670 Halslymphknoten 12.2.1 Radiologische Methoden und Beurteilung Vergrößerte Lymphknoten des Halses können die verschiedensten Ursachen haben. ▶ Merke. 12 Hals 12.2 Halslymphknoten 12.2.1 Radiologische Methoden und Beurteilung Zervikale Lymphknotenvergrößerungen sind sehr häufig und finden sich oft bei Infektionen oder als Zufallsbefund. Sie können aber auch erste Manifestationen eines malignen Lymphoms oder auch Metastasen eines bisher unbekannten Primärtumors sein. ▶ Merke. Ein palpatorisch auffälliger Befund sollte mittels Ultraschall oder ggf. CT überprüft werden. Ein Lymphknoten wird computertomografisch in erster Linie nach dem größten Durchmesser beurteilt (Einteilung nach der aktuellen TNMKlassifikation): Durchmesser < 1 cm: normaler Befund Durchmesser 1–3 cm: Verdacht auf Metastase N1 Durchmesser 3–6 cm: Verdacht auf Metastase N2 Durchmesser > 6 cm: Verdacht auf Metastase N3. Die Sonografie ist besonders für Halslymphknoten geeignet. Lymphknoten sind in der Regel echoarm und zeigen fakultativ dorsale Schallschatten. Bei einer zentralen Nekrose sind Lymphknoten zentral echofrei, und zeigen in der Regel eine dorsale Schallverstärkung. Es muss allerdings betont werden, dass diese Aussagen im Einzelfall nicht immer zutreffen und nur eine statistische Wahrscheinlichkeit angeben. So können in normal großen Lymphknoten durchaus Mikrometastasen enthalten sein, andererseits kann eine deutliche Lymphknotenvergrößerung durch entzündliche Veränderungen bedingt sein. Die CT kann oberflächliche wie auch tiefe Lymphknoten gleich gut erfassen. Die Lymphknoten sind nach Kontrastmittelgabe hyperdens, bei zentraler Einschmelzung zentral hypodens. Insbesondere für die Diagnostik von Halslymphknoten ist die Sonografie von hohem Stellenwert als Ergänzung zur Palpation. Hierbei ist es wichtig, dass ein hochfrequenter Schallkopf mit mindestens 7,5 MHz verwendet wird, da nur dieser eine ausreichende Detailtreue gewährleistet. Ein nicht vergrößerter, normaler Lymphknoten ist sonografisch in der Regel als homogene, echogleiche Struktur erfassbar (allerdings nicht die retropharyngealen Lymphknotenstationen). Metastatisch befallene Lymphknoten Metastatisch befallene Lymphknoten Als Kriterien gelten in der Sonografie: echoarm Größe > 1,5 cm unscharfe Abgrenzbarkeit zentrale Einschmelzung veränderte Lymphknotenarchitektur. Metastatisch befallene Lymphknoten sind in der Sonografie in der Regel echoarm und können einen dorsalen Schallschatten aufweisen. Als Kriterien gelten: Größe über 1,5 cm unscharfe Abgrenzbarkeit zentrale Einschmelzung Die CT kann oberflächliche wie auch tiefe Lymphknoten gleich gut erfassen. B-12.8 Lymphknotenmetastasen a Kontrastverstärkte CT: Beidseitiger Lymphknotenbefall bei Zustand nach Oropharynxkarzinom. Operative Sanierung links mit suprahyoidaler Ausräumung. V. a. Rezidivmetastasierung in die Lymphknoten beidseits. Rechts ist ein großes Konglomerat erkennbar, das breit in die Umgebung infiltriert (Pfeile). Kleiner Lymphknoten links (offener Pfeil). Die hypodensen Veränderungen sprechen für zentrale Nekrosen und somit für Lymphknotenmetastasen. Bei unbehandelten malignen Lymphomen sind derartige Nekrosen nicht zu beobachten (M = Mandibula, a b WK = Wirbelkörper, J = V. jugularis, C = A. carotis). b MRT (axiale Schicht, T1-Wichtung nach Kontrastmittelgabe): Im Kieferwinkel rechts zeigt sich eine ca. 2,5 cm messende Raumforderung (geschlossene Pfeile). Der Lymphknoten, der sich nach Kontrastmittelgabe zentral hypointens, entsprechend einer zentralen Nekrose (n), am Rand aber deutlich hyperintens darstellt (offener Pfeil), zeigt somit am Rande deutliche Vitalitätszeichen. Ein weiterer kleiner Lymphknoten submandibulär (gebogener Pfeil) erfüllt diese Kriterien nicht. Bei einer Größe von unter 5 mm ist dieser Knoten nicht suspekt. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 12.2 B 671 12.2 Halslymphknoten Änderung der Lymphknotenarchitektur mit Aufhebung des längsovalen Durchmessers. Einschränkend muss bemerkt werden, dass auch mit der Sonografie Mikrometastasen nicht nachweisbar sind. Reaktiv vergrößerte Lymphknoten führen wie bei der CT zu falsch positiven Ergebnissen. Beim Vorliegen von Lymphknotenmetastasen zeigt sich in der CT oder MRT typischerweise eine Vergrößerung und oft eine deutliche, zum Teil heterogene Anreicherung von Kontrastmittel. Die Unterscheidung der verschiedenen histologischen Klassifikationen ist mit bildgebenden Verfahren nicht möglich (Abb. B-12.8). Lymphknotenmetastasen zeigen in der CT oder MRT typischerweise eine Vergrößerung und oft eine deutliche, zum Teil heterogene Anreicherung von Kontrastmittel (Abb. B-12.8). Maligne Lymphome Maligne