Erstellung von Umsetzungskonzepten der Moorrenaturierung im

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Erstellung von Umsetzungskonzepten der
Moorrenaturierung im Rahmen des
Moorentwicklungskonzepts Bayern:
Umsetzungskonzept Breitfilz,
Landkreis Weilheim-Schongau
Auftraggeber:
Bayerisches Landesamt für Umweltschutz
Bürgermeister-Ulrich-Sr. 160
86179 Augsburg
Auftragnehmer:
Dipl. Ing. Cornelia Siuda
Fritz-Endreß-Weg 14c
82140 Neu-Esting
Tel./Fax 08142 / 48 85 14
Email: [email protected]
November 2002
Umsetzungskonzept Breitfilz
C.Siuda, November 2002
Umsetzungskonzept Breitfilz, Landkreis Weilheim-Schongau
Inhalt
A
Seite
Einführung und Rahmenbedingungen
4
1 Aufgabenstellung, Planungsraum
1.1 Aufgabenstellung
1.2 Lage und Abgrenzung des Planungsgebietes, Infrastruktur, Schutzstatus
4
4
4
2 Planungsvoraussetzungen und Methoden
2.1 Voraussetzungen, unter denen die Arbeit durchgeführt wurden
2.2 Planung und Ablauf der Arbeiten
2.3 Angewandte wissenschaftliche und technische Methoden
4
4
5
5
3 Bisher vorliegende Ergebnisse
3.1 Zusammenstellung der Gesamtproblematik
3.2 Ausgewertete Literatur, Sekundärdaten
6
6
6
B Bestand und Bewertung
7
1 Abiotische und anthropogene Rahmenbedingungen
1.1 Klima
1.2 Geologie, Geomorphologie, Böden, Relief
1.3 Moortypologische Gliederung des Untersuchungsgebiets [UG]
1.4 Gebietswasserhaushalt
1.4.1 Moorwasserhaushalt, Einzugsgebiet
1.4.2 Grabensystem und Vorfluter, Torfstiche
1.5 Nutzungen, Eigentumsverhältnisse
1.5.1 Nutzungsformen
1.5.2 Eigentumsverhältnisse
7
7
7
11
11
11
11
12
12
13
2 Fauna
13
3 Flora und Vegetation
3.1 Gefäßpflanzen und Moose – Prioritäre Arten
3.2 Pflanzengesellschaften
3.3 Natürlichkeitsgrad (Hemerobiegrad) der Pflanzendecke
14
14
14
16
C Ziele und Maßnahmen
17
1 Renaturierungsziele
1.1 Schutzzweck und –ziel
1.2 Entwicklungsziele
17
17
18
2
18
18
18
Maßnahmen
2.1 Wiedervernässungsmaßnahmen
2.1.1 Partieller, abschnittsweiser Grabenanstau, mit dem Bagger
2.1.2 Abschnittsweiser Anstau von Gräben und Torfstichen mittels
Torfwehren mit Holzverstärkung
2.2 Aufgabe der Streuwiesennutzung
2.3 Extensivierung der gedüngten Grünlandflächen
19
20
21
2
Umsetzungskonzept Breitfilz
C.Siuda, November 2002
2.4 Verwaltungsmaßnahmen
2.4.1 Maßnahmenträger
2.4.2 Flächenankauf, Einverständnis
2.5 Abstimmungsbedarf mit den Fachbehörden
2.6 Kosten
2.6.1 Kostenschätzung für die eigentlichen Umsetzungsmaßnahmen
2.6.2 Abschätzung sonstiger Kosten der Umsetzungsmaßnahmen
2.7 Geeignete Firmen
3
Monitoring
21
21
22
22
23
23
23
24
24
D Zusammenfassung
25
E Literatur
26
F Fotodokumentation
27
G Karten (alle Karten bis auf Übersichtskarte im Maßstab 1:5.000)
· Übersichtskarte (1:35.000)
· Karte 1 Höhen, stratigrafische Aufnahmepunkte
· Karte 2 Bestand Eigentum
· Karte 3 Vegetation
· Karte 4 Natürlichkeitsgrade
· Karte 5 Maßnahmen
· Karte 6 Fotostandorte
3
Umsetzungskonzept Breitfilz
A
Einführung und Rahmenbedingungen
1
1.1
Aufgabenstellung, Planungsraum
Aufgabenstellung
C.Siuda, November 2002
Im Rahmen des Moorentwicklungskonzepts Bayern [MEK] wurden vom Bayerischen
Landesamts
für
Umweltschutz
[LfU]
in
einem
Auswahlverfahren
155
Moorhandlungsschwerpunkte [MHS] für Entwicklungs- bzw. Renaturierungsmaßnahmen
entwickelt. Daraus wurden drei Moore ausgewählt, für die als besonders vordringliche
Renaturierungsprojekte bereits im laufenden Jahr 2002 Umsetzungsmaßnahmen konkret
geplant werden sollten: Das Breitfilz südlich Tradlenz (Landkreis Weilheim-Schongau,
Regierungsbezirk Oberbayern), das Weihermoos bei Holzleuten (Landkreis Ostallgäu,
Regierungsbezirk Schwaben), sowie das Langweiher Moor (Landkreis Tirschenreuth,
Regierungsbezirk Oberpfalz).
1.2
Lage und Abgrenzung des Planungsgebietes, Infrastruktur, Schutzstatus
Das Untersuchungsgebiet umfasst das etwa 50 ha große Breitfilz südlich der Einöde
Tradlenz in der Gemeinde Obersöchering, Landkreis Weilheim-Schongau. Es handelt
sich um ein Regenmoor in Form eines Bumerang, das durch eine ausgedehnte offene
Hochmoorweite gekennzeichnet wird. Das Planungsgebiet wird im wesentlichen durch
den Moorbereich definiert, der - bis auf den Südwesten mit Kalkflachmoorbereichen durch weitgehend bewaldete Mineralbodenstandorte der Jungmoränenlandschaft deutlich
eingegrenzt wird.
Ein Wegesystem innerhalb des Moores besteht nicht; nur ein Pfad - im südwestlichen
Moorbereich - ist erkennbar. Das Gebiet ist jedoch aufgrund seiner geringen Bestockung
praktisch überall zugänglich. Von den Randbereichen her wird das Gebiet
folgendermaßen erschlossen:
· Von Südwesten tangiert die für den allgemeinen Verkehr gesperrte Straße von
Egenhofen über Tradlenz Richtung Hohenkasten den Nordrand des Breitfilz. Sie
ist zugleich als „König-Ludwig-Weg“ als Fern-(Rad)-Wanderweg ausgewiesen.
· Ein Wirtschaftsweg reicht an den Westrand (Streuwiesenbereich mit
Kalkflachmoor).
· Ein Wirtschaftsweg umgrenzt die bewaldete Moränenkuppe des „Fahrenbichl“ und
reicht damit von Norden an den zentralen Bereich des Moores heran.
· Ein Weg (nur partiell befahrbar, als Wanderweg ausgewiesen) führt von Tradlenz
am Ostrand, im bewaldeten Moränenbereich, parallel zum Breitfilz nach Süden
Richtung Pollinger Weiher und Obersöchering.
Das Breitfilz ist Teilgebiet des FFH-Gebietes 8233-301 „Moor- und Drumlinlandschaft
zwischen Hohenkasten und Antdorf“ (1410 ha; ALLMBL 11/2001).
2
2.1
Planungsvoraussetzungen und Methoden
Voraussetzungen, unter denen die Arbeit durchgeführt wurden
Der „Leitfaden der Hochmoorrenaturierung in Bayern“ (im folgenden als
„Hochmoorleitfaden“ zitiert) dient als wesentliche Leitlinie für die Bearbeitung des
Umsetzungsprojektes. Dieser war zuvor vom selben Planungsbüro im Auftrag des LfU
ausgearbeitet worden und sollte anhand von 3 Umsetzungsprojekten in der Praxis
getestet werden.
4
Umsetzungskonzept Breitfilz
2.2
C.Siuda, November 2002
Planung und Ablauf der Arbeiten
Das Breitfilz war im Herbst 2001 von der Auftragnehmerin bereits im Rahmen der
Kartierung zum FFH-Managementplan für das FFH-Gebiet 8233-301 „Moor- und
Drumlinlandschaft zwischen Hohenkasten und Antdorf“ begangen worden. Daraus wurde
im Frühjahr 2002 eine Planungsskizze für die zuständige Naturschutzbehörde im
Landratsamt Weilheim-Schongau verfasst. Bei Projektvergabe ab dem 1. September
2002 wurden die vorhandenen Geländeerhebungen zur aktuellen Pflanzendecke, zum
Graben- und Vorflutsystem bzw. der Nutzung verfeinert. Da stratigrafische Unterlagen für
das Gebiet völlig fehlen (so wurde das Blatt 8233 Iffeldorf im Rahmen der geologischen
Aufnahme Bayerns noch nicht bearbeitet), erfolgte eine Übersichtsaufnahme bis 2 m
Tiefe an 10 Geländepunkten des Breitfilzes. Zur Dokumentation des Geländereliefes
wurde im Oktober ein Flächennivellement durchgeführt.
2.3
Angewandte wissenschaftliche und technische Methoden
Grundlage für alle Geländeerhebungen waren schwarz-weiß Ortholuftbilder mit bzw. ohne
Flurkartenabgrenzungen (im Original im Maßstab 1:5.000), die durch den Auftraggeber
digital zur Verfügung gestellt wurden und damit nach Bedarf ausgedruckt werden
konnten.
Bei den Geländearbeiten wurde folgendermaßen vorgegangen:
· Die Vegetationskartierung des Untersuchungsgebietes erfolgte anhand
ökologischer Zeigerarten und ihrer Dominanzen (s. „Hochmoorleitfaden“ Kap.
6.2.4).
· Das Entwässerungssystem wurde morphologisch hinsichtlich Tiefe und Breite im
Gelände nach Augenmaß eingeschätzt. Die Tiefe einzelner Gräben bzw.
Torfstiche wurde später, zum Abgleich der vorherigen Abschätzung, auch im
Rahmen des Nivellements erhoben (s. Karte Höhen). Die Erfassung der
Entwässerungsgräben hinsichtlich Wasserqualität beruht im wesentlichen auf
ökologischen Zeigerarten. Punktuell wurden vergleichend dazu einzelne
Grabenabschnitte sowie Moorschlenken mittels tragbarer Messgeräte hinsichtlich
pH und Leitfähigkeit untersucht (Messgeräte pHep bzw. DiST 3; Fa. Hanna). Die
Wirksamkeit der Gräben sowie ihre Entwässerungsrichtung konnte anlässlich
längerer Niederschlagsperioden direkt im Gelände beobachtet werden. Stark
verwachsene Gräben wurden durch einen mitgeführten Handbohrstock (Bohrtiefe
bis 0,8 m) bzgl. ihrer Entwässerungswirksamkeit im Sohlbereich (durch lockeren
Torfmoosaufwuchs erkennbar) untersucht.
· Vorhandene Torfstiche wurden im Gelände unter Zuhilfenahme der Luftbilder
abgegrenzt.
