An den Beauftragten des Oberbürgermeisters für die Konversion Dr. Konrad Hummel Planungsentwurf der Bürgerinitiative „Gestaltet Spinelli“ zur Neugestaltung des Konversionsgeländes „Spinelli Barracks“ Stand: 18.9.2011 1 Vorbemerkung: Unsere Bürgerinitiative „Gestaltet Spinelli“ hat sich im April 2011 gegründet. Anlass ist der Abzug der amerikanischen Armee aus dem Kasernengelände „Spinelli“, das zwischen Feudenheim, Käfertal und Rott liegt. Wir wollen jetzt unsere Wünsche und Ideen weitergeben, um ein Gebiet direkt vor unserer Haustür mitzugestalten. Unser Ziel ist, das Wohnen, Leben und Arbeiten hier schöner zu machen. Das Gelände soll den Charakter eines grünen Nah-Erholungs-Parks erhalten. Unser zentrales Anliegen ist ein Grünzug (Fachbegriff: Grün-Zäsur), welcher die Qualität der Luft und das Klima bis zur Mannheimer Innenstadt verbessert. Eine weitere wichtige Grundidee unserer Bürgerinitiative ist der Wunsch nach mehr und aktiverem menschlichem Miteinander und Füreinander. Alles was wir bis jetzt geplant haben, soll für Kinder, Jugendliche, Senioren und Familien zum gern besuchten und bewohnten Anziehungspunkt werden. Unsere Initiative hat dabei auch wirtschaftliche Aspekte in die Überlegungen miteinbezogen und Raum für Wohnungen sowie Einkaufsmöglichkeiten vorgesehen. In unsere eigenen Vorstellungen wollten wir auch die Erfahrungen anderer Orte mit militärischen Konversionsflächen einfließen lassen. Hierzu nahmen Mitglieder der Bürgerinitiative an den Exkursionen vom 21.6.2011 nach Baden-Baden, Karlsruhe und Ostfildern sowie am 5.7.2011 nach Tübingen teil. Dieser Entwurf ist der erste Schritt. Die optimale Gestaltung von „Spinelli“ entwickelt sich, unserer Meinung nach, im Ideen- und Meinungsaustausch mit den für die Konversion Verantwortlichen. Die Bürgerinitiative hat sich das Konzept in verschiedenen Arbeitsgruppen erarbeitet: 1) Grün-Gestaltung 2) Gebäudenutzung und Bebauung 3) Planung von Wegen und Gelände 2 Grafische Darstellung des Planungsentwurfs der Bürgerinitiative im Überblick: 3 Beschreibung unserer Ideen im einzelnen: Teil 1: Gestaltung des nördlichen und mittleren Kasernenbereiches: Schaffung eines mindestens 500 Meter breiten Grünzuges zur nachhaltigen Verbesserung der Frischluftzufuhr für das Mannheimer Stadtgebiet: Oberstes Ziel unserer Initiative ist es, dass auf dem frei werdenden Gelände ein Grünzug geschaffen wird, der den Großteil der Fläche des jetzigen Spinelli-Geländes umfasst. Dieser Grünzug ist von zentraler Bedeutung für den Frischluftaustausch des Mannheimer Stadtgebietes. So heißt es in der Stadtklimaanalyse „Mannheim 2010“ der Firma ÖKOPLANA: „Die Spinelli-Barracks (W45) bilden im Grünzug Nordost einen erheblichen Störfaktor. Die Messfahrtergebnisse von 2009 belegen, dass die Kaltluftzunge des Grünzugs Nordost im Bereich der Militärflächen unterbrochen wird.“ Die Planungsempfehlung der Firma ÖKOPLANA lautet daher: „Durch die Aufgabe der Spinelli-Barracks durch die US-Army ergeben sich Chancen, den Grünzug Nordost klimatisch wirksam an das innenstadtnahe Freiraumgefüge Au / Sellweiden / Hauptfriedhof anzubinden.