Liftung von Kurven Def inition 0.1 Eine stetige Abbildung f : Y → X topologischer Räume heißt ein lokaler Homöomorphismus, wenn jeder Punkt y ∈ Y eine offene Umgebung V beseitzt, so dass die Einschränkung von f auf V ein Homöomorphismus auf eine offene Menge U ⊂ X ist. Eine stetige Abbildung f : Y → X topologischer Räume heißt eine Überlagerung, wenn jeder Punkt x ∈ X eine offene Umgebung U besitzt, so dass [ f −1 (U ) = Vi (1) i∈I wobei die Vi disjunkte offene Mengen von Y sind, und f|Vi : Vi → U für alle i ∈ I ein Homöomorphismus ist. Eine Überlagerung ist ein lokaler Homöomorphismus. Lemma 0.2 Es sei π : Y → X ein lokaler Homöomorphismus. Es sei S ein topologischer Raum und es seien f, g : S → Y zwei Abbildungen, so dass π ◦ f = π ◦ g. Dann ist die Menge {s ∈ S | f (s) = g(s)} (2) eine offenen Teilmenge von S. Beweis: Es sei s ∈ S, so dass f (s) = g(s). Wir wählen eine offene Umgebung V von f (s) ∈ Y , die bei f homöomorph auf eine Umgebung U von π(f (s)) ∈ X abbgebildet wird. Es existiert eine Umgebung W von s ∈ S, die sowohl bei f als auch bei g in V abbgebildet werden. Aber dann stimmen f und g auf W überein. Q.E.D. Wenn Y haussdorffsch ist, so ist die Menge (2) auch abgeschlossen. Wenn π eine Überlagerung ist, folgt die Abgeschlossenheit auch wenn Y nicht hausdorffsch ist. In der Tat: Wir zeigen, dass das Komplement von (2) offen ist. Es sei s ∈ S, so dass f (s) 6= g(s). Wir finden eine Umgebung U von π(f (s)) mit der Eigenschaft 1. Dann gilt f (s) ∈ Vi und g(s) ∈ Vj , wo Vi ∩ Vj = ∅. Also sind f und g auf der offenen Menge f −1 (Vi ) ∩ g −1 (Vj ) verschieden. 1 Satz: Es sei f : Y → X eine stetige Abbildung von topologischen Räumen mit folgender Eigenschaft. Jeder Punkt von X besitzt eine Umgebung V , so daß f −1 (V ) eine disjunkte Vereinigung von offenen Mengen Ui , i ∈ I in Y ist und so daß für jedes i ∈ I die Abbildung f einen Homöomorphismus Ui → V induziert. Es sei γ : [0, 1] → X eine Kurve und y ∈ Y ein Punkt mit f (y) = γ(0). Dann existiert eine eindeutig bestimmte Kurve γ̃ : [0, 1] → Y , so daß γ̃(0) = y und f ◦ γ̃ = γ. Beweis: Wir beginnen mit zwei Anmerkungen. Man ändert nichts an der Aussage des Satzes, wenn man [0, 1] durch ein beliebiges anderes endliches Intervall [a, b] ersetzt. Wir nennen eine Kurve γ̃ mit f ◦ γ̃ = γ eine Liftung von γ. Wenn wir noch eine zweite Liftung γ̃ 0 von γ haben, so dass γ̃ 0 (0) = y, so stimmen nach dem Lemma und der anschließenden Bemerkung beide Liftungen auf einer offenen und abgeschlossenen Teilmenge von [0, 1] überein und sind daher gleich. Das beweist die Eindeutigkeit von γ̃. Wir betrachten zunächst den Fall, wo man V = X wählen kann. Dann ` gilt Y = Ui und y ∈ Uj für genau ein j ∈ I. Da f einen Homöomorphismus fj : Uj → X induziert, ist γ̃ = fj−1 ◦ γ eine Liftung. Wir behandeln jetzt den allgemeinen Fall. Wir betrachten das Supremum a aller reellen Zahlen s ∈ [0, 1], so daß eine Kurve γ̃ : [0, s] → Y existiert, mit den Eigenschaften γ̃(0) = y und f ◦ γ̃ = γ auf dem Intervall [0, s]. Es sei V eine Umgebung von γ(a), deren Existenz in den Vorausetzungen des