Inspiration MINERGIE 2 Barbara Egger-Jenzer Regierungsrätin «MINERGIE zur Förderung 3 der Nachhaltigen Entwicklung» Ulrich Nyffenegger Projektleiter MINERGIE, Kanton Bern Der Kanton Bern fördert «Luft ein unverzichtbares Lebensmittel Öffentliche Bauten 5 6 ohne Verfalldatum» «Energiestadt» Besser bauen in der Energiestadt Köniz 10 Schulhaus-Haltenstrasse, Niederscherli 14 Jugendheim Lory, Münsingen 20 Sporthalle Ebnit, Saanen 22 7 Der Werkzeugkasten der Gemeinden Verbreitung energieeffizienter Gebäude Gemeindehaus Köniz Industrie-, Büro- und Gewerbebauten 8 Rotor Lips AG, Uetendorf 26 Carba-Center, Liebefeld 30 9 Wohnbauten Villette II, Muri 36 Wohnpark von Roll, 3012 Bern 40 Passivhaus Kaufmann, Langnau 46 Oktogon, Bern 50 Heimstätte Bärau, im Emmental 52 Fachbeiträge Brandschutz in Baudenkmälern 19 «Häuser der Zukunft – schon heute» 44 Marktplatz die Seiten für innovative Produkte 56 Branchenverzeichnis 60 Impressum U3 1 Inspiration MINERGIE «Den Familien ein modernes, angenehmes Wohnumfeld gönnen, viel Geld beim Heizen sparen und erst noch die Umwelt für Ihre Enkelkinder schonen.» «Geht nicht! Das ist zu viel des Guten. Das beisst sich!» behaupten Sie. «Geht problemlos.» Das weiss ich. «Wie?» fragen Sie. «Die Lösung heisst MINERGIE!» Gewissen von einer «win-win-Situation» sprechen. Sie können profitieren und Sie können zugleich die Umwelt und wertvolle Rohstoffe schonen. Wenn Sie Bauten nach dem MINERGIE-Standard verlangen, fördern Sie den Arbeitsplatz Schweiz und tun etwas für den Klimaschutz; ganz im Sinne von «Global denken – Lokal handeln». MINERGIE und MINERGIE-P sind zwei zeitgemässe Standards zum Bauen moderner Wohn- und Dienstleistungsbauten. Der Kanton Bern ist einer der Förderer der ersten Stunde. MINERGIE ist ein technisch fundiertes Konzept für Neubauten, aber auch für die Sanierung von Altbauten. Es ist ein aktuelles, marktwirtschaftliches Konzept, das sich seit mittlerweile 10 Jahren immer wieder aufs Neue als Qualitätsmarke bewährt. Für einmal kann ich mit gutem Die vorliegende Publikation wurde so für Sie zusammengestellt, dass Sie sich inspirieren lassen können. Sie können sich davon überzeugen: MINERGIEBauten sind modern, architektonisch attraktiv und ansprechend, sie sind praktisch und vor allem, das MINERGIEKonzept ist erprobt. Kurz: MINERGIE ist die bewährte Innovation! Bauen Sie Ihr Haus, sanieren Sie Ihre Immobilie nach dem MINERGIE-Standard oder suchen Sie Ihre Wohnung in einem MINERGIE-Haus. Ihre Familie, Ihr Portemonnaie und ich danken Ihnen. Ich danke Ihnen nicht zuletzt auch für Ihren wertvollen Beitrag an die Nachhaltige Entwicklung des Kantons Bern. Sie unterstützen so eines der Hauptziele des Berner Regierungsrates im Interesse unserer Bevölkerung und künftiger Generationen in einem lebenswerten Kanton. Barbara Egger-Jenzer Regierungsrätin 2 Planergemeinschaft Morscher Bolliger GWJ Gemeindehaus Köniz BE-133 Bauherrschaft Pensionskasse des Personals der Gemeinde Köniz vertreten durch Direktion Gemeindebauten Landorfstrasse 1, CH-3098 Köniz Architektur und Realisierung Planergemeinschaft Morscher Bolliger GWJ Cornelius Morscher Architekten AG Güterstrasse 8, CH-3008 Bern Tel. +41 31 398 77 77 Fax +41 31 398 77 78 [email