Klima werden muss, denn nur an wenigen Tagen des Jahres ist die Außenluft wärmer als die Hallenluft. EnergieEinsparpotenziale Ein Beispiel für die gelungene Sanierung eines Hallenbades aus den späten 1950er-Jahren ist das Agrippabad in Köln. Es wurde um viele Attraktionen erweitert, wie hier das Schwimmerbecken mit Wellenball, der auf der linken Bildseite zu sehen ist. Zudem konnten durch den Einsatz moderner Klimatechniken Energie-Einsparpotenziale erschlossen werden. Energieverbrauch auf geringem ­Niveau Erschließung von Energie-Einsparpotenzialen in Hallenbädern In einem Schwimmbad verdunsten durchschnittlich etwa 1,25 t Wasser pro m2 Becken­oberfläche und Jahr. Diese Zahl offenbart bereits ein großes Einsparpotenzial, das sich mit einer modernen Klimatechnik erschließen lässt, die fühlbare und vor allem latente Wärme aus dem Wasserdampf zurückgewinnen kann. Aufgrund der großen Energieströme lohnen sich in Schwimmbädern darüber hinaus meist auch weitere Maßnahmen, wie die Wärmerückgewinnung aus dem Abwasser. W ie groß der Energiebedarf und damit auch die Einsparpotenziale beim Klimatisieren von Hallenbädern sind, zeigt bereits ein einfaches Zahlenbeispiel: In einem Schwimmbecken mit 400 m2 Wasseroberfläche verdunstet jedes Jahr eine Wassermenge von etwa 500 m3. Die Wärmeenergie, die zur Verdampfung dieser beeindruckend großen Wassermenge erforderlich ist, 18 wird dem Beckenwasser und der Schwimmhallenluft entzogen. Die Folge: Der Wasserdampfgehalt der Raumluft nimmt zu. Aus Behaglichkeitsgründen und zum Schutz des Baukörpers darf die Luft jedoch nicht zu feucht werden. Daher schreibt die VDI 2089 eine maximale absolute Feuchte von 14,3 g/kg trockene Luft vor, die nur an schwülen Hochsommertagen überschritten werden darf. Die einfachste Form der Klimatisierung und damit des Abtransports des Wasserdampfes ist die – heute in der Praxis immer noch häufig anzutreffende – Entfeuchtung durch den Austausch der Innenluft. In diesem Fall erfolgt die Aufheizung der Außenluft auf die erforderliche Temperatur über ein Heizregister. Für das Beispiel lässt sich der Heizwärmebedarf mit etwa 700 000 kWh/a bestimmen. Grundlage der Rechnung sind täglich 14 Stunden Badebetrieb und 10 Stunden Ruhebetrieb sowie eine über das Jahr gemittelte Außentemperatur von 9,05 °C und ein Wassergehalt von 6,23 g/kg trockene Luft – typische Werte für das Rheinland. Bei der Erschließung von Einsparpotenzialen sind die Rahmenbedingungen für den Betrieb von Schwimmhallen zu berücksichtigen. Eine Forderung der VDI 2089 sind zum Beispiel erhöhte Lufttemperaturen in der Schwimmhalle von 30 bis 34 °C. Diese sind für das Behaglichkeitsempfinden des unbekleideten Menschen notwendig, haben jedoch zur Folge, dass fast das ganze Jahr über dem Hallenbad Heiz­energie zugeführt Wie in Bild 1 dargestellt, kann bei der Erschließung von Energie-Einsparpotenzialen – je nach eingesetzten Verfahren und Gerätekomponenten – der Heizwärmebedarf drastisch reduziert werden. In der ersten Optimierungsstufe wird ein einfacher Kreuzstromwärmetauscher als Rekuperator eingesetzt, der in der Praxis einen Temperaturwirkungsgrad von 55 % erzielt. Dadurch sinkt der Wärmebedarf für die Klimatisierung bereits auf etwa 500 000 kWh/a, was einer Verbesserung von knapp 30 % entspricht. Wird statt des einfachen Kreuzstromwärmeübertragers ein Hochleistungsrekuperator mit vergrößerter Fläche eingesetzt, so lässt sich eine weitere Reduktion des Wärmebedarfs auf rund 450 000 kWh/a erzielen. Diesem Zahlenwert liegt ein Temperaturwirkungsgrad von 75 % zugrunde. Sehr häufig wurden in den letzten Jahren