Dritte Ausgabe Juli 2015

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Überarbeiteter Planungsentwurf
der Bürgerinitiative „Gestaltet Spinelli“
zur Neugestaltung des Konversionsgeländes
„Spinelli Barracks“
Dritte Ausgabe - Stand Juli 2015
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Vorbemerkung
Unsere Bürgerinitiative „Gestaltet Spinelli“ hat sich im April 2011 gegründet. Anlass
war der Abzug der amerikanischen Armee aus dem Kasernengelände „Spinelli“, das
zwischen Feudenheim, Käfertal und Rott liegt.
Wir wollen jetzt unsere Wünsche und Ideen weitergeben, um ein Gebiet direkt vor unserer Haustür mitzugestalten.
Unser Ziel ist, das Wohnen, Leben und Arbeiten hier schöner zu machen. Das Gelände soll den Charakter eines grünen Nah-Erholungs-Parks erhalten. Unser zentrales
Anliegen ist ein Grünzug (Fachbegriff: Grün-Zäsur), welcher die Qualität der Luft und
das Klima bis zur Mannheimer Innenstadt verbessert.
Eine weitere wichtige Grundidee unserer Bürgerinitiative ist der Wunsch nach mehr
und aktiverem menschlichem Miteinander und Füreinander. Alles was wir bis jetzt geplant haben, soll für Kinder, Jugendliche, Senioren und Familien zum gern besuchten
und bewohnten Anziehungspunkt werden. Unsere Initiative hat dabei auch wirtschaftliche Aspekte in die Überlegungen miteinbezogen und Raum für Wohnungen sowie
Einkaufsmöglichkeiten vorgesehen.
In unsere Vorstellungen wollten wir auch die Erfahrungen anderer Orte mit militärischen Konversionsflächen einfließen lassen. Hierzu nahmen Mitglieder der Bürgerinitiative an den Exkursionen vom 21.6.2011 nach Baden-Baden, Karlsruhe und Ostfildern
sowie am 5.7.2011 nach Tübingen teil.
Die Bürgerinitiative hatte das Erstkonzept am 22.9.2011 Herrn Dr. Hummel, dem Konversionsbeauftragten der Stadt Mannheim, übergeben. Mittlerweile haben verschiedene Arbeitsgruppen der Bürgerinitiative Änderungen und Ergänzungen vorgenommen,
die in dieses aktualisierte Spinelli-Gesamtkonzept eingearbeitet sind.
Weitere Ergänzungen unseres Konzepts erfolgten aufgrund des Beschlusses des
Mannheimer Gemeinderats am 19.2.2013 zur Durchführung einer Bundesgartenschau
im Jahre 2023, die zu 2/3 auf dem Gebiet der Spinelli-Kasernen und zu 1/3 in der Feudenheimer Au stattfinden soll.
Die zukünftigen Planungen zur Au haben unmittelbare Auswirkungen auf die Gestaltung von Spinelli als direkt angrenzendes Gebiet. Viele Themenbereiche lassen sich
nicht trennen. Hierzu gehören beispielsweise die Frage der Verkehrsführung des
Aubuckels, die landschaftlichen Übergänge zwischen Spinelli und Au und insbesondere die künftige Gestaltung des Grünzuges von Spinelli und Au als Teilbereiche des
überregionalen Grünzuges Nordost mit bedeutsamen ökologischen Fragen. Daher hat
sich unsere Bürgerinitiative auch mit der künftigen Gestaltung der Feudenheimer Au
befasst und dazu Planungsideen entwickelt.
Wichtig ist, dass alle unsere Ideen zur Gestaltung des Spinelli-Geländes grundsätzlich
mit einer BUGA vereinbar sind.
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Inhaltliche Gliederung
Teil 1 und 2 enthalten den Planungsentwurf der Bürgerinitiative zu Spinelli
Teil 3 umfasst das Konzept zur Feudenheimer Au.
Bemerkung:
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird – wo es keine geschlechtsneutrale, beide
Geschlechter umfassende Formulierung gibt - nur die männliche Form verwendet.
