11.2 Phenolische Verbindungen

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362
11 Sekundärstoffwechsel
11.2
Phenolische Verbindungen
11
Die Struktur zahlreicher pflanzlicher Sekundärmetaboliten lässt sich aus carbozyklischen Verbindungen ableiten. In höheren Pflanzen werden die meisten der
dafür benötigten aromatischen Grundbausteine über den Shikimatweg synthetisiert. Aus Zwischenprodukten des Kohlenstoffmetabolismus entstehen so die
Aminosäuren Phenylalanin, Tyrosin und Tryptophan. Die Synthese der phenolischen Sekundärverbindungen geht hauptsächlich vom Phenylalanin aus. In einigen Ausnahmefällen kann jedoch auch Tyrosin das Ausgangsprodukt darstellen.
Neben dem Shikimatweg existiert ein weiterer wichtiger Weg für die Synthese der Phenole: der Polyketidweg (Malonatweg). Über den Polyketidweg
können auch Strukturen, die aus anderen Biosynthesewegen stammen, um weitere Molekülteile ergänzt werden. Dies ist z. B. der Fall bei der Flavonoidbiosynthese, bei der ein Molekül aus dem Phenylpropanstoffwechsel als Startermolekül
dient (S. 368).
11.2.1
Synthesewege der Grundbausteine
Ausgangsprodukt des Shikimatwegs sind zwei Zwischenprodukte der photosynthetischen Kohlenstofffixierung: Aus Erythrose-4-phosphat und Phosphoenolpyruvat entsteht Shikimat, welches dann über das Zwischenprodukt Chorismat
in die Synthese der drei Aminosäuren Phenylalanin, Tyrosin und Tryptophan
eingeht (Abb. 11.1). Tiere sind im Gegensatz zu Pflanzen nicht zur Synthese
dieser aromatischen Aminosäuren in der Lage und sind daher auf die Aufnahme
dieser essentiellen Aminosäuren mit ihrer Nahrung angewiesen.
n Das Breitbandherbizid Glyphosat, N-Phosphomethylglycin, ist eines der meistbenutzten Herbizide und Hauptbestandteil des unter dem Markennamen Round up
vertriebenen Produktes. Es hemmt den letzten Schritt der Bildung von Chorismat,
indem es die Struktur von PEP im Übergangszustand der Reaktion imitiert, und so
einen kompetitiven Inhibitor der 3-Enolpyruvylshikimat-5-phosphat-Synthase
(EPSP-Synthase) darstellt (Abb. 11.1). Dadurch kann in der behandelten Pflanze
keine der aromatischen Aminosäuren Tryptophan, Phenylalanin und Tyrosin
gebildet werden. Bei der Erzeugung herbizid- bzw. Glyphosat-resistenter Pflanzen
wird ein Gen für eine gegen Glyphosat unempfindliche EPSP-Synthase übertragen
(S. 522). m
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Das charakteristische Merkmal phenolischer Verbindungen sind die OHGruppen bzw. deren Derivate an den aromatischen Ringstrukturen. Ihre
Synthese erfolgt über zwei Biosynthesewege: der Shikimatweg und der
Polyketidweg. Der Shikimatweg liefert die drei aromatischen Aminosäuren,
die Ausgangsstoffe für die Synthese zahlreicher phenolischer Sekundärverbindungen darstellen. Dazu gehören die Zimtsäure und ihre Derivate, aus denen
sich die Flavonoide und Stilbene ableiten, und die Gerbstoffe.
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11.2 Phenolische Verbindungen
11
Abb. 11.1 Der Shikimatweg und seine Produkte, die Ausgangspunkte für die Synthese
weiterer primärer und sekundärer Stoffwechselwege darstellen. Das Herbizid Glyphosat ist
ein kompetitiver Inhibitor der EPSP-Synthase.
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11 Sekundärstoffwechsel
Polyketide entstehen durch lineare Kondensation mehrerer Acetylreste (Abb.