Satzes gefordert wird. Da γ stetig ist, gibt es eine reelle Zahl δ > 0, so daß γ([a − δ, a + δ]) ⊂ V (bzw. γ([1 − δ, 1] ⊂ V für a = 1). Wir zeigen, daß die Annahme a < 1 zum Widerspruch führt. Wir betrachten eine Kurve γ̃ : [0, a − δ] → Y , deren Existenz in der Definition von a gefordert wird. Es sei γ̃(a − δ) = y 0 . Nach dem bereits behandelten Fall V = X, kann man die Kurve γ : [a − δ, a + δ] → V eindeutig zu einer Kurve ρ : [a − δ, a + δ] → f −1 (V ) liften, so daß ρ(a − δ) = y 0 . Die Existenz der folgenden Kurve ist ein Widerspruch zur Definition von a: ( γ̃(t) für t ∈ [0, a − δ] γ̃1 (t) = ρ(t) für t ∈ [a − δ, a + δ] Also gilt a = 1. Dann findet man genau wie eben γ̃ : [0, 1 − δ] → Y und ρ : [1 − δ, 1] → Y und damit die im Satz behauptete Liftung. Q.E.D. 2 Satz: Es sei f : Y → X eine Überlagerung. Es sei S ein topologischer Raum. Es seien H : S × I → X, und h̃ : S → Y stetige Abbildungen, so dass H(s, 0) = f ◦ h̃(s). Dann existiert eine eindeutig bestimmte stetige Abbildung: H̃ : S × I → Y, so dass H̃(s, 0) = h̃(s). Satz: Es sei f : Y → X eine Überlagerung topologischer Räume. Es sei y0 ∈ Y und x0 = f (y0 ). Wir haben die Abbildung f∗ : π(Y, y0 ) → π(X, x0 ). Es sei Z ein topologischer Raum der wegzusammenhängend und lokal wegzusammenhängend ist. Es sei z0 ∈ Z. Es sei g : Z → X eine stetige Abbildung, so dass g(z0 ) = x0 . Es gibt genau dann eine stetige Abbildung h : Z → Y mit h(z0 ) = y0 , so dass f ◦ h = g, wenn das Bild der Abbildung g∗ : π(Z, z0 ) → π(X, x0 ) im Bild von f∗ liegt. Die Abbildung h ist eindeutig bestimmt. Operation der Fundamentalgruppe auf der Faser einer Überlagerung. Es sei f : Y → X eine Überlagerung. Es sei x0 ∈ X. Es sei σ : I → X eine geschlossene Kurve, so dass σ(0) = σ(1) = x0 . Zu jedem Punkt y ∈ f −1 (x0 ) gibt es genau eine Kurve σ̃ : I → Y , so dass f ◦ σ̃ = σ und σ̃(0) = y. Wir definieren yσ := σ̃(1). (3) Die Fomel (3) definiert eine Rechtsoperation von π(X, x0 ) auf der Faser f −1 (x0 ). Satz 0.3 Es sei y0 ∈ f −1 (x0 ). Die Abbildung f∗ : π(Y, y0 ) → π(X, x0 ). ist injektiv und ihr Bild ist der Stabilisator von y0 bei der Rechtsoperation von π(X, x0 ) auf f −1 (x0 ). 3 Ein Morphismus von Überlagerungen r : (Y, f ) → (Z, g) ist eine stetige Abbildung r : Y → Z, so dass g◦r = f . Wir schreiben r ∈ HomX ((Y, f ), (Z, g)). Die induzierte Abbildung r : f −1 (x0 ) → g −1 (x0 ) ist eine Abbildung von π(X, x0 )-Rechtsmengen. Satz 0.4 Es sei X wegzusammenhängend und lokal wegzusammenhängend. Die Abbildung von Mengen HomX ((Y, f ), (Z, g)) −→ Hom−π(X,x0 ) (f −1 (x0 ), g −1 (x0 )) ist bijektiv. (Rechts steht die Menge der Abbildungen von π(X, x0 )- Rechtsmengen.) Wir setzen im folgenden stets X wegzusammenhängend voraus. Wir bemerken, dass Y genau dann wegzusammenhängend ist, wenn π(X, x0 ) transitiv auf f −1 (x0 ) operiert. Die Gruppe π(X, x0 ) ist bezüglich der Multiplikation von rechts eine π(X, x0 )-Rechtsmenge. Ein Überlagerung (X̃, u) ist universell, wenn u−1 (x0 ) als π(X, x0 )-Rechtsmenge isomorph zu π(X, x0 ) ist. Nach Satz 0.4 sind zwei universelle Überlagerung von X als