REALISIERUNGSWETTBEWERB NEUER DORFPLATZ BAD BLUMAU 627982 Lageplan M : 1 : 500 EIN NEUES ZENTRUM EINLADUNG ZUM AUFENTHALT BELEBUNG AUS DER MITTE PLATZ -FESTWIESE - GARTEN DEN RICHTIGEN MASSTAB FINDEN GEBÄUDEKULISSE Das neue Ortszentrum entsteht aus der Begegnung von Menschen, Gelegenheiten und gezielten Angeboten, die einen Grund schaffen, den neuen Dorfplatz aufzusuchen. Die Einladung zum Aufenthalt erfolgt für Feste, Märkte und andere Ereignisse, jedoch auch für zufällige Begegnungen im Alltag. Ein Zentrum wird da erlebbar, wo ich in einem vertrauten Umfeld Menschen treffen kann, ohne mit ihnen verabredet zu sein. Ein vertrautes Ambiente erlebe ich an Orten, an denen ich mich auch dann zu Hause fühle, wenn ich gerade einmal niemanden treffe. Seit dem schri weisen Umbau des zentralen Angers zu einer Dorfstraße fehlt in Bad Blumau die klare Kennzeichnung eines Ortszentrums. Die neu entstandene Gelegenheit, gegenüber dem Gemeindeamt eine platzar ge Situa on auszubilden, wir die Frage auf, wie viel Leben zu erwarten ist, das den neuen ‚Dorfplatz‘ beleben kann? Besteht der Bedarf nach einem großen freien Platz, nach einer Festwiese, nach einem öffentlichen Garten? Was muss der neue Dorfplatz bieten, um nicht leer und unbelebt in Erscheinung zu treten? Blick von Nordosten auf das neue Ortszentrum Grundriss Um den Raum zwischen dem Gemeindeamt und dem westlichen Bestandsgebäude nicht leblos und leer erscheinen zu lassen, muss die Mi e des Platzraumes räumlich besetzt sein. Der Platz soll auch dann ‚beseelt‘ erscheinen, wenn keine Menschen anwesend sind; es muss das Gefühl entstehen, dass hier jederzeit Menschen anwesend sein könnten. Als Element der Belebung aus der Mi e schlagen wir eine Kombina on von Dorflinde, Sitzplateau und großem Brunnen vor: das räumliche Dach der Linde wirkt wie eine Klammer und verbindet die beiden Platzseiten miteinander. Als raumbildendes Element scha sie einen Ort, an dem man sich treffen und verweilen kann. Der Baum sollte von Anfang an mit einer entsprechenden Größe gesetzt werden. Als lebendiges Element erzählt die Dorflinde vom neuen Leben im Zentrum. In Ergänzung zur ‚Beseelung‘ aus der Mi e muss die Gebäudekulisse den platzar gen Bereich so gut wie möglich zusammenhalten. Neben der Ergänzung des Bestandsgebäudes um eine ‚haltende Ecke‘ sind sekundäre Elemente wie Pergolen ein Element, das Zusammenhang s et – Zusammenhang zwischen frei stehenden Einzelhäusern und einen Zusammenhang zu regionalen Tradi onen, die aufgenommen werden, um einen Platzraum zu schaffen, in dem BürgerInnen vor Ort ein zwangloses Gefühl von Daheim-Sein entwickeln können. M : 1 : 100 Nutzungsvarianten WIR BAUEN UNS EIN NEUES ORTSZENTRUM Wir bauen das neue Zentrum selber. Das Projekt entsteht aus dem Ort und den Fähigkeiten seiner Bewohner. Die Gebäudekonstruk onen sind so gewählt, dass viele Teile des Bauwerks mit elementaren handwerklichen Fähigkeiten in Eigenregie vollendet werden können. Zahlreiche BürgerInnen vor Ort besitzen diese Fähigkeiten und werden sich mit Begeisterung an der Konstruk on der neuen Ortsmi e beteiligen. In diesen Prozess können auch Migranten eingebunden werden: Integra on in der gemeinsamen Tä gkeit. Die Möglichkeit der hand-werkenden Teilnahme von engagierten BürgerInnen in Koopera on mit Fachleuten und Migranten wird durch die handwerkliche Fügung von Bauteilen zugleich eine erfreuliche gesellscha liche Fügung bewirken. Das gemeinsame Erlebnis des Bauprozesses wird einen hohen Grad an Iden fika on mit dem neuen Dorfzentrum erzeugen. Lageplan M : 1 : 200 Ansicht Ost M : 1 : 100 AKTIVITÄTEN, RAHMEN UND RAUMZONEN Ein gepflasterter Rahmen (Kleinsteinpflaster) verbindet den neuen Dorfplatz mit dem Gemeindeamt (Integra on der Straße) und scha gleichzei g barrierefreie Zugänge zu allen Platzbereichen und angrenzenden Gebäuden. Alle Gebäude werden jetzt unmi elbar an den Platz angebunden, auch die Pension Post, die einen neuen und