Selbstverständlich sind – sofern nicht explizit angegeben – immer beide Geschlechter
gemeint.
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Grafische Darstellung des Planungsentwurfs der Bürgerinitiative im Überblick
Teil 1: Gestaltung des nördlichen und mittleren Kasernenbereiches
Schaffung eines 600-1000 Meter breiten Grünzuges zur nachhaltigen Verbesserung
der Frischluftzufuhr für das Mannheimer Stadtgebiet:
Oberstes Ziel unserer Initiative ist es, dass auf dem frei werdenden Gelände ein Grünzug geschaffen wird, der den Großteil der Fläche des jetzigen Spinelli-Geländes umfasst. Dieser Grünzug ist von zentraler Bedeutung für den Frischluftaustausch des
Mannheimer Stadtgebietes. So heißt es in der Stadtklimaanalyse „Mannheim 2010“
der Firma ÖKOPLANA: „Die Spinelli-Barracks (W45) bilden im Grünzug Nordost einen
erheblichen Störfaktor. Die Messfahrtergebnisse von 2009 belegen, dass die Kaltluftzunge des Grünzugs Nordost im Bereich der Militärflächen unterbrochen wird.“ Die
Planungsempfehlung der Firma ÖKOPLANA lautet daher: „Durch die Aufgabe der Spinelli-Barracks durch die US-Army ergeben sich Chancen, den Grünzug Nordost klimatisch wirksam an das innenstadtnahe Freiraumgefüge Au / Sellweiden / Hauptfriedhof
anzubinden.“
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Wir wollen, dass diese große Chance für eine ökologische Verbesserung genutzt wird.
Um die Frischluftfunktion des Grünzuges Nordost nachhaltig zu verbessern, sollte ein
Grünzug von 600-1000 Meter Breite (in Richtung südwest-nordost) geschaffen werden. Laut Klimagutachten von ÖKOPLANA vom 25.10.2013 erreichen die Planungen
der Machbarkeitsstudie mit einer größeren Randbebauung im Norden von Spinelli den
für kommunale Grünzüge erforderlichen Kaltluftvolumenstrom von 10.000 m3/s nicht!
Beim Alternativmodell des Gutachters mit 600 m Breite wäre dieser Wert nur knapp
erreicht. Da die prognostizierte Erderwärmung ab 2025 zu einer weiteren Verschärfung
der Klima-Verhältnisse in Mannheim führen dürfte, plädieren wir für eine Breite von
mehr als 600 Metern, um eine bestmögliche Frischluftzufuhr zu ermöglichen.
Diese Freifläche entfaltet aber nur dann ihre ökologische (klimatische) Wirkung, wenn
auch die angrenzenden Gebiete in einer entsprechenden Breite freigehalten werden.
Deshalb sollte auch auf dem Gebiet südlich des „Rotts“ unbedingt auf eine klimaschädliche Bebauung verzichtet werden.
Die im nördlichen und mittleren Kasernenbereich befindlichen Militärgebäude sollten
abgerissen und die Bodenversiegelung beseitigt werden. Die neu zu schaffende Freifläche sollte in ökologisch wertvoller Weise gestaltet werden. Auf jeden Fall sind im
Bereich des Grünzugs neue Hallen oder Gebäude zu vermeiden.
Generell soll es keine Straßen durch das Spinelli-Gelände geben. Stattdessen befürworten wir Fahrrad- und Fußwege in Nord-Süd- und West-Ost-Richtung.
Einen wichtigen Grund für einen ökologisch ausgestalteten, möglichst 600-1000 Meter
breiten Grünzug auf Spinelli liefert auch die im Juli 2015 veröffentlichte Studie "Faunistische Bestandserfassung und -bewertung" des Heiko Himmler vom IUS Institut für
Umweltstudien in Heidelberg. Mittels dieser Studie wurde das Vorhandensein von
zahlreichen bedrohten Fledermaus-, Vogel- und Insektenarten, darunter auch solche,
die europaweit unter Schutz stehen, nachgewiesen. Über 60 Arten (!) aus der Roten
Liste wurden auf dem vorgesehenen BuGa-Gelände auf Spinelli und in der Au gesichtet. Unsere Bürgerinitiative hält den Schutz dieser zahlreichen bedrohten Tierarten für
unverzichtbar. Wir lehnen eine Umsetzung dieser Tiere ab und plädieren auch aus
dem Gesichtspunkt des Artenschutzes für einen vollständigen Verzicht auf eine Bebauung im nördlichen und mittleren Teil von Spinelli.
