Stammzellbiotechnologie – Revolution etablierter Therapieverfahren? S 24 1 Einleitung … 24 2 Was sind Stammzellen? … 25 3 Entwicklung von Stammzellsystemen whrend der Ontogenese … 26 4 4.1 4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3 Stammzelltypen … 26 Embryonale Stammzellen (ES-Zellen) … 26 Somatische (adulte) Stammzellen … 28 H!matopoetische Stammzellen … 28 Neuronale Stammzellen … 29 Mesenchymale Stammzellen … 29 5 Plastizitt somatischer Stammzellen … 30 6 6.1 Anwendung der Stammzellbiologie in der HNO-Heilkunde … 31 M(gliche Bedeutung der Stammzellbiologie f,r die HNO-Heilkunde am Beispiel des Innenohres … 31 6.1.1 Bedeutung neurotropher Faktoren und anderer Molek,le f,r Differenzierung und Funktionserhalt cochle!rer Zellen … 31 6.1.2 Ist eine Regeneration sensorischer und neuraler cochle!rer Zellen aus Stammzellen vorstellbar? … 33 6.1.3 M(glichkeiten zur Erzeugung autologer Stammzellen 6.2 Ersatz anderer Gewebe im Kopf-Hals-Bereich aus Stammzellen … 35 7 Ethisch-rechtliche Gesichtspunkte … 35 8 Entscheidende wissenschaftliche Fragen … 35 9 Ausblick … 36 10 Literatur … 36 Einleitung Die Diskussion ber die Stammzellbiologie und deren Mglichkeiten und Grenzen gehren derzeit zu den kontroversen Themen in den Grundlagenwissenschaften, der Medizin, der Politik und der breiten Gesellschaft. Aktuelle Erkenntnisse und Techniken in der Zell- und Molekularbiologie erffnen prinzipiell neue Mglichkeiten, verschiedenartige Zellen und Gewebe zu erzeugen sowie bisher unverstandene Entwicklungsprozesse der Gewebeentstehung und Organogenese sowie deren Erhaltung und Regeneration n'her zu untersuchen. Fr die Medizin knnten sich durch den Einsatz embryonaler und somatischer Stammzellen, neue kausale Behandlungsstrategien fr bisher nur begrenzt therapierbare Erkrankungen ergeben. Offen bleibt derzeit, welcher therapeutische Nutzen von diesen neuen Methoden erwartet werden darf und welche medizinischen, ethischen und rechtlichen Gesichtspunkte bei deren Anwendung am Menschen zu bedenken sind. Der erwachsene S'ugetierorganismus setzt sich aus etwa 200 verschiedenen, hoch spezialisierten Zelltypen zusammen, die zum Teil nur sehr bedingt zur Regeneration f'hig sind. Stammzellen bilden und erhalten eine Vielzahl dieser Zellen und gew'hrleisten somit die Homostase vieler Gewebe und Organe. W'hrend der Embryonal- und Fetalentwicklung bilden Stammzellen durch Differenzierung zu spezialisierten Effektorzellen den entstehenden Organismus. Die toti- und pluripotenten Zellen des Embryos besitzen ein breites Entwicklungspotenzial, das nach bisheriger Lehrmeinung bei den somatischen Stamm- Institutsangaben 1 Klinik und Poliklinik fr Hals-, Nasen- und Ohrenkranke, Bayerische Julius-Maximilians-Universit't Wrzburg (Direktor: Prof. Dr. J. Helms) 2 Institut fr Medizinische Strahlenkunde und Zellforschung, Bayerische Julius-Maximilians-Universit't Wrzburg Korrespondenzadresse Priv.-Doz. Dr. Stefan Dazert · Hals-Nasen-Ohrenklinik der Ruhr-Universit't Bochum · St. Elisabeth Hospital · Bleichstraße 15 · 44787 Bochum · E-mail: [email protected] Bibliografie Laryngo-Rhino-Otol 2002; 81 Supplement 1: 24–38 E Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York · ISSN 0935-8943 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 1 Inhaltsverzeichnis S. Dazert 1 A. M. Mller 2 zellen adulter Gewebe grßtenteils verloren gegangen ist. Im Gegensatz zu Salamandern, bei denen nach Amputation komplett neue Gliedmaßen gebildet werden, ist diese F'higkeit bei den hher entwickelten S'ugern nicht mehr ausgebildet. Beim S'uger wurden adulte Stammzellen beispielsweise im Knochenmark, im Darm, in der Haut, im Muskel und auch im Gehirn nachgewiesen. Diese gewebespezifischen Stammzellen knnen differenzierte Zellen ihres Ursprungsgewebes regenerieren. In der vorliegenden Arbeit soll ein Iberblick ber den aktuellen Kenntnisstand der Biologie embryonaler und somatischer Stammzellen gegeben und auf eine mgliche Nutzung als Ausgangszellen fr regenerative Zellsysteme in der Medizin, insbesondere in der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, eingegangen werden. 2 Was sind Stammzellen? Dazert S, Mller AM, Stammzellbiotechnologie … Laryngo-Rhino-Otol 2002; 81: S 24 – S 38 Die Evolution multizellul'rer Organismen brachte verschiedene Strategien hervor, Gewebe und Organe effizient zu erzeugen und zu erhalten. Ein grundlegendes Konzept geht von Stammzellsystemen als Quelle zur Bildung und Erhaltung von Geweben aus. Gemeinsames funktionelles Merkmal aller Stammzellen ist ihre Vermehrungsf'higkeit, d. h. neue Stammzellen zu bilden, sowie die Charakteristik, in einzelne oder mehrere Zelltypen mit spezifischen Funktionen zu differenzieren. Die entwicklungsbiologischen Potenziale sind in embryonalen, fetalen und adulten Stammzellen in unterschiedlichem Maße ausgepr'gt. Multizellul're Organ- und Gewebesysteme bestehen aus einer Hierarchie von Stamm- und Vorl'uferzellen sowie reifen Effektorzellen (Abb. 1). Da die reifen Zellen in den Geweben meist nur eine begrenzte Lebensdauer besitzen und letztendlich absterben, sind Stammzellen die einzigen permanent vorhandenen Zellen. Beim S'ugetier wurden verschiedene Stammzellsysteme u. a. im Dnndarm [1], in den Gonaden [2], in der Haut [3], im olfaktorischen Epithel [4], im Gehirn [5] und im Knochenmark, hier sogar zwei Stammzelltypen, h'matopoetische und mesenchymale Stammzellen [6], gefunden. Weiterhin wird die Existenz von Zellen mit Stammzelleigenschaften in der Leber diskutiert [7]. Die genaue Lokalisation von Stammzellen in den verschiedenen Geweben ist schwierig zu bestimmen. Es wurden diverse Zelloberfl'chenmarker entwickelt, von denen jedoch keiner alleine eine zweifelsfreie Identifizierung von Stammzellen erlaubt. Die Pr'senz von Stammzellen in einem Gewebe wird in der Praxis durch den Nachweis der charakteristischen funktionellen Stammzelleigenschaften gezeigt: Abb. 1 Stammzellen (S) knnen auf klonaler Ebene durch Teilungen sich selbst erneuern sowie Vorlufer mit geringem Selbsterneuerungspotenzial bilden. Vorluferzellen (V) teilen sich weiter und differenzieren zu reifen Effektorzellen (E). Die Fhigkeit zur Selbsterneuerung vermindert sich zunehmend von der Stammzelle zur reifen Effektorzelle. Abk$rzungen: S: Stammzelle; V: Vorluferzelle; E: reife Effektorzelle. 1. Die F'higkeit, sich zu teilen und neue Stammzellen zu bilden, was als Selbsterneuerungspotenzial bezeichnet wird. 2. Die F'higkeit, alle reifen Zellen mit spezifischer Funktion eines Stammzellsystems bilden zu knnen. Es wird hier von einem Multilinien-Differenzierungspotenzial gesprochen [8]. Durch diese beiden herausragenden Eigenschaften verleihen Stammzellen den Geweben die F'higkeit, lebenslang verbrauchte Zellen zu ersetzen und Sch'den innerhalb gewisser Grenzen zu reparieren. Bei der Differenzierung von Stammzellen ber Vorl'ufer hin zu reifen Effektorzellen gehen zunehmend Selbsterneuerungs- und Multilinien-Differenzierungspotenzial verloren. W'hrend Vorl'uferzellen sich zwar nicht mehr selbst erneuern knnen, besitzen sie noch die F'higkeit sich zu teilen und in verschiedene Zelllinien zu differenzieren. Diese F'higkeiten fehlen weitestgehend bei den reifen Zellen. Stammzellen des adulten Systems sind h'ufig langsam zyklisierende Zellen, die nicht isoliert, sondern in engem Kontakt zu speziellen Stromazellen stehen. Die Proliferation und das Iberleben von Stammzellen ist abh'ngig von einer engen Assoziation mit komplexen stromalen Komponenten, die regulierend wirkende Faktoren und wichtige Zell-Zellkontakte fr das Iberleben der Stammzellen bilden. In diesen speziellen Stammzellnischen werden Stammzellen in einem undifferenzierten Zustand gehalten. Bei Bedarf an reifen Zellen erhalten die Stammzellen entsprechende Signale und fhren Selbsterneuerungs- oder Differenzierungsteilungen durch. Die adulten Stammzellen gehren somit einem Regulationsnetzwerk an, das sowohl die Anzahl von Stammzellen