Grundbegriffe, Syntax, Semantik Übersetzung natürlichsprachiger Sätze in PL Logik und modelltheoretische Semantik Prädikatenlogik (PL) Robert Zangenfeind Centrum für Informations- und Sprachverarbeitung, LMU München 9.5.2017 Zangenfeind: Prädikatenlogik 1 / 14 Grundbegriffe, Syntax, Semantik Übersetzung natürlichsprachiger Sätze in PL Einführendes baut auf Aussagenlogik auf wesentlich detaillierter als AL innere Struktur von Sätzen erkennbar enthält Ausdrücke, die Namen und Prädikaten der natürlichen Sprache entsprechen ebenfalls nur Aussagesätze Zangenfeind: Prädikatenlogik 3 / 14 Grundbegriffe, Syntax, Semantik Übersetzung natürlichsprachiger Sätze in PL Syntax der PL (1) Namen: ’Paris’, ’Bodensee’, ’Quentin Tarantino’, . . . : entsprechen in PL Individuenkonstanten (a, b, c, etc.) Prädikate: ’. . . läuft’, ’. . . ist groß’, ’. . . ist ein Bruder von . . . ’, ’. . . befindet sich zwischen . . . und . . . ’: entsprechen in PL Prädikatbuchstaben (F1 , G1 , H2 , F3 , etc.) Satzoperatoren (wie in AL): ¬, ∧, ∨, →, ↔ quantifizierende Ausdrücke: Alloperator (’alle . . . ’) ∀ Existenzoperator (’es gibt mindestens ein . . . ’) ∃ Hilfszeichen: ( ) Namen und Prädikate: deskriptive Ausdrücke Satzoperatoren und quantifizierende Ausdrücke: logische Ausdrücke Zangenfeind: Prädikatenlogik 4 / 14 Grundbegriffe, Syntax, Semantik Übersetzung natürlichsprachiger Sätze in PL Syntax der PL (2) (i) Atomare Sätze: Prädikatbuchstabe + Individuenkonstante(n) z.B.: F1 a, G1 b, H2 ab, F3 aeh (ii) Komplexe Sätze: atomare Sätze + Satzoperator(en) z.B.: ¬F1 a, (G1 b ∧ H2 ab) (iii) Quantifizierende Sätze: dazu ist Satzfunktion nötig: Ausdruck, bei dem statt Individuenkonstanten (a, b, c, ...) mindestens eine Individuenvariable (x, y, z, ...) steht, z.B. F1 x, F2 xb aus einer Satzfunktion wird ein Satz, wenn (i) Variable wiederum durch Konstante ersetzt wird oder (ii) ein Quantor mit Variable vor die Satzfunktion geschrieben wird Bsp. quantifizierender Satz: ∀xF1 x Zangenfeind: Prädikatenlogik 5 / 14 Grundbegriffe, Syntax, Semantik Übersetzung natürlichsprachiger Sätze in PL Bereich eines Quantors Bereich eines Quantors ist die Satzfunktion, die unmittelbar auf den Quantor folgt, z.B.: ∀x∃yF2 xy -> Bereich des Quantors ‘∀x’ ist ‘∃yF2 xy’ Bereich des Quantors ‘∃y’ ist ‘F2 xy’ Das Vorkommnis einer Variable x in einer Satzfunktion heißt gebunden, wenn dieses Vorkommnis in einem Quantor oder im Bereich eines Quantors mit derselben Variablen liegt – sonst heißt es frei Zangenfeind: Prädikatenlogik 6 / 14 Grundbegriffe, Syntax, Semantik Übersetzung natürlichsprachiger Sätze in PL Semantik der PL (1) Interpretation I legt (i) die Bedeutung der deskriptiven Ausdrücke von PL fest und gibt (ii) durch Angabe einer nicht leeren Menge D den Bereich an, auf den sich die Quantoren beziehen. 