11.6). Diese leiten sich vom Malonyl-CoA durch Decarboxylierung ab. Eine solche
Reaktionssequenz findet man auch bei der Fettsäurebiosynthese (
Biochemie,
Zellbiologie) und tatsächlich hängen beide Stoffwechselwege eng miteinander
zusammen. Im Gegensatz zur Fettsäuresynthese bleiben bei der Polyketidsynthese aber Sauerstofffunktionen erhalten, weniger Acetylreste werden verknüpft
und die resultierenden Polyketoverbindungen können dann zu aromatischen
Strukturen zyklisieren. Polyketidsynthasen sind Multienzymkomplexe. Die
große Strukturvielfalt der Polyketide kommt vor allem durch sekundäre Veränderungen der Sauerstoffatome zustande (Hydroxylierung, Chlorierung, Entfernung der Sauerstofffunktion).
11.2.2
11
Phenylpropanderivate
Phenylpropanderivate werden vorwiegend aus Phenylalanin synthetisiert.
Unter Abspaltung der Aminogruppe mit Hilfe der Phenylalanin-AmmoniumLyase (PAL) entsteht ein Benzolring mit einer C3-Seitenkette, die Zimtsäure
(Abb. 11.2). Aufgrund dieser Struktur werden die auf diesem Weg entstandenen
Produkte als Phenylpropanderivate zusammengefasst. Auch die Begriffe Phenolcarbonsäuren oder Zimtsäurederivate sind gebräuchlich.
Die Phenylalanin-Ammonium-Lyase (PAL) ist das zentrale Schlüsselenzym
bei der Regulation der Biosynthese der Phenylpropane. Die Aktivität dieses
Enzyms entscheidet darüber, ob Phenylalanin in die Proteinsynthese oder in
die Synthese der Phenole eingeht. In vielen Pflanzen existieren mehrere Isoen-
Abb. 11.2 Die Strukturen der wichtigsten Zimtsäurederivate sowie die Umwandlung
des Phenylalanins zur trans-Zimtsäure, katalysiert durch die Phenylalanin-AmmoniumLyase (PAL).
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zyme der PAL, die zum Teil durch unterschiedliche Faktoren wie Temperatur,
Licht oder Umsatz an Kohlenhydraten reguliert werden.
Das charakteristische Merkmal phenolischer Verbindungen sind die OH-Gruppen bzw. deren Derivate an der aromatischen Ringstruktur. Die Hydroxylierung
wird durch spezielle Enzyme katalysiert. In vielen Fällen finden noch spezifische
Methylierungen der OH-Gruppen mit Hilfe von Methyltransferasen statt, sodass
auf diesem Wege viele verschiedene Zimtsäurederivate entstehen (Abb. 11.2).
Einige Phenylpropane sind die aromabestimmenden Komponenten einiger
etherischer Öle, z. B. das Eugenol der Gewürznelke, das Anethol des Anis oder
der Zimtaldehyd des Zimts. Zu den einfachen Phenolderivaten werden auch
die Cumarine gezählt. Bekannt ist diese Substanzklasse durch den typischen
Geruch von Waldmeister, Steinklee oder Heu beim Welken. Im intakten Gewebe
wird trans-o-Cumarsäure als D-Glucosid vakuolär gespeichert. Durch Licht wird
dieses in seine cis-Form isomerisiert. Kommt es durch eine Verletzung oder
Trocknung zur Aufhebung der Kompartimentierung wird durch eine im Cytosol
befindliche Glucosidase der Zuckerrest abgespalten. Die freiwerdende cis-o-Cumarsäure zyklisiert spontan unter Wasserabspaltung zu dem Bitterstoff Cumarin
(Abb. 11.3).
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11.2 Phenolische Verbindungen
11
Abb. 11.3 Biosynthese und Struktur
von Cumarin.
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11 Sekundärstoffwechsel
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11
Abb. 11.4 Lignin und seine Bausteine. a Bildung und Strukturen der Monolignole.
b Ausschnitt aus der Struktur eines Ligninmoleküls.