· Aktuell ausgeübte Nutzungen konnten anlässlich der Geländebegehungen
ermittelt bzw. bei vor Ort angetroffenen Anliegern erfragt werden. Des weiteren
war ein Vergleich mit den Ergebnissen der Begehung von 2001 (Kartierung
1:5.000 für den FFH-Managementplan) möglich.
· Die stratigrafische Übersichtskartierung an 10 relevanten Geländepunkten
erfolgte mittels eines Edelman-Moorbohrers (Fa. Eijkelkamp, NL) bis 2 m
Bodentiefe. Torfart, - qualität bzw. Zersetzungsgrad (nach VON POST; in AG
BODEN 1994) und erkennbare Großreste wurden für folgende Moortiefen
angesprochen: 0,50 m, 1 m sowie 2 m unter Geländeoberkante. Dazu wurde das
durch die Bohrerspitze geborgene Material (Länge ca. 15 cm, Durchmesser ca. 7
cm) direkt vor Ort untersucht und das Ergebnis notiert.
· Geländerelief und Höhen (relativ zu einem Fixpunkt - OK Stein auf mineralischer
Kuppe südwestlich des Breitfilzes) wurden an annähernd 100 Geländepunkten mit
einem automatischen Nivellier (Fa. Leica Na 720) sowie Meßlatte erhoben und
anschließend zu einer Höhenlinienkarte ausgearbeitet.
5
Umsetzungskonzept Breitfilz
3
3.1
C.Siuda, November 2002
Bisher vorliegende Ergebnisse
Zusammenstellung der Gesamtproblematik
Während in Niedersachsen bereits vor mehr als 25 Jahren die Entwicklung und
Renaturierung von Hochmooren betrieben werden musste, da ausgedehnte industriell
abgetorfte Fräsfelder ihr endgültiges Abbauziel erreicht hatten bzw. Abbauverträge
ausgelaufen waren, ist in Bayern die Thematik „Hochmoor-Renaturierung“ erst seit etwa
10 Jahren in größerem Umfang thematisiert worden. Vorreiter einer HochmoorRenaturierung in Bayern waren Anstaumaßnahmen in den Damberger Filzen auf dem
Gelände der Justizvollzugsanstalt Bernau (ab 1987), die als ökologische
Ausgleichsmaßnahme im Rahmen des Baus der Chiemsee-Ringkanalisation durch die
Bayerische Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau [LBP; hier: Dr. M. Schuch]
geplant und von der Justiz- und Wasserwirtschaftsverwaltung umgesetzt wurden. Seither
sind in steigenden Umfang - sowohl von Seiten der Naturschutzbehörden, als auch von
privaten Naturschutzorganisationen - Hochmoor-Renaturierungsmaßnahmen betrieben
worden. Das MEK ist das Ergebnis der notwendigen konzeptionellen Bündelung von
Handlungsschwerpunkten und der Flächenauswahl. Der im Rahmen des MEK entwickelte
„Leitfaden der Hochmoorrenaturierung in Bayern“ ist ebenfalls in diesem Zusammenhang
zu sehen.
Dabei ist die „Renaturierung“ von Hochmooren hier v.a. ökologisch-funktional definiert
und zielt auf die Optimierung des Moorwasserhaushaltes. Dieser ist hier der
entscheidendste Standortfaktor. Dies begründet sich dadurch, dass die Degradierung
des Moorkörpers durch Vorentwässerung zur „Torflagerstätte“ führt. Gleichzeitig zieht
dieser Verlust des Wasserretentionsvermögens und der Stoffsenkenfunktion auch
unweigerlich die Umwandlung der charakteristischen Pflanzendecke und den Verlust der
Habitatfunktion für die biotopspezifische Fauna nach sich. Somit konzentrieren sich im
Rahmen der Planung ökologisches Leitbild und vorgeschlagene Umsetzungsmaßnahmen
auf die Verbesserung des Moorwasserhaushaltes; weitere flankierende Pflege- und
Entwicklungsmaßnahmen können entsprechend des Ausgangszustandes des jeweiligen
Objektes notwendig sein.
3.2
Ausgewertete Literatur, Sekundärdaten
In der Biotopkartierung Bayern, Blatt 8233 Iffeldorf (Biotop-Nr 8233-51, Teilfläche 1) wird
das Breitfilz als „überdurchschnittlich großes, in Teilbereichen intaktes Hochmoor mit
hoher Bedeutung für Landschaftsökologie und Artenschutz (zahlreiche RL-Arten)“
genannt, zugleich auch als „potentiell wertvoller Lebensraum für HochmoorSchmetterlinge“. In ähnlicher Weise erfolgt die Darstellung des Untersuchungsgebietes im
ABSP-Landkreisband. Weitere gebietsspezifische Erhebungen und Gutachten über das
Gebiet fehlen (mdl. Hr. Hett, UNB Weilheim-Schongau). Das Breitfilz ist jedoch Teil des
Pilot-Managementplanes für das FFH-Gebiet 8233-301 „Moor- und Drumlinlandschaft
zwischen Hohenkasten und Antdorf“ (Auftragnehmer: Büro Hadatsch & Schwaiger,
Freising; seit 2001, noch in Bearbeitung). Die Ergebnisse der bis dato vorhandenen
Artenschutz-Kartierung [ASK] wurden in diesen Managementplan integriert und durch
neue Geländeuntersuchungen aktualisiert, somit erübrigte sich eine eigene Abfrage der
ASK-Daten. Im Rahmen der Bearbeitung von MEK-Umsetzungsprojekt und FFHManagementplan erfolgte ein gegenseitiger Abgleich von Bestand, Zielen und
Maßnahmen für das Breitfilz.
6
Umsetzungskonzept Breitfilz
C.Siuda, November 2002
B
Bestand und Bewertung
1
1.1
Abiotische und anthropogene Rahmenbedingungen
Klima
Bei einer Höhenlage von etwa 675 m über NN wird das Untersuchungsgebiet durch den
Übergang vom submontanen zum montanen Bereich gekennzeichnet. Charakteristisch
sind Niederschlagsmaxima von Juni bis August. Für die Messstelle Sindelsdorf (ca. 8 km
südöstlich des Breitfilzes) werden im langjährigen Mittel (Messzeitraum 1906 bis 1960;
BAYER. ARBEITSGEMEINSCHAFT FÜR RAUMFORSCHUNG 1960) 1296 mm bzw.
1280 mm (Messzeitraum 1986-1996; zitiert in SCHOBER 1998) angegeben. Die
Niederschlagsverteilung für die Station Seeshaupt (ca. 6 km in Richtung ONO) bzw. die
Temperaturmaxima und relative Feuchte für die Station Attenkam (ca. 15 km nordöstlich)
gibt Diagramm 1 wider (die Daten wurden von d. Verf. im Rahmen von
Daueruntersuchungen im Renaturierungsgebiet Weidfilz bei Seeshaupt vom Deutschen
Wetterdienst für 1993 bis 1997 abgefragt). Es belegt den - bekanntermaßen - humiden
Klimacharakter des Gebietes: Während der höchsten Temperaturmaxima treten auch die
stärksten Niederschläge auf (z.B. bis zu 220 mm im Juli 1995). Erneute Akrotelm- bzw.
Torfbildung ist unter diesen Bedingungen und im Hinblick auf die geplante standörtliche
Optimierung des Moores auf jeden Fall möglich.
Diagramm 1: Witterungsverlauf 12/1993 bis 7/1997 für Station Iffeldorf bzw. Attenkam
Klimadaten Weidfilz
Stat. Attenkam/Seeshaupt 12/93 - 7/97
K
l
i
m
a
d
a
t
e
n
240
240
230
230
220
220
210
210
200
200
190
190
180
180
170
170
160
160
150
150
140
140
130
130
120
120
110
110
100
100
90
90
80
80
70
70
60
60
50
50
40
40
30
30
20
20
10
10
0
K
l
i
m
a
d
a
t
e
n
0
-10
-10
19.12. 31.01. 14.03. 21.04. 10.06. 04.08. 26.08. 04.10. 06.12. 17.01. 22.02. 11.04. 30.05. 25.07. 25.09. 19.12. 16.02. 07.04. 29.05. 12.07. 13.09. 06.11. 18.12. 10.02. 06.05. 01.07.
l/qm Niederschl./Mo
°C Min MW/Monat
1.2
°C Max MW/Monat
% Rel.Feuchte/Monat
Geologie, Geomorphologie, Böden, Relief
Das Breitfilz liegt eingebettet in die voralpine Jungmoränen-Landschaft. Sie ist geprägt
von einem ausgeprägten Wechsel zwischen glaziären Ablagerungen vorwiegend kiesiger
und sandiger Korngrößen, die als Kuppen und Rücken Geländehochpunkte bilden,
(BUNDESANSTALT FÜR GEOWISSENSCHAFTEN 1983). Dazwischen eingebettet
liegen ausgedehnte Vermoorungen unterschiedlicher Ausbildung.
7
Umsetzungskonzept Breitfilz
C.Siuda, November 2002
Das Breitfilz, als Armmoor (Hochmoor) geht im Südwesten und Norden in Niedermoore
über, nach Osten, Süden und Nordwesten grenzen Moränen an.
Die Ergebnisse der eigenen stratigrafischen Übersichtskartierung (Lage: s. Karte Höhen,
stratigrafische Aufnahmepunkte) gibt Tabelle 1 wider:
Tab. 1
Aufnahme(Bohr-)Punkt
aktuelle
Pflanzendecke
Bohrtiefe
P1
trockene
Hochmoorheide
bei 0,50 m
bei 1,0 m
bei 2,0 m
P2
feuchte Hochmoorheide
- Stillstandskomplex
mit kleinen Grünen
Torfmoosschlenken
bei 0,50 m
bei 1,0 m
bei 2,0 m
P3
Bunte Torfmoosrasen;
P3 selbst in kleiner
Grüner
Torfmoosschlenke
bei 0,50 m
bei 1,0 m
bei 2,0 m
P4
Stillstandskomplex
im Moorzentrum;
Dominanz von Calluna
vulgaris über
Sphagnum
magellanicum;
Latschen/Spirkengruppe in der Nähe
stratigrafischer Befund
(Hh Hochmoortorf; Hü Übergangsmoortorf; Hn Niedermoortorf;
Beschreibung der Torfe nach AG Boden 1994)
bei 0,50 m
bei 1,0 m
bei 2,0 m
Hü, stark
zersetzt, H7;
feucht
Hü, stark
zersetzt, H7;
nass
Hü, stark
zersetzt, H7;
nass
Hh, schwach
zersetzt, H3;
sehr nass
Radizellentorf, d´braun mit
Scheuchzeria-Rhizomen
dto.; Rindenrest von Kiefer, großes
Rhizom von Eriophorum angustifolium
dto.; Zweigreste von Birke
Sphagnumtorf, m´braun mit Rhizomen
von Rhynchospora alba
Hh, schwach
zersetzt, H4;
sehr nass
Hh-Hü, schwach
bis mittel
zersetzt, H4-H5;
sehr nass
Hh, schwach
zersetzt, H4;
sehr nass
Sphagnumtorf, m´braun mit sehr viel
Rhizomen von Rhynchospora alba
Hh, mittel
zersetzt, H5;
sehr nass
Hh, mittel
zersetzt, H5;
sehr nass
Hh,mittel
zersetzt, H5;
nass
dto.