Lymphome Die Sonografie zeigt typischerweise homogen echoarme Lymphknoten, die zur Umgebung unscharf begrenzt sein können (Abb. B-12.9 ). Spricht ein malignes Lymphom auf Chemo- oder Strahlentherapie an, so ist eine Abnahme der Größe der Lymphome nachweisbar. Aufgrund von regressiven Veränderungen können dann zentrale Nekrosen und Inhomogenitäten auftreten. Die Sonografie zeigt typischerweise homogen echoarme Lymphknoten, die zur Umgebung unscharf begrenzt sein können (Abb. B-12.9). B-12.9 Lymphom in der Sonografie im Quer- (a) und Längsschnitt (b) In der A. carotis (rotes Flusssignal) und der V. jugularis (blaues Flusssignal) ist regelrechter Fluss nachweisbar. Ein grenzwertig vergrößerter Lymphknoten um 1 cm (Pfeile) zeigt homogene reflexarme Echogenität; somit als suspekt einzuordnen. Entzündlich veränderte Lymphknoten Entzündlich veränderte Lymphknoten Entzündlich veränderte Lymphknoten sind typischerweise vergrößert und zeigen Umgebungsreaktionen, die sich in der CT als Verdichtung des umgebenden Fettgewebes und einer Unschärfe des umgebenden Fetts manifestiert (Abb. B-12.10 ). Eine definitive Aussage zur Dignität einer Lymphknotenvergrößerung ist jedoch oft nicht möglich. Entzündlich veränderte Lymphknoten sind vergrößert und zeigen Umgebungsreaktionen (Abb. B-12.10). Eine definitive Aussage zur Dignität einer Lymphknotenvergrößerung ist oft nicht möglich. B-12.10 Halslymphknoten: Entzündung mit beginnender Abszessbildung Die kontrastgestützte CT zeigt linksseitig eine deutliche Verdichtung des Fettgewebes, die unscharf begrenzt ist (Pfeile). Die submentalen Lymphknoten sind deutlich vergrößert (offener Pfeil), zeigen jedoch keine Nekrosen. B-12.10 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. B 672 B-12.11 B 12 Hals B-12.11 Lymphknotentuberkulose In der Sonografie sind entzündlich veränderte LK reflexarm, unscharf begrenzt und vergrößert. ▶ Klinischer Fall. 12.3 Schilddrüse In der Sonografie sind entzündlich veränderte Lymphknoten reflexarm, unscharf begrenzt und vergrößert. Abszesse bzw. Einschmelzungen sind zentral reflexarm oder reflexfrei und von einem echoreichen Randsaum umgeben. ▶ Klinischer Fall. 67-jähriger Patient. Reise durch Indien vor 7 Jahren. Sonst klinisch unauffällig und beschwerdefrei. Dem Patienten fielen tastbare Knoten zervikal auf. Keine akute Infektion erinnerlich. Kalkdichte Rundherde in beiden Lungenmittelfeldern sowie im linken Oberfeld. Auf der Übersichtsaufnahme (Abb. B-12.11) sind Verkalkungen im Bereich der oberen und mittleren jugulären Lymphknotengruppen erkennbar (schwarze Pfeile). Der Nachweis ist hinweisend auf, jedoch nicht beweisend für eine Tuberkulose; Verkalkungen kommen auch bei unspezifischen Lymphadenitiden, Tumormetastasen, Lymphomen etc. vor. Die Verkalkung ist auch kein eindeutiges Zeichen der Ausheilung, Tuberkelbakterien können jahrelang persistieren. Die Halslymphknotentuberkulose entwickelt sich meist im Rahmen einer postprimären Tuberkulose. Deshalb sollte immer auch ein Röntgenthorax und ein Tine-Test durchgeführt werden. 12.3 Schilddrüse 12.3.1 Allgemeines 12.3.1 Allgemeines Die normale Schilddrüse wiegt im Erwachsenenalter zwischen 15 g (Frauen) und 25 g (Männer). Die Variationen in Form und Lage sind vielfältig. Die Variationen der Schilddrüse in Form und Lage sind vielfältig. Ein Pyramidallappen, meist ausgehend vom Isthmus oder dem linken Schilddrüsenlappen anliegend kommt ebenso vor wie kongenitales Fehlen eines Lappens. Im Erwachsenenalter wiegt eine normale Schilddrüse zwischen 15 g (Frauen) und 25 g (Männer). Die funktionellen Einheiten der Schilddrüse sind die Follikel, bestehend aus Thyreozyten, thyreoglobulinhaltigem Kolloid und Calcitonin bildenden C-Zellen. Thyreozyten produzieren die Hormone L-Tetrajodthyronin (Thyroxin, T4) und L-Trijodthyronin (T3). Die funktionellen Einheiten der Schilddrüse sind die Follikel. 12.3.2 Diagnostik 12.3.2 Diagnostik Anamnese und klinischer Befund Anamnese und klinischer Befund Anamnestische Angaben können wichtige Hinweise auf typische Schilddrüsenfunktionsstörungen liefern. Körperliche Untersuchung und Schilddrüsenpalpation ergänzen die Anamnese. Anamnestische Angaben können wichtige Hinweise auf typische Schilddrüsenfunktionsstörungen liefern. So sprechen z. B. Tachykardie, Gewichtsverlust trotz Heißhunger, feucht-warme Haut, Nervosität und Tremor für eine Schilddrüsenüberfunktion, Leistungsminderung, Haarausfall, Obstipation, Gewichtszunahme und Kälteempfindlichkeit für eine Unterfunktion. Körperliche Untersuchung und Schilddrüsenpalpation ergänzen die Anamnese. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Seitliche Röntgenaufnahme der Halsweichteile.