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Lignine sind Bestandteile der Zellwände verschiedener pflanzlicher Zelltypen
wie Sklerenchymfasern oder Tracheiden (S. 24). Durch ihre Struktur verleihen sie
den Landpflanzen eine große mechanische Festigkeit und steigern die Resistenz
gegenüber mikrobiellem Abbau. Bausteine für die Synthese des Lignins sind die
Monolignole Sinapyl-, p-Cumaryl- und Coniferylalkohol. Dies sind Alkohole, die
durch Reduktion der jeweiligen Zimtsäurederivate entstehen (Abb. 11.4a). Die
Polymerisierung der Lignine erfolgt in der Zellwand mittels Peroxidasen. Diese
bilden Radikale, die ungesättigte Strukturen weiterer Alkohole addieren. Die
Radikalstruktur bleibt erhalten und in einer Kettenreaktion erfolgen weitere
Additionen. Die entstehenden Polymere reagieren zusätzlich noch mit den
Hydroxygruppen von Kohlenhydraten und bilden kovalente Bindungen zur Cellulose aus (Abb. 11.4b). Der Anteil der einzelnen Alkohole im Polymerisat ist
abhängig von der jeweiligen Pflanzenart. Lignine weisen einen hohen Vernetzungsgrad auf.
Eine ähnliche Verknüpfung von Monolignolen findet man bei den Suberinen
und Cutinen, die beim Aufbau von hydrophoben Barrieren in Pflanzengeweben
eine essentielle Rolle spielen. Zusätzlich sind hier die Makromoleküle mit langkettigen Fettsäuren verestert, wodurch ein gas- und wasserundurchlässiges
Polymerisat entsteht. Der Anteil an Zimtsäurederivaten ist bei den Cutinen
deutlich geringer als bei den Suberinen. Suberine sind Zellwandbestandteile,
die man z. B. im Caspary-Streifen der Wurzelendodermis (S. 23) oder zwischen
Mesophyll- und Bündelscheidezellen von C4-Pflanzen findet. Bei der Peridermund Borkenbildung sind sie ein wichtiger Bestandteil der Korkzellen (S. 63).
Cutine sind strukturgebender Bestandteil der Cuticula und treten dort alternierend mit Wachsschichten in dünnen Lamellen auf (S. 21).
Aus den Phenylpropanen können durch Verkürzen der C3-Kette um zwei Kohlenstoffeinheiten Benzoesäurederivate gebildet werden (Abb. 11.5). So entsteht
z. B. Salicylsäure (o-Hydroxybenzoesäure), welche vermutlich als Signalsubstanz
wirkt und beispielsweise bei Infektion an der Induktion der Biosynthese von
Abwehrproteinen beteiligt ist. Salicylsäurederivate zählen zu den ältesten
bekannten Schmerzmitteln. Ihren Namen verdanken sie der Entdeckung und
erstmaligen Aufreinigung aus den Rinden von Weiden (Salix). Das Schmerzmittel
Acetylsalicylsäure (ASS) ist ein synthetisches Derivat dieses Naturstoffs. Ein weiteres bekanntes Benzoesäurederivat ist das Vanillin, das als Geschmacks- und
Aromastoff in vielfältiger Weise eingesetzt wird.
Abb. 11.5 Die Benzoesäurederivate
Salicylsäure und Vanillin.
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11.2 Phenolische Verbindungen
11
11 Sekundärstoffwechsel
11.2.3
Flavonoide
Diese umfangreiche Gruppe pflanzlicher Phenole enthält zahlreiche gelb
gefärbte Verbindungen und hat daher ihren Namen erhalten (lat. flavus: gelb).
Das Grundgerüst dieser Substanzen ist das Flavan (Abb. 11.6). Bei der Synthese
der Flavonoide werden an einen Zimtsäureabkömmling auf dem Polyketidweg
drei Acetatreste angelagert. Letztere entstehen unter Abspaltung von je einem
CO2 aus drei Molekülen Malonyl-CoA. Das gebildete Chalcon wird anschließend
zum Drei-Ringsystem des Flavanons zyklisiert. Das Phenylpropan-Startermolekül liefert den aromatischen Ring B und ist an dem Heterozyklus (C) beteiligt.
Die Untergruppen der Flavonoide ergeben sich durch unterschiedliche Substitution an diesem Heterozyklus (Abb. 11.6).
