Miriam Ezbiri, Amanda Hüsler, Philippe Knüsel Gruppe 7 Leonarz, Martina (2002): Die Gentechnologie als kontroverses Zeitungsinhaltsanalyse von 1997 bis 1999 Medienthema. Eine Die Medien haben eine zentrale Rolle in der öffentlichen Meinungsbildung. Martina Leonarz hat durch eine inhaltliche Analyse von zwei grossen Schweizer Tageszeitungen (Tagesanzeiger und Neue Zürcher Zeitung) genauer untersucht, wie über die Gentechnologie berichtet wurde. Dabei haben sich zwei Standpunkte hervorgehebt, nämlich jener aus wissenschaftlicher und jener aus politischer Sicht. Diese Analyse wurde in einer Zeitspanne von 2 Jahren durchgeführt, in welche das geklonte Schaf Dolly und die Abstimmung der Genschutzinitiative fiel. Die Initiative, welche gentechnologische Anwendungen im ausserhumanen Bereich einschränkend regulieren sollte, wurde mit einer 2/3 Mehrheit zugunsten der Gentechnologie abgelehnt. Untersuchungsmethode • • • Untersuchungsgegenstand: Inhaltsanalyse der NZZ und des TA, da meinungsführende Stellung Frames: Fortschritt, wirtschaftliche Aussichten, Ethisches, Pandoras Büchse (Angst vor Unbekanntem), Ausreisser, Natur/Zucht, öfftentliche Verantwortung, Globalisierung Leserbriefe: meist klare Stellungen Resultate Analysierte Artikel: • Vorteile: Gesundheit, Wirtschaft und Forschung (88.5%), • Nachteile: Moral (28%), Umwelt (21%), Gesundheit (16%), soziale Ungleichheit (11%), KonsumentInnen (10%) Frames: • Vorteile: Forschung, Gesundheit, wirtschaftliche Aussichten • Nachteile: Ethisches, Umwelt, Gesundheit, Pandoras Büchse Leserbriefe: total 72 untersucht • Thematisiert: Gesetzliche Regulierung (22.5%), DNA-Forschung (9.5%), Ethisches (8%), transgene Pflanzen (7.5%), transgene Tiere (7%), Sicherheit der Umwelt und öfffentliche Meinung • Negativ: 40; Umwelt (13), Moral (12), KonsumentInnen (5), Gesundheit (4), soziale Ungleichheit (4) • Positiv: 29; Gesundheit (19), Wirtschaft (6), Forschung (4) • Nicht wertend: 11, positiv und negativ: 5 Schlussfolgerungen und Diskussion Die Resultate dieser Zeitungsinhaltsanalyse sind in vielerlei Hinsicht interessant. So zeigte sich, dass die Art der Berichterstattung und die politische Aktualität sehr eng zusammenhängen. Je mehr die Gentechnologie in die politischen Agenden der Parteien präsent war, desto mehr verschiebte sich die Diskussion von einer nüchtern-wissenschaftlichen, aber auch eher positiven, Berichterstattung hin zur Äusserung von moralischen Bedenken und Ängsten. Es wurde beobachtet, dass die eher negative Berichterstattung auf diffusen und unklaren Ängsten baute. In diesem Zusammenhang wurde auch die Angst vor Unbekanntem genannt (Pandoras Büchse). Ein weiterer interessanter Punkt ist, dass die Analyse der Leserbriefe zeigte, dass diese nicht als Barometer für die öffentliche Meinung taugen. Dennoch gibt es einige Punkte in dieser Analyse, die durchaus kritisch zu betrachten sind oder zumindest Fragezeichen hinterlassen. So wurde die Genschutzinitiative mit einer klaren Mehrheit abgelehnt, obwohl die Leserbriefe ein anderes Resultat erwarten liessen. Bei der Analyse der Leserbriefe wurde aber nicht auf das Zielpublikum der jeweiligen Zeitung eingegangen. Die Leserbriefe des eher links-liberale Tagesanzeigers widerspiegeln natürlich nur die Meinung der (tendenziell gleichgesinnten) Leserschaft. Ebenfalls nicht untersucht wurde, inwiefern die Artikel inhaltlich korrekt waren. Dies hätte unter Umständen interessant sein können, da, gerade in der Politik, häufig mit Ängsten und Befürchtungen gespielt wird, die nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen. Aus heutiger Sicht liesse sich diskutieren, ob eine Analyse des Tagesanzeigers und der Neuen Zürcher Zeitung noch zeitgemäss wäre. Interessant wäre, den Einfluss der heute weitverbreiteten Gratiszeitungen (20Minuten, NEWS, Blick am Abend) zu untersuchen. Ausserdem hat das Internet einen viel grösseren Stellenwert als noch vor zehn Jahren. In diesem Zusammenhang müsste beachtet werden, dass im Internet jede beliebige Person so gut wie alles öffentlich sagen und zeigen kann, ohne dass eine Redaktion die Inhalte überprüft. Diese neuen Phänomene, die zweifellos auch zur öffentlichen Meinungsbildung beitragen, würden neue Untersuchungsmöglichkeiten bieten.