Hh,mittel
zersetzt, H5;
sehr nass
Hh,mittel
zersetzt, H5;
sehr nass
dto.; viele Rhizome, u.a. Scheuchzeria
palustris
Sphagnumtorf, m´braun mit vielen
Rhizomen von Rhynchospora alba
dto.
Sphagnumtorf, m´braun mit viel
Rhizomen von Rhynchospora alba
dto.
dto.; Rhizome von Eriophorum
angustifolium
8
Umsetzungskonzept Breitfilz
C.Siuda, November 2002
ff. Tab. 1
Aufnahme(Bohr-)Punkt
aktuelle
Pflanzendecke
Bohrtiefe
P5
Stillstandskomplex/
feuchte Hochmoorheide mit wenige
Molinia caerulea;
punktuell Eriophorum
angustifolium; nahe
Moorrand
bei 0,50 m
Hh, stark
zersetzt, H7;
nass
Torf, m´braun mit Holzresten (Ästchen
und Rinde h´braun): Kiefer
bei 1,0 m
Hh, stark
zersetzt, H7;
nass
bei 2,0 m
Hh, mittel
zersetzt, H5;
sehr nass
Hh, mittel
zersetzt, H5;
sehr nass
dto.; rezente Durchwurzelung aus
aktueller Pflanzendecke von
Eriophorum angustifolium; fossiles
Rhizom von Eriophorum vaginatum;
kleines Ästchen (Birke)
Sphagnumtorf, m´braun; viele
Radizellen von Rhynchospora alba
P6
Bunte Torfmoosrasen
mit Eriophorum angustifolium (gemäht); Nähe
westlicher Moorrand
bei 0,50 m
bei 1,0 m
bei 2,0 m
P7
Bunte Torfmoosrasen
(gemäht) im Übergang
zu feuchter Hochmoorheide; im
nördlichen Moorzentrum
bei 0,50 m
bei 1,0 m
bei 2,0 m
P8
feuchte Hochmoorheide mit Eriophorum
angustifolium am
nordöstlichen Moorrand
bei 0,50 m
bei 1,0 m
bei 2,0 m
P9
feuchte Hochmoorheide mit Sphagnum
rubellum-Bulten,
vereinzelt trockene
Stellen mit Cladonien
stratigrafischer Befund
Hh Hochmoortorf; Hü Übergangsmoortorf; Hn Niedermoortorf;
Beschreibung der Torfe nach AG Boden 1994)
bei 0,50 m
bei 1,0 m
bei 2,0 m
Hh/Hü, mittel
zersetzt, H5;
sehr nass
Hü/(Hn), mittel
zersetzt, H5;
sehr nass
Hh, stark
zersetzt, H7;
nass
Hh, stark
zersetzt, H7;
sehr nass
Hh, stark
zersetzt, H7;
sehr nass
Hh, stark
zersetzt, H7;
nass
Hh, stark
zersetzt, H7;
nass
Hh, stark
zersetzt, H7;
sehr nass
Hh, stark
zersetzt, H7;
nass
Hh, stark
zersetzt, H7;
nass
Hh, stark
zersetzt, H7;
sehr nass
Sphagnumtorf, hell bis m´braun,
Rhizome von Rhynchospora alba;
Rhizom von Scheuchzeria palustris
dto. mit Scheuchzeria, viele Radizellen
dto.; viele Radizellen (kein
Scheuchzeria)
Torf mit vielen Radizellen, m´braun,
viele Rhizome von Rhynchospora alba;
Kiefernästchen h´braun, glatt
Torf mit vielen Radizellen, m´braun,
viele Rhizome von Rhynchospora alba;
dto.
Sphagnumtorf, m´braun mit Rhizomen
von Rhynchospora alba und Radizellen
dto.; rezente Wurzel von Eriophorum
angustifolium
Sphagnumtorf, m´braun mit Rhizomen
von Rhynchospora alba und Radizellen
Sphagnumtorf, mittel - d´braun mit
vielen Radizellen und Rhizom von
Eriophorum vaginatum
dto.; ohne Eriophorum vaginatum
dto.
9
Umsetzungskonzept Breitfilz
C.Siuda, November 2002
ff. Tab. 1
Aufnahme(Bohr-)Punkt
aktuelle
Pflanzendecke
Bohrtiefe
P10
Grüne TorfmoosSchlenken, umgeben
von Bunten Torfmoosrasen mit viel
Rhynchospora alba im
Südteil des Breitfilzes
bei 0,50 m
stratigrafischer Befund
(Hh Hochmoortorf; Hü Übergangsmoortorf; Hn Niedermoortorf;
Beschreibung der Torfe nach AG Boden 1994)
Hh, mittel
zersetzt, H6;
extrem nass bis
flüssig
Sphagnumtorf, hell bis m´braun mit
vielen Rhizomen von Rhynchospora
alba (Schlenkentorf)
bei 1,0 m
Hh, mittel
dto.
zersetzt, H6;
extrem nass
bei 2,0 m
Hh, stark
dto.
zersetzt, H7;
sehr nass
Die Schlenken wurden zwar einerseits durch Abrechen begünstigt; derartige zusammengehäufte Reste
(standörtlich trockener durchmischt mit Calluna vulgaris) finden sich im gesamten Schlenkenbereich im
Süden des Breitfilzes um P10; andererseits spricht gerade die stratigrafische Aufnahme mit durchgängig
sehr nassen Sphagnumtorfen dafür, dass dieser Bereich im Rahmen der Moorentstehung schon immer
als Schlenkenzone ausgebildet war.
Fazit der stratigrafischen Übersichtsaufnahme:
Das Breitfilz reicht mit Hochmoorbildungen, bis auf den SW, direkt an die angrenzenden
Moränenrücken heran. Dies spricht für eine steile Ausbildung der Moränenflanken unter
dem Moorkörper. Da bis 2 m Moortiefe auch in Moorrandbereichen nur wenige
Übergangsmoorzeiger gefunden wurden, ist insgesamt mit recht tiefgründiger
Hochmoormächtigkeit zu rechnen. Für eine (bislang) geringe Auswirkung der
Entwässerungsgräben spricht die sehr starke Wassersättigung der Torfe, die bei fast
allen Bohrstandpunkten bereits bei 0,50 m gefunden wurde (allenfalls in den verheideten
Bereichen wurde nur eine „nasse“ Substratbeschaffenheit festgestellt). Auch scheint die
Schlenkenbildung im Rahmen der gesamten Moorentwicklung im Südteil eine starke
Rolle gespielt zu haben. Nur angrenzend zum streugenutzten Kalkflachmoorkomplex im
SW steigt das Moor offenbar flacher zum Moränenrücken an; hier wurden auch bei 0,5 m
Tiefe bereits Übergangsmoortorfe erbohrt. Zwar wurde mit einer Bohrtiefe von 2 Metern
an keiner Stelle der mineralische Untergrund erreicht, die Lage zwischen den
Moränenrücken (angrenzend zur Eiszerfallslandschaft der Osterseen) spricht aber für
eine Moorgenese als Versumpfungsmoor über weitgehend undurchlässigen Substraten
aus glazialen Gletscherrückständen (üblicherweise grauer, bindiger Ton). Insgesamt sind
die Voraussetzungen für eine Renaturierung im Sinne einer Etablierung eines effektiven
Akrotelms innerhalb der verheideten Bereiche sehr gut: Der Moorkörper an sich ist, bis
auf Teile der obersten Torfschichten, natürlich erhalten geblieben.
Die Auswertung des Nivellements ergab folgendes:
· Der höchst gelegene Bereich ist der Südwestteil des Untersuchungsgebiets, im
Übergang zum streugenutzten Kalkflachmoor.
· Der zentrale Hochmoorbereich, der größte Teil des Breitfilzes (zwischen den
stratigrafischen Aufnahmepunkten P3-P7, P9 und P10) ist weitgehend eben.
· Im Nordwesten, Norden und Osten fällt das Moor nur wenig zu den
angrenzenden Moränen- bzw. Niedermoorstandorten ab.
· Steilere Geländeübergänge entstanden lokal nur durch Torfstiche.
· Der am tiefsten gelegene Teil ist der Südosten des Untersuchungsgebietes; der
Höhenunterschied beträgt hier etwa 5 m zu den am höchsten gelegenen
Bereichen, bzw. 3 m zum Hauptteil der Hochmoorweite.
· Für mögliche Anstaumaßnahmen bietet dieses Relief insgesamt günstige
Voraussetzungen.
10
Umsetzungskonzept Breitfilz
1.3
C.Siuda, November 2002
Moortypologische Gliederung des UG
Das Breitfilz ist offenbar als Versumpfungsmoor innerhalb der Jungmoränenlandschaft
innerhalb eines wenig ausgeprägten, leicht asymmetrischen, von Südwesten nach Osten
geneigten Moränenkessels entstanden. Der zentrale Bereich, der größte Teil, stellt eine
typische offene Hochmoorweite dar. Ein Randgehänge zu angrenzenden
Mineralbodenstandorten bzw. Niedermoor fehlt aufgrund der o.g. Geländesituierung. Die
Moorgenese schritt innerhalb des Moränenkessels praktisch überall - wie bei einer mit
Torf gefüllten Schüssel mit umgebenden steilen Rändern bis zum Hochmoor fort (s. Kap.
1.2). Nur im Südwesten stehen im Breitfilz Übergangsmoortorfe bis zur
Geländeoberfläche an. Aufgrund der asymmetrischen Ausformung ist dieser Bereich
jedoch nicht als Randgehänge anzusprechen, da die westlich angrenzenden
Niedermoorflächen (Kalkflachmoor) oberhalb gelegen sind. Durch Torfmineralisation in
Folge von starker Entwässerung, Torfstich und landwirtschaftlicher Nutzung entstand im
Südosten des Breitfilzes eine Art sekundäres Randgehänge (die Flächen liegen allerdings
noch weitgehend auf Hochmoortorfen).
1.4
1.4.1
Gebietswasserhaushalt
Moorwasserhaushalt, Einzugsgebiet
Aufgrund seiner leichten Kessellage ist das Einzugsgebiet des Breitfilzes weitgehend
identisch mit der Ausdehnung des Hochmoores, zusätzlich erweitert um die dem Moor
zugewandten, angrenzenden Moräneneinhänge. Der offenbar tiefgründige Moorkörper ist
bis auf die obersten Torfschichten im Umgriff von Entwässerungsgräben bzw. Torfstichen
sehr nass erhalten geblieben. Dies spricht auch für die Kessellage des
Mooruntergrundes.
1.4.2
Grabensystem und Vorfluter, Torfstiche
Das Grabensystem orientiert sich an den Flurgrenzen. Aufgrund der Geländesituierung
ergab sich dabei eine dezentrale Entwässerungsrichtung:
· Moorteile bzw. Torfstiche im Südwesten entwässern über zwei Hauptgräben nach
Nordwesten in den Reschbach. Dieser hat seinen natürlichen Ursprung am
Hangfuß des Kalkflachmoorbereiches, im Übergang zum Breitfilz in den
Flurstücken 4230 bzw. 4232 (Hauptentwässerungsrichtung nach NNW).
