlinsen mit torischen Rück- oder/und Vorderflächen, mit Stabilisierungselementen oder speziellen Geometrien wie sie zum Beispiel zur Korrektion bei Keratokonus benötigt werden. KONTAKTOPTIK: Kontaktlinsen Medizinproduktegesetz 177 Die rechtliche Grundlage der Kontaktlinsen-Entwicklung, der Kontaktlinsen-Herstellung und des Inverkehrbringens von Kontaktlinsen wurde früher durch das Arzneimittelgesetz geregelt. Diese Grundlage hat sich durch das Medizinproduktegesetz (MPG) vom August 1994 geändert. Kontaktlinsen sind jetzt in allen Ländern der EU gesetzlich identisch geregelt, und das MPG wurde erforderlich, um europäisches (EU-)Recht in deutsches Recht umzusetzen. Für Kontaktlinsen dient das MPG hauptsächlich dazu, • Mindestanforderungen an die Qualität von Kontaktlinsen bei der Entwicklung und Herstellung festzulegen, • dafür zu sorgen, daß die vorgesehene Zweckbestimmung nachweislich erreicht wird, • ein Höchstmaß an Sicherheit für alle Personen zu gewährleisten, die mit diesem Produkt in Kontakt kommen. Medizinprodukte werden in vier Risikoklassen eingeteilt, wobei eine höhere Klasse ein höheres Risiko bedeutet. Kontaktlinsen gehören zur Klasse Ha, Kontaktlinsen-Pflegemittel zur Klasse Ilb und weiche Kontaktlinsen zu therapeutischem Zweck mit Arzneimittel zur Klasse III. Der Kontaktlinsen-Träger muß als Endverbraucher mit ausreichenden Informationen versorgt werden, um die Kontaktlinsen über den vorgesehenen Zeitraum gebrauchsfähig und in einem einwandfreien hygienischen Zustand erhalten zu können (siehe Reinigungs- und Pflegemittel, S. 204). Der Kontaktlinsen-Anpasser ist dafür verantwortlich, daß die vom Hersteller zur Verfügung gestellte Gebrauchsinformation den Kontaktlinsen-Träger in vollem Umfang erreicht. Die Registrierung der Chargenbezeichnung der abgegebenen Kontaktlinsen mit dem Namen des Produktes und den Angaben zu den Linsenparametern ist für eine lückenlose Rückverfolgung bis hin zum Hersteller erforderlich. Unter dem Titel: "Hygienische Aufbereitung und Desinfektion von Kontaktlinsen-Anpaßsätzen" stellen die Hersteller von Kontaktlinsen ein Informationspapier mit folgendem Inhalt zur Verfügung: 1. Hygienisch richtiges Verhalten beim Aufsetzen einer Anpaßkontaktlinse, 2. Vorgehensweise beim Absetzen der Anpaßkontaktlinse, 3. Desinfektion und Aufbewahrung der Anpaßkontaktlinse, 4. Vorgehensweise bei über längere Zeit nicht verwendeten Anpaßkontaktlinsen, 5. Dokumentation. 178 KONTAKTOPTIK: Kontaktlinsen Kontaktlinsen mit sphärischer Wirkung Konstruktionsarten Kontaktlinsen mit sphärischer Wirkung können Korneal-, Korneoskleral- oder Skleralkontaktlinsen sein. Sie besitzen eine optische Zone mit einer sphärischen Wirkung und einen peripheren Bereich mit einer oder mehreren sphärischen, asphärischen oder konischen Zonen. Kontaktlinsen mit sphärischer Wirkung können unterschiedliche Rückflächenprofile haben. Die Form der peripheren Zone oder die Anzahl der peripheren Zonen dient zur Kennzeichnung der Kontaktlinse. der Rückfläche Flächen Bild 131 Schcitelkugel K mit dem Scheitelradius r bei einer Korncalkontaktlinse mit asphärischer Rückfläche s () Die Rückfläche einer Kontaktlinse besteht aus der eigentlichen Fläche und der Übergangszone zum Linsenrand. Wenn die Rückfläche nur einen Radius hat, handelt es sich um eine einkurvige Kontaktlinse. Die Rückfläche wird zwei- oder mehrkurvig genannt, wenn sie in der Peripherie zusätzlich verschiedene koaxiale Radien hat. Durch Verblendung der verschiedenen peripheren Kurven entsteht eine Randzone, die asphärisch genannt werden kann. In den letzten Jahren kommen verstärkt Kontaktlinsen mit asphärischen Flächen zur Anwendung, also mit Flächen deren Radius sich stufenlos zur Peripherie hin vergrößert. Diese Kontaktlinsen besitzen eine optische Zone, die nicht sphärisch ist. Der Rückflächenradius ändert sich kontinuierlich vom Scheitelpunkt zur Peripherie der Kontaktlinse (Bild 130). Im Bereich um den Scheitelpunkt kann die rotationssymmetrische asphärische Fläche durch eine Kugelfläche (Scheitelkugel) mit einem bestimmten Radius (Scheitelradius) angenähert werden (Bild 131). Das Profil der asphärischen Rückfläche entspricht bei einigen Linsentypen einem Kegelschnitt (Bild 132a), also entweder einer Ellipse, einer Parabel oder einer Hyperbel. Zur Beschrei- KONTAKTOPTIK: Kontaktlinsen 179 bung eines Kegelschnittes dient entweder der Gestaltsfaktor g oder die numerische Exzentrizität £ (Bild 132b). Bild 132 Kegelschnitte: a) Entstehung. b) Exzentrizitäten £• Der Zusammenhang beider Größen ist (127) g= 2 \-e . Für die einzelnen Kegelschnitte sind die Größen in Tabelle 20 aufgelistet. Tabelle 20 Gestaltsfaktorg und numerische Exzentrizität f. zur Beschreibung von Kegelschnitten Kegelschnitt Gestaltsfaktor Ellipse, hoch Kreis Ellipse, quer Parabel Hyperbel g>l 1>g>o 8=0 g<0 numerische Exzentrizität s e 0<£ £ 8 imaginär =0 < 1 = 1 > 1 Die meisten Kontaktlinsen mit asphärischer Rückfläche besitzen ein elliptisches Profil, das durch eine Exzentrizität von 0,4 bis 0,6 beschrieben wird. Die durch die asphärische Rückfläche verursachte Änderung der dioptrischen Wirkung der Kontaktlinse spielt in diesem Bereich keine praktisch bedeutsame Rolle. Neben kegelschnittförmigen Rückflächenprofilen kommen auch solche zur Anwendung, die nur durch mathematische Funktionen höherer Ordnung darstellbar sind. Kennzeichnung Nach dem Medizinproduktegesetz (MPG) müssen auf dem Kontaktlinsenbehälter folgende Angaben gemacht werden: • CE-Kennzeiehnung, • Kennzeichen des Herstellers (NN), • zentraler Rückflächenradius r in mm, 0 • Scheitelbrechwert in dpt, • Gesamtdurchmesser in mm. KONTAKTOPTIK: 180 Radius Hersteller- Scheitel- name brechwert Durchmesser Kontaktlinsen Kurzbezeichnung Linsentyp Hersteller r Ve talldatum adresse Produktname Durchmesser Erläuterungstext zum Produkt Com -Nr. = Versanddatum (Tag, Monat, Jahr) Ch -B : Bezeichnung eines Produktionsloses für die Rückverfolgbarkeit der Produkte (max. 8-stellig) Bild 133 Kennzeichnung von Kontaktlinsen auf den Behältern: a) Rundum-Etikett, b) Top-Etikett Sonderformen A.