Vitamin D in der Ernährung

Werbung
in
z
a
g
a
m
Ärzte
2
03
6
L-Carnitin
und Fettverbrennung
Medizinischer
Schwerpunkt:
Prävention aus Sicht
des Herzchirurgen
9
16
Babys und
Fleisch
Alternative
Ernährungsstile
Seite 10
E R N Ä H R U N G
&
L E B E N S Q U A L I T Ä T
P H O E N I X · Inhaltsverzeichnis
PHOENIX
2
03

Impressum
Gute Nachrichten …
Dr. Andrea Dittrich, Bonn ....................................................................................................................3
Das Ärztemagazin       
Ernährung & Lebensqualität
 
Ausgabe  ⁄
Glykämische Last statt glykämischer Index ................................................4
 
Prävention aus Sicht des Herzchirurgen
Prof. Dr. med. Albert Schütz, München ..................................................................................................6

L-Carnitin und Fettverbrennung
Prof. Dr. med. Klaus-Michael Braumann, Hamburg ............................................................................9
  
Alternative Ernährungsstile
Dipl. oec. troph. Angela Häußler, Gießen ............................................................................................10
    
Gelatine – ein bemerkenswertes Lebensmittel
Dr. rer. nat. Steffen Oesser, Kiel ..........................................................................................................12

Herausgeber und Verlag:
Dr. med. Volker Flörkemeier
MEDI DIDAC GmbH
Friedrich-Wilhelm-Straße 
 Koblenz
Tel. ⁽ ⁾   
Fax ⁽ ⁾   
Redaktion:
Dr. med. Peter Kohler (V.i.S.d.P.) pk
Rotraut Flörkemeier
Dr. oec. troph. Andrea Dittrich
Dr. oec. troph. Rita Hermann rh
Dr. phil. nat. Annette Immel-Sehr
Dr. rer. nat.
Benedikta Langenfeld-Oster bl-o
Gestaltung:
Q, Wiesbaden
Titelfoto:
Getty, München
Vitamin D in Speisepilzen
Dr. oec. troph. Maike Groeneveld, Bonn ..............................................................................................14

Fett für Übergewicht bei Kindern
und Jugendlichen nicht verantwortlich ..........................................................15
Druck:
Druckerei Hachenburg GmbH
Nachdruck, auch auszugsweise,
nur mit schriftlicher Genehmigung
des MEDI DIDAC-Verlags.

Ein Projekt der
Babys und Fleisch
PD Dr. oec. troph. Mathilde Kersting, Dortmund ............................................................................16
2
PHOENIX·
Editorial
Gute Nachrichten …
… erreichen uns in der heutigen Zeit selten – gilt doch in den Medien oft
das Credo „nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten“.
P sieht das anders und liefert Ihnen viele neue Erkenntnisse aus
der Ernährungswissenschaft, über die Sie und Ihre Patienten sich freuen
können.
Dr. oec. troph. Andrea Dittrich, Bonn
Dr. oec. troph. Andrea Dittrich,
Studium der Haushalts- und Ernährungswissenschaften an der Justus
Liebig-Universität in Gießen, Abschluss
Diplom-Oecotrophologin , danach
Stipendiatin im Deutschen Institut für
Ernährungsforschung, Abteilung Epidemiologie und Ernährungsverhalten
und Promotion,  bis  Pressesprecherin im Deutschen Institut für
Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke
(DIfE), seit  Leiterin des Referats
Wissenschafts-PR der CMA Centrale
Marketing-Gesellschaft der deutschen
Agrarwirtschaft mbH in Bonn und
Vorstandsvorsitzende des Verbandes der
Diplom-Oecotrophologen e.V. (VDOE)
Allzu oft hat die Ernährungsberatung in der Vergangenheit mit Verboten
und einem erhobenen Zeigefinger gearbeitet. Viele Patienten bekommen
noch heute, wenn Sie von ihrem Arzt oder Ernährungsberater auf das
Thema „Ernährung“ angesprochen werden, sofort ein schlechtes Gewissen.
Auf die Frage, was sie gegessen und getrunken haben, unterschlagen sie
gerne alle Genüsse. Ernährung – also Essen und Trinken – hat jedoch
einen großen Anteil an der Lebensqualität. Verbote können hier als große
Abstriche wahrgenommen werden. Dies ist umso bedauerlicher, da viele
Restriktionen in der Diätetik gar nicht mehr zeitgemäß sind und eine
Liberalisierung der Diät einen Gewinn an Lebensqualität bedeutet. Die
rigorose Einschränkung des Zuckerverbrauchs bei Diabetes mellitus und
die Limitierung von Eiern bei Hypercholesterinämie-Patienten sind
nur zwei Beispiele, wie Lebensmittel zu unrecht diskriminiert wurden –
beinahe hätten sie einen Platz im „Giftschrank“ bekommen.
Es gibt keine ungesunden Lebensmittel, genauso wenig wie per se gesunde
Lebensmittel. Abwechslung und Ausgewogenheit machen unsere Ernährung
gesund. Auch in der Ernährungstherapie darf der Genuss nicht zu kurz
kommen.
P sieht es als seine Aufgabe an, Sie für die Beratung Ihrer Patienten
gut zu informieren. So haben wir auch in dieser Ausgabe wieder einige
gute Nachrichten für Sie!
Dr. Andrea Dittrich
3
PHOENIX·
Er nährung aktuell
Glykämische Last
statt glykämischer Index
Die glykämische Last (GL)
Um diese Nachteile des glykämischen
Index auszugleichen, wurde der Begriff der „glycemic load“ = glykämische Last (GL) definiert.
Glykämische Last (GL)
(GI dividiert durch ) x Kohlenhydratgehalt in g je  g Lebensmittel
Im Vergleich zum glykämischen Index
berücksichtigt die glykämische Last
also den jeweiligen Kohlenhydratgehalt je  g Lebensmittel.
Der Verzehr kohlenhydrathaltiger Lebensmittel hat einen unterschiedlichen Einfluss
auf den postprandialen Blutglucoseanstieg. Er ist vor allem abhängig von Art
und Menge der aufgenommenen Kohlenhydrate. Anfang der -er Jahre wurde der
Begriff „glykämischer Index“ (GI) eingeführt. Er klassifiziert kohlenhydrathaltige
Lebensmittel entsprechend ihrer Wirkung auf den Blutglucosespiegel.
Der GI zeigt für die Anwendung in der Praxis einige Nachteile. Besser wäre,
die „glykämische Last“ (GL) für die Einordnung heranzuziehen.
