Prozessorientiertes Projektieren Entwerfen als interdisziplinäre

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agps.architecture
Prozessorientiertes Projektieren
Entwerfen als interdisziplinäre Team-Arbeit
Seiltänzer
Luftseilbahn Portland, Oregon
Eine neue Luftseilbahn in Portland, Oregon, wird das Oregon
Health & Science University Hospital mit der neu aufgewerteten Uferzone entlang des Willamette River verbinden. Das
Projekt schlägt eine Reihe von Strategien vor, die im Lauf der
Die Vielfalt und Komplexität der Randbedingungen, welche bei der Entwicklung eines Bauvorha-
Zeit eingesetzt werden können und somit ein offenes und an
bens zu berücksichtigen sind, bedingen ein vernetztes und fachübergreifendes Denken im Pla-
Veränderungen anpassungsfähiges System ermöglichen. Das
nungsprozess. Diese Tatsache ist als solche nicht neu, wird aber mit der laufend zunehmenden
unterschiedliche Nachbarschaften durch städtebauliche Ein-
übergeordnete Ziel liegt in einer Serie von Verknüpfungen, die
Informationsmenge, welche zu verarbeiten ist, immer aktueller. Für das Entwickeln von architekto-
griffe, Aufwertungen von Quartieren, Verkehrsinfrastrukturen
nischen Projekten spielen zwei Aspekte eine wichtige Rolle, indem sie das Feld der Themenkreise
ist das Herzstück der neuen Verknüpfungsstrategie. Bereits
und Grünplanung miteinander verbinden. Die Luftseilbahn
über das eigentliche Fachgebiet erweitern:
während der Wettbewerbsphase wurde eng mit Ove Arup &
Als Erstes der Umstand, dass die Architektur grundlegend abhängig ist von einem Austausch mit
ziplinären Teamarbeit soll insbesondere eine Erhöhung des
Partners, Los Angeles, zusammengearbeitet. Mit der interdis-
anderen Wissensgebieten, seien sie den Human-, Sozial-, Natur- oder technischen Wissenschaf-
Wissensstandes wie auch des Entscheidungsspielraumes er-
ten zugehörig, und zweitens der Einbezug von einer Vielzahl verschiedener – meistens fachbe-
werden. Die Luftseilbahn ist als minimaler Eingriff entworfen,
zielt werden, die zur Bewältigung komplexer Aufgaben benötigt
zogener – Individuen und Gruppen in ein gemeinschaftliches Unternehmen. Provokativ formuliert
die mit ihrer leichten und offenen Struktur die Transportinfra-
heisst dies, dass die Architektur weder als autonome, introvertierte Disziplin verstanden werden
ist als offene Stahlstruktur ausgeführt, deren überdeckte Platt-
struktur entmaterialisiert. Die auf dem Hügel gelegene Station
darf, noch auf der ausschliesslichen Autorenschaft eines einzelnen Entwerfenden beruhen kann.
form auf verschränkten Beinen über dem steilen Abhang balan-
Das traditionelle Berufsbild des entwerfenden Architekten und der ihm zur Umsetzung einer ge-
Transparenz zwischen dem dahinter liegenden Spitalkomplex,
ciert. Eine Umhüllung aus netzartigem Streckmetall ermöglicht
stalterischen Absicht verhelfenden Fachplaner ist damit grundlegend in Frage zu stellen. Neue
der weiten Landschaft und der unterhalb gelegenen Stadt. Die
Formen der Arbeit werden entwickelt, die zu veränderten Rollen der verschiedenen, an einem Bau-
minium. Die untere Station dient als öffentliches Zentrum der
Gondel ist eine zweifach gekrümmte Form aus Glas und Alu-
vorhaben beteiligten Personen führen.
Studienmodelle Flickflauder, Appenzell
neuen Nachbarschaft. Wie bereits die Bergstation, ist auch
diese ein offenes Gerüst der sichtbaren Stahlkonstruktion mit
einer Streckmetallverkleidung. Eine flache Fussgängerbrücke
verknüpft die unmittelbare Nachbarschaft mit der Uferzone,
die das bestehende Wegnetz vom Wasser auf den Hügel erweitert. Ein öffentlicher Raum zwischen der unteren Station
und dem Willamette River vervollständigt die Serie von Luft-,
Land- und Grünverbindungen vom Hügel zum unten gelegenen
Flickflauder
Flussufer.