1. Bereich einer Interpretation kann z.B. die Menge aller Menschen sein oder die Menge der Städte Berlin und München, also z.B.: D = Menge aller Menschen 2. Bedeutung der Individuenkonstanten wird dadurch bestimmt, dass I jeder Individuenkonstanten von PL einen Gegenstand aus D zuordnet; I kann z.B. der Indididuenkonstanten a Sokrates zuordnen, also: a: Sokrates Zangenfeind: Prädikatenlogik 7 / 14 Grundbegriffe, Syntax, Semantik Übersetzung natürlichsprachiger Sätze in PL Semantik der PL (2) 3. Bedeutung der Prädikatbuchstaben wird dadurch festgelegt, dass I jedem Prädikatbuchstaben ein Prädikat zuordnet, d.h. (i) Eigenschaft der Gegenstände von D oder (ii) Beziehung zwischen den Gegenständen von D; z.B.: F1 : ... ist ein Philosoph F2 : ... ist berühmter als ... Der Satz F1 a ist bezüglich seiner Interpretation I wahr, wenn der durch a bezeichnete Gegenstand die Eigenschaft F1 hat Zangenfeind: Prädikatenlogik 8 / 14 Grundbegriffe, Syntax, Semantik Übersetzung natürlichsprachiger Sätze in PL Wichtige prädikatenlogische Gesetze ¬∀xF1 x = ∃x¬F1 x bzw. ∀xF1 x = ¬∃x¬F1 x ¬∃xF1 x = ∀x¬F1 x bzw. ∃xF1 x = ¬∀x¬F1 x -> Existenzoperator kann durch den Alloperator definiert werden Zangenfeind: Prädikatenlogik 9 / 14 Grundbegriffe, Syntax, Semantik Übersetzung natürlichsprachiger Sätze in PL Übersetzungen sollen möglichst strukturreich sein Satz A’ (PL) soll in seiner Struktur dem natürlichsprachigen Satz A möglichst ähnlich sein Beispiele für atomare Sätze: (1) Der Eiffelturm ist eine Metallkonstruktion. D = Menge aller Bauwerke a: Eiffelturm F1 : ... ist eine Metallkonstruktion F1 a (2) Hans und Karl sind Brüder. Umformung: (2’) Hans ist ein Bruder von Karl. D = Menge aller Menschen a: Hans b: Karl F2 : ... ist ein Bruder von ... F2 ab Zangenfeind: Prädikatenlogik 11 / 14 Grundbegriffe, Syntax, Semantik Übersetzung natürlichsprachiger Sätze in PL Beispiele für komplexe Sätze: (3) Hans schläft, während Karla Natascha besucht. D = Menge aller Menschen a: Hans b: Karla c: Natascha F1 : ... schläft F2 : ... besucht ... F1 a ∧ F2 bc (4) Karla ist zuhause oder bei Hans D = Menge aller Menschen a: Karla b: Hans F1 : ... ist zuhause F2 : ... ist bei ... ¬(F1 a ↔ F2 ab) Zangenfeind: Prädikatenlogik 12 / 14 Grundbegriffe, Syntax, Semantik Übersetzung natürlichsprachiger Sätze in PL Beispiele für quantifizierende Sätze (5) Alle Lebewesen sind sterblich. D = Menge aller Lebewesen F1 : ... ist sterblich. ∀xF1 x Was bedeuten die folgenden beiden Sätze der PL: (6) ¬∀xF1 x (7) ∀x¬F1 x D = Menge aller Kinder F1 : ... ist ein Philosoph -> (6) Nicht alle Kinder sind Philosophen. -> (7) Kein Kind ist ein Philosoph. Zangenfeind: Prädikatenlogik 13 / 14 Grundbegriffe, Syntax, Semantik Übersetzung natürlichsprachiger Sätze in PL (8) Einige gerade Zahlen sind größer als 17. Achtung! nicht übersetzbar mit: D = Menge der geraden Zahlen a: 17 F2 : ... ist größer als ... ∃xF2 xa -> keine statthafte Übersetzung, weil alle Individuenkonstanten einem Gegenstand zugeordnet werden müssen, der zum Bereich D gehört! (a gehört aber nicht zu D) stattdessen mit Umformung: (8’) Einige Zahlen, die gerade sind, sind größer als 17. D = Menge der natürlichen Zahlen a: 17 F2 : ... ist größer als ... F1 : ... ist eine gerade Zahl ∃x(F1 x ∧ F2 xa) Zangenfeind: Prädikatenlogik 14 / 14