Der glykämische Index (GI)
D
er glykämische Index ist wie folgt
definiert:
Glykämischer Index (GI)
Der glykämische Index beschreibt
die Fläche unter der Blutzuckerkurve nach dem Verzehr von  g
Kohlenhydraten in Form verschiedener Lebensmittel im Vergleich
zur Fläche unter der Kurve nach
dem Verzehr von  g reiner Glucose bzw. Weißbrot.
Je niedriger der Wert für den glykämischen Index, umso geringer ist der
postprandiale Blutzuckeranstieg und
umgekehrt.
Anwendung in der Praxis
Für die Anwendung in der Ernährungstherapie zeigt der glykämische
Index verschiedene Nachteile:
Zum einen ist er kohlenhydratstandardisiert, d. h. der glykämische
Index bezieht sich immer auf den
Anstieg der Blutglucose nach dem
Verzehr der Menge an Lebensmitteln,
die jeweils  g Kohlenhydrate enthält. Somit wird beispielsweise der
postprandiale Blutzuckeranstieg von
. g Magerquark verglichen mit
dem von  g Weißbrot. Für die
Praxis ist dies nicht von Relevanz.
Wer isst schon . g Quark?
Des Weiteren bewertet der glykämische Index nur einzelne Lebensmittel.
Werden im Rahmen einer Mahlzeit
jedoch mehrere Lebensmittel gleichzeitig verzehrt, ist die Wirkung auf
den Blutzuckerspiegel nicht mehr vergleichbar mit der Blutzuckererhöhung
nach dem Verzehr eines einzelnen
Lebensmittels. Auch die Art der Verarbeitung oder die Zubereitung der
Speisen spielt eine Rolle.
4
Den Vorteil für die Anwendung in
der Praxis zeigt folgendes Beispiel:
Rohe Möhren haben einen hohen
glykämischen Index von . Durch
den geringen Kohlenhydratgehalt von
 g je  g Möhren bezieht sich dieser Wert auf eine Menge von , kg
Möhren. Für die glykämische Last ergibt sich daher ein Wert von nur ,
(/) x  = ,). Bei einer Menge
von  g gekochten Kartoffeln mit
einem glykämischen Index von 
und einem Kohlenhydratgehalt von
ca.  g errechnet sich ein Wert von
 für die glykämische Last.
Lebensmittel mit einem relativ hohen
glykämischen Index können somit
unter Berücksichtigung der üblichen
Verzehrsmenge zu einem vergleichsweise geringen postprandialen Blutzuckeranstieg und damit auch zu einer geringen Insulinantwort führen
und umgekehrt.
Neueste Studienergebnisse
Der Zusammenhang zwischen glykämischem Index bzw. glykämischer
Last und ernährungsabhängigen Erkrankungen ist hochaktuell: Erhöhte
Blutglucosekonzentrationen und Störung der Insulinausschüttung sowie
die damit verbundenen Stoffwechselreaktionen werden als unabhängige
PHOENIX·
Risikofaktoren für verschiedene
Krankheiten angesehen.
Große prospektive epidemiologische
Studien belegen einen Zusammenhang zwischen einer Ernährung mit
einer hohen glykämischen Last und
der Entstehung von Typ--Diabetes.
Eine Ernährung mit niedriger glykämischer Last führt zu signifikant
niedrigeren Gesamtcholesterin- und
LDL-Cholesterinspiegeln im Vergleich zu einer Ernährung mit hoher
glykämischer Last.
Ergebnisse einer prospektiven Studie
deuten auf protektive Effekte hinsichtlich der Entwicklung koronarer
Herzerkrankungen bei Frauen hin.
Hierbei führten Diäten mit niedriger
glykämischer Last zu hohen HDLCholesterinspiegeln. Weiterhin gibt
es Belege für positive Korrelationen
zwischen der glykämischen Last und
der Insulinresistenz, der Bildung reaktiver Sauerstoffverbindungen, der
Freisetzung proinflammatorischer
Cytokine sowie Akut-Phase-Proteine.
Auch im Hinblick auf die Entstehung
von Übergewicht sind Lebensmittel
mit niedrigem glykämischen Index
Er nährung aktuell
Glykämischer Index und glykämische Last verschiedener Lebensmittel im Vergleich
Lebensmittel
Glykämischer Index
Glucose
Glykämische Last
100
97
Cornflakes
84
73
Vollkornbrot
69
32
Weißbrot
70
35
Reis, poliert
72
56
Kartoffeln, gekocht
56
10
Möhren, roh
72
3
Äpfel
39
6
bzw. glykämischer Last von Vorteil.
Bei übergewichtigen Kindern führte
ein ad-libidum-Verzehr an Lebensmitteln mit niedriger glykämischer
Last zu einer deutlichen Reduzierung
des Body Mass Index (BMI).
F- und Mitarbeiter
sehen die niedrige Konzentration
an Glucose und freien Fettsäuren
im Blut  h postprandial nach dem
Verzehr von Lebensmitteln mit hoher
glykämischer Last als Ursache für
ein verstärktes Hungergefühl und
somit für eine erhöhte Nahrungsaufnahme.
Nach den Ergebnissen der Nurses
Health Study steigen Gesundheitsrisiken kontinuierlich ab einer täg-
5
lichen glykämischen Last von etwa .
Dies gilt vor allem für Übergewichtige
und Personen, die sich wenig bewegen.
Fazit
Eine ausgewogene Mischkost mit
einem hohen Anteil an Gemüse, Obst,
aber auch Milch und Milchprodukten,
Getreideprodukten und Fleisch hat einen positiven Effekt auf die Gesundheit. Der Schwerpunkt der Ernährung
sollte dabei auf Kohlenhydratquellen
mit vergleichsweise niedriger glykämischer Last liegen.
rh
Fordern Sie die Literaturliste bei der
Redaktion an oder besuchen Sie die CMA
im Internet unter www.cma.de
PHOENIX·
Prof. Dr. med. Albert Schütz, München
Kardiovaskuläre
Erkrankungen
ardiovaskuläre Erkrankungen
stellen ursächlich mit Abstand
die Haupttodesursache in
den modernen Industrieländern dar.
In Deutschland versterben annähernd
. Menschen pro Jahr durch
Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems. Dabei sind  Prozent Männer und  Prozent Frauen betroffen.
Dieser höhere Prozentsatz ist unter
anderem auf den postmenopausalen
Hormonstatus mit erheblich reduziertem Östrogeneinfluss zurückzuführen.
Die koronare Herzerkrankung steht
bei den Herz-Kreislauferkrankungen
ganz im Vordergrund mit zusätzlich
. koronaren Bypass-Operationen und ca. . kardiologischen
Katheterbehandlungen pro Jahr.
K
Bewegung, Bewegung!