protected] www.morscher.ch J. Bolliger Architekten AG Industriestrasse 20, CH-5000 Aarau Tel. +41 62 824 15 04 Fax +41 62 823 73 66 [email protected] www.bolligerarchitekten.ch GWJ Architekten AG Nordring 4A, CH-3013 Bern Tel. +41 31 340 82 22 Fax +41 31 340 82 00 [email protected], www.gwj.ch Elektroingenieur Planel AG Weyermannstrasse 20, CH-3008 Bern Tel. +41 31 380 33 11 Fax +41 31 380 33 99 [email protected], www.planel.ch HLK Ingenieur Marcel Rieben Ingenieure AG Funkstrasse 86, CH-3084 Wabern Tel. +41 31 960 27 27 Fax +41 31 960 27 20 [email protected], www.mri.ch Sanitäringenieur Enerconom AG Weyermannstrasse 20, CH-3008 Bern Tel. +41 31 380 33 33 Fax +41 31 380 33 66 [email protected] www.enerconom.ch Energie / Bauphysik / Bauakustik Gartenmann Engineering AG Nordring 4A, CH-3013 Bern Tel. +41 31 340 82 82 Fax +41 31 340 82 80 [email protected], www.gae.ch Fassadenplaner Feroplan Engineering AG Badenerstrasse 450, CH-8004 Zürich Tel. +41 44 400 01 63 Fax +41 44 400 01 88 [email protected], www.feroplan.ch 10 Köniz hat sich eine neue Mitte, einen neuen Kern gegeben. Der Wille zur Erneuerung und Aufwertung hat zu einem gewachsenen Selbstverständnis in der Entwicklung der Gemeinde geführt. Bei diesem Schritt in die Zukunft handelt es sich um eine wichtige Weichenstel- lung in der Identitätsfindung der Gemeinde. Die Ausweitung der bestehenden Strukturen hin zu einem Ortskern mit Zentrumsfunktion ist in der konkreten Gestaltung und Nutzung des Bläuackers heute mit den praktisch vollständig realisierten Bauten gut sichtbar. Die Planergemeinschaft Morscher Bolliger GWJ wurde speziell für dieses Projekt ins Leben gerufen. Den Wettbewerb von 1996 gewannen die Architekten Cornelius Morscher und Joachim Bolliger, deren Architekturbüros für die Entwurfs- und Ausführungsplanung verantwortlich zeichneten. Die Projektführung und die gesamte Realisation übernahm die GWJ Architekten AG. Bauherrin war die Pensionskasse des Könizer Gemeindepersonals. Der Bezug des Gemeindehauses mit rund 6000 m2 Innenfläche und 135 Arbeitsplätzen erfolgte 2004. Ziel war, durch die räumliche Struktur eine rasche Orientierung im Gebäude zu ermöglichen und eine moderne Form der offenen Verwaltung widerzuspiegeln. Der Besucher trifft zunächst in der übersichtlichen Eingangshalle auf den Empfangs- und Informationsschalter. Im Neubau dahinter befinden sich gut sichtbar die verschiedenen Abteilungen. Im Hochparterre sind die Verwaltungszweige mit den meisten Kundenkontakten untergebracht. Die Architektur – Verbindung von Bodenhaftigkeit und Leichtigkeit Der Neubau aus Glas, Metall und Beton fasst als quadratisches Gebäude mit Innenhof das erhaltenswerte Gemeindehaus zweiseitig. Aus dem Heranführen aller horizontalen Elemente des Neubaus an das alte Gebäude ergibt sich eine unmittelbare, nahtlose Verknüpfung. Die vertikalen Elemente hingegen halten Abstand von der alten Fassade, nur Glas schliesst die Verbindung direkt ab. Die Räume im Übergang von Alt zu Neu bilden eine Lichtfuge von etwa 2,5 m Breite. Die in ihrem Grundcharakter so verschiedenen Teile schliessen sich selbstbewusst und gleichwertig aneinander an. Beide Gebäudeteile werden auch in ihrer Materialität mit Respekt behandelt. Sowohl