in z a g a m Ärzte 2 03 6 L-Carnitin und Fettverbrennung Medizinischer Schwerpunkt: Prävention aus Sicht des Herzchirurgen 9 16 Babys und Fleisch Alternative Ernährungsstile Seite 10 E R N Ä H R U N G & L E B E N S Q U A L I T Ä T P H O E N I X · Inhaltsverzeichnis PHOENIX 2 03 Impressum Gute Nachrichten … Dr. Andrea Dittrich, Bonn ....................................................................................................................3 Das Ärztemagazin Ernährung & Lebensqualität Ausgabe ⁄ Glykämische Last statt glykämischer Index ................................................4 Prävention aus Sicht des Herzchirurgen Prof. Dr. med. Albert Schütz, München ..................................................................................................6 L-Carnitin und Fettverbrennung Prof. Dr. med. Klaus-Michael Braumann, Hamburg ............................................................................9 Alternative Ernährungsstile Dipl. oec. troph. Angela Häußler, Gießen ............................................................................................10 Gelatine – ein bemerkenswertes Lebensmittel Dr. rer. nat. Steffen Oesser, Kiel ..........................................................................................................12 Herausgeber und Verlag: Dr. med. Volker Flörkemeier MEDI DIDAC GmbH Friedrich-Wilhelm-Straße Koblenz Tel. ⁽ ⁾ Fax ⁽ ⁾ Redaktion: Dr. med. Peter Kohler (V.i.S.d.P.) pk Rotraut Flörkemeier Dr. oec. troph. Andrea Dittrich Dr. oec. troph. Rita Hermann rh Dr. phil. nat. Annette Immel-Sehr Dr. rer. nat. Benedikta Langenfeld-Oster bl-o Gestaltung: Q, Wiesbaden Titelfoto: Getty, München Vitamin D in Speisepilzen Dr. oec. troph. Maike Groeneveld, Bonn ..............................................................................................14 Fett für Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen nicht verantwortlich ..........................................................15 Druck: Druckerei Hachenburg GmbH Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des MEDI DIDAC-Verlags. Ein Projekt der Babys und Fleisch PD Dr. oec. troph. Mathilde Kersting, Dortmund ............................................................................16 2 PHOENIX· Editorial Gute Nachrichten … … erreichen uns in der heutigen Zeit selten – gilt doch in den Medien oft das Credo „nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten“. P sieht das anders und liefert Ihnen viele neue Erkenntnisse aus der Ernährungswissenschaft, über die Sie und Ihre Patienten sich freuen können. Dr. oec. troph. Andrea Dittrich, Bonn Dr. oec. troph. Andrea Dittrich, Studium der Haushalts- und Ernährungswissenschaften an der Justus Liebig-Universität in Gießen, Abschluss Diplom-Oecotrophologin , danach Stipendiatin im Deutschen Institut für Ernährungsforschung, Abteilung Epidemiologie und Ernährungsverhalten und Promotion, bis Pressesprecherin im Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE), seit Leiterin des Referats Wissenschafts-PR der CMA Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH in Bonn und Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Diplom-Oecotrophologen e.V. (VDOE) Allzu oft hat die Ernährungsberatung in der Vergangenheit mit Verboten und einem erhobenen Zeigefinger gearbeitet. Viele Patienten bekommen noch heute, wenn Sie von ihrem Arzt oder Ernährungsberater auf das Thema „Ernährung“ angesprochen werden, sofort ein schlechtes Gewissen. Auf die Frage, was sie gegessen und getrunken haben, unterschlagen sie gerne alle Genüsse. Ernährung – also Essen und Trinken – hat jedoch einen großen Anteil an der Lebensqualität. Verbote können hier als große Abstriche wahrgenommen werden. Dies ist umso bedauerlicher, da viele Restriktionen in der Diätetik gar nicht mehr zeitgemäß sind und eine Liberalisierung der Diät einen Gewinn an Lebensqualität bedeutet. Die rigorose Einschränkung des Zuckerverbrauchs bei Diabetes mellitus und die Limitierung von Eiern bei Hypercholesterinämie-Patienten sind nur zwei Beispiele, wie Lebensmittel zu unrecht diskriminiert wurden – beinahe hätten sie einen Platz im „Giftschrank“ bekommen. Es gibt keine ungesunden Lebensmittel, genauso wenig wie per se gesunde Lebensmittel. Abwechslung und Ausgewogenheit machen unsere Ernährung gesund. Auch in der Ernährungstherapie darf der Genuss nicht zu kurz kommen. P sieht es als seine Aufgabe an, Sie für die Beratung Ihrer Patienten gut zu informieren. So haben wir auch in dieser Ausgabe wieder einige gute Nachrichten für Sie! Dr. Andrea Dittrich 3 PHOENIX· Er nährung aktuell Glykämische Last statt glykämischer Index Die glykämische Last (GL) Um diese Nachteile des glykämischen Index auszugleichen, wurde der Begriff der „glycemic load“ = glykämische Last (GL) definiert. Glykämische Last (GL) (GI dividiert durch ) x Kohlenhydratgehalt in g je g Lebensmittel Im Vergleich zum glykämischen Index berücksichtigt die glykämische Last also den jeweiligen Kohlenhydratgehalt je g Lebensmittel. Der Verzehr kohlenhydrathaltiger Lebensmittel hat einen unterschiedlichen Einfluss auf den postprandialen Blutglucoseanstieg. Er ist vor allem abhängig von Art und Menge der aufgenommenen Kohlenhydrate. Anfang der -er Jahre wurde der Begriff „glykämischer Index“ (GI) eingeführt. Er klassifiziert kohlenhydrathaltige Lebensmittel entsprechend ihrer Wirkung auf den Blutglucosespiegel. Der GI zeigt für die