Die Hauptrisikofaktoren sind Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen,
Hypercholesterinämie, Diabetes
mellitus, Bluthochdruck, aber auch
negativer Stress und Alkoholabstinenz. Andere Risikofaktoren wie
Entzündungen, Homocystein oder
hormonelle Einflüsse sind z. Z. in
der Diskussion, aber noch nicht endgültig etabliert.
Medizinischer Schwer punkt
Prävention
aus Sicht des
Herzchirurgen
Bereits im römischen Reich galt das philosophische Wort mens sana in corpore sano
als Ausdruck für das, was wir heute neudeutsch als „Right Lifestyle“ bezeichnen.
Dieser ist in unseren Tagen absolut unverzichtbar im Hinblick auf die Entwicklung
der Industrienationen und der ökonomischen Globalisierung.
Protektiver Effekt
von Alkohol?
In der so genannten „Monica Coronary Event Registry“ konnte eine
signifikante Abnahme sowohl der
Mortalität als auch des Auftretens
der koronaren Herzerkrankungen
unter moderatem Alkoholgenuss (
bis  g/Tag) nachgewiesen werden.
Dies wurde in einer großen süddeutschen biertrinkenden Population beobachtet. Aber auch der Rotwein
weist kardioprotektive Eigenschaften
auf wie z. B. die über Flavonoide
vermittelte Hemmung der Endothelin--Synthese (Endothelin- ist der
stärkste endogene Vasokonstriktor).
Auch Fruchtsäfte beinhalten derartige
Stoffe, insbesondere der rote Traubensaft und Tomatensaft. Bedingt durch
eine hohe antioxidative Aktivität ver-
ADVANCED GLYCATION PROTEIN ENDPRODUCTS (AGEs)
Advanced glycation protein endproducts (AGEs) entstehen u.a. im Organismus durch
eine Reaktion der Blutglucose mit dem Serumprotein.
schiedener sekundärer Pflanzenstoffe
können auch eine Reihe anderer Obstund Gemüsesorten kardioprotektive
Effekte vermitteln.
Mediterrane Ernährung
In Anbetracht der Bedeutung der
Arteriosklerose sollte unsere Kost
erheblich in Richtung einer mediterranen Ernährung modifiziert
werden.
Eine gesunde Mischung besteht in
einer eiweißbetonten Kost mit Fisch,
Fleisch, Obst und Gemüse. Wichtig
ist die Zufuhr von ungesättigten Fettsäuren in Form von Omega--Fettsäuren. Diese sind z. B. im Lachs und
Hering, aber auch in diversen Ölen
wie dem Raps-, Walnuss- und Leinsamenöl enthalten.
Bei den kohlenhydratreichen Lebensmitteln sollten solche mit niedrigem
glykämischen Index bevorzugt werden.
AGEs sind glycosilierte Proteine. In einer nicht-enzymatischen Glycosilierungsreaktion
kondensiert Glucose mit Aminogruppen der Proteine über Zwischenprodukte zu den so
Metabolisches Syndrom
genannten AGEs.
AGEs induzieren im Körper die Quervernetzung von Polypeptiden und fördern die
Bildung reaktiver Sauerstoffverbindungen. Die damit verbundenen Strukturveränderungen und Funktionsstörungen werden heute in Verbindung gebracht mit der Entwicklung verschiedener Krankheiten wie Diabetes mellitus, Niereninsuffizienz oder
Arteriosklerose (Einfluss von Stresssituationen, siehe S. 7)
6
Wichtig ist die Minimierung der
Risikofaktoren! An erster Stelle steht
natürlich die Beseitigung von Übergewicht (BMI > ). Kritisch wird
es, wenn mehrere Risikofaktoren vorliegen: So führt das Zusammenspiel
PHOENIX·
Medizinischer Schwer punkt
(AGEs, siehe S. ). Diese verbinden
sich ohne enzymatische Reaktion mit
Endothelzellen und führen somit zu
Gewebeschäden. Übrigens ist dies eine
Arbeitshypothese zum Verständnis
des Alterns und generell von Zellschädigungen.
Das Endothel
Das Endothel, also die Innenbeschichtung sämtlicher Blutgefäße, stellt das
mit Abstand größte Organ im menschlichen Organismus dar. Es wiegt ungefähr , kg und würde eine Fläche
von vier Fußballfeldern bedecken.
Neben dem Low Density Lipoprotein (LDL-Cholesterin) und den
AGEs sind vor allem die freien Radikale für Zellschädigung verantwortlich. Über das Endothel laufen praktisch alle krankhaften Veränderungen
des Gefäßsystems ab.
Normalerweise überwiegt im Organismus Stickstoffmonoxyd gegenüber den
freien Radikalen. Bei Störung dieses
Verhältnisses können die Radikale
als Superoxide, Hydroxyl-Radikale
und Peroxinitrite auftreten. Sie führen
zu einer erheblichen endothelialen
Dysfunktion mit allen negativen
Konsequenzen:
●
●
●
von Rauchen, Hypercholesterinämie
und Bluthochdruck zu einem dramatischen Anstieg der koronaren Herzerkrankung um den Faktor . Die
größte Gefahr geht dabei von dem
metabolischen Syndrom mit Übergewicht, Hypercholesterinämie, Diabetes mellitus und Bluthochdruck
aus, welches zwangsläufig zur generalisierten Arteriosklerose führt.
Negativen Stress meiden!
Zusätzlicher negativer Stress kann zu
einer hyperglykämischen Konstellation unter permanenter Ausschüttung
von Steroiden führen. Wie in Tierversuchen gezeigt werden konnte,
entstehen unter permanenter Stresssituation die so genannten Advanced
Glycation Protein Endproducts
7
Elastizitätsverminderung,
Inflammation und
Thrombozytenaggregation.
Eine derartige Schädigung des Endothels erlaubt nun dem oxidierten LDL,
die Gefäßwand zu penetrieren, über
längere Frist das Gefäßlumen einzuengen und letztlich zu verschließen.
Fortschritte
in der Behandlung
In Europa sterben ungefähr  Menschen pro Tag an den Folgen der
koronaren Herzerkrankung. Diese
Gefahren konnten in den letzten
Jahren durch das Voranschreiten der
PHOENIX·
kardiologischen und herzchirurgischen Technik erheblich reduziert
werden. Die Ballon-Katheterdilatation und vor allem die Stentimplantation können in vielen Fällen erfolgreich durchgeführt werden. Die
Komplikationsrate schwankt zwischen , und  Prozent in Abhängigkeit von den jeweiligen Zentren.
