vallentin + reichmann architekten ingenieure energiekonzepte projekte Passivhaus in Biburg Objektdaten Einfamilienhaus in Biburg Energiebezugsfläche nach PHPP: 198 m² Baujahr: 2000 Dieses Passivhaus wurde für eine sechsköpfige Familie im Ortskern von Biburg (Nähe Fürstenfeldbruck) errichtet. Weil sich das Grundstück im Innenbereich befindet, war die Erschliessung über eine bereits vorhandene Wegeanbindung zu leisten. Damit ist dieses Haus ein Beispiel für eine flächensparende Nachverdichtung. Das Haus weist viele Individualräume auf, die sich im Obergeschoß auf die Giebelseiten hin ausrichten. Das Erdgeschoß hingegen ist möglichst offen gehalten und beinhaltet Küche, Wohnen, Essen und den Arbeits- und Schlafbereich für die Eltern. Bauherr Familie Well, Biburg Konstruktion Aussenwand und Dach: Stegträger (40 cm) mit Zellulosedämmung und 6 cm gedämmte Installationsebene, hinterlüftete Fassade mit Lärchenschalung, hinterlüftetes Dach mit Beton-Dachpfannen. Es wurde ein kompakter Baukörper mit Satteldach gewählt, der sich in die umgebende Bebauung unauffällig einfügt. Boden: Perimeterdämmung 24 cm, Stahlbeton-Bodenplatte, PU-Dämmung 6 cm, TSD 2 cm, Estrich und Belag Das Haus ist als Holzhaus mit Teilunterkellerung konzipiert. Der Kellerzugang befindet sich ausserhalb der beheizten Hülle in einem vorgeschalteten verglasten Windfang. U-Werte: Aussenwand: 0,11 W/m²K Dach: 0,09 W/m²K Boden: 0,11 W/m²K Im Inneren weist das Einfamilienhaus eine klare Zonierung auf, um die Haustechnikverteilung (Lüftung, Warmwasser) auf kurzen Wegen zu ermöglichen. Fenster: Wärmegedämmte Holzfenster, Uw,eingebaut: 0,80 W/m²K, 3-fachWärmeschutzverglasung mit Argonfüllung, Ug = 0,6, g-Wert = 56 % Im Süden des Gartens befindet sich ein großer Birnbaum, der einen klaren Bezugspunkt für den Garten und die Hauptfenster des Hauses darstellt. Die umliegende Bebauung (Wohnhäuser, landwirtschaftliche Gebäude, Garagen) befindet sich z.T. nahe den Fassaden des Passivhauses, so dass die Verschattung nicht unbedeutend ist und eine komplexe Struktur aufweist. Dies ist auf den Fotos gut zu erkennen und zeigt auf, dass auch Einfamilienhausbebauungen nicht immer eine optimale Besonnung aufweisen. Die Hauptverglasungen wurden daher so platziert, dass sie möglichst gut besonnt sind und freie Ausblicke ermöglichen. 4 Lüftung / Heizung / Warmwasser: Lüftungsanlage mit Kreuzgegenstrom-Wärmetauscher und vorgeschaltetem Erdwärmetauscher, GasBrennwerttherme mit Flüssiggastank, solare Brauchwassererwärmung. vallentin + reichmann architekten ingenieure energiekonzepte projekte Für die Haustechnik wurde ein kompaktes Haustechnikmodul vom Ingenieurbüro Lackenbauer konzipiert und in der eigenen Sanitärfirma als Prototyp gefertigt. Dieses Modul wurde im Zuge des Aufstellens der vorgefertigten Holzkonstruktion mit dem Kran als Ganzes eingesetzt. Später wurden nur noch die Leitungsanbindungen bauseits hergestellt. Gebäudeluftdichtigheit n50 = 0,33 1/h Für die Arbeitskreissitzung „Kostengünstige Passivhäuser Phase 3“ wurde dieses Haus als Architekturbeispiel ausgewählt und eingehend untersucht. Dabei wurden alle Anschlußdetails in Hinblick auf deren Wärmebrückenauswirkungen berechnet und festgestellt, dass dieses Gebäude „wärmebrückenfrei“ konstruiert wurde (d.h. bezogen auf das Aussenmaß sind die Wärmebrückeneffekte der Anschlüsse der Gebäudehülle neutral oder sogar leicht positiv hinsichtlich der Transmissionswärmeverluste) Weiter wurden die Verschattungsauswirkungen detailliert über ein städtebauliches Modell der Umgebung untersucht. Als wichtigstes Ergebnis konnte der Nachweis geführt werden, dass der kumulierte Energieaufwand während des Lebenszyklus des Gebäudes (Primärenergieaufwand für Herstellung, Nutzung, Wartung, Instandsetzung und Erneuerung während 80 Jahre) unter 120 kWh/m²a bleiben kann. Damit erfüllt dieses Haus bereits die strengen Anforderungen der 2000-Watt-Gesellschaft hinsichtlich der Gebäudestruktur. Dabei hat auch der geringe Energieaufwand für die Erstellung der Holzbauteile eine Rolle gespielt. Der entscheidende Beitrag wird jedoch in der Nutzungsphase durch die hohe Energieeffizienz des Passivhauskonzeptes (Heizung, Warmwasser Lüftung und die Stromanwendungen) geleistet. Würde der verbliebene Restenergiebedarf z.B später über eine Biogasversorgung, gedeckt werden, ließe damit auch die zweite Anforderung der 2000-Watt-Gesellschaft (3/4-tel regenerative Energieversorgung) erfüllen. Heizwärmebedarf (berechnet nach PHPP): 14 kWh/m²a 4 Primärenergiebedarf (berechnet nach PHPP inkl. des gesamten Strombedarfs): 70 kWh/m²a 2000-Watt-Gesellschaft Passivhaus + Das Projekt erfüllt die erste Anforderungen der 2000-Watt-Gesellschaft (Primärenergiebedarf incl. Herstellungsaufwand < 120 kWh/m²a) Architektur Architekturbüro Vallentin, Kottgeisering und Dorfen Haustechnikplanung IB Lackenbauer, Traunstein Statik IB Wohlmann, Utting Literatur Protokollband Nr. 21 kostengünstige Passivhäuser - Phase 3, Hrsg.: Passivhaus-Institut, Darmstadt, Eigenverlag, 2004. Anton Graf: „Neue Passivhäuser“, Callwey Verlag, München. Fotos Rainer Vallentin