als auch die Produktion der fr das Iberleben des Organismus notwendigen Menge an reifen Zellen sicherstellt. Das zellul're und molekulare Milieu der Stammzellnische ist selbst in dem gut charakterisierten h'matopoetischen System nur teilweise aufgekl'rt [9]. Prinzipiell knnen Stammzellen zwei mitotische Wege beschreiten: Symmetrische Teilungen (beide Zellen nehmen das gleiche Schicksal an) und asymmetrische Teilungen (Tochterzellen haben verschiedene Schicksale) (Abb. 2). Untersuchungen des Zellteilungsverhaltens somatischer Stammzellen zeigen, dass beide S 25 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Neuere Daten zeigen jedoch ein modifiziertes Bild, das auch Stammzellen aus adulten Geweben berraschend große Entwicklungsf'higkeiten zuweist. So knnen neurale und Muskelstammzellen Blutzellen bilden, w'hrend Blutstammzellen in vivo Gehirn- und Muskelzellen erzeugen knnen. Dies zeigt, dass gewebespezifische Stammzellen ein erstaunlich großes Entwicklungs- und Differenzierungspotenzial besitzen, wobei jedoch unklar ist, wie ausgedehnt die Entwicklungsf'higkeiten adulter Stammzellen wirklich sind und welche Mechanismen die Bildung gewebefremder Zelltypen untersttzen. Abb. 2 Asymmetrische und symmetrische Teilungsmuster in der Stammzelllinie. A. Alle Teilungen sind obligatorisch asymmetrisch. Durch diese Art der Teilung erfolgt keine Vernderung des Verhltnisses von neu gebildeten Stammzellen (S) und Vorluferzellen (V). B. Zwei Stammzellen sind abgebildet, die sich symmetrisch teilen und entweder zwei neue Stammzellen oder zwei weiter differenzierte Vorluferzellen bilden. Arten der Stammzellteilung vorkommen. Klonale Untersuchungen an isolierten h'matopoetischen Stammzellen ergaben, dass sich diese asymmetrisch teilen [10,11], w'hrend symmetrische als auch asymmetrische Teilungen durch Zeitraffer-Videomikroskopie bei der Teilung von neuralen Stammzellen beobachtet wurden [12]. Die asymmetrische Zellteilung erzeugt Zellen mit verschiedenen Schicksalen und resultiert in der Bildung einer neuen Stammzelle und einem Vorl'ufer, der die Stammzelleigenschaften verloren hat. S 26 3 Entwicklung von Stammzellsystemen w"hrend der Ontogenese Stammzellen aus verschiedenen ontogenetischen Entwicklungsstufen besitzen unterschiedliche Entwicklungsf'higkeiten, d. h. embryonale, fetale und adulte Stammzellen bilden eine nach den Bedrfnissen des Organismus ausgerichtete Ausstattung an reifen Effektorzellen. Dies l'sst sich sowohl im Blut als auch im Gehirn beobachten [13 – 15]. Das frheste Entwicklungsstadium, die befruchtete Eizelle, wird als Zygote bezeichnet, gefolgt von Morula (8 – 16 Zellen) und Blastozyste (100 – 200 Zellen). Die Blastozyste wird aus der inneren Zellmasse, dem Embryoblasten und einer ihn umgebenden Zellschicht, dem Trophoblast aufgebaut. Im Stadium der Gastrulation ordnen sich die Zellen der Blastozyste zu den drei Keimbl'ttern (Abb. 3). In der Folge entsteht durch Zellwanderung ein Embryo, der in seiner Form erstmals dem fertig entwickelten Lebewesen 'hnelt. 4 Stammzelltypen 4.1 Embryonale Stammzellen (ES-Zellen) ES-Zelllinien vieler Spezies knnen aus undifferenzierten Zellen frher Embryonalstadien zum Zeitpunkt der Pr'implantationsBlastozyste gewonnen werden. Die Blastozyste besteht aus der inneren Zellmasse und dem umgebenden Trophektoderm (Abb. 3). Aus der inneren Zellmasse entwickelt sich der Embryo, w'hrend das Trophektoderm an der Bildung der extra-embryonalen Gewebe, wie der Plazenta und dem Dottersack, teilnimmt. Aus der inneren Zellmasse von Maus-Blastozysten knnen embryonale Zellen entnommen und in Zellkultur in Gegenwart des Wachstumsfaktors LIF (leukaemia inhibitory factor) kontinuierlich wachsende ES-Zelllinien etabliert werden [18,19]. Diese ESZellen besitzen eine nahezu unbegrenzte Proliferationsf'higkeit, sind nicht transformierte Zellen mit einem stabilen Karyotyp und knnen sich in vitro nach Entzug von Serum und LIF in viele verschiedene reife Zelltypen entwickeln (Abb. 4). Differenzierende ES-Zellen bilden komplexe, dreidimensionale Zellaggregate, so genannte embryoide Krperchen (embryoid bodies), in denen vermutlich durch spontane Differenzierung zellul're Abkmmlinge aller drei Keimbl'tter entstehen. Unter geeigneten Kulturbedingungen, wie z. B. durch Zugabe gewebespezifischer Wachstumsfaktoren, knnen bestimmte Zelltypen mit Vorl'ufereigenschaften selektiv vermehrt werden. Aus den embryoiden Krperchen entstehen z. B. nach Zugabe von Retins'ure und Insulin vermehrt Adipozyten [20], h'matopoetische Wachstumsfaktoren lassen Blutvorl'uferzellen proliferieren, die nach Transplantation in immundefiziente Tiere sogar Lymphozyten bilden [21], und die Zugabe lslicher Faktoren wie TGF-ß1 und BMPs (transforming growth factor-ß1, bone morphogen proteins) induziert die Bildung von Chondrozyten [22]. Nach Zugabe neurogener Wachstumsfaktoren in differenzierende ES-Zellkulturen werden neurale und gliale Zellen gebildet [23]. Des Weiteren wurde krzlich die Differenzierung von ES-Zellen zu Insulin und andere endokrine Hormone sekretierenden Strukturen, die sogar abh'n- Dazert S, Mller AM, Stammzellbiotechnologie … Laryngo-Rhino-Otol 2002; 81: S 24 – S 38 Bei der Betrachtung von Vorl'ufer-Nachkommen-Verh'ltnissen verschiedener Stammzellsysteme ist allerdings zu beachten, dass das generell angewandte Modell der Stamm- und Vorl'uferzellhierarchie am h'matopoetischen System etabliert wurde. Es ist aber gegenw'rtig unklar, in wieweit dieses Modell fr Stammzellen verschiedener Systeme und Entwicklungsstadien zutrifft. Die organspezifischen Stammzellen, wie die h'matopoetischen und die neuralen Stammzellen, werden in der Literatur als multipotente Zellen beschrieben. Sie sind in ihrem Entwicklungspotenzial noch weiter eingeschr'nkt, da in ihnen Ver'nderungen im Genexpressionsmuster stattgefunden haben, die sie einem einzigen Organ- bzw. Zellsystem zuordnen [5]. So bentigen Stammzellen aus verschiedenen adulten Geweben spezielle, gewebespezifische Wachstumsfaktoren fr ihr Iberleben und fr die Proliferation und sie exprimieren zelltypspezifische Genexpressionsmuster [16,17]. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. W'hrend die totipotente Zygote, die ultimative Stammzelle, und jede Zelle des 8-Zellembryos den kompletten Organismus einschließlich aller intra- und extra-embryonaler Strukturen bilden knnen, entwickeln sich aus der inneren Zellmasse von Blastozysten und den daraus isolierten pluripotenten embryonalen Stammzellen „nur noch“ die verschiedenen Gewebetypen des Embryos. Der Unterschied zwischen toti- und pluripotenten Zellen wird darin gesehen, dass die Zygote und die aus den ersten Teilungen entstandenen Tochterzellen sich als Einzelzellen zu einem intakten Organismus entwickeln, w'hrend die pluripotenten embryonalen Stammzellen dies nur im Kontext eines sich entwickelnden Embryos knnen. fung der Zellen und Gewebe weiter Gestalt an. Aber nicht alle Zellteilungen erzeugen ausdifferenzierte Effektorzellen, sondern einige spezialisierte Zellen, so genannte Stammzellen, behalten Selbsterneuerungs- und Multilinien-Differenzierungsfhigkeiten. Whrend der Ontogenese treten Stammzellen mit unterschiedlichem Entwicklungspotenzial (toti-, pluri- und multipotente) auf. gig von der Glukosekonzentration Insulin produzieren, von Ron McKay u. Mitarb. berichtet [24]. Diese breiten Differenzierungsf'higkeiten von ES-Zellen der Maus lassen auch einen therapeutischen Einsatz humaner ES-Zellen erhoffen. Auch von menschlichen Embryonen knnen Stammzellen, z. B. innerhalb der ersten Tage nach knstlicher Befruchtung, aus der Blastozyste entnommen und in vitro in kontinuierlich wachsende Zelllinien berfhrt werden [26]. Die so gewonnenen humanen ES-Zellen leben ber viele Generationen in Zellkultur weiter und behalten ihre pluripotenten Eigenschaften bei [27]. Bei Bedarf lassen sich diese Zellen ggf. durch Zugabe gewebespezifischer Wachstumsfaktoren in vitro in gewnschte