Obwohl die kardiologischen Interventionen weiter zunehmen, sinkt die
Anzahl der koronaren Bypassoperationen in Deutschland bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Vielen Patienten
kann mittlerweile kurativ geholfen
werden, da mehr und mehr eine komplette arterielle Revaskularisation mit
beiden Brustwandarterien und den
Radialarterien angestrebt wird.
Medizinischer Schwer punkt
Mit Beinvenen erreicht man eine Offenheitsrate von maximal  Prozent
nach  Jahren. Dagegen bleiben die
Arterien auch im Langzeitverlauf in
den meisten Fällen offen.
Darüber hinaus können viele Patienten mittlerweile minimal-invasiv ohne
den Einsatz der Herz-Lungenmaschine operiert werden. Das geschieht in
der so genannten OPCAB (off-pump
coronary artery bypass)-Technik, was einen
weiteren großen Fortschritt in der
operativen Vorgehensweise darstellt.
Primärprävention …
Mittlerweile werden viele - bis Jährige wegen einer generalisierten
Arteriosklerose am Herzen operiert.
Daher muss es nach wie vor unser Bestreben sein, eine Primärprävention
zur Verhinderung dieser Erkrankung
vorzunehmen. Regelmäßige körperliche Betätigung mit mindestens drei
Einheiten pro Woche kann zu  Prozent das Risiko einer koronaren Herzerkrankung und bis zu  Prozent
das Risiko eines plötzlichen Herztodes reduzieren.
… mit folgenden
Ansatzpunkten
Die Entwicklung der Arteriosklerose
kann verhindert und aufgehalten werden durch folgende das Endothel
schützende Maßnahmen:
. Regelmäßige körperliche Aktivität
zur Senkung des peripheren
Gefäßwiderstandes, des LDL
(<  mg %) und der freien
Radikale.
. Einhaltung eines altersentsprechenden Normalgewichtes
(BMI ≤ ).
. Mediterrane Kost mit Steigerung
des Verzehrs von Lebensmitteln
mit niedrigem glykämischen Index
sowie ungesättigten Fettsäuren
(Omega--Fettsäuren).
. Vermeidung von negativem Stress
zur Reduktion des endogenen
Glucocorticoidspiegels.
Prof. Dr. med. Albert Schütz, Medizinstudium an
der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
 Facharzt für Allgemeinmedizin.  Facharzt für Allgemeinchirurgie. Seit  Oberarzt an
der Abteilung für Kardiovaskularchirurgie am
Klinikum München-Bogenhausen.  Teilgebietsbezeichnung für „Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie“. Seit  Leitung der Herzchirurgie der
LMU München am Augustinum.  Ernennung
zum Professor.
Korrespondenzadresse:
Herzklinik der Universität München am Augustinum
Wolkerweg ,  München
8
P H O E N I X · Kurzreferat
über die Niere ausgeschieden und
nicht in den Muskeln angereichert.
Dennoch hält sich nach wie vor die
Meinung, Carnitin könne eine Steigerung des Fettstoffwechsels bewirken.
●
L-Carnitin und
Fettverbrennung
Seit einiger Zeit wird als Supplement zugeführtes Carnitin als eine Art „Wundermittel“
zur Steigerung der Fettverbrennung propagiert. Carnitin wird aus den Aminosäuren
Lysin und Methionin synthetisiert. Es spielt eine wichtige Rolle beim Transport langkettiger Fettsäuren in die Mitochondrien. Eine vermehrte Zufuhr soll über eine Steigerung
des Fettstoffwechsels eine bequeme und schnelle Gewichtsabnahme ermöglichen.
Prof. Dr. med. Klaus-Michael Braumann,
Hamburg
Carnitin: ein Bio-Carrier
müssen diese Aussagen
TBeiatsächlich
mit Skepsis betrachtet werden:
physiologischen Konzentrationen
von Carnitin erfolgt der Fetttransport in die Mitochondrien bereits
mit maximaler Geschwindigkeit.
Dabei wird Carnitin nicht verbraucht,
sondern steht nach Abgabe der Fettsäuren wieder zur Verfügung. Bei
ausgewogener Ernährung werden wir
auch bei erhöhtem Bedarf (SchwanL-Carnitin-Gehalt von Nahrungsmitteln
Produkt
mg/100 g
Rindfleisch
61
Schweinefleisch
30
Hühnerfleisch
9,1
Milch
2,6
Weizenkeime
1,0
Ei
0,8
Brot
0,5
Gemüse
0 bis 0,1
gerschaft, Hämodialyse, Alter) ausreichend mit L-Carnitin versorgt.
Fleisch und Fleischprodukte (Schinken, Wurst) sind ideale natürliche
Lieferanten dieses Bio-Carriers (siehe
Tabelle). Je dunkler das Fleisch (Rind,
Schaf), desto höher ist der Carnitingehalt.
Fett weg durch mehr Carnitin?
Zusätzlich zugeführtes Carnitin bewirkt keine weitere Aktivierung des
Fettstoffwechsels. Überhaupt ist fraglich, ob das Carnitin tatsächlich von
der Skelettmuskulatur aufgenommen
wird, da seine Ausscheidung im Urin
nach Substitution ansteigt.
Das sind die Fakten!
Carnitin wird:
●
●
●
bei gesunden Personen in ausreichenden Mengen synthetisiert,
durch körperliche Aktivität nicht
verbraucht,
bei übermäßig zugeführter Menge
9
Diese Annahme beruht in erster
Linie auf den Ergebnissen tierexperimenteller Untersuchungen. Hier
wird besonders bei Hühnern durch
eine Supplementierung eine Reduzierung des Körperfettanteils gefunden.
Auch einige anekdotenhafte Berichte
von Sportlern, die nach Einnahme
von Carnitin eine Reduzierung ihres
Unterhautfettgewebes bemerkt haben
wollen, bestätigen scheinbar den postulierten Wirkmechanismus.
Fazit
Bislang konnte eine besonders in der
Fitnessliteratur beworbene Wirkung
von Carnitin auf den Fettstoffwechsel beim Menschen nicht objektiviert
werden. Zudem fehlen Studien zu
potenziell toxischen Effekten hoher
Carnitin-Dosierungen.
Prof. Dr. med. Klaus-Michael Braumann, Medizinstudium an der Med. Hochschule Hannover.
Seit  Facharzt für Allgemeinmedizin. -
Oberarzt im Sportmed. Zentrum.  bis 
Leiter der Abteilung für Sport- u. Leistungsmedizin
am Olympiastützpunkt Hamburg/Kiel. Seit 
Professor für Sportmedizin an der Univ. Hamburg.
Seit  ärztl. Leitung des Instituts für Sport- und
Bewegungsmedizin e.V. Seit  Dekan des Fachbereichs Sportwissenschaft der Univ. Hamburg.