die profilierte Altbau-Fassade aus Stein als auch die glatte Oberfläche des Neubaus aus hochwertigen, zeitgemässen Materialien prägen das Erscheinungsbild. Der Altbau wird durch den angrenzenden Innenhof räumlich freigestellt, der Innenraum wird dank eines Glasdachs mit Tageslicht durchflutet und stellt sich gleichzeitig als Aussenbereich dar. Die Offenheit des Gebäudes und das Nebeneinander von Alt und Neu sind hier eindrücklich erlebbar. Die eigentlichen Büroräume liegen entlang der Aussenfassaden. Davor ist eine grosszügige Galerie um den Innenhof angeordnet, die Einblick in die drei Obergeschosse und das Tiefparterre gewährt. Alles dreht sich um das Zentrum – Büroräume können vom Einzel- bis zum Gruppenbüro flexibel unterteilt werden, Einzelbüros bilden die Ausnahme. Durch die Hofsituation liegen alle Abteilungen in Sichtweite zueinander, wodurch eine direkte, informelle Kommunikation stark gefördert und von den Mitarbeitenden der Gemeinde rege genutzt wird. Die Vision – das gleichwertige Zusammengehen von Alt und Neu Ein neuer, funktionaler Körper musste sinnvoll mit einem 105-jährigen, von der Denkmalpflege als erhaltenswert eingestuften Gebäude verbunden werden. Die architektonische Leistung des Projektes liegt in einer charakteristischen, sich ergänzenden Kombination, in der sich das Grundgestaltungsprinzip des erneuerten Ortskerns – die Synergie von Alt und Neu – verdichtet. Das bisherige Gebäude bildet weiterhin ein eigenständiges Volumen in der neuen Glas- und Betonkonstruktion; ein Eckpfeiler, an den sich der neue Teil radikal und nahtlos anfügt. Konzeptionelle Basis ist das Prinzip einer gleichwertigen Integration, dementsprechend ist der quadratische, ca. 34 mal 34 m breite Neubau nur drei Geschosse hoch und damit niedriger als das alte Gebäude. Der neue Gebäudeteil ist ein Haus für die Bevölkerung und konsequent als solches konzipiert. Bürgernähe, Offenheit und Transparenz charakterisieren das neue Gemeindehaus. Aber auch der Schutz der MitarbeiterInnen prägt das Gebäude stark: dank doppelter Glasfassade, äusseren Sonnenstoren, innenliegendem Blendschutz und dem Einsatz von halbtransparenten Gläsern im Innenraum fühlen sich die Mitarbeitenden wohl. 11 MINERGIE-Standard als Garant für eine komfortable Arbeitswelt MINERGIE ist ein Qualitätslabel für neue und sanierte Gebäude. Die Marke wird von Bund, Kantonen sowie Wirtschaft gemeinsam getragen und ist vor Missbrauch geschützt. Im Zentrum stehen hohe Werterhaltung, geringer Energieverbrauch und der Wohn- und Arbeitskomfort der Gebäudenutzer, gemessen an der Qualität von Temperatur, Lüftung, Lichtverhältnissen, Luftfeuchtigkeit, Immissionen und räumlichem Empfinden. Zur Zertifizierung müssen eine hochwertige Bauhülle und optimale Lösungen im Bereich der Haustechnik für rationelle Energienutzung und systematische Lufterneuerung gewährleistet sein. Die Energieeffizienz des Gemeindehaus Köniz, welches 50% weniger Energie als ein vergleichbarer konventioneller Bau konsumiert, resultiert aus einem sinnvollen Oberflächen-Volumen-Verhältnis, einer guten Tageslichtsituation und einer Doppelfassade als thermischem Puffer. Glasfassade, Wärmeerzeugung, Lüftung und sommerlicher Wärmeschutz entsprechen den