Effektorzellen umwandeln. Interessant fr grundlagenwissenschaftliche Fragestellungen ist die Mglichkeit, durch molekularbiologische Methoden gezielt Gene in den Kernen von ES-Zellen der Maus modifizieren zu knnen (gene targeting). Hierbei knnen einzelne Zielgene mutiert, deletiert oder auch durch rekombinante Gene ersetzt werden. Nach Transfer dieser modifizierten ES-Zellen in Blastozysten und Kontribution der injizierten ES-Zellen zur Keimbahnlinie sich entwickelnder chim'rer Tiere knnen durch Kreuzungen Nachkommen mit vorher geplanten genetischen Modifikationen hergestellt werden. Durch diese Strategien ist es heute mglich, die Funktion ausgew'hlter Gene im Kontext eines sich entwickelnden Tieres zu studieren [25]. Hierbei handelt sich um eine w'hrend der letzten Jahre vielfach angewandte Technik, die zu wichtigen Erkenntnissen bezglich der Expression und Funktion von Genen beigetragen hat. Bedenken gegen eine Zellentnahme nach In-vitro-Fertilisation bestehen u. a. darin, dass durch diesen Vorgang der Embryo zerstrt und somit die Verwendung fr eine Schwangerschaftseinleitung nicht mehr mglich ist. Hierfr sind in Deutschland die ethisch-rechtlichen Voraussetzungen nicht gegeben und durch das Embryonenschutzgesetz untersagt. Die Gewinnung und Kultivierung von ES-Zellen ist im Mausmodell soweit standardisiert und optimiert, dass die meisten Arbeitsgruppen nur mit einigen wenigen etablierten murinen ESZelllinien arbeiten, ohne wiederholt auf neue Embryonen zurckgreifen zu mssen. In der Erforschung menschlicher ES-Zellen ist man aber von einem solchen hohen Grad der Standardisierung weit entfernt. S 27 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Dazert S, Mller AM, Stammzellbiotechnologie … Laryngo-Rhino-Otol 2002; 81: S 24 – S 38 Abb. 3 Hierarchie und Potenzial verschiedener Stammzellen whrend der Ontogenese. Im Laufe der Entwicklung differenziert die Zygote zur Morula und Blastozyste. Die Blastozyste nistet sich in die Gebrmutter ein und durchluft die Gastrulation, bei der die drei Keimbltter (Ekto-, Meso-, Entoderm) gebildet werden. Der Embryo nimmt durch den Prozess der Organogenese sowie durch Wachstum und Rei- S 28 4.2.1 Hmatopoetische Stammzellen Das h'matopoetische System stellt das bisher bestcharakterisierte Stammzellsystem dar. H'matopoetische Stammzellen kommen zu verschiedenen Entwicklungsstadien in unterschiedlichen Geweben, wie dem Dottersack, der dorsalen Aorta, der fetalen Leber und dem Knochenmark, vor [13, 28]. Sie sind insgesamt ein seltener Zelltyp und finden sich im adulten Knochenmark von M'usen mit einer H'ufigkeit von etwa 1/10– 4 bis 1/10– 5. Dank einer Reihe funktioneller Tests und einer großen Anzahl monoklonaler Antikrper, die Zelloberfl'chenepitope verschiedener Blutzellen erkennen, kann dieser seltene Zelltyp bis fast zur Homogenit't angereichert werden (Abb. 5). Das hohe regenerative Potenzial dieser Zellen kann daraus ersehen werden, dass eine Injektion von 20 – 40 aus dem Knochenmark adulter M'use isolierter h'matopoetischer Stammzellen alle h'mato-lymphoiden Zelllinien letal bestrahlter Tiere lebenslang repopulieren kann [29]. Die Aufreinigung dieses potenten Zelltyps erlaubt Studien, in denen die molekularen Zusammenh'nge hinsichtlich der Entstehung, Proliferation und Differenzierung von Stammzellen gekl'rt werden knnen. Deshalb ist es nicht Dazert S, Mller AM, Stammzellbiotechnologie … Laryngo-Rhino-Otol 2002; 81: S 24 – S 38 4.2 Somatische (adulte) Stammzellen Somatische Stammzellen sind gewebespezifische Vorl'uferzellen, die im adulten Organismus die F'higkeit zur Selbsterneuerung sowie zur Differenzierung in verschiedene reife Effektorzellen besitzen. Die Bildung spezialisierter Zelltypen ist nicht nur w'hrend der Entwicklung, sondern auch im ausgewachsenen Organismus erforderlich, denn durch natrlichen Zelltod, Degeneration und Trauma mssen Zellen permanent ersetzt werden. Regenerative Vorl'uferzellen finden sich im adulten S'ugetierorganismus in vielen Geweben mit hohem Zellumsatz wie z. B. in der Haut, in der Darmwand und im Knochenmark. Aber auch in Geweben mit niedrigeren Umsatzraten wie dem Nervensystem wurden somatische Stammzellen gefunden. Eine weitere Quelle zur Gewinnung adulter Stammzellen stellt das Nabelschnurblut dar, das nicht nur h'matopoetische, sondern auch mesenchymale Stammzellen enth'lt. Bisher wurden etwa 20 verschiedene Haupttypen adulter Stammzellen in S'ugern gefunden. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Abb. 4 Embryonale Stammzellen. Bei der Etablierung von ES-Zelllinien der Maus werden etwa am dritten Tag nach der Befruchtung die Blastozysten, die zu diesem Zeitpunkt aus dem Trophektoderm und der inneren Zellmasse bestehen, aus dem Ovidukt herausgesp$lt und auf embryonale Stromazellen ausplattiert. Die embryonalen Stromazellen produzieren u.a den Wachstumsfaktor LIF, der die ES-Zellen, die aus der inneren Zellmasse hervorgehen, in einem undifferenzierten Zustand halten. Nach Verminderung der Serumkonzentration und Entzug von LIF differenzieren die ES-Zellen zu embryoiden Krperchen, die eine Vielzahl verschiedener Zelltypen enthalten. verwunderlich, dass in den zurckliegenden Jahren eine Reihe von Genen identifiziert und beschrieben wurden, die fr die Entwicklung h'matopoetischer Stammzellen, z. B. die Tyrosinkinase Flt-1 [30] und der Transkriptionsfaktor tal-1/SCL [31]), wichtig sind. Andere Genprodukte beeinflussen die Stammzellmigration (ß1 und a4Integrin [32, 33]), w'hrend LIF [34] oder Interleukin-6 [35] die Anzahl der Stammzellen regulieren. Des Weiteren wurde von Ihor Lemischka u. Mitarb. das genetische Programm h'matopoetischer Stammzellen durch DNA-Chip-Analyse untersucht [16]. Dazert S, Mller AM, Stammzellbiotechnologie … Laryngo-Rhino-Otol 2002; 81: S 24 – S 38 Obwohl die Mglichkeiten der funktionellen Analyse humaner h'matopoetischer Stammzellen gegenber Stammzellen aus dem Tiermodell eingeschr'nkter sind, stehen auch fr deren Analyse monoklonale Antikrper zur Verfgung. Humane h'matopoetische Stammzellen verschiedener Entwicklungsstadien befinden sich in der LIN–, CD34+, CD38– Zellfraktion. Durch limitierende Verdnnung wurde gefunden, dass sich eine humane h'matopoetische Stammzelle in 617 LIN–, CD34+, CD38– befindet, die das Blutsystem speziell konditionierter Versuchstiere repopulieren kann [36]. Krzlich wurde berichtet, dass ein Antikrper gegen den KDR-Rezeptor (vascul're endotheliale Wachstumsfaktor Rezeptor 2) in Kombination mit Antikrper gegen CD34 humane h'matopoetische Stammzellen noch selektiver anreichern kann [37]. Die Anreicherung humaner h'matopoetischer Stammzellen ist eine essenzielle Voraussetzung fr eine zell- und molekularbiologische Untersuchung dieses wichtigen Zelltyps und besitzt große klinische Relevanz im Rahmen der Entfernung von Tumorzellen aus Zelltransplantaten wie auch bei der Gentherapie ausgehend von h'matopoetischen Stammzellen [38]. 