Überlagerungen isomorph. Es sei f : Y → X eine Überlagerung von X, so dass Y einfach zusammenhängend ist. Da Y wegzusammenhängend ist, operiert π(X, x0 ) transit auf der Faser f −1 (x0 ). Es sei y0 ∈ f −1 (x0 ). Nach Proposition 0.3 ist der Stabilisator von y0 in π(X, x0 ) trivial (d.h. = {1}). Also ist f −1 (x0 ) als π(X, x0 )-Rechtsmenge isomorph zu π(X, x0 ). Also ist f : Y → X eine universelle Überlagerung. Beispiel: Es sei X = S 1 . Wir setzen Y = R. Weil Y kontrahierbar ist, ist es auch einfach zusammenhängend. Wir definieren f : Y → X durch f (x) = (cos 2πx, sin 2πx) ∈ S 1 . Das ist eine Überlagerung und folglich eine universelle Überlagerung. Es sei x0 = (1, 0) ∈ S 1 . Es gilt f −1 (0) = Z ⊂ R = Y . Es sei ω : I → S 1 ein geschlossener Weg mit ω(0) = ω(1) = x0 . Es existiert genau eine Liftung ω̃ : I → Y , so dass ω̃(0) = 0 ∈ Y . Wir setzen ω̃i (t) = ω̃(t) + i ∈ Y für i ∈ Z. Dann ist ω̃i die eindeutig bestimmte Liftung von ω, so dass ω̃i (0) = i. Wir definieren eine Funktion W : π(S 1 , x0 ) → Z: W(ω) = ω̃(1) ∈ Z. 4 (4) Satz 0.5 W : π(S 1 , x0 ) → Z (5) ist eine Isomorphismus von Gruppen. Man nennt W(ω) die Windungszahl des Weges ω : I → S 1 . Beweis: π(S 1 , x0 ) operiert von rechts auf f −1 (x0 ) = Z. Wir bezeichnen diese Operation hier mit •. i • ω = i + W(ω), für alle ∈ Z. In der Tat, nach Definition ist i • ω = ω̃i (1) = i + ω̃(1) = i + W(ω). Aus der Gleichung i • (ω ∗ τ ) = (i • ω) • τ folgt, dass W ein Homomorphismus ist. Nach Proposition 0.3 ist der Sabilisator von i ∈ f −1 (x0 ) = Z in π(S 1 , x0 ) trivial. Daher impliziert W(ω) = 0, dass die Klasse von ω in π(S 1 , x0 ) trivial ist. Daher ist 5 injektiv. Weil Y wegzusammenhängend ist, gibt für beliebige i, j ∈ Z ⊂ Y einen Verbindungsweg. Daher ist (5) auch surjektiv. Q.E.D. Der topologische Raum R2 \ {0} ist homotopieäquivalent zu S 1 und hat daher ebenfalls die Fundamentalgruppe Z. Wir können eine universelle Überlagerung hinschreiben: R>o × R → R2 \ {0} (r, t) 7→ (r cos 2πt, r sin 2πt) Es sei γ : I → R2 \ {0}. Wir wählen eine Liftung ˜(γ) : I → R>0 × R. Es sei ˜(γ)(0) = (r0 , t0 ) und ˜(γ)(1) = (r1 , t1 ). Dann definieren wir die Windungszahl: W(γ) = t1 − t0 . Das ist eine ganze Zahl, wenn γ eine geschlossene Kurve ist. Es sei σ eine weitere geschlossene Kurve, aber evtl. mit einem anderen Anfangspunkt. Satz 0.6 Es sei H : I × I → R2 \ {0} eine stetige Abbildung, so dass für alle s, t ∈ I: H(0, t) = γ(t), H(1, t) = σ(t), H(s, 0) = H(s, 1). Dann haben γ und σ die gleiche Windungszahl. 5 Satz 0.7 ( Satz über den Hund an der Leine) Es seien γ und σ zwei geschlossene Kurven in R2 \ {0}. Die Verbindungsstrecke der Punkte γ(t) und σ(t) möge den 0-Punkt für kein t ∈ I treffen. Dann ist W(γ) = W(σ). Corollary 0.8 Es sei n > 0 eine natürliche Zahl. Es seien a0 , a1 , . . . , an−1 ∈ C komplexe Zahlen. Dann gibt es eine Zahl z ∈ C, so dass a0 + a1 z + a2 z 2 + . . . + an−1 z n−1 + z n = 0. eine ste Es sei x0 ∈ R2 \ {0}. Wir bezeichenen mit x0 : I → R2 \ {0} den Kreis mit dem Mittelpunkt x0 und dem Anfangs und Endpunkt Satz 0.9 Es sei X wegzusammenhängend und lokal