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Die Abstände verdeutlichen den
Flächenbedarf für
einen gut funktionierenden Grünzug mit einer Mindestbreite von 600
m bis 1000 m
Auf dieser Grundlage stehen alle Ideen, die wir hier vorschlagen.
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Unsere Ideen für den Grünzug im Einzelnen:
1. Das Nord-West-Areal erstreckt sich von der Rüdesheimer Straße im Westen,
über die Wachenheimer Straße im Norden bis zur Mitte des Geländes. Es ist als
vorwiegend naturbelassene Freifläche vorgesehen. Gestaltungselemente könnten hier eine hügelige Sanddünenlandschaft sein, ein Baumgelände mit verschiedenen Baumsorten, durchzogen von Naturlehr- und Erlebnispfaden. Als
Anregung könnte der Erlebniswald („Erfahrungsfeld“) beim Schloss Freudenberg in Wiesbaden, auch ein früheres Konversionsgelände, dienen. Gegebenenfalls könnte auch ein Sportplatz südlich der Wachenheimerstraße angelegt
werden. Dabei ist uns wichtig, dass Sportflächen unversiegelt und für die Allgemeinheit frei zugänglich sind.
Der Grünzug soll auch nicht durch eine Wohnbebauung entlang der
Wachenheimer Straße beeinträchtigt werden. Stattdessen wollen wir mit einer
neuen ökologischen Einzel-/Doppelhaus-Siedlung im Südosten im Anschluss an
die Pionierkasernen ein "Quartier fürs Leben" schaffen.
2. Das Nord-Ost-Areal erstreckt sich entlang der östlichen Wachenheimerstraße
bis zum öffentlichen Feldweg, der das Wohnviertel ‚Rott’ mit Feudenheim verbindet. Hier ist von uns an ein großes parkartiges Biotop gedacht mit Wildwiese,
Barfußpfad und einem Gemüse-Obst-Gelände. Dieses bietet, unter professioneller Leitung geführt, Alt wie Jung die Möglichkeit, mitzupflanzen und
mitzupflegen. Die regionalen Produkte könnten gekauft und selbst geerntet
werden („urban farming“). Außerdem wäre in diesem Areal ein Spielplatzbereich
(z.B. Wasserspielplatz, Naturspielplatz „zum Anfassen“) denkbar.
3. Im südwestlichen Bereich des Grünzuges (eventuell auch im Bereich der ehemaligen Kiesgrube) sollte ein kleinerer See mit seiner abkühlenden Wirkung das
Kleinklima im Bereich des Spinelli-Grünzuges im Übergang zur Feudenheimer
Au zusätzlich verbessern. Der See könnte eine lebendige Ufergestaltung mit
Ausbuchtungen aufweisen; kleine Hügel südlich des Sees würden diesen Geländeabschnitt interessant gestalten. Ein Seeblickweg könnte zu einer Aussichtsplattform oberhalb der südlichen Buchten führen. Attraktiv fänden wir einen um diesen See herum führenden Fuß-, Skater- und Radweg.
4. Finanzierung: Teile des Grünzuges könnten durch eine Erweiterung des bestehenden Bürgerparkkonzeptes finanziert werden. Bürgerspenden könnten nicht
nur der Anschaffung von Bäumen, sondern auch von anderen Grünzugelementen dienen, z. B. der Finanzierung von Feuchtbiotopen. Auch genossenschaftliche Lösungen (‚Allmende-Aktie’) wären denkbar.