Anwendung in der Praxis einige Nachteile. Besser wäre, die „glykämische Last“ (GL) für die Einordnung heranzuziehen. Der glykämische Index (GI) D er glykämische Index ist wie folgt definiert: Glykämischer Index (GI) Der glykämische Index beschreibt die Fläche unter der Blutzuckerkurve nach dem Verzehr von g Kohlenhydraten in Form verschiedener Lebensmittel im Vergleich zur Fläche unter der Kurve nach dem Verzehr von g reiner Glucose bzw. Weißbrot. Je niedriger der Wert für den glykämischen Index, umso geringer ist der postprandiale Blutzuckeranstieg und umgekehrt. Anwendung in der Praxis Für die Anwendung in der Ernährungstherapie zeigt der glykämische Index verschiedene Nachteile: Zum einen ist er kohlenhydratstandardisiert, d. h. der glykämische Index bezieht sich immer auf den Anstieg der Blutglucose nach dem Verzehr der Menge an Lebensmitteln, die jeweils g Kohlenhydrate enthält. Somit wird beispielsweise der postprandiale Blutzuckeranstieg von . g Magerquark verglichen mit dem von g Weißbrot. Für die Praxis ist dies nicht von Relevanz. Wer isst schon . g Quark? Des Weiteren bewertet der glykämische Index nur einzelne Lebensmittel. Werden im Rahmen einer Mahlzeit jedoch mehrere Lebensmittel gleichzeitig verzehrt, ist die Wirkung auf den Blutzuckerspiegel nicht mehr vergleichbar mit der Blutzuckererhöhung nach dem Verzehr eines einzelnen Lebensmittels. Auch die Art der Verarbeitung oder die Zubereitung der Speisen spielt eine Rolle. 4 Den Vorteil für die Anwendung in der Praxis zeigt folgendes Beispiel: Rohe Möhren haben einen hohen glykämischen Index von . Durch den geringen Kohlenhydratgehalt von g je g Möhren bezieht sich dieser Wert auf eine Menge von , kg Möhren. Für die glykämische Last ergibt sich daher ein Wert von nur , (/) x = ,). Bei einer Menge von g gekochten Kartoffeln mit einem glykämischen Index von und einem Kohlenhydratgehalt von ca. g errechnet sich ein Wert von für die glykämische Last. Lebensmittel mit einem relativ hohen glykämischen Index können somit unter Berücksichtigung der üblichen Verzehrsmenge zu einem vergleichsweise geringen postprandialen Blutzuckeranstieg und damit auch zu einer geringen Insulinantwort führen und umgekehrt. Neueste Studienergebnisse Der Zusammenhang zwischen glykämischem Index bzw. glykämischer Last und ernährungsabhängigen Erkrankungen ist hochaktuell: Erhöhte Blutglucosekonzentrationen und Störung der Insulinausschüttung sowie die damit verbundenen Stoffwechselreaktionen werden als unabhängige PHOENIX· Risikofaktoren für verschiedene Krankheiten angesehen. Große prospektive epidemiologische Studien belegen einen Zusammenhang zwischen einer Ernährung mit einer hohen glykämischen Last und der Entstehung von Typ--Diabetes. Eine Ernährung mit niedriger glykämischer Last führt zu signifikant niedrigeren Gesamtcholesterin- und LDL-Cholesterinspiegeln im Vergleich zu einer Ernährung mit hoher glykämischer Last. Ergebnisse einer prospektiven Studie deuten auf protektive Effekte hinsichtlich der Entwicklung koronarer Herzerkrankungen bei Frauen hin. Hierbei führten Diäten mit niedriger glykämischer Last zu hohen HDLCholesterinspiegeln. Weiterhin gibt es Belege für positive Korrelationen zwischen der glykämischen Last und der Insulinresistenz, der Bildung reaktiver Sauerstoffverbindungen, der Freisetzung proinflammatorischer Cytokine sowie Akut-Phase-Proteine. Auch im Hinblick auf die Entstehung von Übergewicht sind Lebensmittel mit niedrigem glykämischen Index Er nährung aktuell Glykämischer Index und glykämische Last verschiedener Lebensmittel im Vergleich Lebensmittel Glykämischer Index Glucose Glykämische Last 100 97 Cornflakes 84 73 Vollkornbrot 69 32 Weißbrot 70 35 Reis, poliert 72 56 Kartoffeln, gekocht 56 10 Möhren, roh 72 3 Äpfel 39 6 bzw. glykämischer Last von Vorteil. Bei übergewichtigen Kindern führte ein ad-libidum-Verzehr an Lebensmitteln mit niedriger glykämischer Last zu einer deutlichen Reduzierung des Body Mass Index (BMI). F- und Mitarbeiter sehen die niedrige Konzentration an Glucose und freien Fettsäuren im Blut h postprandial nach dem Verzehr von Lebensmitteln mit hoher glykämischer Last als Ursache für ein verstärktes Hungergefühl und somit für eine erhöhte Nahrungsaufnahme. Nach den Ergebnissen der Nurses Health Study steigen Gesundheitsrisiken kontinuierlich ab einer täg- 5 lichen glykämischen Last von etwa . Dies gilt vor allem für Übergewichtige und Personen, die sich wenig bewegen. Fazit Eine ausgewogene Mischkost mit einem hohen Anteil an Gemüse, Obst, aber auch Milch und Milchprodukten, Getreideprodukten und Fleisch hat einen positiven Effekt auf die Gesundheit. Der Schwerpunkt der Ernährung sollte dabei auf Kohlenhydratquellen mit vergleichsweise niedriger glykämischer Last liegen. rh Fordern Sie die Literaturliste bei der Redaktion an oder besuchen Sie die CMA im Internet unter www.cma.de PHOENIX· Prof. Dr. med. Albert Schütz, München Kardiovaskuläre Erkrankungen ardiovaskuläre Erkrankungen stellen ursächlich mit Abstand die Haupttodesursache in den modernen Industrieländern dar. In Deutschland versterben annähernd . Menschen pro Jahr durch Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems. Dabei sind Prozent Männer und Prozent Frauen betroffen. Dieser höhere Prozentsatz ist unter anderem auf den postmenopausalen Hormonstatus mit erheblich reduziertem Östrogeneinfluss zurückzuführen. Die koronare Herzerkrankung steht bei den