· Das südliche Torfstichgebiet entwässert nach Süden in Richtung Pollinger Weiher
(Hauptentwässerungsrichtung nach Süden).
· Der Südosten (Streuwiesen und Torfstich) sowie der Osten des Breitfilzes
(Gräben und Torfstiche) entwässern über „Zubringergräben“ nach Osten jeweils
über zwei parallel verlaufende natürliche Bachläufe, die in steil eingeschnittenen
Moränentälchen in den östlich gelegenen Lanzenbach münden (Hauptentwässerungsrichtung nach Osten).
· Der Norden des Breitfilzes wird über einen zentralen Graben in Richtung Stadler
Weiher entwässert (Hauptentwässerungsrichtung nach Norden).
Die Gräben innerhalb der Hochmoorweite sind meist Schlitzgräben von etwa 1 m Tiefe
und einer Breite von 0,5 bis 1m. Davon sind einige aufgrund einer geringen
Sohlentwässerung wieder verfallen („verwachsene“ Gräben), so dass sie offenbar nicht
mehr entwässerungswirksam sind (s. eigene Erhebungen mit dem Handbohrstock). Am
Rand des Moores wurden vor Jahrzehnten im Nordwesten, Südwesten, Südosten und
Osten einige Handtorfstiche angelegt. Zum Moorrand hin bzw. innerhalb dieser Torfstiche
wurden die Gräben dann deutlich eingetieft, teilweise auch verbreitert. Mehr als 1,5 m
Breite wird allerdings nirgendwo erreicht. Torfstiche erreichen eine Breite von bis zu 10
Metern.
11
Umsetzungskonzept Breitfilz
1.5
1.5.1
C.Siuda, November 2002
Nutzungen, Eigentumsverhältnisse
Nutzungsformen
Innerhalb der offenen Hochmoorweite deuten solitär wachsende größere Spirken und
Spirkengruppen auf eine anthropogene Wachstumsförderung durch Freistellung hin.
Diese vormalige Latschen- bzw. Spirkennutzung wurde nach Angaben von Anrainern bis
vor etwa 30 Jahren nach Bedarf durchgeführt. Insgesamt dürfte die offene
Hochmoorweite, da sie weitgehend eben und bis vor den Grabenziehungen insgesamt
sehr nass gewesen ist (s. stratigrafische Erhebungen), aber natürlicherweise nur sehr
gering bestockt gewesen sein. Die heutigen Latschen-/Spirkenbestockung wurde durch
die Grabenentwässerung sicherlich gefördert.
Im nordwestlichen Teil des Breitfilzes werden aktuell einige Flurstücke (Fl.Nr. 1619, 1620,
1621), die vom Bund Naturschutz, Ortsgruppe Weilheim gepachtet sind, regelmäßig
manuell gemäht. Man erhofft sich dadurch eine Förderung der Torfmoose (mdl. Angaben
Fr. Kirner, 2002). Eine Streumahd erfolgt ebenfalls in Fl.Nr. 1610, einer licht mit
Waldkiefer bestockten Hochmoorpfeifengrasheide. Insgesamt dürften bis Mitte des
vergangenen Jahrhunderts zahlreiche Flurstücke in der offenen Hochmoorweite des
Breitfilzes gelegentlich streugerecht worden sein, wie dies insgesamt in den
oberbayerischen Hochmooren üblich war.
Handtorfstich erfolgte, jeweils vom Moorrand ausgehend, im Nordwesten, Südwesten,
Südosten und Osten des Breitfilzes. Dabei ist das Torfstichgebiet im Südwesten am
ausgedehntesten (heute fast vollständig bewaldet bzw. mit Fichte aufgeforstet). Die Tiefe
bei allen Torfstichen liegt zwischen 1m und knapp 2 m. Aktuell wird diese Nutzung nicht
mehr ausgeübt, die Stiche dürften seit mehreren Jahrzehnten brach liegen.
Eine forstliche Nutzung beschränkt sich auf den Moorrandbereich. Aufforstungen mit
Fichte fanden im Südwesten (s.o.) und im WNW des Breitfilzes statt. Die Bestockung der
Randzonen mit Waldkiefer, Birke und Fichte beruht auf natürlichem Aufwuchs; eine
bedarfsweise Holznutzung ist wahrscheinlich.
Die Jagdausübung belegen ein Hochsitz sowie mehrere Salzlecksteine in der zentralen
Hochmoorweite.
„Touristische“ Besucher der offenen Hochmoorweite dürften sehr selten sein: Das
Gelände ist aufgrund seiner Nässe und Bultigkeit schwer begehbar, Beersträucher zum
Früchtesammeln (Heidel-, Rauschbeere) fehlen im gesamten Untersuchungsgebiet.
Der nördlichste Teil des Breitfilzes wurde durch Grabenentwässerung, Drainage und
Düngung zum Wirtschaftsgrünland umgewandelt (Fl.Nr. 2923, 2925, 2927/2) und aktuell
von Bauernhof Tradlenz als Mähweide genutzt.
Aktuell findet im Südosten des Breitfilzes auf Hochmoorstandort eine regelmäßige
Streuwiesen-Nutzung statt (jeweils Ostteil der Flurstücke 1636, 1637, 1638). dies gilt
ebenfalls für die Kalkflachmoor-Streuwiese im Südwesten (Fl.Nr. 3718, 4229; außerhalb
des eigentlichen Breitfilzes).
12
Umsetzungskonzept Breitfilz
1.5.2
C.Siuda, November 2002
Eigentumsverhältnisse
Die gut 40 Flurstücke des gesamten Breitfilzes sind in Privatbesitz örtlicher Anlieger oder
deren Erben (die einzelnen Eigentümer wurden allerdings noch nicht ermittelt). Der Bund
Naturschutz, Ortsgruppe Weilheim hat davon mehrere Flächen gepachtet und führte dort
bereits Anstau- bzw. Pflegemaßnahmen durch (Fl.Nr. 1610, 1616, sowie 1619, 1620,
1621; mdl. Frau Kirner, 2002).
2
Fauna
Die umfassendste und aktuellste faunistische Bestandserfassung beruht auf
Untersuchungen, die im Rahmen des Pilot-Managementplanes für das FFH-Gebiet 8233301 „Moor- und Drumlinlandschaft zwischen Hohenkasten und Antdorf“ erfolgten (Büro
Hadatsch & Schwaiger, Freising im Auftrag der Regierung von Oberbayern; seit 2001noch in Bearbeitung; Angaben von K. Burbach und H. Schwaiger, 2002).
Dabei wurden folgende Tiergruppen bearbeitet:
· Fische, Amphibien, Libellen, Tagfalter, Laufkäfer und Mollusken.
Im Breitfilz selbst wurden bearbeitet:
· Libellen
· Tagfalter
· Laufkäfer
[Verwendete Abkürzungen:
FFH-RL: FFH-Richtlinie; Arten nach Anhang II FFH-RL: Arten von gemeinschaftlichem Interesse, für
deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen (SSYMANK & al.1998)
RLB: Rote-Liste Bayern (in: JEDICKE 1997):
Gefährdungsgrade: 0 ausgestorben, 1 vom Aussterben bedroht, 2 stark gefährdet, 3 gefährdet]
Ergebnisse:
Im Breitfilz selbst kommen keine prioritären Arten, jedoch mehrere naturschutzfachlich
besonders wertbestimmende Arten vor. In den im Südwesten angrenzenden Streuwiesen
tritt als einzige Anhang-II-Art der FFH-RL der Große Moorbläuling Maculinea teleius (RLB
2) auf.
Naturschutzfachlich herausragende Vorkommen im Breitfilz:
Libellen
Vorkommen
der
Hochmoor-Mosaikjungfer
Aeshna
subarctica
(RLB
1).
Anstaumaßnahmen, die zum Entstehen weiterer kleinerer Hochmoortümpel führen,
werden sich mittelfristig eher positiv auswirken.
Tagfalter
Vorkommen von Hochmoorgelbling
Coenonympha tullia (RLB 2).
Colias palaeno (RLB 2) und Großem Heufalter
Laufkäfer
Die Probeflächen im Breitfilz liegen am Südwest- und Westrand.
Das Breitfilz besitzt für moortypische Laufkäfer aufgrund seiner Großflächigkeit im
Vergleich zu anderen Hochmoorstandorten innerhalb des FFH-Gebietes die größte
Bedeutung. Im Rahmen des FFH-Managementplanes wurde folgendes festgestellt: „Der
sehr charakteristische Hochmoor-Glanzlaufkäfer Agonum ericeti (RLB 1) kommt hier noch
in einem großen und vitalen Bestand vor, wobei allerdings die Dichten vom Zentrum zu
den teilweise stark gestörten Randbereichen deutlich abnehmen. Die Art ist das
bekannteste Beispiel eines pedobiologischen Biodindikators, für den auch im
13
Umsetzungskonzept Breitfilz
C.Siuda, November 2002
Laborversuch eine Präferenz niedriger pH-Werte nachgewiesen wurde, die für
Hochmoorböden besonders charakteristisch sind. Die relativ mobilen, aber in der Regel
flugunfähigen Imagines sind zumindest quantitative Indikatoren, Larven können sogar als
qualitative Indikatoren für ombrotrophe Bereiche eingesetzt werden.
Ausschließlich im Breitfilz kommt mit dem Nachtlaufkäfer Cymindis vaporariorum eine
weitere charakteristische Hochmoorart der Alpenvorlandes vor, die ebenfalls sehr
ausbreitungsschwach ist und damit als "Traditionszeiger" angesehen werden kann.
Ein Grund für das Fehlen von Carabus menetriesi [einzige mögliche Anhang-II-Art] im
Breitfilz könnte im gestörten Wasserhaushalt im Übergangsbereich zum Moorrandwald
liegen. Auf allen hier untersuchten Standorten überwogen die Fänge untypischer
Moorarten wie Poecilus cupreus (leicht xerothermophile euryöke Feldart) und Nebria
brevicollis (euryöke Art der Gebüsche, Hecken und Waldränder). Von zentraler
Bedeutung für den Schutz dieser Moorgebietes dürfte daher die Wiederherstellung eines
natürlichen Wasserhaushaltes in den Randbereichen sowie der Schutz vor
Nährstoffeinträgen aus der benachbarten Landwirtschaft sein“.
Im Rahmen der eigenen Begehungen konnten Rehwild und Feldhasen beobachtet
werden (Einstandsgebiet für Wild). Das Breitfilz ist Brutgebiet des Wiesenpiepers (Dunkel,
1986; in: Biotopbeschreibung, Blatt 8233-51/1).
3
3.1
Flora und Vegetation
Gefäßpflanzen und Moose – Prioritäre Arten
Innerhalb des Breitfilzes wurden keine höheren Pflanzen oder Moose als Arten des
Anhanges II der FFH-RL gefunden. Wesentlichen Anteil an der Pflanzendecke haben
jedoch Torfmoose (diese sind alle in Anhang V FFH-RL gelistet: Arten von
gemeinschaftlichem Interesse, deren Entnahme aus der Natur und Nutzung Gegenstand
von Verwaltungsmaßnahmen sein können).
