Passivhäuser mit zweischaligem 3.15.1 Mauerwerk Ein Passivhaus ist ein Gebäude, das „passiv“ von der Sonne, von inneren Wärmequellen und von zurückgewonnener Wärme angenehm warm gehalten wird. Es braucht daher kein separates aktives Heizsystem. Basis sind allein höchste Qualitäten der Gebäudehülle und eine kontrollierte Wohnungslüftung. Die Anforderungen an Passivhäuser Gemäß Passivhausinstitut Darmstadt müssen folgende Anforderungen erfüllt sein: • Kompakte Bauformen mit optimalem Oberflächen-/ Volumen-Verhältnis • Optimale Orientierung des Gebäudes nach Süden (passive Solarenergienutzung) Passivhaus Projektierungspaket (PHPP) Nachweisverfahren für den Passivhaus-Standard ist das Passivhaus Projektierungspaket (PHPP). Dieses wurde speziell für Passivhäuser entwickelt, eignet sich aber auch für andere Gebäude. Es handelt sich um ein aus mehreren Nachweisen bestehendes Rechenverfahren zur Ermittlung von Heizwärme- und Primärenergiebedarf von Gebäuden. Das Verfahren beruht im Wesentlichen auf europäischen Normen. Darüber hinaus enthält es ein vereinfachtes Verfahren zur Berechnung der sommerlichen Übertemperaturhäufigkeit von Gebäuden. Bezugsquelle: PassivhausInstitut (www.passivhaus.de). Qualität kontrollieren – Zertifizierung Jede Planung ist so gut wie die Berechnung und Ausführung. Da die EnEV viel Spielraum für individuelle Konzepte lässt, kann der Markt für Planer und Bauherren bisweilen unübersichtlich erscheinen. Die Gütegemeinschaft Niedrigenergie- Häuser (www. guetezeichenneh.de) bietet die Überwachung von Planung und Bau eines Einfamilienhauses an. Das Passivhaus-institut nimmt Zertifizierungen von Passivhäusern vor. © Rongen Architekten Passivhaus © Initiative Bauen mit Backstein – www.backstein.com • Hochwärmegedämmte Fenster: Uw < 0,8 [W/(m2·K)], g-Wert ≥ 50 % • Überdurchschnittliche Dämmung der Außenbauteile: U-Werte ≤ 0,15 [W/(m2·K)] • Wärmebrückenminimierte Konstruktion: < 0,01 [W/(m·K)] • Dichte Gebäudehülle: n50 ≤ 0,6 h-1 • Kontrollierte Wohnungslüftung: Anforderung 30 [m3/h·Person] mit Wärmerückgewinnung h > 80 % der Abluft • Geringer Energieverbrauch bei der Brauchwasserbereitung und -verteilung • Erdwärmetauscher: Vorerwärmung der Frischluft • Verwendung effizienter Haushaltsgeräte • Deckung des Restenergieverbrauchs durch Erneuerbare Energien (z. B. thermische Solaranlage) • Jahresheizenergiebedarf unter 15 [kWh/(m2·a)], Bezugsflächen sind die Wohnfläche • Primärenergieeinsatz max: 120 [kWh/(m2·a)] Planungsordner „Von der Idee bis zur Ausführung“ (Stand 11/2009) – Passivhauser 3.15.1 Moderne Energiebauweisen – 3.15.2 zweischaliges Ziegelsichtmauerwerk Zwar darf nach DIN 1053 der Abstand von Vormauerschale (VMZ) und Hintermauerschale (HMZ) maximal 15 cm betragen, folglich sind im Zwischenraum auch maximal 15 cm Wärmedämmung möglich. Der Markt bietet jedoch Maueranker, die für einen Abstand von bis zu 22 cm zugelassen sind (siehe z. B. www.bever.de). Aufgrund des Tragfähigkeitsnachweises und der bauaufsichtlichen Zulassung der Maueranker kann der Zwischenraum und damit auch die Dämmstärke bei Kerndämmung mit maximal 20 cm erhöht werden. Auf diese Weise sind alle genannten Standards zu erfüllen. Die Stärke der Innenschale beträgt dabei mindestens 17,5 cm. Energieoptimierung und Feuchteschutz Die hohen Dämmstärken moderner Energiebauweisen allgemein beeinflussen das bisher bekannte physikalische Verhalten von Fassaden signifikant. So trägt die völlige Abkopplung des Wärmestroms von innen nach außen dazu bei, dass die Oberflächentemperaturen an der Fassade stark absinken. Bei Fassaden mit Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) ist daher ein neues Phänomen aufgetaucht. Wenn die Abschlussschicht der Fassade aufgrund geringer Dicke und/oder heller Farben solare Wärme im Tagesverlauf nicht speichern kann, bildet sich in klaren, kalten Nächten schnell Raureif an der Bauteiloberfläche – sobald die Oberflächentemperatur die Lufttemperatur unterscheidet. In ungünstigen Lagen kann es dadurch zu vermehrtem Wachstum von Mikroorganismen (Algen, © Initiative Bauen mit Backstein – www.backstein.com © Dittert und Reumschüssel EnEV 2009/KfW-Effizienzhaus 70 und 55, Passivhaus – für all diese Energiestandards bietet zweischaliges Ziegelsichtmauerwerk konstruktive Lösungen in einem guten Preis-LeistungsVerhältnis. Detail Wandaufbau Maueranker © Dittert und Reumschüssel Zweischalige Energiebauweisen – erhöhter Wärmeschutz Detail Wandaufbau mit Dämmung Pilzen) kommen, das zur Beeinträchtigung des Fassadenbildes führt. Zwar ist Algenbewuchs kein konstruktiver Schaden, sehr wohl aber ein genauso ernst zu nehmender ästhetischer Schaden, wie das Landgericht Frankfurt am Main mit Aktenzeichen 19.12.1999 3-130-104/96 urteilte. Fassaden haben neben funktionalen im selben Maße ästhetische und wirtschaftliche Ansprüche zu erfüllen. Planungsordner „Von der Idee bis zur Ausführung“ (Stand 11/2009) – Moderne Energiebauweisen 3.15.2 3.15.3 Moderne Energiebauweisen – zweischaliges Ziegelsichtmauerwerk Fortsetzung: Energieoptimierung und Feuchteschutz Die Gefahr ist, wie Erfahrungen in Norddeutschland zeigen, bei Ziegelsichtmauerwerk äußerst gering. Die 11,5 cm starken Verblender zeichnen sich durch hohe Wärmespeicherfähigkeit aus. Die meist dunklen Steine begünstigen die Solarabsorption. Der Feuchtigkeitsanfall ist, wenn überhaupt, sehr klein. Folglich bleiben auch bei hohen wärmegedämmten zweischaligen Außenwänden die bewährten Eigenschaften, wie Witterungs- und Feuchtigkeitsschutz, Langlebigkeit, Beständigkeit des Fassadenbildes, der Verblendschale erhalten. Algenwachstum und Verfärbungen auf Putzoberflächen bei hochwärmegedämmten Bauweisen. Beim anschließenden Klinkermauerwerk ist kein Algenwachstum vorhanden. Moderne Energiebauweisen 3.15.3 – Planungsordner „Von der Idee bis zur Ausführung“ (Stand 11/2009) © Initiative Bauen mit Backstein – www.backstein.com