Herz-Kreislauferkrankungen ganz im Vordergrund mit zusätzlich . koronaren Bypass-Operationen und ca. . kardiologischen Katheterbehandlungen pro Jahr. K Bewegung, Bewegung! Die Hauptrisikofaktoren sind Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen, Hypercholesterinämie, Diabetes mellitus, Bluthochdruck, aber auch negativer Stress und Alkoholabstinenz. Andere Risikofaktoren wie Entzündungen, Homocystein oder hormonelle Einflüsse sind z. Z. in der Diskussion, aber noch nicht endgültig etabliert. Medizinischer Schwer punkt Prävention aus Sicht des Herzchirurgen Bereits im römischen Reich galt das philosophische Wort mens sana in corpore sano als Ausdruck für das, was wir heute neudeutsch als „Right Lifestyle“ bezeichnen. Dieser ist in unseren Tagen absolut unverzichtbar im Hinblick auf die Entwicklung der Industrienationen und der ökonomischen Globalisierung. Protektiver Effekt von Alkohol? In der so genannten „Monica Coronary Event Registry“ konnte eine signifikante Abnahme sowohl der Mortalität als auch des Auftretens der koronaren Herzerkrankungen unter moderatem Alkoholgenuss ( bis g/Tag) nachgewiesen werden. Dies wurde in einer großen süddeutschen biertrinkenden Population beobachtet. Aber auch der Rotwein weist kardioprotektive Eigenschaften auf wie z. B. die über Flavonoide vermittelte Hemmung der Endothelin--Synthese (Endothelin- ist der stärkste endogene Vasokonstriktor). Auch Fruchtsäfte beinhalten derartige Stoffe, insbesondere der rote Traubensaft und Tomatensaft. Bedingt durch eine hohe antioxidative Aktivität ver- ADVANCED GLYCATION PROTEIN ENDPRODUCTS (AGEs) Advanced glycation protein endproducts (AGEs) entstehen u.a. im Organismus durch eine Reaktion der Blutglucose mit dem Serumprotein. schiedener sekundärer Pflanzenstoffe können auch eine Reihe anderer Obstund Gemüsesorten kardioprotektive Effekte vermitteln. Mediterrane Ernährung In Anbetracht der Bedeutung der Arteriosklerose sollte unsere Kost erheblich in Richtung einer mediterranen Ernährung modifiziert werden. Eine gesunde Mischung besteht in einer eiweißbetonten Kost mit Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse. Wichtig ist die Zufuhr von ungesättigten Fettsäuren in Form von Omega--Fettsäuren. Diese sind z. B. im Lachs und Hering, aber auch in diversen Ölen wie dem Raps-, Walnuss- und Leinsamenöl enthalten. Bei den kohlenhydratreichen Lebensmitteln sollten solche mit niedrigem glykämischen Index bevorzugt werden. AGEs sind glycosilierte Proteine. In einer nicht-enzymatischen Glycosilierungsreaktion kondensiert Glucose mit Aminogruppen der Proteine über Zwischenprodukte zu den so Metabolisches Syndrom genannten AGEs. AGEs induzieren im Körper die Quervernetzung von Polypeptiden und fördern die Bildung reaktiver Sauerstoffverbindungen. Die damit verbundenen Strukturveränderungen und Funktionsstörungen werden heute in Verbindung gebracht mit der Entwicklung verschiedener Krankheiten wie Diabetes mellitus, Niereninsuffizienz oder Arteriosklerose (Einfluss von Stresssituationen, siehe S. 7) 6 Wichtig ist die Minimierung der Risikofaktoren! An erster Stelle steht natürlich die Beseitigung von Übergewicht (BMI > ). Kritisch wird es, wenn mehrere Risikofaktoren vorliegen: So führt das Zusammenspiel PHOENIX· Medizinischer Schwer punkt (AGEs, siehe S. ). Diese verbinden sich ohne enzymatische Reaktion mit Endothelzellen und führen somit zu Gewebeschäden. Übrigens ist dies eine Arbeitshypothese zum Verständnis des Alterns und generell von Zellschädigungen. Das Endothel Das Endothel, also die Innenbeschichtung sämtlicher Blutgefäße, stellt das mit Abstand größte Organ im menschlichen Organismus dar. Es wiegt ungefähr , kg und würde eine Fläche von vier Fußballfeldern bedecken. Neben dem Low Density Lipoprotein (LDL-Cholesterin) und den AGEs sind vor allem die freien Radikale für Zellschädigung verantwortlich. Über das Endothel laufen praktisch alle krankhaften Veränderungen des Gefäßsystems ab. Normalerweise überwiegt im Organismus Stickstoffmonoxyd gegenüber den freien Radikalen. Bei Störung dieses Verhältnisses können die Radikale als Superoxide, Hydroxyl-Radikale und Peroxinitrite auftreten. Sie führen zu einer erheblichen endothelialen Dysfunktion mit allen negativen Konsequenzen: ● ● ● von Rauchen, Hypercholesterinämie und Bluthochdruck zu einem dramatischen Anstieg der koronaren Herzerkrankung um den Faktor . Die größte Gefahr geht dabei von dem metabolischen Syndrom mit Übergewicht, Hypercholesterinämie, Diabetes mellitus und Bluthochdruck aus, welches zwangsläufig zur generalisierten Arteriosklerose führt. Negativen Stress meiden! Zusätzlicher negativer Stress kann zu einer hyperglykämischen Konstellation unter permanenter Ausschüttung von Steroiden führen. Wie in Tierversuchen gezeigt werden konnte, entstehen unter permanenter Stresssituation die so genannten Advanced Glycation Protein Endproducts 7 Elastizitätsverminderung, Inflammation und Thrombozytenaggregation. Eine derartige Schädigung des Endothels erlaubt nun dem oxidierten LDL, die Gefäßwand zu penetrieren, über längere Frist das Gefäßlumen einzuengen und letztlich zu verschließen. Fortschritte in der Behandlung In Europa sterben ungefähr Menschen pro Tag an den Folgen der koronaren Herzerkrankung. Diese Gefahren konnten in den letzten Jahren durch das Voranschreiten der PHOENIX· kardiologischen und herzchirurgischen Technik erheblich reduziert werden. Die