U Sagel1,2, RT Mikolajczyk1, A Krämer1 1 Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld, Deutschland 2 analyse BioLab GmbH, Linz, Österreich Toxoplasmosescreening in Oberösterreich 2000 - 2005 Einleitung Es gibt nur einzelne Länder wie Österreich, in denen praktisch bev ölkerungsweit ein Screening auf Erstinfektionen mit Toxoplasma gondii bei Schwangeren angeboten wird, um durch eine frühzeitige antimikrobielle Therapie Folgeschäden der Infektion schon am Ungeborenen zu vermeiden [1,2]. Im Bundesland Oberösterreich wird das Screening für die mit Abstand größte gesetzliche Krankenkasse (Oberösterreichische Gebietskrankenkasse – OÖGKK) seit vielen Jahren zentral in einem einzigen Labor durchgef ührt. Die Epidemiologie der Erkrankung lässt sich hier sehr viel genauer untersuchen als in den allermeisten anderen Regionen der Welt. Material und Methoden Im Zeitraum vom 01.01.2000 bis 30.06.2006 wurden in der Bundesstaatlich BakteriologischSerologischen Untersuchungsanstalt Linz (ab 2002: Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene Linz der Österreichischen Agentur f ür Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH, ab 2007: analyse BioLab GmbH) 205.685 Blutseren mittels indirektem Immunfluoreszenztest auf Toxoplasmoseantikörper untersucht. Die Datenanalyse wurde nach folgender Falldefinition auf 51.754 Schwangere beschränkt: •Versicherte der OÖGKK •wohnhaft in Oberösterreich (cave: viele Berufspendler aus Niederösterreich) •15 - 45 Jahre alt •vollendete Schwangerschaft zwischen 2000 und 2005 (letzte dokumentierte Screeninguntersuchung vor Jahresende 2005) Statistische Analyse wurde mit STATA 9.2 vorgenommen. Seroprävalenz insgesamt 31,0 % Großstädte 26,9 % nord-westl. Bezirke 37,6 % Nord-westl. Bezirke sind die ländliche Region Oberösterreichs mit der höchsten Seroprävalenz. Mit zunehmendem Lebensalter der Schwangeren nimmt die Seroprävalenzrate linear zu. Infektionsrisiko ist bei der gebärf ähigen Frau somit vom Alter unabhängig. Häufigkeit von Erstinfektionen serologische Fälle (inkl. Verdacht) 0,34 % (n = 191) (mind. IgG +, IgM +, Avidität niedrig) serologisch sichere Fälle 0,10 % (n = 51) (Serokonversion/sign. Titeranstieg) durch Regressionsmodell geschätzt 0,45 % (95% KI 0,44-0,46) (Grundlage: linear zunehmende Seroprävalenzen je Alter) Jahreszeitliche Häufung im Herbst/Winter 37 % der Verdachtsfälle in drei Wintermonaten (Dez/Jan/Feb), 32 % der Serokonversionen im Nov/Dez diagnostiziert. Bei Serokonversionen im arithmetischen Mittel 102 Tage zwischen dem letzten seronegativen und dem ersten seropositiven Test, somit liegt der Infektionszeitpunkt bei Diagnose im Winter oft schon im Herbst [3]. Untererfassung Bei seronegativen Schwangeren werden in Österreich drei serologische Screeninguntersuchungen (bis 16. SSW, 5. Monat, 8. Monat) verlangt [2]. Trotzdem wurden •29,8 % der seronegativen Schwangeren mindestens dreimal pro Schwangerschaft untersucht, •13,8 % nur einmal, •56,4 % nur zweimal. Das Screening deckte viele Schwangerschaften nur unvollständig ab, wodurch einige Erstinfektionen serologisch nicht erfaßt werden konnten. Diskussion Das labordiagnostisch zentralisierte Toxoplasmosescreening der OÖGKK erlaubt Zugang zu einem Datenmaterial, das nahezu unverzerrt alle oberösterreichischen Schwangeren wiederspiegelt. Die Seroprävalenz der Toxoplasmose bei Schwangeren in Oberösterreich läßt sich daher sehr genau angeben. Zur Häufigkeit von Primoinfektionen liegen deutlich weniger genaue Zahlen vor. Versäumnisse bei der Umsetzung des Schwangerenscreenings f ühren zu erheblicher Untererfassung. Korrespondenz Dr. med. Ulrich Sagel, MSc analyse BioLab GmbH Derfflingerstr. 2, A- 4017 Linz Tel: ++43-732-781991-248 E-mail: [email protected] Literatur [1] Gross U. Prävalenz und Public-Health-Aspekte der Toxoplasmose. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 2004;47:692-7 [2] Aspöck H, Pollak A. Prevention of Prenatal Toxoplasmosis by Serological Screening of Pregnant Women in Austria. Scand J Infect Dis 1992; Suppl 84:32-38 [3] Sagel U, Mikolajczyk R. Seasonal trends in acute toxoplasmos is in pregnancy in Upper Austria. Poster, ECCMID Barcelona April 19th – 22nd, 2008, abstract available from: http://www. blackwellpublishing.com/eccmid18/abstract.asp?id=69775 (August 4th, 2008)