wegzusammenhängend. Wir nehmen an, dass X die folgende Eigenschaft E besitzt: (E) Jeder Punkt x ∈ X hat eine Umgebung N , so dass die Abbildung π(N, x) → π(X, x) trivial ist. Dann besitzt X eine universelle Überlagerung. Es sei Y ein topologischer Raum und es sei G eine Gruppe. Wir sagen, dass G auf Y operiert (von links), wenn für jedes g ∈ G eine stetige Abbildung g : Y → Y , y 7→ gy existiert, so dass 1G y = y, und g(hy) = (gh)y, für y ∈ Y, g, h ∈ G. Hier ist 1G ∈ G das neutrale Element von G. Definition Die Operation heißt eigentlich diskontinuierlich, wenn jeder Punkt y ∈ Y eine Umgebung U besitzt, so dass gU ∩ U = ∅, für alle g ∈ G, g 6= 1G . Es seien Y1 und Y2 zwei topologische Räume auf denen G operiert. Eine stetige Abbildung ρ : Y1 → Y2 heißt G-äquivariant, wenn ρ(gy1 ) = gρ(y1 ). 6 Es sei X ein topologischer Raum und G eine Gruppe, die wir mit der diskreten Topologie versehen. Man definiert auf G × X die folgende Operation: g(h, x) := (gh, x) g, h ∈ G, x ∈ X. Diese Operation ist eigentlich diskontinuierlich. Es sei p : G × X → X die Projektion. Wenn y ∈ G × X, so gilt p(gy) = p(y). Definition Es sei X ein topologischer Raum und es sei G eine Gruppe. Ein G-Torseur auf X ist ein topologischer Raum Y mit einer Abbildung f : Y → X und einer Linksoperation von G auf Y , so dass 1. f (gy) = f (y), g ∈ G, y ∈ Y . 2. Für jeden Punkt x ∈ X gibt es eine offene Umgebung U und einen Homöomorphismus ρ : G × U → f −1 (U ). (6) so dass f (ρ((h, x))) = x, und ρ(g(h, x)) = gρ((h, x)). Aus dieser Definition folgt, dass f : Y → X eine Überlagerung ist und G auf Y eigentlich diskontinuierlich operiert. Die Abbildung ρ ist eine Gäquivariante Abbildung von Überlagerungen von X. Ein Morphismus von Torseuren ρ : (Y1 , f1 ) → (Y2 , f2 ) ist eine stetige Abbildung ρ : Y1 → Y2 von Überlagerungen, die G-äquivariant ist. (G × X, p) ist ein G-Torseur auf X. Das nennt man den trivialen GTorseur. Die Bedingung (6) besagt, dass lokal auf X ist jeder Torseur isomorph zum trivialen Torseur ist. Beispiel: Unter den Vorausetzungen von Satz 0.9 ist die universelle Überlagerung (X̃, u)) ein π(X, x0 )-Torseur. Die Operation von π(X, x0 ) auf X̃ erhält man aus Satz 0.4 , weil π(X, x0 ) von links auf der π(X, x0 )Rechtsmenge π(X, x0 ) operiert. Es sei (Y, f ) ein G-Torseur über X (wegzusammenhängend) und x0 ∈ X. Es sei y0 ∈ f −1 (x0 ). Dann gibt es zu jedem σ ∈ π(X, x0 ) gibt es genau ein α(σ) ∈ G, so dass α(σ)y0 = y0 σ Hier steht links die Operation von G auf X und rechts steht die Rechtsoperation der Fundamentalgruppe π(X, x0 ) auf der Faser f −1 (x0 ). Man erhält 7 einen Homomorphismus von Gruppen α : π(X, x0 ) → G. (7) Wir haben also zu jedem punktierten G-Torseur (Y, f, y0 ) einen Homomorphismus α assoziiert. Es sei (X̃, u) eine universelle Überlagerung von X. Es sei x0 ∈ X. Wir fixieren einen Punkt c0 ∈ u−1 (x0 ). Dann haben wir eine Bijektion von Rechtsmengen π(X, x0 ) → u−1 (x0 ), die durch die Bedigung 1 → c0 bestimmt ist. Die fixieren wir und schreiben π(X, x0 ) = u−1 (x0 ). Dann ist c0 das neutrale Elemnten von π(X, x0 ), d.h. die