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Teil 2: Gestaltung des südlichen Kasernenbereiches
Die Gestaltung des südlichen Kasernenbereiches liegt uns ganz besonders am Herzen. Wir wollen ein lebendiges Quartier, in dem ein attraktives Wohnen und Arbeiten
für junge und alte Menschen gewährleistet ist - ein "Quartier fürs Leben".
 Für eine hohe Lebensqualität sorgt einerseits ein Leben im Grünen: Die Besiedlung im Süden des Spinelli-Geländes wäre eingebettet in attraktive Landschaften: Sie grenzt im Osten an den Bürgerpark, im Norden an den neuen Grünzug
des jetzigen Militärareals und im Westen an die Feudenheimer Au - eine echte
Traumlage.
 Wir wollen mit einem generationenübergreifenden gemischten Nutzungsangebot für die alten und neuen Gebäude einen "sozialen Garten" schaffen.
 Dabei wollen wir die vorhandenen Pionierkasernen erhalten und durch eine
neue ökologische Einzel-/Doppelhaus-Siedlung ergänzen.
Wir haben folgende Ziele im Auge:

Zentraler Punkt: Ein Quartier schaffen, das soziale Kontakte zwischen den
Anwohnern ermöglicht.

Schaffung eines attraktiven Wohngebietes durch vielfältige Angebote zum
Wohnen und Arbeiten.

Wohnraum für alle Generationen.

Wohnen und Leben inmitten einer Parklandschaft mit Sport- und Spielplätzen.

Piazza als Ort der Begegnung, auch für Besucher und Bewohner der angrenzenden Gebiete.

Ökologisches Wohnen: Zusätzlich zu den Gebäudeblöcken der Pionierkaserne soll im Südosten eine neue kleine ökologische Doppelhaus-Siedlung
geschaffen werden.

Bezahlbares Wohnen durch die Nutzung vorhandener Kasernengebäude
und entsprechende Ausgestaltung der neuen Wohnhäuser.
Öffnung und Verbindung zum Wohnbereich Talstraße/Wingertsbuckel/
A.-Damaschkering, auch zur Verbesserung der dortigen Versorgungslage.
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Unsere Vorschläge im Einzelnen:
Erhalt der Blöcke der alten Pionierkaserne:
Nach Vorstellungen der Bürgerinitiative sollten die Gebäude der alten Pionierkaserne
im südlichen Bereich ganz oder weitgehend erhalten bleiben. Die Gebäude sollen sich
in einem guten, energetisch günstigen Erhaltungszustand befinden. Es besteht eine
Versorgung über das Mannheimer Fernwärmenetz. Für die künftige Nutzung dieser
Gebäude spricht auch die sehr gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr: Die Stadtbahnhaltestelle "Talstraße" liegt in unmittelbarer Nähe dieser Blöcke.
In diesen Gebäuden stellen wir uns im Einzelnen Einrichtungen vor:
- für die Betreuung von Kindern (Krippe, Hort, Kinderhaus),
- für Senioren (Tageseinrichtung, Seniorentreff mit Werkstatt etc.),
- für die freie Kunstszene (z. B. Kleinkunst, Theater, Maler, Bildhauer),
- für eine Mehrgenerationen-Begegnungsstätte,
- für ein Geschäftshaus mit Lebensmittelläden,
- eventuell für ein Museum.
Die Aufteilung der Gebäude könnte folgendermaßen aussehen:
Im unteren, zum Wingertsbuckel parallel stehenden, kleineren Kasernenblock (4) in
direkter Nähe zur Stadtbahnhaltstelle wäre die Einrichtung eines Lebensmittelmarktes
möglich, da sich die Räumlichkeiten im Erdgeschoss dazu anbieten. Ein solches Geschäftshaus würde auch die Versorgungslage für die Anwohner im angrenzenden
Nordwesten von Feudenheim verbessern. Diese könnten die Geschäfte zu Fuß erreichen.
Durch die Veränderung der vierspurigen Straße (ab Talstraße) in eine zweispurige
Straße könnte die dadurch entstehende freie Fläche als Kundenparkplatz genutzt werden.