-Nr.: Interne LogistikNummer, die vom Anpasser zur Linsenidentifizierung verwendet werden kann. b) Bild 133 zeigt ein Beispiel. Zur Kennzeichnung einer Kontaktlinse mit sphärischer Wirkung und asphärischer Rückfläche ist zusätzlich noch die Angabe des Gestaltsfaktors g oder der numerischen Exzentrizität s in einer bestimmten Randzone (meist 30° peripher) erforderlich. Der Scheitelradius entspricht dem zentralen Rückflächenradius. Unter den Kontaktlinsen mit sphärischer Wirkung sind folgende Sonderformen von Bedeutung: 1. Periphertorische Kontaktlinsen mit einer sphärischen optischen Zone und einem peripheren torischen Bereich auf der Vorder- oder Rückfläche. Zu dieser Gruppe gehören die vorderflächenperipher-torischen und die rückflächenperipher-torischen Kontaktlinsen. Durch den peripheren torischen Bereich weist die optische Zone eine ovale Form auf; der kleinere Durchmesser des Ovals fällt mit der Richtung des flachsten Teils des peripheren Bereiches zusammen. 2. Rückflächenperipher-sphärisch-asphärische Kontaktlinsen. Diese haben eine sphärische optische Zone und eine Rückfläche die in einem Meridian sphärisch und in dem 90° dazu liegenden Meridian asphärisch ist. KONTAKTOPTIK: Kontaktlinsen 181 Kontaktlinsen mit astigmatischer Wirkung Konstruktionsarten Kontaktlinsen mit astigmatischer Wirkung besitzen mindestens eine torische Fläche im Bereich der optischen Zone und sind daher nicht rotationssymmetrisch. Sie werden als zentraltorische Kontaktlinsen bezeichnet. Der periphere Bereich kann sphärisch, asphärisch oder torisch gestaltet sein. Flächen Je nach der Lage der torischen Fläche wird zwischen vorderflächentorischen und rückflächentorischen Kontaktlinsen unterschieden (Bild 134). Bild 134 Zentraltorische Kontaktlinsen: a) vorderflächentorisch r Rückflächenradius () fMt a o i i r Vorderflächenradien, b) rückflächentorisch r ], r n Rückflächenradien r„ Vorderflächenradius 0 0 a r<a — ron Bild 135 Bitorische Kontaktlinse (Zeichen: siehe Legende zu Bild 134) Markierung Ist die Vorderfläche torisch, dann muß die Kontaktlinse mit einem „Stabilisierungselement" versehen werden, um die geforderte Zylinderachse der astigmatischen Wirkung der Kontaktlinse zu erhalten. Dabei werden folgende Stabilisierungsmöglichkeiten angewendet: • Prismenballast, • Stutzkante, • Prismenballast und Stutzkante, • dynamische Stabilisierung, • dezentriert-dynamische Stabilisierung. Sind Vorderfläche und Rückfläche torisch, dann liegt eine bitorische Kontaktlinse vor (Bild 135). Die Achsenrichtungen von Vorderflächentorus und Rückflächentorus können parallel, senkrecht oder schief zueinander stehen. Im zuletzt genannten Fall liegt eine schiefbitorische Kontaktlinse vor. Für eine Zuordnung von Rückflächenradien und Scheitelbrechwert sind auf der Vorderfläche der Kontaktlinse zwei eine Richtung definierende Zeichen dauerhaft aufzubringen. Diese Markierung soll in Richtung des größten Radius der Rückfläche verlaufen. Bei harten torischen 182 KONTAKTOPTIK: Kontaktlinsen Kontaktlinsen mit ausschließlich torischer Vorderfläche ist die Markierung parallel zur Stutzkante bzw. 90° zur Basislage der prismatischen Wirkung des Prismenballast anzubringen. Kennzeichnung Eine Kontaktlinse mit astigmatischer Wirkung wird auf der Verpackung folgendermaßen gekennzeichnet: • CE-Kennzeichnung, • Kennzeichen des Herstellers (NN), • Kurzzeichen des Kontaktlinsentyps, • zentrale Rückflächenradien in mm, • Scheitelbrechwerte in dpt, • Achsenlage (nur bei torischer Vorderfläche), • Gesamtdurchmesser in mm. KONTAKTOPTIK: Kontaktlinsen Mehrstärkenkontaktlinsen Bezeichnungsweise Kontaktlinsen mit zwei oder mehr optischen Zonen mit unterschiedlicher fokussierender Wirkung heißen Bifokal-, Trifokal- oder Multifokalkontaktlinsen. Konstruktionsarten Zur Korrektion von Presbyopie mit Kontaktlinsen werden drei verschiedene Konstruktionsarten verwendet. 1. Alternierender Typ (Bild 136): Diese Kontaktlinse ist so konstruiert, daß durch die jeweilige Stellung des Auges nur die für die zugehörige Objektentfernung bestimmte optische Zone vor der Pupille des Auges liegt. Vorzugsweise sind die beiden Zonen segmentförmig übereinander angeordnet. Eine Stabilisierung sorgt für die richtige Position auf dem Auge (Bild 137). Bild 136 Segmenlbifokalkontaktlinsen: a) Aufbauprinzip. b) alternierender Typ mit rückseitig verschmolzenem Nahteil Bild 137 Wirkungsweise von Bifokalkontaktlinsen des alternierenden Typs: a) Blick in die Ferne. b) Blick in die Nähe Simultaner Typ (Bild 138): Diese Kontaktlinse ist so konstruiert, daß die beiden optischen Zonen stets gleichzeitig vor der Pupille des Auges liegen. Vorzugsweise sind die beiden Zonen konzentrisch 184 KONTAKTOPTIK: Kontaktlinsen Bild 139 Wirkungsweise von Bifokalkontaktlinsen des simultanen Typs: a) Blick in die Ferne, b) Blick in die Nahe (Weitere Erläuterung im Text) b) angeordnet. Ihre Größen müssen so gewählt sein, daß sich genügend große Zonenbereiche vor der Pupille befinden. Eine solche Linse erzeugt von einem angeblickten Objekt stets zwei Netzhautbilder unterschiedlicher Schärfe. Beim Blick auf ein fernes Objekt liefert das Fernteil ein scharfes Bild O p auf der Netzhaut des Auges, das Nahteil ein Bild 0' vor der Netzhaut (Bild 139a). Beim Blick auf ein nahes Objekt liefert das Nahteil ein scharfes Bild 0' auf der Netzhaut des Auges, das Fernteil ein Bild 0' hinter der Netzhaut (Bild 139b). Um Sehstörungen zu vermeiden, muß das jeweils unschärfere Bild vom Sehzentrum unterdrückt werden. 