“ Wir wollen, dass diese große Chance für eine ökologische Verbesserung genutzt wird. Um die Frischluftfunktion des Grünzuges Nordost nachhaltig zu verbessern, sollte ein Grünzug von mindestens 500 Meter Breite (in Richtung südwest-nordost) geschaffen werden. Diese Freifläche entfaltet aber nur dann ihre ökologische (klimatische) Wirkung, wenn eine derartige Fläche auch auf den angrenzenden Gebieten freigehalten wird. Deshalb sollte beispielsweise auch das Gebiet südlich des „Rotts“ unbedingt von einer klimaschädlichen Bebauung freigehalten werden. Die im nördlichen und mittleren Kasernenbereich befindlichen Militärgebäude sollen abgerissen und die Bodenversiegelung beseitigt werden. Die neu zu schaffende Freifläche sollte in ökologisch wertvoller Weise gestaltet werden. Die Ringe symbolisieren einen Durchmesser von 500 Metern als erforderliche Mindestgröße des Grünzuges auf dem Spinelli-Gelände Auf dieser Grundlage stehen alle Ideen, die wir hier vorschlagen. 4 Unsere Ideen für den Grünzug im einzelnen: 1. Das Nord-West-Areal erstreckt sich von der Rüdesheimerstraße im Westen, über die Wachenheimerstraße im Norden bis zur Mitte des Geländes. Es ist als vorwiegend naturbelassene Freifläche vorgesehen. Gestaltungselemente könnten hier eine hügelige Sanddünenlandschaft sein, ein Baumgelände mit verschiedenen Baumsorten, durchzogen von Naturlehr- und Erlebnispfaden. Gegebenenfalls könnte auch ein Sportplatz südlich der Wachenheimerstraße angelegt werden. Unter der Voraussetzung, dass der Grünzug nicht beeinträchtigt wird, ließe sich entlang der Wachenheimerstraße eine sich in die Landschaft einfügende Wohnbebauung diskutieren. 2. Das Nord-Ost-Areal erstreckt sich entlang der östlichen Wachenheimerstraße bis zum öffentlichen Feldweg, der das Wohnviertel ‚Rott’ mit Feudenheim verbindet. Hier ist von uns an ein großes parkartiges Biotop gedacht mit Wildwiese, Barfußpfad und ein Gemüse-Obst-Gelände. Dieses bietet, unter professioneller Leitung geführt, Alt wie Jung die Möglichkeit, mitzupflanzen und mitzupflegen. Die regionalen Produkte könnten gekauft und selbst geerntet werden. 3. Im südwestlichen Bereich des Grünzuges sollte ein Baggersee mit seiner abkühlenden Wirkung das Kleinklima im Bereich des Spinelli-Grünzuges im Übergang zur Feudenheimer Au zusätzlich verbessern. Die konkrete Ausgestaltung ist noch in der Diskussion. Idee: Der See könnte eine lebendige Ufergestaltung mit Ausbuchtungen aufweisen; kleine Hügel südlich des Sees würden diesen Geländeabschnitt interessant gestalten. Ein Seeblickweg könnte zu einer Aussichtsplattform oberhalb der südlichen Buchten führen. Attraktiv fänden wir einen um diesen See herum führenden Fuß-, Skater- und Radweg. 5 Teil 2: Gestaltung des südlichen Kasernenbereiches: Wir wollen ein lebendiges Quartier, in dem ein attraktives Wohnen und Arbeiten für junge und alte Menschen gewährleistet ist: Für eine hohe Lebensqualität sorgt einerseits ein Leben im Grünen: Die Besiedlung im Süden des Spinelli-Geländes wäre eingebettet in attraktive Landschaften: Sie grenzt im Osten an den Bürgerpark, im Norden an den neuen Grünzug des jetzigen Militärareals und im Westen an die Feudenheimer Au eine echte Traumlage. Wir wollen mit einem generationenübergreifenden gemischten Nutzungsangebot für die alten und neuen Gebäude einen "sozialen Garten" schaffen. Erhalt der fünf Blöcke der alten Pionierkaserne: Nach Vorstellungen der Bürgerinitiative sollten die fünf großen Gebäude der alten Pionierkaserne im südlichen Bereich ganz oder weitgehend erhalten bleiben. Die Gebäude sollen sich in einem guten, energetisch günstigen Erhaltungszustand befinden. Es besteht eine Versorgung über das Mannheimer Fernwärmenetz. Für die künftige Nutzung dieser Gebäude spricht auch die sehr gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr: Die Stadtbahnhaltestelle "Talstraße" liegt