4.2.2 Neurale Stammzellen Obwohl bis vor kurzem die Lehrmeinung galt, dass die Neurogenese, die eine Proliferation neuraler Vorl'uferzellen voraussetzt, nach der Geburt beendet sei, wurden neurale Stammzellen in der subventrikul'ren Zone und im Hippocampus des adulten Gehirns von S'ugern nachgewiesen [39]. Diese neuralen Stammzellen knnen auf klonaler Ebene zum einen neue Stammzellen bilden und zum anderen zu den drei Hauptzelltypen des zentralen Nervensystems, Astrozyten, Oligodendrozyten und Neurone, differenzieren [40, 41]. Neurale Stammzellen sind neuroektodermalen Ursprungs und entstehen zuerst im sich entwickelnden Neu- ralrohr. Davis und Temple kultivierten aus dem embryonalen Rattenhirn gewonnene Einzelzellsuspensionen und erhielten multipotente Zellen, die in alle neuralen Zelltypen differenzieren konnten sowie Selbsterneuerungspotenzial besaßen [42]. Dieses Verhalten entsprach den charakteristischen Eigenschaften von Stammzellen. Shnliche Aktivit'ten ließen sich in Zellen nachweisen, die aus dem embryonalen Neuralrohr und dem fetalen Gehirn von M'usen isoliert wurden (Abb. 6). Neuronale Stammzellen knnen im Unterschied zu h'matopoetischen Stammzellen, deren effektive Vermehrung sich in in vitro-Kultursystemen als schwierig herausgestellt hat [43], in Zellkultur vermehrt werden. Neuronale Stammzellen des fetalen und adulten Gehirns konnten in Gegenwart von bFGF (basic fibroblast growth factor) und EGF (epidermal growth factor) in vitro zur Proliferation angeregt werden. Diese Zellen durchlaufen Selbsterneuerungsteilungen und besitzen Differenzierungspotenzial zur Bildung neuronaler, astrozyt'rer und oligodendrozyt'rer Zelltypen [40, 44]. Weitere Untersuchungen zeigten die Pr'senz aktiv proliferierender Zellen in verschiedenen Bereichen des sich entwickelnden zentralen Nervensystems und sogar noch im erwachsenen Gehirn. Dort waren sie z. B. im subventrikul'ren Bereich und im Hippocampus lokalisiert [39]. Diese Beobachtungen zeigten, dass sowohl im fetalen als auch im adulten Gehirn neurale Vorl'ufer und Stammzellen vorkommen. Die Pr'senz von Stammzellen im adulten Gehirn ist bisher nicht ad'quat in unsere Vorstellung von der Funktionsweise des Gehirns integriert worden, dessen Nervenzellen lange Zeit als postmitotisch angesehen wurden. Als mgliche Aufgabe dieser Stammzellen wird u. a. diskutiert, dass das adulte Gehirn fr Lern- und Ged'chtnisfunktionen eine begrenzte Kapazit't der Selbsterhaltung bzw. Selbsterneuerung bentigt [5]. Die Stimulation der Neurogenese durch Umweltreize unterstreicht diese Vermutung [45]. 4.2.3 Mesenchymale Stammzellen Neben den Stammzellen des Blutes enth'lt das Knochenmark und das Nabelschnurblut auch nicht h'matopoetische Zellen mesenchymalen Ursprungs. In den 70er Jahren konnten bereits Fibroblasten-'hnliche Vorl'uferzellen aus Knochenmarksaspiraten isoliert werden [46]. In sp'teren Versuchen wurden Einzel- S 29 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Abb. 5 Hmatopoetische Stammzellen. Hmatopoetische Stammzellen werden aus dem Knochenmark adulter Tiere $ber eine positiv-negativ Selektionsstrategie durch monoklonale Antikrper isoliert. In einem ersten Schritt werden durch Antikrper, an die kleine Magneten gebunden sind, die reifen Zellen depletiert. Die Zellen, die nicht gebunden wurden (LIN– Zellen), werden mit zwei weiteren Antikrpern, von denen der eine gegen die Rezeptortyrosinkinase c-kit und der andere gegen das Stammzellantigen Sca-1 gerichtet ist, durchflusszytometrisch aufgetrennt. Hmatopoetische Stammzellen aus dem murinen Knochenmark besitzen den Phnotyp LIN–, c-kit+, Sca-1+ (eingerahmte Zellpopulation). Abb. 7 Plastizitt somatischer Stammzellen. In der Maus wurde durch Transplantationsversuche mit verschiedenen somatischen Stammzellen beobachtet, dass somatische Stammzellen nicht nur Zellen ihres Ursprungsgewebes, sondern auch reife Effektorzellen fremder Gewebe erzeugen knnen (horizontale Linien). Hierbei knnen sogar Keimblattgrenzen $bersprungen werden, wenn z. B. neurale Stammzellen des Gehirns zu Blut- und Muskelzellen differenzieren. S 30 5 Plastizit"t somatischer Stammzellen Bisher bestand die allgemeine Auffassung, dass das Differenzierungspotenzial somatischer Stammzellen auf nur ein Stammzellsystem beschr'nkt sei, d. h. h'matopoetische Stammzellen bilden Blutzellen etc. Arbeiten der letzten drei Jahre haben jedoch gezeigt, dass eine Reihe somatischer Stammzellen ein grßeres Entwicklungspotenzial besitzen als bisher angenommen. Zum einen konnte Plastizit't innerhalb eines Stammzellsystems beobachtet werden, als z. B. in adulten h'matopoetischen Stammzellen nach Transplantation in embryonale Mikroumgebungen embryonale Eigenschaften reaktiviert wurden [49], zum anderen erfolgte nach Transplantation hoch angereicherter Stammzellen die Bildung gewebefremder Zellen (Abb. 7). So konnten neurale Stammzellen, gewonnen aus dem Gehirn fetaler und adulter M'use, auch nach monatelanger In-vitro-Kultur das h'matopoetische System bestrahlter Empf'ngertiere besiedeln und sowohl myelo-erythroide als auch lymphoide Zelllinien entwickeln [50]. Neben einer ekto- zu mesodermaler Transformation neuraler Stammzellen der Maus konnten menschliche und murine neurale Stammzellen auch in vitro und in vivo Muskelzellen bilden [51]. Des Weiteren zeigten sowohl prim'r isolierte als auch kultivierte Muskelstammzellen nach Transfer in bestrahlte Empf'ngertiere ein h'matopoetisches Differenzierungspotenzial [52, 53]. Dazert S, Mller AM, Stammzellbiotechnologie … Laryngo-Rhino-Otol 2002; 81: S 24 – S 38 zellsuspensionen aus dem Knochenmark in Kulturschalen plattiert und nach mehreren Stunden Inkubationszeit alle nicht-adh'renten Zellen ausgewaschen. Die verbleibenden Zellen bildeten innerhalb weniger Tage Kolonien, die u. a. zu Adipozyten, Chondrozyten, Osteoblasten, Myoblasten, Kardiomyozyten sowie Stromazellen differenzieren konnten [47]. Pittenger u. Mitarb. konnten aus dem Knochenmark freiwilliger Spender Zellen entnehmen, die die Kriterien mesenchymaler Stammzellen erfllten [48]. Diese Zellen wiesen in vitro einen stabilen Ph'notyp auf und verblieben als einlagige Zellschicht in der Kulturschale. Durch Zugabe gewebespezifischer Stimulatoren konnte aus diesen Zellen eine Differenzierung in Fett-, Knorpel- und Knochengewebe eingeleitet werden, w'hrend die Inkubation von Kontroll-Fibroblasten keine mesenchymale Differenzierung zeigte [48]. Die in der letztgenannten Arbeit beschriebenen mesenchymalen Stammzellen besitzen somit sowohl die F'higkeit zur Selbsterneuerung als auch zur Differenzierung in verschiedenartige Gewebezellen. Die Kultivierung und selektive Differenzierung l'sst wichtige Erkenntnisse ber molekulare Mechanismen dieser Zelldifferenzierung erwarten und auf neue Therapieans'tze fr die Wiederherstellung traumatisierter oder erkrankter Gewebe ausgehend von mesenchymalen Stammzellen hoffen. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Abb. 6 Isolation und Kultur neuraler Stammzellen. a Zur Isolation neuraler Stammzellen wird das Vorderhirn Tag 15 alter Mausembryonen isoliert und in eine Einzelzellsuspension $berf$hrt. In Gegenwart der neuralen Wachstumsfaktoren EGF (epidermal growth factor) und bFGF (basic fibroblast growth factor) bilden neuronale Stammzellen kleine K$gelchen, so genannte Neurosphren. b Werden die Neurosphren vereinzelt, so knnen ausgehend von einer Zelle nach Teilung sowohl eine neue Neurosphre als auch Neurone, Astrozyten und Oligodendrozyten entstehen. Gezeigt ist eine zelltypspezifische Immunfrbung. Die Wissenschaft ist allerdings selbst im Tiermodell weit davon entfernt, Stammzellen gezielt und in ausreichenden Mengen in Zellen anderer Stammzellsysteme umwandeln zu knnen. Es wird also noch eine Zeit dauern, bis die Plastizit't somatischer Stammzellen gezielt eingesetzt werden kann. 6 Anwendung der Stammzellbiologie in der HNO-Heilkunde Dazert S, Mller AM, Stammzellbiotechnologie … Laryngo-Rhino-Otol 2002; 81: S 24 – S 38 Stammzellen werden als Quelle der embryonalen Entwicklung des Organismus angesehen und sind, wie bereits erw'hnt, grundlegend an der Erhaltung und Regeneration adulter Zellsysteme beteiligt. Es konnte inzwischen gezeigt werden, dass eine große Anzahl an Geweben dem Differenzierungsmodell ausgehend von einer Stammzelle ber eine Progenitorzelle zur reifen Effektorzelle folgen. Hierzu gehren u. a. das Blutzell-, das periphere und zentrale Nerven- und Skelettmuskelsystem. Es ist denkbar, dass s'mtliche Organe und Gewebe des Krpers aus Stammzellen entstanden sind und im adulten Zustand Stammzellen enthalten, die zur Regeneration des betroffenen Zellsystems angeregt werden knnten. Eine mgliche Bedeutung der Stammzellbiologie fr die Hals-Nasen-Ohrenheilkunde soll an einigen Beispielen erl'utert werden. 