3. Sonderformen: Die beiden zuvor beschriebenen Typen werden auch als Mischform angeboten. N N F KONTAKTOPTIK: Kontaktlinsen 185 Abbildungseigenschaften Sphärische Aberration Kontaktlinsen sind bezüglich der Abbildungseigenschaften stets in Verbindung mit dem Auge bzw. der davor befindlichen Tränenflüssigkeitsschicht zu betrachten. Der direkte Kontakt, den eine Kontaktlinse mit dem vorderen äußeren Augenabschnitt besitzt, verändert die dioptrische Wirkung und damit die sphärische Aberration der Hornhautvorderfläche in starkem Maße. Der größte Teil der dioptrischen Wirkung wird von der Vorderfläche der Kontaktlinse ausgeübt. Diese ist daher maßgebend für die Abbildungseigenschaften, so daß sich vor allem die sphärische Aberration dieser Fläche auf die Abbildungsqualität auswirkt. Farbsaum Die Größe des Farbsaumes hängt nach Formel (104) (S. 140) von der Größe der prismatischen Ablenkung und von der Abbeschen Zahl des Kontaktlinsenmaterials ab. Selbst bei Kontaktlinsen mit hohem Scheitelbrechwert ist die prismatische Wirkung, die bei einer Dezentration der Kontaktlinse entsteht, so gering, daß die Wahrnehmbarkeitsschwelle für Farbsäume nicht erreicht wird. Dezentration Eine dezentriert sitzende Kontaktlinse weist eine prismatische Wirkung auf, die mit der Prentice-Formel (99) (S. 122) abgeschätzt werden kann. Bei den vorkommenden Dezentrationen von höchstens 2 mm erreichen die prismatischen Ablenkungen nur geringe Beträge. Eine Sehstörung ist allenfalls dann zu erwarten, wenn durch Dezentrationen in vertikaler Richtung eine binokular-prismatische Wirkung mit vertikaler Basislage zustande kommt. Sphärische und astigmatische Abweichung Die korrigierende Wirkung einer Kontaktlinse ändert sich in Abhängigkeit von ihrer Dezentration, da sich bei einer dezentrierten Kontaktlinse sphärische und astigmatische Abweichungen ergeben. Diese Abweichungen werden hauptsächlich von dem prismatischen Strahlengang und von den Krümmungsverhältnissen an den beteiligten Flächenstücken beeinflußt. Je mehr sich die Flächengestalt der Hornhautvorderfläche und der Kontaktlinsenrückfläche der sphärischen Form im optischen Bereich annähert, desto geringer sind die Abweichungen bei Dezentration. 186 KONTAKTOPTIK: Kontaktlinsen Die Größe dieser Abweichungen läßt sich durch eine Berechnung der Strahlen für das optische System "dezentrierte Kontaktlinse-Hornhaut" bestimmen. Ein Beispiel ist in Bild 140 dargestellt. Da die tangentiale Komponente AT und die sagittale Komponente AS der Summe aus sphärischer und astigmatischer Abweichung positiv sind, ist ein Ausgleich durch positive Akkommodation nicht möglich. Aus optischen Gründen ist deshalb ein zentrierter Sitz der Kontaktlinse ein sinnvolles Anpaßziel. 2,0 dpt J 1,5 1,0 / f> Bild 140 Tangentiale Komponente AT und sagittale Komponente AS der sphärischen und astigmatischen Abweichung in Abhängigkeit von der Dezentration einer Kontaktlinse des Scheitelbrcchwertes S' = 5,0 dpt (Durchmesser 10.0 mm: Mittendicke 0.3 mm) mit sphärischer Vorderfläche (r i) = 7,18 mm; s - 0) und asphärischer Rückfläche (Scheitelradius r = 7.65 mm: Exzentrizität £= 0,47) a s / AT 0,5 / / y AS -0,5 0 0.5 Dezentration 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 mm 3,5 KONTAKTOPTIK: Kontaktlinsen Lichttechnische Eigenschaften Lichtdämpfung Lichtdämpfende Kontaktlinsen (Sonnenschutzkontaktlinsen) haben bisher eine nur geringe Bedeutung erlangt. Lediglich im UV-Bereich absorbierende Kontaktlinsen finden neuerdings eine weitere Verbreitung. Reflexionsgrad Die Reflexionseigenschaften von Kontaktlinsen müssen in Verbindung mit dem vorderen äußeren Augenabschnitt beurteilt werden. An den Grenzflächen optischer Medien unterschiedlicher Brechzahlen treten Reflexionen auf, deren Betrag nach der Fresnelschen Formel (66) (S. 51) von der Differenz der Brechzahlen abhängt. Für das System Kontaktlinse-Auge liefert die Reihenfolge Luft («[ = 1) - Tränenflüssigkeit (n = 1,336 ) - Kontaktlinse (n =1,39 bis 1,49) - Tränenflüssigkeit - Hornhautvorderfläche (n =1,376 ) einen Reflexionsgrad zwischen 2,15% und 2,67 %. Dieser liegt nur unwesentlich über dem des Auges allein, der sich aus den Grenzflächen Luft - Tränenflüssigkeit - Hornhautvorderfläche zu 2,09 % ergibt. T K H KONTAKTOPTIK: System Kontaktlinse - Auge System Kontaktlinse - Auge Grundlagen Kontaktlinsenanpassung Die Kontaktlinsenanpassung umfaßt die Bestimmung der dioptrischen Wirkung der Kontaktlinse, die Auswahl der für das zu korrigierende Auge optimalen Kontaktlinse sowie die Nachbetreuung des Kontaktlinsen-Trägers. Kontaktlinsenkorrektion Zwischen Brillenglas und Kontaktlinse bestehen in der Benutzung grundlegende Unterschiede, die optische Auswirkungen haben. Der unterschiedliche Abstand von Brillenglas und Kontaktlinse von der Hornhautvorderfläche erfordert eine Umrechnung der „Brillenglaskorrektion" S' , die bei der Augenglasbestimmung für einen bestimmten Hornhaut-Scheitelabstand e ermittelt wurde, in die auf den vorderen Hornhautscheitel (e = 0) bezogene Korrektion (Bild 141). Diese für das optische System Tränenlinse-Kontaktlinse erforderliche Wirkung wird als „Kontaktlinsenkorrektion" S' bezeichnet. Für die Umrechnung der Brillenglaskorrektion in die Kontaktlinsenkorrektion gilt gemäß Formel (113) (S. 155) die Beziehung Br KT S'n, (128) l-e-S R l wobei der Hornhaut-Scheitelabstand e in Meter einzusetzen ist. Die Auswertung der Formel (128) liefert: 1. Für ein hyperopes Auge ist die Kontaktlinsenkorrektion stärker positiv als der Scheitelbrechwert des korrigierenden Brillenglases. 2. Für ein myopes Auge ist die Kontaktlinsenkorrektion schwächer negativ als der Scheitelbrechwert des korrigierenden Brillenglases. 