Die Bildung des Polyketids wird von der Chalcon-Synthase (CHS) katalysiert,
dem Schlüsselenzym der Flavonoid-Biosynthese. In Pflanzen findet man zahlreiche verschiedene Isoenzyme, deren Genexpression einer vielfältigen Kontrolle
unterliegt. Eine Induktion erfolgt beispielsweise durch Elicitoren oder Lichteinwirkung. Von dem enstehenden Chalconzwischenprodukt führt der Reaktionsweg zum Flavanon und von dort zu den verschiedenen Untergruppen wie den
Flavonen, Flavonolen und den Isoflavonen. Auch die Biosynthese der Anthocyane
verläuft über diesen Weg. Anschließend werden die Flavonoide glykosidiert, was
ihre Wasserlöslichkeit stark erhöht und eine Kompartimentierung in der Vakuole
ermöglicht. Variation der Hexose und der glykosidierten OH-Gruppe (Abb. 11.8a)
hat eine enorme Stoffvielfalt zur Folge.
In der Pflanze erfüllen die Flavonoide zahlreiche wichtige Aufgaben. In Gymnospermen und Angiospermen dienen Flavonoide neben Hydroxyzimtsäurederivaten nach Akkumulation in den Vakuolen der Epidermiszellen der UV-BAbschirmung (S. 476). Dementsprechend wird ihre Biosynthese durch Licht
und UV-Strahlung induziert. Daneben gehören einige von ihnen zu den
Phytoalexinen (Abb. 11.7). Flavonoide können auch als Signalmoleküle wirken.
Fabaceenwurzeln geben eine Reihe verschiedener Flavonoide ab, die jeweils substanz- und artspezifisch bei Knöllchenbakterien die Expression der für die
Knöllchenbildung notwendigen Gene bewirken (S. 294).
Eine große Anzahl roter, blauer oder violetter Farbschattierungen in den
Blütenblättern höherer Pflanzen sorgt für ein erfolgreiches Anlocken bestäubender Insekten. Diese Vielfalt beruht zumeist auf der Akkumulation von Anthocyanen in den Vakuolen von Blütenblättern. Dabei bestimmen zum einen Anzahl
und Position der Hydroxylgruppen, zum anderen der Methylierungsgrad den
Farbton (Abb. 11.8a). Allein das Vorkommen verschiedener Anthocyane in
einer Vakuole kann also bereits zahllose Farbschattierungen hervorbringen.
Jedoch beeinflussen auch andere Faktoren die farbige Ausgestaltung der
Blütenblätter. So ist die Farbe der Anthocyane in starkem Maße pH-abhängig
(Abb. 11.8c). Da jedoch der pH-Wert von Vakuolen selten Werte unter 3 erreicht,
wird die Farbintensität und der Farbton in vivo meistens über die sogenannte
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11.2 Phenolische Verbindungen
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Abb. 11.6 Bildung eines Flavanons aus Cumaryl-CoA und Malonyl-CoA sowie Strukturen von Vertretern einzelner Flavonoidgruppen. Die Namen der beispielhaft gezeigten
Verbindungen sind in Klammern angegeben. In gelb ist der aus dem Polyketidweg stammende Molekülteil dargestellt, in grün das Flavan-Grundgerüst.
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11 Sekundärstoffwechsel
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Abb. 11.7 Flavonoide als Phytoalexine.
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Abb. 11.8 Anthocyane. a Grundgerüst und Positionen für ihre Glykosidierung sowie Substitutionsmuster und Farbton einiger verbreiteter Anthocyanidine, der Aglyka der Anthocyane. b Blütenstände von Hortensien (Hydrangea macrophylla), deren äußerste sterile
Schaublüten durch Delphinidinglykoside gefärbte Kelchblätter tragen. Durch Zugabe von
Alaun (Kaliumaluminiumsulfat) ins Gießwasser wurde in den rechten Blüten ein blaugefärbter Komplex aus 3-Delphinidin-Glucosid, Aluminium und 2 phenolischen Copigmenten
erzeugt. c pH-Abhängigkeit der Anthocyanfarbe in einem wässrigen Extrakt von Blutbuchenblättern, dessen pH-Wert mit Hilfe eines Citratpuffers eingestellt wurde.