3.2
Pflanzengesellschaften
Die eigene flächendeckende Vegetationskartierung nach ökologischen Artengruppen und
strukturell kennzeichnenden Arten (Dominanzverhältnissen; s. PFADENHAUER 1997;
SUCCOW & AL. 2001) ergab folgendes Bild (s. Tab 2):
Tab. 2:
Code
Einheit
Beschreibung
1a
Bunte Torfmoosrasen, feuchte
Hochmoorheide, gemäht
Durch gelegentliche Mahd geförderte Torfmoosrasen mit Dominanz
von ombrotraphenten Torfmoosen (v.a. Sphagnum magellanicum,
Sph. capillifolium, Sph. rubellum), als Mahdzeiger tritt viel
Rhynchospora alba auf; wenig Calluna vulgaris ; im Nordwestteil der
offenen Hochmoorweite; Sphagnetum medii KÄSTNER ET
FLÖSSNER 1933 rhynchosporetosum
1
Bunte Torfmoosrasen
Weitgehend natürliche Torfmoosrasen mit Dominanz von
ombrotraphenten Torfmoosen (v.a. Sphagnum magellanicum);
zentraler Bereich der offenen Hochmoorweite; Sphagnetum medii
KÄSTNER ET FLÖSSNER 1933; teilweise eindeutiges
Moorwachstum erkennbar „Wachstumskomplex“, teilweise auch
Moorstagnation „Stillstandskomplex“ im Sinne von KAULE 1974
2
Bunte Torfmoosrasen mit Schmalblättrigem
Wollgras
Weitgehend natürliche Torfmoosrasen mit Dominanz von
ombrotraphenten Torfmoosen, von Eriophorum angustifolium
(Mineralbodenwasserzeiger) durchwachsen; nur im nordwestlichen
und nordöstlichen Moorrandbereich (auf Hochmoortorf); Sphagnetum
medii KÄSTNER ET FLÖSSNER 1933 eriophoretosum angustifolii
14
Umsetzungskonzept Breitfilz
C.Siuda, November 2002
ff. Tab. 2
Code
Einheit
Beschreibung
2a
Übergangsmoor mit Schmalblättrigem
Wollgras
Dominanz von Eriophorum angustifolium, dazwischen euminerobionte
Torfmoose (Sphagnum recurvum agg.); am Südwestrand des
Breitfilzes auf Übergangsmoortorf - im Übergang zu Kalkflachmoor;
Caricetum fuscae BRAUN 1915 - Ausb. von Eriophorum angustifolium
3
Grüne Torfmoosschlenken mit Rasenbinse
Dauerhaft nasse Schlenkenzonen (meist 5-10 cm überstaut - nach
eigenen Messungen: pH 4; 30 µS), vom Schlenkentorfmoos
Sphagnum cuspidatum dominiert; dazwischen auch etwas
Scheuchzeria palustris; Randbereiche der Schlenken mit
Rhynchospora alba, Bunten Torfmoosrasen und etwas Calluna
vulgaris; Caricetum limosae OSVALD 1923 em. DIERSSEN 1982,
Fazies mit Scheuchzeria palustris
4
Feuchte Hochmoorheide
Leicht vorentwässerter Hochmoorstandort, jedoch noch weitgehend
von Torfmoosrasen aus Bultbildnern dominiert (Sphagnum
capillifolium, Sph. rubellum); dazwischen deutliche Vorkommen von
Calluna vulgaris (Deckungsgrad bis etwa 50 %); Sphagnetum medii
KÄSTNER ET FLÖSSNER 1933 - Ausb. von Calluna vulgaris
4a
Feuchte Hochmoorheide mit
Schmalblättrigem Wollgras
Leicht vorentwässerter Hochmoorstandort am Moorrand; Sphagnetum
medii KÄSTNER ET FLÖSSNER 1933 - Ausb. von Calluna vulgaris,
Fazies mit Eriophorum angustifolium
5
Feuchte Hochmoorheide mit Rasenbinse
Leicht vorentwässerter Hochmoorstandort; anstelle von Eriophorum
vaginatum tritt Trichophorum cespitosum sehr dominant auf
(Anzeichen für Oberbodenveränderungen durch tiefgründiges
Streurechen oder Moorbrand); Sphagnetum medii KÄSTNER ET
FLÖSSNER 1933 - Ausb. von Calluna vulgaris, Fazies mit
Trichophorum cespitosum
5a
Schnabelriedbestand an feuchtem
Hochmoorstandort
Leicht vorentwässerter Hochmoorstandort, bei dem im Zuge der
flächenhaften Entnahme von Torf und Vegetationssoden für den Bau
bzw. die Hinterfüllung von Stauwehren und Staubrettern, offene
Torfflächen mit Rhynchospora alba besiedelt wurden; ansonsten
weitgehend vegatationsfrei
6
Trockene Hochmoorheide
Stark vorentwässerter Hochmoorstandort; die Torfmoosrasen haben
bis auf geringe Deckungsgrade von bultbildenden Arten
abgenommen; anstelle der Sphagnen tritt Rotstengelmoos Pleurozium
schreberi auf; Domianz von Calluna vulgaris (meist bis 70 %);
vereinzelt Flechten der Gattung Cladonia; Sphagnetum medii
KÄSTNER ET FLÖSSNER 1933 - Ausb. von Calluna vulgaris und
Cladonia
7
Pfeifengrasheide, feucht
Als Anzeichen einer stärkeren Torfmineralisation, anstelle von
feuchter bis mäßig trockener Hochmoorheide vorkommend (z.B. auf
Torftrocknungsflächen für den Handtorfstich); nur im Randbereich
des Hochmoores sowie im Bereich starker Moorsackung im Südosten
des Breitfilzes entstanden; Sphagnetum medii KÄSTNER ET
FLÖSSNER 1933 - Ausb. von Calluna vulgaris, Fazies mit Molinia
caerulea
8
Spirkenfilz über feuchter Hochmoorheide
Gehölzgruppen aus liegenden oder aufrechten Moorkiefern (Spirken);
innerhalb der zentralen Hochmoorweite. Eine lichte Bestockung der
Bunten Torfmoosrasen tritt natürlicherweise auf. Im Breitfilz wurde
das Spirkenfilz offenbar durch Entwässerung gefördert, da es im
Umgriff von Gräben oder Torfstichen (nur im Südwesten) vorkommt.
Dichtere Spirkenfilze treten natürlicherweise nur im oberen
Randgehänge eines stärker aufgewölbten Hochmoores auf; dieses
existiert im Breitfilz aus morphologischen Gründen nicht. Pinetum
rotundatae KÄSTNER ET FLÖSSNER 1933 corr. MUCINA 1993
9
Schnabelseggenried (in Torfstich)
Sekundär, durch Torfstich entstandener feuchter
Übergangsmoorstandort im Südwesten des Breitfilzes, rasig und
flächendeckend von Carex rostrata bewachsen; Caricetum rostratae
Osvald 1923 em. Dierßen 1982
15
Umsetzungskonzept Breitfilz
C.Siuda, November 2002
ff. Tab. 2
Code
Einheit
Beschreibung
10
Großseggenried
Lokal und kleinflächig im Moorrandbereich im Umgriff von Streuwiese
und Mähweide bzw. am Rand des Grabens westlich der Mähweide bei
Tradlenz; auf Übergangs- bzw. Niedermoorstandort (Carex elata,
Carex acutiformis)
11
Enzian-Pfeifengraswiese mit
Kleinseggenriedbereichen
Kalkreiches Hangflachmoor südwestlich des Breitfilzes; durch
Streunutzung fand eine Förderung von Molinia zuungunsten der
Kleinseggen statt (tw. Schoenus ferrugineus und Carex davalliana);
Gentiano asclepiadeae-Molinietum caeruleae Oberd. 1957 en. Oberd.
et al. 1967 im Mosaik mit Verband Caricion davallianae KLIKA 1934
12
Enzian-Pfeifengraswiese
Basiphile präalpine Pfeifengras-Streuwiese im Randbereich des
Breitfilzes (u.a. am Hangfuß des Fahrenbichl im Übergang zum
Breitfilz; hier auch in wechseltrockener Ausbildung); Gentiano
asclepiadeae-Molinietum caeruleae Oberd. 1957 em. Oberd. et al.
1967
13
Pfeifengraswiese auf Hochmoorstandort
Durch Entwässerung und Streunutzung auf Hochmoor entstandene
basenarme Pfeifengraswiese; Verband Molinion caeruleae W. KOCH
1926
B
Buchenwald auf Mineralbodenstandort
mesophiler Buchenwald der umgebenden Moränenstandorte; meist
nur als Rand vor Fichtenforst erhalten; Ordnung Eu-Fagenion Oberd.
1957
E
Erlensumpfwald
Schwarzerlenbestand auf Niedermoor im NNW des Breitfilzes;
vermutlich Anpflanzung, da strukturell eher homogen
F
Fichten-, Kiefern-, Birkenbestand
meist lineare Gehölzbestockung der genannten Arten am Moorrand
des Breitfilzes; durch natürlichen Aufwuchs entstanden
Fb
Faulbaumsukzession über Pfeifengras,
Großseggen
Sukzessionsstadium in Handtorfstich im nordwestlichen Moorrand des
Breitfilzes; auf Niedermoortorf
Fi
Fichtenforst
Hochwald im Moorandbereich bzw. auf Moränenstandort
K
lichter Kiefernbestand über Pfeifengras
Vorentwässerter Hochmoorstandort am nordwestlichen Rand des
Breitfilzes; die Bestockung (Höhe etwa 6 m; Deckungsgrad etwa 25
%) entstand offenbar durch eine Selektion zugunsten der Waldkiefer,
die Bestandesdichte wird durch Streumahd geregelt. Pinetum
rotundatae KÄSTNER ET FLÖSSNER 1933 corr. MUCINA 1993,
Fazies von Pinus sylvestris
N
Nasswiese, gedüngt
Mähweide auf Hh; Hü, bzw. Hn; Verband Calthion R. TX. 1937 em.
BAL.TUL. 1978
Grabenvegetation:
Sämtliche Gräben der Hochmoorweite werden an Sohle und Grabenwänden von
ombrotraphenten Pflanzenarten (v.a. Torfmoose, im Osten auch Rasenbinse
Trichophorum cespitosum) bewachsen. Im Nordwesten, angrenzend zur HochmoorPfeifengrasheide tritt Pfeifengras Molinia caerulea als Mineralisationszeiger hinzu. Nur im
Moorrandbereich sind die Gräben teils fast vegatationsfrei (an mit Fichten bestockten,
sehr lichtarmen Standorten), teils mit Großseggen bewachsen (v.a. mit Carex rostrata auf
Übergangs- und Niedermoorstandorten).