Ballon-Katheterdilatation und vor allem die Stentimplantation können in vielen Fällen erfolgreich durchgeführt werden. Die Komplikationsrate schwankt zwischen , und Prozent in Abhängigkeit von den jeweiligen Zentren. Obwohl die kardiologischen Interventionen weiter zunehmen, sinkt die Anzahl der koronaren Bypassoperationen in Deutschland bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Vielen Patienten kann mittlerweile kurativ geholfen werden, da mehr und mehr eine komplette arterielle Revaskularisation mit beiden Brustwandarterien und den Radialarterien angestrebt wird. Medizinischer Schwer punkt Mit Beinvenen erreicht man eine Offenheitsrate von maximal Prozent nach Jahren. Dagegen bleiben die Arterien auch im Langzeitverlauf in den meisten Fällen offen. Darüber hinaus können viele Patienten mittlerweile minimal-invasiv ohne den Einsatz der Herz-Lungenmaschine operiert werden. Das geschieht in der so genannten OPCAB (off-pump coronary artery bypass)-Technik, was einen weiteren großen Fortschritt in der operativen Vorgehensweise darstellt. Primärprävention … Mittlerweile werden viele - bis Jährige wegen einer generalisierten Arteriosklerose am Herzen operiert. Daher muss es nach wie vor unser Bestreben sein, eine Primärprävention zur Verhinderung dieser Erkrankung vorzunehmen. Regelmäßige körperliche Betätigung mit mindestens drei Einheiten pro Woche kann zu Prozent das Risiko einer koronaren Herzerkrankung und bis zu Prozent das Risiko eines plötzlichen Herztodes reduzieren. … mit folgenden Ansatzpunkten Die Entwicklung der Arteriosklerose kann verhindert und aufgehalten werden durch folgende das Endothel schützende Maßnahmen: . Regelmäßige körperliche Aktivität zur Senkung des peripheren Gefäßwiderstandes, des LDL (< mg %) und der freien Radikale. . Einhaltung eines altersentsprechenden Normalgewichtes (BMI ≤ ). . Mediterrane Kost mit Steigerung des Verzehrs von Lebensmitteln mit niedrigem glykämischen Index sowie ungesättigten Fettsäuren (Omega--Fettsäuren). . Vermeidung von negativem Stress zur Reduktion des endogenen Glucocorticoidspiegels. Prof. Dr. med. Albert Schütz, Medizinstudium an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Facharzt für Allgemeinmedizin. Facharzt für Allgemeinchirurgie. Seit Oberarzt an der Abteilung für Kardiovaskularchirurgie am Klinikum München-Bogenhausen. Teilgebietsbezeichnung für „Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie“. Seit Leitung der Herzchirurgie der LMU München am Augustinum. Ernennung zum Professor. Korrespondenzadresse: Herzklinik der Universität München am Augustinum Wolkerweg , München 8 P H O E N I X · Kurzreferat über die Niere ausgeschieden und nicht in den Muskeln angereichert. Dennoch hält sich nach wie vor die Meinung, Carnitin könne eine Steigerung des Fettstoffwechsels bewirken. ● L-Carnitin und Fettverbrennung Seit einiger Zeit wird als Supplement zugeführtes Carnitin als eine Art „Wundermittel“ zur Steigerung der Fettverbrennung propagiert. Carnitin wird aus den Aminosäuren Lysin und Methionin synthetisiert. Es spielt eine wichtige Rolle beim Transport langkettiger Fettsäuren in die Mitochondrien. Eine vermehrte Zufuhr soll über eine Steigerung des Fettstoffwechsels eine bequeme und schnelle Gewichtsabnahme ermöglichen. Prof. Dr. med. Klaus-Michael Braumann, Hamburg Carnitin: ein Bio-Carrier müssen diese Aussagen TBeiatsächlich mit Skepsis betrachtet werden: physiologischen Konzentrationen von Carnitin erfolgt der Fetttransport in die Mitochondrien bereits mit maximaler Geschwindigkeit. Dabei wird Carnitin nicht verbraucht, sondern steht nach Abgabe der Fettsäuren wieder zur Verfügung. Bei ausgewogener Ernährung werden wir auch bei erhöhtem Bedarf (SchwanL-Carnitin-Gehalt von Nahrungsmitteln Produkt mg/100 g Rindfleisch 61 Schweinefleisch 30 Hühnerfleisch 9,1 Milch 2,6 Weizenkeime 1,0 Ei 0,8 Brot 0,5 Gemüse 0 bis 0,1 gerschaft, Hämodialyse, Alter) ausreichend mit L-Carnitin versorgt. Fleisch und Fleischprodukte (Schinken, Wurst) sind ideale natürliche Lieferanten dieses Bio-Carriers (siehe Tabelle). Je dunkler das Fleisch (Rind, Schaf), desto höher ist der Carnitingehalt. Fett weg durch mehr Carnitin? Zusätzlich zugeführtes Carnitin bewirkt keine weitere Aktivierung des Fettstoffwechsels. Überhaupt ist fraglich, ob das Carnitin tatsächlich von der Skelettmuskulatur aufgenommen wird, da seine Ausscheidung im Urin nach Substitution ansteigt. Das sind die Fakten! Carnitin wird: ● ● ● bei gesunden Personen in ausreichenden Mengen synthetisiert, durch körperliche Aktivität nicht verbraucht, bei übermäßig zugeführter Menge 9 Diese Annahme beruht in erster Linie auf den Ergebnissen tierexperimenteller Untersuchungen. Hier wird besonders bei Hühnern durch eine Supplementierung eine Reduzierung des Körperfettanteils gefunden. Auch einige anekdotenhafte Berichte von Sportlern, die nach Einnahme von Carnitin eine Reduzierung ihres Unterhautfettgewebes bemerkt haben wollen, bestätigen scheinbar den postulierten Wirkmechanismus. Fazit Bislang konnte eine besonders in der Fitnessliteratur beworbene Wirkung von Carnitin auf den Fettstoffwechsel beim Menschen nicht objektiviert werden. Zudem fehlen Studien zu potenziell toxischen Effekten hoher Carnitin-Dosierungen. Prof. Dr. med. Klaus-Michael Braumann, Medizinstudium an der Med. Hochschule Hannover. Seit Facharzt für Allgemeinmedizin. - Oberarzt im Sportmed. Zentrum. bis Leiter der