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Um eine Öffnung des Geländes für die Anwohner jenseits des Wingertsbuckels zu ermöglichen, müsste ein gesicherter Übergang geschaffen werden (z.B. Verlegung der
Ampelanlage Au/Wingertsbuckel auf die Höhe des Geschäftshauses).
In den Erdgeschossen der größeren Kasernenblöcke (1,2,3,5) könnten sich kleinere
Läden etablieren. Die 1. und 2. Stockwerke würden sich durch bauliche Veränderungen als Wohnraum, z. B. für junge Familien, Alleinstehende oder ältere Menschen anbieten. Die Wohnqualität ließe sich durch das Anbringen von Balkonen - wie in vielen
Konversionsgebieten üblich - verbessern. Bei Bedarf wäre „Betreutes Wohnen“ durch
Anbau eines Außenaufzuges möglich.
Die großräumigen Speicher könnten für Ateliers, Kleinkunst oder sonstige kulturelle
Einrichtungen genutzt werden.
Gebäude 6 unterhalb der Piazza bietet sich als Gemeinschaftszentrum an, mit Bibliothek, "Spielothek" (Ausleihen von Spielzeug), großem Gemeinschaftsraum und Café
mit Terrasse, die sich zur Piazza öffnet.
Die Piazza als zentraler Ort für Begegnungen soll Treffpunkt sowohl für die Bewohner
des Spinelli-Gebietes als auch für die der angrenzenden Wohngebiete sein.
Ein attraktiver Spielplatz (siehe Luisenpark) erleichtert die Kontaktaufnahme junger
Eltern untereinander.
Gebäude 7 könnte als Kindertagesstätte mit Hort, Kindergarten und Krippe eingerichtet werden. Der südlich davon gelegene freie Platz bietet sich für ein großzügiges Außengelände an.
Im Gebäude 8 wäre Raum für einen Arbeitshof. Wir könnten uns eine HobbyHandwerker-Werkstatt vorstellen, ähnlich wie z. B. die Werkstatt e.V. Heidelberg. Diese Werkstatt könnte auch Angebote für die Kindertagesstätte ermöglichen.
Unabdingbar für ein lebendiges Quartier ist eine Gastwirtschaft. Hierfür wäre das
Gebäude 9 (mit Turm) sehr geeignet, eventuell ergänzt durch Gebäude 10.
Neue ökologische Einzel-/Doppelhaus-Siedlung
Zusätzlich zu den fünf Gebäudeblöcken der Pionierkaserne soll im Südosten zur ausgewogenen sozialen Besiedlung in begrenztem Umfang eine neue kleine ökologische
Doppelhaus-Siedlung geschaffen werden (z. B. ca. 15 maximal zweistöckige Energiespar-Doppelhaushälften oder ca. 30 Einzelhäuser). Die Häuser sollten entlang einer
verkehrsberuhigten Stichstraße ohne Durchgangsverkehr stehen. Damit wäre gewährleistet, dass dort Kinder „auf der Gass“ spielen können. Eine gesonderte Infrastruktur
ist für die neuen Häuser nicht erforderlich; die im Kasernenbereich verfügbare Infrastruktur ist für das ganze Quartier nutzbar.
Diese Neubebauung dürfte sich im Norden höchstens bis zur Fluchtlinie zwischen dem
Ende der jetzigen Bebauung der verlängerten Talstraße und dem nördlichen Ende der
Pionierkasernenblöcke erstrecken. Damit wäre sichergestellt, dass der eingangs beschriebene Grünzug im nördlichen und mittleren Teil des Spinelli-Geländes ausreichend breit (> 600 m) ist und seine wichtige ökologische Funktion erfüllen kann.