3.3
Natürlichkeitsgrad (Hemerobiegrad) der Pflanzendecke
Die Beschreibung des Moores hinsichtlich seiner Natürlichkeit (Hemerobie) richtet sich
nach der aktuellen Pflanzendecke. Sie ist Indikator für Entwässerung und Nutzung des
Moores und, da im Gelände ohne Aufwand direkt erkennbar, auch die praktikabelste
Möglichkeit einer Einteilung. Für die Hoch- bzw. Übergangsmoorbereiche des
Untersuchungsgebietes wurden folgende Abgrenzungen vorgenommen (s. Karte
Natürlichkeitsgrade; nach „Hochmoorleitfaden“ 2002; analog zu: PFADENHAUER 1997,
CHAIRMAN 2002):
16
Umsetzungskonzept Breitfilz
C.Siuda, November 2002
Hemerobiegrad A:
Einheiten 1, 1a, 2, 2a, 3, 8
Bei den Vegetationstypen handelt es sich um weitgehend anthropogen unbeeinflusste,
natürliche Einheiten mit allenfalls sporadischer (traditioneller) extensiver Nutzung
(Streurechen, Streumahd, Latschenschneiden). Sie sind hinsichtlich ihres
Moorwasserhaushalts unbeeinflusst bis wenig beeinflusst. Dieser Bereich umfasst den
gesamten zusammenhängenden zentralen Hochmoorbereich, nur teilweise Randflächen.
Hemerobiegrad B:
Einheiten 4, 4a, 5, 5a, E
Diese Flächen wurden durch Entwässerungsmaßnahmen im Artenspektrum allenfalls nur
geringfügig von ihren natürlichen Ausgangsbeständen verändert. Entscheidender Faktor
für standörtliche Veränderungen sind mäßige aber kontinuierlich andauernde
Entwässerungsmaßnahmen, die zu einer Verschiebung zugunsten von Trockniszeigern
(v.a. Förderung von Calluna vulgaris) führten. Dazu gehörten teilweise zusätzlich auch
Oberbodenveränderungen durch tiefe Streumahd oder Moorbrand (Einheit 5) bzw.
Oberbodenabtrag (Einheit 5a). Die Bereiche von Hemerobiegrad B umgeben den
weitgehend natürlichen zentralen Teil des Breitfilzes und reichen meist bis an den Rand
des Moorkörpers. Einheit E (Erlensumpfwald) ist standörtlich natürlich zu sehen, jedoch
anthropogen begründet worden und deswegen zu Typ B zugeordnet worden.
Hemerobiegrad C (hier nur gültig für Hh/Hü):
Einheiten 6, 7, 9, 13, F, Fb, Fi, K, N
Dazu gehören Flächen, die durch stärkere Entwässerung charakterisiert werden
(Einheiten 6 und 7), bzw. bei denen dies bereits auch zur Einleitung einer flächenhaften
Gehölzsukzession führte (Einheiten Fb, F, K). In diese Kategorie wurde auch
Torfstichvegetation einbezogen, die als „Übergangs- bzw. Niedermoorfenster“ in das
Hochmoor gegraben wurde (Einheit 9). Schließlich gehören dazu Fichtenforst und
landwirtschaftlich genutzte Hochmoorflächen (Einheiten 13, N; Streuwiese und gedüngtes
Hochmoor-Wirschaftsgrünland).
Bezüglich einer standortbezogenen Einteilung in Hemerobiegrade kann in zweiter Linie
auch der Torfkörper dienen. Hier sind es Mineralisationsgrad und Wassersättigung des
Torfes, die Rückschlüsse auf die Natürlichkeit des Standortes zulassen. Sofern dazu
Erhebungen vorliegen, können diese in die Klassifikation einbezogen werden. Für das
Breitfilz gilt, dass nur kleine Bereiche sowie nur die obersten Bodenschichten standörtlich
verändert wurden. Der weitaus überwiegend Teil des Torfkörpers blieb somit natürlich
erhalten (Moortyp A lt „Hochmoorleitfaden“).
C
Ziele und Maßnahmen
1
1.1
Renaturierungsziele
Schutzzweck und –ziel
Die Gebietsbeschreibung des 1410 ha großen FFH-Gebietes 8233-301 wertet die „Moorund Drumlinlandschaft zwischen Hohenkasten und Antdorf“ als „zweitgrößte
Grundmoränen-Moorlandschaft Bayerns mit bedeutenden Vorkommen verschiedenster
Moortypen, darunter ausgedehnte basenreiche Schwingdeckenmoore und großflächige
Niedermoor-Streuwiesen; Lebensraum zahlreicher, teilweise hochgradig gefährdeter
Arten“ (ALLMBL 11/2001). Entsprechend dieser Einschätzung wird die Erhaltung und
Entwicklung der wertbestimmenden Lebensraumtypen und ihrer charakteristischen
Artenausstattung für das FFH-Gebiet formuliert. Zwar gehört das Breitfilz hier zu den
artenärmeren, jedoch für hochspezialisierte Arten sehr bedeutsamen Moortypen.
Außerdem ist es das größte Hochmoor innerhalb des FFH-Gebiets.
17
Umsetzungskonzept Breitfilz
C.Siuda, November 2002
Das Breitfilz ist im Sinne der FFH-Codierung nur teils als prioritäres, lebendes Hochmoor
zu sehen (FFH-Lebensraumtyp [LRT]: *7110; hier: die Einheiten des Moortyps A),
größere Bereiche gelten „als geschädigtes Hochmoor“ (LRT 7120; Bereiche von
Moortypus B und Teilflächen des Hemerobiegrades C).
1.2
Entwicklungsziele
Die von Seiten des FFH-Standarddatenbogens geforderte Erhaltung natürlicher bzw. die
Renaturierung geschädigter Hochmoore kann hier grundsätzlich übernommen werden.
Entsprechend der Erhebungen zu Statigraphie und Vegetation bzw. der getroffenen
Feststellungen zur Geländemorphologie betreffen hier Ziele und Maßnahmen praktisch
ausschließlich die Optimierung des Moorwasserhaushalts. Für den Großteil des Moores
(Bereiche mit Hemerobiegrad A bzw. B) ist es realistisch, eine vollständige
Wiederherstellung des natürlichen Moorwasserspiegels anzustreben. In Bereichen von
Hemerobiegrad C kann zumindest der unnatürlich hohe Abtransport des
Niederschlagswassers durch Gräben bzw. Torfstiche verringert werden. Bereits stark
mineralisierte bzw. bestockte Oberböden können nicht revitalisiert werden. Hier ist jedoch
durch Wiedervernässung grundsätzlich die Initiierung einer erneuten Akrotelmbildung
möglich (d.h. auf den stofflich und morphologisch veränderten Torfen beginnt das
Wachstum torfbildender Pflanzen, das auf lange Sicht zu einer erneuten Vertorfung
führen kann).
2
2.1
Maßnahmen
Wiedervernässungsmaßnahmen
Entsprechend der Empfehlungen nach dem „Hochmoorleitfaden“ werden hier folgende
Maßnahmen vorgeschlagen:
2.1.1
Partieller, abschnittsweiser Grabenanstau mit dem Bagger (s. Maßnahme 8.1.2
„Hochmoorleitfaden“):
Verfüllung kleinerer Gräben der Hochmoorweite mit Torf (jeweils an mehreren
Grabenabschnitten, vgl. Karte Maßnahmen). Zielrichtung ist die Anhebung des
Moorwasserspiegels bis auf bzw. über Geländehöhe entsprechend unbeeinflusster
Standorte der Hochmoorweite. Bearbeitete Flächengröße im Breitfilz: ca. 15 ha.
Zufahrt über den Wirtschaftsweg am Südrand des Fahrenbichl, von dort aus über die
Moorfläche zu den einzelnen Gräben.
Empfohlene Vorgehensweise (lt. „Hochmoorleitfaden“):
- Einsatz eines ohne Matratzen beweglichen Moorbaggers (Kettenbagger mit geringem
Auflagedruck); Greifarmreichweite ab ca. 3 m, besser 5-6 m.
- Abräumen der Vegetationsdecke an den Grabenverfüllungsstellen, lagegerechte
Lagerung außerhalb des engeren Arbeitsbereichs (in Greifarmreichweite).
- Abräumen der Vegetationsdecke an den Torfentnahmestellen, lagegerechte
Lagerung außerhalb des engeren Arbeitsbereichs (in Greifarmreichweite).
- Unterbrechung der Grabensohle durch Baggerschaufel analog zur Unterbrechung
von Dränsträngen durch Anheben des Torfes unter dem bisherigen Grabenprofil;
zusätzlich: Ausräumen der durchnässten Torflagen auf etwa 3 bis 5 Metern Länge.
- Entnahme des Verfüllungsmaterials (Torf); Lage der Entnahmestellen in
Greifarmweite an mehreren Stellen (es entstehen nur kleinere „Löcher“)
- Verfüllung auf ca. 3-5 m Breite, zum Ausgleich der Sackung ca. 1 m überhöht
18
Umsetzungskonzept Breitfilz
-
2.1.2
C.Siuda, November 2002
Lagegerechtes Umsetzen bzw. Verteilen der Vegetationssoden auf offene
Torfflächen der Verfüllung bzw. der Entnahmestellen.
Wiederholen
der
Vorgehensweise
an
mehreren
reliefangepassten
Grabenabschnitten, um einen möglichst gleichmäßig hohen Überstau bis zur
Geländeoberfläche zu ermöglichen.
Abschnittsweiser Anstau von Gräben und Torfstichen mittels Torfwehren mit
Holzverstärkung (s. Maßnahme 8.1.2 „Hochmoorleitfaden“):
Grabenverfüllung der Gräben von 1 bis 5 m Breite (nur in Torfstichen) im Übergang der
Hochmoorweite zum Moorrand (Lage: vgl. Karte Maßnahmen). Zielrichtung ist die
Minimierung des unnatürlich schnellen Niederschlagsabflusses durch den Graben, ggf.
auch die Anhebung des Moorwasserspiegels bis auf bzw. über Geländehöhe
entsprechend unbeeinflusster Standorte der Hochmoorweite. Bau von insgesamt 22
Stauwehren.
Maßnahmengebiete im Breitfilz
a) Torfstichgebiet im Nordwesten des Breitfilzes - Bau von insgesamt 8
Stauwehren: Anstau von 3 Grabenabläufen in bzw. aus Torfstichen (Breite der Wehre
jeweils 3 - 5 m, Tiefe ca. 2 m) sowie Anstau des Hauptgrabens am Moorrand (Breite 3
m, Tiefe 2 m), im Übergang zum Fahrenbichl an 4 Stellen. Zufahrt über den
Wirtschaftsweg am Südrand des Fahrenbichl.
Anstau des Hauptgrabens weiter südwestlich (Nordrand von Fl.Nr. 1611 (Breite 4 m,
Tiefe 2 m). Zufahrt über Straße und Wirtschaftsgrünland in Fl.Nr. 4232.
b) Torfstichgebiet im Osten des Breitfilzes - Bau von insgesamt 6 Stauwehren:
Anstau von 4 Gräben im Übergang zu Torfstichen (Breite der Wehre jeweils 3 m, Tiefe
ca. 2 m) sowie Anstau des Hauptgrabens am Moorrand (Breite 3 m, Tiefe 1,5 m).