Abteilung für Sport- u. Leistungsmedizin am Olympiastützpunkt Hamburg/Kiel. Seit Professor für Sportmedizin an der Univ. Hamburg. Seit ärztl. Leitung des Instituts für Sport- und Bewegungsmedizin e.V. Seit Dekan des Fachbereichs Sportwissenschaft der Univ. Hamburg. Mitglied zahlreicher Gesellschaften. Betreuung dt. Mannschaften bei Welt-/Europameisterschaften u. olympischen Spielen sowie von Spielsportmannschaften. Korrespondenzadresse: Institut für Sport- und Bewegungsmedizin Fachbereich Sportwissenschaft Universität Hamburg Mollerstr. , Hamburg E-Mail: [email protected] Fordern Sie die Literaturliste bei der Redaktion an oder besuchen Sie die CMA im Internet unter www.cma.de PHOENIX· Lebensqualität und Bewegung Dipl. oec. troph. Angela Häußler, Gießen Mit einem Anteil von sechs Prozent bezogen auf alle Haushalte sind die verschiedenen Varianten der Vollwerternährung am weitesten verbreitet, dicht gefolgt von vegetarischen Kostformen (vier Prozent). Andere alternative Ernährungsweisen wie z.B. die makrobiotische Ernährung, Rohkost oder Haysche Trennkost verteilen sich auf die übrigen zwei Prozent. Was ist ein alternativer Ernährungsstil? Die Definition nach hört sich zunächst einfach und eindeutig an: Als „alternativ“ wird eine Ernährungsweise dann verstanden, wenn sie ● einem bestimmten Konzept folgt, ● langfristig praktizierbar ist und ● von der im jeweiligen Kulturkreis üblichen, „normalen“ Ernährung abweicht. Fastenkuren und Diäten zählen also nicht dazu. Alternative Ernährungsstile Moderate Konzepte finden den weitaus größten Zuspruch. Bei den Vegetariern praktizieren über Prozent die ovo-lactovegetabile Form. An die restriktive vegane Variante des Vegetarismus halten sich weniger als zehn Prozent. Gesunde Alternative? Sowohl in der breiten Öffentlichkeit als auch Trennkost, Blutgruppendiät,Vollwerternährung – die einen in der medizinischen Diserhoffen sich von alternativen Ernährungskonzepten weit mehr kussion werden alternative als die Lösung gesundheitlicher Probleme, andere befürchten Ernährungsweisen sehr Mangelernährung oder tun es als bloße Spinnerei ab. schnell mit Mangelerscheinungen in Verbindung gemeisten stellt jedoch das alternative bracht und ihre Verträglichkeit insbeErnährungskonzept nur einen groben Alternative Ernährungsweisen lassen sondere für Heranwachsende in Frage Leitfaden dar. sich kaum auf einen gemeinsamen gestellt. Die Bedenken sind für extreNenner bringen. So sehen verschieme Formen wie z.B. die vegane ErRandphänomen oder Trend? dene Vertreter der Rohkosternährung nährung durchaus berechtigt. den Kochtopf als großes GesundNach einer repräsentativen Studie in heitsrisiko. Fernöstliche Lehren wie Die „moderaten Alternativen“ ernähBaden-Württemberg haben Prodie Ernährung nach den Fünf Eleren sich oft bewusster und gesünder zent aller Haushalte schon einmal menten raten manchen Menschen als das Gros der „Normal-Esser“. Da eine alternative Ernährungsweise dagegen von nicht erhitzter Nahrung der Ernährungsstil in den meisten ausprobiert. Ein schnell wieder vervöllig ab. Fällen in einen passenden Lebensstil gessener Versuch ist es nur für wenige: eingebettet ist, leben Alternativ-Esser Fast Prozent der befragten AlterGerade Anhänger extremer Kostforauch insgesamt gesünder: Sie sind nativ-Esser sind ihrer Kostform länmen halten sich oft besonders genau meist Nichtraucher, trinken weniger ger als ein Jahr treu, ein Drittel sogar – fast sklavisch – an die Regeln der Alkohol und treiben mehr Sport als mehr als acht Jahre. jeweiligen Ernährungslehre. Für die die Durchschnittsbevölkerung. Meist verstehen sich alternative Ernährungskonzepte als Teil einer Weltanschauung. Doch bei genauem Betrachten wird es kompliziert: 10 PHOENIX· Lebensqualität und Bewegung Individuum Kinder. Frauen im Alter zwischen und überwiegen. Bezogen auf die Wertorientierung ist für viele eine alternative Ernährung der „normale“ Ernährungsstil. dheits-Verträglich sun ke Ge it i al ft cha z So - ll s elt it se ke Ge li ch Ve r äg w Um trä rtr g li c t-Ve h k e it Um wel VollwertErnährung Ansprüche der Vollwerternährung (modifiziert nach: V. KOERBER et al., ) Wer sind die Alternativ-Esser? Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten. Alter, Geschlecht, Familienstand, soziales Umfeld und Persönlichkeit, Wertorientierung, Gewohnheit und Erfahrungen aus der Kindheit, Einkommen, Bildung, Elternhaus, Wohnort, … unzählige Faktoren beeinflussen die Entwicklung von alternativen genauso wie von normalen Ernährungsstilen. Psychologische Untersuchungen im Rahmen der Gießener Rohkoststudie konnten keine grundlegend anderen Persönlichkeitsmerkmale nachweisen. Die untersuchten Rohköstler waren allerdings etwas gesundheitsängstlicher, kontrollierter und ungezwungener als eine „normal“ essende Vergleichsgruppe. Für die ärztliche Beratungspraxis empfiehlt sich, genau auf die Ernährungsweise der Patienten und das jeweilige Weltbild zu schauen. Bei Anhängern problematischer, extremer Kostformen ist Empathie gefragt. Diese kann man in der Regel nur erreichen, wenn man den Kontext ihrer Ernährungsphilosophie aufund ernst nimmt. Eltern übernommen. Für die einen stehen gesundheitliche Aspekte an erster Stelle, für die anderen haben ökologische oder ethische Argumente das größte Gewicht. Bedeutung hat auch das soziale Milieu. So verfügen Alternativköstler in aller Regel über Abitur oder Hochschulabschluss, leben in größeren