6.1 M2gliche Bedeutung der Stammzellbiologie f3r die HNO-Heilkunde am Beispiel des Innenohres Die neuen Erkenntnisse der Stammzellbiologie scheinen im Hinblick auf eine Anwendung am Menschen insbesondere fr Zellsysteme ohne bekanntes Regenerationsvermgen, wie z. B. die cochle'ren Haarzellen und Spiralganglienzellen des Innenohres, von Interesse zu sein. Die genannten Zellen entstehen w'hrend der Embryonalentwicklung aus entsprechenden Vorl'uferzellen, deren postnatale Reaktivierung und Differenzierung in Effektorzellen beim S'ugetier bisher nicht gelungen ist. Eine Sch'digung cochle'rer Haarzellen z. B. durch L'rmeinwirkung oder Aminoglykosidantibiotika fhrt somit zu einer dauerhaften L'sion mit Ausbildung einer Hrminderung bis hin zur Taubheit. Bei anderen Spezies, z. B. bei Vgeln, ist eine Haarzellregeneration nach Zelluntergang beim erwachsenen Tier mglich [59, 60], so dass prinzipielle Mechanismen fr die Differenzierung von Sinneszellen aus Vorl'uferzellen auch im adulten Organismus etabliert zu sein scheinen. Aus Untersuchungen an Nervenzellen des Riechepithels, die beim Menschen permanent erneuert werden [4], ergibt sich, dass grunds'tzlich eine Neuroneogenese auch im adulten Gehirn der S'uger mglich ist. Im olfaktorischen System konnte gezeigt werden, dass die Neubildung der Nervenzellen von Stammzellen ausgeht, die sich weiter teilen und so neue Vor- l'uferzellen generieren, die selbst zu postmitotischen Nervenzellen differenzieren knnen [60]. Interessanterweise regulieren lsliche Faktoren, die wesentlich an der Differenzierung neuraler Stammzellen beteiligt sind, auch das Iberleben und die Neuritogenese verschiedener cochle'rer Zellen wie z. B. der Haarzellen, Sttzzellen und Spiralganglienzellen. Auf die Bedeutung dieser externen Faktoren fr Innenohrgewebe soll im folgenden Abschnitt n'her eingegangen werden. Die Aufkl'rung der mit diesen Differenzierungswegen assoziierten Substanzen und Faktoren sowie die damit verbundenen molekularen Mechanismen knnten neue kausale Behandlungsmethoden fr angeborene oder erworbene Innenohrerkrankungen erffnen. 6.1.1 Bedeutung neurotropher Faktoren und anderer Molek!le f!r Differenzierung und Funktionserhalt cochlerer Zellen Auch wenn aus der Mauscochlea Zelllinien mit Progenitoreigenschaften etabliert werden konnten [61, 62], war eine Identifikation von Stammzellen oder stammzell'hnlichen Vorl'uferzellen im Innenohr von S'ugern bisher nicht sicher mglich. Aus der Vogelcochlea weiß man jedoch, dass eine Haarzellregeneration im adulten Tier mglich ist, so dass hier das Vorhandensein proliferations- und differenzierungsf'higer Vorl'uferzellen postuliert werden kann. Untersuchungen der letzten 10 Jahre am S'uger haben gezeigt, dass das Iberleben und die Wachstumsstimulation cochle'rer Zellen von dem Vorhandensein verschiedener externer Faktoren, wie z. B. Wachstumsfaktoren, Integrine und extrazellul're Matrixproteine, abh'ngt, die auch fr die Proliferation und Differenzierung neuraler Stammzellen eine entscheidende Rolle spielen [5]. S 31 Im sensorischen Epithel der Rattencochlea wurde die Expression von Mitgliedern der Neurotrophinfamilie, wie Neurotrophin-3 (NT-3) und Brain-Derived Neurotrophic Factor (BDNF), gezeigt [63, 64]. In Spiralganglienneuronen und Haarzellen der Ratte konnte der Nachweis einer Fibroblast Growth Factor (FGF)-1und FGF-2-Expression erbracht werden [65]. In vivo wurde durch cochle're Applikation von NT-3 und BDNF eine Protektion von Spiralganglienneuronen gegen Aminoglykosidsch'digung erreicht [66 – 68]. In transgenen Tieren mit Genmutationen fr NT-3 und BDNF zeigte sich eine signifikant geringere Anzahl dieser Neurone im Vergleich zu gesunden Kontrolltieren [69, 70]. In eigenen Zellkulturuntersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass Mitglieder der FGF-Familie w'hrend der Neonatalphase der Ratte konzentrations- und zeitabh'ngig auf das Wachstumsverhalten cochle'rer Haarzellen, Sttzzellen und Spiralganglienzellen Einfluss nehmen. Die biologische Wirkung der FGFs wird ber transmembran're, hochaffine FGF-Rezeptoren vermittelt, die die genannten Zellen auf ihrer Zelloberfl'che tragen. W'hrend der ersten Lebenstage ließ sich ein unterschiedliches FGF-Rezeptorenmuster auf den Haarzellen nachweisen, wodurch ein mglicher Regulationsmechanismus fr die Innenohrentwicklung zur Verfgung steht [71]. Die FGF-Rezeptorenausstattung der Haarzellen f'llt zeitlich mit der Synapsenbildung zwischen Haarzellen und Spiralganglienzellen zusammen, so dass von einer Beteiligung des FGF-Rezeptor-Systems an der Innervation des sensorischen Epithels ausgegangen werden kann. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Ein weiteres Beispiel fr die Plastizit't des Entwicklungspotenzials somatischer Stammzellen sind Knochenmarkszellen, die sowohl an der Leberregeneration [54] als auch an der Bildung von mikro- und makroglialen Zellen im Gehirn adulter M'use teilnahmen [55]. Ebenfalls wanderten Knochenmarkzellen nach Transplantation in M'use ins Gehirn und bildeten dort neurale Zelltypen [56]. Von potenziell großem therapeutischen Nutzen scheinen h'matopoetische Stammzellen, die „Allesknner“ aus dem Knochenmark auch deshalb zu sein, da sie nach Transplantation in ein myokardiales Infarktmodell neue Myokardzellen bildeten [57] und nach Injektion die Leber besiedelten und dort leberspezifische biochemische Funktionen ausfhrten [58]. Abb. 9 Stimulation der Spiralganglien-Neuritogenese durch FGF. Neurofilament-markierte Kulturen von Spiralganglienexplantaten nach 48-st$ndiger Inkubation mit a FGF-1 (100 ng/ml) und b Kontrolle ohne FGF-1. Nach FGF-1-Inkubation zeigte sich eine signifikante Zunahme der Neuritenaussprossung. Balken = 200 Gm. Die Mikrophotos c und d zeigen die Interaktionen der Spiralganglienneuriten mit FGF-1-produzierenden Zellen (F) und Kontrollzellen (K). Die Neuriten wuchsen in Richtung der FGF-1-produzierenden Zellen (c), whrend Kontrollzellen ignoriert wurden (d). Balken = 50 Gm. S 32 In unserer Arbeitsgruppe konnte weiterhin gezeigt werden, dass FGF-1 das Auswachsen von Spiralganglienneuriten konzentrationsabh'ngig frderte und die Wachstumsrichtung der aussprossenden Nervenfasern beeinflusste [74] (Abb. 9). Das FGF-Rezept- or-System scheint somit wesentlich an der Entwicklung und Erhaltung der S'ugetiercochlea beteiligt zu sein, so dass diese Gruppe von Wachstumsfaktoren auch als Signalmolekle fr die Proliferation und Differenzierung cochle'rer Stammzellsysteme von Bedeutung sein knnte. Neben den genannten lslichen Faktoren wird das Neuritenwachstum auch durch lokalisierte Molekle der extrazellul'ren Matrix (EZM) beeinflusst. Hierzu z'hlen u. a. die Glycoproteine Laminin (LN), Tenascin (TN) und Fibronectin (FN), die w'hrend der Innenohrentwicklung lokal und zeitlich dynamisch in der S'ugetiercochlea exprimiert werden [75, 76]. In eigenen in-vitroUntersuchungen wurde dargelegt, dass LN die Neuritenaussprossung von Spiralganglienzellen in Anzahl und L'nge stimulierte, FN selektiv die Neuritenl'nge beeinflusste und TN keinen Effekt auf das Neuritenwachstum aufwies (Aletsee u. Mitarb., nicht publiziert). Die Interaktionen zwischen Spiralganglienzellen und Matrixmoleklen sind von der Bindung spezifischer EZMDom'nen mit den zellul'ren Rezeptoren abh'ngig. Die grßte Gruppe der EZM-Rezeptoren stellen die Integrine dar. Untersu- Dazert S, Mller AM, Stammzellbiotechnologie … Laryngo-Rhino-Otol 2002; 81: S 24 – S 38 Von klinischem Interesse sind die Befunde an Explantaten des Cortischen Organs neugeborener Ratten, an denen sich nach Applikation von FGF-2 eine Protektion 'ußerer Haarzellen gegenber einer ototoxischen Sch'digung durch Aminoglykosidantibiotika nachweisen ließ [72] (Abb. 8). Da 'ußere Haarzellen gegenber verschiedenen Sch'digungsparametern deutlich empfindlicher reagieren als innere Haarzellen, erffnen sich hierdurch mgliche Behandlungsstrategien zum Hrerhalt gef'hrdeter Patienten. Es bestehen bereits Hinweise, dass gesch'digte Haarzellen vermehrt FGF-Rezeptoren ausbilden und auf diese Weise einer protektiven Wirkung der FGFs zug'nglich werden [73]. Betrachtet man die FGF-Rezeptorausbildung als eine generelle Antwort der Haarzelle auf Stress, k'men die Mitglieder der FGF-Familie zur Vorbeugung eines Haarzellverlustes auch beim Menschen infrage. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Abb. 8 Haarzellprotektion durch FGF. Die laserkonfokalen Mikrophotos zeigen mit Phalloidin-Rhodamin markierte Haarzellen des Cortischen Organs der neugeborenen Ratte. a In-vivo-Kontrolle an Tag 8 mit normaler dreireihiger Anordnung der ußeren Haarzellen (>HZ), einer Reihe innerer Haarzellen (IHZ) und regelrechter Stereozilienanordnung. b In-vitro-Kontrolle nach vier Tagen in Zellkultur mit hnlichem Zellmuster. c Cortisches Organ nach zweitgiger Neomycinbehandlung mit einer etwa 50 %igen Zerstrung der >HZ und Verlust der normalen Stereozilienmorphologie der $berlebenden >HZ und IHZ. d Cortisches Organ nach zweitgiger Koinkubation mit Neomycin und FGF-2 (500 ng/ml) mit regelrechter Haarzellanordnung, jedoch einer Stereoziliendesorganisation der IHZ wie nach alleiniger Neomycinexposition. Intrazellul'r scheint das LN-induzierte L'ngenwachstum der Spiralganglienneuriten ber eine Ras/MEK/ERK-Kaskade (intrazellul're Signaltransduktionswege) vermittelt zu werden, w'hrend Vorg'nge, die zu erhhten Neuritenzahlen fhren, Ras-unabh'ngig ber andere MEK/ERK-gekoppelte Pfade laufen (Aletsee u. Mitarb., nicht publiziert). 6.1.2 Ist eine Regeneration sensorischer und neuraler cochlerer Zellen aus Stammzellen vorstellbar? W'hrend bei Vgeln eine permanente Regeneration cochle'rer Haarzellen nach entsprechender Zellsch'digung, z. B. durch Gabe von Aminoglykosidantibiotika, erfolgt, ist eine solche Nachproduktion sensorischer Haarsinneszellen in der S'ugetiercochlea bisher nicht gesehen worden. Eine Haarzellsch'digung fhrt beim S'uger zu irreparablen cochle'ren Ver'nderungen mit bleibender Hrminderung. Ein Haarzelluntergang kann in der Folge zu einem sekund'ren Zelluntergang der Spiralganglienneurone fhren, da fr das Zellberleben der Neurone von den Haarzellen sezernierte neurotrophe Faktoren nicht mehr zur Verfgung stehen. Eine Haarzell- und Spiralganglienzellregeneration aus pluri- oder multipotenten Vorl'uferzellen w're somit von besonderem klinischen Interesse. Dazert S, Mller AM, Stammzellbiotechnologie … Laryngo-Rhino-Otol 2002; 81: S 24 – S 38 Im Vogelinnenohr konnte nach Haarzellsch'digung gezeigt werden, dass aus Sttzzellpopulationen neue Haarsinneszellen regeneriert werden knnen, die sowohl neuronale Kontakte mit den sie innervierenden Spiralganglienzellen herstellten, als auch ber ihre Stereozilien mit der Tektorialmembran in Verbindung traten [78]. Die adulte Vogelcochlea verfgt offensichtlich ber multipotente Vorl'uferzellen mit Selbsterneuerungs- und Differenzierungspotenzial. Iber die molekularen Mechanismen dieser Reparations-/Regenerationsprozesse ist bisher nur wenig bekannt und es werden verschiedene Modelle diskutiert: 1. Aus multipotenten Vorl'uferzellen werden durch Proliferation und Differenzierung neue Haarzellen und Sttzzellen gebildet. 2. Aus Sttzzellen entstehen neue Haarzellen ber eine De-/ Transdifferenzierung. 3. Reparation gesch'digter Haarzellen fhrt wieder zu intakten, funktionsf'higen Sinneszellen. Um auch beim S'ugetier eine Haarzellregeneration aus Vorl'uferzellen zu induzieren, w're zun'chst die Identifikation und Charakterisierung solcher Zellen erforderlich. Bei der Haarzellentwicklung w'hrend der Fetalphase wird angenommen, dass undifferenzierte Zellen des sensorischen Epithels, die als multipotente Progenitorzellen angesehen werden, sich sowohl zu Haarzellen, als auch zu Sttzzellen entwickeln knnen. Diese Vorl'ufer oder Stammzellen knnen bisher nicht isoliert und damit auch nicht n'her analysiert werden. Es existieren jedoch einige Informationen ber die molekularen Schalter, die die Haarzellentwicklung regulieren. Die Entscheidung, welchen Differenzierungsweg die Vorl'ufer oder Stammzellen einschlagen werden, h'ngt von der Expression zellspezifischer Signalprozesse ab, die bisher nur unvollkommen verstanden sind. Eine wichtige Rolle scheint in dieser frhen Entwicklungsphase dem Trans- kriptionsfaktor Math1 zuzukommen, der fr die Determination einer Vorl'uferzelle sich in eine Haarzelle zu entwickeln entscheidend ist [79, 80]. Weitere Transkriptionsfaktoren, die die frhe Haarzelldifferenzierung beeinflussen, sind die Notch- und Delta-Signalmolekle. Mausmutanten ohne den Deltafaktor Jagged1 bilden weniger Haarzellen als entsprechende Kontrolltiere, was auf eine wichtige Funktion von Jagged1 bei der Haarzellgenese hinweist [81]. Sobald die Entscheidung einer cochle'ren Vorl'uferzelle getroffen ist, den Differenzierungsweg in Richtung Haarzelle einzuschlagen, wird ein weiterer Transkriptionsfaktor, Brn-3.1, bedeutungsvoll. Die Brn-3-Gruppe der IV-POU-Dom'ne-Transkriptionsfaktoren ist entscheidend an cochle'ren Differenzierungsvorg'ngen beteiligt und wird bei der Maus erstmalig zwischen dem 13. und 14. Embryonaltag exprimiert [82, 83]. Bei Inaktivierung der Brn-3-Gene findet in den entsprechenden Tieren keine Differenzierung cochle'rer und vestibul'rer Haarzellen statt und Spiralganglienzellen weisen Struktur- und Migrationsdefizite auf. Das Gen fr Brn-3.1 ist das erste, das eindeutig mit der Haarzelldifferenzierung assoziiert werden kann und auch im erwachsenen Tier exprimiert wird, was auf eine Bedeutung fr die Erhaltung auch der differenzierten Haarzelle hinweist. Eine Mutation dieses Gens scheint auch fr die nicht-syndromassoziierte Innenohrschwerhrigkeit mit dem DFNA15-Ph'notyp verantwortlich zu sein [84]. Brn-3.1 wird innerhalb der Cochlea exklusiv in Haarzellen exprimiert und kann somit als Marker fr Haarzellvorl'ufer bercksichtigt werden [62]. Im Anschluss an die Identifikation cochle'rer Vorl'uferzellen w're die Stimulation zur Haarzelldifferenzierung erforderlich. Mitglieder der FGF-Familie, die auch protektiv und wachstumsstimulierend auf adulte cochle're Zellen wirken, gelten als molekulare Trigger, die diese Regenerationsprozesse aus Vorl'uferzellen induzieren und aufrechterhalten [85 – 87]. Weiterhin ergab sich der Hinweis, dass durch die Eliminierung von Zellzyklus-Inhibitoren wie p27(Kip1) ein Wiedereintritt cochle'rer Sttzzellen in die Proliferationsphase mglich ist [88]. Durch die Identifizierung und Charakterisierung wichtiger molekularer Schalter fr die Haarzellentwicklung liegen somit Regulatoren vor, die fr die weitere Erforschung und die gezielte Erzeugung von Haarzellen aus Stammzellen bzw. aus undifferenzierten Vorl'uferzellen eingesetzt werden knnten. 6.1.3 M*glichkeiten zur Erzeugung autologer Stammzellen Verschiedene Strategien sind denkbar, nach denen eine autologe Regeneration verschiedener somatischer Zelltypen stattfinden knnte (Abb. 10): 1. Die bereits o. g. Reaktivierung endogener Regenerationsprozesse, wie sie beim Haarzellersatz im Innenohr von Vgeln gesehen wurde. 2. Nach der Isolation krpereigener somatischer Stammzellen und falls mglich nach De- bzw. Transdifferenzierung dieser Zellen knnte durch Zugabe spezifischer Gewebefaktoren eine Differenzierung in die gewnschten reifen Zelllinien eingeleitet werden. 