„Prinz“ zeigt sich schwer beeindruckt

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Nummer 124
Coesfeld
COBIGE 1
Montag, 29. Mai 2000
Der „Prinz“ zeigt sich schwer beeindruckt
COESFELD
Bäume niedergerissen, Stromleitungen eingerissen: Der
Sturm hielt Einsatzkräfte stundenlang in Atem (hier am
Wiedauer Weg).
Foto: job
Polizei und Feuerwehr
pausenlos im Einsatz
Sturm: Ausnahmezustand
-vth- Kreis Coesfeld. Der
Sturm hat gestern Feuerwehr und Polizei in Atem
gehalten. Um 14.43 Uhr ist
laut Feuerwehrleitstelle der
Ausnahmezustand für den
Kreis Coesfeld ausgerufen
worden. Allein bis 19.30
Uhr gestern Abend rückte
die Feuerwehr zu 184 Einsätzen aus. „Alles von uns
war unterwegs“, so Georg
Kersting von der Feuerwehrleitstelle. Menschen
sind jedoch nicht verletzt
worden, auch zu Unfällen
ist es glücklicherweise
nicht gekommen. Insgesamt
habe sich auch der Sachschaden noch in Grenzen
gehalten, so Polizei und
Feuerwehr in einer ersten
Bilanz.
Dennoch: „Wir waren
pausenlos unterwegs.“ Um
12 Uhr sind laut Kersting
die ersten Notrufe bei der
Feuerwehr
eingegangen.
„Ab 14 Uhr standen dann
die Leitungen nicht mehr
still.“ Die Leitstelle sei personell verstärkt, die Kreisbrandmeister alarmiert, der
Ausnahmezustand ausgerufen worden. Ab 15 Uhr
waren nahezu sämtliche
Feuerwehren im Kreis im
Einsatz. Der Wind riss zahlreiche Bäume nieder, Straßen mussten gesperrt werden. Der Wind schlug
Stromleitungen
nieder,
kurzfristige Stromausfälle
gab es im ganzen Kreis. In
Coesfeld stürzte ein Baugerüst um. Bäume auf der
Bahnlinie Coesfeld-Lüdinghausen blockierten stundenlang die Gleise.
Telefonnetze brachen zusammen, von Häusern polterten Dachziegel, einige
Autos wurden durch herabstürzende Bäume zerstört.
Die Notrufleitungen seien
zeitweise
hoffnungslos
überlastet gewesen, so Kersting.
TELEGRAMME
Premiere von Elixier auf der Freilichtbühne: Tosender Beifall für flottes Musical / Ganze Arbeit geleistet
Coesfeld. Es ging ganz
schnell: Der Star im Publikum,
Tobias Künzel von der PopGruppe „Die Prinzen“, der die
Musik für „Elixier“ komponiert hat, setzt sich in die
fünfte Reihe, mit ihm seine Lebensgefährtin Kati Naumann
(die den Text geschrieben hat)
und Wolfgang Lenk (Arrangements). Die drei waren extra
aus Leipzig gekommen, um
sich die Premiere ihres Stükkes am Samstagabend auf der
Freilichtbühne in Flamschen
anzusehen. Ein kurzes Raunen
im Publikum, schnell ein Beifall, dann beginnt schon das
Stück. Dies vorweg: So flott
geht es auch weiter, schrill
und bunt, atemlos nahezu,
knallig und frech. Es ist 1978,
in Bitterfeld in der DDR experimentieren Chemie-Studenten, darunter David (Marco
Fahrland) und sein Kollege
Hagen (Guido Holtkamp), an
einer Formel. David brüht in
Reagenzgläschen eine Trinktur, er hat, so glaubt er, ein Mittel gefunden, mit dem man
ewig jung bleibt − das Elixier.
Wenig später lernt er die Tänzerin Betti (Daniela Weiß) in
der Disco kennen, sie verlieben sich ineinander. Beide
trinken das Elixier. Betti wird
von David schwanger, er akzeptiert das Kind nicht. Betti
verlässt ihn und zieht in eine
andere Stadt. 20 Jahre später:
Die Mauer ist gefallen. Das Elixier hat bei David nicht gewirkt, er ist älter geworden.
Plötzlich taucht Betti wieder
auf − sie ist noch immer so
jung wie damals. Hat das Elixier bei ihr gewirkt?
Für die Freilichtbühne bedeutete es eine große Herausforderung, dieses moderne Musical
umzusetzen und auch ein
Stück Mut. Nach der Uraufführung 1998 in Leipzig ist die
Freilichtbühne das zweite
Theater, das das Musical aufführt und das erste, das es
open air wagt. Mutig ist die
Stückwahl vor allem, weil
viele Freilichtbühnen lieber
doch zu Klassikern greifen, die
meistens eine hohe Besucherzahl garantieren. Nimmt man
ein modernes, noch dazu so
ein quierliges Stück, müssen
die Darsteller erst recht überzeugen.