prominenten Zugang erhält. Sitzstufen werden als gestalterisches Element eingesetzt, um dem Platz eine maßstäblich angepasste Rahmung zu geben. Zurückhaltende Geländeveränderungen schaffen vor dem neuen Gebäudeensemble ebene Flächen, die bei Festen gut und komfortabel bespielt werden können. Die zentrale Raumzone wird als gesandete Fläche (wassergebundene Decke) ausgebildet und mit unaufdringlichen Ak vitätsangeboten ausgesta et: neben der Lehmkegelbahn sind das Bereiche, in denen Märkte abgehalten werden können oder auch eine dynamische Doppelschaukel, die Kinder und Erwachsene zugleich zum Fliegen einlädt. (Die leichte Aluminiumkonstrukon wird so auf Fundamenten fixiert, dass sie bei großen Festen leicht demon ert werden kann.) FUNKTIONSANGEBOTE Die Gebäudeorganisa on setzt den neuen Saal (Mul funk onsraum) prominent an die Süd-Westwecke des Gebäudes. Die Ausbildung einer Ecke gibt dem Platz Halt – und öffnet zugleich durch die vorgelagerte Pergolazone das Gebäude zum Platz. Die Küche kann durch eine Falt-Schiebewand abgetrennt werden. Der Saal mit offenem Dachstuhl ist handwerklich aus Holz und Glas gefügt und erhält so eine hohe sinnliche Qualität und Behaglichkeit. Durch das Zusammenspiel von Material und Konstruk on erscheint er feierlich und robust, variabel und präzise. Die Foyerzone wird ebenfalls frei mit der Pergola verbunden; die Garberobe wird zugleich als Vorzone für die WCs genutzt. Der Frei-Raum kann zahlreiche Funk onen aufnehmen: als Dorfloggia, in der man auch bei Regen draußen sitzen kann, bei Konzerten oder Seminaren als Raucherzone, bei Festen und Hochzeiten als Außenbuffetraum etc. Die Pergola bietet eine erhöhten Sitzbereich, der sich auch für Zuschauer des Treibens auf dem Platz anbietet. Bei Bedarf kann der (ebene) Bereich der Lehmkegelbahn mit einem zeltar gen Dach überdeckt werden: eine mobile Stützenreihe kann in Fundamente gesetzt werden, das Membrandach wird dann bei Bedarf zwischen diese Stützen und den Stützen der Pergola aufgespannt. Am Brunnen vor dem Tore... Ansicht Süd M : 1 : 100 Wassergebundene Decke Kopfsteinpflaster im Segmentbogen Wassergebundene Decke Doppelschaukel Anlehnbügel BAUWERKE UND UMGANG MIT DEM BESTAND Ansicht Nord M : 1 : 100 Um die geforderte bauliche Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, wird das Bestandsgebäude um einen zweiten Baukörper ergänzt, der zwanglos die neuen Funk onen von Saal und Küche aufnehmen kann, ohne die vorhandene Bausubstanz unnö g strapazieren zu müssen. Mit Respekt vor der einfachen Substanz des Bestands werden hier neben dem ‚Freidach‘ (Frei-Zimmer) Foyer, Garderobe und Sanitärräume integriert – Maßnahmen, die eine behutsame und kostenschonende Adap erung der Substanz erlauben. Der Neubautrakt nimmt die Formensprache der Region auf (Ausbildung eines einfachen Sa eldachs zur Erweiterung der bestehenden Dachlandscha ) und bietet zugleich eine spielerische Weiterentwicklung von Tradi onen der lokalen anonymen Architektur: die Wandkonstruk onen des Neubautraktes werden aus rippenar gen Holzstützen gebildet, die mit Verglasungen und Holztafeln ausgefacht werden. Die Fassade entwickelt so ein starkes Relief aus und bietet ein reiches Spiel von Licht und Scha en. Ein- und Ausblicke schaffen Tiefe und bilden einen geheimnisvollen Reiz. Die Filterung des Lichteinfalls wird westsei g durch die Einfügung von Holzlamellen fortgesetzt: tradi onelle Elemente werden hier mit den technischen Möglichkeiten der Gegenwart weiterentwickelt und erzeugen einen Gesamteindruck, der sich harmonisch mit dem Bestand verbindet, ohne sich historischen Vorbildern anzubiedern. Der formale Ausdruck des Gebäudes kommt aus der Zeitlosigkeit einer offenen Zukun , die da beginnt, wo durch das umsich ge Fügen vom Materialien und Werkstoffen zugleich eine neue gesellscha liche Realität gefügt wird. Schnitt B-B M : 1 : 100 Schnitt A-A M : 1 : 100 Aufenthaltsgelegenheiten Ansicht West M : 1 : 100