Mitglied zahlreicher Gesellschaften. Betreuung dt.
Mannschaften bei Welt-/Europameisterschaften u.
olympischen Spielen sowie von Spielsportmannschaften.
Korrespondenzadresse:
Institut für Sport- und Bewegungsmedizin
Fachbereich Sportwissenschaft
Universität Hamburg
Mollerstr. ,  Hamburg
E-Mail: [email protected]
Fordern Sie die Literaturliste bei der
Redaktion an oder besuchen Sie die CMA
im Internet unter www.cma.de
PHOENIX·
Lebensqualität und Bewegung
Dipl. oec. troph.
Angela Häußler, Gießen
Mit einem Anteil von
sechs Prozent bezogen auf
alle Haushalte sind die
verschiedenen Varianten
der Vollwerternährung am
weitesten verbreitet, dicht
gefolgt von vegetarischen
Kostformen (vier Prozent). Andere alternative
Ernährungsweisen wie
z.B. die makrobiotische
Ernährung, Rohkost oder
Haysche Trennkost verteilen sich auf die übrigen
zwei Prozent.
Was ist ein
alternativer
Ernährungsstil?
Die Definition nach
 hört sich
zunächst einfach und
eindeutig an: Als „alternativ“ wird eine Ernährungsweise dann verstanden, wenn sie
●
einem bestimmten
Konzept folgt,
●
langfristig praktizierbar ist und
●
von der im jeweiligen
Kulturkreis üblichen,
„normalen“ Ernährung abweicht.
Fastenkuren und Diäten
zählen also nicht dazu.
Alternative
Ernährungsstile
Moderate Konzepte finden den weitaus größten
Zuspruch. Bei den Vegetariern praktizieren über
 Prozent die ovo-lactovegetabile Form. An die
restriktive vegane Variante
des Vegetarismus halten
sich weniger als zehn
Prozent.
Gesunde Alternative?
Sowohl in der breiten
Öffentlichkeit als auch
Trennkost, Blutgruppendiät,Vollwerternährung – die einen
in der medizinischen Diserhoffen sich von alternativen Ernährungskonzepten weit mehr
kussion werden alternative
als die Lösung gesundheitlicher Probleme, andere befürchten
Ernährungsweisen sehr
Mangelernährung oder tun es als bloße Spinnerei ab.
schnell mit Mangelerscheinungen in Verbindung gemeisten stellt jedoch das alternative
bracht und ihre Verträglichkeit insbeErnährungskonzept nur einen groben
Alternative Ernährungsweisen lassen
sondere für Heranwachsende in Frage
Leitfaden dar.
sich kaum auf einen gemeinsamen
gestellt. Die Bedenken sind für extreNenner bringen. So sehen verschieme Formen wie z.B. die vegane ErRandphänomen oder Trend?
dene Vertreter der Rohkosternährung
nährung durchaus berechtigt.
den Kochtopf als großes GesundNach einer repräsentativen Studie in
heitsrisiko. Fernöstliche Lehren wie
Die „moderaten Alternativen“ ernähBaden-Württemberg haben  Prodie Ernährung nach den Fünf Eleren sich oft bewusster und gesünder
zent aller Haushalte schon einmal
menten raten manchen Menschen
als das Gros der „Normal-Esser“. Da
eine alternative Ernährungsweise
dagegen von nicht erhitzter Nahrung
der Ernährungsstil in den meisten
ausprobiert. Ein schnell wieder vervöllig ab.
Fällen in einen passenden Lebensstil
gessener Versuch ist es nur für wenige:
eingebettet ist, leben Alternativ-Esser
Fast  Prozent der befragten AlterGerade Anhänger extremer Kostforauch insgesamt gesünder: Sie sind
nativ-Esser sind ihrer Kostform länmen halten sich oft besonders genau
meist Nichtraucher, trinken weniger
ger als ein Jahr treu, ein Drittel sogar
– fast sklavisch – an die Regeln der
Alkohol und treiben mehr Sport als
mehr als acht Jahre.
jeweiligen Ernährungslehre. Für die
die Durchschnittsbevölkerung.
Meist verstehen sich
alternative Ernährungskonzepte als Teil einer
Weltanschauung. Doch
bei genauem Betrachten
wird es kompliziert:
10
PHOENIX·
Lebensqualität und Bewegung
Individuum
Kinder. Frauen im Alter zwischen
 und  überwiegen. Bezogen auf
die Wertorientierung ist für viele eine
alternative Ernährung der „normale“
Ernährungsstil.
dheits-Verträglich
sun
ke
Ge
it
i al
ft
cha
z
So
-
ll s
elt
it
se
ke
Ge
li
ch
Ve
r
äg
w
Um
trä
rtr
g li c
t-Ve
h k e it
Um wel
VollwertErnährung
Ansprüche der Vollwerternährung (modifiziert nach: V. KOERBER et al., )
Wer sind die Alternativ-Esser?
Diese Frage lässt sich nicht eindeutig
beantworten. Alter, Geschlecht, Familienstand, soziales Umfeld und Persönlichkeit, Wertorientierung, Gewohnheit und Erfahrungen aus der Kindheit,
Einkommen, Bildung, Elternhaus,
Wohnort, … unzählige Faktoren beeinflussen die Entwicklung von alternativen genauso wie von normalen
Ernährungsstilen. Psychologische
Untersuchungen im Rahmen der
Gießener Rohkoststudie konnten keine
grundlegend anderen Persönlichkeitsmerkmale nachweisen. Die untersuchten Rohköstler waren allerdings etwas
gesundheitsängstlicher, kontrollierter
und ungezwungener als eine „normal“
essende Vergleichsgruppe.
Für die ärztliche Beratungspraxis
empfiehlt sich, genau auf die Ernährungsweise der Patienten und das
jeweilige Weltbild zu schauen. Bei
Anhängern problematischer, extremer
Kostformen ist Empathie gefragt.
Diese kann man in der Regel nur
erreichen, wenn man den Kontext
ihrer Ernährungsphilosophie aufund ernst nimmt.
Eltern übernommen. Für die einen
stehen gesundheitliche Aspekte an
erster Stelle, für die anderen haben
ökologische oder ethische Argumente
das größte Gewicht. Bedeutung hat
auch das soziale Milieu. So verfügen
Alternativköstler in aller Regel über
Abitur oder Hochschulabschluss,
leben in größeren Städten und haben
Jeder hat seine eigene, ganz persönliche Ernährungsgeschichte. Die einen
sind aus pubertärem Trotz gegenüber
einer fleischbetonten Ernährung im
Elternhaus zum Vegetarismus gekommen, die anderen haben das alternative Ernährungskonzept von den
11
Dipl. oec. troph. Angela Häußler, Studium der
Oecotrophologie an der Justus-Liebig-Universität
Gießen. Bis Januar  wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Wirtschaftslehre des Privathaushalts und Familienforschung. Zurzeit Arbeit an
einer Promotion zu „Nachhaltigen Ernährungsstilen“.