Homotopieklasse der Kurve c0 (t) = x0 . Der zur der punktierten universellen Überlagerung (X̃, u, c0 ) assoziierte Homomorphimus (7) ist die identische Abbildung id : π(X, x0 ) → π(X, x0 ). Corollary 0.10 Die Vorraustzungen von Satz 0.9 mögen gelten. Es sei x0 ∈ X. Es sei F eine π(X, x0 )-Rechtsmenge. Dann ist f : F ×G X̃ → X eine Überlagerung von X, wo f (a, y) = u(y). Die Abbildung F −→ f −1 (x0 ), a ∈ F a 7→ (a, c0 ) eine Bijektion von π(X, x0 )-Rechtsmengen. Corollary 0.11 Die Vorraustzungen von Satz 0.9 mögen gelten. Es sei x0 ∈ X. Es sei ξ : π(X, x0 ) → G ein beliebiger Gruppenhomomorphismus. Dann existiert ein punktierter G-Torseur (Y, f, y0 ), wo f (y0 ) = x0 , so dass der assoziierte Homomorphismus (7) gleich ξ ist. Wenn (Y 0 , f 0 , y00 ) ein weiterer punktierter G-Torseur mit dieser Eigenschaft ist, so gibt es genau einen Morphismus von Torseuren ρ : (Y, f, y0 ) → (Y 0 , f 0 , y00 ), (8) so dass ρ(y0 ) = y00 . Die Eindeutigkeit sieht man so: Es sei τ eine weiterer Morphismus mit den Eigenschaften (8). Dann gilt für alle g ∈ G: ρ(gy0 ) = gρ(y0 ) = gy00 = gτ (y0 ) = τ (gy0 ). 8 Da G transitiv auf der Faser f −1 (x0 ) operiert, folgt dass ρ und τ eingeschränkt auf f −1 (x0 ) übereinstimmen. Aber dann stimmen nach Proposition 0.4 auch ρ und τ überein. Theorem 0.12 Es sei X wegzusammenhängend und lokal wegzusammenhängend. Es seien U und V wegzusammenhängende offene Teilmegen von X, so dass U ∩ V wegzusammenhängend ist. Wir setzen voraus, dass X, U, V, U ∩ V die der Bedingung (E) erfüllt ist. Es sei x0 ∈ U ∩ V . Wir betrachten folgendes kommutative Diagramm von Gruppenhomomorphismen: ι U π(U ∩ V, x0 ) −−− → π(U, x0 ) κU ιV y y π(V, x0 ) −−−→ π(X, x0 ). κV α α Es sei G eine Gruppe und es seien α : π(U, x0 ) −→ G und β : π(V, x0 ) −→ G zwei Gruppenhomomorphismen, so dass α ◦ ιU = β ◦ ιV . α Dann existiert genau eine Gruppenhomomorphismus γ : π(X, x0 ) −→ G, so dass γ ◦ κU = α und γ ◦ κV = β. Durch diese Eigenschaft ist die Gruppe π(X, x0 ) aus den beiden Gruppenhomomorphismen ιU und ιV eindeutig bestimmt. Corollary 0.13 Es sei Ω ⊂ R2 eine offenen konvexe Menge. Es seien P1 , . . . , Pm verschiedene Punkte von Ω. Es sei x0 ∈ Ω ein weiterer Punkt. Wir wählen eine Zahl > 0. Wir legen um jeden der Punkte Pi eine Kreis Ki mit dem Radius . Wir wählen so klein, dass die Kreise ganz in Ω \ {x0 } liegen und paarweise disjunkt sind. Wir wählen eine Punkt Fi auf dem Kreisumfang von Ki . Wenn wir den Kreis Ki von Fi einmal auf dem Umfang (z.B. im positiven Drehsinn) umrunden, so erhalten wie eine geschlossene Kurve γi in Ω \ {P1 , . . . , Pm }. Wir wählen beliebige Kurven αi in Ω \ {P1 , . . . , Pm } die den Punkt x0 mit dem Punkt Fi verbinden und setzen τi = αi ∗ γ ∗ αi−1 . Dann ist π(Ω \ {P1 , . . . , Pm }, x0 ) die freie Gruppe mit den Erzeugenden τ1 , . . . , τ m . 9 Satz: Es sei P ∈ R2 ein Punkt der Ebene mit den Koordinaten (x0 , y0 ). Es sei γ : I → R2 \ {P } eine stetig differenzierbare Kurve und WP (γ) ihre Windungszahl bezüglich P . Dann gilt: Z −(y − y0 )dx + (x − x0 )dy 1 . WP (γ) = 2π γ (x − x0 )2 + (y − y0 )2 10