3. Eine Umrechnung von der Brillenglaskorrektion in die Kontaktlinsenkorrektion ist erst ab Scheitelbrechwerten von ±4,0 dpt notwendig. Wird in den Zusatztabellen 5 (S. 311) und 6 (S. 312) S' durch S' ersetzt und S' durch S' , dann sind die Unterschiede zwischen S' und S' für negative Scheitelbrechwerte aus Zusatztabelle 5, für positive Scheitelbrechwerte aus Zusatztabelle 6 bei dem jeweiligen HSA zu entnehmen. Brl KT Br2 KJ Br Br KONTAKTOPTIK: System Kontaktlinse - Auge a) Bild 141 Übergang von Brillenglaskorrektion auf Kontaktlinsenkorrektion: a) bei Myopie, b) bei Hyperopie R Fernpunkt des Auges e Hornhaut-Scheitelabstand a Fernpunktrefraktion R bildseitiger Brennpunkt des Brillenglases bildseitiger Brennpunkt der Kontaktlinse bildseitige fokale Schnittweite des Brillenglases bildseitige fokale Schnittweite der Kontaktlinse 89 KONTAKTOPTIK: 190 System Kontaktlinse - Auge Harte Kontaktlinsen und sphärische Ametropie Kontaktlinse und Auge Bild 142 System Kontaktlinse - Tränenflüssigkeit - Hornhaut (««. «T. « H Brechzahl der betreffenden Schicht) Tränenlinse Bild 143 H 0 H 0 M Der Rückflächenradius der Kontaktlinse legt die Form der Tränenschicht (Tränenlinse) zwischen Kontaktlinse und Hornhaut fest. Sind der zentrale Rückflächenradius r der Kontaktlinse und der Radius r der Hornhautvorderfläche konzentrisch, dann ist die Kontaktlinse durch einen sehr dünnen, gleichmäßigen Tränenfilm von der Hornhaut getrennt. Dies ist bei einer „Parallelanpassung" der Fall (Bild 143a). 0 Tränenfilm unter einer Kontaktlinse: a) mit r = r , b) mit r„ < r . c) mit r > r /j) / Zwischen Kontaktlinse und Auge befindet sich eine dünne Tränenschicht (Bild 142), wodurch • der Brechwert der Kontaktlinsenrückfläche verändert wird, • die Tränenschicht infolge ihrer Form und Dicke einen gewissen Scheitelbrechwert besitzt (Tränenlinse), • der Brechwert der Hornhautvorderfläche verändert wird. Das aus Kontaktlinse, Tränenflüssigkeit und Hornhautvorderfläche zusammengesetzte optische System muß die Ametropie des Auges ausgleichen. Zusätzlich wird verlangt, daß die Kontaktlinse einen optimalen Sitz auf der Hornhaut erhält, um Verträglichkeitsschwierigkeiten zu vermeiden. Dazu wird die Rückfläche der Kontaktlinse nach Erfahrungswerten (in Abhängigkeit vom Linsentyp) so bestimmt, daß sie dem Profil der Hornhaut angenähert ist. Für die folgenden optischen Aussagen wird vereinfachend angenommen, daß Kontaktlinse und Hornhautvorderfläche sphärisch sind, was für die Hornhautvorderfläche in der Regel nicht gilt. H Radius Hornhautvorderfläche Radius Kontaktlinsenrückfläche H KONTAKTOPTIK: System Kontaktlinse - Auge Sind der zentrale Rückflächenradius r der Kontaktlinse und der Radius r der Hornhautvorderfläche nicht konzentrisch, dann sind zwei Fälle zu unterscheiden. Ist r kleiner als r , dann überbrückt die Kontaktlinse den Hornhautscheitel und liegt an der Hornhautperipherie auf. Der entstandene Tränensee hat die Form eines positiven Meniskus; er bildet eine positive Tränenlinse. Dies ist bei einer „Steilanpassung" der Fall (Bild 143b). Ist r größer als r , dann berührt die Kontaktlinse im allgemeinen den Hornhautscheitel. In der Hornhautperipherie entsteht dann ein Zwischenraum, der durch Tränenflüssigkeit aufgefüllt wird. Der Tränensee nimmt die Form eines dünnen negativen Meniskus an; er bildet eine negative Tränenlinse. Dies ist bei einer „Flachanpassung" der Fall (Bild 143c). Die fokussierende Wirkung der Tränenlinse wird für die Korrektion des ametropen Auges berücksichtigt. Zur Berechnung der fokussierende Wirkung der Tränenlinse wird diese isoliert betrachtet (Bild 144). Der Radius r der Vorderfläche der Tränenlinse entspricht dem zentralen Rückflächenradius r der Kontaktlinse, und der Radius r der Rückfläche der Tränenlinse ist gleich dem Radius r der Hornhautvorderfläche. Die Mittendicke der Tränenlinse hängt von der Anpaßart ab, überschreitet aber auch bei Steilanpassungen im allgemeinen 0,1 mm nicht. Ist die Brechzahl der Tränenflüssigkeit bekannt, so kann der Scheitelbrechwert der Tränenlinse in Luft berechnet werden. 0 H H () H H n 0 2T H Näherungsformel Für praktische Zwecke ist die Anwendung einer Näherungsformel ausreichend. Die Auswertung exakter Berechnungen des Scheitelbrechwertes ergibt eine leicht überschaubare Abhängigkeit des Scheitelbrechwertes Sj der Tränenlinse von der Differenz Ar der Radien von Hornhautvorderfläche r und Kontaktlinsenrückfläche r . Für den Bereich der üblichen Anpassungen und für Werte von r zwischen 7,20 mm und 8,50 mm gilt mit hinreichender Genauigkeit die Näherungsformel: H 0 a (129) S'j =5-^-Ar mm (für Zlr bis+0,15 mm). Bei Steilanpassungen ist Ar > 0 und folglich der Scheitelbrechwert der gebildeten Tränenlinse positiv; bei Flachanpassungen ist Ar < 0 und damit der Scheitelbrechwert negativ. 192 System Kontaktlinse - Auge KONTAKTOPTIK: Die Näherungsformel (129) besagt, daß pro ±0,05 mm Differenz zwischen den Radien von Kontaktlinsenrückfläche und Hornhautvorderfläche eine Tränenlinse mit einem Scheitelbrechwert von ungefähr ± 0,25 dpt entsteht. Die Näherungsformel liefert für positive Tränenlinsen wegen der höheren Mittendicke ungenauere Ergebnisse als für negative Tränenlinsen. Kontaktlinse und Tränenlinse Die Tränenlinse auf dem Auge befindet sich in direktem Kontakt sowohl mit der Kontaktlinse als auch mit der Hornhaut. Kontaktlinse und Tränenlinse (beide als unendlich dünn angenommen) bilden ein optisches System, dessen Scheitelbrechwert S' die Summe der in Luft bestimmten Scheitelbrechwerte der Komponenten Kontaktlinse und Tränenlinse ist: KT s;< = S' (130) T K Die Korrektion eines ametropen Auges mit Hilfe von Kontaktlinse und Tränenlinse folgt den gleichen Gesetzmäßigkeiten wie die mit einem Brillenglas. Der bildseitige Brennpunkt F^ des aus Kontaktlinse und Tränenlinse zusammengesetzten Korrektionssystems muß mit dem Fernpunkt des zu korrigierenden Auges zusammenfallen (siehe Bild 141, S. 189). Die Umrechnung der Brillenglaskorrektion auf den vorderen Hornhautscheitel nach Formel (128) (S. 188) liefert den Scheitelbrechwert S' (Kontaktlinsenkorrektion), den das System Kontaktlinse-Tränenlinse in