Arbeitsschwerpunkte: Gender und Ernährung, nachhaltige Ernährungsstile und Umweltverhalten von
privaten Haushalten.
Korrespondenzadresse:
Institut für Wirtschaftslehre des Haushalts
Bismarckstr. ,  Gießen
E-Mail: [email protected]
Fordern Sie die Literaturliste bei der
Redaktion an oder besuchen Sie die CMA
im Internet unter www.cma.de
PHOENIX·
Lebensmittel zwischen Markt und Apotheke
Gelatine
Ein bemerkenswertes Lebensmittel
Gelatine ist in aller Munde – enthalten sowohl in Torten, Joghurt und Fruchtgummi
als auch in Sportler- und Fitnessnahrung. In Zukunft könnte sie nicht nur als Lebensmittel, sondern auch für die Prävention und Therapie der Osteoarthrose wichtig sein.
Dr. rer. nat. Steffen Oesser, Kiel
Gelatine – ein Naturprodukt
G
elatine ist ein Produkt von
höchster Reinheit, das bei der
Teilhydrolyse von Kollagen entsteht.
Als Rohstoff für die Gelatineproduktion werden neben Knochen und
Rinderspalt vor allem Schweineschwarten eingesetzt. Durch eine
spezielle Vorbehandlung wird das
kollagene Protein aus dem Rohmaterial extrahiert und zu Gelatine weiterverarbeitet. Gelatine besteht somit zu
über  Prozent aus Kollagen-Fragmenten sowie aus ein bis zwei Prozent Mineralsalzen und Wasser.
Gelatine ist frei von Zusatzstoffen
und besitzt praktisch kein allergenes
Potenzial.
Die sorgfältige, behördlich überwachte Auswahl der Rohstoffe sowie der
spezielle Herstellungsprozess garantieren ein sicheres Endprodukt. Insbesondere die BSE-Sicherheit ist
durch internationale, wissenschaftliche Studien belegt und reflektiert
den Standpunkt sämtlicher Experten
und Behörden.
Gelatine aber auch in zahlreichen anderen Lebensmitteln als Geliermittel
eingesetzt. Die Pharmaindustrie verwendet Gelatine hauptsächlich für die
Produktion von Hart- und Weichkapseln, als Bindemittel für Tabletten
sowie zur Herstellung von Blutersatzmitteln.
Gummibärchen
und vieles mehr
Der überwiegende Teil der weltweit
produzierten Gelatine wird in der
Lebensmittelindustrie verarbeitet.
Neben den bekanntesten Produkten
wie Gummibärchen oder Aspik wird
12
Gelatine –
ein altes Heilmittel …
Der Verzehr von Gelatine gilt seit
langer Zeit als altes Hausmittel zur
Verbesserung der Qualität von Haaren
und Nägeln. Darüber hinaus wird
der Gelatine aber auch bei Gelenkbeschwerden eine heilende Wirkung
zugeschrieben. So finden sich bereits
im . Jahrhundert bei Hildegard von
Bingen Hinweise auf die Herstellung
von Suppen aus Knochen und Knorpeln zur Behandlung von schmerzenden Gelenken.
… in moderner Form
In den letzten Jahren wurde bei
der Therapie degenerativer Gelenkerkrankungen vermehrt Gelatine-
PHOENIX·
Lebensmittel zwischen Markt und Apotheke
Hydrolysat, eine besondere Form der
Gelatine, eingesetzt. Durch eine
zusätzliche enzymatische Hydrolyse kommt es hier zu
einer verstärkten Degradation der KollagenBruchstücke, wobei
Peptide mit einem mittleren Molekulargewicht
von ca. , kDa entstehen.
Diese relativ kurzkettigen
Kollagen-Fragmente sind
wasserlöslich und besitzen keine gelierende Eigenschaft mehr, wodurch
eine orale Applikation erleichtert wird.
stoffversorgung des Knorpelgewebes
im Sinne eines erhöhten Substratangebotes bei.
Zweitens wird Gelatine-Hydrolysat zu einem gewissen
Anteil auch in hochmolekularer Form resorbiert.
Neueste Forschungsergebnisse belegen
eindeutig, dass
diese KollagenFragmente aus der
Gelatine zu einer signifikanten Stimulation des
Chondrozytenstoffwechsels
und somit zu einer vermehrten
Synthese von extrazellulärer
Matrix führen. Auf diese Weise
könnte Gelatine-Hydrolysat durch
einen direkten positiven Einfluss
auf die Neubildung von Knorpelsubstanz den degenerativen Prozessen
der Osteoarthrose entgegenwirken.
Arthrosetherapie
Mehrere klinische Studien belegen: Eine adjuvante Therapie mit Gelatine-Hydrolysat
führt bei der Behandlung
der Osteoarthrose zu
einer signifikanten Verminderung der Schmerzen und einer deutlich verbesserten Gelenkfunktion.
Im Rahmen dieser klinischen Untersuchungen wurde den Patienten
Gelatine-Hydrolysat in einer Dosierung von  g/Tag über einen
Behandlungszeitraum von mehreren
Wochen oral verabreicht. Im Vergleich zu den Kontrollgruppen kam
es zu einer signifikanten Verminderung der Schmerzscoresumme, einer
deutlichen Reduktion des Analgetikaverbrauchs sowie zu einer verbesserten Beweglichkeit. Insgesamt führte
die Behandlung mit Gelatine-Hydrolysat zu einer umfassenden Abnahme
aller subjektiven Beschwerden.
Diese positiven Ergebnisse konnten
im Wesentlichen in einer internationalen Multicenterstudie an Patienten
mit idiopathischer Gonarthrose bestätigt werden. Insbesondere in den
elf beteiligten deutschen Zentren
wurde bereits nach einer Behand-
lungsdauer von zwei Monaten ein
signifikant positiver Einfluss von oral
appliziertem Gelatine-Hydrolysat auf
die Schmerzentwicklung und die Gelenkfunktion nachgewiesen. Negative
Wirkungen einer Gelatinebehandlung
wurden in keiner der klinischen Studien beschrieben.
Dem Wirkmechanismus
auf der Spur
Noch ist das Wirkprinzip nicht lückenlos entschlüsselt. In der aktuellen
Forschung gibt es schon heute vielversprechende Erklärungsansätze für
einen direkten Einfluss von GelatineHydrolysat auf den Knorpelstoffwechsel.