3. Die Erzeugung autologer Zellen in beliebiger Menge knnte durch Transfer somatischer Zellkerne in entkernte Eizellen erfolgen (therapeutisches Klonen). S 33 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. chungen an Spiralganglienexplantaten deuten darauf hin, dass vor allen das anb3-Integrin das Neuritenl'ngenwachstum beeinflusst, w'hrend b1-Rezeptoren an der Regelung des Gliazellwachstums beteiligt sind [77]. S 34 Bei der dritten Strategie werden nach Kerntransfer in eine entkernte Oozyte und nach Bildung einer Blastozyste so genannte individualspezifische ES-Zellen erzeugt. Diese klonierten ES-Zellen sind mit dem Genom des Kernspenders identisch und knnen durch Zugabe entsprechender Faktoren zu reifen Effektorzellen differenzieren, die nach Ibertragung auf den entsprechenden Kernspender keine Abstoßungsreaktion hervorrufen. Die große Differenzierungsf'higkeit humaner ES-Zellen stellt somit zusammen mit dem Nachweis, dass Kerne somatischer Zellen durch Kerntransfer in entkernte Eizellen reprogrammiert werden knnen und ihre volle Entwicklungsf'higkeit wiedererlangen [92], in Kombination mit der ES-Zelltechnologien die prinzipielle Mglichkeit dar, autologes Zellmaterial in beliebigen Mengen zu gewinnen. In der Tat wurden Zellen mit vielen Charakteristika muriner ESZellen von Thomson u. Mitarb. aus humanen Blastozysten isoliert, die im Rahmen einer in-vitro-Fertilisation gewonnen wurden [26]. Aus vierzehn inneren Zellmassen konnten fnf humane ES-Zelllinien etabliert werden, von denen drei einen normalen Karyotyp besaßen. Diese pluripotenten Zellen proliferierten in vitro ber viele Monate und konnten in Derivate der drei Keimbl'tter differenzieren. Sie bildeten in vitro u. a. Darmepithelzellen, Knorpel, Knochen, Muskel und Neuroepithel. Eine ausgedehnte Studie zeigte, dass humane ES-Zellen je nach Wachstumsfaktorzugabe in vitro in elf verschiedene Zelltypen differenzieren konnten [27]. Embryonale Keimzellen (embryonic germ (EG) Zellen) mit 'hnlichen Eigenschaften wurden auch aus den Vorl'ufern von Ei- und Samenzellen, den so genannten primordialen Keimzellen 5 – 9 Wochen alter humaner Embryonen gewonnen [93]. Die Beobachtungen, dass humane ES-Zellen große Differenzierungsf'higkeiten besitzen, wurden mit Euphorie aufgenommen, weil es nun mglich erschien, die seit langem bekannten Befunde der Differenzierung von ES-Zellen der Maus auf den Menschen zu bertragen und damit eine Vielzahl somatischer Zellen humanen Ursprungs in beliebigen Mengen zu generieren. Der Nachweis, dass aus ES-Zellen differenzierte und selektiv gewonnene gewebespezifische Stamm- und Vorl'uferzellen nach Transplantation im Organismus von Versuchstieren tats'chlich gewebespezifisch integrieren und defekte Organfunktionen bernehmen knnen, konnte im Blut und im zentralen Nervensystem demonstriert werden [21, 23]. Die genannten F'higkeiten von ES-Zellen im Tiermodell weisen auf die potenziellen Mglichkeiten der ES-Zelltechnologie fr den Gewebeersatz im adulten Organismus hin. Hierbei scheint es realistisch, dass sowohl durch die ES-Zelltechnologie hergestellte Stamm- und Vorl'uferzellen als auch reife Effektorzellen sich nach Transfer in kranke Gewebe in die Architektur bestehender Organe und Gewebe integrieren und therapeutisch wirksam werden. Auch ist es denkbar, dass selbstorganisierende Stammzellsysteme, wie die Haut oder das h'matopoetische System, erfolgreich rekonstituiert werden knnen. Jedoch ist es aus heutiger Sicht nicht vorstellbar, dass komplexe Organe, wie Gehirn, Herz oder Niere durch den Einsatz embryonaler oder adulter Stammzellen de novo entstehen knnen. Hierzu mssten Prozesse ablaufen, wie sie w'hrend der embryonalen Organogenese stattfinden. Diese komplexen und zum großen Teil unverstandenen Prozesse gezielt ablaufen zu lassen stellt eine Herausforderung fr die Zukunft dar. Dazert S, Mller AM, Stammzellbiotechnologie … Laryngo-Rhino-Otol 2002; 81: S 24 – S 38 Zu den ersten beiden Strategien ist anzumerken, dass die Reaktivierung endogener Stammzellen eine nicht-invasive Strategie darstellt, bei der es auch keine Abstoßungsreaktionen gibt, da krpereigene Stammzellen zum Einsatz kommen. Zum einen ist es denkbar, dass ruhende Stammzellen eines Stammzellensystems aktiviert werden, um reife Zellen des betreffenden Systems zu bilden, z. B. ist beim h'matopoetischen System bekannt, dass zu jedem Zeitpunkt des Lebens alle Blutzellen von nur einigen wenigen Stammzellen gebildet werden, w'hrend die meisten h'matopoetischen Stammzellen sich in einem ruhenden Zellpool aufhalten [89]. Im Tiermodell sind Faktoren bekannt, die im Knochenmark die Stammzellen mobilisieren und ruhende Stammzellen zur Teilung anregen [90, 91]. Sollte dies auch auf andere Stammzellsysteme zutreffen, knnten durch geeignete Stimuli ruhende Gewebestammzellen aktiviert und zur Bildung reifer Effektorzellen angeregt werden. Andererseits knnten bei der Kenntnis entsprechender Faktoren Stammzellen vom Typ A in einen Typ B umgewandelt werden. Hierbei ist es denkbar, dass eine ruhende Stammzelle vom Typ A zuerst stimuliert wird und anschließend geeignete Faktoren erh'lt, die sie in eine gewnschte Zelllinie vom Stammzelltyp B differenzieren l'sst. Es sind jedoch bisher noch keine Faktoren bekannt, die Stammzellen weder in vitro noch in vivo ihre zellul're Identit't wechseln lassen, so dass die zweite Mglichkeit gegenw'rtig spekulativer Natur ist. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Abb. 10 Mgliche Strategien f$r den autologen Gewebeersatz. Nach der Isolation krpereigener somatischer Stammzellen und falls mglich nach De-/Transdifferenzierung dieser Zellen knnte durch Zugabe spezifischer Gewebefaktoren eine Differenzierung in die gew$nschten reifen Zelllinien induziert werden (links). Die Erzeugung autologer Zellen in beliebiger Menge knnte durch Transfer somatischer Zellkerne in entkernte Eizellen erfolgen (therapeutisches Klonen) (rechts). Ersatz anderer Gewebe im Kopf-Hals-Bereich aus Stammzellen Im Gegensatz zur Regeneration hochdifferenzierter sensorischer Zellen, wie z. B. cochle'rer Haarzellen, die sich zur Funktionsaufnahme einserseits in das komplexe System des sensorischen Epithels innerhalb des Cortischen Organs integrieren, andererseits Kontakte mit den Spiralganglienneuronen zur Weiterleitung auditorischer Signale herstellen mssen, knnte der Ersatz von Sttz- und Deckgeweben einem „einfacheren“ Erneuerungsplan folgen. Adulte mesenchymale Stammzellen knnen unter dem Einfluss spezifischer Wachstums- und Differenzierungsfaktoren in Zellkultur zu Fett-, Knorpel-, Knochen- und Muskelzellen differenzieren. Diese Zelltypen knnten in Zellkultur aus isolierten mesenchymalen Stammzellen und somit in beliebiger Menge hergestellt und fr die verschiedensten Indikationen zur Rekonstruktion an Ohr, Nase, Kehlkopf etc. retransplantiert werden. Die Integration neu gebildeter Sttzzellen, wie z. B. Knorpelzellen, in vorhandene Empf'ngergewebe sollte problemlos erfolgen, da bestehende Strukturen als Leitstruktur fr die transplantierten Zellen dienen. Dies ist bereits aus der vielf'ltigen Verwendung von autologen Knorpel- oder Knochentransplantaten in der Kopf- und Halschirurgie bekannt. Durch die Verwendung adulter somatischer Stammzellen wrden einerseits autologe Gewebe ohne Gefahr der Abstoßung generiert und zudem die rechtlichen und ethischen Bedenken bei der Verwendung von ES-Zellen umgangen. 7 Ethisch-rechtliche Gesichtspunkte Dazert S, Mller AM, Stammzellbiotechnologie … Laryngo-Rhino-Otol 2002; 81: S 24 – S 38 Seit es 1998 gelang, menschliche ES-Zellen in Zellkultur zu zchten, werden ethische, rechtliche und moralische Bedenken gegenber diesen Verfahren zunehmend auch in der Uffentlichkeit diskutiert. Mit dem Beginn der Forschung an menschlichen ESZellen wird aus deutscher Sicht ein schmaler Grat zwischen der Freiheit von Wissenschaft und Forschung (GG, Art. 5) und dem wichtigen, im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verankerten Schutz der Wrde des menschlichen Lebens beschritten (GG, Art. 1). Die Forschungsfreiheit ist nach geltendem Recht nicht uneingeschr'nkt, sondern kann durch andere Gesetzesartikel begrenzt sein. Die Wrde des Menschen, der Schutz des menschlichen Lebens und der menschlichen Gesundheit sind hier als vorrangige Verfassungsgter zu nennen. Der Schutz des menschlichen Lebens soll dieses von Beginn an sichern und erstreckt sich somit auch auf die Zeit der Embryonal- und Fetalentwicklung. Nach dem Embryonenschutzgesetz beginnt das individuelle Leben nach abgeschlossener Befruchtung der Eizelle. Dies gilt auch fr die In-vitro-Fertilisation. In den Entwicklungsablauf eines menschlichen Embryos darf laut Gesetz nur zum Wohle des Lebewesens eingegriffen werden. Als Embryonen werden in diesem Zusammenhang auch alle dem Embryo entnommenen totipotenten Zellen angesehen, die das Potenzial besitzen, sich zu einem vollst'ndigen Organismus zu entwickeln. Da die Gewinnung von ES-Zellen den Embryo zerstrt, ist sie nicht mit dem geltenden Embryonenschutzgesetz vereinbar. Nach dem Beschluss des Bundestages vom 30. 