Luft aufweisen muß, um die erforderliche Korrektionswirkung auszuüben. Der Scheitelbrechwert S' der Kontaktlinse unterscheidet sich von der Kontaktlinsenkorrektion um den Scheitelbrechwert Sj der Tränenlinse: T KT K (131) S' K =S' -S' . KT T Reduziert sich die Tränenlinse auf einen dünnen Tränenfilm (Parallelanpassung), dann trägt die Kontaktlinse allein die Korrektionswirkung. Wird für die Anpassung eine afokale Kontaktlinse ( S' = 0 ) verwendet, dann muß die Tränenlinse die Korrektionswirkung übernehmen. Bei den meisten Anpassungen von harten Kontaktlinsen übernimmt die Kontaktlinse den größten Teil der Korrektionswirkung. K KONTAKTOPTIK: System Kontaktlinse - Auge 193 Harte Kontaktlinsen und astigmatische Ametropie Regelmäßiger Astigmatismus Ein Astigmatismus ist zurückzuführen auf die Hornhaut, auf die Augenlinse oder (und das ist der häufigste Fall) auf beide (Bild 145). Da ein regelmäßiger (regulärer) Astigmatismus durch zwei zueinander senkrechte Hauptschnitte gekennzeichnet ist, kann er durch ein optisches System mit astigmatischer Wirkung korrigiert werden. Brillenglaskorrektionen für astigmatische Ametropien sind daher sphärozylindrische Kombinationen. Bei einer entsprechenden Korrektion mit Kontaktlinsen verteilt sich die gesamte Korrektionswirkung, wie bei der sphärischen Ametropie beschrieben, auf Kontaktlinse und Tränenlinse. Kontaktlinse und Tränenlinse Die Mehrzahl der Hornhautvorderflächen ist im optisch wirksamen Teil vor der Pupille annähernd torisch. In Verbindung mit einer sphärischen Kontaktlinsenrückfläche bildet sich eine Tränenlinse aus, deren von der Kontaktlinse begrenzte Vorderfläche sphärisch und deren von der Hornhaut begrenzte Rückfläche torisch ist. Es entsteht folglich eine rückflächentorische Tränenlinse mit dem Vorderflächenradius r = r , wobei r der Rückflächenradius der Kontaktlinse ist, sowie mit den beiden Rückflächenradien r = r und r = r , wobei r der Radius der Hornhautvorderfläche im flachsten Meridian und r der Radius der Hornhautvorderfläche im steilsten Meridian sind. Die isoliert und von Luft begrenzt gedachte Tränenlinse hat eine astigmatische Wirkung, deren astigmatische Differenz C sich aus den Hornhautradien in den beiden Hauptschnitten ergibt: Astigmatismus der Hornhautvorderfläche n T[ HI {) TII 0 HII HI HU Astigmatismus der Augenlinse T (132) Astigmatismus der Hornhautrückfläche Bild 145 Zusammensetzung des Gesamt- C T 1 =(l-n ) T Für die astigmatisch wirkende an Luft grenzende Hornhautvorderfläche ist die astigmatische Differenz C (der Hornhautastigmatismus): H astigmatismus eines Auges (133) 1 C H =("H - ' ) I Bei immer dünner werdendem Luftzwischenraum zwischen Tränenlinsenrückfläche und Hornhautvorderfläche liefert die 194 System Kontaktlinse - Auge KONTAKTOPTIK: gemeinsame astigmatische Wirkung der beiden Flächen die astigmatische Differenz C : K T (134) C K T =C +C T =(n H H 1 -n ) T Da C < C ist, korrigiert die rückflächentorische Tränenlinse einen beträchtlichen Teil des Astigmatismus der Hornhautvorderfläche. Aus Formel (134) und (133) ergibt sich mit den Brechzahlen für die Tränenflüssigkeit (w =1,336 ) und für die Hornhaut ( n = 1,376 ) das für die Kontaktlinsenanpassung wichtige Ergebnis: K T H T H (135) Bild 146 Korrektion eines irregulären Astigmatismus durch die Tränenflüssigkeil unter einer harten Kontaktlinse Unregelmäßiger Astigmatismus = 0,106 C, oder C K T = 0,106-C . H Die rückflächentorische Tränenlinse, die sich zwischen einer harten Kontaktlinse mit sphärischer Rückfläche und sphärischer Wirkung und einer torischen Hornhautvorderfläche ausbildet, korrigiert nach (135) den Astigmatismus der Hornhautvorderfläche bis auf einen Rest von etwa 10,6 Prozent. Ist der Astigmatismus eines ametropen Auges ein reiner Hornhautastigmatismus, dann reicht daher in der Regel (bis etwa 2 dpt) die Korrektion durch die rückflächentorische Tränenlinse aus. Wird eine schlechte Sehleistung durch eine unregelmäßige Hornhautvorderfläche hervorgerufen, dann ist eine zufriedenstellende Brillenglaskorrektion im allgemeinen nicht möglich. Ein solcher unregelmäßiger (irregulärer) Astigmatismus kann durch Verletzungen oder Erkrankungen der Hornhaut, durch Keratokonus (kegelförmige Vorwölbung der Hornhaut, siehe Bild 151, S. 201) oder nach Operationen auftreten. Wegen der annähernden Gleichheit der Brechzahlen von Tränenflüssigkeit und Hornhaut kann mit einer harten Kontaktlinse oft eine Verbesserung der Sehleistung erzielt werden. Die Tränenflüssigkeit „füllt" die Unregelmäßigkeiten der Hornhautvorderfläche aus (Bild 146) und reduziert deren dioptrische Wirkung auf etwa 10,6 Prozent des in Luft vorhandenen Betrages. KONTAKTOPTIK: System Kontaktlinse - Auge Weiche Kontaktlinsen Optische Besonderheiten Eine weiche Kontaktlinse hat meist einen größeren Gesamtdurchmesser als die Hornhaut und wird flach angepaßt. Der zentrale Rückflächenradius der Kontaktlinse ist daher größer als der zentrale Radius der Hornhautvorderfläche. Auf dem Auge schmiegt sich eine weiche Kontaktlinse der Hornhautvorderfläche an. Es bildet sich nur eine sehr dünne Tränenschicht, aber keine optisch wirksame Tränenlinse. Die Kontaktlinsenrückfläche nimmt auf dem Auge die Krümmung der Hornhautvorderfläche an. Gleichzeitig erfährt auch die Vorderfläche der weichen Kontaktlinse eine entsprechende Durchbiegung und ist daher im Bereich der optischen Zone ebenfalls sphärisch oder torisch. Da eine Tränenlinse nicht zustande kommt (Sj =0), muß nach Formel (131) (S. 192) die weiche Kontaktlinse die gesamte Korrektionswirkung übernehmen: (136) S' =S' . K K1 Bei der Bestimmung des Scheitelbrechwertes einer weichen Kontaktlinse muß ein „Durchbiegungseffekt" berücksichtigt werden. Da sich bei dieser Durchbiegung die Radien beider Kontaktlinsenflächen ändern, ändert sich zwangsläufig auch der Scheitelbrechwert. Praktische