Erstens trägt die intestinale Aufnahme des Hydrolysats aufgrund des
außerordentlich hohen Gehalts der
Gelatine an Glycin und Prolin (zwei
Aminosäuren, die für die Kollagensynthese von zentraler Bedeutung
sind) zu einer verbesserten Nähr13
Fazit
Eine adjuvante Therapie mit Gelatine-Hydrolysat wird in Zukunft eine
wichtige Rolle bei der Behandlung
und Prävention der Osteoarthrose
spielen. Zudem kann Gelatine ohne
unerwünschte Nebenwirkungen über
einen langen Zeitraum angewandt
werden.
Dr. rer. nat. Steffen Oesser, Studium der Biologie
und Chemie an der Universität Kiel. Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Physiologischen Institut der
CAU in Kiel. Seit  in der medizinischen Forschung tätig. Forschungsschwerpunkte: progressiv, degenerative Gelenkerkrankungen, Einsatz von KollagenFragmenten in der Arthrose-Therapie. Promotion zum
Thema: Wirkung von Kollagen-Hydrolysat auf den
Gelenkknorpel.
Korrespondenzadresse:
Chirurgische Forschung
Universität Kiel
Michaelisstraße ,  Kiel
E-Mail [email protected]
Fordern Sie die Literaturliste bei der
Redaktion an oder besuchen Sie die CMA
im Internet unter www.cma.de
PHOENIX·
News
, µg/Tag und bei Frauen
, µg/Tag. Die DGE
empfiehlt eine tägliche
Zufuhr von  µg. SäugPilze haben’s
lingen bis zur Vollendung
in sich
des ersten Lebensjahres
ine übliche Portion
und Erwachsenen ab 
Frischpilze ( g) lieJahren wird sogar eine
fert die Hälfte des TagesZufuhr von  µg pro Tag
bedarfs an Vitamin D
empfohlen. Patienten mit
(s. Abb.). Spitzenreiter
Nieren- und Lebererkransind Morcheln und Steinkungen oder Störungen
pilze mit , µg pro  g
der Fettverdauung (z.B.
Frischgewicht bzw.  µg
bei Pankreasinsuffizienz
pro  g der getrockneten
oder chronisch entzündliVariante. Pfifferlinge, Shiichen Darmerkrankungen)
take-Pilze und Champighaben einen erhöhten
nons sind mit rund  µg
Vitamin D-Bedarf. Die
pro  g ebenfalls hervorchronische Aufnahme
ragende Vitamin D-Quelbestimmter Pharmaka
In der Fachliteratur werden vorwiegend tierische Lebensmittel
len.
wie Antiepileptika kann
wie Fisch und Eier als Quellen für Vitamin D genannt,
den Bedarf sogar auf bis
doch auch Speisepilze haben einen hohen Gehalt.
Die Bioverfügbarkeit des
zu  µg pro Tag erhöhen,
Vitamins aus Pilzen ist
da diese Arzneistoffe den
ebenso hoch wie diejenige aus SupVitamin D-Abbau in der Leber beNahrung angewiesen. Dies trifft vor
plementen. Das belegt eine neue
schleunigen.
allem auf Senioren und chronisch
finnische Studie.
Kranke zu. Auch Säuglinge haben
Vitamin D – wichtig für
einen erhöhten Bedarf, der naturDie Sonne reicht nicht immer
die Knochengesundheit
gemäß in anderer Form gedeckt
werden muss.
Vitamin D wird in der Haut unter
Vitamin D spielt eine wichtige Rolle
Sonneneinwirkung aus körpereigenem
im Calcium- und KnochenstoffVitamin D-Bedarf
Dehydrocholesterin synthetisiert. Perwechsel. Es steigert die Calciumsonen, die sich wenig draußen aufresorption aus der Nahrung und
Die Vitamin D-Aufnahme liegt in
halten, sind jedoch auf eine bedarfsfördert die Einlagerung von Calcium
Deutschland deutlich unterhalb der
deckende Vitamin D-Zufuhr mit der
in die Knochen. Außerdem ist es für
Empfehlung. Sie beträgt bei Männern
die Vermehrung und Aktivität von
Immunzellen notwendig.
Dr. oec. troph. Maike Groeneveld,
Bonn
E
Vitamin D in
Speisepilzen
DGE-Empfehlung 5 µg Vitamin D/Tag
100%
Forelle 150 g
540 %
Hering 150 g
390 %
Steinpilze* 125 g
78 %
Morcheln* 125 g
78 %
Pfifferlinge* 125 g
52 %
Champignons* 125 g
50 %
Shiitake-Pilze* 125 g
50 %
Hühnerei 60 g
35 %
Butter 20 g
5%
Emmentaler 30 g
4%
Dr. oec. troph. Maike Groeneveld, Diplom und Promotion in Haushalts- und Ernährungswissenschaften
an der Universität Gießen. Seit  selbstständig
tätig. Vorträge, Seminare, Fachpublikationen, Ernährungsberatung. Schwerpunkte: Funktionelle Lebensmittel, sekundäre Pflanzenstoffe.
Korrespondenzadresse:
Praxis für Ernährungsberatung
Alexanderstraße ,  Bonn
E-Mail: [email protected]
Abbildung: Vitamin D-Gehalt ausgewählter Lebensmittel (* jeweils Frischpilze) im Vergleich zur mit  Prozent dargestellten
DGE-Empfehlung (pro Portion, Quelle: BLS)
14
Fordern Sie die Literaturliste bei der
Redaktion an oder besuchen Sie die CMA
im Internet unter www.cma.de
P H O E N I X · Website
Internet-User finden mehr als die folgende kommentierte
Studie unter der Rubrik „Science News“.
Fett für Übergewicht
bei Kindern und Jugendlichen
nicht verantwortlich
Am Dortmunder Forschungsinstitut für Kinderernährung werden in der DONALD-Studie (Dortmund
Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed Study) die Ernährungsgewohnheiten deutscher
Kinder und Jugendlicher im Zeitraum der Jahre 
bis  als Zeittrends untersucht. Insgesamt wurden
dazu bei  Probanden im Alter von zwei bis  Jahren
mehrfach sehr genaue Ernährungsprotokolle erstellt, so
dass insgesamt . Erhebungen über  Jahre Beobachtungszeit zur Auswertung entstanden.
Ergebnis
Kommentar
Im Zeitraum zwischen  und  sank der Fettkonsum statistisch signifikant von  auf  Energieprozent. Dies erklärt sich vor allem durch einen Minderkonsum von Reinfetten und Ölen, aber auch durch
eine Fetteinsparung in der Nahrungsgruppe Fleisch,
Fisch und Eier. Insgesamt blieb die Energiezufuhr im
Beobachtungszeitraum jedoch konstant, da der Minderkonsum von Fett durch eine erhöhte Zufuhr von
Kohlenhydraten, insbesondere in Form von Brot und
Cerealien, Kartoffeln, Reis und Nudeln, kompensiert
wurde.
