Erstes 6-geschossige Studenten- wohnheim im Passivhausstandard

Werbung
5. Europäischer Kongress für effizientes Bauen mit Holz 2012
Erstes 6-geschossige Studentenwohnheim | K. Künzel
Erstes 6-geschossige Studentenwohnheim im Passivhausstandard
Innovatives Wohnen im Holzhaus
Kay Künzel M.Eng.Dipl.Ing
raum für architektur
DE-Wachtberg
1
5. Europäischer Kongress für effizientes Bauen mit Holz 2012
2
Erstes 6-geschossige Studentenwohnheim | K. Künzel
5. Europäischer Kongress für effizientes Bauen mit Holz 2012
Erstes 6-geschossige Studentenwohnheim | K. Künzel
Innovatives Wohnen im Holzhaus –
„Studentenwohnheim 42“
1.
Synopsis:
Mit dem Projekt „Studentenwohnheim 42“ in Bonn wird nicht nur der erste sechsgeschossige
Holzbau in Nordrhein-Westfalen Wirklichkeit, sondern das erste sechsgeschossige Gebäude
bundesweit mit Brandwänden in Holzbauweise und Wärmedämmung aus Zellulose. Das
Gebäude soll Nullheizenergiestandard erreichen, basierend auf der Passivhausbauweise.
2.
Zielsetzung:
Mit dem Projekt „Studentenwohnheim 42“ möchten der Architekt Kay Künzel und sein
Team von „raum für architektur“ bestehende Grenzen im Holzbau überwinden.
Das Ziel ist zum einen, den Beweis anzutreten, dass die Bestimmungen der Landesbauordnung in Bezug auf den baulichen Brandschutz auch in großen Gebäudeformaten auf
nachhaltige Weise mit erneuerbaren Rohstoffen erfüllbar sind. Höchste Energieeffizienz,
unterstützt durch eine neuartige Gebäudeautomation, sichert langfristig niedrige Energiekosten im Betrieb und höchsten Nutzerkomfort.
Weiterhin soll mit dem „Studentenwohnheim 42“ aufgezeigt werden, dass eine Realisierung eines Studentenwohnheims mit 42 Wohneinheiten nachhaltig und energieeffizient
auch unter hohen Brandschutzanforderungen als Passivhaus in Holzbauweise erreichbar
und darüber hinaus wirtschaftlich und praktikabel ist.
Demnach ist dieses Projekt in mehrfacher Hinsicht innovativ und zukunftsweisend:
Es beweist, dass durch die Kombination einer hocheffizienten Planung mit „Just in Time“Produktion weitgehend vorgefertigter Bauteile eine Kostenminimierung im Holzbau erreicht werden kann, die ihn für neue Nutzungsbereiche als bislang üblich wirtschaftlich
interessant machen. Dies geschieht jedoch nicht auf Kosten der Umwelt, da überwiegend
regional produzierte, CO2-freundliche, nachwachsende und leicht recyclebare Baustoffe
Verwendung finden.
Dabei geht das Projekt – in Kooperation mit den örtlichen Baubehörden und Brandschutzexperten – neue Wege in Sachen Brandschutz, die für eine breitere Nutzung des
Werkstoffes Holz richtungsweisend sein können und dazu dienen, bisherige Hemmnisse
und Bedenken abzubauen.
Mit einem Einsatz von einheimischen Hölzern aus der Region (Eifel, Sauerland, Siegerland…) wird zudem die regionale Wirtschaft gefördert und ein Impuls für diese gegeben,
sich in innovative Projekte und standardisierte Produktionsmethoden einzubringen.
Mit der umfassenden Dokumentation der perfektionierten Planungs- und Konstruktionsschritte werden im Rahmen einer Doktorarbeit die neuen, innovativen Ansätze für zukünftige Anwendung nutzbar gemacht. Eine umfassende mediale Begleitung dient zudem
nicht nur der Präsentation des Projektes selbst, sondern auch einer Steigerung des
Images des Werkstoffes Holz und einem stärkeren Interesse an einem Einsatz des regional
vorhandenen Rohstoffs.
Somit schafft das Projekt eine „Win-Win-Situation“ für die Umwelt, Bauherren sowie
Holzproduzenten und -verarbeiter und Bewohner gleichermaßen:
Die bisherigen Grenzen der Holzbauweise werden überschritten, neue Möglichkeiten
nachhaltigen Bauens in Passivhausbauweise aufgezeigt.