Erfahrungen weisen auf eine minimale Änderung des Scheitelbrechwertes in Richtung „mehr Minus" hin. Astigmatismus Eine weiche Kontaktlinse mit sphärischer Wirkung auf einer torischen Hornhautvorderfläche erfährt eine solche Durchbiegung, daß sie ebenfalls eine torische Vorderfläche aufweist. Zahlreiche Untersuchungen haben ergeben, daß sich die „Torizität" genannte Differenz der Radien im flachsten und steilsten Meridian der Kontaktlinsenvorderfläche im Mittel kaum von derjenigen der Hornhautvorderfläche unterscheidet. Daraus kann auch rechnerisch abgeleitet werden, daß eine weiche Kontaktlinse mit sphärischer Wirkung einen Astigmatismus, der durch die Hornhautvorderfläche entsteht, nicht nennenswert beeinflußt, weshalb auch der Gesamtastigmatismus eines Auges nicht wesentlich verändert wird. 196 KONTAKTOPTIK: System Kontaktlinse - Auge Optische Unterschiede zur Brillenglaskorrektion Ursachen Ein mit Brillengläsern korrigierter Ametroper hat nicht die Sehverhältnisse eines Emmetropen, denn 1. die Brillengläser sind in einem Abstand von ungefähr 12 bis 20 mm vor dem objektseitigen Augenhauptpunkt angeordnet, 2. die Augen können hinter den Brillengläsern unabhängige Blickbewegungen ausführen, 3. beim Blick durch Randpartien treten prismatische Nebenwirkungen auf. Ein mit Kontaktlinsen korrigierter Ametroper findet nahezu die Sehverhältnisse eines Emmetropen vor, denn 1. die Kontaktlinsen sitzen unmittelbar auf der Tränenflüssigkeit vor den Augen in einem Abstand von nur etwa 1,5 mm vom objektseitigen Augenhauptpunkt, 2. die Kontaktlinsen machen alle Blickbewegungen der Augen mit, 3. es wird im allgemeinen nur ein zentraler Bereich von etwa 5 mm Durchmesser benutzt, weshalb die prismatischen Nebenwirkungen vernachlässigbar klein sind. Wechselt ein Ametroper von Brillengläsern zu Kontaktlinsen, dann wird er optisch annähernd in den Zustand eines Emmetropen mit gleich lang gebauten Augen versetzt. Er nimmt Unterschiede wahr hinsichtlich Blick- und Gesichtsfeld, Netzhautbildgrößen, Akkommodation und Konvergenz, die insbesondere bei beginnender Presbyopie und bei Anisometropie bedeutsam sein können. Die optischen Unterschiede werden um so auffallender, je stärker die Ametropie ist. Blickfeld und Gesichtsfeld Unabhängig von der Ametropie wird beim Wechsel von Brillengläsern zu Kontaktlinsen nahezu das Blick- und Gesichtsfeld eines Emmetropen erreicht. Ein Ametroper erfährt beim Übergang von einer Brillenglaskorrektion zu einer Kontaktlinsenkorrektion eine Vergrößerung des Gesichtsfeldes. Diese ist um so ausgeprägter, je stärker die Ametropie ist. Die Unterschiede sind in Bild 147 dargestellt. Ähnliche Aussagen gelten für das Blickfeld und seine Veränderungen. KONTAKTOPTIK: System Kontaktlinse - Auge A - A: scharfes Gesichtsfeld B - B: scharfes Gesichtsfeld C - C: scharfes Gesichtsfeld B - C: Bildverdopplung C - B: Ringskotom C - A: unscharfes Gesichtsfeld B - A: unscharfes Gesichtsfeld b) a) Bild 147 Gesichtsfelder bei der Korrektion mit Brillenglas und Kontaktlinse: a) myopes Auge mit Brillenglas, b) hyperopes Auge mit Brillenglas, c) Auge mit Kontaktlinse von Br zu KT • • • • • • • • • • :n 5 Bild 148 ! Ungefähre prozentuale Änderung der Netzhautbildgrößen beim Wechsel zwischen Brillenglaskorrektion Br (mite = 12 mm) und Kontaktlinsenkorrektion KT in Abhängigkeit von der Fempunktrefraktion A (ohne Berücksichtigung der Eigenvergrößerung) R Netzhautbildgröße -10 s • • • • • • 2o> | * • • • -20 ' vc n KT zu Br s • > s °= -30 -20 -15 -10 Fernpunktrefraktion /A -5 0 10 15 dpt 20 H Bei Annäherung eines Korrektionsmittels an das Auge nähert sich die Systemvergrößerung der Formel (122) (S. 164) dem Wert 1, und die Netzhautbilder im korrigierten Auge sind dann etwa so groß wie im gleich lang gebauten emmetropen Auge, falls die Eigenvergrößerung des Korrektionsmittels vernach- 198 KONTAKTOPTIK: System Kontaktlinse - Auge lässigt werden kann. Dieser Fall liegt bei der Korrektion mit Kontaktlinsen vor. Beim Wechsel von einer Brillenglaskorrektion zu einer Kontaktinsenkorrektion erfährt ein Hyperoper eine relative Netzhautbildverkleinerung, die bei stärkerer Ametropie von einer merklichen Verschlechterung der Sehschärfe begleitet sein kann. Ein Myoper erfährt dagegen eine relative Netzhautbildvergrößerung, die zu einer merklichen Verbesserung der Sehschärfe führen kann. Der prozentuale Netzhautbildgrößenunterschied, den ein Ametroper beim Übergang von Brillengläsern zu Kontaktlinsen wahrnimmt, ist in Bild 148 (S. 197) wiedergegeben. Akkommodationsaufwand und -erfolg Da Kontaktlinsen einen wesentlich kleineren Abstand vom objektseitigen Augenhauptpunkt besitzen (1 bis 2 mm je nach Akkommodationszustand) als Brillengläser (12 mm und mehr), muß auf die gleiche Objektentfernung ein mit Kontaktlinsen korrigierter Hyperoper weniger, ein Myoper dagegen mehr akkommodieren als bei der Korrektion mit Brillengläsern. Diese Unterschiede zwischen dem für einen bestimmten Akkommodationserfolg cc nötigen Akkommodationsaufwand cc bei der Korrektion mit Brillengläsern und mit Kontaktlinsen sind in Bild 149 dargestellt. 