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Copigmentierung bestimmt. Dabei lagern sich z. B. andere Flavonoidmoleküle an
das Anthocyan an und schützen das Flavylium-Ion vor dem Angriff von Wasser
(intermolekulare Copigmentierung). Kovalent an das Anthocyan gebundene
Phenole können ebenfalls, in diesem Falle intramolekulare, Copigmentierung
hervorrufen. Durch jeweils unterschiedliche Copigmente werden entweder die
roten Farbtöne stabilisiert oder auch blaue hervorgerufen.
Darüber hinaus können Metallionen an oft blauen Anthocyanidin-FlavonoidKomplexen beteiligt sein. Solche Strukturen wurden unter anderem an den
Blütenblättern der Kornblume (Centaurea cyanus) intensiv untersucht.
Neben der farbigen Ausgestaltung der Blütenblätter und roter Früchte, wo sie
der Ausbreitung dienende Tiere anlocken, kommt den Anthocyanen noch eine
weitere wichtige Aufgabe zu. Wirkt ein Stressfaktor wie Kälte, Trockenheit
oder starkes Licht auf die Pflanze ein, so färben sich oft die Blattgewebe rot. In
den Vakuolen der Epidermis oder der oberen Zellen des Palisadenparenchyms
akkumulieren Anthocyane und sorgen für eine Beschattung der Chloroplasten
in den darunter liegenden Zellen. Durch abiotischen Stress kommt es häufig zu
einer Verminderung der Aktivität der Enzyme des Calvin-Zyklus (S. 218). Es
kann dann nicht mehr in ausreichendem Maße ADP und NADP+ für den photosynthetischen Elektronentransport regeneriert werden und die in die „Lichtreaktion“ eingespeiste Quantenenergie wird nicht mehr abgeführt. Elektronenstau
und Überreduktion sind die Folge (S. 206). Durch die verstärkte Produktion
von Anthocyanen gelangt weniger Lichtenergie an die Photosysteme, sodass
diese besser vor Photoinhibition (S. 476) geschützt sind.
11.2.4
Stilbene
Die Synthese der Stilbene geht von den gleichen Substraten aus wie die Produktion der Flavonoide. Auch diese Verbindungen entstehen auf dem Polyketidweg
aus einem Zimtsäurederivat und 3 Molekülen Malonyl-CoA unter Decarboxylierung. Allerdings werden bei dieser Reaktion 4 Moleküle CO2 (Flavonoidbiosynthese: 3 CO2) frei. Es entsteht ein Diphenylethylen-Grundgerüst (Abb. 11.9).
Die Stilben-Synthase wird im Cytosol einiger weniger Pflanzen gefunden (z. B.
Wein, Erdnuss oder Fichte). Die Stilbene wirken stark fungizid. Daher sind sie
Abb. 11.9 Das Stilben Resveratrol.
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11.2 Phenolische Verbindungen
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372
11 Sekundärstoffwechsel
insbesondere für die Gentechnologie von Bedeutung: Transformationen von
Genen der Stilbensynthese führen zu Resistenzen gegenüber Pilzbefall auch bei
anderen Pflanzen, z. B. ist transgener Tabak mit dem Gen für das Phytoalexin
Resveratrol aus Wein resistent gegen Botrytis cinerea.
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Tannine (Gerbstoffe)
Tannine (engl. to tan: gerben) sind pflanzliche Polyphenole, deren Phenolgruppen sehr fest an Aminogruppen von Proteinen binden. Die Verknüpfung kann
durch Verdauungsenzyme nicht gespalten werden. Diese Eigenschaft macht
man sich bei der Herstellung von Leder aus Tierhäuten zu Nutze. Die Gerbstoffe
binden dabei an das Kollagen, sodass das Leder vor dem Abbau durch Mikroorganismen geschützt ist. In einigen Pflanzen (z. B. Quercus-, Picea-, Eucalyptus-Arten)
sind die bitter schmeckenden Tannine in hohen Konzentrationen in Zellwänden
von Rinden und Gallen eingelagert oder sie akkumulieren in speziellen Gerbstoffzellen. Wenn die Tannine durch Verletzung freigesetzt werden, binden sie
an die pflanzlichen Proteine und machen sie so als Nahrungsquelle unbrauchbar.
Außerdem führt die Bindung der Tannine an Proteine der Schleimhäute und des
Speichels zu einem „Zusammenziehen des Mundes“ verbunden mit einem für
Herbivoren unangenehmen Geschmack.