Das haben sie bei der ausverkauften Premiere getan. Die
Inszenierung des Pop-Musicals (Regie Thorsten Duit) darf
als äußerst gelungen bezeichnet werden: Voller Elan, aber
auch voller Emotionen rast die
Geschichte über die Bühne.
Ein bisschen Variete, ein bisschen Disco, sanfte Liebeslieder, Show und Tanz. Die Musik, zwar aus der Feder eines
Mitglieds der Boygroup „Die
Prinzen“, aber dafür eher untypisch: Da kommen neben
Pop und fetziger Disco-Musik
ruhige Balladen zum Einsatz.
Stimmig die Atmosphäre: Flower-Power der 70er in der
DDR vor miefig-grauer Kulisse. Studenten in braunen
Anzügen, mit Frisuren a la Ilya
Richter. Graue Häuser und
Blumen für die Darsteller: Auch Tobias Künzel von den „Prinzen“ (6.v.l.) strahlte übers ganze
Gesicht, nachdem er die rundum gelungene Aufführung gesehen hatte.
Foto: vth
farbloser Beton. Der Kontrast
wird nach dem Schnitt im
zweiten Teil gut deutlich gemacht: 20 Jahre später fällt die
Mauer, die schöne bunte Welt
mit Aldi, Ariel, Mannesmann
und MC Donald‘s zieht ein.
Die Studenten von damals tragen nun schwarze Anzüge und
gelen ihr Haar. Die drei
Schnattertanten, einst Nachbarn von Betti, machen jetzt
Aerobic. Die quierligen Hausfrauen hatten die Lacher auf
ihrer Seite, sobald sie mit ihren Besen zum neusten
Computerkurs
für Senioren
Coesfeld. Zu einer Schlesischen Maiandacht in der
Barockkirche in Zwillbrock
laden die Apostolische Visitatur Breslau und die
Pfarrgemeinde St. Fanziskus an Christi Himmelfahrt
(1. Juni) um 15 Uhr ein. Die
Maiandachten waren für
die Schlesier, die ihre Heimat nach dem Krieg verlassen mussten, eine Tradition, die ihnen immer wichtig war. So werden seit Jahrzehnten an vielen Orten in
Deutschland Maiandachten
gefeiert, wie auch in Zwillbrock.
Coesfeld. Einen ComputerEinführungskursus Word
97 für Senioren bietet die
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Kenntnisse in der EDV besitzen. Inhalte sind Grundfunktionen, Textverarbeitung und Textgestaltung.
Am Freitag (2. 6.) von 14 bis
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(3. 6.) von 9 bis 12 Uhr findet ein Aufbaukursus Word
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FBS ꇴ 9492-0.
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Auch der „Prinz“ und seine
beiden Mitstreiter aus Leipzig
waren beeindruckt − Küsschen und Umarmung für die
Hauptdarsteller. Das „Elixier“
hält wirklich jung − unbedingt
angucken und verzaubern lassen!
Viola ter Horst
Viel Spielfreude und Gefühl − dickes Kompliment
Die „Eltern“ des Musicals Tobias Künzel (Prinzen), Kati Naumann und Wolfgang Lenk im Gespräch
Coesfeld. Tobias Künzel
von der Pop-Gruppe Die Prinzen („Schweine“, „Mann im
Mond“) hat die Musik für „Elixier“ komponiert. Bei den
Aufführungen in Leipzig
spielte er den Studenten und
späteren
Chemie-FirmenChef Hagen. Künzels Lebensgefährtin
Kati
Naumann
schrieb den Text für das Musical, Wolfgang Lenk über-
Kati Naumann: Wir sind beeindruckt von der schauspielerischen Leistung und der Spielfreude. Da ist sehr viel Herz
drin. Mir gefällt die comicartige
Frage: Wie hat Ihnen die In- Umsetzung, ohne dass dabei
szenierung in Coesfeld ge- das Stück zur Klamotte verkommt. Ein dickes Kompliment
fallen?
von unserer Seite.
Tobias Künzel: Sehr gut, teilWolfgang Lenk: Die Darsteller
weise besser als in Leipzig.
spielen mit sehr viel Gefühl und
Enthusiasmus. Wirklich toll.
nahm die Arrangements. Unser Redaktionsmitglied Viola
ter Horst hat sich mit den drei
Leipzigern unterhalten.