Trotz Holz gibt es keine unüberwindbaren Hürden im Brandschutz.
Bauherren und Bewohner erhalten ein hochwertiges und wirtschaftliches Produkt, das
höchsten Umweltstandards gerecht wird.
Der Einsatz von heimischem Holz aus der Region bei regionalen Betrieben vermeidet
lange Transportwege und verschafft sowohl den Produzenten wie auch den Verarbeitern neue Absatzmärkte.
Aktiver Klimaschutz durch geringen Primärenergiebedarf und niedrigen Endenergiebedarf.
Die Wertschöpfung bleibt in der Region.
3
5. Europäischer Kongress für effizientes Bauen mit Holz 2012
4
Erstes 6-geschossige Studentenwohnheim | K. Künzel
Abbildung 1: Südansicht – Die Fensterfront beschreibt die Zahlen 10 10 10 = Binär für 42
3.
Das Projekt im Einzelnen:
Ausgangslage:
Auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts wird Holz als Baustoff in Nordrhein-Westfalen und
in der Bundesrepublik Deutschland noch nicht in dem Maße eingesetzt, wie es im Sinne
des nachhaltigen Bauens und des Einsatzes von erneuerbaren Energien wünschenswert
und notwendig wäre. 1
Trotz eines gesteigerten Bewusstseins für die Verwendung ökologischer und nachwachsender Baustoffe gehen viele private und öffentliche Bauherren wie auch im Baubereich
Tätige aus mangelnder Kenntnis immer noch davon aus, dass die Bestimmungen und
Erfordernisse des Brandschutzes entweder allein über konventionelles Bauen zu erreichen
sind oder bei Gebäuden, die in Holzbauweise errichtet werden, nur mit erheblichen Mehrkosten zu realisieren sind.
Selbst bei Genehmigungsbehörden und Entscheidungsträgern ist die Verwendung des
Baustoffes Holz in Bezug auf brandschutzrelevante Vorschriften immer noch mit Vorurteilen belastet.
Allgemeine Informationen zum „Studentenwohnheim 42“:
Das Demonstrationsprojekt wird in der Karl-Frowein-Straße in Bonn realisiert. Das dortige Anwesen ist im Familienbesitz und befindet sich an der Schnittstelle zwischen Wohnen
und Gewerbe in Sichtweite der Viktoriabrücke. Derzeit wird der Hinterhof des bestehenden Mehrfamilienhauses von einem Textil- und Schrottbetrieb genutzt. Im Rahmen der
Planung wird dieser von einem begrünten, beruhigten Innenhof ersetzt. Zurzeit wird das
Vorderhaus als Wohngebäude genutzt. Der gesamte Bestand ist jedoch baufällig, so dass
eine Renovierung nicht wirtschaftlich ist.
1
Hochschule Rosenheim, Abschlussbericht des TP08 „Marktforschung und Markterschließung“, Prof. H Köster
5. Europäischer Kongress für effizientes Bauen mit Holz 2012
Erstes 6-geschossige Studentenwohnheim | K. Künzel
Den allgemeinen Strukturwandel der Nachbarschaft von Industriegebiet zum Wohnquartier
und das hohe Entwicklungspotential seiner innerstädtischen Lage soll das Bauvorhaben als
Leuchtturmprojekt fördern.
Geplant ist ein sechsgeschossiges Wohngebäude mit 42 Wohneinheiten für Studenten
und Studentinnen. Im Erdgeschoss werden diese Einheiten barrierefrei gestaltet. Weiterhin steht für jede Wohneinheit von ca. 25qm eine Abstellbox als Lagerfläche im Keller zur
Verfügung.
Bauweise: Holz und Hightech
Bei dem Projekt „Studentenwohnheim 42“ handelt es sich um einen sechsgeschossigen
Holzbau in Passivbauweise – der erste seiner Art bundesweit.
Europaweit einzigartig ist die Verwendung von Holz in Brandwänden und die Dämmung
mit Zellulose.
Durch den Einsatz von Holz für die tragenden Wände, die die Tragebene und Dämmebene in sich vereinen, können schlankere Wandstärken als in herkömmlicher Bauweise umgesetzt werden. (Diese betragen – bei gleichen Dämmwerten – 40 cm, statt der sonst
üblichen 52 cm.) Doch nicht nur die Außenwände, sondern auch die Geschossdecken und
die Innenwände werden aus Holz hergestellt. Bei den Holzverbunddecken in Industriequalität bleiben Unebenheiten und Bearbeitung des Holzes sichtbar und verleihen dem
Raum Charakter, während die Holzwände mit Gipskartonplatten verkleidet werden. Der
Bodenbelag besteht aus Parkett. Auch die Fenster sind aus Holz gefertigt.
