Gianluca Ferretti Schmetterlinge der Alpen Der Bestimmungsführer für alle Arten Übersetzt von Doris Gottwald-Purnell Haupt Verlag Gianluca Ferretti, 1968 in Milano geboren, ist Biologe und Fotograf. Er ist Autor verschiedener naturwissenschaftlichen Publikationen und freier Mitarbeiter zahlreicher Museen. Die italienische Originalausgabe erschien 2012 bei Blu Edizioni unter dem Titel Le farfalle delle Alpi Copyright © Blu Edizioni 2012 Nach Vereinbarung mit Michaela Schwermann, Literaturagentin, Essen, Deutschland Grafik und Layout: Laura Caratti Karten: Sara Chiantore Satz der deutschsprachigen Ausgabe: Verlag «Die Werkstatt» Aus dem Italienischen übersetzt von Doris Gottwald-Purnell Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. ISBN 978-3-258-07850-2 Alle Rechte vorbehalten. Copyright © 2014 für die deutschsprachige Ausgabe: Haupt Bern Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig. Printed in Germany www.haupt.ch Inhalt Vorwort von Emilio Balletto Vorwort von Mauro Gobbi Danksagungen 3 4 6 7 Die Schmetterlinge der Alpen Die Alpen Systematik der Schmetterlinge Ursprung der Schmetterlinge Morphologie, Flügel und Farben Lebenszyklus Wandernde und standorttreue Schmetterlinge Schmetterlinge des Hochgebirges Schmetterlinge – ideale Bioindikatoren Fotografieren und Sammeln Schmetterlinge beobachten 8 9 11 11 15 17 18 20 21 22 Hinweise zum Gebrauch des Handbuches Verwendete Terminologie und Reihenfolge der Porträts Symbole Fotomaterial 23 24 26 Die Schmetterlinge Familie Papilionidae Familie Pieridae Familie Lycaenidae Familie Riodinidae Familie Nymphalidae Familie Hesperiidae 27 28 46 78 152 154 306 Glossar 339 Weiterführende Literatur 342 Register der deutschen Artnamen 344 Register der wissenschaftlichen Artnamen 349 4 Vorwort In Europa gilt die Alpenkette vom Colle di Cadibona und der südlichen Provence bis hin zur Kvarner Bucht als die endemische Hauptregion der Tagfalter. Zahlreiche Arten dieser Insekten leben ausschließlich im Alpenbogen, unter ihnen vor allem Individuen aus der Familie der Satyrinae wie etwa Erebia, aber auch aus anderen Familien und Unterfamilien. Eine derartige Konzentration spezieller Fauna und Flora innerhalb eines relativ eng begrenzten Gebietes lässt sich mit den enormen Schwankungen des Klimas erklären. Die Eis- und Zwischeneiszeiten, die das Quartär charakterisierten, haben die europäische Fauna maßgeblich geprägt. Die langen Kälteperioden mit ihren extremen Temperaturen führten vermutlich zum Aussterben unzähliger Spezies, vor allem von Insekten, die für immer unbekannt bleiben werden, da sie keinerlei fossile Spuren hinterließen. Viele Arten überlebten jedoch und hatten vielleicht in kleinen isolierten Populationen in den Randzonen der Gletscher Zuflucht gefunden, die analog zum wechselnden Klima wuchsen oder zurückgingen. Arten, die andernorts verschwunden waren, konnten sich in diesen Schutzzonen vor dem Aussterben retten und passten ihre Physiologie und biologischen Merkmale nach und nach den veränderten Umweltbedingungen an. Berücksichtigt man die genetischen Urformen einiger Arten, die Relikte einer sehr alten Fauna sind, könnten im Laufe der Zeit auch nur relativ geringe morphologische Veränderungen stattgefunden haben. In anderen Fällen hingegen führten die Anpassungsprozesse – womöglich in Synergie mit den genetischen Effekten der geringen Restpopulationen – zu derart grundlegenden Änderungen, dass schließlich neue Arten entstanden. Und wenn wir, wie so oft, davon ausgehen, dass die Verschiedenheit der äußeren Morphologie als Äquivalent dienen kann, um das Niveau der genetischen Verschiedenheit der Arten bewerten zu können, wird uns deutlich vor Augen geführt, in welchem Maß die Klimaveränderungen ihre Spuren nicht nur in der Geomorphologie der Alpen, sondern auch in deren biologischen Komponenten hinterlassen haben. Die zahlreichen Endemiten, die heute im Alpenbogen zu finden sind, unterscheiden sich daher aus morphologischer und biologischer Sicht in anderer Weise von den Arten, mit denen sie mehr oder weniger eng verwandt sind. In der Regel zeigen die vom Ursprung her ältesten Arten die größten Divergenzen. Meist ist ihre geografische Ausbreitung entsprechend ihrer Biologie auf mehr oder weniger begrenzte Regionen des Alpenbogens beschränkt. 