Harte Schale, transluzenter Kern

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Wohnhaus in Dulwich, London
Harte Schale, transluzenter Kern
Bauherrschaft
Tracy Fox und Steve Adamson
Ingenieure
Built Engineers Ltd
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Architektur
Jonathan Tuckey Design Ltd.
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Baujahr
2015
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Lageplan, M 1:2500
Eine Familie aus London hat im Stadtteil Dulwich auf einem Hinterhofschrottplatz ihr neues Zuhause realisiert. Der Entwurf von Jonathan Tuckey Design
lässt eine völlig neue Atmosphäre und eine eigene Welt im Zentrum des Stadtteils entstehen.
Die Lordship Lane ist eine der beliebtesten Ein­
kaufsstrassen in East Dulwich in London. Lokales
Gewerbe wie Metzger, Bäckereien oder kleine Hand­
werksbetriebe stehen in direkter Nachbarschaft zu
Boutiquen und traditionellen «Greasy Spoon Cafes».
In den im rechten Winkel zur Loardship Lane
abzweigenden Strassen liegen Wohngebiete, deren
Strassenbilder durch viktorianische Backsteinhäu­
ser aus der Zeit von 1865 bis 1885 geprägt sind. Das
Gebiet ist eine zunehmend beliebtere Wohngegend,
wodurch nicht nur eine enorme Aufwertung der
Umgebung stattgefunden hat, sondern es auch
zunehmend schwerer wird, Baugrund zu finden.
0
50m
Eine fünfköpfige Familie hatte das Glück, in dieser
Umgebung ein ungenutztes Hinterhofgrundstück zu
erstehen. Das war zu diesem Zeitpunkt jedoch eher
ein Schrottplatz mit Metallresten und Autoreifen,
die überall herumlagen. Die Eltern, beide Handwer­
ker, sahen jedoch ihre Chance gekommen, hier ein
neues Haus mit Werkstatt für sich zu realisieren.
Ein Platz als Zentrum
Das Grundstück betritt man über eine schmale
Zufahrt, die zwischen einem Werksgebäude und
einem sanierten viktorianischen Wohnhaus liegt.
Das Grundstück selbst ist nahezu rechtwinklig und
wird auf drei Seiten von Häusern flankiert. Ledig­
lich an der Ostgrenze schliessen die Gärten der
Nachbarhäuser an das Grundstück an.
Grundriss Erdgeschoss,
M 1:400
Schnitt, M 1 : 150
14
s t e e l doc 01/17
Der Grundriss des Neubaus ist u-förmig und mit der
Öffnung in Richtung der Nachbargärten ausgerich­
tet. Das besondere Merkmal des Gebäudes ist die
Kombination der verschiedenen Tragwerkkonstruk­
tionen und Fassadenmaterialien. Die Rückseite ist
als massives Blockmauerwerk ausgeführt mit einer
aufgesetzten Fassade aus Faserzementwellplatten
und legt sich wie ein Schutzwall um den Wohn­
raum. Das Mauerwerk schottet das Haus sozusagen
gegen die angrenzenden Häuser ab. Die Vorderseite
des Gebäudes bildet eine Stahlrahmenkonstruktion
mit einer Fassade aus transluzenten Polykarbonat­
paneelen. Diese Konstruktion wirkt im Gegensatz
zum massiven Mauerwerk federleicht und ermög­
licht eine direkte Verbindung des Wohnraums mit
dem Innenhof.
Die Wahl der eingesetzten Materialien ist ein
Querschnitt durch die Materialität der benachbar­
ten Backsteinbauten und den herumliegenden
Materialien des schmuddeligen Hinterhofs, der das
Grundstück einmal war. Die Aussenfassade aus
Blockmauerwerk dient neben den gestalterischen
Aspekten auch als thermische Masse für das
Energiekonzept des Hauses. Die Hoffassade mit den
transluzenten Polykarbonatpaneelen stellt eine
Verbindung zwischen Innen- und Aussenraum dar
Blick aus dem Schlafzimmer in
den Hof und auf die Werkstätten.