Städten und haben Jeder hat seine eigene, ganz persönliche Ernährungsgeschichte. Die einen sind aus pubertärem Trotz gegenüber einer fleischbetonten Ernährung im Elternhaus zum Vegetarismus gekommen, die anderen haben das alternative Ernährungskonzept von den 11 Dipl. oec. troph. Angela Häußler, Studium der Oecotrophologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Bis Januar wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Wirtschaftslehre des Privathaushalts und Familienforschung. Zurzeit Arbeit an einer Promotion zu „Nachhaltigen Ernährungsstilen“. Arbeitsschwerpunkte: Gender und Ernährung, nachhaltige Ernährungsstile und Umweltverhalten von privaten Haushalten. Korrespondenzadresse: Institut für Wirtschaftslehre des Haushalts Bismarckstr. , Gießen E-Mail: [email protected] Fordern Sie die Literaturliste bei der Redaktion an oder besuchen Sie die CMA im Internet unter www.cma.de PHOENIX· Lebensmittel zwischen Markt und Apotheke Gelatine Ein bemerkenswertes Lebensmittel Gelatine ist in aller Munde – enthalten sowohl in Torten, Joghurt und Fruchtgummi als auch in Sportler- und Fitnessnahrung. In Zukunft könnte sie nicht nur als Lebensmittel, sondern auch für die Prävention und Therapie der Osteoarthrose wichtig sein. Dr. rer. nat. Steffen Oesser, Kiel Gelatine – ein Naturprodukt G elatine ist ein Produkt von höchster Reinheit, das bei der Teilhydrolyse von Kollagen entsteht. Als Rohstoff für die Gelatineproduktion werden neben Knochen und Rinderspalt vor allem Schweineschwarten eingesetzt. Durch eine spezielle Vorbehandlung wird das kollagene Protein aus dem Rohmaterial extrahiert und zu Gelatine weiterverarbeitet. Gelatine besteht somit zu über Prozent aus Kollagen-Fragmenten sowie aus ein bis zwei Prozent Mineralsalzen und Wasser. Gelatine ist frei von Zusatzstoffen und besitzt praktisch kein allergenes Potenzial. Die sorgfältige, behördlich überwachte Auswahl der Rohstoffe sowie der spezielle Herstellungsprozess garantieren ein sicheres Endprodukt. Insbesondere die BSE-Sicherheit ist durch internationale, wissenschaftliche Studien belegt und reflektiert den Standpunkt sämtlicher Experten und Behörden. Gelatine aber auch in zahlreichen anderen Lebensmitteln als Geliermittel eingesetzt. Die Pharmaindustrie verwendet Gelatine hauptsächlich für die Produktion von Hart- und Weichkapseln, als Bindemittel für Tabletten sowie zur Herstellung von Blutersatzmitteln. Gummibärchen und vieles mehr Der überwiegende Teil der weltweit produzierten Gelatine wird in der Lebensmittelindustrie verarbeitet. Neben den bekanntesten Produkten wie Gummibärchen oder Aspik wird 12 Gelatine – ein altes Heilmittel … Der Verzehr von Gelatine gilt seit langer Zeit als altes Hausmittel zur Verbesserung der Qualität von Haaren und Nägeln. Darüber hinaus wird der Gelatine aber auch bei Gelenkbeschwerden eine heilende Wirkung zugeschrieben. So finden sich bereits im . Jahrhundert bei Hildegard von Bingen Hinweise auf die Herstellung von Suppen aus Knochen und Knorpeln zur Behandlung von schmerzenden Gelenken. … in moderner Form In den letzten Jahren wurde bei der Therapie degenerativer Gelenkerkrankungen vermehrt Gelatine- PHOENIX· Lebensmittel zwischen Markt und Apotheke Hydrolysat, eine besondere Form der Gelatine, eingesetzt. Durch eine zusätzliche enzymatische Hydrolyse kommt es hier zu einer verstärkten Degradation der KollagenBruchstücke, wobei Peptide mit einem mittleren Molekulargewicht von ca. , kDa entstehen. Diese relativ kurzkettigen Kollagen-Fragmente sind wasserlöslich und besitzen keine gelierende Eigenschaft mehr, wodurch eine orale Applikation erleichtert wird. stoffversorgung des Knorpelgewebes im Sinne eines erhöhten Substratangebotes bei. Zweitens wird Gelatine-Hydrolysat zu einem gewissen Anteil auch in hochmolekularer Form resorbiert. Neueste Forschungsergebnisse belegen eindeutig, dass diese KollagenFragmente aus der Gelatine zu einer signifikanten Stimulation des Chondrozytenstoffwechsels und somit zu einer vermehrten Synthese von extrazellulärer Matrix führen. Auf diese Weise könnte Gelatine-Hydrolysat durch einen direkten positiven Einfluss auf die Neubildung von Knorpelsubstanz den degenerativen Prozessen der Osteoarthrose entgegenwirken. Arthrosetherapie Mehrere klinische Studien belegen: Eine adjuvante Therapie mit Gelatine-Hydrolysat führt bei der Behandlung der Osteoarthrose zu einer signifikanten Verminderung der Schmerzen und einer deutlich verbesserten Gelenkfunktion. Im Rahmen dieser klinischen Untersuchungen wurde den Patienten Gelatine-Hydrolysat in einer Dosierung von g/Tag über einen Behandlungszeitraum von mehreren Wochen oral verabreicht. Im Vergleich zu den Kontrollgruppen kam es zu einer signifikanten Verminderung der Schmerzscoresumme, einer deutlichen Reduktion des Analgetikaverbrauchs sowie zu einer verbesserten Beweglichkeit. Insgesamt führte die Behandlung mit Gelatine-Hydrolysat zu einer umfassenden Abnahme aller subjektiven Beschwerden. Diese positiven Ergebnisse konnten im Wesentlichen in einer internationalen Multicenterstudie an Patienten mit idiopathischer Gonarthrose bestätigt werden. Insbesondere in den elf beteiligten deutschen Zentren wurde bereits nach einer Behand- lungsdauer von zwei Monaten ein signifikant positiver Einfluss von oral appliziertem Gelatine-Hydrolysat auf die Schmerzentwicklung und die Gelenkfunktion nachgewiesen. Negative Wirkungen einer Gelatinebehandlung