Zur Ausgestaltung des Quartiers wurden folgende Ideen entwickelt:
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Verkehrstechnische Anbindung
Die Besiedelung im südlichen Teil des Spinelli-Geländes sollte gut erschlossen werden
mit Wegen, die für Fahrräder, Fußgänger und Skater freigegeben sind. Dagegen sollte
sie völlig frei von Kfz-Durchgangsverkehr sein. Aus südwestlicher Richtung sollte der
Kfz-Zugang über den Kreuzungsbereich Wingertsbuckel/ Aubuckel erfolgen, mit einem
Zugang zu einem Parkplatz sowie Parkbuchten entlang des nördlichen und mittleren
Teils der Blockreihe der Pionierkaserne. Aus östlicher Richtung - von der verlängerten
Talstraße aus – sollte ein Zugang zu einem Parkplatz südlich dieses Anfahrtsweges
geschaffen werden, neben dem Geschäftshaus, sowie einer Abzweigung nach Norden
in eine Stichstraße zu der ökologischen Siedlung. Auch sollte ein durchgängiges Radwegenetz sowohl innerhalb des Spinelli-Geländes als auch nach außen hin zu den
angrenzenden Gebieten/Stadtteilen Bürgerpark/Rott (mit Anbindung an das Radwegenetz Richtung Käfertaler Wald), Au (mit Anschluss an das Radwegenetz in Richtung
Neuostheim/Mannheimer Innenstadt), Käfertal und Feudenheim errichtet werden.
Der Wingertsbuckel sollte zwischen Talstraße und Aubuckel von vier auf zwei Fahrspuren reduziert werden, um das Spinelli-Gelände besser an den nordwestlichen Teil
Feudenheims anzubinden. Durch die weggefallenen zwei Fahrspuren wäre auch
Raum für den Kundenparkplatz des Lebensmittelmarktes vorhanden (s.o. S.9).
„Piazza“ mit kleinem Café/Bistro
Zwischen den Blöcken der Pionierkaserne und der ökologischen Siedlung könnte ein
„Platz der Begegnung“ geschaffen werden im Stile einer mediterranen „Piazza“ mit
einem Brunnen in der Platzmitte, einer interessanten Bepflasterung, ausreichenden
Sitzgelegenheiten, Leuchten und einer natürlichen Begrenzung durch Hecken und
Pflanzen.
Im Süden der Piazza könnte ein kleines Café/Bistro zur Versorgung der Anwohner und
der Besucher der Piazza errichtet werden.
Sport- und Spielgelände für Jung und Alt
Im Norden könnte sich an die Piazza ein Spielgelände für Kinder und Erwachsene anschließen.
Am nordöstlichen Ufer des geplanten Sees könnten ein Beach-Volleyballfeld und ein
kleiner Strandbereich für einen hohen Freizeitwert sorgen.
Im Osten, südlich des Skaterparks, stellen wir uns eine BMX- und Skaterhalle vor. Ein
Teil der Halle könnte auch offen zugänglich, d. h. ohne Seitenmauern, gestaltet werden. Daneben wäre auch die Integration eines Jugendtreffs in einem Gebäudeteil
überlegenswert. Nach Süden hin könnte ein Lärmschutz, z.B. eine Geländeaufschüttung in Richtung ökologische Siedlung eingeplant werden.
Biergarten mit Erlebnisbühne
Ein Herzenswunsch – sicherlich nicht nur der Bürgerinitiative-Mitglieder – ist ein ge11
mütlicher einstöckiger Biergarten mit großer Terrasse direkt am See und einer niedrigen Erlebnisbühne für unplugged Konzerte, Kleinkunst-Vorführungen u. ä. Diese Bühne mit Blick auf See und Feudenheimer Au sollte auch der dann in „Spinelli“ angesiedelten offenen Kunstszene und den sonstigen Einrichtungen für Vorstellungen/Aktionen zur Verfügung stehen.
Um auch bei schlechtem Wetter und im Winter attraktive Veranstaltungen bieten zu
können, sollte im „Biergartengebäude“ ein entsprechend großer Veranstaltungsraum
vorhanden sein.
Eine Kfz-Zufahrt zum „Biergarten“ sollte nur den Gaststättenbetreibern bzw. den Kleinkunstveranstaltern oder Rettungshelfern ermöglicht werden. Für die Besucher des
Biergartens besteht ein ausreichender Zugang über den angrenzenden kombinierten
Rad-Fußweg bzw. über die beiden nahe gelegenen Autoparkplätze im Süden des Spinelli-Geländes.