Schlafzimmer im
Obergeschoss
Die Werkstatt ist an der Strassenseite des Grund­
stücks platziert. Auf der gegenüberliegenden Seite
liegen die privaten Räume mit Bad- und Schlafzim­
mer. Diese beiden Flügel sind durch einen Wohnund Essbereich miteinander verbunden. Der so
entstandene Innenhof wird zum zentralen Element
des Entwurfs – ein Freiluftwohnzimmer, zu dem
alle Innenräume eine direkte Verbindung haben. In
der Mitte der Fassade und im Zentrum des Hofes
liegt der Haupteingang zum Gebäude. Dadurch
bekommt das Haus eine offizielle Vorderseite.
s t e e l doc 01/17
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Wohnhaus in Dulwich, London
und trägt zum Lichteintrag ins Gebäude bei. So
entsteht eine «edle Werkstatt» im Zentrum des
Grundstücks, dessen Innenleben sich auch auf der
Fassade aus Wandpaneelen abzeichnet.
Zusammenspiel
Die Kombination der Konstruktion aus verschiede­
nen Gewerken ergibt sich neben gestalterischen
Fragen auch aus ökonomischen und praktischen
Fragen. Als handwerklich versierte Familie und um
Kosten zu sparen, übernahmen die Bauherren das
Direktes und indirektes Licht
erhellen die Galerie, die den
Schlafbereich mit der Werkstatt im Obergeschoss verbindet.
Wie das Wohnzimmer haben
alle Räume im Erdgeschoss einen direkten Zugang zum Innenhof. Bei gutem Wetter erweitert sich der Lebensraum in
den Hof.
Projekt nach Fertigstellung der Planung von Jonat­
han Tuckey Design, managten den Bau selbst und
erbrachten viele Arbeitsstunden in Eigenleistung.
Die Stahlkonstruktion ermöglicht grosse Spannwei­
ten in der Fassade, die mit Holz nicht zu realisieren
wären. Sie ist aus RHS-Hohlprofilen, PFC U-Profilen
und UB Doppel-T-Trägern aus S 275 JR Stahl
erstellt, die stellenweise mit Holz ausgefacht sind.
Über die Holzausfachungen ist die Stahlrahmenkon­
struktion mit den Holzbalkendecken verbunden. Die
Decken sind mit Sperrholzplatten gedeckt, was zur
Aussteifung der Konstruktion beiträgt. Die ganze
Stahlkonstruktion ist mit konventionellen Kopfplat­
ten auf der Ortbetonbodenplatte und am Mauerwerk
verankert. Zwischen die Betonplatte und die
Kopfplatten der Stahlstützen ist eine thermische
Trennung eingearbeitet. Die für die Hoffassade
gewählte Verkleidung aus transluzenten Polykarbo­
natpaneelen, wird mit einem Rahmensystem des
Herstellers auf der Stahlrahmenkonstruktion
verschraubt.
Robuste Transparenz
Das Rahmensystem der Polykarbonatfassade besteht
aus stranggepressten Profilen aus Aluminium EN
AW-6060. Die Fassade ist in einem Zweischichtsys­
tem der Aussen- und Innenfassade vorgesetzt. Die
Paneele sind 60 mm dick bei einem Gewicht von 6.5
kg/m2, weisen einen U-Wert von 0.69 W/m2K auf
und ermöglichen eine Schallreduktion von 28 dB.
Das Material ist sehr robust. Es zeichnet sich durch
eine hohe Temperaturbeständigkeit von
– 40 °C bis zu + 115 °C aus, wobei es form- und
farbstabil bleibt. Der integrierte UV-Schutz garan­
tiert, dass die Elemente über lange Jahre unverän­
dert aussehen. Für das Haus in Dulwich wurde vom
Hersteller ein spezieller Paneeltyp entwickelt.
Dieser ist auf der Aussenseite gefrostet und auf der
Innenseite klar. Im Doppelhautaufbau der Fassade
werden die zwei klaren Seiten einander gegenüber­
gesetzt. So wird eine maximale Lichtdurchlässig­
keit erzielt, bei gleichzeitigem Sichtschutz durch die
gefrosteten Ansichten.