MINERGIE-Standards. Das Label Nr. BE-122 wurde bereits 2001 überreicht. Damit ist das Gemeindehaus Köniz das zurzeit grösste zertifizierte MINERGIE-Verwaltungsgebäude im Kanton Bern. Dies ist ein Beitrag an die ein- gegangenen Verpflichtungen als Energiestadt Köniz. Umweltgerechtes Planen und Bauen sowie die entsprechende Sorgfalt bei der Materialauswahl gelten heute in Köniz als Standard für gemeindeeigene Bauten. Das Flachdach ist mit einer 26 cm dicken Isolation versehen sowie extensiv begrünt. Die Gebäudehülle setzt sich aus einer doppelten Glasfassade – einer inneren Fassadenebene mit Fenstertüren und der un einem Abstand von 65 cm angebrachten Glashülle – zusammen. Der Fassadenzwischenraum wirkt als thermische Pufferzone, die äussere Fassadenebene als hochwertiges Wetter- und Lärmschutzelement. Die innere Fassade besteht aus thermisch getrennten Metallprofilen, opaken Elementen und einer Wärmeschutz-Verglasung mit U-Wert 0,9 W/m2K (nach DIN gerechnet). Im Zwischenraum befinden sich als Sonnenschutz neben den begehbaren Gitterrosten auch textile, aluminiumbedampfte Storen, die über einen tiefen g-Wert verfügen. Ab einer bestimmten Sonneneinstrahlung schliessen sich diese automatisch. Die äussere Fassade besteht aus einer VSG-Verglasung mit geschlossenen Fugen. Bei geschlosse- nen Lüftungsklappen im Winter verbessert der Pufferraum den U-Wert der gesamten Fassade um ca. 10%. Bei doppelten Fassaden mit Zwischenzone besteht bei hohen internen Wärmelasten aus den Büros - durch Personen, Beleuchtung und Computer – ein erhöhtes sommerliches Überhitzungsrisiko. Als bauliche Vorkehrung wird darum der Fassadenzwischenraum natürlich entlüftet. Dies erlaubt den Verzicht auf eine mechanische Kühlung und ergänzt die Komfortlüftung, welche die Aussenluft über das Luftregister unter dem Gebäude ansaugt und sie je nach Jahreszeit aufwärmt bzw. abkühlt. Die aufbereitete Frischluft wird dann in die Büroräume verteilt und über das Dach abgeführt. Die Abluftmenge kann bei Bedarf zusätzlich durch das Öffnen der Fenster erhöht werden. Mit einer Kombination verschiedenster Massnahmen wie Reduktion der verglasten Fassadenanteile um ca. 30% durch geschlossene, wärmegedämpfte Paneele oder Beschränkung der internen Wärmelasten durch Vorgaben für Flachbildschirme und stromsparende Beleuchtung in der Form von MINERGIE -Stehleuchten wird an den Arbeitsplätzen ein hoher Komfort erreicht. Kennzahlen Grundstücksfläche Gebäudevolumen Neubau nach SIA 116 Gebäudevolumen Altbau nach SIA 116 Gebäudevolumen Total nach SIA 116 Geschossfläche Neubau nach SIA 416 Geschossfläche Altbau nach SIA 416 Geschossfläche Total nach SIA 416 Beheiztes Gebäudevolumen Energiebezugsfläche Neubau Energiebezugsfläche Altbau Energiebezugsfläche Total Gebäudehüllfläche 12 1.997 m2 17.857 m3 4.250 m3 22.170 m3 4.924 m2 1.232 m2 6.156 m2 10.785 m3 4.924 m2 1.099 m2 5.503 m2 2.997 m2 Energiekennzahl Neubau gewichtet Energiekennzahl Altbau gewichtet Energiekennzahl Total: gewichtet Heizleistungsbedarf Neubau Heizleistungsbedarf Altbau Heizleistungsbedarf Total 33.3 KWh/m2a 53.4 KWh/m2a 37.0 KWh/m2a 67 KW 27 KW 94 KW Elektrische Energie für Beleuchtung Neubau Elektrische Energie für Beleuchtung Altbau 30 MJ/m2a 22 MJ/m2a