rekuperative und regenerative Wärmerückgewinnungen eingesetzt, wie zum Beispiel Plattenwärme­ über­trager, Wärmerohre oder Kreislaufverbundsysteme. Der Effizienzgewinn ist dabei allerdings begrenzt, da die im Wasserdampf gebundene Energie mit der Fortluft der Schwimmhalle entzogen wird. Für alle Wärmeübertrager gilt grundsätzlich, dass sie nur bei besonderen Außenluftbedingungen – insbesondere im Winter – einen kleinen Teil der latenten Wärme aus der Abluft zurückgewinnen können. Entfeuchtung erschließt große Einsparpotenziale Der nächste Optimierungsschritt ist die Integration einer IKZ-FACHPLANER · Heft 3 /2007 Klima ∂ Bild 1: Das Bild zeigt den Energieverbrauch für die Klimatisierung einer Schwimmhalle mit 400 m2 Wasseroberfläche. Im unteren Teil ist der Umluft- und der Zuluftbetrieb für ein Klimagerät mit Wärmepumpe zur Entfeuchtung dargestellt. Wärmepumpe in das Klimasystem, um die Schwimmhallenluft zu entfeuchten. Nach der Vorkühlung im Rekuperator des Klimagerätes wird die feuchte Luft durch den Verdampfer des Kälteprozesses geleitet, sodass Wasser auskondensiert. Der abgekühlte und getrocknete Umluftanteil bzw. die Umluft wird anschließend im Rekuperator und im Kondensator der Wärmepumpe wieder aufgeheizt. Die latente Wärme des Wasserdampfes bleibt somit innerhalb des Prozesses und kommt der Zuluft als sensible Wärme zugute. Die Zuluft wird dadurch erheblich wärmer als die Abluft. Bei günstiger Platzierung der Wärmepumpe lässt sich zusätzlich die elektrische Antriebsener­ gie der Wärmepumpe als Wärmegewinn für das Hallenbad verbuchen. Energetisch hat der Einsatz der Wärmepumpe zur Entfeuchtung große Vorteile. Allerdings muss beachtet werden, dass elektrische Energie deutlich teurer ist als thermische Energie. Das wirtschaftliche Ergebnis hängt im Wesentlichen davon ab, ob es gelingt, die notwendige Luftentfeuchtung mit einem möglichst geringen Energieverbrauch zu erreichen. Hochwertige Kältekomponenten mit richtig dimensionierten Kältemittelunterkühlern verbessern den COP-Wert (Jahresarbeitszahl) der Wärmepumpe. Die besten Ergebnisse werden jedoch erst mit einer an die Bedürfnisse angepassten Steuerung und Regelung erreicht. Die VDI 2089 schreibt zum Beispiel für den Badebe- ∂ Bild 2: Der sanierte Technikraum des Kölner Agrippabades verfügt jetzt ∂ Bild 3: Das Klimagerät „ThermoCond 37“ von Menerga für öffentliche Hal- über moderne technische Komponenten zur effizienten Energienutzung. lenbäder ist mit einem Hochleistungsrekuperator und einer Wärmepumpe zur Rückgewinnung der latenten Wärme aus der Abluft ausgerüstet. Heft 3 /2007 · IKZ-FACHPLANER 19 Klima ∂ Bild 4: Die Klimabirne im h,x-Diagramm visualisiert die klimatischen Bedingungen, die über das Jahr verteilt auftreten. In 20 % der Fälle kommt es dabei zu absoluten Feuchten über 9 g/kg trockene Luft. Dann wird es bei konventioneller Klimatechnik im Schwimmbad schwül. trieb eine notwendige Außenluftrate zur Austragung von Schadstoffen aus der Hallenluft vor, die durch die Oxidation des Chlors mit organischen Substanzen frei werden. Moderne Regelungen sind meist in der Lage, sich den momentanen Bedürfnissen genau anzupassen. Denn wird mehr als die notwendige Außenluftrate gefahren, bedeutet das einen unnötigen Energieverlust. Für das Rechenbeispiel lässt sich die Klimatisierung mit einem Aufwand von jährlich rund 60 000 kWh elektrischer und 100 000 kWh thermischer Energie betreiben. Eine prozentuale Angabe der Ersparnis gegenüber der einfachen Variante mit 700 000 kWh Heizleistung soll an dieser Stelle nicht erfolgen, da sich die Kosten für die elektrische und die thermische Energie regional und zeitlich unterscheiden. 