Die Fassadenelemente werden mit einem Randkan­
tensystem installiert. Dieses wird zuerst an der
Fassadenkonstruktion verschraubt und abgedichtet,
die Polykarbonatelemente werden dann eingesetzt
und versiegelt. Untereinander sind die Paneele
durch Nut und Feder verbunden.
Massive Trägheit
Das Energiekonzept des Gebäudes beruht auf der
Strategie der thermischen Trägheit gekoppelt mit
Solarthermie und einer Wärmerückgewinnungsund Ventilationsanlage. Dabei wird die Ventilation
16
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Key
NOTES:
Genaue Planbeschriftung und
-ausrichtung erfolgt noch.
* ALL SCREED REINFORC
DESIGN
*CONCRETE WATERPROO
SPEC.
f
ROOF TYPE R1
GENERAL NOTE:
54
DO NOT SCALE OR SET O
DRAWING.
ALL DRAWINGS TO BE RE
CONJUNCTION WITH DES
SPECIFICATION, S.E SPE
DRAWINGS AND M&E SP
AND DRAWINGS
18
25 18
100
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PPOR
UM
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350M
18
UNSU
145
ALUMINIUM FLASHING
50
50 X 50MM TIMBER BATTENS
77
INSECT MESH
6
45
15
45
50 X 25MM TIMBER BATTENS
2NO 18MM PLY WOOD
ALUMINIUM FLASHING
Project: 120 The Yard
Drawing Title:
RAIN WATER RUN-OFF
BETWEEN 10MM BATTENS
+ 5350
TIMBER STUDS
SIZING AS PER SE SPEC
ROOF OVERHANG/
RODECA WALL
DET. 18
WALKWAY
77
51
1 Dachaufbau: Faserzementwellplatten, 50 x 50 Dachlattung, 50 x 25 Konterlattung,
Unterspannbahn, 18 mm Sperrholzplatten, Dämmung, Dampfsperre, 18 mm Sperrholz (tragend), Dachsparren, 50 50
Holzlattung, Gipskartonbeplankung gespachtelt und gemalt
49
77
Tel
ww
Scale:
1:5
Revision:
/
Phase:
CONSTRUCTION
Drawing No:
120_467_C_Sectio
c Copyright
f
This drawing is the property of Jona
Copyright and intellectual property o
reserved by them. The drawing is iss
it is not copied either wholly, or in
consent from Jonathan Tuckey Desig
scaled. Contractor to work to figura
dimensions to be checked on site b
work or shop drawings. This dra
917
conjunction
with the specifica
e
250
WALL TYPE W7
180 X 90 X 26 PFC
AS PER SE SPEC
2 Wandaufbau: Rahmensystem
Palycarbonatfassade aus Aluminium EN AW-6060 mit
60 mm Polycarbonatpaneelen
im Doppelschichtaufbau dazwischen Stahlkonstruktion aus
150 X 100 X 5 RHS Holprofilen, Kanthölzern, Dämmung,
Aluminiumabdeckung, Türrahmen mit Tür aus Aluminium
TIMBER BLOCK
FLOOR TYPE F7
50
18
+ 2930
50
50
77
25 18 35
45
45
180
77
15 28
Eine eigene Welt
Wie in seiner eigenen kleinen Welt steht das Haus
nun auf dem Hinterhof in Dulwich. Durch die
geschickte Platzierung auf dem Grundstück haben
die Architekten für die Bauherrschaft das Beste aus
dem kleinen Grundstück und der schwierigen
Voraussetzungen gemacht. Die klare Unterteilung
des Bauvolumens nach Werkstatt, öffentlichen und
privaten Zonen unterstreicht die Entwurfsidee
zusätzlich und der Einsatz der transluzenten
Fassade zeigt, dass auch aus dunklen englischen
Hinterhöfen ein wahres Paradies werden kann.