Besonderer Wert wird darauf gelegt, dass alle Produkte güteüberwacht und herkunftszertifiziert sind. Um den Primärenergieaufwand zu minimieren, werden ausschließlich
einheimische, regionale Hölzer verwendet und durch regionale Unternehmen verarbeitet.
Trotz – oder gerade wegen – des hohen Anteils von Holz, entsteht mit dem Studentenwohnheim 42 ein hoch energieeffizientes Gebäude im Passivhausstandard. Hierbei wird
weitestgehend auf den Einsatz erdölbasierter Stoffe (wie z.B. Folien, PolystyrolDämmung, …) verzichtet. Stattdessen sorgt Zellulose für die notwendige Dämmung, die
auch beim sommerlichen Wärmeschutze für niedrige Kühllasten sorgt.
Vernetzte Gebäudeautomation:
Die für diesen Gebäudesektor neuartige Gebäudeautomation steuert sämtliche Nutzerbedürfnisse und optimiert den Energieverbrauch. Durch Sensoren fühlt das Gebäude den
Bedarf an Temperatur, Überhitzungsschutz, Luftqualität und Beleuchtung und regelt die
Haustechnik energieeffizient entsprechend den individuellen Bedürfnissen der Nutzer.
Damit verbunden ist ein Informationssystem, das dem Nutzer monatlich seine
Verbrauchsdaten übermittelt. So werden Energiekosten transparent gemacht und der
Nutzer sensibilisiert.
Zusätzlich umfasst die Automation auch die Nutzung von Gemeinschaftsanlagen wie
Waschmaschine, Aufzug und Eingangssteuerung.
Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sowie ein Erdwärmetauscher sorgen dafür, dass es sich um ein Null-Heizenergie-Gebäude handeln wird. Auf eine konventionelle
Heizungsanlage kann verzichtet werden. Dafür sorgt auch die Energierückgewinnung aus
dem Duschwasser zur Vorerwärmung der Zuluft als eine weitere Innovation. Eine Photovoltaikanlage zur Eigenstromerzeugung auf allen Dachflächen und der Brüstung des zurückspringenden Dachgeschosses dient ebenfalls der Nachhaltigkeit des Gebäudes.
So wird mehr Strom produziert als Heizenergie benötigt wird.
Mit der weitgehenden – für diesen Gebäudesektor neuartigen – Gebäudeautomation und
der nutzeroptimierten Prozesssteuerung ist nicht nur ein gehobener Wohnkomfort für den
einzelnen Bewohner verbunden, sondern beides dient auch der Unterstützung des hauseigenen Brandschutzkonzeptes. Es verfügt über ein Meldesystem und visualisiert den Ereignisort für die Evakuierung und die Rettungsdienste und gibt Anleitungen im Brandfall.
5
5. Europäischer Kongress für effizientes Bauen mit Holz 2012
6
Erstes 6-geschossige Studentenwohnheim | K. Künzel
Neue Wege im Brandschutz:
Das absolute Novum in Sachen Brandschutz des Gebäudes ist, dass sämtliche tragende
und nicht tragende Wände in Holzbauweise mit dem neuen Kapselkriterium K60-2 verwirklicht werden. Auf diese Weise sind Konstruktionen aus brennbarem Material B1 möglich. – Selbst die Brandwände werden in Holzbauweise ausgeführt.
Die Holzdecken entsprechen der vorgeschrieben Feuerwiderstandsklasse F90, sind also
„feuerbeständig“. (Das heißt, ein Funktionserhalt über 90 min ist gewährleistet.)
Allein das innen liegende Treppenhaus als Fluchtweg muss aus Brandschutzgründen in
Beton ausgeführt werden. Die Entwicklung des Brandschutzkonzeptes war nur durch die
intensive Zusammenarbeit mit Fachingenieuren aus Deutschland und der Schweiz möglich.
Letztendlich wird sogar auf Brandschutzklappen im Lüftungssystem verzichtet werden
können – ebenfalls ein Novum in der Bundesrepublik in diesem Gebäudesektor.
