Radius abnimmt. In der damals angenom- front etwas schneller bewegt als die Ma- menen Distanz von einen Kiloparsec (3260 terie selber. Unter Berücksichtigung die- Lichtjahre) folgerten sie für die Hülle eine ser Arbeit müsste die Entfernung des Spi- Masse von 0,35 Sonnenmassen – deutlich rografnebels auf 1,3 ± 0,4 Kiloparsec (4200 mehr als der in ionisierter Form vorlie- ± 1300 Lichtjahre) korrigiert werden. Da- gende Massenanteil von 0,09 Sonnenmas- von unbeeinflusst lässt sich aus der Win- sen. kelexpansion das Alter des Planetarischen Die Expansionsparallaxe beherbergt Nebels bestimmen: 1200 Jahre. Der Spiro- lei­der noch einen möglichen sys­te­ma­ti­ grafnebel begann demnach ungefähr zur schen Fehler. Während die astrometrisch Zeit von Karl dem Großen zu leuchten. bestimmte Expansionsrate in der Him- Axel M. Quetz melsebene das Voranschreiten der Ionisationsfront beschreibt, rührt die Expansionsrate entlang der Sichtlinie von der bewegten Materie selbst her. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2004 von Garrelt Mellema, Sternwarte Leiden, deutet näm- Literaturhinweis Guzmàn L. et al.: Expansion parallax of the planetary nebula IC 418. Astrophysical Journal 138, S. 46 - 49, 2009. lich darauf hin, dass sich die Ionisations- Zum Nachdenken Der Spirografnebel I m nebenstehenden Bericht ist darge­ Aufgabe 3: Ist der lineare Abstand der legt, dass die Bestimmung der Dis­ Ionisationsfront vom Stern in der Him- tanzen Planetarischer Nebel kein leich- melsebene r, dann gilt: tan θ r/D (1). tes Unterfangen ist und nur für rund Der winzigen Winkel wegen gilt ­weiter: zwei Prozent von ihnen zuverlässige tan θ (p/180°) θ. Mithilfe der zeitli­ Werte bekannt sind. Deshalb ist jede chen Ableitung von Gleichung (1), . . (p/180°) θ r/D, bestimme man die neue Messung sehr willkommen. zette Guz­màn, Laurent Loinard und Dis­tanz D des Spirografnebels. Dabei ist . r yexp 30 km/s die spektroskopisch Yolanda Gó­mez konnten nun anhand bestimmte ­Expansionsgeschwindigkeit zweier Radiobilder (siehe Bilder links) der Materie. Die mexikanischen Astonomen Li- die Expansionsrate des Spirografnebels IC 418 bestimmen. Aufgabe 4: Man bestimme das dyna. mische Alter tdyn θ/θ des Spirograf- Aufgabe 1: Den größten Winkelabstand nebels. der Ionisationsfront vom Zentralstern gibt das Team um Lizette Guz­màn zu Aufgabe 5: Um welchen Betrag rdyn hat θ 6,7 an. Sie passten homolog ge- sich die Materie in der Zeit tdyn entlang schrumpfte Versionen des jüngeren des Sehstrahls ausgedehnt? Man ver- Radiobilds dem älteren an und fanden, gleiche mit dem aus dem Winkelbstand dass die Ionisationsfront auf dem äl- der Ionisationsfront θ folgenden Radi- teren um den Faktor e 0,018 kleiner us rθ D tan θ. AMQ war. Um welchen Betrag Dθ ist der Nebel gewachsen? Ihre Lösungen senden Sie bitte bis zum Aufgabe 2: Aus den Aufnahmedaten 15. Juli 2009 an: Redak­tion SuW – Zum der beiden Radiobilder bestimme man Nach­denken, Max-Planck-Institut für die zwischen ihnen verstrichene Zeit As­tro­no­mie, Kö­nigstuhl 17, D-69117 Hei­­ Dt und ermittle die Expansionsrate . . θ der Ionisationsfront θ Dθ/Dt. Zur del­berg. Fax: (+49|0) 62 21–52 82 46. Darstellung des Ergebnisses verwende reichen Lösern Preise verlost. man als Ein­heit Millibogensekunden Die Gewinner der abgeschlossenen pro Jahr: m/a. Runde finden sich auf Seite 115. www.astronomie-heute.de Einmal im Jahr werden unter den er­folg­ Juli 2009 23 Die Entwicklung Planetarischer Nebel 28.6.1986 E in Stern geringer Masse, vergleichbar derjenigen unserer Sonne, geht mit seinem Kernbrennstoff sparsam um. Aber irgendwann, nach Milliarden von Jahren, ist auch sein Wasserstoffvorrat erschöpft, und es kommt durch gravitative Kontraktion zu einer Temperaturerhöhung in seinem Kern. Sie ermöglicht ihm, Helium – das Verschmelzungsprodukt des Wasserstoffbrennens – zu schwereren Elementen zu fusionieren. Mitunter gerät der Stern in heftige Pulsationen, die so stark sind, dass sie seine obere Atmosphäre absprengen. Zunächst bewegt sich das Gas der Sternhülle mit Geschwindigkeiten von 20 bis 40 Kilometern pro Sekunde vom Stern weg. Seine Temperatur liegt bei etwa 10 000 Kelvin. Aus diesem anfänglichen Sternwind mit recht geringer Geschwindigkeit re- Antennenkeule krutiert sich der Hauptteil der Nebelmasse. Im Verlauf der Entwicklung wird schließlich der heiße Kern freigelegt und beleuchtet die abgeworfene Gashülle mit den von 6.11.2007 Lizette Guzmàn et al. / Universität Mexiko / SuW-Grafik seiner 