wurden in keiner der klinischen Studien beschrieben. Dem Wirkmechanismus auf der Spur Noch ist das Wirkprinzip nicht lückenlos entschlüsselt. In der aktuellen Forschung gibt es schon heute vielversprechende Erklärungsansätze für einen direkten Einfluss von GelatineHydrolysat auf den Knorpelstoffwechsel. Erstens trägt die intestinale Aufnahme des Hydrolysats aufgrund des außerordentlich hohen Gehalts der Gelatine an Glycin und Prolin (zwei Aminosäuren, die für die Kollagensynthese von zentraler Bedeutung sind) zu einer verbesserten Nähr13 Fazit Eine adjuvante Therapie mit Gelatine-Hydrolysat wird in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Behandlung und Prävention der Osteoarthrose spielen. Zudem kann Gelatine ohne unerwünschte Nebenwirkungen über einen langen Zeitraum angewandt werden. Dr. rer. nat. Steffen Oesser, Studium der Biologie und Chemie an der Universität Kiel. Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Physiologischen Institut der CAU in Kiel. Seit in der medizinischen Forschung tätig. Forschungsschwerpunkte: progressiv, degenerative Gelenkerkrankungen, Einsatz von KollagenFragmenten in der Arthrose-Therapie. Promotion zum Thema: Wirkung von Kollagen-Hydrolysat auf den Gelenkknorpel. Korrespondenzadresse: Chirurgische Forschung Universität Kiel Michaelisstraße , Kiel E-Mail [email protected] Fordern Sie die Literaturliste bei der Redaktion an oder besuchen Sie die CMA im Internet unter www.cma.de PHOENIX· News , µg/Tag und bei Frauen , µg/Tag. Die DGE empfiehlt eine tägliche Zufuhr von µg. SäugPilze haben’s lingen bis zur Vollendung in sich des ersten Lebensjahres ine übliche Portion und Erwachsenen ab Frischpilze ( g) lieJahren wird sogar eine fert die Hälfte des TagesZufuhr von µg pro Tag bedarfs an Vitamin D empfohlen. Patienten mit (s. Abb.). Spitzenreiter Nieren- und Lebererkransind Morcheln und Steinkungen oder Störungen pilze mit , µg pro g der Fettverdauung (z.B. Frischgewicht bzw. µg bei Pankreasinsuffizienz pro g der getrockneten oder chronisch entzündliVariante. Pfifferlinge, Shiichen Darmerkrankungen) take-Pilze und Champighaben einen erhöhten nons sind mit rund µg Vitamin D-Bedarf. Die pro g ebenfalls hervorchronische Aufnahme ragende Vitamin D-Quelbestimmter Pharmaka In der Fachliteratur werden vorwiegend tierische Lebensmittel len. wie Antiepileptika kann wie Fisch und Eier als Quellen für Vitamin D genannt, den Bedarf sogar auf bis doch auch Speisepilze haben einen hohen Gehalt. Die Bioverfügbarkeit des zu µg pro Tag erhöhen, Vitamins aus Pilzen ist da diese Arzneistoffe den ebenso hoch wie diejenige aus SupVitamin D-Abbau in der Leber beNahrung angewiesen. Dies trifft vor plementen. Das belegt eine neue schleunigen. allem auf Senioren und chronisch finnische Studie. Kranke zu. Auch Säuglinge haben Vitamin D – wichtig für einen erhöhten Bedarf, der naturDie Sonne reicht nicht immer die Knochengesundheit gemäß in anderer Form gedeckt werden muss. Vitamin D wird in der Haut unter Vitamin D spielt eine wichtige Rolle Sonneneinwirkung aus körpereigenem im Calcium- und KnochenstoffVitamin D-Bedarf Dehydrocholesterin synthetisiert. Perwechsel. Es steigert die Calciumsonen, die sich wenig draußen aufresorption aus der Nahrung und Die Vitamin D-Aufnahme liegt in halten, sind jedoch auf eine bedarfsfördert die Einlagerung von Calcium Deutschland deutlich unterhalb der deckende Vitamin D-Zufuhr mit der in die Knochen. Außerdem ist es für Empfehlung. Sie beträgt bei Männern die Vermehrung und Aktivität von Immunzellen notwendig. Dr. oec. troph. Maike Groeneveld, Bonn E Vitamin D in Speisepilzen DGE-Empfehlung 5 µg Vitamin D/Tag 100% Forelle 150 g 540 % Hering 150 g 390 % Steinpilze* 125 g 78 % Morcheln* 125 g 78 % Pfifferlinge* 125 g 52 % Champignons* 125 g 50 % Shiitake-Pilze* 125 g 50 % Hühnerei 60 g 35 % Butter 20 g 5% Emmentaler 30 g 4% Dr. oec. troph. Maike Groeneveld, Diplom und Promotion in Haushalts- und Ernährungswissenschaften an der Universität Gießen. Seit selbstständig tätig. Vorträge, Seminare, Fachpublikationen, Ernährungsberatung. Schwerpunkte: Funktionelle Lebensmittel, sekundäre Pflanzenstoffe. Korrespondenzadresse: Praxis für Ernährungsberatung Alexanderstraße , Bonn E-Mail: [email protected] Abbildung: Vitamin D-Gehalt ausgewählter Lebensmittel (* jeweils Frischpilze) im Vergleich zur mit Prozent dargestellten DGE-Empfehlung (pro Portion, Quelle: BLS) 14 Fordern Sie die Literaturliste bei der Redaktion an oder besuchen Sie die CMA im Internet unter www.cma.de P H O E N I X · Website Internet-User finden mehr als die folgende kommentierte Studie unter der Rubrik „Science News“. Fett für Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen nicht verantwortlich Am Dortmunder Forschungsinstitut für Kinderernährung werden in der DONALD-Studie (Dortmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed Study) die Ernährungsgewohnheiten deutscher Kinder und Jugendlicher im Zeitraum der Jahre bis als Zeittrends untersucht. Insgesamt wurden dazu bei Probanden im Alter von zwei bis Jahren mehrfach sehr genaue Ernährungsprotokolle erstellt, so dass insgesamt . Erhebungen über Jahre Beobachtungszeit zur Auswertung entstanden. Ergebnis Kommentar Im Zeitraum zwischen und sank der Fettkonsum statistisch signifikant von auf Energieprozent. Dies erklärt sich vor allem durch einen Minderkonsum von Reinfetten und Ölen, aber auch durch eine Fetteinsparung in der Nahrungsgruppe Fleisch, Fisch und Eier. Insgesamt blieb die Energiezufuhr im Beobachtungszeitraum jedoch konstant, da der Minderkonsum von Fett durch eine erhöhte Zufuhr von Kohlenhydraten, insbesondere in Form von Brot und Cerealien, Kartoffeln, Reis und Nudeln, kompensiert wurde. Die Prävalenz von Übergewicht nimmt zurzeit in den industrialisierten Ländern weltweit zu. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen sind dramatische Zuwächse zu beobachten. In den letzten Jahren hatte in der Ernährungslehre die These weite Akzeptanz erhalten, dass die Höhe der Fettzufuhr einen relevanten, wenn nicht sogar den wichtigsten Umwelt- bzw. Lebensstilfaktor für die Entstehung von Übergewicht darstelle. Tatsächlich beruht diese Position jedoch nicht auf wissenschaftlicher Evidenz. Die Mehrheit der Langzeitbeobachtungsstudien aus westlichen Ländern kommt vielmehr zu dem Ergebnis, dass der Fettkonsum in den letzten bis Jahren rückläufig ist. Wenn der Fettkonsum sinkt, aber die Prävalenz von Übergewicht dramatisch steigt, so müssen andere Einflussfaktoren als das Nahrungsfett die Ursache sein. In einer separaten Analyse verglich man den Fettkonsum von Kindern und Jugendlichen, die während der Beobachtungszeit Übergewicht entwickelt hatten, mit solchen, die schlank geblieben waren. Es fand sich kein Unterschied im Fettkonsum, womit die Dortmunder Wissenschaftler die Höhe des Fettkonsums als Ursache für die Übergewichtsentwicklung ausschließen konnten. Fordern Sie die Literaturliste bei der Redaktion an oder besuchen Sie die CMA im Internet unter www.cma.de 15 ISSN - P H O E N I X · Kurzreferat Babys und Fleisch Ausschließliches Stillen in den ersten sechs Lebensmonaten ist für die Mehrzahl der Säuglinge ausreichend. Danach muss vor allem auf die Versorgung mit Eisen geachtet werden. PD Dr. oec. troph. Mathilde Kersting, Dortmund er Eisenbedarf erreicht im zweiten Lebenshalbjahr insbesondere wegen des starken Wachstums eine Höhe wie sonst niemals später wieder. Eisenmangel im Säuglingsalter kann u. U. zu bleibenden Verzögerungen der kognitiven Entwicklung führen. heute kommerzielle Beikost. In der DONALD-Studie verminderte sich der Fleischverzehr der Säuglinge, die kommerzielle Menüs erhielten, in den letzten Jahren signifikant. Bei selbst hergestellter Beikost blieb er konstant im Rahmen der Empfehlungen. D Die Einführung von Beikost muss deshalb besonders die Eisenversorgung berücksichtigen. Sie sollte nicht später als zu Beginn des siebten Lebensmonats, jedoch keinesfalls vor dem fünften Monat erfolgen. In Fleisch liegt Eisen zum größten Teil als Hämeisen vor, dessen Bioverfügbarkeit (ca. Prozent) um das Mehrfache höher ist als die von Eisen aus vegetabiler Nahrung oder Milch (< fünf Prozent). Außerdem erhöht Fleisch selbst die Eisenverfügbarkeit aus anderen Nahrungsmitteln. Fleisch, vor allem Rindfleisch, enthält auch gut verfügbares Zink. Für die Proteinversorgung wird Fleisch nicht unbedingt benötigt, hier sind auch Milch und Milchbrei geeignet. Praktischer Rat ginnt die Beikost mit einer GemüseKartoffel-Fleisch-Mahlzeit. Das Fleisch sollte mager sein, die Tierart ist nachrangig. Rezept (eine Portion) 90 bis 100 g Gemüse 40 bis 60 g Kartoffeln 30 bis 45 g Obstsaft 8 bis 10 g Rapsöl 20 bis 35 g Fleisch Das Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) hat in Zusammenarbeit mit der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin den „Ernährungsplan für das erste Lebensjahr“ entwickelt. Danach be- Wie die Verzehrserhebungen des FKE in der bundesweiten SuSe-Studie (Stillen und Säuglingsernährung) und der DONALD-Studie (Dortmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed Study) zeigen, erhält die Mehrzahl der Säuglinge PD Dr. oec. troph. Mathilde Kersting, Studium der Haushalts- und Ernährungswissenschaften an der Universität Bonn, Diplom , Promotion , Habilitation . Wissenschaftliche Mitarbeiterin am FKE seit , Leitung der Arbeitsgruppe Ernährungsverhalten seit . Arbeitsschwerpunkte: Ernährung von gesunden Säuglingen, Kindern und Jugendlichen, Ernährungserhebungen lokal, regional und bundesweit in Querschnitts- und Longitudinalstudien, Entwicklung und Evaluation von präventiven Ernährungskonzepten für Säuglinge, Kinder und Jugendliche. Korrespondenzadresse: Forschungsinstitut für Kinderernährung Heinstück , Dortmund E-Mail [email protected] Fordern Sie die Literaturliste bei der Redaktion an oder besuchen Sie die CMA im Internet unter www.cma.de Ernährungsplan für das erste Lebensjahr Babykost in Gläschen, so genannte Babymenüs und Juniormenüs, enthielt noch Anfang der -er Jahre die im Ernährungsplan empfohlenen Mengen an Fleisch. Mitte der -er Jahre trat die EG-Richtlinie über Beikost in Kraft, die u. a. den Fleischgehalt in kommerziellen Menüs festlegte. Dies nutzten viele Hersteller, um den Fleischgehalt auf die jetzt niedrigst zulässige Menge (acht Gewichtsprozent) bzw. bis g pro Portion zu vermindern. Wegen der Risiken eines Eisenmangels bei Säuglingen im zweiten Lebenshalbjahr und der weiten Verbreitung kommerzieller Beikost in der heutigen Säuglingsernährung ist der verminderte Fleischgehalt der Gläschenkost kritisch zu beurteilen. Allerdings fehlen bislang Blutuntersuchungen, welche die Auswirkungen auf die Eisenversorgung belegen. Bei Verwendung von Gläschenkost ist vorerst eine Orientierung am Ernährungsplan sinnvoll. Das heißt: täglich eine fleischhaltige Beikostmahlzeit. 16