5 Die Fauna der Alpen besteht jedoch ganz offensichtlich nicht nur aus endemischen Arten. Das Entstehen eiszeitlicher Perioden ist, zumindest für den Moment, zu Ende. Viele neue Arten haben sich seitdem entwickelt und fanden Lebensbedingungen, die ihren biologischen sowie physiologischen Merkmalen zuträglicher sind. Zudem hatten sie die Möglichkeit, sich auf mitunter einzigartige Weise geografisch zu verbreiten. Diese komplexe Mischung von Arten mit weiter Verbreitung, etwa Pieris rapae, und Arten wie Erebia christi, die nur sehr lokal zu beobachten sind, ist heute charakteristisch für die äußerst vielfältige Fauna der Alpenkette. Von dieser Fauna entwirft Gianluca Ferretti ein lebendiges Gesamtbild mit hervorragenden Fotografien, die die verschiedenen Entwicklungsstadien dieser Insekten zeigen und somit auch in der freien Natur sehr hilfreich für deren Bestimmung sind. Begleitet werden diese Porträts von exakten Schemata der Phänologie der Schmetterlinge und kleinen, jedoch übersichtlichen Verbreitungskarten. Ein sehr nützliches Werk über eine sehr interessante Fauna also, das eine Bereicherung im Bücherregal eines jeden Schmetterlingsliebhabers sein wird. Emilio Balletto Abteilung Biologie der Tiere Universität Turin 6 Vorwort Der Autor dieses Buches führt uns dank seiner Fähigkeit als Fotograf und kultureller Vermittler sowie kraft seiner außergewöhnlichen Fachkenntnis in die Welt der Schmetterlinge ein, die den Alpenbogen besiedeln. Sein Werk ermöglicht sowohl einem Anfänger auf dem Gebiet der Entomologie als auch einem Naturliebhaber, sich der unglaublichen Biodiversität der Schmetterlinge unserer Alpen anzunähern. Viele Naturfreunde sind sich nicht bewusst, dass das Wissen um die Schmetterlinge und die Schmetterlingskunde selbst mit den schönsten Erzählungen der klassischen Mythologie verbunden sind. Der Name vieler Schmetterlinge erinnert an die Musen und Götter der Griechen. So verdankt die Gattung Parnassius ihren Namen Parnass, dem Sitz der Musen und des Gottes Apollo. Zu dieser Gattung zählen die Arten Parnassius mnemosyne (Mnemosine, die Bewahrerin der Erinnerung) und Parnassius apollo (Apollo, der Gott der Sonne). Die Wissenschaft ist sich darin einig, dass Schmetterlinge nützlich sind, um Informationen über die Umweltqualität eines Gebietes zu erhalten. Innerhalb der Ökosysteme sind Falter von großer Bedeutung, man denke nur an ihre Rolle als Bestäuber zahlreicher Pflanzenarten. Da das Wissen um das naturwissenschaftliche Erbe eines Territoriums unabdingbar ist, um dieses bestmöglich zu schützen, liegt mit diesem Handbuch auch ein hilfreiches Produkt vor, das den Leser für den Schutz der Natur sensibilisiert. Dieser Naturführer beginnt mit einem umfassenden Teil über die Biologie und die Ökologie der Tagfalter, dem sich Artenporträts der bekanntesten Familien (Papilionidae, Pieridae, Lycaenidae, Riodinidae, Nymphalidae und Hesperiidae) anschließen. Durch diese Struktur ist das Handbuch angenehm zu lesen und leicht zu benützen, selbst auf Bergwanderungen. Die reiche Bebilderung verbindet einfache Handhabung mit ästhetischem Genuss. Ich bin davon überzeugt, dass dieser Führer, der die Summe aus Erfahrung, Forschung und Reflexion ist, ein attraktives Nachschlagewerk darstellt, das beim Leser Neugier und Beobachtungsgabe wecken wird. Mauro Gobbi Zoologische Abteilung der Wirbellosen und Hydrobiologie Museum für Wissenschaft von Trient