in unmittelbarer Nähe dieser Blöcke. In diesen Gebäuden stellen wir uns im Einzelnen folgende Einrichtungen vor: - für die Betreuung von Kindern (Krippe, Hort, Kinderhaus), - für SeniorInnen (Tageseinrichtung, Seniorentreff mit Werkstatt etc.), - für die freie Kunstszene (z.B. Kleinkunst, Theater, Maler, Bildhauer), - für eine Mehrgenerationen-Begegnungsstätte, - für ein Startup-Gründerzentrum, - für ein Geschäftshaus mit Lebensmittelläden und mobilen Büroplätzen zum Mieten und einem Museum. Als Geschäftshaus bietet sich aufgrund seiner Lage der östliche, parallel zur verlängerten Talstraße befindliche Block in direkter Nähe zur Stadtbahnhaltstelle an. Ein solches Geschäftshaus würde auch die Versorgungslage für die Anwohner im angrenzenden Nordwesten von Feudenheim verbessern. Diese könnten zu Fuß die Geschäfte mittels des vorhandenen Fußgängerüberweges an der Talstraße erreichen. Mit Ausnahme des Geschäftshauses sollten ab dem ersten Obergeschoss überall Wohnungen zum Mieten oder Kaufen, insbesondere auch für Wohngemeinschaften, z.B. für Studierende und Senioren zur Verfügung stehen. 6 Neue ökologische Einzel-/Doppelhaus-Siedlung: Zusätzlich zu den fünf Gebäudeblöcken der Pionierkaserne könnte im Südosten zur ausgewogenen sozialen Besiedlung in begrenztem Umfang eine neue kleine ökologische Doppelhaus-Siedlung geschaffen werden (z.B. ca. 15 maximal zweistöckige Energiespar-Doppelhaushälften oder ca. 30 Einzelhäuser). Die Häuser sollten entlang einer verkehrsberuhigten Stichstraße ohne Durchgangsverkehr stehen. Damit wäre gewährleistet, dass dort Kinder „auf der Gass“ spielen können. Diese Neubebauung dürfte sich im Norden höchstens bis zur Fluchtlinie zwischen dem Ende der jetzigen Bebauung der verlängerten Talstraße und dem nördlichen Ende der Pionierkasernenblöcke erstrecken. Damit wäre sichergestellt, dass der eingangs beschriebene Grünzug im nördlichen und mittleren Teils des Spinelli-Geländes ausreichend breit ist und seine hohe ökologische Funktion erfüllen kann. Die Diskussion über diesen Bereich des Geländes ist noch im Gange. Zur Ausgestaltung wurden folgende Ideen entwickelt: Verkehrstechnische Anbindung: Die Besiedelung im südlichen Teil des Spinelligeländes sollte gut erschlossen werden mit Wegen, welche für Fahrräder, Fußgänger und Skater freigegeben sind. Demgegenüber sollte diese völlig frei von einem Kfz-Durchgangsverkehr sein. Aus westlicher Richtung sollte der Kfz-Zugang erfolgen vom Aubuckel aus in Höhe des jetzigen Spinelli-Haupteingangs mit einem Zugang zu einem Parkplatz südlich von diesem Anfahrtsweg sowie Parkbuchten entlang des nördlichen und mittleren Teils der Blockreihe der Pionierkaserne; aus östlicher Richtung von der verlängerter Talstraße aus mit einem Zugang zu einem Parkplatz südlich dieses Anfahrtsweges neben dem Geschäftshaus sowie einer Abzweigung nach Norden in eine Stichstraße zu den Energiesparhäusern. Auch sollte ein durchgängiges Radwegenetz sowohl innerhalb des Spinelli-Geländes als auch nach außen hin zu den angrenzenden Gebieten/Stadtteilen Bürgerpark/Rott (mit Anbindung an das Radwegenetz Richtung Käfertaler Wald), Au (mit Anschluss an das Radwegenetz in Richtung Neuostheim/Mannheimer Innenstadt), Käfertal und Feudenheim errichtet werden. „Piazza“ mit kleinem Café/Bistro: Zwischen den Blöcken der Pionierkaserne und der Energiesparhaussiedlung könnte ein „Platz der Begegnung“ geschaffen werden im Stile einer mediterranen „Piazza“ mit einem Brunnen in der Platzmitte, einer