Tobias Künzel: Ich gucke na-
Schlesische
Maiandacht
Klatsch ausholten („Nicht,
dass es uns so sehr interessiert,
wir sind nur gerne informiert“).
Die Freilichtbühne mit ihrem 40-köpfigen Ensemble leistete ganze Arbeit, jeder einzelne von ihnen. Ein mühevoll
inszeniertes Stück, das leicht
und flockig über die Bühne
geht. Eine schöne Unterhaltung, mit bunten Kostümen, in
sich stimmig. Zu Recht tosender Beifall und stehende Ovationen vom Publikum. „Ihr
seid klasse!“ Das stimmt.
INTERVIEW
türlich besonders kritisch auf
den Hagen, weil ich den in Leipzig selber gespielt habe.
Frage: Und? Wie finden Sie
ihn?
Tobias Künzel: Er ist viel lauter
als ich ihn gespielt habe, viel
draufgängerischer. Ich habe
ihn
mehr
hintergründigschmierig gespielt, hier ist er
„Viel Herz drin“: Tobias Künzel, Kati Naumann und Wolfgang cool und vordergründig-aggLenk.
Foto: vth ressiv. Ich finde das eine tolle
Idee.
Kati Naumann: Mir gefällt vor
allem die Betti − sie ist genauso
wie ich sie mir vorgestellt habe.
Tobias Künzel: Sofort. Unbedingt.
Frage: Ja? Ist der Wunsch
so groß, für immer jung zu
bleiben?
Wolfgang Lenk: Ja, ich auch.
Und der DJ in den Disco-Sze- Tobias Künzel: Nee, darum
nen ist auch klasse. Genauso nicht. Ich würde es einfach aus
war das damals in den Discos. Neugierde testen. Aus Verrücktheit. Weil es schrill wäre,
Frage: Was hat Ihnen denn wenn es so was gäbe.
nicht so gefallen?
Frage: Frau Naumann, wie
sind Sie auf die Idee für EliTobias Künzel: Nur so einige
xier gekommen?
Details vielleicht. In einer Theaterszene im Stück, die in der
DDR spielt, wird zum Beispiel Kati Naumann: Ich hatte schon
aus dem Musical „Hair“ zitiert. lange den Wunsch, ein Musical
Das steht so nicht im Buch. zu schreiben. Anfangs habe ich
Denn in der DDR wäre es nicht mit einem anderen Komponizusammengearbeitet,
möglich gewesen, „Hair“ aufzu- sten
führen, das wäre verboten wor- aber das gefiel mir nicht. Mit Toden. Aber es ist okay, „Hair“ bias klappte es dann. Die Botwar hier ein Erfolg, deswegen schaft des Stücks ist nicht, dass
hat man das wohl eingebaut. es kein Mittel für die ewige JuVon daher ist das in Ordnung. gend gibt. Damals war ich
schwanger, und ich habe beFrage: Herr Künzel, wenn merkt, dass wir durch die Kines tatsächlich ein Getränk der jung bleiben und weiterlegäbe, das ewig jung macht, ben. Das ist die eigentliche Botschaft des Stücks.
würden Sie es nehmen?
Bauhof fällt heute 60 Jahre alte Ulme in Liebfrauenpark
Coesfeld. Unter die Kettensäge kommt heute die 60 Jahre
alte Ulme im Liebfrauenpark.
Sie ist nach Angaben der Stadt
„einem gefährlichen Pilz zum
Opfer gefallen, gegen den noch
kein Kraut gewachsen ist“.
Wirksame Behandlungsme-
thoden gebe es nicht, bedauert
Baubetriebshofleiter
Theo
Reckert. Jetzt sei die Ulme, die
schon den Krieg überdauert
hat, von innen völlig ausgetrocknet. „Es gibt noch keine
ausgereiften neuen Ulmenzüchtungen, die gegen den
Pilz resistent sind“, sagt Rekkert. Deshalb wird er mit seinen Kollegen andere Baumarten im Liebfrauenpark anpflanzen. Vorher muss jedoch
das etwa 25 Meter hohe Baumgerippe unter die Säge, damit
die trockenen Äste nicht her-
unterbrechen können und womöglich Spaziergänger verletzen.
Es ist nicht das erste Mal,
dass Coesfelder Ulmen gefällt
werden. 1920/30 und dann erneut in den 70er Jahren trat das
Ulmensterben auf, an dem der
nur zwei Millimeter große Ulmensplintkäfer
maßgeblich
beteiligt ist. „Wahrscheinlich
hat das Tier den Pilz aus China
eingeschleppt“, sagt Reckert.
Infos sind beim städtischen
Baubetriebshof
unter
ꇴ 939 3001 erhältlich.
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