30 000 Kelvin heißen Oberfläche ausgesandten UV-Photonen. Die Gashülle wird von den energiereichen Photonen ionisiert und beginnt als Planetarischer Nebel zu leuchten. Durch die ständige Bestrahlung bildet sich eine Ionisationsfront aus, innerhalb derer das Gas ionisiert ist. Vor der Front ist es neutral. Die Hülle expandiert aber und trägt dabei die Ionisationsfront mit sich weiter nach außen. Die vom Sternwind frisch hinzukommende Materie des Sternwinds wird von neuen Photonen ebenfalls ionisiert. So entsteht um den Stern eine wachsende Blase aus ionisiertem Gas. Der Sternwind flaut allmählich ab, und schließlich versiegt der Nachschub. Das ionisierte leuchtende Gas beginnt zu rekombinieren und wird dadurch im Optischen 10 Bogensekunden un­sichtbar. Die Sichtbarkeitsdauer des Planetarischen Nebels ist also die Zeitspanne 0,17 Lichtjahre zwischen seiner Bildung und der Rekombination der Gasionen mit zuvor freigesetzten Elektronen; sie beträgt zwischen 30 000 und 70 000 Jahren. Der Sternrest hat derweil das Stadium eines Weißen Zwergs erreicht. Sterne mit Die Expansion der Ionisationsfront, die den einer anfänglichen Masse von nicht mehr als etwa acht Sonnenmassen erleiden die­ Rand der leuchtenden Gase definiert, ist im ses Schicksal, und zwar umso schneller, je größer ihre Ausgangsmasse war. Bei acht Vergleich zwischen den beiden Radiokon- Sonnenmassen ist die Weiße-Zwerg-Phase bereits nach rund 70 Millionen Jahren er- tinuumsaufnahmen gut zu erkennen. Das reicht, bei einer Sonnenmasse dauert es gut zwölf Milliarden Jahre. farblich abgehobene Rechteck besitzt in beiden Teilbildern dieselbe Größe. Aber nur bei rund 50 nicht allzu weit Angesichts der geringen Zahl präziser man nennt sie die »Expansionsparallaxe«. entfernten Planetarischen Nebeln ließen Distanzwerte Planetarischer Nebel ist je- Für den Planetarischen Nebel IC 418 er- sich bislang zuverlässige Distanzwerte de weitere Bestimmung von großem Wert. gibt sich ein Wert von 1,1 ± 0,3 Kiloparsec bestimmen, und dies schränkt ihre Rolle Lizette Guz­màn, Laurent Loinard und Yo- (3600 ± 1000 Lichtjahre). Siehe dazu »Zum als Tracer stark ein. Bei etwa einem Drit­ landa Gó­mez vom Centro de Radioastro- Nachdenken« auf der rechten Seite. tel der Planetarischen Nebel gelang die nomía y Astrofísica der Universität Mexi- Aus den Radiobeobachtungen von Li- Entfernungsbestimmung mithilfe di­rek­ ko konnten aus zwei mehr als zwanzig Jah- zette Guzmàn und ihren Kollegen folgen ter Mes­sung ihrer trigonometrischen Pa­ re aus­ein­anderliegenden Be­ob­ach­tungs­ auch die Elektronendichte und die Masse ral­la­xen. Bei den anderen zwei Drittel ka- kam­pag­nen präzise Winkelgrößen der des ionisierten Gases. Mit 6000 Elektronen men verschiedene Methoden zum Ein- Ioni­sa­tions­front bestimmen. Ihre Mes- pro Kubikzentimeter und 0,09 Sonnen- satz, zum Beispiel spektroskopisch be­ sungen des Radiokontinuums von IC 418 massen entspricht dies detaillierten Mo- stimm­te Pa­ral­laxen der Zentralsterne, mit dem Very Large Array ergaben eine dellrechnungen von Christophe Morisset die Mit­gliedschaft in einem Sternhau- Ex­pan­sionsrate von knapp einer halben und Leonid Georgiev aus dem Jahr 2009 fen be­kann­ter Entfernung, Rückschlüs- Bogensekunde pro Jahr (siehe Bild oben). unter Verwendung der Beobachtungen se aus der Rö­tung durch interstellaren Spektroskopische Messungen in Ver- Staub oder, wie im Fall des Spirograf- bindung mit detaillierten Modellrech- Beobachtungen mit dem Very Large nebels IC 418, die Messung der Aus­deh­ nungen, in denen die dreidimensionale Ar­ray bei einer Wellenlänge von 21 Zenti- nung der Hülle. Bei dieser Methode ver- Struktur der Fotoionisation des Nebels be­ metern durch A. Russel Taylor und Grant gleichen die Astronomen die Ge­schwin­ rück­sich­tigt wurde, besagen, dass die Ex- T. Gussie von der Universität von Calga- dig­keit, mit der die Winkelausdehnung pansionsgeschwindigkeit nahe dem äuße­ ry, Kanada, aus dem Jahr 1989 zeigten, in der Him­mels­ebene anwächst, mit der ren Rand 30 Kilometer pro Sekunde be- dass der optisch sichtbare Nebel von ei- spektroskopisch Ex­pan­ trägt. Verknüpft man dies mit der gemes- ner ausgedehnten Hülle neutralen Was- sionsgeschwindigkeit entlang des Seh- senen Expansionsrate in der Himmels­ serstoffs umgeben ist, deren Dichte nach strahls. ebene, so folgt daraus die Entfernung; außen hin proportional zum Quadrat des 22 Juli 2009 be­stimm­ten durch das Weltraumteleskop Hubble. Sterne und Weltraum