Die Prävalenz von Übergewicht nimmt zurzeit in den
industrialisierten Ländern weltweit zu. Insbesondere
bei Kindern und Jugendlichen sind dramatische
Zuwächse zu beobachten. In den letzten Jahren hatte
in der Ernährungslehre die These weite Akzeptanz
erhalten, dass die Höhe der Fettzufuhr einen relevanten, wenn nicht sogar den wichtigsten Umwelt- bzw.
Lebensstilfaktor für die Entstehung von Übergewicht
darstelle. Tatsächlich beruht diese Position jedoch
nicht auf wissenschaftlicher Evidenz. Die Mehrheit
der Langzeitbeobachtungsstudien aus westlichen Ländern kommt vielmehr zu dem Ergebnis, dass der Fettkonsum in den letzten  bis  Jahren rückläufig ist.
Wenn der Fettkonsum sinkt, aber die Prävalenz von
Übergewicht dramatisch steigt, so müssen andere Einflussfaktoren als das Nahrungsfett die Ursache sein.
In einer separaten Analyse verglich man den Fettkonsum von Kindern und Jugendlichen, die während
der Beobachtungszeit Übergewicht entwickelt hatten,
mit solchen, die schlank geblieben waren. Es fand sich
kein Unterschied im Fettkonsum, womit die Dortmunder Wissenschaftler die Höhe des Fettkonsums als
Ursache für die Übergewichtsentwicklung ausschließen
konnten.
Fordern Sie die Literaturliste bei der Redaktion an oder besuchen
Sie die CMA im Internet unter www.cma.de
15
ISSN  - 
P H O E N I X · Kurzreferat
Babys
und Fleisch
Ausschließliches Stillen in den ersten sechs Lebensmonaten
ist für die Mehrzahl der Säuglinge ausreichend. Danach muss
vor allem auf die Versorgung mit Eisen geachtet werden.
PD Dr. oec. troph. Mathilde Kersting,
Dortmund
er Eisenbedarf erreicht im zweiten Lebenshalbjahr insbesondere
wegen des starken Wachstums eine
Höhe wie sonst niemals später wieder.
Eisenmangel im Säuglingsalter kann
u. U. zu bleibenden Verzögerungen
der kognitiven Entwicklung führen.
heute kommerzielle Beikost. In der
DONALD-Studie verminderte sich
der Fleischverzehr der Säuglinge, die
kommerzielle Menüs erhielten, in den
letzten  Jahren signifikant. Bei selbst
hergestellter Beikost blieb er konstant
im Rahmen der Empfehlungen.
D
Die Einführung von Beikost muss
deshalb besonders die Eisenversorgung berücksichtigen. Sie sollte nicht
später als zu Beginn des siebten Lebensmonats, jedoch keinesfalls vor
dem fünften Monat erfolgen.
In Fleisch liegt Eisen zum größten
Teil als Hämeisen vor, dessen Bioverfügbarkeit (ca.  Prozent) um das
Mehrfache höher ist als die von Eisen
aus vegetabiler Nahrung oder Milch
(< fünf Prozent). Außerdem erhöht
Fleisch selbst die Eisenverfügbarkeit
aus anderen Nahrungsmitteln.
Fleisch, vor allem Rindfleisch, enthält
auch gut verfügbares Zink. Für die
Proteinversorgung wird Fleisch nicht
unbedingt benötigt, hier sind auch
Milch und Milchbrei geeignet.
Praktischer Rat
ginnt die Beikost mit einer GemüseKartoffel-Fleisch-Mahlzeit. Das Fleisch
sollte mager sein, die Tierart ist nachrangig.
Rezept (eine Portion)
90 bis 100 g Gemüse
40 bis 60 g Kartoffeln
30 bis 45 g Obstsaft
8 bis 10 g Rapsöl
20 bis 35 g Fleisch
Das Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) hat in Zusammenarbeit mit der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für
Kinderheilkunde und Jugendmedizin
den „Ernährungsplan für das erste
Lebensjahr“ entwickelt. Danach be-
Wie die Verzehrserhebungen des
FKE in der bundesweiten SuSe-Studie
(Stillen und Säuglingsernährung) und
der DONALD-Studie (Dortmund
Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed Study) zeigen,
erhält die Mehrzahl der Säuglinge
PD Dr. oec. troph. Mathilde Kersting, Studium der
Haushalts- und Ernährungswissenschaften an der
Universität Bonn, Diplom , Promotion ,
Habilitation . Wissenschaftliche Mitarbeiterin
am FKE seit , Leitung der Arbeitsgruppe Ernährungsverhalten seit . Arbeitsschwerpunkte: Ernährung von gesunden Säuglingen, Kindern und Jugendlichen, Ernährungserhebungen lokal, regional und
bundesweit in Querschnitts- und Longitudinalstudien,
Entwicklung und Evaluation von präventiven Ernährungskonzepten für Säuglinge, Kinder und Jugendliche.
Korrespondenzadresse:
Forschungsinstitut für Kinderernährung
Heinstück ,  Dortmund
E-Mail [email protected]
Fordern Sie die Literaturliste bei der
Redaktion an oder besuchen Sie die CMA
im Internet unter www.cma.de

Ernährungsplan
für das erste Lebensjahr
Babykost in Gläschen, so genannte
Babymenüs und Juniormenüs, enthielt
noch Anfang der -er Jahre die im
Ernährungsplan empfohlenen Mengen
an Fleisch. Mitte der -er Jahre trat
die EG-Richtlinie über Beikost in
Kraft, die u. a. den Fleischgehalt in
kommerziellen Menüs festlegte. Dies
nutzten viele Hersteller, um den
Fleischgehalt auf die jetzt niedrigst
zulässige Menge (acht Gewichtsprozent) bzw.  bis  g pro Portion zu
vermindern.
Wegen der Risiken eines Eisenmangels bei Säuglingen im zweiten Lebenshalbjahr und der weiten Verbreitung kommerzieller Beikost in
der heutigen Säuglingsernährung ist
der verminderte Fleischgehalt der
Gläschenkost kritisch zu beurteilen.
Allerdings fehlen bislang Blutuntersuchungen, welche die Auswirkungen
auf die Eisenversorgung belegen. Bei
Verwendung von Gläschenkost ist
vorerst eine Orientierung am Ernährungsplan sinnvoll. Das heißt: täglich
eine fleischhaltige Beikostmahlzeit.
16
Herunterladen