Bepflanzung im südlichen Bereich
Eine ausreichende Bepflanzung mit Bäumen, Hecken und sonstigen Pflanzen um die
Gebäude herum sollte das „Wohnen im Grünen“ unterstreichen. Die jetzigen Kastanienbäume im südwestlichen Geländebereich sowie alle größeren Bäume auf dem
Spinelli-Gelände sollten unbedingt erhalten werden.
Kein zentraler Betriebshof
Wir stehen dem Vorhaben, an diesem Standort einen Betriebshof bzw. „Grünhof“ im
Süden von Spinelli zu errichten, äußerst kritisch gegenüber. Er würde den Freizeitwert
von Spinelli erheblich reduzieren, für ein erhöhtes Verkehrsaufkommen sorgen, Feudenheim isolieren und das von uns favorisierte Quartier fürs Leben quasi unmöglich
machen. Ferner ist zu befürchten, dass (spätere) Erweiterungen eines Betriebshofes
die Frischluftschneise (Grünzug) beeinträchtigen, was die Breite und die Wirksamkeit
durch hohe Bebauung betrifft.
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Teil 3: Feudenheimer Au
Grundsätzliche Ziele der Bürgerinitiative zur Au
Der Bürgerinitiative "Gestaltet Spinelli" geht es darum, dass sich "Spinelli" und "Au"
langfristig und dauerhaft positiv zum Wohle der Allgemeinheit und insbesondere
auch zum Wohle der angrenzenden Bevölkerung entwickeln, und zwar unabhängig
von einer Bundesgartenschau. Dies bedeutet, dass die langfristigen Ziele im Falle der
Durchführung einer Bundesgartenschau begünstigt und eben nicht beeinträchtigt werden: Deswegen setzen wir uns dafür ein, dass
1. die Bundesgartenschau nicht zu einer ökologischen Verschlechterung, sondern
zu einer Verbesserung der Natur- und Umweltbedingungen führt,
2. keine Eingriffe in die Au vorgenommen werden, welche den Charakter und die
Funktion als Landschaftsschutzgebiet sowie
3. die hohe klimatische Bedeutung als Frischluftschneise beeinträchtigen könnten.
Konkrete Ziele
Was soll erhalten werden?
Alles, was im Rahmen des bestehenden Landschaftsschutzes geschützt wird, soll erhalten werden. Erhalten werden soll daher unter anderem das Hochgestade in seiner
jetzigen Form sowie die im Zuge des Landschaftsschutzes getroffenen
Renaturierungsmaßnahmen der Landwirte aus dem Jahr 1994 mit neu geschaffenen
Ackerrandstreifen, Hecken, Feldgehölzen, Kopfweiden und Streuobstbeständen sowie
der "Benjes-Hecke" parallel zur alten Gärtnerei (vgl. Grafische Darstellung).
Die weitgehende Erhaltung der Au-Landschaft ist auch unter dem Gesichtspunkt des
faunistischen Artenschutzes erforderlich. Insbesondere müssen die 60 Tierartenarten
geschützt werden, die auf der Roten Liste stehen und im Zuge der im Juli 2015 veröffentlichten Studie "Faunistische Bestandserfassung und -bewertung" des Heiko
Himmler vom IUS Institut für Umweltstudien in Heidelberg auf dem vorgesehenen
BuGa-Gelände auf Spinelli und in der Au gesichtet wurden.
Wir treten auch dafür ein, dass die Existenz der Landwirte gesichert bleibt: Nach der
Durchführung der Bundesgartenschau sollen die Bauern die wertvollen Ackerböden
der Au weitestgehend, d. h. mit Ausnahme des neuen Gewässers am Rande der Au,
weiterhin landwirtschaftlich nutzen können.