Kostensenkung durch prozessoptimiertes Bauen:
Der Baustoff Holz bietet im Geschossbau einige Vorteile gegenüber dem konventionellen
Bauen. Dazu zählt die Möglichkeit eines hohen Grades an Vorfertigung, der Lager- und
Errichtungszeiten erheblich verringert. Dabei muss jedoch die Steigerung der Geschwindigkeit auch auf die Folgegewerke übertragen werden. Der Innenausbau (z.B. Maler- und
Installationsarbeiten) muss so im Bauablauf ebenfalls optimiert werden, sodass ein zeit
sparendes Bauen verwirklicht wird. Dies dient nicht nur der Kostenreduktion, sondern
auch einer möglichst geringen Belastung der Nachbarschaft im innerstädtischen Bereich.
Wissenschaftliche Begleitung:
Das Projekt wird von Fachleuten der Universität Krems (Österreich), des Passivhausinstitutes Darmstadt, sowie von renommierten Ingenieurbüros aus Deutschland und der
Schweiz wissenschaftlich begleitet.
Eine Dissertation analysiert das Projekt von der Planung bis in die Zeit seiner Inbetriebnahme hinein. Sie wird die optimierte Baustellenlogistik von Herstellung – Transport/
Lagerung bis hin zur Montage sowie die Energiebilanz des Hauses auswerten. Dabei zeigt
die Dissertation Grenzen und Perspektiven des Projekts auf – und macht es so für nachfolgende Projekte nutzbar. Durch das effiziente Monitoring, integriert in der Gebäudeautomation, können vor allem die Kosten-Nutzen Vorteile verdeutlicht werden.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Eine umfassende Presse- und Öffentlichkeitsarbeit begleitet das Pilotprojekt vom ersten
Spatenstich bis zur Nutzung durch die studentischen Bewohner. Die PR richtet sich nicht
nur an die Fachpresse der Holz- und Bauindustrie sondern auch an Umwelt- und Verbrauchermedien sowie an regionale und überregionale Medien allgemein. Damit soll das
Fachpublikum auf neuartige Wege im Holzbau aufmerksam gemacht werden und dem
interessierten Laien (und potenziellen Bauherren) wirtschaftliche Wege des Holzbaus im
Geschosswohnungsbau eröffnet werden.
Zudem wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit die Unterstützung durch wissenschaftliche Berater und finanzielle Förderer des Projekts in der Öffentlichkeit (gerne auch durch
personelle Präsenz bei Presseterminen) hervorgehoben.
5. Europäischer Kongress für effizientes Bauen mit Holz 2012
Erstes 6-geschossige Studentenwohnheim | K. Künzel
4.
Projektkonsortium
Investor:
Bauherrengemeinschaft Hucho / Künzel
Die Familie Hucho hat großes Interesse an nachhaltigen und umweltgerechten Investitionen bei ihren Immobilien. Aufgrund der hohen Komplexität und großen Entwicklungsaufwands schon im Vorfeld der Realisierung dieses Vorhabens wurde eine Projektgesellschaft
gegründet, der neben Bettina Hucho auch Kay Künzel angehört. Die Gesellschaft wird
sich auch um die Verwaltung und Bewirtschaftung des Objektes kümmern.
Architekt und Entwickler:
raum für architektur, Kay Künzel, Wachtberg
Das Team um den Architekten und Projektentwickler Kay Künzel hat umfangreiche Erfahrung in der Holzbauweise und im Bereich energieeffizienten Bauens.
Kay Künzel hat über 100 eigene Projekte in Holz- und Passivbauweise realisiert und berät
Investoren über Chancen und Lösungen energieeffizienten Bauens.
Weiterhin unterrichtet er an Universitäten und Akademien und wird über die Ergebnisse
dieses Projekts seine Promotion verfassen.
Fachingenieure:
Brandschutz
Holzbaustatik
Bauphysik
Haustechnik
Gebäudeautomation
Wissenschaftliche
Begleitung:
Medienarbeit:
Fotograf:
Dehne-Kruse Brandschutzingenieure, Gifhorn
Pirmin Jung, Ingenieure für Holzbau, Deutschland / Schweiz
M.Eng.Dipl.Ing.FH Kay Künzel, Wachtberg
Dipl.Ing. Wolfgang Fischer, Meckenheim mit
raum für architektur und Drexel- und Weiss, Österreich, dem
Marktführer innovativer Passivhaushaustechnik
raum für architektur mit GoWiTec, Oberwiehl
Department für Bauen und Umwelt, Donauuniversität Krems,
Fachbereich Future Building Solutions, Dr. Peter Holzer
Mona Grosche, Bonn
Oliver Volke, Alfter
7
Herunterladen