Tannine werden in zwei Klassen unterteilt: hydrolysierbare und nicht hydrolysierbare (kondensierte) Tannine (Abb. 11.10). Hydrolysierbare Gerbstoffe sind
glykosidierte Derivate der Gallussäure, einem Abkömmling des Shikimats. Dabei
ist typischerweise ein Hexosemolekül mit zahlreichen Gallussäuremolekülen
verestert (Gallotannine). Es kann zur Ausbildung sekundärer C-C Bindungen
Abb. 11.10 Struktur hydrolysierbarer Tannine und ihres Monomers, der Gallussäure.
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11.2.5
11.3 Isoprenoide Verbindungen
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Phenole: Carbozyklisch (Ringstruktur aus 6 C-Atomen, Benzol), aromatisch
(ungesättigt, mit alternierenden Doppelbindungen), OH-Gruppe am Benzolring.
Shikimatweg: Syntheseweg aromatischer Aminosäuren in höheren Pflanzen, Produkte sind für den tierischen Organismus essentiell. Benannt nach dem Zwischenprodukt Shikimat, das aus Erythrose-4-phosphat und Phosphoenolpyruvat entsteht.
Polyketidweg: Syntheseweg für aromatische Grundbausteine in Pilzen und Flechten, Ringstrukturbildung durch lineare Kondensation von Malonyl-CoA und Decarboxylierung (Malonatweg), enger Zusammenhang mit der Fettsäuresynthese.
Phenylalanin-Ammonium-Lyase (PAL): Schlüsselenzym bei der Synthese carbozyklischer Verbindungen, katalysiert nicht oxidative Desaminierung des Phenylalanins zur Zimtsäure, Isoenzyme, werden durch unterschiedliche Faktoren reguliert.
Phenolcarbonsäuren: Phenylpropanderivate, Synonym zu Zimtsäurderivaten,
einfachster Vertreter ist die trans-Zimtsäure.
Lignine: Polymerisate aus Monolignolen, verholzen Zellwände, dienen der mechanischen Festigung. Steigern die Resistenz gegenüber mikrobiellem Abbau.
Suberin: Fettsäureester mit polymerisierten Monolignolen, Korkstoff, hydrophober Zellwandbestandteil.
Cutin: Fettsäureester mit polymerisierten Monolignolen, Bestandteil der Cuticula
auf der Epidermis, geringerer Zimtsäureanteil als bei Suberinen.
Flavonoide: Grundgerüst ist Flavan, wirken als Phytoalexine, Signalmoleküle oder
Strahlungsschutz.
Anthocyane: Mit Hexosen verknüpfte Flavonderivate (Anthocyanidin), im Zellsaft
gelöste Farbstoffe. Farbe abhängig von verschiedenen weiteren Faktoren.
Tannine: Polyphenole, deren Phenolgruppen sehr fest an Aminogruppen von
Proteinen binden.
– Hydrolysierbare Tannine: mit Gallussäure und deren Derivaten veresterte
Zucker
– Kondensierte (nicht hydrolysierbare) Tannine: Oligo- oder polymere
Flavonoide, akkumulieren in Gerbstoffzellen, Rinden und Gallen, binden als
Gerbstoffe an das Kollagen der Tierhäute (Herstellung von Leder).
11.3
Isoprenoide Verbindungen
Isoprenoide Verbindungen haben sowohl als Pimär- als auch als Sekundärmetaboliten zahlreiche Aufgaben. Der chemische Grundbaustein ist eine C5Einheit, das Isopren. Entsprechend der Anzahl miteinander verknüpfter
Isoprenreste lassen sich die isoprenoiden Verbindungen in Hemi-, Mono-,
Sesqui-, Di-, Tri-, Tetra- und Polyterpene einteilen.
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benachbarter Gallussäurereste kommen; oligomere Derivate entstehen durch
intermolekulare C–O–C-Bindungen. Kondensierte Tannine sind oligo- oder polymere Flavonoide. Sie werden auch als Proanthocyanidine bezeichnet, da sie in
Gegenwart von Säuren in Anthocyanidine zerfallen.
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