Zufahrt von Tradlenz aus über den Wanderweg am Ostrand des Breitfilzes (soweit wie
möglich), dann über die Hochmoorweite.
c) Torfstichgebiet im Südwesten des Breitfilzes - Bau von insgesamt 2 Stauwehren:
Abschnittsweise Anstau eines Grabens zwischen 2 Torfstichen (Breite der Wehre
jeweils 3 m, Tiefe ca. 2 m). Zufahrt von Wirtschaftsweg im Westen des Breitfilzes über
die Streuwiese hinweg.
d) Streuwiesenbereich und Torfstich im Südosten des Breitfilzes - Bau von
insgesamt 5 Stauwehren: Abschnittsweise Anstau eines Grabens (3 Stauwehre,
Breite 2,5 m, Tiefe 1,5 bis 2 m); zusätzlich Anstau eines Grabens im Torfstich (2
Stauwehre: Breite jeweils 5 m, Tiefe ca. 2 m). Zufahrt von Wirtschaftsweg aus
Richtung Pollinger Weiher südlich des Untersuchungsgebiets. Diese Maßnahme ist
nur durchführbar, sofern auf eine Fortführung der Streuwiesennutzung
verzichtet wird.
e) Übergang naturnahes Hochmoor zum Wirtschaftsgrünland bzw. Lage im
Wirtschaftsgrünland westlich Tradlenz - Bau von 3 Stauwehren und 6
abschnittsweisen Torfverfüllungen: Abschnittsweise Anstau eines Grabens (3
Stauwehre, Breite 2,5 m, Tiefe 1,5 bis 2 m); zusätzlich Torfverfüllungen am Westrand
des Grünlandes sowie an den beiden Gräben am Nordrand des naturnahen
Hochmoores. Zufahrt über Fahrstraße und Grünland. Diese Maßnahme ist nur
19
Umsetzungskonzept Breitfilz
C.Siuda, November 2002
durchführbar, sofern eine Extensivierung der Grünlandnutzung, d.h. eine
Umwandlung in Streuwiesennutzung stattfinden kann.
Empfohlene Vorgehensweise (lt. „Hochmoorleitfaden“):
- Einsatz eines ohne Matratzen beweglichen Moorbaggers (Kettenbagger mit
geringem Auflagedruck; Gesamtgewicht bis etwa 15 t); Greifarmreichweite
mindestens 5 (-9) m.
- Transport des Stammholzes bis zum Moorrand mittels LKW oder Traktor; Transport
vor Ort mit moortauglichem Rückefahrzeug, Moorraupe oder Moorbagger.
- Zuschneiden der Querlieger und Piloten vor Ort; Zuspitzen der Piloten vor Ort –
jeweils mit Motorsäge.
- Abräumen der Vegetationsdecke im Graben (Sohle, Ränder) einschließlich
Wurzelraum; lagegerechte Lagerung außerhalb des Arbeitsbereichs des Grabens.
- Ausräumen von Torfschlamm und durchnässten Torfschichten in der Grabensohle;
Lagerung außerhalb des Arbeitsbereichs in Greifarmreichweite.
- Auskoffern (> halbe Stauwerkshöhe) der Grabenränder für die Querlieger.
- Einbau der Piloten durch Eindrücken und Schlagen mittels Baggerschaufel (soweit
wie möglich; meist weit in den tonig-schluffigen Untergrund des Moores möglich).
- Einbau der Querlieger (möglichst in sich versetzte Bauweise).
- Kürzen der Piloten auf Höhe der Querlieger mittels Motorsäge (UVV beachten).
- Abräumen der Vegetationsdecke an den Entnahmestellen, lagegerechte Lagerung
außerhalb des Arbeitsbereichs. Die Torfentnahme darf nicht grabennah im
Unterwasser des künftigen Stauwehres liegen (Schwächung des Widerlagers mit
Gefahr des Abrutschens des Stauwehres); daher immer im Oberwasserbereich Torf
entnehmen.
- Entnahme
des Verfüllungsmaterials; Entnahmetiefe: Nach Moormächtigkeit
angepasst, aber nur bei einer Entnahmetiefe von mindestens 2-3 Metern
Materialgewinnung effektiv. Evtl. anstehender mineralischer Untergrund (tonigschluffiges Substrat), Nieder- unter Übergangsmoortorf werden lagegerecht im
unteren Teil der Stauwehrverfüllung eingebaut; Hochmoortorf oben.
- Lageweiser Einbau und Andrücken des gewonnenen Torfes im Profil des zuvor
ausgeräumten Grabens beidseits und oberhalb des Holzverbaus (2/3 im
Oberwasser- u. 1/3 im Unterwasserbereich); dabei Überhöhung der Verfüllung um
gut einen Meter (Ausgleich der Sackung); Breite der Verfüllung insgesamt
mindestens 4 Meter, maximal etwa 8-10 Meter (je nach Stauwehrbreite). Besondere
Sorgfalt beim Verbauen der Grabenschultern ist notwendig.
- Lagegerechtes Umsetzen der abgeräumten Vegetationssoden einschließlich
Wurzelraum.
- Partielles Verfüllen der Entnahmestellen mit nicht verwendetem, nassen Torf und mit
den zuvor dort entnommen Vegetationssoden.
- Hochwasserschutz (Umlaufgräben, Flutmulden etc.) vorsehen, sofern reliefbedingt
keine breitflächige Wasserableitung über gewachsenes Gelände möglich ist.
2.2
Aufgabe der Streuwiesennutzung
Ein moorökologisch sinnvoller Anstau des Streuwiesenbereichs im Südosten des
Breitfilzes (s. 2.1.2 d) bis Geländehöhe führt dazu, dass die bisherige Form der
Streuwiesennutzung
nicht
mehr
durchgeführt
werden
kann.
Die
tiefe
Grabenentwässerung spricht derzeit für eine maschinelle Mahd. Abgesehen von einer
20
Umsetzungskonzept Breitfilz
C.Siuda, November 2002
betriebsbedingten Notwendigkeit zur weiteren Nutzung, könnten auch artenschützerische
Aspekte gegen eine vollständige Nutzungsaufgabe und das Einleiten einer Sukzession
(vorwiegend Hochmoorstandort: Entwicklung von Spirkenbeständen über Torfmoosrasen
- wie südlich angrenzend vorhanden) sprechen. Hier wäre im Rahmen des VNP auch
eine finanzielle Förderung für den Einsatz handgeführter Mähgeräte (z.B. EinachsBalkenmäher) denkbar, der auch noch bei erfolgtem Grabenanstau durchführbar wäre.
2.3
Extensivierung der gedüngten Grünlandflächen
Grabenanstau und Grünlandextensiverung bei Tradlenz (s. 2.1.2 e) wären aus
moorökologischer Sicht aus mehrfacher Hinsicht wünschenswert. Zielrichtung ist die
Minimierung
· des schnellen Niederschlagsabtransportes aus dem nördlichsten Teil des Moores,
· der weiteren stofflichen Umsetzung der anstehenden Torfe
· des lateralen Nährstoffeintrages aus den gedüngten Wirtschaftswiesen in das
angrenzende naturnahe Hochmoor.
Bei Grabenanstau sowie Verzicht auf eine künftige Düngung wäre allerdings künftig nur
noch ein extensive Nutzung als Streuwiese möglich. Betriebswirtschaftliche Aspekte,
einschließlich der Förderung im Rahmen des VNP, werden für die Umsetzung dieser
Maßnahme ausschlaggebend sein.
2.4
2.4.1
Verwaltungsmaßnahmen
Maßnahmenträger
Bisher wurden durch den Bund Naturschutz, Ortsgruppe Weilheim mehrere Grundstücke
Zug um Zug angepachtet und durch Grabenanstau und Streumahd ökologisch
aufgewertet. Für die geplanten weiteren Umsetzungsmaßnahmen bedarf es eines
Maßnahmenträgers, der v.a. für die rechtliche Seite des Umsetzungsprojektes zuständig
ist. Die Übernahme als Maßnahmenträger durch den Bund Naturschutz wäre denkbar; die
bisherigen Aktivitäten lasteten allerdings nur auf einer Person, die dies „nebenher“
abwickelt hat. Für die künftigen, umfangreicheren Maßnahmen bedarf es daher
„hauptamtlichen“ Einsatzes. Das Landratsamt Weilheim-Schongau/UNB hat daher das
Zentrum für Umwelt und Kultur [ZUK] in Benediktbeuern als Maßnahmenträger
vorgeschlagen. Dieses wäre zuständig für:
· das Einreichen der Unterlagen für eine wasserrechtliche Genehmigung beim
WWA Weilheim
· vertragsrechtliche Regelungen zur Maßnahmenumsetzung mit den (bisherigen)
Flächeneingentümern
· die finanzielle Abwickung der Umsetzungsmaßnahmen (bei eigentumsrechtlichen
Belangen in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Landratsamt WeilheimSchongau).
Tätigkeiten im Rahmen der Umsetzung, die einen zeitlich übersehbaren Aufwand
bedingen oder mit der direkten Maßnahmenumsetzung befasst sind, können von einem
externen Planer geleistet werden:
· Vorabinformation der zuständigen Wasserrechtsbehörde und des zuständigen
Forstamtes
· Ausarbeitung von Text und Karten für eine wasserrechtliche Genehmigung
· Teilnahme und Gestaltung einer oder mehrerer ggf. notwendiger
Informationsveranstaltungen für Eigentümer und Anlieger (nach Einschätzung der
UNB notwendig; vor Ort im Gelände oder in Gemeindesaal/Gaststätte
anzuberaumen)
21
Umsetzungskonzept Breitfilz
·
·
2.4.2
C.Siuda, November 2002
Angebotseinholung
Ökologische Bauleitung.
Flächenankauf, Einverständnis
Im Rahmen des Projektfortgangs ist zu klären, ob im Rahmen dieses
Umsetzungsprojektes weitere Flächen für die Maßnahmenumsetzung von den
Privateigentümern zur Verfügung gestellt werden durch:
· vertragliche Vereinbarung (ohne weiteren finanziellen Ausgleich) als schriftliche
Einverständniserklärung
· über eine (unbefristete) Pachtregelung, ohne Rückbaurecht bzgl. der
eingebrachten Stauhaltungen
· über Flächenankauf durch die öffentliche Hand (Landkreis Weilheim-Schongau).
Dazu sind zunächst alle Flächeneigentümer zu ermitteln. Des weiteren sind Art und
Regelungen der bisherigen Pachtverträge des Bund Naturschutz zu prüfen.
2.5
Abstimmungsbedarf mit den Fachbehörden
Vor der Einleitung von Anstaumaßnahmen ist im vorliegenden Fall das zuständige
Wasserwirtschaftsamt (WWA Weilheim) in das Vorhaben einzubeziehen. Dies aus
zweierlei Gründen: Grabenanstau - auch untergeordneter Gewässerkategorie - wird
rechtlich als Gewässerbenutzung gesehen, die einer Genehmigung bedarf. Außerdem
wird im Rahmen eines Umsetzungsprojektes, bei dem Privateigentümer betroffen sind,
üblicherweise ein wasserrechtliches Genehmigungsverfahren durchgeführt.