Restaurant Hof Weissbad, Appenzell
Architektur: agps.architecture
Marc Angélil, Sarah Graham, Manuel Scholl, Reto Pfenninger, Hanspeter Oester
Mark Motonaga (Projektleiter), Moshik Mah (Projektleiter), Joe Baldwin, Keith Evans, Gant Jones,
Jesse LeCavalier, Scott Utterstrom
Auftraggeber: Portland Aerial Tram, Inc.
Bauingenieur: Ove Arup & Partners, Los Angeles
Generalunternehmer: Kiewit Pacific Co.
Gondelhersteller: Garaventa AG
Gebäudetechnik: Ove Arup & Partners, Los Angeles
Fassadenplaner: Dewhurst McFarlane and Partners PC
Rahmenbedingungen fördern die Innovation. Die Herausforderung bei der Erweiterung des Hotels Hof Weissbad im Kanton
Appenzell bestand in der Beschränkung der Bauzeit auf sechs
Wochen. Es lag auf der Hand, dass Vorfabrikation angewendet
werden musste, um den engen Zeitrahmen einhalten zu können.
Situation Seilbahnstationen, Portland, Oregon
7 Komponenten des Projekts
Dabei lag der Fokus der Planung nicht nur auf dem Entwurf des
Gebäudes, sondern vor allem auf der minutiösen Vorbereitung
des Bauprozesses. Entwerfen heisst auch Prozesse entwerfen.
Das Gebäude musste in Elementbauweise erstellt werden: je
grösser die einzelnen Elemente, desto schneller und effizienter können sie zusammengebaut werden. Die lokale Holzindustrie war an einer Zusammenarbeit interessiert. In zahlreichen
Besprechungen mit den Herstellern und Ingenieuren wurden
Strategien für den Einsatz der verfügbaren Techniken entwickelt. Schliesslich wurde eine hybride Konstruktion gewählt,
die sowohl digitale als auch analoge Herstellungstechniken
vereint. Um die Herstellung der Elemente zu beschleunigen,
wurde CAD/CAM-Technologie eingesetzt.
Der Bau besteht aus elf identischen, bügelförmigen Elementen,
die ineinander verkeilt eine Einheit bilden. Die einzelnen Glieder
wirken als biegesteife Rahmen, die erst durch die gegenseitige
Verzahnung eine statisch bestimmte Struktur generieren. Die
Elemente sind leicht geneigt, wodurch ein visuelles Spiel zwischen der Instabilität der Teile und der Stabilität des Ganzen
entsteht. Formal und räumlich erzeugt die Struktur eine Sequenz von offenen und geschlossenen Keilen. Wie eine Raupe
erscheinen die leicht ineinander greifenden Elemente. Gerüchten zufolge kriecht das Gebäude auf seinen Zehenspitzen.
Was als technische Aufgabe begann, wurde zu einer Erkundung seiner Wirkung: das latente Potential der Architektur zur
Aktivierung der Sinne. Ausgehend von den Anforderungen der
realen Konstruktion entwickelte sich das Projekt in einen Bereich des Affekts: Der Metamorphose einer Raupe zu einem
Schmetterling.
Architektur: agps.architecture
Marc Angélil, Sarah Graham, Manuel Scholl, Reto Pfenninger, Hanspeter Oester
Bettina Klinge (Projektleitung Planung), Katia Schröder (Projektleitung Ausführung), Gabi Hauser,
Barbara Schwab
Auftraggeber: KW Kurhotel Weissbad AG
Bauingenieur: Andreas Lutz, APT Ingenieure GmbH
Hersteller: Blumer-Lehmann Elementbau AG
Gebäudetechnik: Matthias Thieme, Thieme-Klima AG
Farbkonzept: Blanca Blarer
Film: Thomas Karrer
Foto: Reinhard Zimmermann
CNC-Fräsen
Abwicklungen und Koordinaten der Bügelelemente
Vormontage
Transport
Abladen
Werkplan Schnitt obere Seilbahnstation
Schweissarbeiten in Werkhalle, Portland, Oregon
Montage
Aussenansicht Flickflauder
Innenansicht während Aufbau
Modell obere Seilbahnstation
Werkpläne Grundrisse obere Seilbahnstation
agps.architecture: Marc Angélil, Sarah Graham, Manuel Scholl, Reto Pfenninger, Hanspeter Oester
Zurich – Los Angeles
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