1. 2001 drfen bestehende ES-Zelllinien aus dem Ausland unter Auflagen importiert, jedoch keine weiteren Embryonen zu Forschungszwecken gettet werden. Es ist anzumerken, dass die Gesetzgebungen bezglich der Stammzellforschung in anderen europ'ischen L'ndern sowie den USA und in Israel z. T. sehr differieren. Bei der Diskussion ethisch-rechtlicher Aspekte der ES-Zellforschung sollte jedoch auch der mgliche therapeutische Nutzen bedacht werden, der aus der Anwendung dieser Verfahren fr Gewebe- und Organersatz sowie fr die Behandlung chronisch degenerativer Erkrankungen erwachsen kann. Gerade fr die Therapie neurodegenerativer Erkrankungen und Stoffwechselkrankheiten erffnen sich durch Fortschritte in der Stammzellbiologie neue kausale Behandlungskonzepte, die bisherigen symptomatischen oder substituierenden Methoden deutlich berlegen sein knnen. Wichtig scheint in diesem Zusammenhang die Kl'rung der Frage, ob adulte Stammzellen, die z. T. relativ einfach und ohne ethisch-rechtliche Bedenken gewonnen werden knnen, ein 'hnliches Potenzial besitzen wie ES-Zellen. Da die wissenschaftliche Untersuchung des Differenzierungspotenzials humaner ES-Zellen einerseits und der Plastizit't somatischer Stammzellen andererseits ein sehr junges Forschungsgebiet darstellt, ist es augenblicklich zu frh, den mglichen therapeutischen Nutzen beider Zellsysteme zu bestimmen. Fr eine realistische Bewertung beider Stammzellsysteme sollte es deshalb auch in Deutschland zuknftig mglich sein, in begrenztem Umfang mit humanen ES-Zellen zu forschen, um ihr therapeutisches Potenzial untersuchen zu knnen. Erst wenn das Entwicklungspotenzial humaner ES-Zellen und deren therapeutische Nutzen bekannt sind, kann eine abschließende Bewertung vorgenommen werden. Hierzu hat die DFG mit ihren Empfehlungen vom Mai 2001 zur Forschung mit menschlichen Stammzellen einen Rahmen vorgeschlagen. Sie spricht sich dafr aus, dass sowohl potenzielle Patienten als auch Wissenschaftler in Deutschland nicht von den Entwicklungen auf dem Gebiet der Stammzellen ausgeschlossen werden sollten und schl'gt einen Stufenplan zur Forschung mit humanen ES-Zellen vor. Die Empfehlungen sehen vor, zuerst die bestehenden humanen ES-Zelllinien zu importieren. Zu einem sp'teren Zeitpunkt sollten Wissenschaftler in Deutschland auch die Mglichkeit erhalten, humane ESZellen gewinnen zu knnen. Neben der Erforschung der Mglichkeiten und Grenzen der Stammzellbiologie sollten aber auch alternative, stammzellunabh'ngige Forschungsaktivit'ten fr den klinischen Gewebeersatz bedacht und weiter gefrdert werden. 8 Entscheidende wissenschaftliche Fragen Wichtige Erkenntnisse fr den Fortgang der Stammzellforschung w'ren Einblicke in die molekularen Schalter, die an der Plastizit't somatischer Stammzellen beteiligt sind und bisher grßtenteils fehlen. Sie sind aber Vorraussetzung dafr, gezielt und sicher die gewnschten Zelltypen erzeugen zu knnen. Prinzipiell ist es denkbar, dass Transkriptionsfaktoren, die bei der Fruchtfliege Drosophila die Transformation eines Beines zu einer Antenne verursachen, auch an der Regulation von Zellidentit'ten und von Plastizit't bei Stammzellen beteiligt sind [94]. Mitglieder dieser Klasse von so genannten „homeo box“ enthaltenden Transkriptionsfaktoren sind auch in somatischen Stammzellen der Maus und beim Menschen aktiv und knnten an der Annahme von alternativen Zellidentit'ten beteiligt sein [95]. Sobald die gerichtete Bildung heterologer Zelltypen aus adulten Stammzellen mglich ist, knnen aus dem adulten Krper leicht zu isolierende Stammzellen, wie z. B. die Blut- oder die Hautstammzellen, zu anderen somatischen Stammzellen transformiert und anschließend retransplantiert werden. S 35 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 6.2 Gegenw'rtig arbeiten unterschiedliche Forschergruppen an der Analyse der molekularen Schalter und der Aufkl'rung der Differenzierungswege von Stammzellen, so dass in naher Zukunft erste Ergebnisse vorliegen werden. 9 S 36 Ausblick Wie die Mglichkeiten der Stammzellbiologie im Hinblick auf ihren therapeutischen Einsatz beim Menschen nicht bersch'tzt werden sollten, drfen auch die potenziellen Gefahren fr die Gesellschaft nicht berbewertet werden. Die Mglichkeit der Entstehung eines „Menschen aus dem Katalog“ ist derzeit als extrem gering einzustufen und sollte nicht als emotionales Argument bei der Diskussion ber die Stammzellforschung eingesetzt werden. Wann ein klinisch-therapeutischer Einsatz stammzellbiologischer Verfahren mglich wird, ist derzeit nicht abzusehen. Ein vorsichtiger Optimismus im Hinblick auf zuknftige Mglichkeiten der Stammzelltherapie ist sicher gerechtfertigt, aber Srzte und Patienten sollten keine bertriebenen Hoffnungen auf einen Einsatz dieser Methoden innerhalb der n'chsten Jahre hegen. Die Autoren danken Frau P. Joa und Herrn R. Mlynski fr die Untersttzung bei der Erstellung der digitalen Bilddaten sowie Herrn Prof. Dr. J. Helms, Frau Dr. W. E. Shehata-Dieler, Frau Dr. N. Kirchhof und Herrn J. Kirsten fr die Durchsicht des Manuskriptes. 10 Literatur 1 Potten CS, Loeffler M. Stem cells: attributes, cycles, spirals, pitfalls and uncertainties. Lessons for and from the crypt. Development 1990; 110: 1001 – 1020 2 Dym M. Spermatogonial stem cells of the testis. Proc Natl Acad Sci USA 1994; 91: 11287 – 11289 3 Lavker RM, Miller S, Wilson C, Cotsarelis G, Wei ZG, Yang JS, Sun TT. Hair follicle stem cells: their location, role in hair cycle, and involvement in skin tumor formation. 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B. aus dem Knochenmark Erwachsener oder dem Nabelschnurblut relativ leicht entnommen und angereichert werden knnen, ein 'hnliches Plastizit'tspotenzial besitzen wie ES-Zellen. Selbst wenn es schwierig sein sollte, alle Gewebe aus einem einzigen somatischen Stammzelltyp zu erzeugen, so besitzen einige bisher n'her untersuchte Vertreter dieses potenten Zelltyps doch die F'higkeit, in verschiedene Effektorzellen zu differenzieren. Danksagung Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Die große Plastizit't im Differenzierungspotenzial somatischer Stammzellen wirft neben den oben erw'hnten Fragen zur Molekularbiologie auch Fragen hinsichtlich der zellul'ren Differenzierungswege auf, die bei der Bildung gewebefremder Zelltypen z. B. bei der Bildung von Blutzellen aus neuralen Stammzellen ablaufen. Folgende Mglichkeiten sind vorstellbar: – Die Differenzierung in gewebefremde Zelltypen stellt einen direkten Ibergang, eine Transdifferenzierung, dar. Hierbei wrde eine Stammzelle vom Typ A direkt Stammzellen bzw. Vorl'ufer oder reife Zellen eines Stammzellsystems B bilden. Alternativ w're eine Dedifferenzierung der Stammzelle zu einer primitiveren Zelle mit grßerem Differenzierungspotenzial vorstellbar. – Es existiert lediglich ein einziger somatischer Stammzelltyp, der je nach gewebespezifischer Mikroumgebung verschiedene reife Effektorzellen produziert oder es befinden sich in differenzierten Geweben „Relikte“ embryonaler Entwicklungsstufen, die fr das berraschend große Differenzierungspotenzial verantwortlich sind. Dazert S, Mller AM, Stammzellbiotechnologie … Laryngo-Rhino-Otol 2002; 81: S 24 – S 38 Kramer J, Hegert C, Guan K, Wobus AM, Mller PK, Rohwedel J. Embryonic stem cell-derived chondrogenic differentiation in vitro: activation by BMP-2 and BMP-4. Mech Dev 2000; 92: 193 – 205 23 Brustle O, Spiro AC, Karram K, Choudhary K, Okabe S, McKay RD. In vitro-generated neural precursors participate in mammalian brain development. 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