5 dpt Br ® . KT© Br® E 2 Bild 149 Abhängigkeit des mit Brillenglas Br (mit e - 12 mm) und mit Kontaktlinse KT erforderlichen Akkommodationsaufwandes cc von der Kernpunktrefraktion A für die Einstellentfernungen KT ® TS Br® KT® I 1 R ® : aE.cc = - 0 , 3 3 m , = - 0.5 m , ® : «F , =-l m -20 -15 -10 Fernpunktrefraktion An 5 10 15 dpt 20 KONTAKTOPTIK: System Kontaktlinse - Auge 199 Die Unterschiede im erforderlichen Akkommodationsaufwand gewinnen bei beginnender Presbyopie besondere Bedeutung. Da bei der Korrektion mit Kontaktlinsen bezüglich der Akkommodation etwa die Sehverhältnisse eines Emmetropen hergestellt werden, benötigt ein Hyperoper mit Kontaktlinsen einen Nahzusatz später als mit Brillengläsern. Ein Myoper dagegen braucht mit Kontaktlinsen einen Nahzusatz früher als mit Brillengläsern. Konvergenzbedarf Bild 150 Unterschied des Konvergenzbedarfs mit Kontaktlinsen KT und mit Brillengläsern Br: a) bei Myopie. b) bei Hyperopie a halber Konvergenzwinkel Da Kontaktlinsen bei zentriertem Sitz auf der Hornhaut die Blickbewegungen des Augenpaares weitgehend mitmachen, liegen auch bezüglich des Konvergenzbedarfs nahezu die Verhältnisse eines Emmetropen vor. Infolgedessen muß ein hyperopes Augenpaar mit Kontaktlinsen weniger und ein myopes Augenpaar mehr konvergieren als mit Brillengläsern, um ein in der Nähe gelegenes Objekt binokular einfach zu sehen. Bild 150 zeigt diese durch die prismatischen Nebenwirkungen der Brillengläser bedingten Unterschiede. AKTOPTIK: System Kontaktlinse - Auge Wird ein anisometropes Augenpaar mit Brillengläsern korrigiert, so ergeben sich 1. unterschiedlich große Blick- und Gesichtsfelder für beide Augen, 2. fusionale Vergenzbelastungen beim Blick durch Stellen außerhalb der Bezugspunkte (aufgrund der binokular-prismatischen Wirkung). 3. unterschiedliche Akkommodationserfolge cc für beide Augen bei gleichem Akkommodationsaufwand. Ein Wechsel zu Kontaktlinsen vermeidet diese Auswirkungen einer Brillenglaskorrektion. Bei Anisometropie kommt den Netzhautbildgrößen in den beiden Augen eine besondere Bedeutung zu, da ein Unterschied zwischen ihnen zu optischer Aniseikonie führen kann. Ist eine bei der Augenglasbestimmung im Hornhaut-Scheitelabstand e (in cm) gemessene Aniseikonie N* (in %) positiv Br (größerer Seheindruck gehört zum stärker hyperopen oder schwächer myopen Auge), dann führt eine Verringerung des HSA zu einer Verkleinerung der Aniseikonie. Unter Vernachlässigung der Eigenvergrößerung der Korrektionsmittel kann die beim Übergang auf Kontaktlinsen zu erwartende Aniseikonie N* (in %) nach Formel (125) (S. 166) in einfacher Weise abgeschätzt werden: (137) N' =Nl-eAS', KJ KT wobei AS' (in dpt) die anisometropische Differenz ist. Bei geometrisch-optischen Überlegungen zur Korrektion einer Anisometropie bleiben jedoch anatomische Faktoren (Struktur der Netzhautelemente) und psychische Faktoren (Verarbeitung der Sehreize in der Sehrinde) unberücksichtigt, weshalb eine sichere Aussage nur durch eine Messung der Aniseikonie geliefert werden kann. Einen Sonderfall der Brechwert-Anisometropie stellt die einseitige Linsenlosigkeit (einseitige Aphakie) dar. Die Korrektion mit einem Brillenglas hat (bei emmetropem anderen Auge) eine optische Aniseikonie von ungefähr 25 % zur Folge. Durch eine Kontaktlinse kann der Unterschied der Netzhautbildgrößen auf wenige Prozent (etwa 4%) herabgesetzt werden. In zahlreichen Fällen ist damit ein hinreichendes Binokularsehen möglich. KONTAKTOPTIK: System Kontaktlinse - Auge Anwendungen Optische Gründe Bild 151 Korrektion eines Keratokonus durch die Tränenflüssigkeit unter einer harten Kontaktlinse Eine Anpassung von Kontaktlinsen aus optischen Gründen ist dann gegeben, wenn Kontaktlinsen optisch günstiger sind als Brillengläser und zu einer Verbesserung der Sehleistung führen. Zu dieser Gruppe von Anwendungen zählen die Fälle, in denen Kontaktlinsen 1. eine irreguläre Hornhaut „ersetzen", 2. ein beidäugiges Sehen vermitteln, 3. ein „besseres" Sehen ermöglichen. Zu 1.: Unregelmäßige Deformationen der Hornhautvorderfläche werden von Kontaktlinsen, speziell harten, in Verbindung mit der Tränenflüssigkeit fast vollständig ausgeglichen. Die unregelmäßige Hornhaut erhält auf diese Weise künstlich eine regelmäßige Form; die optische Abbildung wird durch die Vorderfläche der Kontaktlinse bestimmt. Die unregelmäßigen Bereiche dürfen jedoch nicht eingetrübt sein. Bei Keratokonus verliert das Zentrum der Hornhaut seine regelmäßige Form und nimmt allmählich eine immer stärker ausgeprägte kegelförmige (konusförmige) Gestalt an. Diese Deformation macht das Auge immer stärker myop und löst zusätzlich einen irregulären Astigmatismus aus; die Sehschärfe kann extrem niedrige Werte annehmen. Harte Kontaktlinsen überbrücken den konusförmigen Bereich (Bild 151), und durch die Tränenflüssigkeitsschicht zwischen Kontaktlinse und Hornhaut ergibt sich eine gute optische Abbildung. Neben Keratokonus und unregelmäßiger Verheilung der Hornhautvorderfläche nach Verletzung oder Erkrankung der Hornhaut kommt als Ursache für einen irregulären Astigmatismus auch eine Hornhauttransplantation („Keratoplastik") in Frage, wenn das Transplantat nicht niveaugleich in die Hornhaut einwächst. Ebenso kann ein irregulärer Astigmatismus nach einer Augenoperation (zum Beispiel Staroperation, Schieloperation, „radiäre Keratotomie") zurückbleiben. In allen diesen Fällen bewirken Kontaktlinse und Tränenflüssigkeit eine „Egalisierung" der Hornhaut und damit eine Erhöhung der Sehleistung. Zu 2.: Bei einer Brechwert-Anisometropie können Kontaktlinsen ein beidäugiges Sehen ermöglichen und dadurch die Sehleistung verbessern. Zu 3.: Optische Gründe für die Anwendung von Kontaktlinsen liegen auch vor, wenn Kontaktlinsen zwar nicht das einzige, wohl aber das optisch bessere Korrektionsmittel darstellen. 