Die bestehenden Kleingartenanlagen sollen im jetzigen Umfang ebenso erhalten bleiben wie die Gesamtanlage der alten Gärtnerei einschließlich des Baumbestandes, die
ein erfolgreiches "urban gardening"- Projekt darstellt.
Es darf künftig keinen Straßenbau in der Au geben, auch nicht entlang der Riedbahn.
Wir wollen auch keine künftige Straßenführung des nördlichen Aubuckels in Höhe von
Spinelli in einer Troglage. Stattdessen sollte geprüft werden, inwieweit die nördliche
Aubuckelstraße vollständig aufgegeben werden kann, indem die Neustadter Straße
nach Westen mit Durchquerung der Riedbahn über das Wohlgelegen an die Feuden13
heimer Straße angeschlossen wird. Auf diese Weise könnte die höher gelegene
Frischluftschneise von Spinelli unmittelbar an die Freifläche der Au angeschlossen
werden. Auch würde sich der Verkehrslärm und die Feinstaubbelastung für die Anwohner des Aubuckels spürbar reduzieren.
Was soll/kann sich ändern?
Wir sind für die Errichtung einen schlanken Wasserlaufes unterhalb des Hochgestades
der Au, der die Attraktivität dieses Gebietes erhöht und den Charakter der Au nicht
beeinträchtigt. Ein größeres seenartiges Gewässer in der Au lehnen wir dagegen ab.
Ein See von einem größeren Ausmaß würde den Gesamtcharakter der Au beeinträchtigen, schützenswerte Teile der Auenlandschaft zerstören sowie wertvolles Ackergelände vernichten und wäre mit sehr hohen Investitionskosten und Erhaltungskosten
verbunden.
Stattdessen favorisieren wir am Rande der Au in einem Bereich zwischen
Ziethenstraße und Spinelli einen ca. 2 Meter breiten, sich schlängelnden Bachlauf.
Dieser beginnt nördlich der Unterführung "Ziethenstraße". Im weiteren Verlauf nach
Norden umgeht er die bestehenden Bepflanzungen wie Hecken und Kopfweiden sowie
den Bolzplatz, die Gärtnerei und die Benjeshecke. Entlang des sich schlängelnden
Bachlaufs sollen auf beiden Seiten Spazierwege angelegt werden sowie eine abwechslungsreiche Bepflanzung mit naturnahen, auengerechten Pflanzen wie z. B. Erlen und Trauerweiden. Der Bachlauf sollte nördlich der Grenze der alten Gärtnerei in
einen größeren Weiher (mit ca. 30-40 Meter Breite) münden. Der Weiher sollte durch
Grundwasser gespeist, der Bachlauf hingegen nach unten abgedichtet sein und durch
eine Pumpe, möglichst mithilfe einer regenerativen Energieform, angetrieben werden.
Zukünftig sollte in der Au ökologische Landwirtschaft betrieben werden. Hierzu könnte
eine Bundesgartenschau wertvolle Impulse geben. z. B. durch Errichtung eines Mustergeländes mit biologisch dynamisch betriebenem Ackerbau.
Um die Natur- und Umweltbedingungen der Au zu verbessern ist es erforderlich, dass
alle baulichen Anlagen in der Au nach Ende der Bundesgartenschau vollständig zurückgebaut werden. Auch während der Bundesgartenschau wünschen wir keine stationäre Gastronomie in der Au.
Nach unseren Vorstellungen sollte der bestehende Bolzplatz in ein attraktives Spielgelände ausgebaut werden.
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Grafische Darstellung der Konzeptideen der Bürgerinitiative zur Au
Ausblick:
Wir freuen uns darauf, über unsere Ideen mit anderen Bürgern, Vertretern der Stadt
Mannheim und mit sonstigen an der Konversion Beteiligten zu diskutieren. Wir sind
auch gerne bereit, uns mit Experten über fachliche Gesichtspunkte wie Klima, Wind,
Gebäude-, Raum- und Verkehrsplanung auseinandersetzen.
gezeichnet:
Hans-Jürgen Hiemenz
Britta Gedanitz
(Sprecher der Bürgerinitiative)
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