20 Die Zahlen des Rechenbeispieles gelten für ein einfaches Schwimmbecken in einem Hallenbad. Moderne Freizeitbäder bringen wesentlich höhere Anforderungen an die Klimatechnik mit sich. Die Badegeäste erwarten Attraktionen wie Wasserrutschen, Wildwasserflüsse, Wellen, Wasserfälle oder Sprudler, die zu weit höheren Verdunstungsraten und auch zur Aerosolbildung führen. Unverzichtbar ist deshalb die Abstimmung der Technik auf diese erschwerten Konditionen, bei denen vor allem der Korrosionsschutz eine wichtige Rolle spielt. keiten der Luft kommt. Bislang gilt für die Auslegung der Klimatechnik die Forderung nach einer maximalen Feuchte der Schwimmhallenluft von 14,3 g/kg trockene Luft mit der Einschränkung, dass die absolute Feuchte der Außenluft unterhalb von 9 g/ kg trockene Luft liegt. Der Planer darf zur Berechnung der erforderlichen Luftmenge für die Entfeuchtung deshalb die Differenz von 5,3 g/kg trockene Luft zugrunde legen. Ist der Wassergehalt der Außenluft höher als der für die Auslegung genutzte Grenzwert, so sind auch in der Schwimmhalle höhere Feuchtewerte erlaubt. Der Bausubstanz schade das im Sommer nicht, wohl aber klagen Badegäste dann über Schwüleempfinden. In der Vergangenheit war dieses Problem selten praxisrelevant, da die Hallenbäder in den Sommermonaten zum großen Teil geschlossen waren und überwiegend nur Freibäder genutzt wurden. Für moderne Freizeitbäder ist dies heute allerdings ein wichtiger Betriebsfall, denn sie werden meist ganzjährig betrieben. Dabei treten in etwa 20 % der Betriebsstunden absolute Feuchten der Außenluft oberhalb von 9 g/kg trockene Luft auf (Bild 4). Abhil- Sommerbetrieb bei hohen Außenluftfeuchtigkeiten Eine weitere Schwierigkeit bei der klassischen Methode der Außenluft-Abluft-Klimatisierung ergibt sich im Sommerbetrieb, wenn es bei hohen Außentemperaturen zu hohen absoluten Feuchtig- ∂ Bild 5: Mit dem „AquaCond“ von Menerga lässt sich Wärme aus dem Abwasser der Duschen über einen Rekuperator und eine Wärmepumpe entziehen und zur Brauchwassererwärmung nutzen. fe schaffen Klimageräte, die mit den gleichen Komponenten, die im Umluftbetrieb die Hallenluft entfeuchten, auch der Außenluft Wasser entziehen können. Eine solche Zusatzfunktion ist für die Behaglichkeit im Hallenbad heute im Prinzip unverzichtbar geworden. Wärmerückgewinnung aus Abwasser Die großen Energieströme in Hallenbädern begünstigen auch andere Maßnahmen wie die Wärmerückgewinnung aus dem Abwasser der Duschen für eine wirtschaftliche Betriebsweise. Hierfür bietet zum Beispiel der Mülheimer Klimatechnik-Hersteller ­Menerga ein Gerät an (Bild 5), das über einen Rekuperator und eine Wärmepumpe kaltes Frischwasser auf Brauchwassertemperatur erwärmen soll. Das Abwasser durchströmt dabei zunächst den Wärmeübertrager, in dem das Frischwasser ohne weiteren Energieaufwand vorgewärmt wird, wie der Hersteller erklärt. Im Verdampfer des Wärmepumpenprozesses wird das Abwasser durch das Kältemittel weiter abgekühlt, während sich die Temperatur des Frischwassers im Kondensator der Wärmepumpe auf Brauchwasserniveau anheben lasse. Eine automatische Einrichtung zur Reinigung der abwasserseitigen Wärmeübertragungsflächen drückt in regelmäßigen Zeitabständen Reinigungskörper durch die Abwasserwege. Das verhindere ein Zuwachsen der Abwasserrohre mit Seifenresten, Fetten und anderen Stoffen, die zudem auch die Wärmeübertragung behindern. ∂ B i l d e r : Menerga Apparatebau GmbH, Mülheim an der Ruhr @ Internetinformationen: www.menerga.de IKZ-FACHPLANER · Heft 3 /2007