202 KONTAKTOPTIK: System Kontaktlinse - Auge Bei stärkerer Myopie weist die Kontaktlinsenkorrektion eine im Vergleich zur Brillenglaskorrektion vernachlässigbare Netzhautbildverkleinerung auf. Die Sehleistung mit Kontaktlinsen ist daher meist höher. Bei stärkerer Hyperopie liegen die Vorteile der Kontaktlinsenkorrektion in der Vergrößerung des Blick- und Gesichtsfeldes sowie in der geringeren Anforderung an Akkommodation und Konvergenz beim Sehen in die Nähe. Bei einer beidseitigen Linsenlosigkeit schaffen Kontaktlinsen im Vergleich zu Stargläsern annähernd normale Sehverhältnisse. Ästhetische und psychologische Gründe Häufig werden Kontaktlinsen aus ästhetischen (kosmetischen) Gründen getragen. Für diese Gruppe stellen die Kontaktlinsen keine nennenswerten optischen Verbesserungen dar. Ein nicht unerheblicher Personenkreis zieht die Kontaktlinsen aus psychologischen Gründen der Brille vor. Medizinischtherapeutische Gründe Kontaktlinsen können aus medizinisch-therapeutischen Gründen angepaßt werden: 1. zur Heilung der Hornhaut bei Erkrankungen oder Verletzungen, 2. zum Schutz der Hornhaut vor Berührung mit Lidern oder Wimpern, 3. zur Linderung von Schmerzen bei Erkrankungen oder Verletzungen der Hornhaut, 4. zur Verbesserung des Aussehens des äußeren vorderen Augenabschnittes, 5. als Occlusionslinse in der Schielbehandlung, sofern andere Maßnahmen nicht durchführbar sind, 6. bei Allergien, Druckekzemen und Zuständen nach Nasenoperationen. Eine gleichzeitige gute optische Korrektionswirkung ist vorteilhaft; sie steht aber nicht im Vordergrund der Anpassung. Zur Anwendung aus medizinisch-therapeutischen Gründen gelangen vorzugsweise hoch wasserhaltige Hydrogellinsen und Silikonlinsen. Beruf und Freizeit Kontaktlinsen können es Ametropen ermöglichen, bestimmte Berufe zu ergreifen oder auch weiterhin auszuüben, die ihnen als Brillenträger nicht oder nur eingeschränkt zugänglich wären. Ferner kommen Kontaktlinsen in steigendem Maße bei Freizeitbeschäftigungen zum Einsatz. Häufig werden sie dann nur eine begrenzte Zeit lang, nämlich nur während der Berufsoder Freizeittätigkeit getragen und anschließend wieder gegen KONTAKTOPTIK: System Kontaktlinse - Auge 203 die Brille ausgetauscht. Austauschlinsen werden für diesen Bereich bevorzugt. Folgende Eigenschaften begünstigen die Anwendung von Kontaktlinsen: 1. Unsichtbarkeit (wichtig zum Beispiel für Schauspieler, Sänger und im Showbusiness), 2. kaum zerbrechlich während des Tragens (wichtig zum Beispiel für Sportler, Kindergärtnerinnen, Lehrer), 3. Beschlagfreiheit (wichtig zum Beispiel für Ärzte in Operationssälen, Köche, Seeleute), 4. geringer Platzbedarf (günstig zum Beispiel für Verwendung unter Schutzbrillen und Taucherbrillen). Kontaktlinsenverordnung Nach den Heil- und Hilfsmittelrichtlinien von 1998 sind Kontaktlinsen verordnungsfähig bei: • Myopie und Hyperopie ab 8,0 dpt, • Astigmatismus rectus und inversus ab 3,0 dpt, • Astigmatismus obliquus ab 2,0 dpt, • irregulärem Astigmatismus, wenn eine mindestens 20 % höhere Sehschärfe erreicht wird als mit Brille, • Anisometropie ab 2,0 dpt, • Aniseikonie gemäß dokumentierter Messung, • Keratokonus, • Aphakie, • schweren Hornhauterkrankungen oder durchbohrenden Hornhautverletzungen als Verbandlinse oder Medikamententräger, • der Schielbehandlung als Occlusionslinse, • Substanzverlust der Regenbogenhaut als Irislinse. Dabei werden in der Regel formstabile gasdurchlässige Kontaktlinsen verordnet. Die Verordnung weicher wasserhaltiger Linsen bedarf einer besonderen Begründung, wobei ein ausreichender Trage versuch mit formstabilen Linsen durchgeführt worden sein soll. Weiche Linsen für begrenzte Tragedauer (Austauschlinsen) sind nur dann verordnungsfähig, wenn formstabile Linsen nicht getragen werden können und konventionelle Weichlinsen wegen starker Verunreinigung durch (mit konventionellen Reinigungsverfahren nicht entfernbaren) Eiweißabscheidungen in hoher Frequenz verworfen werden müssen. Nicht verordnungsfähig sind Kontaktlinsen als postoperative Interimsversorgung nach refraktiver Chirurgie, farbige Kontaktlinsen zur Veränderung oder Verstärkung der körpereigenen Farbe der Iris, sogenannte One-Day-Linsen, sowie Reinigungs- und Pflegemittel. 204 KONTAKTOPTIK: System Kontaktlinse - Auge Reinigungs- und Pflegemittel Reinigung und Pflege Der Tränenfilm benetzt die Hornhaut und sorgt für deren Transparenz, für das Wegschwemmen von Fremdstoffen und zum Teil für den Stoffwechsel. Kontaktlinsen greifen in dieses empfindliche Schutz- und Versorgungssystem ein, weshalb mögliche Verunreinigungen durch Keime (Bakterien, Viren, Pilze) oder Fremdstoffe (Kosmetika, Staub, Metalle, u.a.) in kurzen Intervallen beseitigt werden müssen. Ohne systematische Desinfektion und Reinigung der Kontaktlinsen kann die Hornhaut geschädigt werden. Pflegesysteme für harte Kontaktlinsen Es gibt zwei unterschiedliche "Zwei-Flaschen-Systeme". Das eine besteht aus der Reinigungs- und Aufbewahrungslösung (Funktionen: Reinigung, Desinfektion und Konservierung) und der Benetzungslösung. Hierbei darf die Kontaktlinse nicht aus der Aufbewahrungsflüssigkeit aufgesetzt werden, sondern muß mit der Benetzungsflüssigkeit abgespült werden. Das andere System besteht aus der Aufbewahrungsflüssigkeit (Funktionen: Desinfektion, Konservierung und Benetzung) und der Reinigungsflüssigkeit. Hier kann die Kontaktlinse aus der Aufbewahrungsflüssigkeit aufgesetzt werden. Die Reinigungsflüssigkeit muß nach der manuellen Anwendung von der Kontaktlinse abgespült werden; sie darf nicht mit dem Auge oder der Aufbewahrungsflüssigkeit in Verbindung kommen. Beim "Ein-Flaschen-System" sind alle Wirkstoffe zur Reinigung, Desinfektion, Aufbewahrung und Benetzung in einer Lösung enthalten. Das System enthält Konservierungsstoffe. Pflegesysteme für weiche wasserhaltige Kontaktlinsen Das in Peroxid-Systemen enthaltene Desinfektionsmittel Wasserstoffperoxid (H 0 ) darf nicht ins Auge gelangen und muß daher nach seiner Anwendung neutralisiert werden. Dazu enthalten "Zwei-Stufen-Systeme" eine zweite neutralisierende Lösung mit oder ohne Konservierungsstoffe. "Ein-Stufen-Systeme" enthalten zusätzlich zum H 0 einen Katalysator (Neutralisationstablette), der das Wasserstoffperoxid innerhalb von etwa 6 Stunden zersetzt. Andere "Ein-Flaschen-Systeme" mit allen Wirkstoffen zur Reinigung, Desinfektion, Aufbewahrung und Benetzung enthalten Konservierungsstoffe. Oberflächenreiniger müssen vom Hersteller als solche gekennzeichnet sein und immer mit einer geeigneten Lösung abgespült werden. Bei allen Systemen ist zusätzlich eine wöchentliche Proteinentfernung notwendig. 2 2 2 2