50
durch die vielen Drehkippfenster und die Dachfens­
ter gewährleistet und zusätzlich durch akustisch
gedämpfte Ventilationspaneele im Gebäude unter­
stützt. Die Ortbetonbodenplatte und das Mauerwerk
der hofabgewandten Hausseiten dienen als thermi­
sche Speichermasse. Ein besonderer Punkt bei der
Realisierung war der Einsatz einer tragfähigen
Isolierung an der Basis des Blockmauerwerks.
Dadurch verläuft die Isolationslinie unterhalb des
polierten Betonbodens bis hinter die aus ästheti­
schen und umweltbedingten Gründen exponierten
Blockwände. So entstehen keine Wärmebrücken
und die über eine Fussbodenheizung eingebrachte
Wärmeleistung verbleibt im Innenraum. Die
integrierte Fussbodenheizung ist an die Wärme­
rückgewinnungsanlage gekoppelt. Ursprünglich
war eine Fotovoltaikanlage auf dem nach Süden
geneigten Dach über der Werkstatt geplant. Diese
wurden aber aus Budgetgründen eingespart.
3 Anschluss Zwischendecke:
50 mm Kantholz, 180 x 90 PFC
U-Profil mit durchlaufendem
Massivholz zur Aufnahme von
Trägerwinkeln
+ 2585
RECESS FOR TUBE LIGHT AND CURTAIN R
SIZE TBC
200
150 X 100 X 5 RHS BEAM
AS PER SE SPEC
TIMBER STUDS TO SE SIZING
INSULATION
ALUMINIUM FLASHING
yeK
4 Zwischendeckenaufbau:
18 mm Sperrholzplatte, Fussbodenheizung mit 25 mm Dämmung, 245 mm JJI 245A Tragbalken Holz, 12,5 mm
Gipskartonplatte Feuerschutz
imprägniert, 35 x 50 mmHolzlattung, 15 mm Sperrholzplatte
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NGISED
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NGISED HTIW NOITCNUJNOC
DNA NOITACIFICEPS E.S ,NOITACIFICEPS
NOITACIFICEPS E&M DNA SGNIWARD
SGNIWARD DNA
YBBOL RIATS
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REVAP ETERCNOC
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LAIRETAM NOISNAPXE
BALS OT DEXIF REKCAP REBMIT
SROHCNA NISER 8M HTIW
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08
45
45
98
56
07
071
07
052
6 Bodenaufbau Innen: Gussestrich poliert, Stahlbetondecke
mit Fussbodenheizung, 70 mm
Wärme- und Trittschalldämmung, Stahlbetondecke, Bauwerksabdichtung, Magerbeton,
ROOD LANRETXE
Kies
NIARD/HCROP/DLOHSERHT
HCNERT SECIVRES EVI
NI TUC MM05 HTIW T U
CEPS ES REP SA BALS
MM07 NIATNIAM OT
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05
5 Bodenaufbau Aussen: 35 mm
Betonpflastersteine, Pflasterbett Sand, Entwässerungsrinne,
Kies
53
draY ehT 021 :tcejorP
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05
Projekt The Yard House
Ort 155C Lordship Lane, East Dulwich, London, SE22 8HX
United Kingdom
Bauherrschaft Tracy Fox und Steve Adamson
Architekten Jonathan Tuckey Design Ltd.
Ingenieure Built Engineers Ltd.
Weitere Fachplaner Skelly & Couch Ltd; Planung der
­R ichtlinie «Code for Sustainable Homes Consultant»:
­E nviro-Sustain; Shore Engineering; Produk Ltd.
Stahlbau Ballustrade von Flux Metal
Konstruktionsart Hybridbauweise aus Betonbodenplatte,
Blockmauerwerk und Stahl-Holzrahmen
Vorfertigung und Montage Transluzente Innenhoffassade
aus Rodeca-Polycarbonatplatten, montiert auf der Baustelle
Stahlsorten S 275 JR
BGF 280 m 2
Nutzfläche 280 m 2
Nutzung Wohnhaus und Werkstatt / Künstlerstudio
Gesamtkosten £ 425 500
Bauzeit zwei Jahre
Fertigstellung Juli 2015
Energieeffizienz Natürlich belüftetes
Wärme­r ück­g ewinnungs-Belüftungssystem
32 .T E D
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