Der Projektträger muss im Einvernehmen mit der UNB eine
FFHVerträglichkeitsabschätzung durchführen. Im vorliegenden Fall wurde aufgrund der
gleichzeitigen Bearbeitung die MEK-Umsetzungsplanung bereits mit dem FFHManagementplan abgeglichen.
22
Umsetzungskonzept Breitfilz
2.6
2.6.1
C.Siuda, November 2002
Kosten
Kostenschätzung für die eigentlichen Umsetzungsmaßnahmen
a) Planungskosten
Vorbereiten eines wasserrechtlichem Genehmigungsverfahren,
Ortsbesichtigungen mit Baggerunternehmen
(3 Firmen für qualifizierte Ausschreibung)
Text für wasserrechtliche Genehmigung:
Geländetermine mit 3 Baggerunternehmen für Angebotserstellung in qualifizierten Vergabeverfahren:
4 h à 40 € =
160 €
12 h à 40€ =
Summe:
480 €
960€
b) Baukosten einschließlich Material
Anstau von Schlitzgräben, verwachsenen und offenen Gräben durch
abschnittsweise Torfverfüllung mit Bagger
(vgl. Maßnahme 8.1.2 „Hochmoorleitfaden“);
Torfentnahme aus der unmittelbaren Umgebung
Kostenansatz: 61 €/h Moorbagger mittlerer Größe, der sich ohne Matratzen
fortbewegen kann, einschließlich Fahrer
ca. 15 ha Fläche: 2 Wochen Arbeit =
80 h x 61 € =
zzgl. Baustelleneinrichtung
4.880€
Bau von holzverstärkten Stauwehren (Kronenbreite bis ca. 5 m);
Einbau von Fichtenrundhölzern, von senkrechten Stammhölzern (=Piloten)
gestützt, mit ca. 5 m starker Torfverfüllung
und 1m überhöhter Torfüberdeckung und Sodenabdeckung
Kostenansatz: 61 €/h Moorbagger einschl. Fahrer: je SW ca. 5h
(einschl. Holztransport mit Bagger vom Moorrand)
Fichtenrundhölzer:
Kosten 7€ je lfm/ Verbrauch je Wehr (Breite 5m, Höhe 2 m, 2 Piloten) ca. 40 lfm
Baukosten je Wehr:
305 € Arbeitszeit Bagger + 280 € Fichtenrundholz je Wehr: 585 €
(zzgl. Holztransport vor Ort mit Traktor)
Kosten für 22 Stauwehre:
zzgl. Holztransport vor Ort: ca. 40 €/h mit Traktor bis Moorrand
12.870€
c) Ökologische Bauleitung vor Ort
Ca. 10 halbe Tage (= 40 h) ) à 40 €:
1.600€
d) Gesamtkosten
Baukosten einschl. Planung und Umsetzung, zzgl. Materialtransport vor Ort:
2.6.2
20.310€
Abschätzung sonstiger Kosten der Umsetzungsmaßnahmen
Im diesen Rahmen sind vorab folgende Kostenfaktoren nicht berechnet, da schwer
abschätzbar:
·
Zeit für Feststellung der Eigentümer
·
Versammlungen bzw. Vor-Ort-Termine mit Eigentümern von Seiten des
Maßnahmenträgers, der beteiligten Behörden sowie des Planers
·
Zeit für Einzelgespräche bezüglich möglicher vertraglicher Regelungen (Pacht,
Verkauf) zwischen Flächeneigentümern und Maßnahmenträger, Behördenvertretern oder ggf. auch externem Planer
·
ggf. Kosten für Flächenankauf oder Kosten für langjährige Pacht.
23
Umsetzungskonzept Breitfilz
2.7
C.Siuda, November 2002
Geeignete Firmen
Der Transport von Fichtenrundhölzern kann bis an den Moorrand durch örtliche Landwirte
mit den üblichen landwirtschaftlichen Traktoren erfolgen.
Die Ausführung der Baumaßnahmen orientiert sich an der Maschinenausstattung des
betreffenden Ausführungsbetriebes mit einem Bagger, die sich im Gelände (offener
Hochmoorweite) ohne Hilfsmittel frei bewegen kann. Derartige Firmen können
spezialisierte „Renaturierungsfirmen“ sein, oder aber auch Betriebe, die im Tiefbau und
bei Grabenräumungen tätig sind. Neben der geeigneten technischen Ausstattung ist
jedoch auch ein versierter Umgang im schwierigen Gelände und ein Verständnis für die
technische Funktion der Stauwehre essentiell. Da in der Nähe des Breitfilzes bereits
mehrere Moorrenaturierungsvorhaben erfolgreich durchgeführt wurden, sind beispielhaft
folgende Firmen, teilweise aus der näheren Umgebung, zu nennen:
·
·
·
·
·
3
H. Bolzmacher, Rothenrain (Gde. Wackersberg); Tel. 08041 / 3330 oder 0160 / 99710414
Fa. Hobmaier, Kirchstettener Str. 18, 84155 Bodenkirchen, Tel. 08745/1247.
Fa. Matthias Maier, Am Gasteig 4, 82547 Eurasburg, Tel. 08179/747
Fa. Mangold und Schwaller, Guggenberg 1, 82449 Uffing, Tel./Fax 08846/341, Mobiltel.
0172/97 98 847
Fa. Hans Schlickenrieder, Oberbuchen 23, 83670 Bad Heilbrunn, Tel. 08046 / 526 Fax /
8682, Mobiltel. 0171 / 78 46 493
Monitoring
Im Rahmen der Vorschläge zur Umsetzung der Leitlinien zur Erfolgskontrolle von
Renaturierungsmaßnahmen (SLIVA & AL. 2002, in Vorb.) werden für das Breitfilz
folgende Maßnahmen beispielhaft vorgeschlagen und hier übernommen:
Vorschlag zur Erfolgskontrolle:
· Beobachtung
der
Verbuschungstendenzen
mittels
Auswertung
von
Luftbildaufnahmen (Wiederholung alle 3-5 Jahre). Bei Feststellen einer
Gehölzzunahmen im zentralen Bereich einmalige Entkusselung der
Hochmoorweite
· optional:
Messung
der
Moorwasserstände
im
Schlenkenbereich
(Langzeitmonitoring über 10 Jahre)
Auswertung/Zielerreichung:
· Einfluss der Vernässungsmaßnahmen auf die Verbuschungstendenzen
(Neuvorkommen von Gehölzindividuen)
· Einfluss der Vernässungsmaßnahmen auf die Entwicklung von ausgewählten
Pflanzengruppen (Schlenkengesellschaften).
Zusätzlich empfiehlt sich die Einrichtung von ca. 5 Dauerflächen (Flächengröße etwa 10 x
10 m Meter) für die Aufnahme der Pflanzendecke. Zielsetzung ist die Beobachtung der
Verbuschungstendenzen (Aufnahmeturnus alle 5 Jahre). Anlage in angestauten bzw.
nicht veränderten Bereichen des Breitfilzes.
24
Umsetzungskonzept Breitfilz
D
C.Siuda, November 2002
Zusammenfassung
Das etwa 50 ha große Breitfilz ist Bestandteil und größtes Regenmoor innerhalb des
insgesamt 1410 ha großen FFH-Gebietes 8233-301 der „Moor- und Drumlinlandschaft
zwischen Hohenkasten und Antdorf“. Außerdem wurde das Breitfilz im Rahmen des
Auswahlverfahrens für Moorhandlungsschwerpunkte des MEK - Handlungsbedarf größter
Dringlichkeit: Planung und Beginn von Umsetzungsmaßnahmen ab 2002 - gestuft. Dieses
ist die Grundlage der hier vorliegenden Arbeit.
Nach eigenen Geländeerhebungen zur aktuellen Pflanzendecke, Nutzung, Stratigrafie
(bis 2 m Tiefe), der Erfassung des Grabensystems, vorhandener Torfstiche und der
Geländegestalt mittels Nivellement sowie der Einbeziehung von Sekundärdaten lassen
sich folgende Feststellungen treffen:
· Das Breitfilz ist aufgrund seiner abiotischen Standortvoraussetzungen und seiner
biotischen Aussstattung zu gleichen Teilen als sehr naturnahes Regenmoor
(Hemerobiegrad A) bzw. mäßig beeinträchtiges Moor (Hemerobiegrad B)
einzustufen.
· Aufgrund der Kessellage innerhalb der Grundmoränenlandschaft und eines
tiefgründigen,
sehr
nassen
Moorkörpers
sowie
nur
kleinerer
Entwässerungsgräben sind die Voraussetzungen für eine Wiederherstellung des
natürlichen Moorwasserhaushaltes sehr günstig. Daher ergibt sich letzteres als
wesentliches Entwicklungs- und Maßnahmenziel.
· Als Maßnahmen bieten sich hier der partielle, abschnittsweise Grabenanstau, mit
dem Bagger zur Unterbrechung kleinerer Gräben und Schlitzgräben in der
zentralen Hochmoorweite an (auf ca. 15 ha Fläche). Zusätzlich sollten größere
Gräben und Gräben in Torfstichen im Übergang zwischen Hochmoorweite und
Moorrand durch rundholzverstärkte Torfwehre abgedichtet werden (Bau von
insgesamt 22 Stauwehren). Diese Maßnahmen sind alle mit einem
moortauglichen, frei im Gelände beweglichen Kettenbagger in relativ kurzer Zeit
(insgesamt etwa 4 Arbeitswochen) durchführbar. Die reinen Baukosten für
sämtliche Anstaumaßnahmen liegen bei knapp
20.000 €
(ohne
Baustelleneinrichtung und Materialtransport vor Ort, einschließlich ökologischer
Bauleitung).
· Flankierend dazu müsste im Südosten des Breitfilzes - bei Durchführen der o.g.
Grabenanstaumaßnahmen - die Nutzung einer Streuwiese auf Hochmoor völlig
eingestellt oder ggf. auf manuell geführte Mäher (z.B. Einachs-Balkenmäher)
umgestellt werden. Der Nordteil des Breitfilzes, jetzt als Wirtschaftsgrünland
genutzt, sollte durch Grabenanstau vernässt und extensiviert werden (weitere
Nutzung als ungedüngte Streuwiese).
· Die Realisierung der vorgeschlagenen Maßnahmen hängt essentiell von der
Bereitschaft der privaten Flächeneigentümer ab, dieses Projekt umzusetzen.
Nach der namentlichen Feststellung aller Eigentümer (von etwa 40 Flurstücken)
wird die Verbreitung der Information zum Vorhaben (vor Ort, als Versammlung
und / oder in Einzelgesprächen) als nächster Schritt folgen müssen.
Grundsätzliche Bereitschaft zur Maßnahmenumsetzung von Seiten der
Flächeneigentümer, notwendige vertragliche Regelungen und der damit
möglicherweise verbundene Kostenaufwand (Pacht, Flächenankauf), sowie die
finanzielle Abwicklung späterer Baumaßnahmen sollten durch einen neu
eingesetzten Maßnahmenträger abgewickelt werden.
25
Umsetzungskonzept Breitfilz
E
C.Siuda, November 2002
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