interessanten Bepflasterung, ausreichenden Sitzgelegenheiten, Leuchten und einer natürlichen Begrenzung durch Hecken und Pflanzen. Im Süden der Piazza könnte ein kleines Café/Bistro zur Versorgung der AnwohnerInnen und der BesucherInnen der Piazza errichtet werden. Sport- und Spielgelände für Jung und Alt: Im Norden könnte sich an die Piazza ein Spielgelände für Kinder und Erwachsene anschließen. Für Eltern hätte dies den Vorteil, dass sie ihren Kindern von den umgrenzenden Gebäuden oder von der Piazza aus beim Spielen zuschauen könnten – und umgekehrt. 7 Am nordöstlichen Seeufer könnte ein Beach-Volleyballfeld und ein kleiner Strandbereich für einen hohen Freizeitwert sorgen. Im Osten, unmittelbar neben dem Skaterpark angesiedelt, stellen wir uns eine BMXSkaterhalle vor. Ein Teil der Halle könnte auch offen zugänglich ohne Seitenmauern gestaltet werden. Daneben wäre auch die Integration eines Jugendtreffs in einem Gebäudeteil überlegenswert. Nach Süden hin sollte eine Geländeaufschüttung eingeplant werden, die als Lärmschutz in Richtung Energiesparhäuser dient. Biergarten mit Erlebnisbühne Ein Herzenswunsch – sicherlich nicht nur der Bürgerinitiative-Mitglieder – ist ein gemütlicher einstöckiger Biergarten mit großer Terrasse direkt am See und einer niedrigen Erlebnisbühne für unplugged Konzerte, Kleinkunst-Vorführungen u.ä. Diese Bühne mit Blick auf den See sollte auch der dann in „Spinelli“ angesiedelten offenen Kunstszene und den sonstigen Einrichtungen für Vorstellungen/Aktionen zur Verfügung stehen. Um auch bei schlechtem Wetter und im Winter für Unterhaltung attraktiv zu sein, sollte im ‚Biergartengebäude’ ein entsprechend großer Veranstaltungsraum eingeplant werden. Eine Kfz-Zufahrt zum „Biergarten“ sollte nur den Gaststättenbetreibern bzw. den Kleinkunstveranstaltern oder Rettungshelfern ermöglicht werden. Für die BesucherInnen des Biergartens besteht ein ausreichender Zugang über den angrenzenden kombinierten Rad-Fußweg bzw. über die beiden nahe gelegenen Autoparkplätze im Süden des Spinelli-Geländes. Bepflanzung im südlichen Bereich: Eine ausreichende Bepflanzung mit Bäumen, Hecken und sonstigen Pflanzen um die Gebäude herum sollte das „Wohnen im Grünen“ unterstreichen. Die jetzigen Kastanienbäume im südwestlichen Geländebereich sowie alle größeren Bäume auf dem Spinelli-Gelände sollten unbedingt erhalten werden. Ausblick: Wir sehen diesen Entwurf keineswegs als abschließend an. Es ist unser Ziel, ab Ende September 2011 aktiv auf die AnwohnerInnen der angrenzenden Stadtteile zuzugehen. An Infoständen wollen wir die Meinungen der BürgerInnen einholen und unsere Ideen auch anhand dieser Rückmeldungen weiterentwickeln. Mit diesem Entwurf erhalten Sie die ersten ausgefüllten Unterschriftsblätter von Bürgerinnen und Bürgern aus der näheren Umgebung. Obwohl wir erst kürzlich begonnen haben, die Bevölkerung über unsere Vorschläge zu informieren, zeigt sich bereits, dass unser Vorschlag, auf dem Großteil der Fläche der Spinelli-Kaserne einen Grünzug zu schaffen, auf positive Resonanz stößt. 8 Wir freuen uns darauf, über unsere Ideen im geplanten Bürgerforum mit anderen Bürgern, Vertretern der Stadt Mannheim und mit sonstigen an der Konversion Beteiligten zu diskutieren. Wir werden uns gern in den Arbeitsgruppen mit den Experten über fachliche Gesichtspunkte wie Klima, Wind, Gebäude-, Raum- und Verkehrsplanung auseinandersetzen. gezeichnet : Hans-Jürgen Hiemenz Anette Enders (Sprecher der Bürgerinitiative) 9